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Reisen im Hochgebirge (korrigiert)v2A6 - Medex - Medical Expeditions

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ii REISEN IM HOCHGEBIRGEÜber dieses BuchDieses Buch wurde von Menschenverfasst, die gerne in den Bergen sind,ein besonderes Interesse an Medizinhaben und daran, was Menschen ingroßer Höhe passieren kann.Die Inhalte sollen lediglich als einRatgeber dienen, der auf neuestenErkenntnissen basiert.Es ist nicht einfach Forschung auf demGebiet der Höhenkrankheit zubetreiben. Sie ist noch nicht sehrumfassend und schon gar nichtabgeschlossen.Jedem, der in hochgelegene Gebietereist, wird dazu geraten, sowohl vorReiseantritt, als auch bei akuterKrankheit medizinischen Rat zur Hilfezu ziehen.Ersterscheinung: 2007 Diese Ausgabe: 2008Die Autoren und der Herausgeber haben sich intensiv um die Darstellung korrekter undaktueller Informationen bemüht.Sie können jedoch nicht die Verantwortung/Rechenschaft für jedweden Verlust, Verletzungoder Unannehmlichkeiten übernehmen, die durch Fehler oder Auslassungen oder aufgrundder Ratschläge und Informationen dieses Buches erlitten wurden.Alle Rechte vorbehalten. Wir begrüßen den nicht kommerziellen Gebrauch dieses Materialssolange das Urheberrecht geachtet wird. <strong>Medex</strong> 2007, 2008Dieses Buch steht zum kostenlosen Download auf folgender Internetseite zur Verfügung :www.medex.org.uk


REISEN IM HOCHGEBIRGE iiiINHALT1 Vorwort 22 Muskeln und Gelenke2 Höhenmedizin 23 Arme und Beine3 Was bedeutet “hoch”? 24 Die Augen4 Wo ist es auf der Erde “hoch”? 25 Mund und Zähne5 Europa 26 Nase und Ohren6 Nord- & Südamerika 27 Geschlechtsorgane/7 Afrika Verhütung8 Asien 28 Der Schlaf9 Australasien 29 Kinder in der Höhe10 Antarktis 30 Träger11 Akkl<strong>im</strong>atisierung 31 Was tun <strong>im</strong> Notfall?12 Auswirkungen in großer Höhe 32 Unfallprotokollkarte13 Akute Höhenkrankheit (AHK) 33 Medikamente15 Das Gehirn 35 Sauerstoff16 Gehirnödem (HGÖ) 36 Vorerkrankungen17 Die Lungen 41 Umweltaspekte18 Lungenödem (HLÖ) 42 Literaturempfehlungen19 Das Herz / Blut 43 Nützliche Internetseiten20 Der Magen-Darm-Trakt 44 Impressum21 Die Nieren / Harnblase 45 AHK Protokollkarte46 Persönliche Daten


1 REISEN IM HOCHGEBIRGEVORWORT1991 erlebten einige anHöhenmedizin interessierte Ärzte mit,wie ein junger gesunder Bergsteiger aufdem Mera La starb. Der Arzt, der beiihm war, wusste nur wenig über dieRisiken der Höhenkrankheit.Diese Tragödie spornte die Ärzte an,die Höhenkrankheit zu erforschen unddas Wissen darüber mit anderen zuteilen. Die Organisation „<strong>Medical</strong><strong>Expeditions</strong>“ wurde als ihre Mission insLeben gerufen.Zehn Jahre später, wieder auf demMera La, sahen Mitglieder von „<strong>Medical</strong><strong>Expeditions</strong>“ wie eine Japanerin insKoma fiel und starb, nachdem sie vonihren Freunden zurückgelassen wordenwar. Ein weiteres Leben war verloren.Trotz aller Forschung und Lehre mussnoch viel getan werden um solcheLeben zu retten.Seit Beginn der frühen 90er Jahresind die Mitglieder von <strong>Medical</strong><strong>Expeditions</strong> gemeinsam mit anderenForschern damit beschäftigtErkenntnisse in der Höhenmedizin zugewinnen.Sie haben ihr Bestes gegeben, umdas Wissen der Ärzte zu erweitern, diemit Hochgebirgsreisenden zu tunhaben.Dieses Buch behandelt dieAuswirkungen auf Hochgebirgsreisendeund soll dabei helfen zu verstehen,warum man sich eventuell nicht wohlfühlt oder krank wird. Es bietetHilfestellungen <strong>im</strong> Vermeiden vonKrankheiten und be<strong>im</strong> tatsächlichenErkranken in der Höhe. Unsere eigenenErfahrungen und echte Patientenfällewurden als Beispiele benutzt.Der Tod auf dem Mera La wurdedurch das Aufsteigen in große Höhenverursacht, doch er hätte verhindertwerden können, wenn man einfacheRegeln befolgt hätte .„<strong>Medical</strong> <strong>Expeditions</strong>“ bietetFortbildungen für Ärzte über dieHöhenkrankheit an und möchte auchandere darüber unterrichten.Dieses Buch ist unser Versuch jedemdabei zu helfen, gesund aufHochgebirgsreisen zu bleiben.


3 REISEN IM HOCHGEBIRGEWAS BEDEUTET “HOCH”?Gute Frage! Indiesem Buch redenwir davon vonMeereshöhe aufalles, was über2000m liegt, zugehen.Unsere Körperfunktionieren (gut)unter gewohntenUmweltbedingungen.Wenn wir in die Höhegehen, müssen wir uns anpassen.Zwischen 1500 und 2000m beginntsich die Höhe auf uns auszuwirken.Der Körper beginnt sich ein weniganders zu verhalten und versucht denSauerstoffmangel auszugleichen. Beieinem zu schnellen Aufstieg auf ca.2500m tritt gewöhnlich dieHöhenkrankheit auf.Die meisten Menschen schaffen es,sich in einem ausreichend langenZeitraum auf 5000-5500m (EverestBasislager) anzupassen.Über 5500m hinaus können sich nurnoch wenige weiter anpassen.Gesundheit und Leistungsfähigkeitverschlechtern sich.Was ist also an Hochgebirgsreisen soanders? Der größte Unterschied besteht<strong>im</strong> Absinken des Luftdrucks (die Luftwird “dünner”) und somit steht wenigerSauerstoff pro Atemzug zur Verfügung.Sauerstoff wird für dieEnergieversorgung des Körpers undzum Überleben gebraucht. Er ist wichtigfür das Gehirn und die Verdauung, fürdie Wundheilung und alle anderenKörperfunktionen, die unbewusstablaufen. Bei Sauerstoffmangel passtsich der Körper an. Man atmet schnellerund tiefer. Der Körper produziert mehrrote Blutkörperchen, um mehrSauerstoff zu transportieren. DieseVeränderungen brauchen Zeit. Beilangsamem Tempo sollte man gesundbleiben. Bei zu schnellem Temporiskiert man beispielsweise, an derHöhenkrankheit zu erkranken.9,000mTodes8,000m zoneEverest8,850m7,000m ExtremeHöhe Kil<strong>im</strong>anjaro6,000m5,985m5,000m Sehrgroße Inca TrailHöhe 4,198m4,000m3,000m Große2,000m Höhe Ben Nevis1,344m1,000mMeeres-0m spiegel


REISEN IM HOCHGEBIRGE 4WO IST ES AUF DER ERDE “HOCH”?Es gibt viele Orte auf der Erde,wo man auf große Höhen gehenkann, z.B. durch eineRucksackreise oder einenWanderurlaub. Be<strong>im</strong> Skifahren,be<strong>im</strong> Überfahren hoher Pässeoder bei Flugreisen inhochgelegene Städte. Jedeshochgelegene Gebiet hat seineeigenen speziellen Probleme,über die man sich vor Reiseantritterkundigen sollte.


5 REISEN IM HOCHGEBIRGEEUROPAWenn man jemanden auffordertein hohes Gebirge zu nennen, wirder wahrscheinlich auf den H<strong>im</strong>alayaoder die Anden kommen. Diemeisten wissen nicht, dass dieGebirge in Europa hoch genugsind, um die Höhenkrankheithervorzurufen. Tatsächlichwissen Urlauber undBergsteiganfänger in denAlpen wenig oder überhauptnichts über dieHöhenkrankheit.Kopfschmerzen könnenauftreten und andereMitreisende können zusätzlicheProbleme bekommen.In den Alpen kommt manüber Seilbahnen, Bergbahnen,Skilifte relativ schnell undeinfach auf große Höhe. VieleBergpässe liegen teilweiseüber 2000m Höhe.Bei Bergtouren in den Alpen oderin Teilen Osteuropas läuft man beiÜbernachtungen in Berghüttenauch Gefahr, an derHöhenkrankheit zu erkranken.Eine vierköpfige Familie nahm die Bergbahn vom Grindelwald (1034) zumJungfraujoch, lief zur Berghütte auf 3650m und machte dort ein Picknick. Nach 4Stunden in der Höhe klagte der 11jährige Sohn über schwere Kopfschmerzen.Be<strong>im</strong> sofortigen Abstieg erkrankte der Junge. Im Tal angekommen ging es ihmschon bald wieder besser. Seine Symptome wurden durch die AkuteHöhenkrankheit ausgelöst. Die Familie hatte davon noch nie gehört.


SkifahrenoderBergsteigen inden RockyMountains kannSie in Gefahrbringen undmancheMenschenkönnen schonin den Städtenund Dörfernbetroffen sein.Leadville(Colorado) liegt z. B. über 3000m.Die Berge in Nordamerika liegenauf den nördlichen Längengraden,wo der Luftdruck niedriger ist alsauf der gleichen Höhe am Äquator.In den Anden sind Orte wieCusco (3326m) oder La Paz(3600m) ohne Anpassung mit demFlugzeug oder Auto zu erreichen.Man sollte sich in den erstenREISEN IM HOCHGEBIRGE 6NORD– & SÜDAMERIKAStunden ausruhen und es für einpaar Tage langsam angehen bevorman Touren wie den Inca Trailmacht.Die FIFA hat internationaleFußballspiele in La Paz (Bolivien)verboten, da die Gastmannschaftgroße Vorteile durch ihre natürlicheGewöhnung an denSauerstoffmangel hat.Ein Geschäftsmann flog einen Tag vor Abschluss eines Mult<strong>im</strong>illionengeschäftsfür eine Konferenz nach La Paz (3600m) in Bolivien. Seine Firma hattebeschlossen auf die zusätzlichen Kosten zu verzichten und schickte ihn nicht einpaar Tage vorher zwecks Höhenanpassung dorthin. Er fühlte sich während seinesVortrages so krank dass er den Kunden verlor. Das nächste Mal wird er sichergehen, sich vorher an die Höhe zu gewöhnen.


