Saudi-Arabien Wirtschaftshandbuch Saudi Arabia Business ... - Ghorfa

Saudi-Arabien Wirtschaftshandbuch Saudi Arabia Business ... - Ghorfa Saudi-Arabien Wirtschaftshandbuch Saudi Arabia Business ... - Ghorfa

27.11.2012 Aufrufe

16 –––––––––––––––––––––––––––––––––– POliTiSche STrukTur Saudi-Arabien ist eine Monarchie auf religiöser Grundlage. Der Koran und die „Sunna“, welche die überlieferten Aussagen des Propheten Mohammad beinhalten, bilden die Verfassung. Das „Grundgesetz“ von 1992 bestimmt die wesentlichen Merkmale von Staat und Gesellschaft. Der Islam ist Staatsreligion. Staatsoberhaupt ist König Abdullah bin Abdulaziz Al-Saud, der nach dem Tod von König Fahd am 1. August 2005 die Thronfolge antrat. Er trägt zugleich den Titel „Hüter der Beiden Heiligen Stätten“, womit die großen Moscheen in Mekka und Medina gemeint sind. Die Regierung besteht aus dem Ministerrat unter Vorsitz des Königs. Die wichtigsten Ministerien wie Inneres, Verteidigung und Äußeres sind von Mitgliedern der königlichen Familie besetzt. Der Ministerrat trifft sich wöchentlich, um über wichtige politische Richtlinien zu beraten. Falls der Ministerrat bei Abstimmungen kein einheitliches Ergebnis erzielt, liegt die letzte Entscheidungskompetenz beim König. Seit 1992 besteht eine beratende Versammlung, die „Majlis al-Shura“. Ihr gehören 150 Mitglieder an, die vom König für eine Amtszeit von jeweils vier Jahren ernannt werden. Die Majlis al-Shura, die in elf Fachausschüsse eingeteilt ist, berät die Regierung und nimmt insbesondere zu Gesetzesvorhaben Stellung. Das Land ist in 13 Provinzen mit 104 Bezirken gegliedert. Diese 13 Regionen werden von einem Provinzrat verwaltet, an deren Spitze ein Gouverneur steht. Der Gouverneur ist dem Innenminister unterstellt und verantwortlich für die Verwaltung der Region im Einklang mit den Grundlinien der Staatspolitik und den Bestimmungen des Systems. Die Wahrung der öffentlichen Sicherheit, Ordnung und Stabilität, die Gewährleistung der Rechte und Freiheiten der Bürger im Rahmen der Scharia (islamisches Recht) sowie die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung gehören zu den wichtigsten Aufgaben der Gebietsverwaltung. Die saudische Gesellschaft weist unterschiedliche Strömungen auf. Aufgeschlossene und reformorientierte Kräfte stehen konservativ-religiösen Kreisen gegenüber. Nach der Terrorwelle, der in einer Reihe von Anschlägen und Morden seit Mai 2003 über 100 Menschen zum Opfer fielen, begann eine öffentliche Diskussion über Extremismus und Fundamentalismus in der eigenen Gesellschaft. Viele Jugendliche sehen in religiösem Eifer eine Möglichkeit des Protests gegen den westlichen Einfluss, vor allem gegen die als dominant und ungerecht empfundene US-Politik im Nahen Osten und im Irak. Infolge der Anschläge wurden in der Öffentlichkeit Forderungen nach Reformen immer lauter. Anders als der bereits seit Ende der 90er Jahre eingeleitete wirtschaftliche Reformprozess sind die politischen Reformen längerfristig angelegt. Sie zielen darauf ab, eine stärkere Mitsprache der Bürger an der politischen Verwaltung des Landes herbeizuführen. In 2004 wurde erstmalig die Hälfte der Gemeinderatsmitglieder von der Bevölkerung gewählt. Trotz der Reformerfolge ist die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien nicht mit der in den westlichen Staaten zu vergleichen. Das Strafrecht folgt der Scharia. In letzter Zeit ist jedoch eine leichte Öffnung bei Menschenrechtsthemen zu verzeichnen. Durch neue Gesetze wurde das Strafverfahren reformiert und der Anwaltsberuf geregelt. Im März 2004 wurde eine Nationale Gesellschaft für Menschenrechte gegründet, deren Mitglieder von der Regierung bestimmt werden. Saudi-Arabien hat seit den 70er Jahren außenpolitisch eine wichtige Rolle gespielt. Das Königreich trat stets als ein Verbündeter des Westens auf. Gegenwärtig nehmen Jeddah economic forum

