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TAGUNGSBAND - Mittwoch

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10. Tagung der ÖsTerreichischen<br />

gesellschafT für Psychologie<br />

Tagungsband<br />

12.-14. april 2012<br />

Karl-franzens universität graz


10. Tagung der ÖsTerreichischen<br />

gesellschafT für Psychologie (ÖgP)<br />

Graz, 12.-14. april 2012<br />

Veranstalter:<br />

Karl-Franzens-UniVersität Graz<br />

institUt Für psycholoGie<br />

arbeitsbereich psycholoGische MethodiK & diaGnostiK<br />

3


4<br />

imPressum:<br />

Arbeitsbereich Psychologische Methodik & Diagnostik<br />

Institut für Psychologie<br />

Naturwissenschaftliche Fakultät<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Maiffredygasse 12 b<br />

8010 Graz<br />

orGanisationsKoMitee:<br />

Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Arendasy<br />

Univ.-Ass. Mag. Martina Feldhammer<br />

Maximilian Kahr<br />

Silvia Haberhofer<br />

Lukas Sassmann<br />

Markus Schalek<br />

Florian Altendorfer<br />

Univ.-Ass. Mag. Markus Sommer<br />

F.d.i.V.:<br />

Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Arendasy<br />

GestaltUnG des taGUnGsbandes:<br />

Maximilan Kahr, Lukas Sassmann, Univ.-Ass. Mag. Martina Feldhammer<br />

drUcK:<br />

Servicebetrieb ÖH-Uni Graz GmbH, Schubertstraße 6a, 8010 Graz - Österreich<br />

Fotos decKblatt:<br />

Universität Graz<br />

loGo – taGUnGsUhrtUrM:<br />

Univ.-Ass. Mag. Martina Feldhammer, Sebastian Kahr, Maximilian Kahr


inhalt<br />

5


6<br />

inhaltsVerzeichnis<br />

inhalt 5<br />

inForMationen 17<br />

GrUssworte 21<br />

proGraMM 29<br />

Programmübersicht 30<br />

12. April / Vormittag 32<br />

12. April / Nachmittag 34<br />

13. April / Vormittag 36<br />

13. April / Nachmittag 38<br />

14. April / Vormittag 40<br />

14. April / Nachmittag 42<br />

taGUnGsbeiträGe 45<br />

12. April 47<br />

Aula 47<br />

Symposium zum interuniversitären Forschungsschwerpunkt „Gehirn und Verhalten“ 47<br />

Rechtschreibschwäche: Veränderung in der Struktur und Funktion des Gehirns durch<br />

Training 47<br />

Neuronale Korrelate motorischen Lernens durch Ausführung und mentale Vorstellung<br />

48<br />

Die funktionale Bedeutung der EEG- Alphasynchronisation beim kreativen Denken<br />

49<br />

Assessment of synaptosomal serotonin re-uptake inhibitory (SSRI) activity of acylphloroglucinol<br />

derivatives from Hypericum (Common St. John’s wort) 49<br />

Auswirkung von Selbstwertbedrohung auf die Selbstzuschreibung mittels positiver und<br />

negativer Eigenschaften: eine fMRI Studie 50<br />

Erholung nach emotionaler Belastung: Positiver Affekt und (enttäuschte) positive Erwartungen<br />

50<br />

Achtung Bohrer: neuronale Korrelate der Zahnbehandlungsphobie 51<br />

Symposium Lesen: Aktuelle Neurokognitive Forschung 53<br />

Visuelle Worterkennung und das visuelle Wortformareal 54<br />

Phonologisch lexikale Entscheidungen bei Kindern mit Lese-Rechtschreibstörung: Verhaltens-<br />

und ERP-Daten 54<br />

Die Rolle des linken ventralen okzipito-temporalen Cortex in visueller und auditiver<br />

Sprachverarbeitung 55<br />

Was der Leser nicht kennt, frisst er nicht? – Vertrautheit und Verfremdung im fMRT-<br />

Experiment 55<br />

Online-Verarbeitung von Redewendungen – eine Cross-Modale EEG Priming Studie<br />

56<br />

Fixations-korrelierte Auswertung von funktioneller Magnetresonanztomographie 56<br />

HS 15.14 59<br />

Symposium: Blickbewegungen bei Wahrnehmung, visueller Worterkennung und Schlussfolgern<br />

59<br />

Sakkadische Inhibitionsprozesse bei der wiederholten visuellen Suche 59<br />

Der Einfluss lokaler Regelabweichungen auf Aufmerksamkeit und Blickbewegungen<br />

60<br />

Inkrementelle Salienzmanipulation parafovealer Stimuli für die Erfassung von Vor


schaueffekten 60<br />

Evidenz für eine serielle Verarbeitungsstrategie in der Worterkennung von korrektiven<br />

Re-Fixationen in einer lexikalischen Entscheidungsaufgabe bei kurzzeitiger Präsentation<br />

von Wörtern an optimalen und suboptimalen Landepositionen 61<br />

Zeitliche Organisation der Verarbeitungsprozesse beim Verstehen von Graphen 61<br />

Forschungsreferate: Kindheit, Jugend & Erwachsenenalter 63<br />

Längsschnittliche Bedingungsfaktoren des Übergangs vom Jugend- in das Erwachsenenalter<br />

63<br />

„Jetzt erst recht! Oder: Wie der Elefant plötzlich interessant wurde – Stellvertretende<br />

Reaktanz bei Kindergartenkindern“ 63<br />

Besonderheiten auditorisch evozierter Antworten bei schulauffälligen Kindern mit Legasthenie<br />

und ADHS 64<br />

Das „Wechselmodell“ - Ein Pilotprojekt zu einer alternativen Betreuungsform nach<br />

elterlicher Scheidung 65<br />

Do children confuse „what might have been“ with „what might be“? 65<br />

Forschungsreferate: Aktuelle Entwicklungen & Ergebnisse aus der Klinischen Psychologie<br />

67<br />

Einfluss von erlernter Hilflosigkeit auf neuronale Korrelate der Fehlerverarbeitung<br />

67<br />

Non-pharmacological treatment of primary insomnia using sensorimotor-rhythm neurofeedback<br />

67<br />

Die Regulation negativer und positiver Emotionen bei Migränikerinnen – Eine Fall-Kontroll-Studie<br />

mit Implikationen für die klinisch-psychologische Praxis 68<br />

Dysfunktionale Ärgerverarbeitung im Rahmen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung:<br />

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Kindern und Erwachsenen<br />

69<br />

Neurobehaviorale Korrelate der Psychotherapie spinnenphobischer Patientinnen<br />

70<br />

HS 15.04 71<br />

Symposium: The truth is out there - in the totality of empirical evidence: Nutzen, Wert<br />

und Notwendigkeit kumulativer Evidenz (Meta-Analysen und systematische Reviews) in<br />

der psychologischen Forschung 71<br />

Erratische Ergebnisse bei Meta-Regressionen: Das Problem studienautorenspezifischer<br />

Aspekte 71<br />

Der Einfluss meta-analytischer Methoden auf das Ergebnis: Re-Analyse der vorhandenen<br />

Evidenz zur relativen Wirksamkeit psychologischer Verfahren in der Behandlung<br />

der posttraumatischen Belastungsstörung – Dodo or not? 72<br />

Globale IQ-Testnormverschiebungen: Eine Meta-Analyse 72<br />

Moderatoren des Zusammenhangs zwischen Persönlichkeit und Vorurteilen: Eine<br />

Meta-Analyse 73<br />

Weniger ist weniger: Ein systematischer Review zur Nutzung von Grafiken in Meta-<br />

Analysen 73<br />

Symposium: Mimik und Affektregulierung in dyadischen Interaktionen 75<br />

Negatives mimisch-affektives Verhalten und psychische Störung: Eine Methode zur<br />

Differenzierung unterschiedlicher Funktionen mimischer Affekte in Interaktion. 76<br />

Interaktive Beziehungsmuster, Beziehungsqualität und subjektiv erlebte Emotionen in<br />

Gesprächen von Paaren über Eifersuchtssituationen 76<br />

Interaktive Regulierung von Schuldgefühlen in face-to-face Interaktionen: Ein Vergleich<br />

zwischen Müttern mit ihren adoleszenten Töchtern und Vätern mit ihren adoleszenten<br />

Söhnen 77<br />

Interaktive Beziehungsmuster und psychotherapeutischer Prozess 78<br />

Forschungsreferate: Aktuelle Entwicklungen & Ergebnisse aus der Psychologischen Methodik<br />

79<br />

7


8<br />

Statistikangst, Zustandsangst während einer Prüfung und akademische Leistung<br />

79<br />

Was überprüfen Goodness-of-Fit-Indizes eigentlich: Fehlspezifikationen im Mess- oder<br />

Strukturmodell? 80<br />

Über die Korrelation zwischen Stichprobengröße und Effektstärke: Warum kleine Studien<br />

große Effekte finden und was dagegen unternommen werden kann 80<br />

Es wäre ein Leichtes: Wissenschaftlich ergiebige Nullhypothesen bezüglich eines Korrelationskoeffizienten<br />

zu prüfen 81<br />

Kein Mozart-Effekt für Mathematik: Eine Meta-Analyse 81<br />

HS 15.05 83<br />

Symposium: Subjektive Entwicklungstheorien über die Lebensspanne 83<br />

Was wissen und denken Eltern über Entwicklung? 84<br />

Das Erleben des Erwachsenwerdens in Abhängigkeit von der Ausbildung 84<br />

Die subjektive Wahrnehmung der Wirkweise von Mentor/innen 85<br />

Normative und persönliche life scripts junger Erwachsener 86<br />

Erfolgreiches Altern aus der Perspektive älterer Erwachsener 87<br />

Symposium: Entwicklungspsychologische Konsequenzen von Beziehungserfahrungen –<br />

Neue Forschungstrends aus der Wiener Entwicklungspsychologie 89<br />

Die Vater-Kind-Bindung und deren Auswirkung auf die mentale Entwicklung von Kleinkindern<br />

89<br />

Die Tagesmutter-Kind-Beziehung und deren Bedeutung für die Empathie-Entwicklung<br />

im Kleinkindalter 90<br />

Die Erzieherinnen-Kind-Bindung und ihr Einfluss auf die Stressregulation beim Krippeneintritt<br />

90<br />

Die Erzieherinnen-Kind-Beziehungen und ihre Auswirkungen auf ausgewählte kognitive<br />

Verarbeitungsprozesse von Kindergartenkindern 91<br />

Forschungsreferate: Aktuelle Entwicklungen & Ergebnisse aus der Psychologischen Methodik<br />

II<br />

Die Anwendbarkeit des Diffusionsmodells auf komplexe Entscheidungsaufgaben<br />

Der Einfluss der Verrechnung von ausgelassenen Items auf die Modellgeltung des<br />

93<br />

93<br />

Rasch Modells 93<br />

rr50: Empirische Bewährung einer neuen Methode zur Ausreißererkennung bei Korrelationsanalysen<br />

94<br />

Zur Überschätzung von Effektstärken durch Datenaggregation bei Reaktionszeitexperimenten<br />