7 REISEN IM HOCHGEBIRGEAFRIKADie größten Probleme treten auf demKil<strong>im</strong>anjaro auf. Da sich die Reisekostenan der Anzahl der Tage auf dem Bergrichten, steigen viele organisierteReisegruppen weitaus schneller auf, alsdie empfohlenen 300m pro Tag. EinAufenthalt auf den benachbartenBergen kann dabei helfen, sichanzupassen bevor man den Hauptgipfelerkl<strong>im</strong>mt.Einige Unternehmen beginnenReiserouten anzubieten, die dies mitberücksichtigen. Es lohnt sich für dieSicherheit und das Erreichen dergesteckten Ziele ein bisschen mehrauszugeben. Erkundigen Sie sich wieviele auf den vergangenen Touren denGipfel (oderGilmans Point)erreicht haben undwie viele nicht.Fragen Sie nachder Anzahl derReisetage. Einsicherer Aufstiegsollte 8 bis 10 Tagedauern.Ein erfahrener britischer Bergführer, der in Höhenmedizin ausgebildet war, führteeine Gruppe auf den Kil<strong>im</strong>anjaro (5895m). Sie begegneten einer sehr besorgtenGruppe mit einem 17jährigen Jungen, der kollabiert war. Der Bergführer spritzteihm Dexamethason und begann mit ihm den schnellen und lebensrettendenAbstieg. An einer Berghütte angekommen rief er einen britischen Bergarzt übersein Satellitentelefon an, der ihm riet, während der Nacht weiter abzusteigen. ZweiTage später ging es dem Jungen wieder gut. Hätte jemand aus der Gruppe mehrüber die Höhenkrankheit gewusst, hätte man diese Notsituation verhindernkönnen. Leider musste sie es durch eine schwere Lektion lernen.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 8ASIENDie bekanntesten Gebiete fürHochgebirgsreisen liegen in diesem Teilder Welt.Von Nepal, Pakistan oder Indien ausist es möglich in die Berge zu gelangen– idealerweise die höchstenLandebahnen vermeidend. 84% allerMenschen, die zum Hotel Everest View(3860m) einflogen, erkrankten an derAkuten Höhenkrankheit.Ein stufenweiser Aufstieg auf diePlateaus Tibets ist unmöglich. Dahermuss auf die Anzeichen der AkutenHöhenkrankheit besonders geachtetwerden und die körperliche Belastungbis zur Anpassung auf ein Mindestmaßgehalten werden.Auf einer Fahrradtour von Lhasa zum Everest Basislager hatte eine Gruppe zwei5000m Pässe in 8 Tagen überquert. Am 9. Tag, auf 4150m, wachte eine Fahrerinmit Schwindel und Übelkeit auf, hatte Schüttelfrost und konnte nicht geradeauslaufen. Als es bis zum Mittag nicht besser geworden war, entschied die Gruppeherunter zu fahren. Auf einem 5100m hohen Passes wurde die Erkrankte blau <strong>im</strong>Gesicht, hatte Atembeschwerden und Schaum vorm Mund. Als die Gruppe denPass hinter sich gelassen hatte, verbesserte sich ihr Zustand. Die Gruppe bliebüber Nacht auf 4100m und der Arzt vor Ort stellte fälschlicherweise Bluthochdruckfest. Glücklicherweise trafen sie einen Bergarzt mit Medikamenten gegen dieHöhenkrankheit. Am nächsten Tag fuhren sie mit dem LKW auf 2400m hinab undschließlich weiter nach Kathmandu, wo sie dann weitere ärztliche Hilfe inAnspruch nahmen.


9 REISEN IM HOCHGEBIRGEAUSTRALASIENIn Neuseeland gibt es viele Gipfelüber 3000m. Es existieren jedoch nurvereinzelt Berichte von Notsituationen,wobei Erfrierungen regelmäßig auf demMount Cook auftreten.Australiens höchster Punkt auf demMount Kosciuszko (2200m) ist leicht zuerreichen und es ist eherunwahrscheinlich, dass Probleme indieser Höhe auftreten. In PapaNeuguinea/Indonesien gibt es eineReihe von Bergen über 3000m, wobeiPuncak Jaya(CarstenszPyramide) auf4884m denhöchsten Punktdarstellt.Viele Touristenberichten vonSymptomen derAkutenHöhenkrankheit dieihren Urlaubruinierten, manchestarben sogar. Dieafrikanischen Gipfelsollte manlangsamer erkl<strong>im</strong>men um sich anpassenzu können. Die schwierigen Pfade,unzuverlässige Karten, schlammignasseJahreszeiten, begrenztemedizinische Hilfe und Tropenkrankheitkönnen ein vermeintlich lockeresWochenende in einen Albtraumverwandeln. Der Mt. Kinabalu 4101m inBorneo kann sehr schnell bestiegenwerden, was häufig in der AkutenHöhenkrankheit resultiert.1982 wurden zwei Bergsteiger auf dem Mount Cook von einem Sturm 2 Wochenlang festgehalten. Als das Wetter besser wurde und sie gerettet wurden, hattenbeide Erfrierungen an den Füssen, woraufhin diese amputiert werden mussten.Beide kehrten zurück und bestiegen den Gipfel, einer sogar den Gipfel des MountEverest.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 10ANTARKTISDie Antarktis ist mit ihrerDurchschnittshöhe von 2300m derkälteste, höchste, windigste, trockensteund am meisten vereiste Kontinent derErde. Der höchste Punkt ist der MountVinson mit 4892m Höhe. Das Eis kanneine Tiefe von bis zu 4700m erreichen.Die meisten bereisen die Antarktisals Mitglied einer organisiertenExpeditionen oder eines Arbeitsprojekts.Sie haben Höhentraining absolviert undwerden von Bergführern begleitet.Manche Unternehmen bieten jedochunabhängig davon Touren dorthin an.Es ist wichtig zu wissen, dass derLuftdruck, der in den Polarregionenniedrig ist, durch Tiefdruckgebieteweiter verringert wird. Daher bestehtschon auf geringeren Höhen eineniedrigere Sauerstoffsättigung und dieAkute Höhenkrankheit entsteht leichter.Die extreme Kälte verschl<strong>im</strong>mertdazu Probleme in der Höhe.Eine gesunde 66jährige flog vom Patriot Hills Camp (887m) zum Pol (2800m). Sieeilte 300m weit zu den Fahnen, um ein Foto zu machen. Danach benötigte sieHilfe bei den 30 Stufen zum NSF Forschungslager. Sie litt an Atemnot undKopfschmerzen. Sie wurde mit Sauerstoff, Flüssigkeit und Schmerzmittelnbehandelt. Später konnte sie zum Flugzeug zurücklaufen und erholte sich wiedervöllig am nächsten Tag in den Patriot Hills.


11 REISEN IM HOCHGEBIRGEAKKLIMATISIERUNGAkkl<strong>im</strong>atisierung ist der Prozess, beidem sich der Körper langsam an denerniedrigten Sauerstoffgehalt der Luftanpasst.Die Dauer der Anpassung istindividuell verschieden. Daher gibt eskeine allgemeinen Regeln, aber guteLeitlinien.Über 3000m sollte man langsamweiter aufsteigen und nicht mehr als300m höher als am Vortag schlafen.Solange man dies für das Schlafenbeachtet, kann man auch ohneBedenken über den Tag hinweg höheraufsteigen („hoch aufsteigen – untenschlafen“). Sollte man höheraufgestiegen sein und nicht dieMöglichkeit haben zurückzukehren,sollte man einen Ruhetag einlegen, umdem Körper die Möglichkeit zurAnpassung zu geben. Das mag sehrlangwierig erscheinen und manchekönnen sicherviel schnelleraufsteigen,aber in derGruppe wird<strong>im</strong>mer jemanddabei sein,der mehr Zeitfür dieAnpassungbenötigt. DerZeitplan sollteso gemachtwerden, dassalle gesund bleiben. Ratsam ist auch,alle 2-3 Tage einen Ruhetageinzulegen.Fährt oder fliegt man auf große Höhen,ist die Wahrscheinlichkeit höher an derAHK zu erkranken.Es ist sehr wichtig vor Reisebeginnherauszufinden, wie hoch die geplanteRoute liegt. Bessernoch ist eine Zeichnung,auf der die Punkte fürdie Nachtlager markiertsind. Wenn Sie etwasnicht wissen, fragen Sienach. So können Sieleicht erkennen, anwelchen Tagen dasRisiko einer AHK amgrößten ist.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 12AUSWIRKUNGEN IN GROSSER HÖHEDie meisten <strong>Reisen</strong>den, die in großeHöhe gehen, müssen mit Symptomender Höhenkrankheit zurecht kommen.Geht man damit richtig um, wird manwahrscheinlich keine größerenProbleme bekommen. Geht man damitnicht richtig um, kann es verheerendeAuswirkungen haben und die Reise desHöhenkranken undseiner Begleiterruinieren.Wenn man jedenTag ehrlich übersein Befindenberichtet und weiß,was passierenkönnte, kann mandas eigene Lebenretten.Es können sehr ungewöhnliche Dingemit dem Körper passieren, wenn man indie Höhe geht!Die meisten, die in der Höhe waren,berichten über Kopfschmerzen,Atemlosigkeit, Schlafstörungen undAppetitlosigkeit. Dies sind Symptomeder AHK. AHK ist unangenehm,jedoch nicht lebensgefährlich.Verschlechtern sich die Symptomeder AHK, kann dies zu einem Lungen- oder Hirnödem führen, welche sehrschnell zum Tode führen können.Was manche <strong>Reisen</strong>de nicht über dieAHK wissen ist, dass man mehr Urinausscheidet, Gleichgewichtsproblemeund Sehstörungen bekommt und dieNägel anders wachsen.Wir hoffen, die folgenden Seitenhelfen Ihnen, mit einigen Problemenzurecht zu kommen, die siemöglicherweise bekommen werden.Manche können einfach nurunangenehm sein, andere können zupermanenten Schäden oder zum Todführen. Herauszufinden, wie sich derKörper verhält ist faszinierend und kannauch den Spaß am <strong>Reisen</strong> ausmachen!Wenn Sie sehen, wie intelligent ihrKörper auf die großen Veränderungenreagiert, wollen Sie vielleicht sogarmehr darüber wissen!


