Sande in alten und neuen Bildern - Wilhelmshavener Zeitung

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26.11.2012 Aufrufe

Seite 6 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n undHeute präsentiert von der: 27. Oktober 2012 Wichtiger BahnhoffürRegion 42 Gleiskilometer zählte einst der Sander Verschiebebahnhof. Gestern wie heute ist die Station ein wichtiger Umsteigebahnhof. VON MANFRED LEHMANN SANDE – Rund 150 Jahre nach dem Bau der „Oldenburg – Heppenser Eisenbahn“, wie sie damals hieß, ist die Bahnlinie im Bereich Sande wieder zum wichtigsten Thema der Kommunalpolitik geworden. Damals schloss die „Königlich preußische Kommission für den Bahnbau“ Abtretungsverträge mit den sich vielfach sträubenden Grundstückseigentümern. Nichts hat sich geändert, könnte man glauben; denn heute gibt es bei der geplanten Umfahrung von Sande und Sanderbusch ähnliche Probleme. Mit einem bescheidenen „Statiönchen“ und wenigen Bediensteten wurde der Betrieb 1867 aufgenommen, und täglich verließen ganze drei Personenzüge, ein „gemischter“ Zug und zwei Güterzüge den Bahnhof. Für jene Zeit bedeutete das einen riesigen Fortschritt gegenüber den langsamen und unbequemen Postkutschen, wie in alten Unterlagen erwähnt wird. Veränderungen brachte die Neuerung auch für den Postverkehr und die Fahrposten von Oldenburg über Steinhausen und Zetel nach Jever. Die täglich verkehrenden sechs Post- und acht VordemKrieggabesdas1867gebaute Bahnhofsgebäude. FOTO: ARCHIV LEHMANN Reisewagen wurden sogleich eingestellt, weil die Bahn den Transport übernahm. Erst ab 1940 wurde das heutige Bahnhofsgebäude gebaut. Kaum war es fertig, fiel 1943 eine Bombe auf den alten Bahnhof und zerstörte ihn. Schon vorher gab es Schwierigkeiten, wie sie jetzt wieder befürchtet und nur durch den Bau einer neuen Überführung von der Bahnhof- zur Deichstraße behoben werden sollen: Der Bahnübergang Deichstraße war oft stundenlang durch geschlossene Schranken gesperrt, weil unzählige Züge Material zum Bau des Wilhelmshavener Kriegshafens und des Arsenals brachten. Wegen der Schließzeiten wurde eine eiserne Hochbrücke für Fußgänger und Radfahrer gebaut, damit die Arbeitnehmer die Industriebetriebe auf der östlichen Seite pünktlich erreichen konnten. Der nach einer Sprengung zum Wahrzeichen Sandes gewordene schiefe Bunker sollte bei Fliegerangriffen Reisenden, dem Bahnpersonal und den Bewohnern der Bahnhofstraße Sicherheit bieten. Kaum zu glauben, dass noch viele Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg unzählige Bahnmitarbeiter in Sande eingesetzt waren und in eigens für sie angemieteten Wohnblöcken in Neufeld II, im „Langen Jammer“, in Das im Krieg errichtete Bahnhofsgebäude wurde 1943 in Betrieb genommen FOTO: LEHMANN der „Alten Post“, wie ein Haus an der Ecke Bahnhof-/Deichstraße bezeichnet wurde, und ähnlichen Unterkünften wohnten. Längst halten in Sande keine D- und Eilzüge mehr, die Überführung zwischen den Bahnsteigen ist gesperrt und „abbruchverdächtig“, und ein minimaler Personalbestand regelt den Betrieb. Große Teile des Bahnhofsgebäudes wurden zuletzt als Hostel umgestaltet, die Güterabfertigung stillgelegt. Keine Vorortbahn fährt mehr nach Wilhelmshaven und die Züge mit dampfenden Lokomotiven wurden durch Triebwagen der privaten Nordwestbahn und Omnibusse ersetzt. Überliefert ist, dass ursprünglich schon eine halbe Stunde vor Ankunft eines jeden Zuges in Sande der „Perron“ (Bahnsteig) beleuchtet wurde. Verboten war, Waggons mit geladenem Gewehr zu betreten. Seitwärts entlang der Waggons führte eine Leine, die bei einem „Wecker“ an der Lokomotive endete. Sie diente als Verständigung zwischen dem Personal auf dem Bahnsteig und dem Zugführer, der dann mit einer Dampfpfeife Signale gab. Eines ist dem Bahnhof Sande geblieben: Auch ohne Expressgutabfertigung,Fahrkartenkontrolle und dem Verkauf von Bahnsteigkarten, die nach dem Krieg 20 Pfennig kosteten, ist er nach wie vor Umsteigeplatz für Bahnreisende zu den Nordseeinseln und daher vielen Menschen bekannt.

