Insolvenzen: Bremen mit Problemen - zwei:c Werbeagentur Gmbh
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solvenzrechts arbeitet das Unternehmen so weiter,<br />
als sei nichts geschehen. Allein die Gläubiger werden<br />
nicht bedient. Währenddessen sucht der Insolvenzverwalter<br />
nach Möglichkeiten, die drückenden<br />
Schulden zu reduzieren. Nur wenn das gelingt, kann<br />
das ganze Geschäft langfristig weiterlaufen oder es<br />
können zumindest die lebensfähigen Teile gerettet<br />
werden. Firmen, die erfolgreich saniert wurden, sind<br />
z.B. Silicon Graphics (Computersoftware) und die<br />
Kaufhauskette Macy’s. Sie stand von 1992 bis 1994<br />
unter dem Schutz von „Chapter 11“ und existiert<br />
heute noch.<br />
SELTEN GENUTZT:<br />
INSOLVENZ-PLANVERFAHREN<br />
Auch in Deutschland ist seit 1999 das sogenannte<br />
Insolvenzplanverfahren im Insolvenzrecht verankert,<br />
bei dem der Sanierung überlebensfähiger Unternehmen<br />
Vorrang eingeräumt wird vor einer Liquidation.<br />
Ein Insolvenzverfahren bietet immer dann<br />
eine Chance zum Neuanfang, wenn es genügend gesunde<br />
Substanz gibt. In diesem Fall können hierzulande<br />
ähnlich wie bei den amerikanischen „Chapter<br />
11“-Regelungen die Geschäfte unter Gläubigerschutz<br />
weitergeführt werden. Währenddessen bemüht<br />
sich der Insolvenzverwalter um die Sanierung<br />
der Firma oder den Verkauf von Unternehmensteilen.<br />
Bislang kommt dieses Instrument der Unternehmenssanierung<br />
jedoch nicht richtig in Gang. In den<br />
Jahren kurz nach der Einführung führte es ein<br />
Schattendasein <strong>mit</strong> maximal 130 Fällen pro Jahr.<br />
Erst seit 2004 ist ein Anstieg zu beobachten – auf inzwischen<br />
640 Fälle im Jahr 2008. Da<strong>mit</strong> wird aber<br />
immer noch nur in 2,2 Prozent aller Insolvenzfälle<br />
versucht, das Unternehmen doch zu retten. Anders<br />
gerechnet: Es gibt in Deutschland bisher nur rund<br />
ein Insolvenzplanverfahren pro Amtsgericht und<br />
Jahr. Etwas besser sieht es z.B. in NRW und Baden-<br />
Württemberg aus: Dort werden die Gerichte jährlich<br />
<strong>mit</strong> wenigstens zehn Verfahren betraut.<br />
Warum das Insolvenzplanverfahren nicht in die Puschen<br />
kommt, ist schwer zu sagen. Vielfach mangelt<br />
es offenbar an Informationen darüber, dass es überhaupt<br />
eine solche Möglichkeit zum Neuanfang gibt.<br />
ZU WENIG KOMPETENTE ANWÄLTE<br />
Ein faktisches Nadelöhr für die häufigere Nutzung<br />
ist jedoch der Mangel an Insolvenzverwaltern<br />
<strong>mit</strong> entsprechenden Erfahrungen. Angesichts der<br />
geringen Fallzahlen wagen es nur wenige, sich auf<br />
dieses Gebiet zu spezialisieren: Das Institut für Mit-<br />
NORDMETALL Standpunkte 5 / 2009<br />
telstandsforschung (IfM) Bonn und Creditreform<br />
kommen in einer Untersuchung zu dem Ergebnis,<br />
dass nur jeder zehnte Insolvenzverwalter bereits ein<br />
Planverfahren durchgeführt hat. Ein weiterer Engpass<br />
sind auch die Insolvenzgerichte: Die Richter<br />
können weitgehend frei entscheiden, wen sie als<br />
Verwalter einsetzen. Von Gerichten ohne Erfahrung<br />
<strong>mit</strong> Insolvenzplanverfahren werden auch Rechtsanwälte<br />
berufen, die eher auf Liquidierung setzen.<br />
Überdies ist es nicht einfach, beide Seiten überhaupt<br />
an einen Tisch zu bringen. Nach der Untersuchung<br />
von IfM und Creditreform scheitert ein Insolvenzplanverfahren<br />
am häufigsten an den überzogenen<br />
Vorstellungen der Gläubiger. Dabei bietet das Verfahren<br />
gerade ihnen handfeste finanzielle Vorteile.<br />
FÜR GLÄUBIGER SOGAR BESSER<br />
AKTUELL / 17<br />
<strong>Insolvenzen</strong>: <strong>Bremen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Problemen</strong><br />
<strong>Bremen</strong> 55<br />
Sachsen-Anhalt 241<br />
Baden-Württemberg 594<br />
Bayern 978<br />
Niedersachsen 648<br />
Hessen 421<br />
Sachsen 489<br />
Thüringen 146<br />
Berlin 400<br />
Hamburg 151<br />
Rheinland-Pfalz 311<br />
Nordrhein-Westfalen 2.590<br />
Schleswig-Holstein 306<br />
Saarland 80<br />
Mecklenburg-Vorpommern 127<br />
Brandenburg 175<br />
Insgesamt 7.712<br />
Insolvenzverfahren<br />
im<br />
1. Quartal 2009<br />
-15,0<br />
Insolvenzverfahren: eröffnete und mangels Masse abgelehnte Verfahren<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
Während die Kreditgeber bei einer Liquidation<br />
üblicherweise nur zu 4 bis 6 Prozent befriedigt werden,<br />
lassen sich nach dem Planverfahren im Schnitt<br />
etwa 20 Prozent der Forderungen gegen das Unternehmen<br />
bedienen. Vor allem Finanzämter und Sozialkassen<br />
spielen allerdings oft nicht <strong>mit</strong>. Sie sind<br />
meist die letzten Gläubiger, die Zugeständnisse machen<br />
– die ausführenden Organe des Staates behindern<br />
also nach Kräften, was der Gesetzgeber als Rettungsring<br />
vorgesehen hat. Das Insolvenzplanverfahren<br />
hat für die zu bedienenden Geldgeber noch einen<br />
weiteren Vorteil: Es dauert lediglich <strong>zwei</strong> bis<br />
drei Jahre – und da<strong>mit</strong> längst nicht so lange wie die<br />
übliche Abwicklung im Falle eines endgültigen Aus.<br />
iwd<br />
-4,5<br />
37,5<br />
24,2<br />
18,3<br />
13,6<br />
13,5<br />
12,0<br />
10,1 Veränderung<br />
7,4 gegenüber<br />
6,4<br />
1. Quartal 2008<br />
in Prozent<br />
4,9<br />
4,7<br />
4,0<br />
2,7<br />
1,3<br />
7,9<br />
© 30/2009 Deutscher Instituts-Verlag