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Phantastik in der Postmoderne: David Lynchs `twin Peaks´

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e<strong>in</strong>...“ 80 , so fällt die Nähe zu kulturwissenschaftlichen Beschreibungen <strong>der</strong> <strong>Phantastik</strong> auf, die<br />

<strong>in</strong> eben dieser e<strong>in</strong>e „Zusammengehörigkeit verschiedener Phänomene, Se<strong>in</strong>sebenen,<br />

Verhaltensformen“, e<strong>in</strong> „gleichzeitiges Ersche<strong>in</strong>en des Verschiedenen“, ja e<strong>in</strong>e<br />

„Hierarchiefreiheit“ 81 ausmacht und diese Ersche<strong>in</strong>ungen unter dem Begriff <strong>der</strong> `Ambivalenz´<br />

subsumiert: „Das Phantastische <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur ist Ausdruck e<strong>in</strong>er grundsätzlichen, nicht<br />

vermittelbaren Ambivalenz.“ 82<br />

„Ambivalenz ist freilich nicht alle<strong>in</strong> das gleichzeitige Vorhandense<strong>in</strong> des Verschiedenen, son<strong>der</strong>n die<br />

spannungsvolle, dynamische Relationierung <strong>der</strong> Gegensätze, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Rahmen und Verlauf das zuvor<br />

geltende Verständnis, die Erfahrung, die Erkenntnis von Wirklichkeit <strong>in</strong> Frage gestellt wird, e<strong>in</strong>e<br />

Erfahrung, die zuvor e<strong>in</strong> stabiles Verhältnis zwischen e<strong>in</strong>em Ich und <strong>der</strong> Welt garantiert hatte. Diese<br />

Sicherheit, das darauf gründende Selbstbewußtse<strong>in</strong>, wird gestört, verstört, verän<strong>der</strong>t, ja negiert.“ 83<br />

Jürgen Lehmann rückt die <strong>Phantastik</strong> mit se<strong>in</strong>en Ausführungen zur Ambivalenz weg von den<br />

Welterklärungsmodellen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne h<strong>in</strong> zu den <strong>in</strong>stabilen und unbestimmten Weltsichten<br />

<strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne,<br />

„zu kultur-, bzw. kunsttheoretischen Entwürfen, die verschiedene Sichtweisen <strong>der</strong> Welt zulassen und das<br />

Heterogene, Wi<strong>der</strong>sprüchliche und eben nicht das E<strong>in</strong>heitliche, E<strong>in</strong>förmige als das vorstellen, was die<br />

Welt prägt, ausmacht, bestimmt, was sie als e<strong>in</strong> <strong>in</strong> sich wi<strong>der</strong>sprüchliches und doch universales Ganzes<br />

ersche<strong>in</strong>en läßt.“ 84<br />

Selbst bei Todorov f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e Wendung, mit <strong>der</strong> – vermutlich nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>ne –<br />

phantastische Literatur als Ausdruck e<strong>in</strong>es postmo<strong>der</strong>nen Paradigmas gelesen werden<br />

könnte: „Das Fantastische ist e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Fall <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>eren Kategorie <strong>der</strong><br />

ambivalenten Sichtweise.“ 85<br />

Uwe Durst zitiert Thomas Broß´ Sicht des Zusammenhangs zwischen Postmo<strong>der</strong>ne und<br />

<strong>Phantastik</strong>:<br />

„Phantastische Texte [...] spiegeln [...] den Konflikt zwischen dem für die Mo<strong>der</strong>ne typischen Stil <strong>der</strong><br />

Überholung und <strong>der</strong> die Postmo<strong>der</strong>ne auszeichnenden Akzeptanzhaltung gegenüber dem<br />

Unentschiedenen, auch Wi<strong>der</strong>sprüchlichen wi<strong>der</strong>, wobei sie schließlich letzterer Position ‚ihre<br />

Zustimmung erteilen‘.“ 86<br />

80<br />

Wolfgang Welsch, zitiert bei Wittstock, S.8.<br />

81<br />

Lehmann, S.29.<br />

82<br />

Ivanovic, S.11.<br />

83<br />

Lehmann, S.30.<br />

84<br />

Lehmann, S.36.<br />

85<br />

Todorov, S.33.<br />

86<br />

Thomas Broß: Literarische <strong>Phantastik</strong> und Postmo<strong>der</strong>ne: Zu Funktion, Bedeutung und Entwicklung von<br />

phantastischer Unschlüssigkeit im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Essen 1996, S. 147, zitiert bei Durst, S.240.<br />

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