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COLUMpodium 5-2010.pdf - Stiftung Columban

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Wohnen und Arbeiten<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

Ausbildung in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong><br />

Pfl egeberufe mit Zukunft<br />

Junge Menschen und Quereinsteiger<br />

Berufslehre und Studium<br />

Spenden Spenden sind sind herzlich herzlich willkommen<br />

willkommen


COLUMPODIUM 5•2010 2<br />

Impressum<br />

Ausgabe 5•2010, erschienen im November 2010<br />

Herausgeber <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong>, 9107 Urnäsch<br />

Redaktion Katharina Bärtschi, kathrin.baertschi@columban.ch<br />

Gestaltung albertkonzeptagentur, 9300 Wittenbach<br />

Druck dfmedia, 9230 Flawil<br />

1 Qualifi zierte Ausbildung in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong><br />

1


3<br />

Berufsbildung im <strong>Columban</strong><br />

Geschätzte Leserinnen und Leser<br />

Der Inhalt dieses Columpodiums widmet sich der Berufsbildung<br />

im Betreuungs- und Pfl egebereich. In der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Columban</strong> sind zur Zeit 18 Frauen und Männer in einem<br />

Praktikum oder einer berufl ichen Ausbildung. Sie verfolgen<br />

verschiedene Bildungsziele und durchlaufen dabei anspruchsvolle<br />

Lehrgänge unterschiedlicher Bildungsstätten.<br />

Sich Fachwissen anzueignen für eine berufl iche Tätigkeit ist<br />

ein Bildungsprozess. Die Wirkung von Bildung lässt sich umschreiben<br />

als das refl ektierte Verhältnis zu sich, zu anderen<br />

und zur Welt.<br />

In unserer modernen Gesellschaft ist Bildung ein lebensbegleitender<br />

Entwicklungsprozess, bei dem Menschen ihre<br />

geistigen, kulturellen und lebenspraktischen Fähigkeiten<br />

und die personalen und sozialen Kompetenzen erweitern.<br />

Wer in einer Institution für Menschen mit Behinderung eine<br />

Ausbildung macht, erfährt zudem ein Grundprinzip des<br />

Menschseins: Wissen allein, auch mit viel Erfahrung, macht<br />

noch keine Bildung aus. Ohne Respekt und ohne Liebe zum<br />

Mitmenschen, bleibt das Gelernte blosses Werkzeug.<br />

Entdecken Sie bei der Lektüre, dass Bildung auch heute<br />

noch, wie zu Zeiten von Goethe und Pestalozzi, die menschliche<br />

Vervollkommnung zum Ziel hat. Ich wünsche Ihnen<br />

dabei viel Anregung.<br />

Katharina Bärtschi<br />

Inhalt<br />

COLUMPODIUM 5•2010<br />

Gedanken des Heimleiters 4<br />

Gute Ausbildung nützt allen 5<br />

Bedeutung der Berufsbildung 6<br />

Leiter der Bäckereiwerkstatt 8<br />

Fachfrau/Fachmann Betreuung EFZ 10<br />

Jonas Kopp, Gruppenleiter 12<br />

Fabian Frischknecht, Praktikant 13<br />

Christopher Reich, FaGe 14<br />

Meret Akermann, FaBe 15<br />

Lager der Gruppe Löwenzahn 16<br />

Abschied von Hedi Kalberer 17<br />

Claudia Kuhny, Sozialpädagogin 18<br />

Spendenaufruf 20


COLUMPODIUM 5•2010 4<br />

Gedanken des Heimleiters<br />

Beim Blättern in Zeitungen fallen mir immer wieder zwei<br />

Arten von Beiträgen auf: Berichte über fehlendes Fachpersonal<br />

im Sozial- und insbesondere im Pfl egebereich und eine<br />

Fülle von Ausbildungs- und Weiterbildungsangeboten für die<br />

unterschiedlichsten Berufe.<br />

In den vergangenen Jahren hat sich manches verändert.<br />

Verschiedene Ausbildungen werden nun an Höheren Fachschulen<br />

angeboten. Dadurch bekam der theoretische Teil<br />

eine stärkere Gewichtung. Leistungsfähige Schülerinnen und<br />

Schüler haben die Möglichkeit, eine Ausbildung auf einem<br />

sehr anspruchsvollen Ausbildungsniveau zu absolvieren.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> hat sich in den vergangenen Jahren<br />

intensiv mit der Fachschulausbildung auseinandergesetzt,<br />

um auch Menschen mit weniger guten schulischen Leistungen<br />

einen attraktiven Ausbildungsplatz anbieten zu können.<br />

Denn auch diese Menschen sind uns wichtig.<br />

1<br />

1 Markus Notter-Binder, seit Sommer 2009 Heimleiter<br />

Damit die Betreuungsarbeit in allen Bereichen zufriedenstellend<br />

geleistet werden kann, braucht es ein gut funktionierendes<br />

Team. Ein Team mit Menschen verschiedener<br />

Ausbildungen bezüglich Fachgebiet und Ausbildungsniveau.<br />

Die Beiträge in diesem Columpodium geben, ergänzt durch<br />

weitere Informationen, einen vielfältigen Einblick in unseren<br />

Ausbildungsalltag.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.<br />

Markus Notter-Binder<br />

Bildungsoffensive in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong><br />

Seit 2007 ist Markus Notter-Binder in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong><br />

für die Aus- und Weiterbildung verantwortlich. Er hat in<br />

dieser Zeit eine eigentliche Bildungsoffensive erarbeitet und<br />

umgesetzt. Sie ist Teil einer umfassenden Qualitätsstrategie,<br />

die ohne gut ausgebildete und motivierte Mitarbeitende<br />

nicht möglich wäre. Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> setzt bewusst<br />

auf die dualen Ausbildungswege Berufslehre und Höhere<br />

Fachschule. Die enge Begleitung und Unterstützung der<br />

Auszubildenden trägt zur Motivation unserer jungen Fachkräfte<br />

ebenso bei wie das positive Lernklima. Fragen stellen<br />

und eigene Ideen einbringen ist nicht nur erlaubt, sondern<br />

erwünscht. Es ist sehr erfreulich, im Arbeitsalltag zu beobachten,<br />

wie die integrierte Bildungsoffensive Früchte trägt.<br />

Markus Notter-Binder ist Ausbildungsverantwortlicher für<br />

PraktikantInnen, FaBe und SozialpädagogInnen und leitet<br />

die regelmässigen internen Ausbildungstreffen. Zudem<br />

nimmt er als Fachexperte OdA GS in anderen Institutionen<br />

die IPA und in der Berufsschule mündliche Prüfungen ab.


5<br />

Gute Ausbildung nützt allen<br />

2<br />

Die fürsorgliche, kompetente Betreuung unserer Bewohnerinnen<br />

und Bewohner mit einem hohen Pfl ege- und<br />

Betreuungsbedarf kann nur mit qualifi zierten Mitarbeitenden<br />

geleistet werden. Die Ausbildung von Nachwuchskräften ist<br />

für uns ein zentrales Anliegen. Wir wollen bewusst auch gute<br />

Ausbildungsplätze in der Region schaffen und bieten laufend<br />

verschiedene Jahres-Praktikums- und Ausbildungsplätze an.<br />

Die Praktika beinhalten die Einarbeitung in die Institution. Sie<br />

sind Bedingung für einen späteren Ausbildungsplatz, ebenso<br />

wie ein Mindestalter von achtzehn Jahren. Das Jahrespraktikum<br />

beginnt jeweils am 1. August. Im Dezember fi nden<br />

Eignungsgespräche für die Wahl der Ausbildung statt.<br />

Zur Zeit sind bei uns vier PraktikantInnen im Einsatz. Zehn<br />

Mitarbeitende absolvieren die Ausbildung zur Fachperson<br />

Betreuung, beziehungsweise zur Fachperson Gesundheit,<br />

eine besucht die Höhere Fachschule für Sozialpädagogik<br />

der agogis und drei weitere jene in Epalinges. Alle hat ihr<br />

Interesse an den vielfältigen Aufgaben in der Betreuung von<br />

Menschen mit Behinderungen zur <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> geführt.<br />