13 REISEN IM HOCHGEBIRGEAKUTE HÖHENKRANKHEIT (AHK)Die Symptome der AHK sind:• Kopfschmerzen.• Übelkeit.• Erbrechen.• Erschöpfung.• Appetitlosigkeit.• Schwindel.• Schlafstörungen.Auf der nächsten Seite finden Sieeine Punkteskala. Auf <strong>Medex</strong>-Expeditionen trägt jeder 2x am Tagseine Punkte ein.Es ist gut, wenn jeder der<strong>Reisen</strong>den regelmäßig seine Punktewahrheitsgetreu einträgt (Kopieren siedie Skala auf der letzten Seite desBüchleins). So kann jeder dazubeitragen, Entscheidungen zu treffen:weiter aufzusteigen, einen Tag Pauseeinzulegen oder abzusteigen. In einerGruppe ist das Wohl und dieGesundheit jedes Einzelnen gleichwichtig.Verschweigt man Krankheit odertreibt man jemanden weiter an, kanndas tödlich enden.Manche Personenpassen sichlangsam an und müssen die Dingelangsamer angehen.Ist man nicht fit, bedeutet das nicht,dass man eher erkrankt, doch kann esriskant sein, es zu übertreiben. Ist mannicht gewohnt Sport zu treiben, ist esnicht ungewöhnlich, wenn man sichwährend der Reise müde fühlt. Ebensokönnen Schlafstörungen auftreten,wenn man nicht gewohnt ist, <strong>im</strong> Zelt zuschlafen. Das Essen kann auch sehrvom Gewohnten abweichen.Das wichtigste ist: verbessern oderverschlechtern sich die Symptome?Sollten sie sich verschlechtern,steigen sie zum Schlafen mindestens500 – 1000m weiter ab. Geben Sieihrem Körper mehr Zeit sichanzupassen. Warten Sie nicht bis es zuspät ist.Vor der Reise:• Erkundigen Sie sich über dieSymptome der AHK.• Sollten Sie Diamox nehmen wollen,erkundigen Sie sich über dieNebenwirkungen und nehmen Sie zuHause eine Tablette zur Probe ein.• Vergewissern Sie sich, dass Sie nichtallergisch gegen Diamox(Sulfonamide) sind.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 14AHK PunkteskalaKopfschmerzenMagen-Darm-StörungenMüdigkeit / SchwächegefühlSchwindelgefühl / BenommenheitSchlafstörungenIn der Höhe:• Bei Kopfschmerzen und >3Gesamtpunkten, steigen Sie nichtweiter auf.• Bei Kopfschmerzen und >3Gesamtpunkten, die nicht besserwurden oder sich verschlechterthaben, steigen Sie ab.KeineWenigMäßigStarkGuter AppetitWenig Appetit, ÜbelkeitMäßige Übelkeit oder ErbrechenSchwerNicht müde oder schwachWenig müde / schwachMäßigStarkKeineWenigMäßigStarkWie gewöhnlichNicht wie gewöhnlichOft aufgewacht, schlechte NachtÜberhaupt nicht geschlafen01230123012301230123TotalDiamox Acetazolamid (Diamox) wirkt den Symptomen der AHK entgegen. Ist dasZurücklegen mehrerer hundert Höhenmeter unausweichlich, ist diesesMedikament nützlich. Es hilft auch be<strong>im</strong> rhythmischen Atmen (siehe S. 28). Esbeschleunigt die Höhenanpassung, maskiert aber nicht die Symptome der AHK.Trotz der Einnahme von Diamox können AHK, Lungenödem und Hirnödemauftreten.Manche sind allergisch auf Diamox. Zu den Nebenwirkungen zählen Kribbeln inHänden, Füßen und Gesicht. Manche empfinden dies für unangenehm. Es istaber nicht schädlich und wird nach Absetzen wieder verschwinden. Man scheidetauch mehr Urin aus.


15 REISEN IM HOCHGEBIRGEDAS GEHIRNDas Gehirn benötigt eine guteSauerstoffversorgung und kann in derHöhe anschwellen, wobei der innereHirndruck gefährlich ansteigt.Das „höhenbedingteGehirnödem“ (HGÖ) wirddurch Anschwellen desGehirns verursacht undkann unbehandelt sehrschnell zum Tode führen.Manche spüren nichts.Andere können einigeoder alle der folgendenSymptome zeigen:Kopfschmerzen – häufig in derHöhe, besonders wenn man schon zuHause mit Kopfschmerzen und Migränezu tun hat.Gleichgewichtsstörungen –Betroffen sind Koordination undVor der Reise:• Symptome vom HGÖ undSchlaganfall lernen.• Medikamente vorbereiten.• Sich Erwartungen/Ängsten bewusstwerden und jemanden suchen, derSie an schlechten Tagen unterstützt.Gleichgewicht. Ältere und angepassteMenschen verspüren wenigerVeränderungen. „Tollpatschigkeit“ undschlechtes Urteilsvermögen erhöhendas Unfallrisiko.St<strong>im</strong>mungsschwankungen – aufeinem „Trip des Lebens“ wird es guteund schlechte Tage geben. SchlechteTage können Enttäuschung undDepression auslösen. Seien Sie aufSt<strong>im</strong>mungsschwankungen vorbereitet!AHK / HGÖ – siehe andere Seiten.Schlaganfall – Zeichen sind SehoderSprachstörungen und/oder eingelähmter Arm, Bein oder Gesicht.(Manche Migränepatienten habenähnliche Symptome während einer„Aura“).In der Höhe:• Kopfschmerzen (AHK): Auslöser(Flüssigkeitsmangel, Erschöpfung,Alkohol) vermeiden—Schmerzmittelnehmen.• Schlaganfall: ½ Tablette Aspirin300mg & Absteigen. Arztaufsuchen.• Ehrlich über sein Befinden reden.Ich brach mit Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Husten auf. Der Husten und dieKopfschmerzen wurden schl<strong>im</strong>mer. Ein „ziehendes“ Gefühl entwickelte sich in meinem Mund.Als ich die anderen traf, traute ich mich zu fragen, ob meine Sprache verwaschen sei. Ich warschockiert. Ich habe mich selbst unzusammenhängend murmeln gehört. Sie sahenerschrocken aus. Ich faselte nur noch, konnte meinen linken Arm nicht bewegen, hatte keineKraft mehr. Meine linke Hand kribbelte, die linke Gesichtshälfte war gelähmt und mein Kopf tatweh. Ich war geliefert!!! Professionelle medizinische Hilfe und ein schneller Abstieg rettetenmir das Leben.


Hauptsymptome:• Schwere Kopfschmerzen.• Tollpatschigkeit.• Verändertes Verhalten - nichthilfsbereit, aggressiv, faul.• Evtl. schweres kontinuierlichesErbrechen• Verschwommenes Sehen• Sehen, Hören, Fühlen, Riechen voneigenartigen Dingen.• Verwirrtheit.• Getrübte Bewusstseinslage.REISEN IM HOCHGEBIRGE 16GEHIRNÖDEM (HGÖ)Kann er/sie:• Mit geschlossenen Augen die Nasemit dem Zeigefinger berühren?Schnelle Wiederholungen.• Auf den Fersen eine Linie entlanglaufen?• Mit geschlossenen Augen undverschränkten Armen geradestehen?• Einfache Rechenaufgaben lösen?Verdacht auf HGÖ, falls er/sie keine derTests bzw. nur mit Schwierigkeitenbesteht.Was tun?• Immer bei der Person bleiben—niemals alleine lassen.• Sofort absteigen—nicht später oder am nächsten Morgen• Ihn/Sie aufrecht hinsetzen und warm halten.• Sauerstoff über einen Zylinder oder Drucksack verabreichen.• Dexamethasone verabreichen.• Acetazolomide (Diamox) verabreichen.• Ist ein Abstieg unmöglich—den Drucksack (pressure bag) weiter benutzen.Konsequenzen bei Nicht-Beachten:Bewusstlosigkeit - Verwirrtheit, Schläfrigkeit.Verminderte AtmungTOD.In schweren Fällen kann der Tod innerhalb 1 Stunde nach Bemerken derSymptome eintreten.Zur Erinnerung: Man kann AHK, HGÖ und HLÖ gleichzeitig haben.ABSTEIGEN ABSTEIGEN ABSTEIGEN


17 REISEN IM HOCHGEBIRGEDIE LUNGENWeil die Luft in der Höhe „dünner“ ist,gibt es weniger Sauerstoff. ZumAusgleich atmet man tiefer undschneller. Diese Anpassung hilft dabeibesser mit der Höhe zurechtzukommen.Bei gleicher körperlichen Belastung istes normal, in der Höhe kurzatmiger zusein als auf Meereshöhe.Im Blut finden Veränderungen statt,um mehr Sauerstoff transportieren zukönnen. Diese Anpassungsvorgängebemerkt man weniger.In der Höhe bekommt man oft einentrockenen Husten. Es ist nicht völliggeklärt, warum dieser entsteht, abertrotz des störendenGefühls, ist diesernormalerweise nichtschl<strong>im</strong>m. Gelegentlichkönnen gravierendereAtemproblemeauftreten.Es kann sichFlüssigkeit in denLungen ansammeln,was als„höhenbedingtes Lungenödem“ (HLÖ)bekannt ist. Zu den Symptomen zählenschwere Atemnot in Ruhe undschaumig-blutiger Auswurf. Diejenigen,die schon einmal HLÖ hatten, werdenwahrscheinlich wieder einesbekommen. Oft auf der selben Höhe.Dies ist ein schwerwiegendes,lebensbedrohliches Problem und solltenicht ignoriert werden.Vor der Reise:• Regelmäßiges Training, am bestenauf den Trip abgest<strong>im</strong>mt; Fitness kannAtemnot vorbeugen!In der Höhe:• Langsam gehen.• Viele Pausen einlegen.• Es ist kein Wettlauf! Manchepassen sich schneller als anderean.• Nicht die Symptome von HLÖignorieren. Wenn möglich einenArzt aufsuchen.Im Zweifelsfall ABSTEIGEN!Auf einer medizinischen Expedition kam eine erfahrene Bergwandererin auf5200m an und merkte, dass ihr Sauerstoffgehalt <strong>im</strong> Blut unter dielebensnotwendige Grenze gefallen war. Ihre Lungen füllten sich mit Wasser, ihrwurde schwindelig und sie bekam Atemprobleme in der Nacht. Der Abstieg warohne das Überqueren eines hohen Passes unmöglich. Man gab ihr anfangs500mg Acetazolamid und danach 250mg 3x am Tag. Nach 24 Stunden undhäufigem Wasserlassen normalisierte sich ihr Sauerstoffgehalt <strong>im</strong> Blut wieder.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 18LUNGENÖDEM (HLÖ)Hauptsymptome:• Atembeschwerden.• Müdigkeit und Erschöpfung.• Husten.• Schaumiger und später blutigerSpeichel.• Lippen, Zunge, Fingernägel werdenblau.HLÖ kann sich innerhalb von 1-2 Stundenoder mehreren Tagen entwickeln.Auch be<strong>im</strong> Abstieg.Auf was achten:• Ist man erst kürzlichaufgestiegen?• Dauert es lange nachkörperlicher Anstrengungwieder normal zu atmen?• Atemlosigkeit in Ruhe?• Steigt die Atemfrequenz?• Hört man ein feuchtes/knisterndes Geräusch in derBrust? Das Ohr unterhalb derSchulterblätter ansetzen.Was tun:• Immer bei der Person bleiben — niemals alleine lassen.• Sofort absteigen — nicht später oder am nächsten Morgen.• Die betroffene Person aufrecht hinsetzen und warm halten.• Sauerstoff geben: Sauerstoffflasche oder mobile Druckluftkammer.• Nifedipin verabreichen.• Acetazolamid verabreichen.• Ist ein Abstieg unmöglich — die mobile Druckluftkammer weiter benutzen.Konsequenzen bei Nicht-Beachten:Die Atmung stoppt.TOD.In schweren Fällen kann der Tod innerhalb 1 Stunde nach Bemerken derSymptome eintreten.Zur Erinnerung: Man kann AHK, HGÖ und HLÖ gleichzeitig haben.ABSTEIGEN ABSTEIGEN ABSTEIGEN