94<br />

Qualitative Daten-Analyse: Die Methode der „Lauten Vorhersage“ 95<br />

Qualitative Inhaltsanalyse - Grundlagen und Weiterentwicklungen 95<br />

Foyer HS 15.04 & 15.05 97<br />

Postersession I 97<br />

Wenn Musik den Blick verändert: Einflüsse von Filmmusik auf Augenbewegungen<br />

97<br />

Wissen über Suizid: Einfluss verschiedener Informationsquellen und der Erfahrung mit<br />

Suizid im persönlichen Umfeld 97<br />

Use of metacognitive strategies by Irish medical students 98<br />

Mehr und mehr dunkle Traits: Sadismus als Bestandteil der aversiven Persönlichkeit<br />

99<br />

Lebensqualitätssteigerung bei AutistInnen im stationären Setting 99<br />

Pflege der Selbstpflege? – Gesundheit und Wahrnehmung der Ausbildungssituation<br />

aus Sicht von AltenpflegeschülerInnen 100<br />

Welche Interventionsstrategien verwenden LehrerInnen, wenn sie Zeugen von Bullyingfällen<br />

werden? Eine Untersuchung in österreichischen und deutschen Schulen. 101<br />

Einfluss elterlichen Beschwichtigungsverhaltens auf die Stressbelastung 2- bis 8-jähri-


ger Kinder bei Miktionszystourethrographie 101<br />

Können Gesichter ein Passwort sein? 102<br />

Sleep dependent motor skill learning in primary insomnia and good sleeper controls<br />

103<br />

The Role of Sleep Slow Oscillations in the Process of Declarative Memory Consolidation<br />

as well as their Relation to General Cognitive Abilities 103<br />

Beziehung innerhalb der Psychotherapie wirkt! 104<br />

Das mimisch-affektive Verhalten von Männern und Frauen hinsichtlich ihres psychodynamischen<br />

Strukturniveaus 105<br />

Grey matter atrophy is spatially related to white matter damage in multiple sclerosis –<br />

a combined Voxel-based-Morphometry and probabilistic tractography study 106<br />

Krank im Altenheim. Eine Interventionsstudie zur Reduktion von Krankenhaustransporten.<br />

106<br />

Studying part-time can be a hard time... Bewältigungsmuster, Kohärenzgefühl und<br />

Belastung berufsbegleitend Studierender 107<br />

Rehabilitation topografischer Orientierungsstörungen in einer virtuellen Umgebung<br />

108<br />

Kann Psychotherapie unzufrieden machen? 108<br />

Faktorenstruktur der deutschen Version des Batson-Index zur Erfassung emotionaler<br />

empathischer Reaktion 109<br />

Der Einfluss von Voraufgaben auf die visuelle Suche: Eine Blickbewegungsstudie.<br />

109<br />

Zusammenhänge zwischen visueller Komplexität und Wohlgefallen bei der Wahrnehmung<br />

realer Umweltszenen und repräsentativer Kunst 110<br />

„Was dich nicht umbringt, macht dich nur härter“: Gesundheitsverhalten und Interesse<br />

an Gesundheitsförderung von Grundwehrdienern 111<br />

Psychische Belastung nach hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen und der<br />

Einfluss von Resilienz 111<br />

Brain Electric Activity during Arithmetic – an EEG source localization study 112<br />

Neuronale Repräsentation von handlungsassoziierten Geräuschen und Verben 113<br />

Die Bedeutung emotionaler und motivationaler Faktoren während der Arbeit mit einem<br />

kollaborativen Wiki-System 113<br />

Aufmerksamkeitsverzerrungen bei der Wahrnehmung sozialer Interaktionen: Einfluss<br />

von Geschlecht und Stimuluspräsentationsdauer 114<br />

Competition as rational action in 4-5 year olds: Knowing your opponent´s desire<br />

114<br />

“What could have been, if only…?” Regret and its relation to the feedback-related<br />

negativity (FRN): An EEG/ERP study including the P3 115<br />

Geschlechtsunterschiede in der emotionalen Intelligenz und deren Beeinflussung mittels<br />

Stimmungsinduktion 115<br />

Stirbt die Umweltpsychologie aus? 116<br />

Differenzielle Betrachtung spezifischer Phobien: Eine EEG/sLORETA Studie 117<br />

Digit Ratio (2D:4D), Trainings-Effort, Mental Toughness und sportliche Performanz bei<br />

jugendlichen WettkampfschwimmerInnen 117<br />

Littering – Einflussfaktoren und Präventivmaßnahmen 118<br />

Maladaptive Beziehungsmuster depressiver Patientinnen 119<br />

Suggerierte Wirkung der pulverisierten Rinde des südamerikanischen Angosturabaumes<br />

auf die Gehirnaktivierung beim Betrachten von Bildern mit emotionalem Inhalt<br />

119<br />

Der Einfluss der Augenfarbe auf die Gesichtsattraktivität und die Sakkadenlatenz<br />

120<br />

Evidenz gegen das Dogma der Entwicklungsstabilität von Digit Ratio (2D:4D), einem<br />

Marker für pränatale Geschlechtshormon-Exposition 121<br />

9


10<br />

Wenn jeder Reiz Gefahr verheißt: Ängstlichkeit und fatalistisch-externale Kontrollüberzeugungen<br />

zeigen Zusammenhänge mit Furchtkonditionierung 121<br />

Wenn einen die Erinnerung nicht loslässt: Ein naturalistisches Konditionierungsparadigma<br />

zur Untersuchung aversiven Wiedererinnerns. 122<br />

Über den Zusammenhang von Bindungsstilen und Schlafstörungen 123<br />

Nägelbeißen und Fingernagellänge im Kontext expliziter und impliziter Anteile von<br />

Selbstwert, Angst und Aggression 123<br />

Visuell-räumliches Arbeitsgedächtnis und deterministisches Sequenzlernen 124<br />

13. April 125<br />

HS 15.13 125<br />

Forschungsreferate: Wohlbefinden 125<br />

Natur, Gesundheit und Wohlbefinden 125<br />

„Glücksseminar“ – eine Methode zur Förderung des Wohlbefindens: Konzeption und<br />

Ergebnisse einer Evaluationsstudie 125<br />

Erholungspotenzial privater Grünräume 126<br />

Technische Lebenszufriedenheit: Beeinflusst Technik unser Leben und kann man diesen<br />

Einfluss messen? Die Entwicklung eines Messinstrumentes. 127<br />

Indikatoren zum subjektiven Wohlbefinden bei Kindern nach dem Tsunami 2004 in<br />

Indien: Konzepte der Kinder und Mütter im Vergleich 128<br />

Symposium zur Zahlenverarbeitung 129<br />

Abrufen oder Rechnen - Neuronale Korrelate arithmetischer Problemlösestrategien<br />

129<br />

Blickbewegungen beim strategischen Vergleich von Bruchzahlen 130<br />

Der verbal-visuell kognitive Stil beim Lösen von mathematischen Textaufgaben - eine<br />

fMRI-Studie 130<br />

Abstrakt oder nicht abstrakt. Neuronale Korrelate der mentalen Repräsentation von<br />

Brüchen und Proportionen 131<br />

Entwicklung eines Fragebogens zur Erhebung des verbal-visuell kognitiven Stils im<br />

Bereich Arithmetik 131<br />

Symposium: Aktuelle Trends in der neurowissenschaftlichen Lehr- und Lernforschung 133<br />

Grenzen und Möglichkeiten eines Trainings von Arbeitsgedächtnisprozessen: Eine<br />

EEG-Studie 133<br />

Macht Sport schlau? Einfluss kurzer moderater Sportintervention auf das Arbeitsgedächtnis<br />

134<br />

Kreativität und kognitive Stimulation 135<br />

Geschlechterbezogene Unterschiede in der mentalen Rotation und ihre Verringerung<br />

durch neue Perspektiven sowie Training: eine neurophysiologische Studie 135<br />

Kognitive Kosten im bilingualen Mathematikunterricht: Ergebnisse einer Schulstudie<br />

und einer fMRT-Studie 136<br />

Vorträge der Neuberufenen 137<br />

Visuelle Aufmerksamkeit und Bewusstsein 137<br />

Leseforschung und Leseschwäche - unter Verwendung der Methoden der komputionalen<br />

Modellierung der Elektroenzephalographie, der Blickbewegungserfassung und der<br />

funktionellen Kernspintomographie 138<br />

Soziale Neurowissenschaften – eine Kurzvorstellung 139<br />

Entwicklung der Zahlenverarbeitung 140<br />

Psychophysiologie psychosozialer Ressourcen 141<br />

Wie Ätiologie- und Therapieforschung wirkungsvoll ineinander greifen können 142<br />

HS 15.14 143<br />

Forschungsreferate: Karriere, Arbeit, Leadership & Betriebsklima 143<br />

Feedback für Führungskräfte im Österreichischen Bundesheer 143<br />

Voice oder Consistency? Der Einfluss von Power Distance auf die Wahrnehmung und<br />

Reaktion auf prozedurale Gerechtigkeit 143


Affektives Committment und soziomoralisches Klima in Unternehmen mit demokratischer<br />

versus hierarchischer Entscheidungsstruktur 144<br />

Der emotional intelligente Self-Leader: Emotionale Intelligenz mediiert die Beziehung<br />

zwischen Self-Leadership und der Leistung in Gruppen 145<br />

Der Einfluss dispositionaler und situativer Bindungsunsicherheit auf arbeitsbezogenes<br />

Bindungsverhalten 145<br />

Informationsüberlastung am Arbeitsplatz: Eine Untersuchung der Determinanten<br />

145<br />

When will they blow my cover: The impostor phenomenon as a psychological barrier in<br />

female university careers 146<br />

Forschungsreferate: Physiologische Korrelate 147<br />

Die Physiologie der Erheiterung – Der Einfluss akuter positiver Erregung auf das Herz-<br />

Kreislauf-System 147<br />

Neurophysiologische Korrelate der Wirkung sozial-emotionaler Information 147<br />

Psychologische Einflussfaktoren kardialer Aktivität: Soziale Interaktion versus Rumination<br />

148<br />

Who‘s to blame? Attribution style mediates Oxytocin-induced trust 149<br />

Ist ein erhöhter Selbstwert gut fürs Herz? Eine Untersuchung zum Zusammenhang von<br />

Selbstwert und Herzratenvariabilität im Alltag 149<br />

Symposium: Die Bedeutung des EEG-Alphabandes für kognitive Prozesse 151<br />

Jenseits von ‚Phase-reset‘ – Über den Zusammenhang zwischen Alpha-Oszillationen<br />

und frühen, sensorischen Ereigniskorrelierten-Potentialen (EKPs) 151<br />

Kognitive Verarbeitungsmodi im kreativen Denken und deren neurophysiologische<br />

Korrelate 152<br />

Die Untersuchung der Neuralen Effizienz unter Berücksichtigung des Stereotype Threat<br />

Effekts - eine EEG Studie 152<br />

Wird Attentional Blink durch Alpha-Entrainment generiert? 153<br />

HS 15.04 155<br />

Forschungsreferate: Aktuelle Entwicklungen & Ergebnisse aus der Psychologischen Diagnostik<br />

