Statement Dr. Michael Munsch - Creditreform Rating AG

Statement zur Pressekonferenz
am 15. September 2011
in Frankfurt am Main
Dr. Michael Munsch
Vorstand
Creditreform Rating AG, Neuss
Die Creditreform Rating AG als
Europäische Ratingagentur

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
auch ich freue mich, Sie heute hier begrüßen zu dürfen.
Als Vorstand der Creditreform Rating AG ist es mir ein
besonderes Anliegen, Ihnen unsere wichtigste Botschaft
gleich zu Beginn meiner Ausführungen ganz besonders
ans Herz zu legen:
Die Creditreform Rating AG ist eine
anerkannte europäische Rating Agentur.
Wir sind die erste Ratingagentur, die in Deutschland von
der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ent-
sprechend der Solvabilitätsverordnung geprüft und aner-
kannt worden ist. Das war bereits im Jahr 2009. In 2011
wurden wir als EU-Ratingagentur registriert. Unsere EU-
Registrierung umfasst Unternehmensratings, Emissions-
ratings und Ratings strukturierter Finanzierungen. Als
Europäische Ratingagentur ist es unser Ziel, in Europa
eine führende Position einzunehmen. Mit dem Wachs-
tum der Gesellschaft in Europa werden wir später auch
Ratings außerhalb Europas durchführen.
Muttergesellschaft der Creditreform Rating AG ist die
Creditreform AG. Die Unternehmensgruppe Creditreform
ist Marktführer für Wirtschaftsinformationen in Europa.
Die Marke Creditreform steht für Qualität und Verläss-
lichkeit, was für das Thema Rating von besonderer Be-
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deutung ist. Dennoch ist die Creditreform Rating AG eine
Gesellschaft, die unabhängig von der Wirtschaftsaus-
kunftei Creditreform agiert und auch in keinen Bankkon-
zern o. ä. eingebunden ist. Die Gründung erfolgte im
Jahr 2000. Einschließlich der Gründungsphase besteht
unser Geschäftsbetrieb somit seit über zwölf Jahren.
Die Creditreform Rating AG ist spezialisiert auf das Ra-
ting mittelständischer Unternehmen und ihrer Anleihen.
Für Institutionelle Anleger erstellen wir Ratings struktu-
rierter Finanzierungen mit Bezug auf Kredit- oder Immo-
bilienportfolios. Bislang haben wir rund 350 Ratings er-
stellt. Zusätzlich wurden rund 750 so genannte Special-
Purpose-Ratings im Auftrag von Banken durchgeführt.
Die aktuell über 100 veröffentlichten Ratings von Unter-
nehmen auf unserer Internetseite dokumentieren unsere
Marktrelevanz.
Unternehmen beauftragen uns zur Erstellung von Unter-
nehmensratings, die im Zusammenhang mit der Emissi-
on von Anleihen genutzt werden. Aber auch abseits der
Kapitalmarktfinanzierung sind unsere Ratings gefragte
Instrumente zur Unterstützung der Finanzkommunikation
oder bei Verhandlungen mit Banken. Denn Banken ver-
wenden zwar ihre eigenen internen Ratingsysteme, nut-
zen für die Kreditentscheidung (Kreditlinie, Zinshöhe,
Besicherung, Covenants) aber gerne eine zweite Mei-
nung in Form eines Ratings. Wir gehen davon aus, dass
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die Nachfrage nach Ratings auch vor diesem Hinter-
grund in Zukunft weiter steigen wird.
Im Bereich „Ratings für die Kapitalmarktfinanzierung“
sind wir derzeit eine der führenden Agenturen. Ein Groß-
teil der Ratings derjenigen Unternehmen, deren Anleihen
an den Börsen Stuttgart, Düsseldorf oder Hanno-
ver/Hamburg gehandelt werden, stammt aus unserem
Hause.
Auffallend ist aus unserer Sicht, dass das wichtige Fi-
nanzierungsinstrument Mittelstandsbond sich zum Teil
harscher Kritik ausgesetzt sieht. Von unverhältnismäßig
hohen Risiken für die Investoren ist oft die Rede, man
vermutet eine kurze Konjunktur und spricht von einer In-
vestitionsblase. Doch diese Betrachtungsweise springt
zu kurz. Die Bewertung der Risikostruktur mittelständi-
scher Anleihen bedarf einer differenzierteren Analyse.