Zu Beginn lernen unsere Auszubildenden die Tagesabläufe<br />

auf den Wohngruppen kennen, sie bauen Beziehungen zu<br />

den Bewohnern auf und nehmen diese mit ihren individuellen<br />

Bedürfnissen wahr. Die meisten Tätigkeiten fi nden in<br />

der Begegnung zweier Menschen statt. Es ist daher nicht nur<br />

wichtig, was man tut, sondern auch wie. Den Betreuten mit<br />

Achtung und Wertschätzung zu begegnen, bildet die Brücke<br />

COLUMPODIUM 5•2010<br />

zwischen dem Leiblichen und dem Seelisch-Geistigen.<br />

So fi ndet Begegnung mit Herzenswärme statt.<br />

In der Ausbildung erarbeiten sich die Schüler weitere Fähigkeiten.<br />

Dabei sind Fachkompetenz, theoretisches Wissen<br />

und die Umsetzung in die Praxis ebenso wichtig wie die<br />

Sozialkompetenz, nämlich die Fähigkeit, die Zusammenarbeit<br />

im Team und die Beziehung zu den Betreuten zu vertiefen.<br />

Zuverlässigkeit, Belastbarkeit und zunehmende Selbständigkeit<br />

zeigen ihre Selbstkompetenz. So ist Lernen verbunden<br />

mit elementarer Lebenserfahrung und hohen Anforderungen<br />

an die Auszubildenden.<br />

Regelmässige interne Ausbildungstreffen dienen dem Austausch<br />

und der Erarbeitung übergreifender Themen. Zudem<br />

fi ndet eine intensive Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen<br />

statt, welche teilweise als Individuelle Praktische Arbeit<br />

IPA intern abgenommen werden. Während der ganzen Ausbildung<br />

besuchen die Teilnehmenden an ein bis zwei Tagen<br />

oder in Wochenblöcken ihre jeweiligen Schulen.<br />

Die Arbeit mit schwerst- und mehrfach behinderten Menschen,<br />

etliche davon mit anspruchsvollem Verhalten, ist eine<br />

Herausforderung, der wir uns gerne stellen. Umso wichtiger<br />

sind uns engagierte Mitarbeitende, die ihr individuelles Können<br />

und ihr Wissen in die ganze Gemeinschaft einbringen,<br />

damit diese ihre vielfältigen Aufgaben gut erfüllen kann.<br />

Die Auszubildenden bringen auch Inputs, sie haben Fragen<br />

und nehmen wahr, ob die Mitarbeitenden oder Lehrer die<br />

Antworten darauf kennen oder zumindest ernsthaft darum<br />

bemüht sind. Dies ist ein wichtiger Prozess, um gemeinsam<br />

Visionen für die Zukunft zu entwickeln.<br />

Geborgenheit und Lebensfreude für unsere Bewohnerinnen<br />

und Bewohner spürbar machen, dazu tragen unsere Auszubildenden<br />

Wesentliches bei.<br />

Ulla Ahmann<br />

2 Ulla Ahmann, Stellvertreterin der Heimleitung<br />

Ulla Ahmann ist verantwortlich für die Bereiche Pfl ege<br />

und Therapien und mitverantwortlich für Ausbildung. Seit<br />

April 2008 begleitet sie mit grossem Engagement die FaGe<br />

und FaBe im Abschlussjahr, einschliesslich der IPA.


COLUMPODIUM 5•2010 6<br />

Bedeutung der Berufsbildung<br />

Unternehmen und Institutionen, welche in die (Berufs-)<br />

Bildung investieren oder Praktikumsplätze anbieten,<br />

demonstrieren dadurch ihren Glauben an die Zukunft.<br />

Die Schweiz ist ein rohstoffarmes Land und es ist unbestritten,<br />

das wir nur mit guter Bildung und der Stärkung von<br />

Wissenschaft und Forschung im zunehmend härteren Wettbewerb<br />

bestehen und unseren Wohlstand sichern können.<br />

Wissen wird immer mehr zu einem zentralen Produktions-<br />

und Wachstumsfaktor und deshalb werden<br />

Bildungsthemen künftig noch mehr an<br />

Bedeutung gewinnen. Gut ausgebildete<br />

Arbeitskräfte sind entscheidend für den<br />

Standort Schweiz und seine Zukunft.<br />

Berufl iche Grundbildung, ein Erfolgsmodell<br />

Der Einstieg Jugendlicher in die Arbeitswelt erfolgt in der<br />

Schweiz mehrheitlich über eine Berufsausbildung. Über 60%<br />

aller Jugendlichen erhalten durch die berufl iche Grundbildung<br />

eine solide Basis für ein lebenslanges Lernen mit einer<br />

Vielzahl von Berufsperspektiven. Eine frühe Sozialisierung<br />

in der Arbeitswelt, die Möglichkeit, praktische Erfahrung zu<br />

sammeln, wie auch der Umgang mit modernsten Technologien<br />

und Fertigungstechniken in den Ausbildungsbetrieben<br />

garantieren einen reibungslosen Übergang in die erste richtige<br />

Arbeitsstelle. Die Vorteile unseres Ausbildungssystems<br />

werden auch regelmässig in internationalen Vergleichen dokumentiert.<br />

So gibt es die Langzeitarbeitslosigkeit, wie sie in<br />

1<br />

Qualifi zierte<br />

Berufsbildung als<br />

Herausforderung der<br />

Zukunft.<br />

anderen Staaten bei jungen Erwachsenen stark verbreitet ist,<br />

bei Absolventinnen und Absolventen einer schweizerischen<br />

Berufslehre praktisch nicht.<br />

Berufl iche Grundbildung – durch<br />

Firmen und Institutionen getragen<br />

Damit Jugendliche eine Berufslehre absolvieren können,<br />

braucht es Unternehmen, die bereit sind, Ausbildungsplätze<br />

anzubieten. Diese Bereitschaft setzt voraus, dass sich ein<br />

Unternehmen mit dieser Form der (Aus-)Bildung identifi -<br />

ziert und die wirtschaftlichen Aussichten der Branche, des<br />

Betriebes und des auszubildenden Berufes positiv beurteilt.<br />

Nüchtern betrachtet kann davon ausgegangen werden, dass<br />

wenn die Ausbildung von Lernenden ökonomisch keinen Sinn<br />

machen würde, die Berufsbildung in der heutigen Form kaum<br />

überleben könnte. Dies bestätigt auch die Studie der Forschungsstelle<br />

für Bildungsökonomie an der Universität Bern.<br />

Sie zeigt, dass im Durchschnitt schon vor Ende einer Lehre ein<br />

Nettonutzen für den ausbildenden Betrieb resultiert.<br />

Berufl iche Grundbildung - heute den Nachwuchs<br />

für morgen sichern<br />

Die Verfügbarkeit gut qualifi zierter Fach- und Führungskräfte<br />

ist aus Sicht der KMU, welche auch die Wirt-<br />

schaft von Appenzell Ausserrhoden massgeblich<br />

prägen, ein akutes Problemfeld. Für<br />

den Erfolg eines Unternehmens sind jedoch<br />

gut ausgebildete Spezialisten sowie Fach-<br />

und Führungskräfte entscheidend. Diese zu<br />

fi nden wird zunehmend schwieriger, gerade<br />

auch für Betriebe in der Ostschweiz. Zudem<br />

bewegt sich die demografi sche Entwicklung in den nächsten<br />

zehn Jahren in eine Richtung, die den Mangel an Fachpersonal<br />

noch weiter verschärfen wird. Nicht nur, dass immer<br />

weniger Jugendliche in den Arbeitsmarkt eintreten, sondern<br />

die Zahl der Erwerbstätigen nimmt grundsätzlich ab. Im Jahre<br />

2020 wird mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Rente sein.<br />