155<br />

Faire Auswahlverfahren führen zu positiven Verhaltensweisen 155<br />

Auswirkung der Kombination unterschiedlicher Antwortformate und Itempositionen in<br />

psychologischen Tests 155<br />

DSB-WS: Ein Inventar zur Erfassung von Prozessen, die zu Burnout führen – Modifikation<br />

und Erweiterung 156<br />

Der Myers-Briggs-Typenindikator® (MBTI) misst mehr als das Fünf-Faktoren-Modell<br />

157<br />

Vergleich unterschiedlicher Operationalisierungen der Bestimmung von beruflichen<br />

Umwelttypen nach dem Modell von Holland 157<br />

Gesundheitsbezogene Lebensqualität am Beispiel „Therapie statt Strafe“: Psychometrischer<br />

Vergleich zweier Fragebögen 158<br />

Symposium: Der steinige Weg zur Weisheit: Wachstum und Lernen nach schwierigen<br />

Erfahrungen 159<br />

Positive Bewältigung nach traumatischen Ereignissen 159<br />

Persönliche Reifung nach plötzlichem Verlust von nahen Angehörigen unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Schuldwahrnehmung 160<br />

Das MORE Wisdom Model: Die Interaktion von Ressourcen und Lebensereignissen in<br />

der Entwicklung von Weisheit 161<br />

Prozessorientierung und Selbst-Integration in der Entwicklung von Weisheit 161<br />

Lessons to be Learned: Life Lessons of Individuals Perceived as Wise 162<br />

Symposium: Item Response Modelle: Weiterentwicklung, Überprüfung und Anwendung<br />

163<br />

Simulation von Datenmatrizen mit fixen Randsummen 163<br />

11


12<br />

Exakte Tests für das Rasch Modell unter besonderer Berücksichtigung von lokal stochastischer<br />

Unabhängigkeit 164<br />

Neues in eRm (ein R-Paket für ‚extended Rasch modeling‘) 164<br />

Ein Vergleich verschiedener Algorithmen zur Behandlung fehlender Werte bei der Überprüfung<br />

von Rasch-Modellen 165<br />

Untersuchung der Dimensionalität eines Suizid-Fragebogens mittels Mokken-Analyse<br />

und konfirmatorischer Faktorenanalyse 165<br />

Forschungsreferat: Psychometrische Eigenschaften des SPFs für Empathie unter Anwendung<br />

des Partial Credit Modells 166<br />

HS 15.05 167<br />

Forschungsreferate: Aktuelle Forschungsergebnisse aus Beratung & Psychotherapie 167<br />

Warum reicht sie nie? Die Selbsterfahrung/ Eigentherapie in der Psychotherapieausbildung<br />

167<br />

Die subjektiv erlebte Therapiebeziehung als Indikator für Therapieerfolg und Schutz<br />

vor unerwünschten Wirkungen in der Psychotherapie. Eine Forderung nach mehr PatientInnenautonomie.<br />

168<br />

Soziale Unterstützung und Psychotherapie – Äquivalente Funktionen und Ergebnisse?<br />

168<br />

Laieninterventionen für Asylsuchende, Flüchtlinge und Arbeitsmigrantinnen: die differentiellen<br />

Effekte von Selbsthilfegruppen und Coachings im Vergleich zu dolmetschergestützter<br />

Psychotherapie – quantitative und qualitative Ergebnisse 169<br />

Eigeninteresse im Beratungsprozess: welche expliziten und impliziten Strategien sind<br />

im Einsatz? 170<br />

Symposium Förderung von sprachlichen und schriftsprachlichen Fähigkeiten bei Kindern<br />

mit Deutsch als Erst- und Zweitsprache 171<br />

Effekte sprachlicher Förderung sowie ethnischer, kultureller und sozialer Aspekte auf<br />

sprachliche Lernzuwächse im Vorschulalter 171<br />

Einflüsse von sozialen und kognitiven Variablen auf den Erwerb des Lesens in den<br />

ersten Grundschulklassen 172<br />

Leseentwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund in einer kombinierten Lese-<br />

und Sprachförderung 172<br />

Morphembasierte Förderung schriftsprachlicher Kompetenzen von Kindern mit<br />

Deutsch als Zweitsprache 173<br />

Forschungsreferate: Das Individuum in unterschiedlichen sozialen Settings 175<br />

From segregation and assimilation to a multicultural society 175<br />

Wie gut ist die Integration von „IntegrationsschülerInnen“? Ein empirisch fundierter<br />

Diskussionsbeitrag 175<br />

Implementierungstreue und aktive Teilnahme von Lehrkräften als Voraussetzungen für<br />

die Wirksamkeit schulischer Gewaltpräventionsprogramme 176<br />

Intellektuelle Beeinträchtigung und Borderline-Intelligenz im Strafvollzug Österreichs<br />

177<br />

Konsequenzen von Machtwechseln in der Steuerbehörde auf das Steuerverhalten:<br />

Eine experimentelle Überprüfung des Slippery Slope Frameworks 177<br />

14. April 179<br />

Foyer HS 15.04 & 15.05 179<br />

Postersession II 179<br />

Eine Langzeitstudie zur prognostischen Validität von Persönlichkeitseigenschaften im<br />

Führungskontext 179<br />

Zahlenreihen als typische Form des induktiven Denkens – eine ERP-Studie 179<br />

Die Erfassung der Planungs- und Organisationsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen<br />

- ein Exkurs in eine alltagsnahe Operationalisierung von Exekutiven Funktionen 180<br />

Risikoexperiment zum Einfluss von Einsatzhöhe und realer Verlustbedrohung bei einem<br />

Spiel mit 50%iger Gewinnchance 181


Hofstedes Kulturdimensionen und Humorgebrauch: Ergebnisse einer Meta-Regression<br />

181<br />

Flugzeug auf Kollisionskurs – Reaktionen im Simulatorcockpit 182<br />

Individuelle Unterschiede in musikalischer Unaufmerksamkeitstaubheit 182<br />

Auswirkungen von Icon-Anordnungen auf visuelle Suchgeschwindigkeit und Erinnerung<br />

von Icon-Positionen 183<br />

Neuronale Korrelate der Fußbewegung: Effekte von Lateralität und Alter in 102 Personen<br />

184<br />

Einflussfaktoren auf erlebte Hindernisse in der Berufswahl von Jugendlichen: Welche<br />

Rolle spielen Familienklima und Leistungsmotivation? 184<br />

Selbstregulation und Spiritualität: Eine vergleichende Studie zwischen Studierenden<br />

und Senioren 185<br />

Eine Eye-Tracking-Studie zur Untersuchung der optimalen Stimulusanzeigedauer beim<br />

Dot-Probe-Task 186<br />

Kreativität – Zusammenhänge mit Persönlichkeit und Handlungskontrolle 186<br />

Motorische Unterstützung beim Problemlösen 187<br />

Genauigkeit einer räumlichen Repräsentation von Zahlen als Prädiktor arithmetischer<br />

Leistungen: Ergebnisse einer Längsschnittsstudie 187<br />

„Mein Lieblingsplatz in der Natur“ – Die Beziehung von Bäuerinnen und Bauern zu<br />

ihrer Landschaft 188<br />

Social Anxiety and Cortisol Reactivity are Related but do not Interact to Reduce Stress<br />

189<br />

Kernmodule für ein Training bei psychosozialen HelferInnen 189<br />

Breaching taxpayer trust – The effects of a shock to trust and feedback on tax compliance<br />

190<br />

Klinische Skalen zur Depression in nicht-klinischen Stichproben 190<br />

Evaluation and description of assessment tools for psychiatric disorders in persons<br />

with intellectual disabilities 191<br />

HS 15.13 193<br />

Symposium: Umweltpsychologie in der Anwendung 193<br />

Freiräume bei Kliniken im transdisziplinären Fokus 193<br />

Ästhetik und Ausdruckswirkung von Bauwerken 194<br />

Sozialwissenschaftliche Evaluation der Passivhauswohnanlage Lodenareal / Innsbruck<br />

195<br />

Wohnzufriedenheit im Passivhaus 195<br />

Forschungsreferate: Gehirn-Computer Schnittstelle: Neuronale Verarbeitung & Steuerung<br />

197<br />

Verschiedene mentale Strategien zur Steigerung der Leistung und Benutzerfreundlichkeit<br />

von Brain-Computer Interfaces 197<br />

Entwicklung eines hämodynamischen Brain-Computer Interface durch Nah-Infrarot<br />

Spektroskopie 198<br />

Predicting the predictable: The effect of proficiency on lexical-semantic processing<br />

strategies in adult L2 learners 198<br />

Predictive and semantic processing in Austrian sign language (ÖGS): An ERP study<br />

199<br />

Forschungsreferate: Neuronale Korrelate 201<br />

Faces vs. Symbols – Impact of feedback type on brain potentials during feedback processing<br />

201<br />

Neuronale Unterschiede zwischen Stimulus-Konflikt und unserem subjektiven Konflikt-<br />

Empfinden 201<br />

Dynamics of brain processing during mental imagery 202<br />

Sleep spindles and its relation to cognitive performance in children 203<br />

HS 15.14 205<br />

13


14<br />

Forschungsreferate: Geld & Steuern 205<br />

Mental Accounting bei selbstständigen SteuerzahlerInnen: Determinanten und Konsequenzen<br />

der mentalen Segregation des Steueranteils vom Bruttoeinkommen 205<br />

Macht und Vertrauen als Determinanten von Steuerehrlichkeit: Eine länderübergreifende<br />

Studie zur Überprüfung des Slippery Slope-Frameworks 205<br />

Die Dynamik von Macht und Vertrauen im „Slippery Slope Framework“ und ihr Einfluss<br />

auf das Steuerklima 206<br />

“Moneyvellianismus?” Wie Geld und soziale Stimuli prosoziales Verhalten beeinflussen<br />

207<br />

Forschungsreferate: Auf Bedürfnisse eingehen (mit besonderer Berücksichtigung von<br />

Alter & kognitiver Beeinträchtigung) 209<br />

Lebensqualität bei älteren Personen mit unterschiedlichem Schweregrad von kognitiver<br />

Beeinträchtigung 209<br />

Ein Gesundheitsmodell für Menschen mit und ohne intellektuelle Behinderung 210<br />

Qualitative Analysen von Lernstrategien im Alter: Ein Beitrag zur neuropsychologischen<br />

Diagnostik von Demenzerkrankungen? 210<br />

„GER-N“ Geriatrische Nachsorge im Krankenhaus Waiern (Österreich) - Ein ambulantes<br />

Nachsorgeangebot für geriatrische Patient/inn/en und deren Angehörigen. 211<br />

Forschungsreferate: Angewandte Forschung: Spezielle Kapitel 213<br />

“Hit Science Rocks”: Was bestimmt die subjektiv wahrgenommene Qualität von “hit<br />

riffs”? 213<br />

Overconfidence in Sportwetten: Die Rolle von Expertise, Wichtigkeit des Themas und<br />

Zufallswahrnehmungen 213<br />

Der Einfluss des genetischen Polymorphismus COMT Val158Met und der Aufmerksamkeitsleistung<br />

auf die Empfänglichkeit für Hypnose und den Glauben an Paranormales.<br />

214<br />

Expressives Schreiben als Bewältigungsstrategie im Alltag. 215<br />

Eine explorative Studie 215<br />

Wie sieht Josef K. aus? Zum Mental Imagery literarischer Figuren 215<br />

Die Rolle des kindlichen Verständnisses und Bewusstseins von mentalen Zuständen<br />

für die Diagnose und Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung und<br />