Daher möchte ich heute die Gelegenheit nutzen, Ihnen
einen detaillierteren Einblick in die Risikostruktur des
deutschen Mittelstandes zu geben und Ihnen unseren
Ratingprozess und die damit verbundene Ratingsyste-
matik zu erläutern.
Risikostruktur des deutschen Mittelstandes
Zunächst stellt sich die Frage, wie die Unternehmen ins-
gesamt aufgestellt sind. Untersucht man alle Unterneh-
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men des mittelständischen Segments mit einem Jahres-
umsatz über 20 Millionen Euro, findet man in Deutsch-
land rund 20.000 Unternehmen, die Fremdkapital zur Fi-
nanzierung einsetzen. Davon fallen pro Jahr im Durch-
schnitt 0,60 bis 1,00 Prozent aus. Im Jahr 2009 war der
Wert aufgrund der Finanzkrise mit 1,25 bis 1,50 Prozent
höher. Natürlich gibt es weitere größen- und branchen-
spezifische Unterschiede, nichtsdestotrotz stellen diese
Werte eine erste Basis der Diskussion dar, und es wird
deutlich, wie ausfallgefährdet der Mittelstand im Durch-
schnitt ist. Im internationalen Vergleich ist das zunächst
ein relativ niedriger Wert für deutsche Unternehmen. Ein
kapitalsuchendes, wachstumsorientiertes Unternehmen
wird allerdings nicht unbedingt in diesem Bereich liegen.
Es unterliegt spezifischen Risiken, die es gilt, im Rah-
men eines Ratings zu messen und transparent zu ma-
chen.
Dabei beurteilt die jeweilige Ratingagentur selbstver-
ständlich nicht, ob ein Unternehmen eine Anleihe bege-
ben kann oder wie hoch der Kupon sein sollte. Sie trägt
mit ihrem Urteil lediglich zur Anlegerinformation bei, in-
dem sie die Wahrscheinlichkeit konkretisiert, mit der das
eingesetzte Kapital und die Zinsen innerhalb der festge-
legten Laufzeit pünktlich gezahlt werden – oder eben
nicht. Unser Ratingprozess basiert auf der Einschätzung
der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen bzw. Emittenten.
Es geht darum zu überprüfen, ob der Cash Flow aus-
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eicht, den Kapitaldienst fristgerecht und vollständig zu
bedienen.
Der eigentliche Ratingprozess, bestehend aus einer indi-
viduellen Analyse zahlreicher Faktoren, ist anschließend
standardisiert und transparent. Zu den im Rahmen des
Ratings verarbeiteten Informationen zählen sowohl
quantitative Finanzinformation als auch qualitative Krite-
rien wie Marktposition, Risiko- bzw. Schwankungsinten-
sität der Geschäftszahlen, Organisation einschließlich
Nachfolgeregelung und Gruppenstruktur. Zudem fließen
Faktoren wie Plausibilität der Ziele, Planungen und Stra-
tegie sowie Transparenz und internes Berichtswesen in
die Bewertung ein. Das Rating wird von einem Team
qualifizierter Analysten erstellt und durch ein Ratingkomi-
tee bestätigt. Dies ist ein typischer Prozess für eine Ra-
tingagentur.
Darüber hinaus sind unsere Prozesse, anders als gele-
gentlich zu lesen ist, mit den Prozessen anderer etablier-
ter Agenturen vergleichbar. Denn bei EU-
Ratingagenturen, zu denen, ich erwähnte es bereits,
auch die Creditreform Rating AG gehört, ist dies schon
durch die Aufsicht durch BaFin und ESMA gesichert.
Auch die Aussagen des Ratings sollten sich auf die Be-
stimmung vergleichbarer Ausfallwahrscheinlichkeiten
beziehen. Dies wird über die mit den einzelnen Ra-
tingklassen verbundenen Ausfallwahrscheinlichkeiten
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erreicht. Für ein Unternehmensrating ist dies die durch-
schnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit der Verbindlichkei-
ten des Unternehmens, bei einem Anleiherating ist es
konkret die Ausfallwahrscheinlichkeit dieses Finanzie-
rungsinstruments.