Deshalb liegt die zielführende Strategie der Unternehmen<br />

meist darin, einerseits durch Lehrlingsausbildung selbst<br />

für den berufl ichen Nachwuchs zu sorgen und anderseits<br />

erheblich in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden zu<br />

investieren. Eine Hochrechnung der Weiterbildungsausgaben<br />

in der Schweiz, basierend auf dem Weiterbildungsmodul


7<br />

der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung SAKE, zeigt die<br />

wirtschaftliche Bedeutung von Weiterbildung in der Schweiz.<br />

Rund 1 % des Bruttoinlandprodukts, das heisst, etwas mehr<br />

als 5,3 Mrd. CHF, werden jährlich für Weiterbildung aufgewendet.<br />

Für die Schweizer Wirtschaft und insbesondere für KMU<br />

sind eine funktionierende Berufsausbildung und gut ausgebildete<br />

Mitarbeitende von zentraler Bedeutung.<br />

Grosser Bedarf an Fachkräften in den<br />

Bereichen Gesundheit und Betreuung<br />

Auch auf dem Gebiet der Gesundheit und Betreuung steigt<br />

der Bedarf an gut ausgebildeten Fach- und Führungskräften.<br />

Die Anforderungen an die Mitarbeitenden nehmen laufend<br />

zu. So stellen auch in diesem Bereich die demografi sche<br />

Veränderung und die immer komplexer werdende Pfl egesituation<br />

eine grosse Herausforderung dar.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> ist sich dieser Herausforderung<br />

bewusst und bildet zur Zeit achzehn Praktikanten und<br />

Lernende in den Bereichen Fachangestellte Behinderung,<br />

Fachangestellte Gesundheit sowie Sozialpädagogen agogis<br />

und Epalinges aus. Sie leistet damit einen wertvollen Beitrag<br />

zur Sicherung des Berufsnachwuchses in diesem wichtigen<br />

Bereich, aber auch zur Stärkung der Wirtschaft in unserem<br />

Kanton. Herzlichen Dank für dieses Engagement.<br />

Karin Jung<br />

Leiterin Amt für Wirtschaft Appenzell Ausserrhoden<br />

COLUMPODIUM 5•2010<br />

1 Gastautorin Karin Jung, Betriebsökonomin FH<br />

2 Das Ziel unserer Auszubildenden<br />

Die von unseren Mitarbeitenden angestrebten<br />

Ausbildungsabschlüsse<br />

– Eidg. Fähigkeitszeugnis Fachfrau/Fachmann Betreuung<br />

– Eidg. Fähigkeitszeugnis Fachfrau/Fachmann Gesundheit<br />

– Dipl. Sozialpädagogin/Dipl. Sozialpädagoge HF Epalinges<br />

– Dipl. Sozialpädagogin/Dipl. Sozialpädagoge HF agogis<br />

2


COLUMPODIUM 5•2010 8<br />

Leiter der Bäckereiwerkstatt<br />

Dominique, was hat Dich motiviert, in diesen<br />

Berufsbereich einzusteigen?<br />

Ich habe Bäcker-Konditor gelernt. Einerseits konnte ich da<br />

meine kreative Seite zu wenig ausleben, andererseits hat<br />

mir der Kontakt zu den Menschen gefehlt. So wollte ich mich<br />

neu orientieren und habe als Zwischenlösung eine Saison als<br />

Skilehrer gearbeitet. Dabei wurde mir klar, dass ich in Zukunft<br />

unbedingt mit Menschen arbeiten will.<br />

Wie kommst Du in eine Institution wie die <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Columban</strong>?<br />

Während meiner Kindheit war regelmässig ein Mädchen mit<br />

Trisomie 21 in unserer Familie zu Besuch. Deshalb waren mir<br />

die Anforderungen dieses Berufsfeldes bereits etwas geläufi g.<br />

Auf Anraten der Laufbahnberatung schnupperte ich erst in<br />

verschiedenen Institutionen, mit Kindern, Jugendlichen und<br />

Erwachsenen. So kam ich auch zur <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong>, wo es<br />

mir sehr gut gefi el. Ich fi ng dann als Praktikant in der Wohngruppe<br />

Linde an. Gleichzeitig konnte ich in der Holzwerkstatt<br />

etwas Arbeitsluft in der Beschäftigung schnuppern.<br />

Welche Pläne hast Du für die Zukunft? Kannst Du Dir<br />

eine Spezialisierung vorstellen?<br />

Ursprünglich wollte ich die Ausbildung zum Sozialpädagogen<br />

agogis in Angriff nehmen, was sich aber wegen meines Alters<br />

zerschlug. Nun habe ich den eidg. Fähigkeitsausweis als<br />

Fachmann Betreuung erworben. Es würde mich schon locken,<br />

tiefer in die Materie einzudringen. Durch die Ausbildung habe<br />

ich festgestellt, dass es noch viele weitere Bereiche gibt. Ich<br />

1<br />

könnte mir auch vorstellen, mich in Richtung Arbeitsagogik<br />

oder Arbeit mit Jugendlichen weiterzubilden.<br />

Wie gefällt Dir Deine jetzige Aufgabe?<br />

In der Bäckereiwerkstatt kann ich sowohl meine Erfahrungen<br />

aus der Wohngruppe wie auch meine Kenntnisse aus der<br />

ersten Berufsausbildung einsetzen. Ich sehe viele Tätigkeiten,<br />

welche die betreuten Menschen ausführen können und ich<br />

kenne die Stärken und Schwächen der Personen, die ich begleite.<br />

Hilfreich ist auch meine Lernzeit in der Holzwerkstatt,<br />

wie Betreuung und Förderung praktisch umgesetzt werden.<br />

Ich freue mich deshalb sehr, dass ich die Leitung der Bäckereiwerkstatt<br />

übernehmen konnte. Die Verknüpfung des<br />

Handwerks Backen mit der Betreuung der angeleiteten Menschen<br />

ist mir gut geglückt. Herausfordernd empfi nde ich das<br />

Umsetzen der individuellen Aufträge aus der Salutogenese.<br />

Spannend ist es alleweil, die Bewohner genau kennenzulernen<br />

und zu fördern. In der Werkstatt habe ich im Vergleich<br />

zur Wohngruppe mehr Zeit für meine Betreuten.<br />

Welche Veränderungen brachte Dir die Berufsausbildung?<br />

Im Praktikum habe ich vieles aus dem Bauchgefühl heraus<br />

gemacht. Das meiste ist mir geglückt. Durch die Ausbildung<br />

lernte ich die Grundlagen des Handelns kennen. So waren<br />

mir vorher Reaktionen von Betreuten manchmal unverständlich.<br />

Ich konnte nicht ahnen, was dahinter steckt. Heute ist<br />

mir aufgrund meiner Kenntnisse der Entwicklungspsychologie<br />

vieles verständlicher.<br />

Welche Erfahrungen hast Du in der Schule gemacht?<br />

Die überbetrieblichen Kurse der Schule haben mir sehr gut<br />

gefallen und meinen Horizont erweitert. Dazu gehören Betreuungskonzepte,<br />

Trauerarbeit etc. Der interne Schulungstag<br />

am Freitag wurde zusammen mit den Azubis von Epalinges<br />

gestaltet. Dieser Mix aus Absolventen der staatlichen Ausbildung<br />

und denjenigen aus Epalinges war bereichernd, wir<br />

haben uns gut ergänzt. Den jeweiligen Lernstoff haben wir<br />

gemeinsam besprochen und festgestellt, wo es Ähnlichkeiten<br />

und Unterschiede gibt. Frau Ahmann und Herr Notter haben<br />

uns jeweils in der Bearbeitung der Lernziele angeleitet und<br />

unterstützt.