Angststörungen 216<br />

HS 15.04 219<br />

Forschungsreferate: Aufmerksamkeit: Grundlagen & ihre Anwendung in der Verkehrspsychologie<br />

219<br />

Aufmerksamkeitsprozesse - Kapazitäten und Grenzen 219<br />

Einsatz eines mehrdimensionalen Ansatzes in der Produktentwicklung am Beispiel der<br />

Geräuschqualität des Blinkergeräusches 219<br />

Das Verhalten des Menschen unter dem Einfluss hoch automatisierter Systeme im<br />

Fahrzeug 220<br />

Die Effekte eines kritischen Ereignisses auf das visuelle Suchverhalten von FahrerInnen<br />

in einer simulierten Verkehrsumgebung 221<br />

Psychologische Eignungsuntersuchungen bei Triebfahrzeugführern und Zugbegleitern<br />

222<br />

Symposium Konzeptionierung und Entwicklung von wissenschaftlich geprüften Qualitätskriterien<br />

in der Psychologie 223<br />

Gesundheitliche Auswirkungen baubiologisch optimierter Innenräume 223<br />

Entwicklung von Qualitätskriterien für „grüne“ Materialien und Technologien 224<br />

Qualitätskriterien für AnbieterInnen gesundheitspräventiver Dienstleistungen 224<br />

Qualitätskriterien für die Betriebliche Gesundheitsförderung – Vorstellung eines Normenprojektes<br />

225<br />

Forschungsreferate: Angewandte Forschung: Spezielle Kapitel II 227<br />

Intrinsische Motivation und implizite Selbstregulation 227


Wie wirkt der visuelle Szenekontext auf die visuelle Objekterkennung? 227<br />

Komplexer als bisher gedacht: Neue Einsichten in die optimale Vorgabe des Initial<br />

Preference Tasks 228<br />

Das lachende Auge der Freiheitseinschränkung - Aktivierende Effekte psychologischer<br />

Reaktanz 229<br />

„Erholsame Landschaft“ – Die Lieblingsplätze von Bäuerinnen und Bauern in der<br />

Natur 229<br />

HS 15.05 231<br />

Forschungsreferate: Aktuelle Forschungsergebnisse aus der Entscheidungsforschung<br />

231<br />

Entscheidungen und deren Vorhersagen: Unterschiede und Gemeinsamkeiten aus<br />

Prozessperspektive 231<br />

Neurophysiologische Korrelate selektiver Informationssuche nach Entscheidungen<br />

231<br />

Der Einfluss negativer Emotionen und unvollständigen Cue-Wissens auf die Wahl von<br />

Entscheidungsstrategien 232<br />

Vorhersage irrationaler Entscheidungen 233<br />

Mental Accounting in Konsumentscheidungen: Der Einfluss unterschiedlicher Einnahmequellen<br />

auf das Ausgabeverhalten 233<br />

Vortrag der Preisträgerin/des Preisträgers des ÖGP-Dissertationspreises 235<br />

Lesedefizite und Rechtschreibdefizite – zwei Seiten derselben Medaille? 235<br />

personenreGister 237<br />

15


16<br />

wir bedanKen Uns Für die UnterstützUnG bei:<br />

Karl-Franzens-Universität Graz (im speziellen beim Rektorat und dem Veranstaltungsservice)<br />

Landeshauptmann der Steiermark Mag. Franz Voves<br />

Bürgermeister der Stadt Graz Mag. Siegfried Nagl<br />

Steirischen Gesellschaft für Psychologie<br />

Schuhfried GmbH<br />

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG<br />

Bank Austria Member of UniCredit<br />

ÖH Karl-Franzens-Universität Graz<br />

den GastronoMiebetrieben:<br />

Bierbaron Graz<br />

Propeller Schuberthof (Mapon - Gastro u. Handelsgesellschaft m.b.H.)<br />

Pizzeria Don Roberto<br />

Aiola City/ Upstairs<br />

Café Bar Orange


inForMationen<br />

17


18<br />

allGeMeine inForMationen<br />

Wir begrüßen Sie herzlich zur 10. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie. Das<br />

gesamte wissenschaftliche Programm findet am Campus der Karl-Franzens-Universität Graz statt.<br />

Lagepläne finden sich auf den Innenseiten des Tagungsbandes, der Homepage und der Mobilen<br />

Homepage, sowie im Tagungsbüro vor Ort.<br />

wir sind Mobil(e):<br />

Um Ihnen die Anfahrt und den Aufenthalt zu erleichtern haben wir für Sie zusätzlich zur Homepage<br />

eine mobile Homepage erstellt. Diese mobile Version ist für alle Smartphones (Apple & Android)<br />

konzipiert.<br />

Unter Ablauf & Kalender finden Sie alle wichtigen Informationen zum wissenschaftlichen Programm<br />

inklusive einer Suchfunktion um Ihnen die Suche von Vorträgen zu erleichtern.<br />

Bei dem Punkt Rahmenprogramm finden sich kurz noch einmal die wichtigsten Informationen zum<br />

Rahmenprogramm.<br />

Unter Räume finden sich die Pläne der Aufenthaltsorte der Säle und eine Gesamtübersicht über den<br />

Campus.<br />

Die Navigationshilfe beinhalten nicht nur eine implementierte Guidefunktion, sondern auch die Fahrpläne<br />

der Öffentlichen Verkehrsmittel zur Karl-Franzens-Universität Graz und für die Abreise.<br />

Weiters werden wir für Sie täglich die wichtigsten Momente durch unsere Fotografen dokumentieren<br />

und hochladen, sodass Sie nichts versäumen.<br />

anFahrt:<br />

miT dem auTo:<br />

Bitte beachten Sie, dass es direkt am Campus keinen Besucherparkplatz gibt. Rund um den Campus<br />

sind allerdings kostenpflichtige Parkplätze vorhanden.<br />

Mit dem Navigationsgerät:<br />

Falls Sie ein Navigationsgerät verwenden, geben Sie bitte die folgende Adresse ein:<br />

Universitätsstraße 15, 8010 Graz<br />

Diese führt Sie direkt zum RESOWI, dem Gebäude in dem der größte Teil des Tagungsprogrammes<br />

stattfinden wird.<br />

Aus Linz/Salzburg bzw. Innsbruck:<br />

Von der Autobahn A1 beim Knoten Voralpenkreuz in die A9 in Richtung Slowenien/Graz einfädeln.<br />

Bei der Ausfahrt 173-Gratkorn-Süd Richtung Graz/Andritz fahren. Nach 300m rechts abbiegen auf<br />

Am Hartboden/B67, nach 3,3km geradeaus weiter auf der Weinzöttlstr./B67A für 5km. Links halten<br />

auf die Heinrichstr./Weizer Str. 500m nach dem Geidorfplatz von der Heinrichstraße rechts auf den<br />

Geidorfgürtel abbiegen. Das RESOWI befindet sich nach 120m auf der rechten Seite.<br />

Aus Wien:<br />

Von der Autobahn A2 bei der Ausfahrt 179-Knoten Graz-Ost Richtung Graz-Ost/Zentrum fahren.<br />

Von der Südautobahn weiter auf die Liebenauer Tangente und nach 850m rechts abbiegen auf die<br />

Münzgrabenstraße. Nach 2,4km gerade über den Dietrichsteinplatz und an der Ampel rechts in<br />

die Schlögelgasse. An der nächsten Ampel rechts halten und auf die Glacisstraße einbiegen. Nach<br />

1,2km rechts auf die Heinrichstr./Weizer Str. abbiegen. Nach 500m rechts auf den Geidorfgürtel<br />

einbiegen. Das RESOWI befindet sich nach 120m auf der rechten Seite.<br />

Aus Klagenfurt:


Die Autobahn A2 Richtung Wien/Graz nehmen. Bei der Ausfahrt 179-Knoten Graz-Ost Richtung Graz-<br />

Ost/Zentrum fahren. Von der Südautobahn weiter auf die Liebenauer Tangente und nach 850m<br />

rechts abbiegen auf die Münzgrabenstraße. Nach 2,4km gerade über den Dietrichsteinplatz und an<br />

der Ampel rechts in die Schlögelgasse. An der nächsten Ampel rechts halten und auf die Glacisstraße<br />

einbiegen. Nach 1,2km rechts auf die Heinrichstr./Weizer Str. abbiegen. Nach 500m rechts auf<br />

den Geidorfgürtel einbiegen. Das RESOWI befindet sich nach 120m auf der rechten Seite.<br />

anreise miT den ÖffenTlichen VerkehrsmiTTeln (innerhalb Von Graz)<br />

Buslinien Richtung Universität Campus<br />

Ab Hauptbahnhof:<br />

(Beachten Sie bitte die durch den Umbau des Hauptbahnhofes geänderten Abfahrtsorte)<br />

Linie 58, Richtung Mariagrün, Haltestelle: Mozartgasse<br />

Linie 63, Richtung Petersbergenstraße, Haltestelle: Universität<br />

Ab Jakominiplatz:<br />

Linie 39, Richtung Uni-ReSoWi, Haltestelle: Uni-ReSoWi<br />

Samstag fährt diese Linie nicht!<br />

Linie 30, Richtung Geidorf, Haltestelle: Mozartgasse<br />

Donnerstag, Freitag:<br />

Samstag fährt diese Linie nicht!<br />

Samstags:<br />

Straßenbahnlinie 1 Richtung Mariatrost & Linie 7 Richtung St. Leonhardt/LKH<br />

Haltestelle: Merangasse<br />

ca. 10 min Fußweg zur Universität,<br />

oder mit Buslinie 63 ab Haltestelle Merangasse Richtung Hauptbahnhof<br />

Buslinie 31, Richtung Wirtschaftskammer, Haltestelle: Zinzendorfgasse<br />

ca. 10 min Fußweg zur Universität<br />

weitere Informationen zu Fahrplänen etc. finden Sie unter www.gvb.at oder auf unserer Mobilen<br />

Homepage<br />

anMeldUnG/taGUnGsbüro:<br />

Die Registrierung erfolgt im Tagungsbüro in der Universitätsstraße 15, Bauteil E, Erdgeschoß im HS<br />

15.06. Sie können sich vor Ort anmelden und Ihren Tagungsbeitrag bezahlen.<br />

Hier erhalten Sie:<br />

Tagungsband, Notizblock, Kugelschreiber, Lokal-Guide (Gastro-Guide), Informationen zum Tagungsprogramm,<br />

Informationen zur An- und Abreise, Kennung für Internetzugang, Teilnahmebestätigung<br />

19


20<br />

KontaKt:<br />

Tagungsbüro ÖGP 2012<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Universitätsstr. 15, Bauteil F, EG<br />

8010 Graz<br />

Telefonnummer der Organisationsleitung: +43-664-3459145 (Univ.-Ass. Mag. a Martina Feldhammer)<br />

