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Phantastik in der Postmoderne: David Lynchs `twin Peaks´

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KAPITEL2<br />

Standortbestimmung `Postmo<strong>der</strong>ne´<br />

Ähnlich wie <strong>der</strong> Begriff `<strong>Phantastik</strong>´ ist auch <strong>der</strong> Begriff `Postmo<strong>der</strong>ne´ schwer zu def<strong>in</strong>ieren;<br />

plakative und teils wi<strong>der</strong>sprüchliche Schlagwörter tauchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion um die<br />

Bedeutung und E<strong>in</strong>ordnung <strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne auf: „e<strong>in</strong>e Mo<strong>der</strong>ne ohne Trauer“, ja e<strong>in</strong>e<br />

„fröhliche Wissenschaft“ 25 nennt Albrecht Wellmer sie; „Wir leben jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

apokalyptischen und antirationalen Zeit.“ 26 ruft Leslie Fiedler <strong>in</strong> Freiburg den Zuhörern se<strong>in</strong>es<br />

berühmt gewordenen Vortrags „Close the Gap, Cross the Bor<strong>der</strong>“ zu; Jürgen Habermas<br />

kritisierte die Postmo<strong>der</strong>ne als neokonservativ. Manchen gelten die Begriffe<br />

„postmo<strong>der</strong>n/Postmo<strong>der</strong>ne“ als nahezu undef<strong>in</strong>ierbar 27 .<br />

Um für diese Arbeit jedoch e<strong>in</strong>igermaßen festen Boden unter den Füßen zu haben, soll hier<br />

<strong>der</strong> englische Literaturwissenschaftler Terry Eagleton zu Worte kommen, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Buch „Die Illusionen <strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne“ kritisch mit dem „bizarr-heterogenen Phänomen“ 28<br />

Postmo<strong>der</strong>ne und se<strong>in</strong>en politischen Implikationen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> setzt, dar<strong>in</strong> aber auch e<strong>in</strong>e<br />

mögliche, von ideologischen Grabenkämpfen unbeleckte und sachliche Def<strong>in</strong>ition liefert:<br />

„Die Postmo<strong>der</strong>ne ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tellektuelle Strömung, die mißtrauisch ist gegenüber den klassischen<br />

Begriffen von Wahrheit, Vernunft, Identität und Objektivität, von universalem Fortschritt o<strong>der</strong><br />

Emanzipation, von s<strong>in</strong>gulären Rahmenkonzepten, >großen Erzählungen< o<strong>der</strong> letzten<br />

Erklärungspr<strong>in</strong>zipien. Im Gegensatz zu diesen Leitvorstellungen <strong>der</strong> Aufklärung betrachtet die<br />

Postmo<strong>der</strong>ne die Welt als kont<strong>in</strong>gent, als unbegründet, als vielgestaltig, unstabil, unbestimmt, als e<strong>in</strong><br />

Nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> getrennter Kulturen o<strong>der</strong> Interpretationen, die skeptisch machen gegenüber <strong>der</strong><br />

Objektivität von Wahrheit, von Geschichte und Normen, gegenüber <strong>der</strong> kohärenten Identität <strong>der</strong> Subjekte<br />

und gegenüber <strong>der</strong> Vorstellung, daß die Natur <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>fach gegeben ist.“ 29<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Filmwissenschaft tut man sich schwer mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Def<strong>in</strong>ition des<br />

Begriffes `postmo<strong>der</strong>n´. Jürgen Felix bedauert, dass „die Bedeutung des Paradigmas<br />

`Postmo<strong>der</strong>n(e)´ <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschsprachigen Filmwissenschaft marg<strong>in</strong>al<br />

25<br />

zitiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung von Uwe Wittstock (Hg.): Roman o<strong>der</strong> Leben. Postmo<strong>der</strong>ne <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen<br />

Literatur. Leipzig 1994, S.8.<br />

26<br />

Leslie A.Fiedler: Überquert die Grenze, schließt den Graben.<br />

Abgedruckt <strong>in</strong>: Wittstock, S.14- 39.,hier: S.15.<br />

27<br />

Vgl. Riese, S.2:<br />

„Aus diesem Gemisch von Suche, Kampf und sche<strong>in</strong>barer Gleichgültigkeit, gelegentlich auch bloßer<br />

Antipathie, folgt, dass es e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Def<strong>in</strong>ition für >postmo<strong>der</strong>n

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