9<br />

Was fi el Dir auf in Bezug auf die Ausbildungssituation?<br />

Unter den Lernenden an der Berufsschule gehörten wir<br />

zu den wenigen, die innerbetrieblich sehr gut unterstützt<br />

wurden. Wir konnten uns immer mit der Heimleitung, den<br />

Ausbildungsverantwortlichen und Kollegen der Parallelklasse<br />

austauschen. In der Wohngruppe waren wir damals zwei<br />

Auszubildende, in verschiedenen Klassen. Der Austausch über<br />

die Aufgaben im gemeinsamen Arbeitsumfeld war wertvoll.<br />

Auszubildende in einem Team geben den Mitarbeitenden<br />

Gelegenheit, ihre Kenntnisse zu refl ektieren und auch neues<br />

Wissen aufzunehmen. Neugier und Eifer jener, die im Ausbildungsprozess<br />

sind, sind wertvolle Energien für die Kompetenzensteigerung<br />

im ganzen Team.<br />

Welche Kompetenzen hast Du Dir in der Ausbildung<br />

neu angeignet oder verfeinert?<br />

Von meiner Grundhaltung her habe ich mich nicht verändert.<br />

Mein Durchhaltewillen wurde gestärkt. Ich komme heute<br />

besser damit klar, auf ganz kleine Lernschritte der betreuten<br />

2<br />

COLUMPODIUM 5•2010<br />

Personen zu warten und bemerke sie auch eher. Ich freue<br />

mich über kleinste Etappenziele.<br />

Die Ausbildungszeit war für mich aber auch ein gutes Lernfeld<br />

in Bezug auf meine eigene Fähigkeit zur Refl exion. Zudem<br />

bin ich strenger und konsequenter geworden in der Begleitung,<br />

was ich mich früher schlicht nicht getraute und wo ich<br />

oftmals zu nachsichtig war. Das kommt nun den betreuten<br />

Menschen, aber auch mir selbst zugute.<br />

In der Wohngruppe waren Nähe und Distanz zu den Betreuten<br />

eine grosse Herausforderung für mich. Man teilt so<br />

vieles im Alltag und in der Freizeit, muss aber auch Grenzen<br />

setzen und trägt die Verantwortung. Dabei half es mir, immer<br />

wieder über mein Verständnis meiner Rolle als Betreuer<br />

nachzudenken.<br />

Dominique Müller<br />

1 Dominique Müller verbreitet gern gute Laune<br />

2 Mit etwas Hilfe gelingen einfache Tätigkeiten<br />

Beschäftigung als Teil unseres Therapiekonzeptes<br />

Die Bewohnerinnen und Bewohner der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong><br />

werden im Rahmen ihrer Möglichkeiten im Beschäftigungsatelier<br />

sowie in den Bereichen Garten, Geländepfl ege,<br />

Holzbearbeitung, Bäckerei, Kreativatelier, Kerzenwerkstatt<br />

und Laden gefördert.


COLUMPODIUM 5•2010 10<br />

Fachfrau/Fachmann Betreuung EFZ<br />

Die Ausbildung zur Fachfrau/Fachmann Betreuung wird<br />

von der Organisation der Arbeitswelt für Gesundheits-<br />

und Sozialberufe OdA GS mitentwickelt. Sie vernetzt<br />

und unterstützt die verschiedenen Ziel- und Anspruchsgruppen.<br />

Innert weniger Jahre haben sich die Berufe mit eidgenössischem<br />

Fähigkeitszeugnis im Gesundheits- und Sozialwesen zu<br />

Top-Ten-Berufen der Schweiz entwickelt. Es sind Berufe mit<br />

grosser Arbeitsplatzsicherheit und ausgezeichneten Laufbahnmöglichkeiten.<br />

Die Organisation der Arbeitswelt für Gesundheits-<br />

und Sozialberufe OdA GS ist eine wichtige Institution,<br />

wenn es darum geht, die Ausbildungen im Gesundheits- und<br />

Sozialbereich bedarfsgerecht zu fördern und die Qualität der<br />

Berufsbildung in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten zu<br />

sichern. Die folgenden Ausführungen sind auf die Ausbildung<br />

zur Fachfrau/Fachmann Betreuung, mit Schwerpunkt Behindertenbetreuung<br />

fokussiert.<br />

1<br />

Drei Lernorte – eine Ausbildung<br />

Die gemeinsame Grundlage zur Ausbildung ist die Bildungsverordnung<br />

mit dem Modelllehrplan SAVOIRSOCIAL der<br />

Schweizerischen Dachorganisation der Arbeitswelt Soziales<br />

und BBT Bundesamt für Berufsbildung und Technologie.<br />

Sie gibt die Leistungsziele vor, die von allen Lernenden bis<br />

zum Abschluss der Ausbildung erreicht werden müssen. Die<br />

Ziele basieren auf praktischen Tätigkeiten, die ein fundiertes<br />

fachliches Wissen erfordern. Alltägliche Verrichtungen<br />

werden am Ende der Ausbildung fachlich korrekt, geschickt<br />

und routiniert durchgeführt. Auf Handlung, Haltung und<br />

Wissen wird in der Ausbildung gleichermassen Wert gelegt.<br />

Im berufl ichen Alltag wird mit Menschen in anspruchsvollen<br />

Situationen gearbeitet, da sind Kopf, Herz und Hand täglich<br />

gefordert.<br />

Ausbildungsbetrieb, Berufsfachschule und überbetriebliche<br />

Kurse der OdA GS bilden die drei Lernorte, welche<br />

gut koordiniert eine einheitliche Ausbildung mit grossen<br />

Transfermöglichkeiten zwischen Theorie und Praxis anbieten.<br />

Im Ausbildungsbetrieb fi ndet das Lernen für den<br />

späteren Berufsalltag statt. Die Berufsfachschule vermittelt<br />

das notwendige Wissen zur Ausübung des Berufes und zum<br />

Einstieg ins Erwerbsleben. In den überbetrieblichen Kursen<br />

werden praktische Tätigkeiten eingeübt, Varianten im Handeln<br />

erlernt und das Verhalten in Gruppen refl ektiert.<br />

Die Ausbildung im Berufsfeld<br />

Die Hauptverantwortung für die Ausbildung trägt der Ausbildungsbetrieb.<br />

Von der Selektion der Lernenden, vom<br />

Ausbildungsbeginn bis hin zur Lehrabschlussprüfung mit<br />

eidgenössischem Fähigkeitszeugnis, fi ndet eine kontinuierliche<br />

Betreuung und Förderung während drei Jahren in der<br />

Grundausbildung und während zwei Jahren im verkürzten<br />

Lehrgang für Erwachsene statt.<br />

Gut geführte Institutionen, wie die <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> in<br />

Urnäsch, bieten eine strukturierte Ausbildung mit fachlich<br />

ausgebildeten Berufsbildnern an. Lernende Fachpersonen<br />

Betreuung werden sorgfältig in ihre Aufgaben eingeführt<br />

und begleitet. Dies mit dem Ziel, die berufl iche Praxis mit<br />

allen Facetten kennen und bewältigen zu lernen.