ÖFFnUnGszeiten:<br />

<strong>Mittwoch</strong>: 19:00 – 20:00<br />

Donnerstag: 08:00 – 18:00<br />

Freitag: 08:00 – 18:00<br />

Samstag: 08:30 – 16:00<br />

Garderobe/GepäcK:<br />

Ihre Garderobe und ihr Gepäck können Sie im Tagungsbüro aufbewahren, dort wird zu den Öffnungszeiten<br />

immer jemand vor Ort sein.<br />

VerpFleGUnG während der taGUnG:<br />

In den Kaffeepausen werden im Foyer kostenfrei Getränke und Kuchen angeboten. Für das Mittagessen<br />

bietet der Grazer Campus eine Reihe gastronomischer Angebote. Eine Auswahl finden Sie im<br />

Lokal-Guide, sowie auch auf der Tagungshomepage und der mobilen Tagungshomepage.<br />

KinderbetreUUnG:<br />

Während der Tagung wird in Kooperation mit der Interuniversitären Kinderbetreuungsanlaufstelle<br />

unikid und der Organisation M.A.M.A. eine kostenlose Kinderbetreuung bereitgestellt. Die Kinder<br />

werden in der Attemsgasse 21, am Campus, von erfahrenem Personal betreut.<br />

präsentationscoMpUter:<br />

Auf den Präsentationscomputer steht folgende Software zum Anzeigen der Präsentationen zur Verfügung:<br />

- Microsoft Office 2010 PowerPoint<br />

- Adobe Acrobat Reader X<br />

Außerdem wird zu jedem Präsentationscomputer ein Logitech R800 Presenter bereitgestellt. Unsere<br />

Mitarbeiter/innen helfen Ihnen hierbei gerne weiter.<br />

internetzUGanG während der taGUnG:<br />

Sie können das WLAN der Karl-Franzens-Universität Graz während der Tagung am gesamten Campus<br />

über Ihre eigenen Geräte nutzen.<br />

Der WLAN-Zugang lautet: UNIGRAZguest<br />

Username: oegp2012<br />

Passwort: Psychologie<br />

Weitere Infomationen zum Zugang und technische Unterstützung erhalten Sie im Tagungsbüro. Außerdem<br />

stellen wir für Sie im Tagungsbüro Notebooks bereit.<br />

orGanisationsKoMitee Vor ort:<br />

Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Arendasy, Univ.-Ass. Mag. Martina Feldhammer sowie das Team der TagungsassistentInnen<br />

sind bemüht, Ihnen einen erfolgreichen Tagungsablauf sowie einen angenehmen<br />

Aufenthalt zu bieten. Sie erkennen uns an den schwarzen Polohemden mit den blauen Namensschildern<br />

– bei Fragen und Wünschen sprechen Sie uns an!


GrUssworte<br />

21


22<br />

wir danKen FolGenden Mitarbeiter/innen Vor ort Für die UnterstützUnG bei<br />

der orGanisation Und dUrchFührUnG der 10. taGUnG der Österreichischen<br />

GesellschaFt Für psycholoGie:<br />

Maximilian Kahr, Silvia Haberhofer, Lukas Sassmann, Markus Schalek, Florian Altendorfer,<br />

Chiara Lödl, Lisa Valentina Eckerstorfer, Natascha Englmayer, Corinna Koschmieder,<br />

Gerrit Oreschnik, Gabriele Gierlinger, Sarah Stana, Konstantin Gell, Nadja<br />

Supp, Claudia Vajda, Julius Koch (Vorsitzender der Fakultätsvertretung Naturwissenschaften),<br />

Kerstin Pratter, Tanja Katholnig, Marco Schickel, Maria Morozova, Jennifer<br />

Diedrich, Maja Kühn, Susanne Klampfer, Elisabeth Gugganig, Carina Maria Allerstorfer,<br />

Michaela Hiebler, Martin Wammerl, Michaela Lenzhofer, Laura Prasser, Victoria<br />

Egger, Anna Heyers, Yasmin Qureshi, Martin Urban, Aida Softic, Tanja Jauk, Michael<br />

Gutknecht, Harald Walder, Sarah Matiasek, Viola Glanzer, Sandra Nowara


GrUssworte der reKtorin<br />

Die Karl-Franzens-Universität Graz richtet bereits<br />

zum zweiten Mal die Tagung der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Psychologie aus und freut sich ganz<br />

besonders, zum zehnjährigen Jubiläum der Tagung<br />

deren Gastgeberin zu sein. Zum einen ist der internationale<br />

Kongress mit rund 300 TeilnehmerInnen<br />

aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien<br />

nicht nur für Graz als Wissenschaftsstandort<br />

von Bedeutung. Er bringt auch wertvolle<br />

Impulse für die Forschung in Graz. Das Institut<br />

für Psychologie an der Karl-Franzens-Universität<br />

Graz umfasst zwölf verschiedene Arbeitsbereiche,<br />

an denen insgesamt über 30 Lehrende, unter ihnen<br />

10 ProfessorInnen, tätig sind. Mit derzeit rund 1100<br />

Studierenden zählt Psychologie zu den gefragtesten<br />

Studien der Universität Graz. Unter den knapp 60<br />

DissertantInnen finden sich zahlreiche exzellente<br />

JungforscherInnen.<br />

Von besonderer Bedeutung ist die Tagung der ÖGP<br />

für den interdisziplinären und interuniversitären<br />

Forschungsschwerpunkt „Gehirn und Verhalten“.<br />

Dieser führt über 20 Arbeitsgruppen der Karl-Franzens-Universität,<br />

der TU Graz und der Medizinischen<br />

Universität Graz am Standort zusammen. Er<br />

zeichnet sich aus durch die Kombination von empirisch-verhaltenswissenschaftlichen<br />

und neurowissenschaftlichen<br />

Methoden. Neue Technologien der<br />

Gehirnforschung werden mit innovativen Simulationseinrichtungen<br />

und behavioralen Mess- und Beobachtungsverfahren<br />

kombiniert, um grundlagen-<br />

und anwendungsbezogene Fragen zu untersuchen.<br />

Der Forschungsschwerpunkt ist in die interuniversitäre<br />

Plattform BioTechMed integriert, die Expertise<br />

und Ressourcen in den Bereichen Humantechnologie,<br />

Medizin, Psychologie und Pharmazie bündelt.<br />

Für die Grazer Arbeitsgruppen bietet die Tagung<br />

der ÖGP ein bedeutendes internationales Diskussionsforum,<br />

das nicht nur renommierten KollegInnen,<br />

sondern auch jungen WissenschafterInnen Gelegenheit<br />

bietet, ihre Forschungsergebnisse in der<br />

Scientific Community zu präsentieren. Auch damit<br />

unterstützt die Tagung ein wesentliches Anliegen<br />

der Karl-Franzens-Universität Graz, die bestrebt ist,<br />

junge WissenschafterInnen in ihrer wissenschaftlichen<br />

Entwicklung bestmöglich zu fördern.<br />

© Foto: Frankl<br />

Univ.-Prof. in Dr. in Christa Neuper<br />

Rektorin der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

23


24<br />

GrUssworte des landeshaUptManns<br />

Die alle zwei Jahre abgehaltene wissenschaftliche<br />

Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie<br />

findet zum mittlerweile bereits 10. Mal<br />

statt. Dabei werden an der Karl-Franzens-Universität<br />

rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem<br />

gesamten deutschen Sprachraum sowie Großbritannien<br />

erwartet und Graz für diese Zeit zur Hauptstadt<br />

der Psychologie machen. Neben international anerkannten<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

haben auch Jungforscherinnen und Jungforscher die<br />

Möglichkeit, ihre Arbeiten, Gedanken und Erfahrungen<br />

zu präsentieren.<br />

Das wertvollste Gut, über das jede und jeder Einzelne<br />

von uns verfügt, ist die eigene Gesundheit. Denn<br />

diese ist der unbestritten wichtigste Faktor einer guten<br />

Lebensqualität, die durch die Bereitstellung bestmöglicher<br />

medizinischer Versorgung erhalten und<br />

ausgebaut werden kann. Ergänzend dazu gilt es, so<br />

viele Menschen wie möglich davon zu überzeugen,<br />

dass Prävention in Form eines gesunden Lebensstils<br />

eine wichtige Grundlage für das persönliche Wohlbefinden<br />

auf Zeit ist. Gesunde Ernährung, ausreichend<br />

körperliche Bewegung, aber auch ein Leben<br />

in Harmonie mit seinen Mitmenschen und der Natur<br />

sind dafür die entscheidenden Voraussetzungen.<br />

Für die Organisation und Durchführung der 10. Tagung<br />

der Österreichischen Psychologischen Gesellschaft<br />

ist dem Team rund um Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />

Martin Arendasy sowie Univ.-Ass. Mag. Martina<br />

Feldhammer besonders zu danken. Alle Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer heiße ich sehr herzlich in unserer<br />

Landeshauptstadt Graz willkommen und wünsche<br />

ihnen einen reichen wissenschaftlichen und<br />

persönlichen Ertrag.<br />

Mag. Franz Voves<br />

Landeshauptmann der Steiermark


GrUssworte des bürGerMeisters<br />

Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

der 10. Tagung der Österreichischen Gesellschaft<br />

für Psychologie!<br />

Herzlich willkommen zum diesjährigen Kongress in<br />

unserem schönen Graz.<br />

„Äußere Krisen bedeuten die große Chance, sich zu<br />

besinnen.“, dieser Satz von Viktor Frankl hat auch<br />

heute nicht an Aktualität eingebüßt.<br />

Mit dem Projekt „Chance4Change“ vertieft die<br />

Stadt Graz nicht nur die Beziehung zu den beteiligten<br />

Städten Maribor und Murska Sobota und die<br />

Alpe-Adria-Universitäten Kooperation, sondern<br />

widmet sich auch den „äußeren und inneren“ Krisen<br />

von ArbeitnehmerInnen.<br />

Die Zahl der Krankenstände auf Grund psychischer<br />

Überbelastung ist im vergangenen Jahr explodiert -<br />

plus 73%! Der „wirtschaftliche“ Schaden dadurch<br />

allein in Österreich beträgt 1,4 Milliarden Euro jährlich.<br />

500.000 Menschen leiden derzeit in Österreich<br />

an Burnout, laut einer Studie sind 1 Million gefährdet.<br />

Frauen sind hierbei deutlich häufiger betroffen,<br />

was möglicherweise auf eine Mehrfachbelastung<br />

zurückgeführt werden könnte. Es ist ein breites Betätigungsfeld<br />

bei dem vor allem PsychologInnen gefragt<br />

sind.<br />

Graz ist ein traditioneller Wissenschaftsstandort und<br />

genießt mit seinen 4 Universitäten und den beiden<br />

Fachhochschulen, auf welchen mehr als 50.000 junge<br />

Menschen inskribiert sind, gerade auf dem psychologischen<br />

und medizinischen Sektor einen hervorragenden<br />

Ruf.<br />

Graz hat als Wissenschaftsstandort aber vor allem<br />

deshalb eine so hervorragende Reputation, weil<br />

ausgezeichnet ausgebildete und engagierte WissenschafterInnen<br />

in den unterschiedlichsten Disziplinen<br />

tätig sind und die es verstehen nationale und internationale<br />

Netzwerke zu bilden und zu nützen.<br />

Es freut mich sehr, dass durch den Schwerpunkt<br />

„Gehirn & Verhalten“ auch die Kooperation innerhalb<br />

des Universitätsstandortes ausgebaut und vertieft<br />

wird und mittlerweile auch eine europaweite<br />

Zusammenarbeit stattfindet. Wie ich den Inhalten<br />

des Programms entnehmen konnte, wird hier derzeit<br />

ausgezeichnete Forschung geleistet.<br />

Aber auch die neuen Erkenntnisse aus den anderen<br />

Teildisziplinen zeigen wie viel hier geleistet wird.<br />

Das Interesse an Weiterbildung ist hoch. Das beweist<br />

auch diese Jubiläumstagung in Graz.<br />

Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt, viele<br />

neue Erkenntnisse und alles Gute für Ihre Zukunft!<br />

Mag. Siegfried Nagl<br />

Bürgermeister der Stadt Graz<br />

25


26<br />

GrUssworte des deKans<br />

Sehr geehrte TagungsteilnehmerInnen!<br />

Ich freue mich, Sie zur 10. Tagung der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Psychologie hier in Graz begrüßen<br />

