PDF, 2,82 MB - HELIOS Kliniken GmbH
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8 <strong>HELIOS</strong> aktuell Mai 2011/03<br />
NEUES AUS DEN REGIONEN<br />
Region Mitte<br />
Aktiv leben trotz Nierenversagen – die Dialyse über das Bauchfell<br />
Vor sechs Jahren haben Barbara<br />
Matuschs Nieren versagt.<br />
Der Grund: dauerhaft zu hoher<br />
Blutdruck. Seitdem muss die<br />
Dialyse ihr Blut anstelle der<br />
Nieren von Schadstoffen reinigen.<br />
Die 48-Jährige entschied<br />
sich für die Peritonealdialyse.<br />
Sie funktioniert über das<br />
Bauchfell (Peritoneum) und<br />
kann zu Hause stattfinden. So<br />
muss die Mutter von vier Kindern<br />
nicht ständig stundenlang<br />
ins Krankenhaus – eine echte<br />
Alternative: „Ich brauche dafür<br />
am Tag nur viermal zwanzig<br />
Minuten und spare die Wege<br />
zum Dialysezentrum.“<br />
Deutschlandweit wird bei 95 Prozent<br />
der Dialysepatienten die Hämodialyse<br />
angewandt, nur zirka<br />
fünf Prozent werden mit der Peritonealdialyse<br />
(PD) behandelt,<br />
obwohl erheblich mehr Patienten<br />
medizinisch für dieses Verfahren<br />
geeignet sind, das in den 1970er<br />
Jahren etabliert wurde. Ursachen<br />
dafür sind u.a. auch der mangelnde<br />
Kenntnisstand und die zu<br />
geringen Erfahrungen der Ärzte,<br />
sagt Dr. med. Christoph C. Haufe,<br />
Chefarzt der Nephrologie im HE-<br />
LIOS Klinikum Erfurt.<br />
Um beides zu verbessern, hat<br />
er gemeinsam mit dem Dialyseunternehmen<br />
Fresenius Medical<br />
Care, das wie <strong>HELIOS</strong> Teil<br />
der Fresenius-Gruppe ist, ein<br />
Workshop-Konzept entwickelt,<br />
das neben Fachvorträgen und<br />
Diskussionen ein Praktikum beinhaltet.<br />
So lernen die Mediziner<br />
die PD in der Praxis kennen, indem<br />
sie mit echten PD-Patienten<br />
sprechen und deren Behandlung<br />
unter fachlicher Anleitung begleiten<br />
können. Bundesweit ist diese<br />
Weiterbildung stark nachgefragt.<br />
Barbara Matusch und Dr. Haufe beim Ultraschall.<br />
„Wer die Peritonealdialyse nicht<br />
kennt, ist unsicher und entscheidet<br />
sich möglicherweise deshalb<br />
nicht für dieses Verfahren. Hat<br />
man aber erste praktische Erfahrungen<br />
und steht ein kollegiales<br />
Netzwerk mit Rat und Tat zur<br />
Seite, wird die Methode auch<br />
eher in Betracht gezogen“, argumentiert<br />
Dr. Haufe. Gemäß dem<br />
Motto „learning by doing“ wird<br />
in Erfurt an zwei Wochenenden<br />
im Jahr der Tandem-Workshop<br />
angeboten. Die Teilnehmer spielen<br />
an echten Fällen den PD-Alltag<br />
durch. Gemeinsam werden<br />
PD-Beutel und Verbände gewechselt,<br />
die PD praktiziert und<br />
die Ultraschalluntersuchung des<br />
Peritonealkathetertunnels erlernt.<br />
„Das ist mein Part“, sagt Barbara<br />
Matusch. Ohne Zögern hat sie<br />
sich für diese Übungen zur Verfügung<br />
gestellt. „Ich habe durch die<br />
Peritonealdialyse viele Vorteile.<br />
Ich trage gern dazu bei, dass sie<br />
bekannter wird und auch andere<br />
davon profitieren“, sagt sie. Sie<br />
fühlt sich sehr gut aufgehoben bei<br />
den Erfurter Nephrologen. „Da<br />
tut man gern diesen Gefallen.“<br />
Laut Gesetz sollen jedem Patienten<br />
alle Optionen der Nierenersatztherapie<br />
angeboten werden.<br />
Auf eine Organtransplantation<br />
aber wartet man wegen des Spendermangels<br />
viele Jahre. In einem<br />
integrierten Konzept spielen daher<br />
Hämo- und Peritonealdialyse<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Beide Verfahren sind jedoch nicht<br />
für alle Patienten gleichermaßen<br />
geeignet: Die PD erfordert ein<br />
hohes Maß an Eigenverantwortung.<br />
Außerdem ist das Bauchfell<br />
eines Menschen nur für eine begrenzte<br />
Zeit als Membran nutzbar,<br />
idealerweise dann, wenn<br />
noch eine Restfunktion der Niere<br />
gegeben ist; deshalb müssen viele<br />
Patienten nach einer gewissen<br />
Zeit zur Hämodialyse wechseln.<br />
Geeigneten Patienten aber kann<br />
die PD-Behandlung größere<br />
Freiheiten bei der Gestaltung ihres<br />
Lebensalltags und auch eine<br />
gleichmäßigere Therapie ermöglichen.<br />
Bedingt durch den Katheter birgt<br />
die Peritonealdialyse das Risiko<br />
von Infektionen. Aber die Patienten<br />
werden beständig im antiseptischen,<br />
keimarmen Arbeiten<br />
geschult. Auch Barbara Matusch<br />
lebt mit diesem Risiko – durch<br />
die Schulung sehr gut. „Meine<br />
Tochter war damals gerade drei<br />
Jahre alt. Für sie war es anfangs<br />
befremdlich, wenn ich mich zurückgezogen<br />
und mir den Mundschutz<br />
angelegt habe. Aber sie hat<br />
sich schnell daran gewöhnt. Heute<br />
ist es für meine ganze Familie<br />
etwas ganz Normales“, erzählt<br />
Matusch. Und so lange es geht,<br />
wird das auch so bleiben. «<br />
Sylvia Kreyßel-Minar, Erfurt<br />
So funktioniert die PD<br />
Über einen in die Bauchhöhle<br />
eingepflanzten<br />
Silikonkatheter wird die<br />
Bauchhöhle mit zirka zwei<br />
Litern frischer Spüllösung/<br />
steriler Dialyselösung gefüllt.<br />
Während der anschließenden<br />
Verweilzeit treten<br />
die von der erkrankten<br />
Niere des Patienten nicht<br />
mehr entfernten Giftstoffe<br />
und Stoffwechselendprodukte<br />
sowie überschüssiges<br />
Wasser in die Bauchhöhle<br />
über. Danach wird die verbrauchte<br />
Lösung entfernt<br />
und wieder ersetzt. Die<br />
Bauchfelldialyse ist ein<br />
schonendes, kontinuierliches<br />
Dialyseverfahren. «