11<br />

Das Berufsfeld<br />

In der Betreuung von Menschen mit körperlichen, geistigen,<br />

psychischen oder sozialen Beeinträchtigungen ist der Alltag<br />

vielfältig, abwechslungsreich, schwierig, lustig, traurig und<br />

einfach oft nicht vorhersehbar. Die komplexe Lebenslage der<br />

unterschiedlichsten Menschen erfordert in der Betreuung<br />

Kreativität, Flexibilität und Sensibilität. Die Unterstützung der<br />

Selbständigkeit und Selbstbestimmung steht im Vordergrund.<br />

Der Betreuungsprozess wird individuell geplant, dokumentiert<br />

und ausgewertet. Die Betreuung von Menschen aller<br />

Altersstufen fi ndet einzeln oder in Gruppen, überwiegend in<br />

Institutionen statt.<br />

Nachwuchsförderung<br />

Im Sommer 2010 starteten in den Kantonen St. Gallen,<br />

Appenzell AR, Appenzell AI und im Fürstentum Liechtenstein<br />

250 Lernende Fachfrau/Fachmann Betreuung, davon 115 mit<br />

Schwerpunkt Behindertenbetreuung, in die Ausbildung. Total<br />

besuchen zur Zeit über 1300 Lernende Fachfrau/Fachmann<br />

Betreuung und Gesundheit die überbetrieblichen Kurse an der<br />

OdA GS. Die Zahlen stiegen in den letzten sieben Jahren kontinuierlich<br />

an. Die demografi sche Entwicklung, die auch den<br />

Behindertenbereich betrifft, erfordert eine gezielte Bildung<br />

des berufl ichen Nachwuchses. In unserer Region befi nden<br />

sich viele attraktive Ausbildungsbetriebe. Die zahlreichen<br />

Heime, gerade im Appenzellerland, bieten Arbeits- und Ausbildungsplätze,<br />

die regional gut eingebunden und verankert<br />

sind. Nach dem Motto, warum in die Ferne schweifen, das<br />

Gute liegt so nah, wählen Sie einen Ausbildungsplatz und<br />

erlernen einen ganzheitlichen, abwechslungsreichen und<br />

anspruchsvollen Beruf in Ihrer Region, vielleicht sogar im Dorf<br />

oder gleich nebenan.<br />

Weitere Informationen fi nden Sie unter www.odags.ch<br />

Vreni Wüst-Gut<br />

stv. Geschäftsführerin OdA GS<br />

COLUMPODIUM 5•2010<br />

1 Unsere Gastautorin Vreni Wüst-Gut<br />

2 Helfen, unterstützen, bestärken, im Rahmen<br />

3 der individuellen Möglichkeiten<br />

2<br />

3


COLUMPODIUM 5•2010 12<br />

Jonas Kopp, Gruppenleiter<br />

Im Sommer 2010 schloss ich meine Ausbildung zum Fachmann<br />

Betreuung ab. Nun bin ich Leiter der Gruppe Schlüsselblume<br />

in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong>. Ich war ursprünglich in<br />

einem ganz anderen Berufsfeld tätig und verspürte erst spät,<br />

mit 38 Jahren als ich bereits Familie hatte, den Wunsch, vermehrt<br />

mit Menschen zu arbeiten. In meiner Kindheit kannte<br />

ich eine Angehörige mit Down Syndrom. Sie lebte damals bei<br />

ihren Eltern, bis diese verstarben. So war ich damit vertraut,<br />

dass zur Familie auch die Sorge um einen Menschen mit<br />

Behinderung gehören kann.<br />

Ich schaffte den Wechsel in dieses Berufsfeld als Quereinsteiger.<br />

Anfänglich liess ich mich von meinem gesunden Menschenverstand<br />

und meinen Gefühlen leiten. In der täglichen<br />

Arbeit lernte ich, was Professionalität ausmacht. Mit der<br />

Ausbildung zum FaBe wollte ich mir die Grundlagen erarbeiten<br />

und verstehen, nach welchen Grundsätzen in der Betreuung<br />

gearbeitet wird. Ich musste mich jedoch ein paar Jahre<br />

gedulden, bis ich einen Ausbildungsplatz fand.<br />

Ich habe die verkürzte Ausbildung zum FaBe gemacht. In<br />

zwei Jahren wurden alle Themen in der Berufsschule kurz angeschnitten,<br />

aber das vertiefte Erarbeiten fand in der Freizeit<br />

statt. Als Absolvent dieses Ausbildungsganges war mir vieles<br />

aus der Praxis bekannt, die theoretischen Grundlagen musste<br />

ich mir jedoch erarbeiten. Lebenserfahrung und mein fortgeschrittenes<br />

Alter haben sich in diesem Umfeld bisher immer<br />

als vorteilhaft erwiesen. In der Ausbildung hatte ich Kontakt<br />

zu Berufskollegen aus anderen Institutionen. Unsere<br />

1<br />

1 Vom Quereinsteiger zum Gruppenleiter<br />

Diskussionen waren spannend und bereichernd. Dabei wurde<br />

mir auch klar, wie stark die Strukturen einer Institution letztlich<br />

den Rahmen der Betreuung beeinfl ussen. Ich schätze<br />

die Kultur im <strong>Columban</strong> sehr. Wir können uns einbringen und<br />

Verantwortung übernehmen.<br />

Mich reizen die Herausforderungen des Alltags. Ich will<br />

genau hinschauen, erkennen was nötig ist, und viel mehr<br />

noch umsetzen, was für die betreuten Menschen Lebensqualität<br />

bedeutet. Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> soll ihnen wirklich<br />

ein Zuhause bieten, hier sollen sie glücklich sein. Neben den<br />

Förderzielen für die einzelnen Bewohner, die gemeinsam im<br />

Team formuliert und umgesetzt werden, ist es mir wichtig,<br />

kleine Freuden zu pfl egen. Dies sind spontan entstehende<br />

Momente im Tagesablauf, die ich gerne mit den Betreuten im<br />

Rahmen ihrer Möglichkeiten sinnerfüllt geniesse.<br />

Mein oberstes Ziel ist und bleibt, dass die Bewohner glücklich<br />

und zufrieden sind. Als Bezugsperson eines Bewohners<br />

kann ich Möglichkeiten individuell gestalten. Ich gehe ganz<br />

auf den Menschen ein und teile mit ihm diese Freizeit. Zum<br />

Beispiel so: Hansruedi liebt Autos. Also machen wir uns auf<br />

den Weg in die Stadt und kaufen ein Spielzeugauto, mit dem<br />

wir anschliessend spielen. Dabei eröffnen sich viele Ebenen<br />

für Hansruedi und mich, intensiv miteinander unterwegs zu<br />

sein. Er wird gefordert und entdeckt Neues, ich lerne ihn<br />

besser kennen. Oder er darf für einige Tage seine Schwester<br />

im Berner Oberland besuchen. Ich fi nde solche Kontakte zu<br />

Angehörigen sehr wichtig und bringe ihn deshalb in Begleitung<br />

meiner Kinder dorthin. Mit dieser Unterstützung kann<br />

Hansruedi die Beziehung zu seiner Schwester pfl egen, denn<br />

wegen seines mangelnden Sprachvermögens sind telefonische<br />

Kontakte für ihn unmöglich.<br />

Jonas Kopp


13<br />

Fabian Frischknecht, Praktikant<br />

COLUMPODIUM 5•2010<br />

2 Erste praktische Erfahrungen sammeln<br />

Bereits in Kinderjahren kam Fabian durch die Arbeit seines<br />

Vaters in Kontakt mit Menschen mit Behinderung. In Freizeitlagern<br />

sammelte er erste Erfahrungen als Betreuungshelfer.<br />

Bevor er sich jedoch diesem Tätigkeitsfeld ganz verschreiben<br />

wollte, erlernte er den Beruf des Milchtechnologen. In<br />

diesem Sommer trat Fabian eine Stelle als Praktikant in der<br />

Gruppe Schlüsselblume in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> an. Sein Ziel<br />

ist der Berufsabschluss als Fachmann Betreuung. Für Fabian<br />

sind Kompetenzen wie Geduld und Zuhörenkönnen in der<br />

Betreuungsarbeit sehr wichtig. Er ist dankbar, dass er dies<br />

bereits in seinem Elternhaus erlernen konnte.<br />

Sie treffen uns an folgenden Märkten<br />

– Markt Brunnadern: 29. November 2010<br />

– Markt Trogen: 4. Dezember 2010<br />

– Frühlingsmarkt Urnäsch: 23. April 2011<br />

– Chilbi Urnäsch: 14. und 15. August 2011<br />

– Viehmarkt Urnäsch: 29. September 2011<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch<br />