zu dürfen.<br />

Bei Durchsicht des Tagungsprogramms fällt auf,<br />

dass Psychologie in unterschiedlichsten Bereichen<br />

eine nicht mehr wegzudenkende Rolle spielt und<br />

dort hochinteressante Forschung mit zunehmend interdisziplinärer<br />

Ausrichtung stattfindet. Als Dekan<br />

der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität,<br />

die tatsächlich noch ihrem Namen<br />

gerecht wird, sie umfasst Gebiete wie die Mathematik<br />

oder die Chemie genauso wie die Psychologie,<br />

freut es mich natürlich ganz besonders, dass diese<br />

interdisziplinäre Ausrichtung über die Jahre in zahlreichen<br />

Kooperationsprojekten der Psychologie mit<br />

der Medizinischen sowie Technischen Universität<br />

Graz gewachsen ist, und schließlich in einen von<br />

mehreren universitären Forschungsschwerpunkten<br />

der Universität Graz (Gehirn und Verhalten) mündete.<br />

Die zunehmende Komplexität der Thematiken,<br />

die in derartigen Kooperationsprojekten behandelt<br />

werden, spiegelt sich auch in verschiedensten<br />

Beiträgen des Tagungsprogramms wider. Die enge<br />

wissenschaftliche Zusammenarbeit und der rege<br />

Austausch, national wie international, stellen einen<br />

wesentlichen Motor für zukünftige Innovationen<br />

dar, sodass Kooperationsprojekte innerhalb einer<br />

Disziplin und disziplinübergreifend aus der Forschungslandschaft<br />

nicht mehr wegzudenken sind.<br />

Ich bin zuversichtlich, dass sich auch im Rahmen<br />

dieser Jubiläumstagung der Österreichischen Gesellschaft<br />

für Psychologie zahlreiche Gelegenheiten<br />

für einen regen fachlichen und intellektuellen Austausch<br />

ergeben werden.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen anregenden<br />

wissenschaftlichen Austausch und angenehme<br />

Tage an unserer Fakultät.<br />

Univ.-Prof. Dr. K. Crailsheim<br />

Dekan, Naturwissenschaftliche Fakultät der KFU<br />

Graz


GrUssworte der taGUnGsleitUnG<br />

Sehr geehrte Damen und Herren!<br />

Wissenschaftliche Tagungen sind immer sehr spannend,<br />

stellen sie doch eine Leistungsschau der Forschung<br />

in einer Fachdisziplin integrativ-übergreifend<br />

in einer zum fachlichen Austausch anregenden<br />

Atmosphäre dar. Zum zehnten Mal präsentiert sich<br />

die Psychologie in Österreich sowie angrenzenden<br />

Ländern als kohärentes, zugleich breites Fachgebiet<br />

einer interessierten (Fach)Öffentlichkeit, wobei der<br />

Bogen beforschter Themen von Fragen zur psychologischen<br />

Methodik und Diagnostik über Grundlagenfächer<br />

hin zu angewandten Fragestellungen reicht,<br />

die sowohl individuelle als auch gesellschaftliche<br />

Relevanz aufweisen. An der Karl-Franzens-Universität<br />

Graz ist in diesem Zusammenhang insbesondere<br />

auf den universitären Forschungsschwerpunkt ‚Gehirn<br />

& Verhalten‘ zu verweisen, der in einen breiten,<br />

biotechnologisch-medizinischen Forschungskontext<br />

eingebettet ist.<br />

Jede Tagung steht und fällt mit der Unterstützung,<br />

die sie erhält, insbesondere in wirtschaftlich sehr<br />

schwierigen Zeiten. Es ist mir daher ein besonderes<br />

Anliegen, an dieser Stelle den Tagungssponsoren<br />

zu danken. Das Land Steiermark, die Stadt Graz,<br />

die Universität Graz, die Steirische Gesellschaft für<br />

Psychologie sowie die Österreichische HochschülerInnenschaft<br />

haben ganz maßgeblich dazu beigetragen,<br />

dass diese Tagung zustande kam, ebenso die<br />

zwei größten Hersteller psychologischer Testverfahren<br />

im deutschsprachigen Raum, die Fa. Schuhfried<br />

GmbH, Mödling, sowie die Fa. Hogrefe, Göttingen.<br />

Erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang<br />

auch die Unterstützung, die der Tagung durch die<br />

Bank Austria-Unicredit zuteilwurde.<br />

Last but not least gilt mein Dank all jenen, die vor Ort<br />

zum Gelingen der Tagung beigetragen haben: Dem<br />

Institut für Psychologie der Universität Graz, meiner<br />

Mitarbeiterin Univ.-Ass. Mag. a Martina Feldhammer<br />

sowie den TagungsassistentInnen. Dank auch<br />

an den Vorstand der Österreichischen Gesellschaft<br />

für Psychologie für die gute Kooperation im Vorfeld<br />

der Tagung.<br />

In diesem Sinne darf ich Sie zur Jubiläumstagung<br />

der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie<br />

recht herzlich begrüßen – verbunden mit den besten<br />

Wünschen für einen angenehmen und wissenschaftlich<br />

fruchtbaren Aufenthalt in der schönen Stadt<br />

Graz.<br />

Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Arendasy<br />

Tagungsleitung<br />

Abteilungsleiter Psychologische Methodik &<br />

Diagnostik am Institut für Psychologie<br />

27


28<br />

GrUssworte der ÖGp<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

im Namen des Vorstands der Österreichischen Gesellschaft<br />

für Psychologie (ÖGP) begrüße ich Sie<br />

sehr herzlich auf der 10. Tagung unserer Gesellschaft,<br />

die vom 12. bis 14. April 2012 auf dem Campus<br />

der Karl-Franzens-Universität Graz stattfindet.<br />

Ziel der alle zwei Jahre stattfindenden Tagungen ist<br />

es, eine Plattform für den wissenschaftlichen Austausch<br />

zu den vielfältigen Forschungsaktivitäten der<br />

Psychologie in Österreich zu liefern. Damit tragen<br />

die Tagungen der ÖGP auch dazu bei, die wissenschaftliche<br />

Psychologie und ihre Forschungsleistungen<br />

in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.<br />

Darüber hinaus ist es dem Vorstand der ÖGP ein Anliegen,<br />

dass die Tagung in Graz auch für einen Austausch<br />

über die Lage der Psychologie genutzt wird.<br />

Dies betrifft insbesondere die Ausbildungssituation,<br />

aber auch aktuelle Entwicklungen hinsichtlich Psychologengesetz<br />

sowie die Anerkennung von Ausbildungsgängen<br />

in der europäischen Union.<br />

Da der Vorstand der ÖGP die Unterstützung und<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses als<br />

zentrale Aufgabe ansieht, freut es uns sehr, dass im<br />

Rahmen der Grazer Tagung erstmals der Dissertationspreis<br />

der ÖGP verliehen wird.<br />

Martin Arendasy, Martina Feldhammer und ihrem<br />

Team danken wir sehr herzlich für die Übernahme<br />

der Tagungsorganisation. Uns ist bewusst, dass dies<br />

immer eine beachtliche Herausforderung darstellt.<br />

Ihnen allen wünschen wir eine interessante Tagung,<br />

die viele neue Impulse und Möglichkeiten des Austauschs<br />

liefert.<br />

© Susanne Stemmer<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Univ.-Prof. in DDr. in Christiane Spiel<br />

Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für<br />

Psychologie


proGraMM<br />

29


Beginn<br />

09:00<br />

11:00<br />

12:45<br />

30<br />

proGraMMübersicht<br />

Programm I Programm II Programm III Programm IV<br />

12. April<br />

Aula<br />

Eröffnung der 10. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie<br />

Empfang durch das Land Steiermark im Namen von Landeshauptmann Mag. Franz Voves (Foyer der AULA)<br />