27. Oktober 2012 Der„LangeJammer“wurde 1972abgerissen.Das BehelfsheimwarursprünglichLokschuppenund ­werkstatt. FOTO: ARCHIV LEHMANN Behelfsheim „Langer Jammer“ SANDE/ML – Der „Lange Jammer“ ist nur noch älteren Mitbürgern ein Begriff, weil das Gebäude zwischen der Deichstraße und dem Bahnhof 100 Jahre nach dem Bau als Behelfsheim für Bahnbedienstete 1971 abgebrochen wurde. Es war gleichzeitig 1867 mit dem ersten Sander Bahnhof gebaut worden und beherbergte Jahrzehnte auch eine Reparaturwerkstatt für Lokomotiven und Eisenbahnwagen. Am Giebel führten einst Gleise unterhalb der Rundbögen in das Gebäude hinein. Zehn Schornsteine in dem Reihenhaus zeigten an, dass dort bis zuletzt zehn Familien, zumeist Pensionäre der Bahn, wohnten. Heute ist das Gelände von hohen Bäumen und undurchdringlichem Wildwuchs bewachsen. Darin steht noch eine alte Trafostation. Das aktuelle Bild zeigt die Überführung auf den Bahnsteigen und rechts das Gebüsch an Stelle des „Langen Jammers“. Gester n undHeute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 7 VomselbenStandpunkt ausheutebetrachtet: Wofrüherder „LangeJammer“stand, befindetsichheuteein undurchdringliches Wäldchen. FOTO: LEHMANN ROHRE SIND UNSERE LEIDENSCHAFT Seit über 50 Jahren sind Pipelinesysteme für alle Durchmesser und Druckstufen unser Geschäft. Technischen Herausforderungen begegnen wir mit unserem Know-how, der Erfahrung langjähriger Mitarbeiter und moderner Technik. FORDERN SIE UNS. Bahnhofstraße 12, 26452 Sande/Whv,Telefon 04422/9533-0 WWW.PIPELINESYSTEMS.DE

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Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert von der:<br />

27. Oktober 2012<br />

Wichtiger BahnhoffürRegion<br />

42 Gleiskilometer<br />

zählte e<strong>in</strong>st der <strong>Sande</strong>r<br />

Verschiebebahnhof.<br />

Gestern wie heute ist<br />

die Station e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Umsteigebahnhof.<br />

VON MANFRED LEHMANN<br />

SANDE – R<strong>und</strong> 150 Jahre nach<br />

dem Bau der „Oldenburg –<br />

Heppenser Eisenbahn“, wie<br />

sie damals hieß, ist die Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

im Bereich <strong>Sande</strong> wieder<br />

zum wichtigsten Thema der<br />

Kommunalpolitik geworden. Damals<br />

schloss die „Königlich<br />

preußische Kommission für den<br />

Bahnbau“ Abtretungsverträge<br />

mit den sich vielfach sträubenden<br />

Gr<strong>und</strong>stückseigentümern.<br />

Nichts hat sich geändert,<br />

könnte man glauben; denn heute<br />

gibt es bei der geplanten Umfahrung<br />

von <strong>Sande</strong> <strong>und</strong> <strong>Sande</strong>rbusch<br />

