rolandfest
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VermisChtes<br />
Text und Foto Hans-Eberhardt Gorges<br />
Der kleinste Garten von Calbe<br />
Calbe. Ein Schmuckstück ist in<br />
diesem Jahr der Garten von Rolf-<br />
Dieter Schmeißel geworden.<br />
Wenn wir über den sehr stabilen<br />
Zaun gucken, blicken uns achteinhalb<br />
Quadratmeter Gartenfläche<br />
mit Plattenweg an. Man<br />
hätte da auch Beton hinbringen<br />
können, doch das war nicht nach<br />
dem Geschmack der Schmeißels,<br />
die seit vielen Jahrzehnten diese<br />
rolf-Dieter schmeißel bestellt seinen Garten.<br />
Text und Fotos Thomas Linßner<br />
tote Ecke am sogenannten<br />
Schweine tor, gemeint ist der<br />
Durchgang vom Neuen Markt<br />
über die Neustadt zur Breite,<br />
pflegen.<br />
Urgroßvater Schmeißel betrieb<br />
dort damals eine Tischlerei und<br />
Rolf-Dieters Großmutter einen<br />
Kolonialwarenladen. Doch man<br />
hatte damals nicht die Rechnung<br />
Fehlte ein „r“, wäre es interessant<br />
Calbe. In diesem Sommer jährt<br />
sich die legendäre Fahrt des „Eisernen<br />
Gustav“ von Berlin nach<br />
Paris und zurück zum 80. Mal.<br />
Auf seiner Rücktour machte der<br />
gebürtige Magdeburger Gustav<br />
Hartmann auch im Calbenser<br />
Bürgergarten Station. Darüber<br />
berichtete am 5. September 1928<br />
auch die „Berliner Morgenpost“<br />
mit viel Text und einem Foto, das<br />
in Calbe gemacht wurde.<br />
Dass las es auch Marianne Eger<br />
aus der Nicolaistraße in der vori-<br />
gen Ausgabe des „Calbenser<br />
Blatt“, die zusammen mit ihrer<br />
Freundin Hildegard Hoppe (verh.<br />
Blumenthal) und einem weiteren<br />
Mädchen zusammen mit dem legendären<br />
Kutscher, dem Hans<br />
Fallada sogar einen Roman widmete,<br />
fotografiert wurde.<br />
Die heute 89-jährige Marianne<br />
Eger kann sich an diesen Moment<br />
noch genau erinnern. „Wir haben<br />
auf dem Spielplatz rumgetollt,<br />
als der Eiserne Gustav sagte:<br />
‘Mächens, kommt mal her!’“<br />
Das sogenannte schweinetor in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. repro: Gorges<br />
ohne die Gastwirtschaft zum<br />
„Schwarzen Bär“ auf dem<br />
„Schweinemarkt“ gemacht, denn<br />
die biergeschwängerten Zechbrüder<br />
mussten sich am Nachhauseweg<br />
irgendwie entleeren,<br />
so war diese Ecke am schützenden<br />
Schweinetor willkommen. Es<br />
entstand die Idee, als Abwehr einen<br />
kleinen Garten anzulegen.<br />
Grund war die Anwesendheit<br />
eines Journalisten der „Morgenpost“,<br />
der ein Foto machten<br />
wollte. Und da Kinder immer<br />
„Sympathieträger“ in den Medien<br />
sind, kamen Marianne und<br />
ihre Freundinnen dem Pressemann<br />
gerade recht.<br />
Marianne Egers (geb. Günther)<br />
Eltern waren seit 1919 Besitzer<br />
des beliebten Ausfluglokals Bürgergarten.<br />
Sie nutzten das Objekt<br />
nach dem Ersten Welt krieg<br />
zuerst landwirtschaftlich, danach<br />
als Gaststätte. 1931 wurden sie<br />
von den zuvor getätigten umfangreichen<br />
Investitionen „aufgefressen“.<br />
Das Grundstück fiel<br />
an die Bank zurück, Gustav<br />
Günther wurde Stadtgärtner.<br />
Die Mutter von Marianne Eger<br />
ist eine geborene Dorbritz. Sie<br />
heiratete den erwähnten Land-<br />
Nach vielen Rückschritten hat<br />
sich nun dieser Garten ins Stadtbild<br />
integriert.<br />
Klein, aber fein, meint Rolf-Dieter<br />
Schmeißel, der auch noch der<br />
stellvertretende Vorsitzende des<br />
Heimatvereins Calbe ist, und dessen<br />
Blumen dort vom Frühjahr<br />
bis zum Wintersanfang blühen. n<br />
wirt Gustav Günther.<br />
Als Karlheinz Zickner, der ein<br />
entfernter Verwandter der<br />
89-jährigen ist, das Buch von<br />
Prof. Gunnar-Waldeck über den<br />
Ei sernen Gustav las, fiel ihm eine<br />
Namensähnlichkeit auf: Die Mutter<br />
des Eisernen Gustav Hartmann<br />
wird dort als geborene „Dobritz“<br />
bezeichnet. Und die Familie<br />
stammt aus unserer Gegend.<br />
Gustav verbrachte seine Kindheit<br />
in Biere. Nun fragt Karlheinz<br />
Zickner, ob im Zuge der Recherche<br />
zu dem Buch vielleicht das „r“<br />
bei Dorbritz verloren ging? Was<br />
zur Folge hätte, dass der legendäre<br />
Kutscher mit dem roten<br />
Bart 1928 in Calbe seine Verwandten<br />
besuchte. Was erhärtet<br />
wird durch eine Erinnerung:<br />
„Meine Mutter hat damals<br />
gesagt, Gustav sei ihr Cousin“,<br />
meint Marianne Eger. n<br />
Das Calbenser Blatt 06/08<br />
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