Aula HS 15.14 HS 15.04 HS 15.05<br />

Symposium zum interuniversitärenForschungsschwerpunkt<br />

„Gehirn &<br />

Verhalten“<br />

14:15<br />

15:15 Symposium Lesen: Aktuelle<br />

Neurokognitive Forschung<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

09:00<br />

11:00<br />

12:30<br />

Symposium Blickbewegungen<br />

bei Wahrnehmung,<br />

visueller Worterkennung<br />

und Schlussfolgern<br />

Forschungsreferate:<br />

Kindheit, Jugend & Erwachsenenalter<br />

Forschungsreferate:<br />

Aktuelle Entwicklungen &<br />

Ergebnisse aus der Klinischen<br />

Psychologie<br />

Mittagspause<br />

Symposium The truth is<br />

out there - in the totality of<br />

empirical evidence: Nutzen,<br />

Wert und Notwendigkeit<br />

kumulativer Evidenz (Meta-<br />

Analysen und systematische<br />

Reviews) in der<br />

psychologischen Forschung<br />

Symposium Mimik und<br />

Affektregulierung in dyadischen<br />

Interaktionen<br />

Forschungsreferate:<br />

Aktuelle Entwicklungen &<br />

Ergebnisse aus der Psychologischen<br />

Methodik<br />

Symposium Subjektive Entwicklungstheorien<br />

über die<br />

Lebensspanne<br />

Symposium Entwicklungspsychologische<br />

Konsequenzen von Beziehungserfahrungen<br />

– Neue<br />

Forschungstrends aus der<br />

Wiener Entwicklungspsychologie<br />

Forschungsreferate:<br />

Aktuelle Entwicklungen &<br />

Ergebnisse aus der Psychologischen<br />

Methodik II:<br />

Quantitatives & Qualitatives<br />

Postersession I (Foyer der HS 15.04 und 15.05)<br />

Mitgliederversammlung der<br />

Österreichischen Gesellschaft<br />

für Psychologie<br />

Besichtigung des Grazer Schloßbergs (19-23Uhr) (Schloßberg Graz)<br />

13. April<br />

frisch, saftig,... Party der<br />

ÖGP-JungwissenschafterInnen<br />

(20 Uhr-open end) (Klosterwiesgasse<br />

6, 8010 Graz)<br />

HS 15.13 HS 15.14 HS 15.04 HS 15.05<br />

Forschungsreferate:<br />

Wohlbefinden<br />

Symposium zur<br />

Zahlenverarbeitung<br />

Forschungsreferate:<br />

Karriere, Arbeit, Leadership<br />

& Betriebsklima<br />

Forschungsreferate:<br />

Physiologische Korrelate<br />

Mittagspause<br />

Forschungsreferate:<br />

Aktuelle Entwicklungen &<br />

Ergebnisse aus der Psychologischen<br />

Diagnostik<br />

Symposium Der steinige<br />

Weg zur Weisheit: Wachstum<br />

und Lernen nach<br />

schwierigen Erfahrungen<br />

Forschungsreferate:<br />

Aktuelle Forschungsergebnisse<br />

aus Beratung &<br />

Psychotherapie<br />

Symposium Förderung von<br />

sprachlichen und schriftsprachlichen<br />

Fähigkeiten<br />

bei Kindern mit Deutsch als<br />

Erst- und Zweitsprache


proGraMMübersicht<br />

Programm I Programm II Programm III Programm IV<br />

13. April<br />

HS 15.13 HS 15.14 HS 15.04 HS 15.05<br />

Symposium Aktuelle<br />

Trends in der neurowissenschaftlichen<br />

Lehr- und<br />

Lernforschung<br />

Vorträge der Neuberufenen:<br />

Ansorge U., Hutzler F.,<br />

Lamm C., Wilhelm F., Landerl<br />

K., Schwerdtfeger A.<br />

Symposium Die Bedeutung<br />

des EEG-Alphabandes für<br />

kognitive Prozesse<br />

Symposium Item Response<br />

Modelle: Weiterentwicklung,<br />

Überprüfung und<br />

Anwendung<br />

Forschungsreferat:<br />

Psychometrische Eigenschaften<br />

des SPFs für<br />

Empathie unter Anwendung<br />

des Partial Credit Modells<br />

Forschungsreferate:<br />

Das Individuum in unterschiedlichen<br />

sozialen<br />

Settings<br />

Steirischer Gesellschaftsabend im Landhaus-Keller (Landhaus-Keller, Schmiedgasse 6, 8010 Graz)<br />

Symposium Umweltpsychologie<br />

in der Anwendung<br />

Forschungsreferate:<br />

Gehirn-Computer Schnittstelle:<br />

Neuronale Verarbeitung<br />

& Steuerung<br />

Forschungsreferate:<br />

Neuronale Korrelate<br />

Forschungsreferate:<br />

Geld & Steuern<br />

Forschungsreferate:<br />

Auf Bedürfnisse eingehen<br />

(mit besonderer Berücksichtigung<br />

von Alter & kognitiver<br />

Beeinträchtigung)<br />

Forschungsreferate:<br />

Angewandte Forschung:<br />

Spezielle Kapitel<br />

14. April<br />

Mittagspause<br />

Postersession II (Foyer der HS 15.04 und 15.05)<br />

Forschungsreferate:<br />

Aufmerksamkeit: Grundlagen<br />

& ihre Anwendung in<br />

der Verkehrspsychologie<br />

Symposium Konzeptionierung<br />

und Entwicklung von<br />

wissenschaftlich geprüften<br />

Qualitätskriterien in der<br />

Psychologie<br />

Forschungsreferate:<br />

Angewandte Forschung:<br />

Spezielle Kapitel II<br />

Forschungsreferate:<br />

Aktuelle Forschungsergebnisse<br />

aus der Entscheidungsforschung<br />

Vortrag der/des Preisträger/in<br />

des ÖGP-Dissertationspreises<br />

Informationsveranstaltung:<br />

Berufspolitische Entwicklungen<br />

in Österreich<br />

„Abschied auf steirisch“ - Empfang durch den Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl im Rathaus der Stadt<br />

Graz<br />

Beginn<br />

13:30<br />

15:30<br />

19:00<br />

09:00<br />

10:00<br />

11:45<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

17:00<br />

31


09:00<br />

11:00<br />

12:30<br />

12:45<br />

14:15<br />

32<br />

12. april / VorMittaG<br />

Programm I Programm II<br />

Aula<br />

Eröffnung der 10. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie<br />

Empfang durch das Land Steiermark im Namen von Landeshauptmann Mag. Franz Voves<br />

(Foyer der AULA) (10-10.45Uhr)<br />

Aula<br />

SyMPOSIUM zUM INTERUNIvERSITäREN FOR-<br />

SCHUNGSSCHWERPUNKT „GEHIRN UND vERHALTEN“<br />

(Chairs: Weiss E., Ischebeck A., Fink A.) AULA (11-14.15<br />

Uhr)<br />

1) Rechtschreibschwäche: Veränderung in der Struktur<br />

und Funktion des Gehirns durch Training (Gebauer D., Fink<br />

A., Filippini N., Johansen-Berg H., Kargl R., Reishofer G.,<br />

Koschutnig K., Purgstaller Ch., Fazekas F., Enzinger Ch.)<br />

2) Neuronale Korrelate motorischen Lernens durch Ausführung<br />

und mentale Vorstellung (Ischebeck A., Neururer<br />

C., Koschutnig K., Reishofer G., Ebner F., Neuper Ch.)<br />

3) Die funktionale Bedeutung der EEG- Alphasynchronisation<br />

beim kreativen Denken (Benedek M., Fink A., Neubauer<br />

A.)<br />

4) Assessment of synaptosomal serotonin re-uptake inhibitory<br />

(SSRI) activity of acylphloroglucinol derivatives from<br />

Hypericum (Common St. John’s wort) (Crockett S.L., Fehske<br />

Ch., Leuner K., Müller W.)<br />

5) Auswirkung von Selbstwertbedrohung auf die Selbstzuschreibung<br />

mittels positiver und negativer Eigenschaften:<br />

eine fMRI Studie (Höfler A., Athenstaedt U., Ischebeck A.)<br />

6) Erholung nach emotionaler Belastung: Positiver Affekt<br />

und (enttäuschte) positive Erwartungen (Papousek<br />

I., Paechter M., Lackner H.K., Schulter G., Freudenthaler<br />

H.H.)<br />

7) Achtung Bohrer: neuronale Korrelate der Zahnbehandlungsphobie<br />

(Schienle A.)<br />

Mittagspause<br />

(14.15-15.15 Uhr)<br />

HS 15.14<br />

SyMPOSIUM BLICKBEWEGUNGEN BEI WAHRNEHMUNG,<br />

vISUELLER WORTERKENNUNG UND SCHLUSSFOLGERN<br />

(Chair: Fuchs I.) HS 15.14 (11-12.30 Uhr)<br />

1) Sakkadische Inhibitionsprozesse bei der wiederholten visuellen<br />

Suche (Höfler M., Gilchrist I.D., Körner Ch.)<br />

2) Der Einfluss lokaler Regelabweichungen auf Aufmerksamkeit<br />

und Blickbewegungen (Fuchs I., Ansorge U.)<br />

3) Inkrementelle Salienzmanipulation parafovealer Stimuli für<br />

die Erfassung von Vorschaueffekten (Hawelka St., Hutzler F.)<br />

4) Evidenz für eine serielle Verarbeitungsstrategie in der Worterkennung<br />

von korrektiven Re-Fixationen in einer lexikalischen<br />

Entscheidungsaufgabe bei kurzzeitiger Präsentation von Wörtern<br />

an optimalen und suboptimalen Landepositionen (Gagl B., Hutzler<br />

F.)<br />

5) Zeitliche Organisation der Verarbeitungsprozesse beim Verstehen<br />

von Graphen (Körner Ch., Höfler M., Tröbinger B., Gilchrist<br />

I.D.)<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

KINDHEIT, JUGEND & ERWACHSENENALTER<br />

(Chair: Landerl K.) HS 15.14 (12.45-14.15 Uhr)<br />

1) Längsschnittliche Bedingungsfaktoren des Übergangs vom<br />

Jugend- in das Erwachsenenalter (Rollett B., Nold G., Maurer V.,<br />

Werneck H.)<br />

2) „Jetzt erst recht! Oder: Wie der Elefant plötzlich interessant<br />

wurde – Stellvertretende Reaktanz bei Kindergartenkindern“ (Sittenthaler<br />

S., Jonas E.)<br />

3) Besonderheiten auditorisch evozierter Antworten bei schulauffälligen<br />

Kindern mit Legasthenie & ADHS (Seither-Preisler A.,<br />

Schneider P.)<br />

4) Das „Wechselmodell“ - Ein Pilotprojekt zu einer alternativen<br />

Betreuungsform nach elterlicher Scheidung (Werneck H., Spies<br />

A., Luftensteiner S., Kollmitzer M., Czerny B.)<br />

5) Do children confuse „what might have been“ with „what might<br />

be“? (Rafetseder E.M., Eckmaier S., Perner J.)


12. april / VorMittaG<br />

Programm III Programm IV<br />

Aula<br />

Eröffnung der 10. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie<br />

Empfang durch das Land Steiermark im Namen von Landeshauptmann Mag. Franz Voves<br />