19 REISEN IM HOCHGEBIRGEDAS HERZ / BLUTDas <strong>Reisen</strong> in großer Höhe kannmehrere Auswirkungen auf das Herzhaben. Der erniedrigte Sauerstoffgehaltin der Luft und die körperliche Belastunglassen das Herz schneller schlagen.Normalerweise ist dies kein Problem,sollten Sie jedoch Probleme mit demHerzen haben, z.B. Angina pectoris,wird das Herz zusätzlich belastet. DerBlutdruck steigt geringfügig an, wasaber selten bemerkt wird.Eine höhenbedingte Veränderung ist diegesteigerte Produktionroter Blutkörperchen,welche einen erhöhtenSauerstofftransportgarantiert. Dies kannauch zum Eindicken desBlutes führen und dasHerzkreislaufsystemverlangsamen. DaherVor Abreise:• So fit wie möglich werden.• Sich den zu erwartendenBelastungen zu Hause aussetzen,bevor man dies in der Höhe tut.• Alle Medikamente/Rezeptemitnehmen.sollte man sehr viel trinken. Falls beiIhnen ein Problem mit dem Herzenbekannt ist (Herzrhythmusstörungen,Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Anginapectoris) oder Sie eine Herz-Operationhinter sich haben, sollten Sie mit ihremArzt reden und sicher gehen, dass ihregeplante Reise keine übermäßigeBelastungen für Ihr Herz darstellt. WennSie Medikamente nehmen, sorgen Siedafür, dass Sie ausreichend davonmitnehmen.Wenn Sie gesund sind, wird der Tripin die Höhe Ihr Herz nicht mehr belastenals ein ausgiebiges Training aufMeereshöhe.Personen mit einer angeborenenSichelzellanämie sind besondersgefährdet und sollten <strong>Reisen</strong> in dieHöhe vermeiden.In der Höhe:• Langsam laufen, nicht rennen.• Viele Pausen machen.• Viel trinken.• Bei Problemen auf gleicher Höhebleiben, nicht höher aufsteigen.• Falls die Probleme bestehenbleiben, steigen Sie ab.Auf einer Reise mit <strong>Medex</strong>, lag mein Blutdruck eines Tages bei 168/118. DerGruppenarzt sagte, dass das normal be<strong>im</strong> Aufstieg sei und sich gewöhnlich mitder Höhenanpassung wieder selbst reguliert. Er riet mir einen Tag Pauseeinzulegen, obwohl ich mich gut fühlte.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 20DER MAGEN-DARM-TRAKTDie AHK kann Appetitlosigkeit undÜbelkeit auslösen. Eine Veränderung inder Ernährung kann den Appetitbeeinflussen oder Durchfall auslösen.Hochgebirgsreisende begeben sichoft in Gebiete, wo Wasserqualität undsanitäre Einrichtungen schlecht sind.Dadurch ist das Risiko fürDurchfallerkrankungen erhöht. Vorsichtist besser als Nachsicht. Wasser inFlaschen und Wasserfilter könnenunzuverlässig sein. Jod ist das besteMittel. Vorsicht jedoch beiSchilddrüsenerkrankungen oder in derSchwangerschaft.Sollte Sie Durchfall bekommen,achten Sie darauf, viel gereinigtesVor Abreise:• Planen Sie, wie Sie an sauberesWasser kommen, damit Sie sich nichtscheuen viel davon zu trinken.• Kaufen sie Wasseraufbereitungsmittelin kleinen Tütchen.• Informieren Sie sich über denReisedurchfall und wie man ihnbehandelt.• Stellen Sie einen Gruppenplan für dieEntsorgung von Toilettenpapier in derNatur auf.Wasser oder Elektrolytlösungen zutrinken. Reisedurchfall wird vonBakterien verursacht, was den Einsatzvon Antibiotika nötig macht.Wenn Sie an Magen-verst<strong>im</strong>mung oderHämorrhoiden leiden, gehen Sie vorReiseantritt zu Ihrem Arzt.Verstopfungen können in der Höhe zumHorror werden. Vermeiden Sie beiMagenverst<strong>im</strong>mung Schmerzmittel, diediese wiederum auslösen können.Milchgetränke, Quark oder Yoghurtkönnen die Beschwerden lindern.Verrottendes Toilettenpapier undFäkalien verunstalten die Umgebung.Lassen Sie ihr verrichtetes „Geschäft“nicht einfachliegen!Nie vergessen,sich die Hände zuwaschen.In der Höhe:• Viel trinken.• Die Lieblingssnacks essen, wennman kein Essen mehr hat.• Immer die Hände waschen.Als ein Bergsteiger hoch oben auf einem Gletscher in Patagonien war, musste erplötzlich anhalten, um seine Hose runter zu lassen, während er angeseilt war. Erhatte Reisedurchfall. Im Biwak am Abend nahm er Antibiotika und konnte amnächsten Tag weiterreisen.


21 REISEN IM HOCHGEBIRGEDIE NIEREN / HARNBLASEBei der Höhenanpassung produziertder Körper mehr Urin. Dies ist ein gutesZeichen, bedeutet aber auch, dass manTags und Nachts öfter Wasser lassenmuss.In der Höhe können Anstrengungenbei trockener Luft und Hitze zurAustrocknung des Körpers führen unddurch den Reisedurchfall verschl<strong>im</strong>mertwerden. Durst, Kopfschmerzen undMüdigkeit sind oft Anzeichen der sog.Dehydrierung. Durch tägliches Trinkenvon mehreren Litern gereinigtenWassers kann dies verhindert werden.Ist der Körper ausreichend mitFlüssigkeit versorgt, muss manmindestens 4x am Tag reichlich klarenUrin ausscheiden.Häufiges schmerzhaftesWasserlassen kleiner UrinmengenVor Abreise:• Kaufen Sie eine gute Urinflaschefür die Nacht.• Frauen sollten sich „Urinella“ oderähnliche Produkte kaufen.• Für Frauen kann ein Rock be<strong>im</strong>Wasserlassen angenehmer sein .(Blasenentzündung) kann ein Zeichender Dehydrierung sein. Wenn es sichnach Trinken von2 LiternFlüssigkeit nichtbessert, mussman an eineEntzündungdenken und diesemit Antibiotikabehandeln.Ältere Männerhaben einevergrößerteProstata, was sichin häufigerem unddringenderem Wasserlassen äußert.Dies kann zu schmerzhaften Harnstauführen.Sollten Unklarheiten bestehen,lassen Sie sich vor Reiseantritt gut vonihrem Arzt daraufhin untersuchen.In der Höhe:• Trinken!• Trinken!• Trinken!Eine gesunde Hochgebirgsreisende fühlte sich am Abend nach einemunbeschwerlichen Aufstieg erschöpft und hatte Kopfschmerzen. Sie hatte Angsteine AHK zu bekommen. Nach Trinken von 2 Litern gereinigten Wasser mitZitronensaft ging es ihr jedoch schnell wieder besser.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 22MUSKELN UND GELENKEDie meisten, die auf Abenteuerurlaubgehen werden aufgrund derzusätzlichen Anstrengungen an ganzneuen Körperstellen Zwicken undSchmerzen spüren.Ob durchSkifahren,Wandern,Reiten oderRadfahren,wichtig ist esvor Reiseantrittfit zu werden,damit man dieReise auchgenießenkann.Keine Studiekonnte bisherVor Abreise:• Verbessern Sie Ihre Fitness miteinem Kraftausdauertraining.• Versuchen Sie ab 1 Monat vorAbreise mindestens 1x pro Wocheeinen vollen Trainingstageinzulegen.• Falls Sie Wanderstöcke benutzenwollen, gewöhnen Sie sich vorheran diese.belegen, dass in der Höhe das Risikovon Gelenkschmerzen erhöht ist.Die Kniegelenke und Beinmuskulatursind normalerweise die Problemzonenin der Höhe! Stützbandagen oder–schienen können helfen. Am besten istes jedoch, wenn man vorher versuchtdie Muskulatur zu stärken, sodassBandagen nicht benötigt werden.Besonders bergab werden dieKniegelenke besonders belastet undkönnen durch den Gebrauch vonWanderstöcken entlastet werden. Auchbei vorbestehenden Knieproblemen sinddiese hilfreich. Weiterhin hilft Abnehmenbei Übergewicht oder ein nicht zuschwer beladener Rucksack.In der Höhe:• Falls Ihre Muskeln oder Gelenkeanfangen weh zu tun, gehen Sielangsamer, reduzieren Sie IhrGepäck und/oder legen Sie einenTag Pause ein.• Sollten Sie normalerweiseGelenkschmerzen haben, nehmenSie regelmäßig Ihre Schmerzmittel.• Die Temperatur kann niedrig sein -nehmen sie genügend Lagenwarmer Kleidung mit.Nach 6 Stunden Fahrt am ersten Tag, taten mir die Knie höllisch weh. Ich wusste,ich hätte vor dem Trip mehr als drei Fahrten machen sollen. Ich habe die darauffolgenden Tage gelitten!