ähnliche Probleme.<br />

Mit e<strong>in</strong>em bescheidenen<br />

„Statiönchen“ <strong>und</strong> wenigen Bediensteten<br />

wurde der Betrieb<br />

1867 aufgenommen, <strong>und</strong> täglich<br />

verließen ganze drei Personenzüge,<br />

e<strong>in</strong> „gemischter“ Zug<br />

<strong>und</strong> zwei Güterzüge den Bahnhof.<br />

Für jene Zeit bedeutete das<br />

e<strong>in</strong>en riesigen Fortschritt<br />

gegenüber den langsamen <strong>und</strong><br />

unbequemen Postkutschen,<br />

wie <strong>in</strong> <strong>alten</strong> Unterlagen erwähnt<br />

wird.<br />

Veränderungen brachte die<br />

Neuerung auch für den Postverkehr<br />

<strong>und</strong> die Fahrposten von Oldenburg<br />

über Ste<strong>in</strong>hausen <strong>und</strong><br />

Zetel nach Jever. Die täglich verkehrenden<br />

sechs Post- <strong>und</strong> acht<br />

VordemKrieggabesdas1867gebaute Bahnhofsgebäude. FOTO: ARCHIV LEHMANN<br />

Reisewagen wurden sogleich<br />

e<strong>in</strong>gestellt, weil die Bahn den<br />

Transport übernahm.<br />

Erst ab 1940 wurde das heutige<br />

Bahnhofsgebäude gebaut.<br />

Kaum war es fertig, fiel 1943<br />

e<strong>in</strong>e Bombe auf den <strong>alten</strong> Bahnhof<br />

<strong>und</strong> zerstörte ihn.<br />

Schon vorher gab es Schwierigkeiten,<br />

wie sie jetzt wieder<br />

befürchtet <strong>und</strong> nur durch den<br />

Bau e<strong>in</strong>er <strong>neuen</strong> Überführung<br />

von der Bahnhof- zur Deichstraße<br />

behoben werden sollen: Der<br />

Bahnübergang Deichstraße war<br />

oft st<strong>und</strong>enlang durch geschlossene<br />

Schranken gesperrt,<br />

weil unzählige Züge Material<br />

zum Bau des <strong>Wilhelmshavener</strong><br />

Kriegshafens <strong>und</strong> des Arsenals<br />

brachten.<br />

Wegen der Schließzeiten<br />

wurde e<strong>in</strong>e eiserne Hochbrücke<br />

für Fußgänger <strong>und</strong> Radfahrer<br />

gebaut, damit die Arbeitnehmer<br />

die Industriebetriebe auf der<br />

östlichen Seite pünktlich erreichen<br />

konnten. Der nach e<strong>in</strong>er<br />

Sprengung zum Wahrzeichen<br />

<strong>Sande</strong>s gewordene schiefe<br />

Bunker sollte bei Fliegerangriffen<br />

Reisenden, dem Bahnpersonal<br />

<strong>und</strong> den Bewohnern der<br />

Bahnhofstraße Sicherheit bieten.<br />

Kaum zu glauben, dass noch<br />

viele Jahre nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg unzählige Bahnmitarbeiter<br />

<strong>in</strong> <strong>Sande</strong> e<strong>in</strong>gesetzt waren<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> eigens für sie angemieteten<br />

Wohnblöcken <strong>in</strong> Neufeld<br />

II, im „Langen Jammer“, <strong>in</strong><br />

Das im Krieg errichtete Bahnhofsgebäude wurde 1943 <strong>in</strong> Betrieb genommen FOTO: LEHMANN<br />

der „Alten Post“, wie e<strong>in</strong> Haus<br />

an der Ecke Bahnhof-/Deichstraße<br />

bezeichnet wurde, <strong>und</strong><br />

ähnlichen Unterkünften wohnten.<br />

Längst h<strong>alten</strong> <strong>in</strong> <strong>Sande</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

D- <strong>und</strong> Eilzüge mehr, die<br />

Überführung zwischen den<br />

Bahnsteigen ist gesperrt <strong>und</strong><br />

„abbruchverdächtig“, <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

m<strong>in</strong>imaler Personalbestand regelt<br />

den Betrieb.<br />

Große Teile des Bahnhofsgebäudes<br />

wurden zuletzt als Hostel<br />

umgestaltet, die Güterabfertigung<br />

stillgelegt. Ke<strong>in</strong>e Vorortbahn<br />

fährt mehr nach Wilhelmshaven<br />

<strong>und</strong> die Züge mit<br />

dampfenden Lokomotiven wurden<br />

durch Triebwagen der privaten<br />

Nordwestbahn <strong>und</strong> Omnibusse<br />

ersetzt.<br />

Überliefert ist, dass ursprünglich<br />

schon e<strong>in</strong>e halbe<br />

St<strong>und</strong>e vor Ankunft e<strong>in</strong>es jeden<br />

Zuges <strong>in</strong> <strong>Sande</strong> der „Perron“<br />

(Bahnsteig) beleuchtet wurde.<br />

Verboten war, Waggons mit geladenem<br />

Gewehr zu betreten.<br />

Seitwärts entlang der Waggons<br />

führte e<strong>in</strong>e Le<strong>in</strong>e, die bei e<strong>in</strong>em<br />

„Wecker“ an der Lokomotive endete.<br />

Sie diente als Verständigung<br />

zwischen dem Personal<br />

auf dem Bahnsteig <strong>und</strong> dem<br />

Zugführer, der dann mit e<strong>in</strong>er<br />

Dampfpfeife Signale gab.<br />

E<strong>in</strong>es ist dem Bahnhof <strong>Sande</strong><br />

geblieben: Auch ohne Expressgutabfertigung,Fahrkartenkontrolle<br />

<strong>und</strong> dem Verkauf<br />

von Bahnsteigkarten, die nach<br />

dem Krieg 20 Pfennig kosteten,<br />

ist er nach wie vor Umsteigeplatz<br />

für Bahnreisende zu den<br />

Nordsee<strong>in</strong>seln <strong>und</strong> daher vielen<br />

Menschen bekannt.

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