in der Außenpolitik der Kampf gegen den Terror sowie die Entwicklungen in Afghanistan und im Irak einen herausragenden Stellenwert ein. Das Königreich versucht dabei als gemäßigte Regionalmacht seinen Einfluss geltend zu machen. Es ist erklärtes Ziel saudischer Politik, die weltweite Verbreitung des Islam zu fördern. Hierzu wird ein breites Instrumentarium internationaler islamischer Organisationen (z.B. Muslim World League) und privater Wohltätigkeitsgesellschaften (z.B. World Assembly of Muslim Youth) unterstützt. Für Saudi-Arabien bleibt die Stabilität im Nahen und Mittleren Osten von außenpolitischer Wichtigkeit. Fortschritte im Friedensprozess sind für die saudische Führung bedeutsam, geht es bei der Palästinafrage doch auch um Glaubwürdigkeit und Legitimation im eigenen Land und in der arabischen Welt. Fortschritte könnten auch dem religiös motivierten Terrorismus einen Teil seiner Argumentationsgrundlage entziehen. Aus saudischer Sicht sind Erfolge im Friedensprozess nur denkbar, wenn die USA ihr Engagement in ausgewogenem Rahmen verstärken. Mit Sorge verfolgt die saudische Politik die aktuellen Entwicklungen im Irak. Es wird befürchtet, dass eine anhaltende Instabilität im Irak auf das eigene Land negativ ausstrahlen könnte. Seit der Gründung des Königreiches waren die USA für Saudi-Arabien stets der wichtigste Bündnispartner. Allerdings haben sich die Beziehungen seit dem Irakkrieg infolge der ablehnenden saudischen Haltung merklich abgekühlt. Trotzdem bleibt das Verhältnis zu den USA ein zentrales Element der saudischen Außenpolitik. Nachdem die USA ihre regionale Vormachtstellung durch den Sturz des irakischen Regimes weiter ausbauen konnten, befindet sich die „strategische Allianz“ beider Länder in einer Transformationsphase. Große Bedeutung im beiderseitigen Verhältnis haben weiterhin die wirtschaftlichen Interessen (saudische Öllieferungen). In den letzten Jahren hat sich Saudi-Arabien tendenziell stärker Europa zugewandt, wobei gute Beziehungen zu Deutschland im Vordergrund stehen. Als Land der Beiden Heiligen Stätten des Islam und auf Grund seines Ölreichtums nimmt Saudi-Arabien eine zentrale Stellung in der arabischen Welt ein. Saudi- Arabien ist Führungsmacht des Golfkooperationsrates (GCC), der seinen Sitz in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad hat. In den letzten Jahren ist eine Intensivierung der Zusammenarbeit der sechs Golfstaaten in den Bereichen Wirtschaft und Sicherheitskooperation sichtbar. Ferner ist Saudi-Arabien ein wichtiges Mitgliedsland der Arabischen Liga. Saudi-Arabien hat maßgeb- WirTSchAfTliche unD POliTiSche eckDATen – – ImPortAnt economIc And PolItIcAl dAtA lichen Einfluss auf die Tätigkeit der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), deren Sekretariat 1970 in Jeddah eingerichtet wurde. In der OPEC spielt Saudi- Arabien eine wichtige Rolle. ––––––––––––––––––––––––––––––– PolItIcAl Structure Saudi Arabia is a monarchy with a religious base. The Koran and the „Sunna”, which contains the statements made by the prophet Mohammad, form the constitution. The „Basic Law” from 1992 defines the most important features of the state and society. Islam is the state religion. The head of state is King Abdullah bin Abdulaziz Al- Saud, who succeeded to the throne after the death of King Fahd on 1st August 2005. He also bears the title „Custodian of the Two Holy Mosques”, the two large mosques in Mecca and Medina. The government comprises the Council of Ministers chaired by the King. The most important ministries such as internal affairs, defence and foreign affairs are occupied by members of the royal family. The Council of Ministers meets every week to discuss important political guidelines. If the Council of Ministers does not reach a consensus, the final decision is made by the King. In 1992 a consultative assembly was formed – the Majlis al-Shura. This assembly has 150 members who are appointed by the King for a period of 4 years. The Majlis al-Shura, which is divided into eleven specialised committees, advises the government and in particular comments on legislative projects. The country is divided into 13 provinces with 104 governor councils. These 13 regions are administrated by a province council which is headed by a governor. The governor reports to the Minister of the Interior and is responsible for governing the region in line with the basic principles of the state policies and the provisions of the system. The most important tasks of the regional administration is maintaining public security, order and stability, guaranteeing the rights and freedom of the citizens within the scope of the Scharia (Islamic law) and promoting economic and social development. The Saudi society comprises a variety of different movements. Liberal and reform-oriented forces and also conservative-religious circles. After a wave of terror comprising a series of attacks and murders that has claimed the 17

16<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

POliTiSche STrukTur<br />

<strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> ist eine Monarchie auf religiöser Grundlage.<br />