23 REISEN IM HOCHGEBIRGEARME UND BEINEIn der Höhe ist das Risiko vonVerbrennungen und Erfrierungenerhöht. Die hohe UV-Strahlungverursacht sehr schnell Sonnenbrand.Niedrige Temperaturen undSauerstoffmangel begünstigenErfrierungen, besonders bei Menschen,die schon eine schlechte Durchblutunghaben (z. B. bei Raynaud-Krankheit).Erfrierungen können bei sehrniedrigen Temperaturen und/oderstarkem Wind überall am Körperauftreten. Frühes Anzeichen ist eineweiße, taube und harte Haut.Aufwärmen ist sehr schmerzhaft und dieHaut wird fleckig rot, schwillt an undjuckt. Dauern die eisigen Temperaturenan, entstehen Blasen und die Haut wirdletztendlich schwarz und stirbt ab. Diesist ein ernst zu nehmendes Problem, daVor Abreise:• Sonnencreme kaufen (LSF 15-30).• Sonnenblocker kaufen.• Warme Handschuhe, Socken,Mütze, Schuhe besorgen — daraufachten, dass sie richtig passen.es zuAmputationenvon Fingernund Zehenkommenkann.Ammeisten vonSonnenbrand und Erfrierungengefährdet sind die „hervorstehenden“Körperpartien – Lippen, Zehen, Nase,Kinn, Finger, Ohren – welche besondersgeschützt werden müssen.Schwellungen an den Händen,Gesicht und Knöchel sind harmlos inder Höhe. Trotzdem sollte man an auchandere Probleme denken.In der Höhe:• Hände und Füße trocken halten —nasse Handschuhe/Socken schnellwechseln.• Passende Ausrüstung anziehen.• Regelmäßig Sonnencreme/-blockerauftragen.Bei einer Lawine <strong>im</strong> H<strong>im</strong>alaya wurden 9 Menschen getötet und mehrere verletzt. DieVerletzten wurden mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Die Träger wurdenzurückgelassen, um die Ausrüstung ihrer Kunden zurückzutragen. Einige der Träger kehrtennie zurück, weil sie an Erfrierungen starben. Ihre Kleidung war den Bedingungenentsprechend nicht gut genug. Sie wagten es aber nicht das Gepäck ihrer Kunden zu öffnen.Sie starben neben Rucksäcken mit warmer Bergsteigerkleidung.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 24DIE AUGENDie hohe UV-Strahlung in der Höhekann die Augen verbrennen(Schneeblindheit), ähnlich wieVerblitzungen bei Schweißarbeiten. Esfühlt sich an, als sei Sand in den Augen.Linderung bringt eine Ruhepause, dieAugen mit Watte abtupfen,feuchtigkeitsspendende Augentropfenund Schmerzmittel. Auf Gletschernbraucht man eine gute Sonnen- oderSchneebrille, auch wenn es bewölkt ist– die UV-Strahlung durchdringt dieWolken. Entscheiden Sie sich für eineSonnenbrille, die für die Bergekonzipiert ist und nicht ein Modestück.Sonnen- oder Schneebrillen sind auchauf Rezept erhältlich.Man kann auch Kontaktlinsenbenutzen, wobei jedoch auf strengeHygiene geachtet werden muss, was inVor Abreise:• Besorgen Sie sich eine GletscheroderSchneebrille• Kontaktlinsen und Reinigungsmittelbesorgen.• Sind Sie auf eine Brille angewiesen,besorgen Sie sich eine Ersatzbrille.der Höhe schwierig ist. Tageslinsen sindgut, müssen aber zur Nacht entferntwerden. Bei laseroperierten Augenkönnen Sehstörungen auftreten. Diesnormalisiert sich jedoch wieder be<strong>im</strong>Abstieg. Unterziehen Sie sich nichteiner solchen Operationunmittelbar vor der Reise –denken Sie voraus.Kleine Einblutungen <strong>im</strong>Augenhintergrund(Retinablutungen) könnenauftreten, was zu schwarzenFlecken <strong>im</strong> Sichtfeld führenkann. Gewöhnlich stellt dies keineGefahr dar und verschwindet nach einpaar Wochen wieder. Bei Sehverlust aufeinem der Augen steigen Sie sofort ab.In der Höhe:• Tragen sie Ihre Brille,wenn es grell ist.• Sollten Sie Ihre Brille verlieren,<strong>im</strong>provisieren Sie mit Karton, in denSie dünne Sichtschlitze schneiden.• Achten Sie darauf, dass alle eineBrille haben und diese tragen.• Achten Sie auf Hygiene be<strong>im</strong>Benutzen von Kontaktlinsen.Ein 29jähriger Man benutzte auf dem Mount Everest weiche Tageslinsen. Er wechselte dieLinsen 4 Tage lang nicht und trug am Gipfeltag anstatt einer Schneebrille eine Sonnenbrille.Auf 8600m Höhe verschwamm seine Sicht und auf dem Gipfel konnte er schon nichts mehrsehen. Er wurde von zwei Sherpas heruntergebracht. Er litt an Schneeblindheit und einerbakteriellen Infektion. Ein Arzt entfernte die Kontaktlinsen von seinen Augen, doch die Narbenhaben sein Sehvermögen für <strong>im</strong>mer vermindert. Es hätte sein Leben kosten können.


25 REISEN IM HOCHGEBIRGEMUND UND ZÄHNEWenn man durch den Mund atmet,werden Mund und Hals trocken. TrinkenSie viel und lutschen SieHustenbonbons.Die Sonnekann IhreUnterlippeschl<strong>im</strong>mverbrennen.Schutz davorbietet eineSonnencrememit Zinkoxid.Gehen Sie vorReiseantrittzum Zahnarzt.Zahnschmerzen über Tage oderWochen hinweg können ihre Reiseruinieren.Alle Zahnprobleme können verhindertwerden. Schlechte Mundhygiene kannSchmerzen der Weisheitszähneauslösen, was häufig bei jüngerenLeuten auftritt. Die kalte Höhenluft greiftunbehandelte kaputte Füllungen undLöcher in den Zähnen an.Zu viel Zucker kann ein Loch <strong>im</strong> Zahnso schmerzhaft werden lassen, dasseine Wurzelbehandlung oder einWurzelziehen nötig wird. Dies ist in denmeisten Fällen auf einer Expeditionunmöglich.Die meisten Zahn- undZahnfleischentzündungen könnenkurzzeitig mit Amoxycillin undMetronidazol gelindert werden.Ibuprofen hilft bei Schwellungen.Vor Abreise:• 6 Wochen vor Abreise: Besuchbe<strong>im</strong> Zahnarzt mit Röntgenuntersuchung.• Kaufen Sie eine Zinkoxidsalbe(Gletschercreme) für die Lippen.• Kaufen Sie sich einen Labello.• Kaufen Sie sich Hustenbonbons.In der Höhe:• Viel trinken, um Mund, Lippen undHals feucht zu halten.• Lippen mit Zinkoxidsalbe schützen.• Antibiotika und Ibuprofen gegenSchwellungen und starkeZahnschmerzen benutzten.In nur einem Monat in der Zahnklinik von Namche Bazaar, behandelte der Autordieser Seite Bergsteiger von sieben verschiedenen Expeditionen. IhreHoffnungen, die Gipfel von Mount Everest, Lhotse, Nuptse, Ama Dablam undPumori zu besteigen, wurden durch schwerwiegende Zahnprobleme zerschlagen.Keiner hatte vor der Reise einen Zahnarzt aufgesucht.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 26NASE UND OHRENBe<strong>im</strong> Aufstieg in die Höhe bekommtman zunehmend Probleme mit Ohrenund Nase. Sonnenbrand undHautverletzungen an Ohren und Nasesind schmerzhafte Probleme.Veränderungen <strong>im</strong> Innenohr lösenSchwindel und Benommenheit aus, dienormalerweise bei der AHK auftreten.Eines der häufigsten Probleme in derHöhe ist die verstopfte Nase. ImVergleich zu den möglich auftretendenlebensbedrohlichen Krankheiten zählteine verstopfte Nase zu den kleinerenÜbeln. Sie behindert jedoch dasErwärmen und Befeuchten der Atemluft,was wiederum die Lunge inMitleidenschaft zieht.Wird die Luft be<strong>im</strong> Einatmen nichterwärmt und befeuchtet, tretenVor Abreise:• Versichern Sie sich, dass dieHandschuhe einen weichensaugfähigen Teil über dem Daumenhaben – damit kann man sich gutdie Nase abwischen.• Taschentücher, Feuchttücher,Schutzcreme, Sonnencreme undSonnenblocker einpacken.Probleme wie Halsschmerzen,hartnäckiger Husten oder, <strong>im</strong>schl<strong>im</strong>msten Fall, Lungenschäden auf,die den Sauerstofftransport behindern.In der Höhe:• Schwindel kann ein Zeichen derAHK sein.• Einen Hut mit weiter Krempe tragenund Sonnenblocker auf Ohren,Nase und in die Innenseite derNasenlöcher auftragen.• Benutzen oder basteln Sie einenNasenschutz an ihre Sonnenbrille.• Die Nase regelmäßig putzen.• Schutzcreme (z.B. Vaseline)benutzen, um trockene,aufgesprungene Haut zu schützen.Ein Bergsteiger mit einer Erkältung litt an einer laufenden Nase. 2 Tageverbrachte er auf Gletschern und Schneefeldern be<strong>im</strong> Aufstieg des Ramtang. Diereflektierte Sonne verbrannte Ihm die Unterseite der Nase, nachdem derSonnenblocker weggewaschen war. Es dauerte fast 1 Woche bis er sich komplettdavon erholte.


27 REISEN IM HOCHGEBIRGEGESCHLECHTSORGANE / VERHÜTUNGFrauen – Während derHöhenanpassung erhöht sich dieAnzahl eisenhaltiger roterBlutkörperchen. Sollten Sie eine starkeMenstruation haben, fragen Sie IhrenFrauenarzt nach Eisenersatz vorReiseantritt.Auf der Reise kann man Problememit der Periode bekommen und dasEntsorgen von Binden oder Tamponskann schwierig werden.Empfängnisverhütungsmittel könnenden Menstruationszyklus kontrollieren.Dies muss vorab geplant werden.Bei der kombinierten Pille kann einerhöhtes Thromboserisiko entstehen.Dieses Risiko ist allerdings sehr niedrig,wenn man fit und aktiv ist und nichtraucht. Das Risiko steigt wieder, wennman mehr als 1 Woche über 4500mverbringt. Viele Frauen nehmen die Pillezur Regulierung ihrer Periode.Progesteron kann ohne Bedenkenauf Hochgebirgsreisen eingenommenwerden und ist als „Mini-Pille“ erhältlich.Als Spritze, Implantat oderIntrauterinpessar (Mirena) kann es auchdie Regelblutung völlig unterdrücken.Frauen und Männer — Verhütung mitKondomem schützt nicht vollständig vorKrankheiten. Abstinenz funktioniert<strong>im</strong>mer. Werfen Sie Kondome nicht in dieNatur, da es Jahre dauert, bis sieverrotten.Die Organentwicklung des Embryosspielt sich in den ersten 3 Monaten <strong>im</strong>Mutterleib ab. Am besten vermeiden Siein dieser Zeit größere Höhen.Vor Abreise:• Verhütung und Regulierung derMenstruation 6 Monate vor Abreiseplanen.Um seine erfolgreiche Gipfelbesteigung des Kil<strong>im</strong>anjaro (5,895m) zu feiern,machte ein <strong>Reisen</strong>der eine Tour entlang der Ostküste Afrikas und in Wildparks. Erkonnte der Malaria entkommen, kam jedoch mit HIV nach Hause.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 28DER SCHLAFSchlafstörungen während der erstenpaar Tage in der Höhe sind normal.Man hat Schwierigkeiten einzuschlafen,wacht öfter wieder auf und fühlt sichunausgeschlafen oder wenig erholt.Ein schlechterSchlaf mit derHöhenanpassungdes Körpers zutun. Mit dervollständigenAnpassung wirdder Schlaf wiederbesser. Bei derAHK schläft manschlechter, was auf eine unzureichendeAnpassung deuten lässt.Weitere Probleme können sein:Kälte, Schnarchen, unbequemes Bettoder Zelt.Vor Abreise:• Investieren Sie in IhrenSchlafkomfort -Qualitätsschlafsack und Isomatte.• Nehmen Sie Oropax mit.• Falls Sie wegen des Obstruktiven-Schlaf-Apnoe-Syndroms behandeltwerden, konsultieren Sie einenSpezialisten <strong>im</strong> Schlaflabor.In der Höhe wird der Schlaf auchdurch das häufige Aufstehen zumWasser lassen in der Nacht gestört.Viele Veränderungen sind auch durchdie vermehrte Atmung bedingt. Be<strong>im</strong>anchen kann in der Nacht ein sog.„rhythmisches Atmen“ auftreten, woman erst sehr schnell atmet und dannkurz die Atmung stoppt. Dadurch wirdman manchmal geweckt. Über 2800mtritt dies häufig auf und über 5000m hates fast jeder. Abgesehen davon, dassder Zeltpartner erschrickt, scheint eskeine weiteren Auswirkungen zu habenund wird mit der Höhenanpassungbesser.Schnarchen kann durch trockene,staubige Luft verschl<strong>im</strong>mert werden.Das Schlaf-Apnoe-Syndromverschlechtert sich jedoch anscheinendnicht in der Höhe.In der Höhe:• Gehen Sie davon aus, dass Siemehr Schlaf brauchen.• Verzichten Sie Abends auf Koffeinund Alkohol.• Sollte sich Ihr Schlaf nicht nach einpaar Nächten verbessern, steigenSie nicht weiter auf - steigen Sie ab,um sich an die Höhe anpassen zukönnen.Ich hatte miserabel geschlafen! Mein Zeltpartner musste nachts jede Stunde zumPinkeln raus!