Exemplarisch sei die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Ra-
tings im Bereich BBB über fünf Jahre mit zwei Prozent
genannt. Im Bereich der Ratings mit BB liegt die Ausfall-
wahrscheinlichkeit über fünf Jahre bei neun Prozent.
Rating Bedeutung
AAA
AA
A
BBB
BB
B
CCC
CC
C
D
höchste Zukunftssicherheit, das Existenzrisiko
ist nahezu null
sehr gute Zukunftssicherheit, sehr geringes
Existenzrisiko, nur geringfügig schlechter
als die Höchsteinstufung
gute Zukunftsfähigkeit, geringe Existenzgefährdung,
äußere Einflüsse können die Si-
tuation kurzfristig negativ beeinflussen
durchschnittliche und befriedigende Zukunftssicherheit;
durch unvorhergesehene
äußere Einflüsse kann eine Verschlechte-
rung eintreten
nicht mehr befriedigende Zukunftssicherheit,
es gibt Faktoren, die die Existenz be-
drohen
noch gerade ausreichende Zukunftssicherheit,
eine zukünftige Verschlechterung der
Situation ist zu erwarten
nicht mehr ausreichende Zukunftssicherheit,
nachhaltige Gefährdung der Existenz
Ausfall, nachhaltige Zahlungs- und Leistungsstörung
1 Jahr PD
in %
5 Jahres
PD in %
0,00% 0,10%
0,01% 0,30%
0,05% 0,50%
0,35% 2,00%
1,25% 9,00%
5,00% 20,00%
20% >40%
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Zu „gute“ Ratings?
Dass die Ratings europäischer Agenturen im mittelstän-
dischen Segment vergleichsweise positiv ausfallen, ist
dabei in der unterschiedlichen Perspektive amerikani-
scher und europäischer Ratingagenturen begründet.
Denn trotz vergleichbarer Prozesse gibt es Unterschie-
de, beispielsweise in Bezug auf die durchschnittlich er-
wartete Risikoanfälligkeit von Unternehmen in Deutsch-
land. So mögen amerikanische Agenturen durchaus hö-
here Insolvenzzahlen in Mitteleuropa erwarten als euro-
päische, und insbesondere auf mittelständische Unter-
nehmen spezialisierte Agenturen. Ein zweiter möglicher
Unterschied liegt in der Bestimmung von Vergleichs-
gruppen. Es kommt darauf an, die „richtige“ Vergleichs-
gruppe zu identifizieren. Dies kann für multinationale Un-
ternehmen eine weltumspannende Peergroup von Groß-
konzernen sein, bei vorrangig in Europa tätigen Unter-
nehmen muss dies entsprechend zugeschnitten werden.
Ein Unternehmen, das zum Beispiel weniger als 500 Mil-
lionen Euro Umsatz macht, wird in einer Vergleichsgrup-
pe mit Multinationals als Kleinunternehmen betrachtet
und hätte aufgrund der Größe schon massive Nachteile.
Auch die bei klassischen Mittelständlern oftmals fehlen-
de Diversifizierung spielt hier eine Rolle, ebenso die feh-
lende Kapitalmarktnähe. Entscheidend ist daher, die
spezifische Situation des Unternehmens in seinem Markt
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zu verstehen und zu beurteilen und fehlende Größe nicht
zu pauschalisieren.
Mit unseren Ratings und den zugeordneten Ausfallwahr-
scheinlichkeiten wird das Risiko eines Investments quan-
tifiziert. Ratingergebnis und erwartete Verzinsung einer
Anleihe stehen dabei in der Regel in einem engen Zu-
sammenhang. Faktoren wie Bekanntheit und Marktwert
der Emittentin, ihre Größe oder auch die Marktliquidität
können ergänzenden Einfluss auf die Höhe des Kupons
und die Nachfrage durch potenzielle Investoren haben.