Der Koran und die „Sunna“, welche die überlieferten<br />

Aussagen des Propheten Mohammad beinhalten,<br />

bilden die Verfassung. Das „Grundgesetz“ von 1992<br />

bestimmt die wesentlichen Merkmale von Staat und<br />

Gesellschaft. Der Islam ist Staatsreligion. Staatsoberhaupt<br />

ist König Abdullah bin Abdulaziz Al-Saud, der<br />

nach dem Tod von König Fahd am 1. August 2005 die<br />

Thronfolge antrat. Er trägt zugleich den Titel „Hüter<br />

der Beiden Heiligen Stätten“, womit die großen Moscheen<br />

in Mekka und Medina gemeint sind.<br />

Die Regierung besteht aus dem Ministerrat unter Vorsitz<br />

des Königs. Die wichtigsten Ministerien wie Inneres,<br />

Verteidigung und Äußeres sind von Mitgliedern der<br />

königlichen Familie besetzt. Der Ministerrat trifft sich<br />

wöchentlich, um über wichtige politische Richtlinien zu<br />

beraten. Falls der Ministerrat bei Abstimmungen kein<br />

einheitliches Ergebnis erzielt, liegt die letzte Entscheidungskompetenz<br />

beim König.<br />

Seit 1992 besteht eine beratende Versammlung, die<br />

„Majlis al-Shura“. Ihr gehören 150 Mitglieder an, die<br />

vom König für eine Amtszeit von jeweils vier Jahren<br />

ernannt werden. Die Majlis al-Shura, die in elf Fachausschüsse<br />

eingeteilt ist, berät die Regierung und nimmt<br />

insbesondere zu Gesetzesvorhaben Stellung.<br />

Das Land ist in 13 Provinzen mit 104 Bezirken gegliedert.<br />

Diese 13 Regionen werden von einem Provinzrat<br />

verwaltet, an deren Spitze ein Gouverneur steht. Der<br />

Gouverneur ist dem Innenminister unterstellt und verantwortlich<br />

für die Verwaltung der Region im Einklang<br />

mit den Grundlinien der Staatspolitik und den Bestimmungen<br />

des Systems. Die Wahrung der öffentlichen<br />

Sicherheit, Ordnung und Stabilität, die Gewährleistung<br />

der Rechte und Freiheiten der Bürger im Rahmen der<br />

Scharia (islamisches Recht) sowie die Förderung der<br />

wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung gehören zu<br />

den wichtigsten Aufgaben der Gebietsverwaltung.<br />

Die saudische Gesellschaft weist unterschiedliche<br />

Strömungen auf. Aufgeschlossene und reformorientierte<br />

Kräfte stehen konservativ-religiösen Kreisen<br />

gegenüber. Nach der Terrorwelle, der in einer Reihe<br />

von Anschlägen und Morden seit Mai 2003 über 100<br />

Menschen zum Opfer fielen, begann eine öffentliche<br />

Diskussion über Extremismus und Fundamentalismus<br />

in der eigenen Gesellschaft. Viele Jugendliche sehen in<br />

religiösem Eifer eine Möglichkeit des Protests gegen<br />

den westlichen Einfluss, vor allem gegen die als dominant<br />

und ungerecht empfundene US-Politik im Nahen<br />

Osten und im Irak.<br />

Infolge der Anschläge wurden in der Öffentlichkeit Forderungen<br />

nach Reformen immer lauter. Anders als der<br />

bereits seit Ende der 90er Jahre eingeleitete wirtschaftliche<br />

Reformprozess sind die politischen Reformen<br />

längerfristig angelegt. Sie zielen darauf ab, eine stärkere<br />

Mitsprache der Bürger an der politischen Verwaltung<br />

des Landes herbeizuführen. In 2004 wurde erstmalig<br />

die Hälfte der Gemeinderatsmitglieder von der Bevölkerung<br />

gewählt.<br />

Trotz der Reformerfolge ist die Menschenrechtslage in<br />

<strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> nicht mit der in den westlichen Staaten<br />

zu vergleichen. Das Strafrecht folgt der Scharia. In letzter<br />

Zeit ist jedoch eine leichte Öffnung bei Menschenrechtsthemen<br />

zu verzeichnen. Durch neue Gesetze wurde<br />

das Strafverfahren reformiert und der Anwaltsberuf<br />

geregelt. Im März 2004 wurde eine Nationale Gesellschaft<br />

für Menschenrechte gegründet, deren Mitglieder<br />

von der Regierung bestimmt werden.<br />

<strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> hat seit den 70er Jahren außenpolitisch<br />

eine wichtige Rolle gespielt. Das Königreich trat stets als<br />

ein Verbündeter des Westens auf. Gegenwärtig nehmen<br />

Jeddah economic forum

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!