29 REISEN IM HOCHGEBIRGEKINDER IN DER HÖHEKinder haben in der Höhe diegleichen Probleme wie Erwachsene, esist aber schwieriger zu erkennen, wannsie diese Probleme haben. Es ist sehrwichtig langsam aufzusteigen, um denKindern Zeit zu geben, sichanzupassen.Jüngere Kinder können nicht sagen,wie sie sich fühlen. Die Aufsichtspersonsollte auf die Zappeligkeit, dasEssverhalten, den Schlaf und dasSpielverhalten achten. Sollten diesesich zum Schlechten hin verändern,muss man an die HöhenkrankheitVor Abreise:• Besprechen Sie 3 Monate vorherIhre Reisepläne mit Ihrem Arzt.• Denken Sie an: Kleidung, sauberesWasser, spezielles Essen,Sonnencreme, Sonnenbrille,Langeweile vorbeugen, realistischeZiele.• Machen Sie sich klar, wie Sie IhremKind <strong>im</strong> Krankheitsfall helfen undwer sich um Ihr Kind kümmert,wenn Sie selbst krank werden.• Planen Sie einen vernünftigenUrlaub für Ihr Kind.denken und solltenicht weiter aufsteigenoder besser sogarabsteigen, bis eineBesserung eintritt.Ältere Kinderkönnen die Symptomeder AHK beschreiben,welche die selbensind wie beiErwachsenen. GehenSie davon aus, dassdie Symptome durchdie Höhe entstanden sind und bleibenSie auf dieser Höhe oder steigen sie ab,bis sie sich wieder besser fühlen.In der Höhe:• Die Behandlung derHöhenkrankheit ist bei Kindern dieselbe wie bei Erwachsenen. Kinderunter 40kg Körpergewicht brauchengeringere Dosen und bevorzugenMedikamente in Form von Säften.• Eine Checkliste mit dem Gewicht,Medikament und Dosisangaben fürIhr Kind mit sich tragen.• Abstieg ist die beste Medizin.Der 4jährige Tommy wurde mit in den Skiurlaub ins Arapahoe Basin, Colorado (3290m)genommen. Im Tal war er gerne mit seinen Freunden zusammen gewesen. In der erstenNacht <strong>im</strong> Skiort war er jedoch sehr unruhig. Am nächsten Tag ging es ihm miserabel und erweigerte sich zu essen. Nachdem er erbrochen hatte, wurde er zum dortigen Arzt gebracht.Dieser diagnostizierte die AHK und empfahl abzusteigen. Im Tal ging es ihm nach 6 Stundenwieder gut.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 30TRÄGERWenn Sie persönlich oder IhrReiseunternehmen Träger engagiert,sind Sie auch für diese verantwortlich.Sie müssen sich um deren Gesundheitund Sicherheit genauso Gedankenmachen, wie um Ihre eigene.Nicht alle Träger, die auf Trekking-Touren dabei sind, leben in großerHöhe. Sie können genauso wieTouristen Höhenkrankheitenbekommen. InderVergangenheitwurden krankeTräger alsnutzlos erachtet,bezahlt und nachHause geschickt.Viele starben einsam auf dem Rückweg.Die „International Porter ProtectionGroup“ (IPPG) hat klare Richtlinienaufgestellt, die alle Beteiligten einhaltensollten. Zu diesen gehören dieVersorgung mit:• Passender Kleidung und Schuhwerk.• Geeigneter Unterkunft, Essen undTrinken.• Medizinische Hilfe und eineLebensversicherung.• Hilfe be<strong>im</strong> Abstieg <strong>im</strong> Krankheitsfall• Angemessener Gepäcklast.Fragen an das Reiseunternehmen(oder an sich selbst):1. Befolgt die von Ihnen gewählteReisegesellschaft die 5 Richtliniender IPPG bezüglich der Sicherheitder Träger?2. Welchen Standpunkt vertritt dieReisegesellschaft gegenüberAusrüstung undGesundheitsversorgung für dieTräger?3. Wie wird sicher gestellt, dass alle<strong>Reisen</strong>den ausreichend geschultsind, um sich um das Wohl derTräger zu kümmern?4. Wie wird Ausbildung undGesundheitsfürsorge der Trägerdurch die Außenstelle vor Ortgehandhabt?5. Wird nach der Reise in einemKundenfragebogen nach derBehandlung von Trägern gefragt?Der 33jährige Träger Kulbahadur wurde am Wegesrand <strong>im</strong> Everest Nationalparkzurückgelassen, als er zu krank wurde, um weiter das Gepäck seines Kunden zutragen. Später fand ihn eine andere Reisegruppe bewusstlos auf. Durch dieerlittenen Erfrierungen verlor er beide Füße. Bis heute hat er weder den Namendes Reiseunternehmens noch die Herkunft seiner Kunden erfahren.


31 REISEN IM HOCHGEBIRGEWAS TUN IM NOTFALL?• Sie lesen diese Seite, weil Sieentweder vorausplanen oder etwasschief gelaufen ist. Warum auch<strong>im</strong>mer, das Wichtigste ist, nicht denKopf zu verlieren. Die folgendenPunkte sollen Ihnen helfen, in einerNotsituation richtig zu handeln.• Versichern Sie sich, dass alle inSicherheit sind – Sieselbst, die Verletzten,der Rest der Gruppe.Ist eine Person in derGruppe unterkühlt,dann sind es dieAnderen sehr wahrscheinlich auch.Suchen Sie einen sicheren Ort auf,wenn die Lage es erfordert. WerdenSie nicht selbst zum Opfer.• Einer muss das Kommandoübernehmen.Exakte Position.Art des Unfalls.Gefahren für die Rettungsmannschaft.Zugang zum Unfallort.Anzahl der Verletzten/Kranken.Benötigte Ausrüstung• Sammeln Sie alle Informationen, dieSie benötigen.• Sprechen Sie mit den Anderen. Jefrüher Sie um Hilfe rufen, destobesser. Funkgeräte und Telefonefunktionieren in den Bergen evtl.nicht. Geben Sie zuerst IhrenStandort durch (somit weiß man, wodas Problem ist.). Machen Siepräzise Angaben.• Versorgen Sie die Verletzten, so gutSie können. Zuerst die schwerVerwundeten. Normale Erste Hilfe istOK. Einfaches Schienen und netteWorte können viel helfen.• Erstellen Sie einen Evakuierungsplan– allgemeine Verkehrsmittel, Träger,Helikopter.• Achten Sie darauf, dass jeder inSicherheit und <strong>im</strong> Warmen ist bisHilfe kommt – es kann Minuten,Stunden oder Tage dauern.Hubschrauberlandezone:• Suchen Sie festen ebenen Boden(max. Neigungswinkel 10º) miteinem Flächendurchmesser von ca.100 Schritten.• Entfernen Sie lose Objekte &evakuieren Sie Menschen aus derZone.• Markieren Sie die Zone mit einem„H“ aus Steinen oder blinkendenTaschenlampen oder bunterKleidung, um Aufmerksamkeit zuerregen.• 1 Person steht außerhalb der Zonemit dem Rücken zum Wind undformt mit den Armen ein „Y“.• Gehen Sie erst zum Hubschrauber,wenn die Besatzung Ihnen einZeichen gegeben hat.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 32UNFALLPROTOKOLLKARTEMachen Sie so viele Angaben wiemöglich, bevor Sie den Unfallortverlassen. Es sind wertvolleInformationen für dieRettungshelfer und dieBehandlung der Verletzten.Für Ihre Gruppe:Exakte Position:Art des Unfalls (was ist passiert):Gefahren in der Umgebung:Zugang zum Unfallort:(wie kommt man hin)Anzahl der Verletzten:Benötigte Ausrüstung:Für jeden Verletzten:Name:Geburtsdatum:Allergien:Medikamente:Vorerkrankungen:Zeit der letzten Mahlzeit/Getränks:Was ist passiert:Verletzungen:Erhaltene Behandlung:Zeit:Protokollant:Datum:Unterschrift:


33 REISEN IM HOCHGEBIRGEMEDIKAMENTENiemand sollte ohne gewisseMedikamente in die Höhe gehen.Manche sind nur auf Rezept erhältlichund sollten nur nach Rücksprache mitdem Arzt eingenommen werden.Manche können Ihr Leben retten,anderekönnenSymptomelindern,damit SieIhre Reisegenießenkönnen.Vor Abreise:• Zeigen Sie die Liste Ihrem Arzt undbesprechen Sie welcheMedikamente Sie brauchen undwie Sie sie einnehmen sollten.• Kaufen Sie Medikamente zu Hause.Ihr Apotheker hat alle auf Vorrat,ausgenommen Sauerstoff.Medikamente sind <strong>im</strong> Auslandvielleicht billiger, können abergefälscht sein.• Machen Sie einen Allergietest.Auf der nächsten Seite sehen Sieeine kurze Liste der in der Höhegebräuchlichen Medikamente. BenutzenSie die Liste, um entscheiden zukönnen, was Sie nehmen müssen. Abervergessen Sie nicht, dass sichTherapieempfehlungen ändern können.Fragen Sie deshalb vorher Ihren Arzt.Tragen Sie <strong>im</strong>mer einen Arztbrief beisich, der dokumentiert, welcheMedikamente Sie benötigen, umrechtliche Probleme zu vermeiden.In der Höhe:• Versichern Sie Sich, dass Sie IhreMedikamente und den Arztbrief beisich haben• Beschriften Sie die Medikamentemit Dosisangaben und tragen Siediese in einemSchnellverschlussbeutel. BewahrenSie Ihre Medikamente in 2 odermehr Taschen auf, für den Fall,dass Sie eine verlieren.• Trinken Sie <strong>im</strong>mer Wasser nach derEinnahme der Tabletten - sie wirkenso besser.Ich hatte an der Schulter einen nadelstichartigen Schmerz. Drei Minuten späterbegann es zu jucken. Eine weitere Minute später kippte ich die Arme vonjemanden, als mir Schwarz vor Augen wurde. Das Team rief nach der„Medizintonne“. Sauerstoff, Adrenalin, Antihistaminika und Tropfen wurdeninnerhalb von Minuten verabreicht. Nach einer Stunde fing ich an mich wieder zuerholen. Am nächsten Tag konnte ich die Reise fortsetzen. Ich verdanke meinLeben dem schnellen Handeln unseres Gruppenarztes.Ich trage nun <strong>im</strong>mer einen „Anapen“ mit mir, falls ich noch mal gestochen werde.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 34Beschwerde Medikament DosisAHKKopfschmerzAHKÜbelkeitParacetamolund/oder IbuprofenMetoclopramidoder Prochlorperazin500mg Tabletten, 4x2 Tbl. pro Tag400mg Tabletten, 3x1 Tbl. pro Tag10mg Tabletten, bis zu 3x1 Tbl. pro Tag5mg Tabletten, bis zu 3x1-2 Tbl. pro TagAHK Prophylaxe Acetazolamid 250mg Tabletten, 2x½ Tbl. pro Tag,24 Stunden vor Aufstieg damit beginnenHGÖ Sauerstoff Konstante Zufuhr - Flasche o. DruckkammerDexamethason- Kortikosteroid8 - 16mg pro Tag in mehreren Einzeldosenfür bis zu 5 TageAcetazolamid 250mg Tabletten, 3x1 Tbl. pro TagHLÖ Sauerstoff Konstante Zufuhr - Flasche o. DruckkammerNifedipin20mg Tabletten, 2x1 Tbl. pro TagAcetazolamid 250mg Tabletten, 3x1 Tbl. pro TagDurchfall Ciprofloxacin 750mg 2x pro Tagoder Azithromycin Kapseln täglich einnehmen für 3 TageLoperamidFlüssigkeitsmangel Elektrolytlösung2mg Kapseln, bis zu 8x1 Kps. pro Tagin 200ml gekochten und abgekühlten WasserInfektionen Amoxycillin 250mg 3x1 pro Tag für min. 5 Tageund/oder Metronidazol 200mg 4x pro Tag o. wie vom Arzt verschriebenHusten Codein Hustensirup10ml bis zu 4x pro TagHalsschmerzenTrockeneaufgesprungeneLippen und HautBetäubende Lutschpastillen z.B. BenzocainLippenbalsam &FeuchtigkeitscremeVerstopfte Nase Pseudoephedrin 60mg 3x pro Tagoder XylometazolinMindestens LSF 15 - Haut wegschneidenNasensprayLippenherpes Aciclovir 5% Creme - 5x pro Tag für 5 Tage


