<strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> Wirtschaftstrends –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– <strong>Saudi</strong> <strong>Arabia</strong> Economic Trends 29
30 –––––––––––––––––––––––––––––––––– WirTSchAfTliche enTWicklunGSTrenDS <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> verfügt mit seinen auf 264 Mrd. Barrel geschätzten Ölvorkommen über ein Viertel der derzeit nachgewiesenen globalen Reserven und über knapp 4% der weltweiten Erdgasvorkom men. Das Land ist der größte Erdölexporteur und der drittgrößte Exporteur von Erdgas. Die Öl wirtschaft erbringt ca. 82% der Staatseinnahmen und ca. 90% der Exporterlöse. Diese Abhängigkeit vom Öl führt dazu, dass sich Preisschwankungen auf dem Erdölweltmarkt unmittel bar auf die Außenwirtschaft, den Staatshaushalt und die binnenwirtschaftliche Entwicklung auswirken. Zwar haben die Anstrengungen zur Diversifizierung der einheimischen Wirtschaft dazu geführt, dass sich der Anteil des Öl- und Gassektors am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von über 50% Anfang der 90er Jahre auf ca. 32,3% (2006) ver ringert hat, der Anteil der verarbeitenden Industrie an der gesamten saudischen Wirtschaftsleistung bleibt jedoch mit 11,7% immer noch gering. Der BIP-Anteil der Bauwirtschaft beträgt 6,9% und der der Dienstleistungen 20,6%. Die Landwirtschaft, die mit dem Ziel einer möglichst weitge henden Autarkie bei der Herstellung von Grundnahrungsmitteln stark gefördert wurde – ein wirtschaftlich und ökologisch strittiges Vorhaben -, hat einen Anteil von 4,9% an der Erzeugung des BIP. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre ging das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts erheblich zu rück. Hauptursachen für diese Wachstumsabschwächung waren die rückläufigen Investitionen und deren ungenügende Effizienz, die Folgen des Golfkrieges und der starke Ölpreisverfall in den Jahren 1998/99. Nach vielen Jahren der Rezession und Stagnation befindet sich <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> gegenwärtig in einer Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs. Hauptgründe hierfür sind die seit 2000 eingeleiteten Wirtschaftsreformen, die den im November 2005 erfolgten WTO-Beitritt ermöglicht haben, sowie die anhaltend hohen Ölpreise und die ausgeweiteten Fördermengen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch die wachsende Bedeutung des Privatsektors. Mittlerweile hat sich das BIP-Wachstum erheblich stabilisiert und Steigerungsraten erreicht, die kennzeichnend für einen regelrechten Wirtschaftsboom sind. Nachdem in 2003 mit 7,7% ein Rekordwachstum erreicht wurde, sind auch die in den Folgejahren erzielten Steigerungen von 5,3% (2004), 6,1% (2005) und 4,3% (2006) beachtlich. Im Jahr 2007 erreicht das BIP einen erneuten Zuwachs von 4,1%. Bedeutungsvoll für den erfolgreichen Fortgang wirtschaftlicher Diversifizierung ist die Tatsache, dass die Nicht-Ölbereiche in den letzten Jahren ein Wachstum mit steigender Tendenz (2007: 6,6%) aufwei sen. Dieses insgesamt positive Wirtschaftswachstum führte auch zu einer beträchtlichen Verbesserung der Budgetsituation. Besonders die hohen Öleinkünfte bewirkten in Verbindung mit einer ausgewogenen Ausgabenpolitik eine Rückführung der in den 90er Jahren chronischen Haushaltsdefizite. Seit 2003 schloss der Haushalt sogar mit einem Überschuss ab, der sich in 2005 auf 18,7% des BIP und in 2006 auf 22,3% des BIP belief. Auch das Budget für 2007 wird erneut mit einem Aktivsaldo von 19,1% des BIP abgeschlossen werden. Infolge dieser Budgetüberschüsse hat sich auch die innere Verschuldung des Staates in den letzten Jahren beträchtlich verringert, und zwar von ca. 95% des BIP in 2001 auf ca. 22,6% in 2007. Die Außenwirtschaftsstrukturen werden als solide eingeschätzt. Ein- und Ausfuhren werden re lativ unproblematisch abgewickelt. Die saudische Handelsbilanz ist traditionell aktiv. Die Handelsbilanzüberschüsse, die in 2001 bis auf 39,2 Mrd. US$ gestiegen waren, erreichten in 2005 ein Volumen von 125,5 Mrd. US$ und 148,5 Mrd. US$ in 2006. Für 2007 beträgt der Überschuss in der Handelsbilanz erneut 103,6 Mrd. US$. Die Hauptursache für diese aktive Handelsbilanzentwicklung der letzten Jahre waren zweifellos die gestiegenen Ölpreise sowie eine beträchtliche Erhöhung der Ausfuhren von petrochemischen Produkten und Erzeugnissen der verarbeitenden Industrie. Obgleich die Überschüsse in der Handelsbilanz erheblich sind, reichen sie nicht aus, die stets defizitäre Dienstleistungs- und Übertragungsbilanz auszugleichen. Daher weisen nach Angaben des Internationalen Währungsfonds die Auslandsschulden <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong>s eine wachsende Tendenz auf. Ihr Volumen stieg innerhalb von fünf Jahren von 26,6 Mrd. US$ (2001) auf 52,89 Mrd. US$ (2007). Angesichts der hohen Wirtschaftsleistung wird das Niveau der Auslandsverschuldung gegenwärtig als moderat bewertet, was in Verbindung mit dem starken Rückgang der inneren Verschuldung für eine insgesamt verbesserte Finanzsituation des Landes gegenüber der zweiten Hälfte der 90er Jahre spricht.