2


COLUMPODIUM 5•2010 14<br />

Christopher Reich, FaGe<br />

Christopher Reich wird im Sommer 2011 die Ausbildung zum<br />

Fachmann Gesundheit abschliessen.<br />

Weshalb hast Du diesen Beruf gewählt?<br />

Ganz klar, ich wollte eine Tätigkeit ausüben, in der Menschen<br />

im Mittelpunkt stehen.<br />

Was war Dein bisheriger Werdegang?<br />

Nach meiner Schulzeit absolvierte ich eine Ausbildung zum<br />

Zimmermann. Mich in diesem Beruf weiterzubilden, kam<br />

jedoch nicht in Frage. So jobbte ich einige Zeit als Zimmermann,<br />

Fenstermonteur sowie in der Forst- und Landwirtschaft.<br />

In meiner Familie und im näheren Umfeld arbeiten<br />

etliche Leute im Sozial- oder Pfl egebereich. Ich fand das<br />

immer spannend und war fasziniert, was sie aus ihrem<br />

Arbeitsalltag berichteten. So wuchs in mir der Gedanke,<br />

mich in diese Richtung zu orientieren.<br />

1<br />

1 Arbeitsalltag eines Fachmanns Gesundheit<br />

Welche Pläne hast Du für die Zukunft?<br />

Ab August 2011 werde ich den dreijährigen Studiumslehrgang<br />

HF zum technischen Operationsassistenten im Spital<br />

Herisau beginnen. Mit der Spezialisierung auf dem Gebiet<br />

der Operationstechnik freue ich mich auf eine Tätigkeit, die<br />

technisches und handwerkliches Flair mit der Arbeit rund<br />

um den Menschen verbindet.<br />

Hat die Theorie Deiner Ausbildung Deinen Arbeitsalltag<br />

verändert?<br />

Theoretische Grundlagen aus drei Jahren intensiver Berufsschulbildung<br />

sind Teil des Fundamentes für eine professionelle<br />

Pfl egearbeit. Mein Denken und Handeln veränderten<br />

sich stark durch dieses neu erworbene Fachwissen.<br />

Welche besonderen Erfahrungen ermöglichte Dir die<br />

Institution im Rahmen Deiner Ausbildung?<br />

Während meiner Ausbildung konnte ich unsere Wohngruppe<br />

zweimal ins Ferienlager begleiten. Solche speziellen Wochen<br />

erfordern jeweils viel Flexibilität und Improvisationskunst.<br />

Wertvolle Erfahrungen in der Medizinaltechnik konnte<br />

ich in einem zweiwöchigen Praktikum in der chirurgischen<br />

Abteilung des Spitals Heiden sammeln.<br />

Was ist in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> anders als anderswo?<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> unterscheidet sich von anderen Institutionen<br />

dadurch, dass bedürftige Menschen ihr ganzes Leben<br />

hier verbringen und die Pfl egenden sich intensiver mit<br />

ihnen auseinandersetzen als in der Akutpfl ege. Das ermöglicht<br />

eine engere Bindung zu den Bewohnern. Pfl ege und<br />

Betreuung können viel individueller und gezielter gestaltet<br />

werden. Die familiären Arbeitsbedingungen schaffen auch<br />

für Mitarbeitende ein förderliches Klima. Ich konnte mich als<br />

Auszubildender stets gut einbringen und fühlte mich ernst<br />

genommen.<br />

Welche besondere Kompetenz hast Du Dir angeeignet<br />

oder verfeinert?<br />

Während meiner Ausbildungszeit lernte ich vor allem geduldig<br />

zu sein und mit meinem Gegenüber Freude an kleinen<br />

Dingen zu teilen.


15<br />

Meret Akermann, FaBe<br />

Meret Akermann arbeitet in der Wohngruppe Anemone. Sie<br />

hat diesen Sommer ihre Ausbildung zur Fachangestellten<br />

Betreuung begonnen.<br />

Was war Deine Motivation für diese Berufswahl?<br />

Arbeiten mit Menschen war schon lange mein Wunsch. Das<br />

Schöne an diesem Beruf ist, dass ich Menschen unterstützen<br />

und meine Hilfe anbieten kann in Situationen, die sie alleine<br />

nicht bewältigen. Es macht mir Freude, mit den Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern den Alltag nach ihren Bedürfnissen zu<br />

gestalten und ihnen ein Gefühl von Sicherheit und familiärer<br />

Atmosphäre zu ermöglichen.<br />

Was war Dein bisheriger Werdegang?<br />

Ich hatte eine Ausbildung als Buchbinderin gemacht. Die<br />

handwerkliche und kreative Arbeit bereitete mir Freude. Ich<br />

vermisste jedoch den direkten Kontakt zu Menschen. Mein<br />

Wechsel in den sozialen Bereich begann, indem ich den<br />

Jahreskurs der BMS (Berufsmatura) mit Schwerpunkt Gesundheit-Sozialwissenschaften<br />

besuchte. Nach einem Jahrespraktikum<br />

in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> war für mich klar, dass ich<br />

eine Ausbildung im sozialen Bereich machen wollte.<br />

Welche Pläne hast Du für die Zukunft?<br />

Zuerst möchte ich eine erfolgreiche Ausbildungszeit geniessen<br />

und und möglichst viel lernen, das ich im Arbeitsalltag<br />

umsetzen kann. Nach der Ausbildung würde ich gern noch<br />

Sozialpädagogik studieren. Interessieren würde mich die<br />

Arbeit in einer Beschäftigungswerkstätte oder einem Atelier,<br />

wo ich meine handwerklichen Fähigkeiten nutzen kann. Aber<br />

wie gesagt, erst kommt meine Ausbildung als FaBe. Vielleicht<br />

sehen meine Pläne in zwei Jahren ganz anders aus.<br />

Hat die Theorie Deiner Ausbildung Deinen Arbeitsalltag<br />

verändert?<br />

Da ich im August meine Ausbildung begonnen habe und<br />

noch am Anfang stehe, habe ich noch nicht viel theoretische<br />

Grundlagen gelernt. Aber ich versuche möglichst viel<br />

Fachwissen aus der Schule in der praktischen Arbeit umzusetzen.<br />

Und manchmal merke ich, dass ich mich in gewissen<br />

Situationen bereits anders verhalte, wenn ich auf Gelerntes<br />

zurückgreifen kann.<br />

2<br />

COLUMPODIUM 5•2010<br />

2 Ihr Berufsziel heisst Arbeiten mit Menschen<br />

Wie sieht Dein Ausbildungsprogramm in der<br />

Berufsschule aus?<br />

Ich besuche einmal pro Woche die Berufsschule und an vier<br />

Tagen pro Semester fi ndet ein überbetrieblicher Kurs statt,<br />

indem ich Methoden für die Praxis kennenlerne.<br />

Was ist in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> anders als anderswo?<br />

Mir ist aufgefallen, dass ich hier im Vergleich zu Mitschüle -<br />

r innen und Mitschülern viel mitbestimmen und eigene Ideen<br />

oder Projekte umsetzen kann. Ideen, Anregungen und Verbesserungsvorschläge<br />

sind im Team willkommen. Ich fühle<br />

mich angenommen und akzeptiert.<br />

Welche besonderen Kompetenzen hast Du Dir<br />

angeeignet oder verfeinert?<br />

Geduld, Verantwortung übernehmen und fl exibel sein.