35 REISEN IM HOCHGEBIRGESAUERSTOFFSauerstoffmangel verursacht vielehöhenbedingte Krankheiten. Die einzigwirkliche Abhilfe verschafft eine erhöhteSauerstoffzufuhr. Am besten ist derABSTIEG. Sollte dieser nicht möglichsein, gibt es zwei Alternativen.(1) SauerstoffflascheSauerstoffflaschen können mit einerGesichtsmaske kombiniert werden. Diebetroffenen Person zieht sich die Maskeauf und atmet ein Gemisch ausSauerstoff und Umgebungsluft ein.Benutzt man ein Permanentflussgerät(Sauerstoff fließt die ganze Zeit) bei 2Liter/Minute, hält eine 300 Liter Flasche2-3 Stunden.Benutzt man ein Abrufflussgerät(Sauerstoff fließt nur be<strong>im</strong> Einatmen)hält die gleiche Flasche 6-9 Stunden.(2) Mobile DruckluftkammerIst man an der AHK, der HLÖ oder derHGÖ erkrankt, kann man die mobileDruckluftkammer benutzen (auchtragbare Höhenkammer, Certec- oderGamow-Sack genannt). Der Sack wirdaufgepumpt, um den Innendruck zuerhöhen – somit atmet man Sauerstoffein, als wäre man 2000m weiter untenauf dem Berg. Die betroffene Personsollte für 1 Stunde darin bleiben. Eskönnen aber auch mehrere Stunden vonNöten sein. Indem man das Kopfendeanhebt, hilft man der Person be<strong>im</strong>Atmen. Obwohl diese Säcke einLebensretter sein können, bringen sieeinige Probleme mit sich:• Man kann schlecht mit der Person <strong>im</strong>Sack sprechen.• Bei einer bewusstlosen Person musseine zweite Person zur Überwachungmit in den Sack .• Das Trommelfellkann geschädigtwerden.• Die Luft <strong>im</strong>Inneren mussgewechseltwerden.• DerErhohlungseffekthält nur kurz an.Ein Paar entschied sich, den Kil<strong>im</strong>anjaro (5895m) über die Marangu-Route zubesteigen. Nach 2 Tage erreichten sie den Horombo But (3760m). Innerhalb von 2Stunden fiel dem Mann das Atmen schwer. In der Nacht begann er rosaschaumigenSchle<strong>im</strong> abzuhusten und wurde bewusstlos.Er litt am HLÖ und wurde 4 Stunden in den Druckluftsack gesteckt. Er überlebteund konnte mit der Hilfe von Trägern absteigen. Im Krankenhaus erholte er sichwieder vollständig.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 36VORERKRANKUNGENManche Leute haben Vorerkrankungenund wollen trotzdem in die Berge gehen..Sollten Sie eine Vorerkrankung haben,müssen Sie Ihren Arzt befragen, ob Sie ingroße Höhen gehen können und welcheVorkehrungen Sie gegebenenfalls treffensollten.Wenn man in entlegene Gegenden reist,stellt jede Vorerkrankung ein erhöhtesGesundheitsrisiko dar. Wichtig ist, das Risikoso weit wie möglich zu min<strong>im</strong>ieren. BereitenSie sich darauf vor, aus gesundheitlichenGründen einen Teil oder die komplette Reiseabzubrechen.Vor Abreise:• Gehen Sie mindestens 6 Monate vor Abreise zu Ihrem Arzt . Erkundigen Sie sich nach denRisiken, die Ihre Vorerkrankung in der Höhe mit sich bringt.• Treffen Sie Vorkehrungen. Was benötigen Sie <strong>im</strong> Krankheitsfall? Welche medizinischeHilfe steht vor Ort zur Verfügung? Was tun, wenn etwas schief läuft?• Erstellen Sie eine Liste mit Kontaktpersonen für Ihre Erkrankung für zu Hause/für dieReise.• Informieren Sie alle in Ihrer Reisegruppe über Ihre Vorerkrankung, die Zeichen, Symptomeund Behandlung. Ihre Erkrankung könnte jeden in der Gruppe betreffen.• Sorgen Sie für Erste Hilfe/medizinische Schulung für sich selbst und andere.• Erstellen Sie eine Medikamententasche mit Dosisangaben und Verabreichungsart.Nehmen Sie Ersatzmedikamente mit und teilen Sie diese unter den Mitreisenden auf, um<strong>im</strong> Verlustfall nicht leer da zu stehen.• Bitten Sie Ihren Arzt, einen offiziellen Brief zu schreiben, in dem Ihre Vorerkrankung, derenBehandlung und Kontaktadressen aufgeführt sind (Übersetzen Sie, falls nötig, den Brief)• Informieren Sie das medizinische Personal auf der Reise über Ihre Vorerkrankung bevorImpfungen oder ähnliches gegeben werden.• Schließen Sie eine Reisekrankenversicherung ab, die ihre Vorerkrankung und die Risikenauf der Reise abdeckt. Es kann sehr schwierig, teuer oder unmöglich sein, Leistungenabzudecken, die manche verlangen.In der Höhe:• Tragen Sie <strong>im</strong>mer Ihren Arztbrief und die Liste mit Kontaktpersonen bei sich.• Notieren Sie jeden Tag, welche Medikamente Sie eingenommen haben und welcheVeränderungen Sie in Bezug auf Ihre Vorerkrankung bemerkt haben.• Falls sich die Symptome verschlechtern, steigen Sie nicht weiter auf.Denken Sie an Höhenkrankheiten und steigen Sie ab, wenn es nötig wird.• Seien Sie zu jedem in Bezug auf Veränderungen Ihrer Vorerkrankung ehrlich.• Kümmern Sie sich um Ihre Familie, Freunde und andere Mitreisende.


37 REISEN IM HOCHGEBIRGEDIABETES MELLITUSVor Abreise:• Gehen Sie vor Reisebuchung zum Augenarzt . Sollten Sie Schäden am Auge haben,vermeiden Sie große Höhen.• Falls Sie Durchblutungsstörungen oder Nervenschädigungen haben, fragen Sie Ihren Arzt vorReisebuchung.• Sorgen Sie für einen gut eingestellten Blutzucker in den Monaten vor Abreise.• Besorgen Sie sich ein robustes Blutzuckermessgerät (und ein Ersatzgerät). Erkundigen Sie sichnach dem Essen, das es geben wird. Stellen Sie einen Ernährungsplan auf.• Nehmen Sie Ersatz-Insulin mit, um auf Änderungen des Insulinbedarfs reagieren zu können.• Trainieren Sie die Diabetesbehandlung in anstrengenden und ungünstigen Situationen.• Kontaktieren Sie den „Deutschen Diabetiker Bund” oder „Mountains for Active Diabetic“.In der Höhe:• Tragen Sie für den Notfall <strong>im</strong>mer Zucker, ein Blutzuckermessgerät und Medikamente bei sich.• Verhindern Sie das Einfrieren von Insulin, z.B. durch Aufbewahren in einer Tasche nahe amKörper.• Vermeiden Sie Infektionen. Holen Sie schnell Hilfe, falls Sie krank werden. Hören Sie nie mitder Insulingabe auf.• Beachten Sie: Körperliche Anstrengung verringert und Ruhepausen erhöhen den Insulinbedarf.HERZERKRANKUNGEN & BLUTHOCHDRUCKVor Abreise:• Lassen Sie Ihr Herz untersuchen und erkundigen Sie sich nach Notfallmedikamenten für neuauftretende Schmerzen in der Brust.• Achten Sie auf einen stabilen und gut eingestellten Blutdruck vor Abreise.• Erkundigen Sie sich nach Problemen ausgelöst durch Blutdruckmedikamente unterAnstrengung, in der Höhe und in der Kälte.In der Höhe:• Sollten Sie sich nicht wohl fühlen, steigen Sie nicht weiter auf, steigen Sie eher ab.Benachrichtigen Sie Ihre Mitreisenden.ALLERGIEN / ANAPHYLAXISWenn eine allergische Reaktion behandelt wurde, kann sie ohne Vorwarnung innerhalb dernächsten 24 Stunden wieder auftreten. Holen Sie sich so früh wie möglich medizinische Hilfe.Vor Abreise:• Besorgen Sie sich Adrenalin, Antihistaminika und Steroide.In der Höhe:• Tragen Sie eine Notfallpass mit Angaben Ihrer Allergien bei sich.• Tragen Sie Adrenalin zur Autoinjektion (Anapen) <strong>im</strong>mer bei sich und seien Sie bereit diesen zubenutzen.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 38ERKRANKUNGEN DER LUNGEVor Abreise:• Seien Sie sich bewusst, dass auch nur geringe Atemnot unter normalen Bedingungen, in derHöhe zu schweren Beeinträchtigungen führen kann.• Sorgen Sie für aktuellen Reise<strong>im</strong>pfschutz und erwägen Sie eine Grippe<strong>im</strong>pfung.• Trainieren Sie. Zuerst in geringer Höhe und unter geringen Belastungen.In der Höhe:• Legen Sie Stück für Stück die Höhenmeter zurück ohne zu hetzen.• Vermeiden Sie Probleme - verringern Sie Ihre Aktivitäten, nehmen Sie Medikamente ein undsteigen Sie, falls nötig, ab.ASTHMABei manchen verschlechtert sich Asthma, das durch Kälte und Anstrengung ausgelöst werden kann.Die meisten haben jedoch weniger Probleme, da die körpereigene Steroidhormonproduktiongesteigert wird und weniger Allergene in der Luft sind.Vor Abreise:• Treten Sie die Reise nicht an, solange Ihr Asthma nicht stabil ist.• Sorgen Sie für aktuellen Reise<strong>im</strong>pfschutz und erwägen Sie eine Grippe<strong>im</strong>pfung.• Nehmen Sie Ersatz-Sprays/-Applikatoren und Steroide mit.• Informieren Sie sich über die Auslöser Ihres Asthmas und versuchen Sie, diese während derReise zu vermeiden.• Trainieren Sie. Zuerst in geringer Höhe und unter geringen Belastungen.In der Höhe:• Tragen Sie <strong>im</strong>mer all Ihre Sprays/Applikatoren bei sich.• Vermeiden Sie Probleme, indem Sie Ihre Aktivitäten verringern, Medikamente einnehmen und,falls nötig, absteigen.• Vermeiden Sie Entzündungshemmer wie Aspirin und Ibuprofen.EPILEPSIEVor Abreise:• Vergewissern Sie sich, dass Ihre Epilepsie stabil ist. Versuchen Sie für mindestens 6 Monate vorAbreise anfallsfrei zu bleiben.• Denken Sie an mögliche Probleme be<strong>im</strong> Autofahren, Sichern am Berg, etc. und vergewissernSie sich, dass Ihre Mitreisenden darüber Bescheid wissen.• Vergewissern Sie sich, dass Malaria-Medikamente nicht die Wirkung Ihrer Epilepsie-Medikamente beeinträchtigt.In der Höhe:• Vermeiden Sie Krankheiten - diese können die Wirkung Ihrer Medikamente beeinträchtigen.• Machen Sie sich bewusst, was bei Ihnen die Epilepsie auslöst (z.B. Alkohol, Müdigkeit) undvermeiden sie diese.• Epilepsie-Medikamente können Schlaf und Koordination beeinträchtigen. Die gleichenSymptome können bei der Höhenkrankheit auftreten. Im Zweifelsfall absteigen.• Beachten Sie, dass Anfälle an gewissen Orten lebensbedrohlich sein können und Sie nacheinem Anfall evtl. schläfrig sind und Ruhe brauchen.