Inwieweit die Höhe des Kupons einer Mittelstandsanleihe
in Bezug auf das Ratingergebnis und die damit verbun-
dene Ausfallwahrscheinlichkeit angemessen ist, ist da-
gegen nicht Bestandteil des Ratings und muss vom In-
vestor individuell entschieden werden. Denn Ratings
stellen keine Beratung oder Empfehlung für Investoren
dar. Sie ergänzen als ein Faktor von vielen die Investiti-
onsanalyse institutioneller und im Falle von Mittelstands-
anleihen auch privater Investoren. Eigene Analysen und
Bewertungen der potenziellen Investoren können und
wollen sie dagegen nicht ersetzen.
Nichtsdestotrotz ist mit dem Rating selbstverständlich
eine große Verantwortung verbunden. Das gilt insbeson-
dere für das Rating mittelständischer Unternehmen und
ihrer Anleihen, die sich auch bei privaten Anlegern gro-
ßer Beliebtheit erfreuen. Die Creditreform Rating AG ist
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sich dieser Verantwortung bewusst. Wir erstellen unsere
Ratings mit höchster Sorgfalt und Qualitätsansprüchen.
Wir unterstützen explizit die Vorgaben der EU-
Verordnung für Ratings. Unabhängigkeit, Objektivität,
systematischer Einsatz der Ratingmethodik und das Ein-
halten von Compliance-Regeln sind für uns eine unab-
dingbare Vorrausetzung.
Doch zurück zur Risikostruktur der Mittelstandsanleihen.
Grundsätzlich gilt: Ausfälle sind bei den mittelständi-
schen Anleihe-Emittenten früher oder später sicherlich
zu erwarten. Das implizieren schon die mit den einzelnen
Ratingnoten verbundenen Ausfallwahrscheinlichkeiten.
Eine Emittentin mit einem Rating im Bereich BB, wie es
zahlreiche mittelständische Unternehmen aufweisen,
wird mit einer Wahrscheinlichkeit von immerhin neun
Prozent innerhalb von fünf Jahren ausfallen. Bei derzeit
elf Anleihen mit einem Emittenten-Rating von BB wird
also statistisch gesehen zumindest eines das Anleihevo-
lumen nicht zurückzahlen können. Es bleibt zu hoffen,
dass dieser Ausfall als systemimmanent akzeptiert wird.
Dazu ist der Aufbau von Vertrauen in die grundsätzliche
Stabilität des Segments essentiell. Denn insgesamt er-
scheint das Segment solide, und für kapitalsuchende Un-
ternehmen stellt es eine nicht zu unterschätzende alter-
native Finanzierungsquelle gerade für mittelständisch
geprägte Unternehmen dar.
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Fazit und Ausblick
Zusammenfassend möchte ich folgendes betonen:
Die Creditreform Rating AG ist eine von der BaFin aner-
kannte und gemäß EU-Verordnung zugelassene Ratin-
gagentur, die sich auf das Rating mittelständisch gepräg-
ter Unternehmen spezialisiert hat. Unsere Prozesse sind
transparent und selbstverständlich mit denen anderer
etablierter Agenturen vergleichbar. Der Ratingprozess
erfolgt nach standardisierten Vorgaben und umfasst eine
detaillierte Analyse aller relevanten qualitativen und
quantitativen Faktoren. Unsere Ratings helfen daher,
das mit einer Investition verbundene Risiko zu quantifi-
zieren. Grundsätzlich ist dabei auch im Mittelstandsseg-
ment früher oder später mit Ausfällen zu rechnen. In Be-
zug auf die künftige Entwicklung des mittelständischen
Anleihensegments erwarten wir, dass Unternehmen in
Europa und insbesondere in Deutschland zunehmend
auf bankenunabhängige Finanzierungen zurückgreifen
werden und damit der Bedarf an externen Ratings stei-
gen wird. Es werden also nicht mehr nur multinationale
Unternehmen ein Rating für die Finanzkommunikation
einsetzen, sondern auch mittelständische Unternehmen.
Die Creditreform Rating AG ist hier sehr gut positioniert,
dem Bedarf des Marktes gerecht zu werden.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und beant-
worte nun gern Ihre Fragen.
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