COLUMPODIUM 5•2010 16<br />

Lager der Gruppe Löwenzahn<br />

Geschafft! Stolz spiegelt sich in den Gesichtern der Betreuerinnen<br />

und Betreuer. Soeben haben sie das ganze Gepäck<br />

in drei Autos gestopft. Die Wageninnenspiegel sind zwar<br />

nur noch Zierde. Aber das stört in diesem Augenblick niemanden.<br />

Auch nicht die Betreuten. Die haben sich von der<br />

Aufbruchhektik ohnehin nicht anstecken lassen. Mariann,<br />

Nadine und Simone schauten dem Treiben interessiert zu.<br />

Helena bekundete Interesse, indem sie einige Male aufschaute.<br />

Felix unterwanderte die leicht fi ebrige Ernsthaftigkeit des<br />

Betreuerteams mit gelegentlichen Lachsalven. Und Adrian<br />

und Robert? Adrian liegt auf seiner Matte und blinzelt in<br />

die Sonne, die sich immer häufi ger zeigt. Robert hingegen<br />

begegnet diesem Morgen wie jedem Morgen während der<br />

Ferien: schlafend.<br />

Geordnete Hektik bestimmte den Beginn der Ferien und<br />

deren Ende. Die Zeit dazwischen war geprägt von Entspanntheit,<br />

Gelassenheit und Abwechslung. Ein wichtiger<br />

Grund für diese Ruhe war das professionelle Umfeld der<br />

Friedrichshafener Ferienanlage Cap-Rotach. Das ist mehr<br />

als nur ein Campingplatz mit einem Umweltgütesiegel. Das<br />

«Cap» ist ein mit dem goldenen Rollstuhl ausgezeichnetes<br />

Integrationsprojekt und bietet behinderten Menschen unterschiedliche<br />

Arbeitsmöglichkeiten. Sie packen an und tragen<br />

auch Verantwortung. In der Stadt Friedrichshafen hat sich<br />

ebenfalls mancherlei getan. Ob in öffentlichen Gebäuden, in<br />

Verkehrsmitteln oder in vielen Gasthäusern, Friedrichshafen<br />

ist rollstuhlgängig.<br />

Prominent ist das Zeppelin-Museum, das wir selbstverständlich<br />

besichtigt haben. Schliesslich gehört Zeppelin zu Friedrichshafen<br />

wie Eiffel zu Paris. Simone und Adrian waren vom<br />

Museum schlichtweg fasziniert. Gleich zu Beginn testete Adrian<br />

die Akustik des hauseigenen Kinos. Er war damit hörbar<br />

zufrieden. Die übrigen Zuschauer teilten seine Begeisterung<br />

etwas zeitverzögert. Simone hingegen genoss auf stille und<br />

ausdauernde Art. Stunden später noch wollte sie die 3D-Brille<br />

nicht ablegen. Tags darauf durchschnitten wir den Bodensee<br />

mit dem Katamaran. Die Schnellfahrt führte uns nach<br />

Konstanz. Der Wind, das Wummern der Schiffsdiesel und das<br />

Wechselspiel der Sonnenstrahlen brachten Felix abwechselnd<br />

zum Lachen. Nadine misstraute der Überfahrt und warf ihre<br />

Stirn in Falten. Helena hingegen nahm alles gelassen.<br />

Meistens waren wir in Kleingruppen unterwegs. Das hatte<br />

organisatorische Gründe. Dann nutzten wir den Spazierweg<br />

entlang des Sees und überliessen uns der Brise, dem Rascheln<br />

des Laubes, dem Plätschern des Wassers.<br />

Eine Reise aber unternahmen wir gemeinsam. Diese führte<br />

uns ins beschauliche Lindau. In einer Gartenwirtschaft wurden<br />

wir herzlich willkommen geheissen und verwöhnt. Für<br />

das nächste Jahr haben wir im Cap-Rotach in Friedrichshafen<br />

bereits wieder gebucht… für unsere Pfl egegruppe haben wir<br />

dort optimale Rahmenbedingungen vorgefunden und freuen<br />

uns jetzt schon sehr darauf.<br />

Wilhelm Bolter<br />

1<br />

1 Schwerstbehinderte werden rundum betreut


17<br />

Abschied von Hedi Kalberer<br />

Im Oktober 1997 trat ich meine Stelle in der Weberei der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> an. Das Team mit sechs Mitarbeitenden<br />

und fünfzehn Bewohnern empfi ng mich herzlich. Auf zwei<br />

Stockwerken arbeiteten sieben Betreute, die ohne viel Hilfe<br />

recht gut weben konnten. Alle anderen wurden bei ihrer<br />

Tätigkeit geführt.<br />

Ich arbeitete mich schnell ein und staunte über die vielen<br />

unterschiedlichen Menschen, die sich hier zusammengefunden<br />

hatten, die einen sitzend wartend, die anderen motiviert<br />

und fl eissig bei ihrer Beschäftigung. Es war nicht immer nur<br />

friedlich. Einige Betreute waren mit dem bunten Treiben<br />

überfordert. Schnell bemerkte ich, dass die Menschen wie<br />

die Arbeit von einem angenehmen Rhythmus und genau<br />

eingehaltenen Regeln geführt wurden. Das war und ist bis<br />

heute in der Betreuung wie auch für die Konzentration beim<br />

Weben erforderlich.<br />

Mit den schwächeren Betreuten webte ich Seidenschals und<br />

stellte die Farben zusammen, um Zettel anzufertigen. Mit<br />

zwei Betreuten zog ich Garn durch die Litzen und stellte die<br />

Webstühle bereit. Aus dem Gewebe nähte ich dann Babybadetücher,<br />

Schürzen, Taschen, Tücher, Lappen, Schals und<br />

vielerlei mehr. Die Produkte verkauften sich sehr gut auf den<br />

Märkten. Auch Mitarbeitende der <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> besuchten<br />

oft die Weberei und kauften bei mir ein. Ich bin ihnen<br />

dafür sehr dankbar. Das hat mich immer wieder motiviert,<br />

Neues zu erproben.<br />

Wir waren ein gut eingespieltes Team und hatten die Möglichkeit,<br />

auch ab und zu auswärts etwas zu unternehmen.<br />

Eine bleibende Erinnerung ist, wie wir alle zusammen die<br />

Olma besuchten. Ein anstrengendes, abenteuerliches und<br />

sehr lustiges Unterfangen.<br />

Neue Werkstätten entstanden und einige Betreute wechselten<br />

je nach Fähigkeiten ihr Arbeitsgebiet. Auch Mitarbeitende<br />

zogen weiter, sodass ich schliesslich die Weberei mit noch<br />

sieben Betreuten bis 2010 allein weiterführte. Wo immer<br />

es möglich war, versuchte ich den Betreuten Neues beizubringen.<br />

Dies gelang oftmals mit viel Zeit und Geduld. Einige<br />

machten handwerklich sehr gute Fortschritte, wurden über<br />

die Jahre ausgeglichener, schätzen es, bei der Arbeit geführt<br />

2<br />

COLUMPODIUM 5•2010<br />

zu werden oder Hilfestellung zu erhalten, oder sie lebten<br />

beschaulicher und genossen einfach das Dabeisein. Alle<br />

haben sich in der Weberei wohlgefühlt und viel zur guten,<br />

oft lustigen und schönen Atmosphäre beigetragen.<br />

Danke euch allen, ihr wart wirklich ein tolles Team.<br />

Hedi Kalberer<br />

2 Geschicktes Hantieren am Webstuhl<br />

Liebe Hedi, die Heimleitung, die Mitarbeitenden und alle<br />

Betreuten danken Dir herzlich f¨ür deinen langjährigen Einsatz<br />

in der Weberei. Du hast als kreative Werkstattleiterin die<br />

Weberei geprägt und die Weberinnen und Weber einfühlsam<br />

begleitet und angeleitet. Alles Gute für Deine Zukunft.


COLUMPODIUM 5•2010 18<br />

Claudia Kuhny, Sozialpädagogin<br />

Im Gymnasium wurde mir irgendwann bewusst, dass ich<br />

mich in der Wahl meines Schwerpunktfaches «Wirtschaft<br />

und Recht» vergriffen hatte. Es stellte sich mir dringlich<br />

die Sinnfrage bezüglich meiner berufl ichen Aussichten.<br />

Ich konnte mir nicht vorstellen, mein Leben hinter einem<br />

Schreibtisch zu verbringen. Und was ich im Verborgenen<br />

eigentlich schon lange wusste, kam schlagartig ans Tageslicht:<br />

«Ich will Sozialpädagogin werden». Weshalb wusste<br />

ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht so genau. Es reichte aber<br />

um mich vom ursprünglichen Ziel «Matur» abzubringen, den<br />

Diplommittelschulabschluss zu machen und ein Praktikum in<br />

einer Tagesschule für mehrfachbehinderte Kinder in Basel zu<br />

absolvieren.<br />

Die Schule orientierte sich am Menschenbild der Anthroposophie.<br />

Ich begegnete einem Menschenverständnis reich<br />

an Einfühlungvermögen und durchdachtem praktischem<br />

Handeln, wie ich es bisher nicht gekannt hatte. So beschloss<br />

ich, in Clair Val HFS (Epalinges VD) berufsbegleitend Sozialpädagogik<br />

zu studieren. Auf der Suche nach einer entsprechenden<br />

Praxisinstitution kam ich zur <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong><br />