39 REISEN IM HOCHGEBIRGEUMWELTASPEKTEIm Gebirge ist die Umweltanfälliger als auf Meereshöhe.Daher gehen natürlicheProzesse unglaublich langsamvor sich und Umweltschädenherrschen länger vor.Zu Hause muss man sichselten um die Versorgung mitWasser, Gas, und Nahrungsmitteln unddie Abfallbeseitigung sorgen. Im Gebirgejedoch müssen wir Verantwortung zeigen.Was wir tun, wird die lokale Bevölkerungund andere Besucher nach unsbeeinflussen.Machen Sie sich bewusst, dassmanche Gastgeber ihre wertvollenRessourcen erschöpfen, um „modernen“Ansprüchen zu genügen und ihre Gäste„glücklich“ zu machen.Wasser ist knapp:• Verschmutzen Sie nicht die Gewässer.• Vermeiden Sie heiße/kalte Duschen –eine Schüssel mit Wasser reicht aus.• Benutzen Sie eine Latrine keineToilette mit Spülung.Nahrungsmittelanbau ist schwierig:• Kaufen Sie Essen dort, wo es reichlichdavon gibt.• Passen Sie auf, wenn Sie Essen inabgelegenen Regionen kaufen – dieLeute verkaufen Ihnen evtl. IhreWinterrationen.Holz ist wertvoll:• Nehmen Sie genügend Brennstoff mit– für alle.• Raten Sie den <strong>Reisen</strong>den aktiv davonab, Feuerholz zu sammeln.• Unterstützen Sie Projekte zurBaumbepflanzung.Müll ist ein riesiges Problem:• Kaufen Sie keine abgefüllten Flaschen– leere Flaschen können nicht entsorgtwerden.• Nehmen Sie alles wieder mit, was siemitgebracht haben. Entfernen SieVerpackungen zu Hause.• Entsorgen Sie Batterien zu Hause.• Machen Sie sich klar, was mit demAbfall der gesamten Gruppe passiertund vermeiden Sie Verstöße gegendie Umwelt.• Benutzen Sie tiefe, gut platzierteLatrinen. Vergraben Sie Ihre Fäkalienoder verteilen Sie sie (oder nehmenSie sie mit). Es kann Jahre dauern, bissie verrotten.• Planen Sie die Entsorgung vonHygieneartikelnFlora und Fauna sind an einzerbrechliches Leben in der Höheangepasst:• Reißen Sie keine Pflanzen an denWurzeln aus.• Vermeiden Sie die Beschädigung vondünnen Erdschichten.• Schützen Sie alle wild lebenden Tiere.


REISEN IM HOCHGEBIRGE 40LITERATUREMPFEHLUNGENBergmedizin: Höhenbedingte Erkrankungen undGesundheitsgefahren bei Bergsteigern , Pollard & MurdochBugs, Bites, and Bowels, von Dr Wilson-HowarthHöhenanpassung, Klaus MeesErste Hilfe und Gesundheit am Berg und auf <strong>Reisen</strong>, Walter Treibel


41 REISEN IM HOCHGEBIRGENÜTZLICHE INTERNETSEITENDeutscher Alpenverein www.alpenverein.deCertec www.certec.eu.comEpilepsie und Sport www.epilepsie-netz.de/159/Epilepsie-Ratgeber/Sport.htmFrostbeulen http://reisemedizin.wetteronline.de/Spezialreisen/winterurlaub.htmlGamow Bag www.chinookmed.comReiseinfos www.allesueberreisen.com/html/ReiseinformationAllgemein– und Reiseinformation www.netdoktor.deInternational Porter Protection Group (IPPG) www.ippg.net/guidelines/index.html,www.tourism-watch.deInternationale Gesellschaft für Bergmedizin (ISMM) www.ismmed.org/np_altitude_tutorial.htmKathmandu Environmental Education Project (KEEP) www.nepalwelt.de, www.keepnepal.orgMEDEX www.medex.org.uk- mit einer Liste aller Ärzte aus der UK mit dem UIAA Diplom der HöhenmedizinDeutsche Gesellschaft für Berg– und <strong>Expeditions</strong>medizin www.bexmed.deDiabetiker und Bergsteigen (MAD) www.mountain-mad.orgSauerstoff (Permanentflusssystem) www.topout.co.ukSauerstoff (Abrufflusssystem) www.summitoxygen.comTragbare Druckkammer www.treksafe.com.auUnion Internationale des Associations d’Alpinisme (UIAA) www.uiaa.ch/index.aspxAlpinmedizin www.argealpinmed.at


REISEN IM HOCHGEBIRGE 42IMPRESSUM<strong>Medex</strong> dankt den folgenden Personen für ihre Beiträge:Damien BaileyDenzil BroadhurstMike BrookesKeith BurgessS<strong>im</strong>on CurrinGerald DubowitzDavid GeddesSandra GreenDavid HillebrandtMuskeln und GelenkeHöhenmedizin, Was bedeutet“hoch”?, Wo ist es auf der Erde“hoch”?, Europa, Nord- &Südamerika, Afrika, Asien,Akkl<strong>im</strong>atisierung, Auswirkung ingroßer Höhe, AkuteHöhenkrankheitWas tun <strong>im</strong> Notfall?SchlafVorwortDas Herz/Blut, Der SchlafMund und ZähneMuskeln und GelenkeHLÖ, HGÖ, Der Magen-Darm-Trakt, Die Nieren/Harnblase,Geschlechtsorgane/VerhütungMark HowarthOlly KempJuliette LevementMandy JonesIan ManovelAlex Martin-BatesDan MorrisStephan SandersEli SilberChris SmithJill SutclifeHenriette Van RuitenCatharine WilsonJeremy Windsor<strong>Medex</strong> dankt den folgenden Personen für die Fallbeispiele:J<strong>im</strong> Duff, Gill Macquarie, Martin Rhodes, Ronnie Robb, Jacky SmithDie Augen, UmweltaspekteDie LungenDie Lungen, Der SchlafDer SchlafMedikamenteVorerkrankungenDie AugenKinder in der HöheDas GehirnEuropa, HLÖ, HGÖ, Träger,UmweltaspekteUmweltaspekteArme und BeineAfrika, Australasien, Antarktis,Akute Höhenkrankheit, DieLungenNase und Ohren, Sauerstoff<strong>Medex</strong> dankt den folgenden Personen für die Fotos:Bruce BricknellDenzil BroadhurstS<strong>im</strong>on CurrinDiana DeplaGerald DubowitzRachel HamiltonDavid HillebrandtAnnabel NickolGill MacquarieNick MasonRonnie RobbStephan SandersDorje SherpaSeite 33Seite 17, 23Seite III, 9, 10, RückseiteSeite 24Seite 12, 14, 20, 26, 41Seite 6Seite 25, 27Seite 7Seite 4, 40Seite 2Seite 13Seite 1, 3,Seite 8Chris SmithJacky SmithCatharine WilsonJ<strong>im</strong> Duff<strong>Medex</strong> dankt:Allen, die die Entwürfe des Büchleinskommentiert haben. Der UIAA für ihre Beihilfe.Herausgeber:Allgemein: Denzil Broadhurst, Chris SmithMedizinisch: S<strong>im</strong>on Currin, David Hillebrandt, J<strong>im</strong> Milledge, Paul RichardsDeutsche Übersetzung von: Sven Dietrich, Jennifer LandererVorderseite, Seite II, 5, 11, 15, 19,21, 22, 28, 30, 31, 39Seite 29Seite 42Seite 35


43 REISEN IM HOCHGEBIRGEAHK PROTOKOLLKARTETag Höhe1234567KAHK PunkteMorgensAbendsM E S S I KM E S S IBemerkungen891011121314Kopfschmerzen, Magen-Darm, Erschöpfung, Schwindel, Schlaf, INSGESAMT Punkte 0=Ok bis 3=Miserabel


REISEN IM HOCHGEBIRGE 44PERSÖNLICHE DATENNAME:GEBURTSDATUM:KONTAKTDATEN DESNÄCHSTENVERWANDTEN:Hier können Sie einFoto von sichaufkleben.MEDIKAMENTE:ALLERGIEN:BEDEUTENDEVORERKRANKUNGENz.B. Diabetes,BluthochdruckBEHANDLUNG:VERSICHERUNGS-DATEN:


REISEN IM HOCHGEBIRGESie planen den Trip Ihres Lebens, den etwas “anderen” Urlaub, einen Skiurlaub <strong>im</strong><strong>Hochgebirge</strong>, oder eine Bergsteigerexpedition.Dieses Büchlein soll Ihnen helfen die Veränderungen Ihres Körpers in der Höheund “dünner” Luft zu verstehen. Die enthaltenen Informationen, Tipps undGeschichten sollen Ihnen dabei helfen, Ihren Trip zu genießen und gesund zubleiben. Am wichtigsten ist jedoch: es wird auch die ernst zu nehmendeHöhenkrankheit besprochen, die <strong>im</strong>mer noch ihre Opfer in denen findet, die nichtsüber sie wissen.Dieses Büchlein wird empfohlen von:Association of British Mountain Guides (BMG)British Mountaineering Council (BMC)International Mountaineering and Cl<strong>im</strong>bing Federation (UIAA)

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