nach Urnäsch. Das Appenzellerland war schneebedeckt und<br />

verzauberte mich auf Anhieb, die Institution präsentierte sich<br />

als wohlige Umgebung für die Bedürfnisse der Bewohner.<br />

Sie hinterliess bei mir sofort ein freundliches Erscheinungsbild,<br />

hier wollte ich gerne arbeiten.<br />

1<br />

1 Claudia mit Betreutem, beide gut behütet<br />

Nach dem obligatorischen viermonatigen Praktikum startete<br />

ich im August 2008 ins Studium, das ich im Juli 2011 abschliessen<br />

werde.<br />

Mittlerweile erahne ich, weshalb ich diesen Weg eingeschlagen<br />

hatte und erkenne deutlich die Richtigkeit meiner Wahl.<br />

Sozialtherapeutisch zu arbeiten, bedeutet nicht einfach einem<br />

Beruf nachzugehen, sondern sich mit dem Gegenüber zu<br />

verbinden und Platz für individuelle Entwicklung zu schaffen,<br />

zu erkennen und zu handeln, die Begegnung von Mensch<br />

zu Mensch bewusst zu leben, sodass Fähigkeiten gedeihen<br />

können.<br />

Bevor man an andere Menschen sozialtherapeutisch herantritt,<br />

ist es wichtig, an sich selbst zu arbeiten. Eine Grunddevise<br />

des Studiums in Epalinges ist die Selbsterziehung, um<br />

authentisch zu wirken. Denn nur so kann ich etwas bewegen.<br />

Die Vertiefung der Anthroposophie bietet mir persönlich<br />

dabei einen Wegweiser. Eigentlich geht es darum, würdevoll<br />

Mensch sein zu lernen. Der theoretische Teil der Sozialpädagogik<br />

bietet eine Orientierung, eine Stütze, doch ist der<br />

Mensch ein Individuum und muss da abgeholt werden, wo<br />

er steht. Mit seiner Persönlichkeit und seiner ganzen Lebensgeschichte.<br />

Konkrete Anweisungen, wie mit einer spezifi schen Situation<br />

umzugehen sei, fi nden sich kaum in Büchern. Denn Patentrezepte<br />

im Umgang mit Menschen gibt es nicht. So ist es<br />

am wichtigsten, dass der betreuende Mensch mit Wärme<br />

durchdrungen ist und gelernt hat, selbst zu denken, um<br />

kreativ und fl exibel zu sein. Eine Ausbildung kann Hinweise<br />

zu Gesetzmässigkeiten geben und zur Entwicklung anregen.<br />

Doch ist das Leben selbst, mit allen seinen Freuden und Tücken,<br />

der beste Lehrmeister. Oder wie es Alexandre Jollien in<br />

seinem autobiographischen Werk «Das Lob der Schwachheit»<br />

prägnant ausdrückt: «Die Prüfungen formen den Menschen<br />

mehr als die vollkommensten Beweisführungen herausragender,<br />

in ihre Schemata eingezwängter Wissenschaftler oder<br />

Pädagogen».


19<br />

In diesem Sinne bin ich sehr froh, dass ich bereits in der<br />

Ausbildung praktische Erfahrung sammeln kann. In der<br />

Arbeit auf der Wohngruppe werde ich als Seminaristin<br />

geschätzt. Durch das Studium bin ich oft von Ideen<br />

und Vorschlägen befl ügelt und kann diese im Alltag<br />

mit meinen Kollegen besprechen und einbringen, ich<br />

fühle mich als vollwertige Mitarbeiterin akzeptiert. Die<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> als Ganzes erscheint mir stark im<br />

Wandel. Äusserlich durch den Neubau und die Gestaltung<br />

des Aussengeländes. Im Innern ist eine positive,<br />

vorwärts gerichtete Kraft zu erkennen, die sich am<br />

Zeitgeschehen der Sozialtherapie orientiert, gerade auch<br />

durch die Impulse der vielen Mitarbeitenden in Ausbildung.<br />

Es ist eine deutliche Professionalisierung auszumachen,<br />

die aber nicht im Widerspruch zum Menschen<br />

steht, sondern befruchtend wirkt. Das anthroposophisch<br />

orientierte Leitbild legt dabei die Wertvorstellung des<br />

menschlichen Umgangs fest, insgesamt eine gelungene<br />

und erfrischende Kombination.<br />

Die Ausbildung zur Sozialpädagogin<br />

im <strong>Columban</strong> absolvieren<br />

zu können, bedeutet für mich, in<br />

einem vertrauten Umfeld Beziehungsarbeit<br />

zu leisten. Für diese<br />

Zeit des geschützten Erfühlens<br />

der Sinnhaftigkeit dieses Berufsfeldes<br />

bin ich sehr dankbar.<br />

Der innerste Kern<br />

eines Menschen ist<br />

niemals krank, nur<br />

die äussere Hülle.<br />

Für meine Zukunft möchte ich mich nur auf eines<br />

festlegen: Der Mensch ist ein werdendes Wesen und<br />

wenn ich dazu bereit bin, stehe ich jeden Tag auf, etwas<br />

Neues zu lernen.<br />

Claudia Kuhny<br />

Im Denken Klarheit,<br />

Im Fühlen Innigkeit,<br />

Im Wollen Besonnenheit:<br />

Erstreb‘ ich diese,<br />

So kann ich hoffen,<br />

Das ich zurecht<br />

Mich fi nden werde<br />

Auf Lebenspfaden<br />

Vor Menschenherzen<br />

Im Pfl ichtenkreise.<br />

COLUMPODIUM 5•2010<br />

Denn Klarheit<br />

Entstammt dem Seelenlichte,<br />

Und Innigkeit<br />

Erhält die Geisteswärme,<br />

Besonnenheit<br />

Verstärkt die Lebenskraft.<br />

Und alles dies<br />

Erstrebt im Gottvertrauen,<br />

Lenket auf Menschenwegen<br />

Zu guten, sicheren Lebensschritten.<br />

(R. Steiner)


Geborgenheit und Lebensfreude an der gemeinsamen Johannifeier<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> braucht auch in Zukunft die fi nanzielle<br />

Unterstützung von Gönnern, Firmen und Institutionen<br />

Mit der Annahme des neuen Finanzausgleichs (NFA)<br />

durch das Schweizer Volk sind ab 2011 die Kantone für<br />

die Eingliederung von Menschen mit Behinderungen<br />

zuständig. Dies betrifft auch die fi nanzielle Unterstützung<br />

entsprechender Institutionen. Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> steht<br />

dadurch vor neuen Herausforderungen: Wir werden in<br />

Zukunft für alle grösseren Investitionen auf Spenden von<br />

privater Seite angewiesen sein.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> empfängt aber nicht nur Hilfe.<br />

Wir geben der Allgemeinheit auch vieles zurück. Dies als<br />

grösster Arbeitgeber in der Gemeinde Urnäsch, als Anbieter<br />

begehrter Lehrstellen und Ausbildungsplätze, durch<br />

vielfältige Aufträge an die regionale Wirtschaft sowie<br />

durch unsere sozial-ethische Leistung.<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> • 9107 Urnäsch AR • Wohnen und Arbeiten für Menschen mit Behinderung<br />

Tel. +41 71 364 22 77 • Fax +41 71 365 68 68 • info@columban.ch • www.columban.ch<br />

Möchten Sie mehr über die <strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong> und unsere<br />

Angebote erfahren? Oder würden Sie unsere Tätigkeit gerne<br />

mit einer Spende unterstützen? Wir freuen uns auf Ihre<br />

Kontaktnahme und stehen Ihnen in jeder gewünschten<br />

Form zur Verfügung.<br />

Ihre Spende hilft uns<br />

Mit Ihrer Spende auf unser Postcheckkonto 85-162159-9<br />

ermöglichen Sie Menschen mit schweren geistigen und<br />

mehrfachen Behinderungen ein würdiges Zuhause und<br />

ein förderndes Umfeld. Viele Bedürfnisse unserer Bewohnerinnen<br />

und Bewohner sind nicht durch die öffentliche<br />

Hand und die IV abgedeckt. Herzlichen Dank für Ihre<br />

Sympathie und Ihre Hilfe.

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