(Foyer der AULA) (10-10.45Uhr)<br />

HS 15.04<br />

SyMPOSIUM THE TRUTH IS OUT THERE - IN THE TOTALITy OF<br />

EMPIRICAL EvIDENCE: NUTzEN, WERT UND NOTWENDIGKEIT<br />

KUMULATIvER EvIDENz (META-ANALySEN UND SySTEMATI-<br />

SCHE REvIEWS) IN DER PSyCHOLOGISCHEN FORSCHUNG<br />

(Chair: Voracek M.) HS 15.04 (11-12.30 Uhr)<br />

1) Moderatoren des Zusammenhangs zwischen Persönlichkeit<br />

und Vorurteilen: Eine-Meta-Analyse (Proch J., Mitte K., Kämpfe-<br />

Hargrave N.)<br />

2) Der Einfluss meta-analytischer Methoden auf das Ergebnis:<br />

Re-Analyse der vorhandenen Evidenz zur relativen Wirksamkeit<br />

psychologischer Verfahren in der Behandlung der posttraumatischen<br />

Belastungsstörung – Dodo or not? (Tran U.S., Gregor B.)<br />

3) Weniger ist weniger: Ein systematischer Review zur Nutzung<br />

von Grafiken in Meta-Analysen (Schild A., Voracek M.)<br />

4) Erratische Ergebnisse bei Meta-Regressionen: Das Problem<br />

studienautorenspezifischer Aspekte (Stieger St., Voracek M.)<br />

5) Globale IQ-Testnormverschiebungen: Eine Meta-Analyse<br />

(Pietschnig J., Voracek M.)<br />

SyMPOSIUM MIMIK UND AFFEKTREGULIERUNG IN<br />

DyADISCHEN INTERAKTIONEN<br />

(Chairs: Bänninger-Huber E. & Baumann U.) HS 15.04 (12.45-<br />

14.15 Uhr)<br />

1) Negatives mimisch-affektives Verhalten und psychische Störung:<br />

eine Methode zur Differenzierung unterschiedlicher Funktionen<br />

mimischer Affekte in Interaktion (Bock A., Peham D.,<br />

Benecke C.)<br />

2) Interaktive Beziehungsmuster, Beziehungsqualität und subjektiv<br />

erlebte Emotionen in Gesprächen von Paaren über Eifersuchtssituationen<br />

(Schiestl C., Bänninger-Huber E.)<br />

3) Interaktive Regulierung von Schuldgefühlen in face- to- face<br />

Interaktionen: Ein Vergleich zwischen Müttern mit ihren adoleszenten<br />

Töchtern und Vätern mit ihren adoleszenten Söhnen<br />

(Gruber V., Bänninger-Huber E.)<br />

4) Interaktive Beziehungsmuster und psychotherapeutischer<br />

Prozess (Bänninger-Huber E.)<br />

Diskussion der Beiträge: Urs Baumann<br />

Mittagspause (14.15-15.15 Uhr)<br />

HS 15.05<br />

SyMPOSIUM SUBJEKTIvE ENTWICKLUNGSTHEORIEN<br />

üBER DIE LEBENSSPANNE<br />

(Chair: Strasser I.) HS 15.05 (11-12.30 Uhr)<br />

1) Was wissen und denken Eltern über Entwicklung? (Kastner-Koller<br />

U., Deimann P., Abad L., Doganay K.)<br />

2) Das Erleben des Erwachsenwerdens in Abhängigkeit<br />

von der Ausbildung (Sirsch U., Gollubits S., Sramek B.)<br />

3) Die subjektive Wahrnehmung der Wirkweise von Mentor/innen<br />

(Strobl S., Haidinger T., Panhuber Ch., Dreher<br />

E.)<br />

4) Normative und persönliche life scripts junger Erwachsener<br />

(Koch E.)<br />

5) Erfolgreiches Altern aus der Perspektive älterer Erwachsener<br />

(Strasser I.)<br />

SyMPOSIUM ENTWICKLUNGSPSyCHOLOGISCHE KON-<br />

SEqUENzEN vON BEzIEHUNGSERFAHRUNGEN – NEUE<br />

FORSCHUNGSTRENDS AUS DER WIENER ENTWICK-<br />

LUNGSPSyCHOLOGIE<br />

(Chair: Ahnert L.) HS 15.05 (12.45-14.15 Uhr)<br />

1) Die Vater-Kind-Bindung und deren Auswirkung auf die<br />

mentale Entwicklung von Kleinkindern (Ahnert L., Supper<br />

B.)<br />

2) Die Tagesmutter-Kind-Beziehung und deren Bedeutung<br />

für die Empathie-Entwicklung im Kleinkindalter (Supper B.,<br />

Ahnert L., Hammer N.)<br />

3) Die Erzieherinnen-Kind-Bindung und ihr Einfluss auf die<br />

Stressregulation beim Krippeneintritt (Eckstein-Madry T.,<br />

Kappler G., Ahnert L., Datler W.)<br />

4) Die Erzieherinnen-Kind-Beziehungen und ihre Auswirkungen<br />

auf ausgewählte kognitive Verarbeitungsprozesse<br />

von Kindergartenkindern (Milatz A., Ahnert L., Kappler G.,<br />

Schneiderwind J., Fischer R.)<br />

ADVICE TO YOUNG WRITERS FROM AN OLD EDITOR - EINE<br />

VERANSTALTUNG DER ÖSTERREICHISCHEN JUWISS-VER-<br />

TRETUNG SZ 15.21 (14.15-15.15 Uhr)<br />

09:00<br />

11:00<br />

12:30<br />

12:45<br />

14:15<br />

33


15:15<br />

16:45<br />

17:00<br />

19:00<br />

34<br />

12. april / nachMittaG<br />

Programm I Programm II<br />

Aula<br />

SyMPOSIUM LESEN: AKTUELLE NEUROKOGNITIvE FOR-<br />

SCHUNG<br />

(Chair: Richlan F.) AULA (15.15-17 Uhr)<br />

1) Visuelle Worterkennung und das visuelle Wortformareal<br />

(Kronbichler M.)<br />

2) Phonologisch lexikale Entscheidungen bei Kindern mit<br />

Lese-Rechtschreibstörung: Verhaltens- und ERP-Daten<br />

(Hasko S., Groth K., Bruder J., Schulte-Körne G.)<br />

3) Die Rolle des linken ventralen okzipito-temporalen Cortex<br />

in visueller und auditiver Sprachverarbeitung (Ludersdorfer<br />

Ph., Schurz M., Richlan F., Kronbichler M., Wimmer<br />

H.)<br />

4) Was der Leser nicht kennt, frisst er nicht? – Vertrautheit<br />

und Verfremdung im fMRT-Experiment (Bohrn I., Altmann<br />

U., Lubrich O., Menninghaus W., Jacobs A.)<br />

5) Online-Verarbeitung von Redewendungen – eine Cross-<br />

Modale EEG Priming Studie (Braunstein V., Ischebeck A.,<br />

Neuper Ch.)<br />

6) Fixations-korrelierte Auswertung von funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(Richlan F., Gagl B., Hawelka<br />

St., Hutzler F.)<br />

HS 15.14<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN & ERGEBNISSE AUS DER KLINI-<br />

SCHEN PSyCHOLOGIE<br />

(Chair: Schienle A.) HS 15.14 (15.15-16.45 Uhr)<br />

1) Einfluss von erlernter Hilflosigkeit auf neuronale Korrelate der<br />

Fehlerverarbeitung (Pfabigan D., Pintzinger N., Siedek D., Lamm<br />

C., Derntl B., Sailer U.)<br />

2) Non-pharmacological treatment of primary insomnia using<br />

sensorimotor-rhythm neurofeedback (Schabus M., Griessenberger<br />

H., Heib D., Lechinger J., Chwala-Schlegel N., Hödlmoser K.)<br />

3) Die Regulation negativer und positiver Emotionen bei Migränikerinnen<br />

– Eine Fall-Kontroll-Studie mit Implikationen für die<br />

klinisch-psychologische Praxis (König D., Jagsch R., Kryspin-<br />

Exner I.)<br />

4) Dysfunktionale Ärgerverarbeitung im Rahmen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung:<br />

Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />

zwischen Kindern und Erwachsenen (Köchel A.,<br />

Leutgeb V., Schienle A.)<br />

5) Neurobehaviorale Korrelate der Psychotherapie spinnenphobischer<br />

Patientinnen (Leutgeb V., Köchel A., Scharmüller W.,<br />

Schienle A.)<br />

Postersession I (mit Begleitung) (Foyer der HS 15.04 und 15.05) (17-18 Uhr)<br />

Besichtigung des Grazer Schloßbergs (19-23 Uhr) (Schloßberg Graz)


12. april / nachMittaG<br />

Programm III Programm IV<br />

HS 15.04<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN & ERGEBNISSE AUS DER PSy-<br />

CHOLOGISCHEN METHODIK<br />

(Chair: Arendasy M.) HS 15.04 (15.15-16.45 Uhr)<br />

1) Statistikangst, Zustandsangst während einer Prüfung und<br />

akademische Leistung (Macher D., Paechter M., Papousek I.,<br />

Freudenthaler H.H., Ruggeri K., Wimmer S.)<br />

2) Was überprüfen Goodness-of-Fit-Indizes eigentlich: Fehlspezifikationen<br />

im Mess- oder Strukturmodell? (Malirsch N., Heene<br />

M., Rosseel Y., Arendasy M., Bühner M.)<br />

3) Über die Korrelation zwischen Stichprobengröße und Effektstärke:<br />

Warum kleine Studien große Effekte finden und was dagegen<br />

unternommen werden kann (Fritz A., Scherndl Th., Kühberger<br />

A.)<br />

4) Es wäre ein Leichtes: wissenschaftlich ergiebige Nullhypothesen<br />

bezüglich eines Korrelationskoeffizienten zu prüfen (Kubinger<br />

K.D.)<br />

5) Kein Mozart-Effekt für Mathematik: Eine Meta-Analyse (Mohr<br />

E., Pietschnig J., Voracek M.)<br />

MITGLIEDERVERSAMMLUNG DER ÖSTERREICHISCHEN GESELL-<br />

SCHAFT FÜR PSYCHOLOGIE<br />

HS 15.04 18-19Uhr<br />

HS 15.05<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN & ERGEBNISSE AUS DER<br />

PSyCHOLOGISCHEN METHODIK II: qUANTITATIvES &<br />

qUALITATIvES<br />

(Chair: Sommer M.) HS 15.05 (15.15-17 Uhr)<br />

1) Die Anwendbarkeit des Diffusionsmodells auf komplexe<br />

Entscheidungsaufgaben (Gula B., Alexandrowicz R.)<br />

2) Der Einfluss der Verrechnung von ausgelassenen Items<br />

auf die Modellgeltung des Rasch Modells (Hohensinn C. ,<br />

Kubinger K.D.)<br />

3) rr50: Empirische Bewährung einer neuen Methode zur<br />

Ausreißererkennung bei Korrelationsanalysen (Zeldovich<br />

M., Alexandrowicz R., Vitouch O.)<br />

4) Zur Überschätzung von Effektstärken durch Datenaggregation<br />

bei Reaktionszeitexperimenten (Czech P., Muschik<br />

D., Gula B., Wiedermann W., Alexandrowicz R.)<br />

5) Qualitative Daten-Analyse: Die Methode der „Lauten<br />

Vorhersage“ (Brandstätter E., Gußmack M.)<br />

6) Qualitative Inhaltsanalyse - Grundlagen und Weiterentwicklungen<br />

(Mayring Ph.)<br />

Postersession I (mit Begleitung) (Foyer der HS 15.04 und 15.05) (17-18 Uhr)<br />

Besichtigung des Grazer Schloßbergs<br />

(19-23 Uhr) (Schloßberg Graz) frisch, saftig,... Party der<br />

ÖGP-JungwissenschafterInnen (20 Uhr-open<br />

end)<br />

(Klosterwiesgasse 6, 8010 Graz)<br />

15:15<br />

16:45<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

35


09:00<br />

10:30<br />

11:00<br />

12:30<br />

36<br />

13. april / VorMittaG<br />

Programm I Programm II<br />

HS 15.13<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

WOHLBEFINDEN<br />

(Chair: Freudenthaler H.H) HS 15.13 (9-10.30 Uhr)<br />

1) Natur, Gesundheit und Wohlbefinden (Röderer K., Cervinka<br />

R.)<br />

2) „Glücksseminar“ – eine Methode zur Förderung des<br />

Wohlbefindens: Konzeption und Ergebnisse einer Evaluationsstudie<br />

(Taurini E., Laireiter A.-R., Schwaiger-Schrader<br />

B., Siwek-Marcon P.)<br />

3) Erholungspotenzial privater Grünräume (Hämmerle I.,<br />

Cervinka R., Meixner-Katzmann K., Plitzka-Pichler E., Röderer<br />

K.)<br />

4) Technische Lebenszufriedenheit: Beeinflusst Technik<br />

unser Leben und kann man diesen Einfluss messen? Die<br />

Entwicklung eines Messinstrumentes. (Reinprecht K., Vollrath<br />

M., Muhrer E.)<br />

5) Indikatoren zum subjektiven Wohlbefinden bei Kindern<br />

nach dem Tsunami 2004 in Indien: Konzepte der Kinder<br />

und Mütter im Vergleich (Exenberger S., Juen B.)<br />

SyMPOSIUM zUR zAHLENvERARBEITUNG<br />

(Chair: Ischebeck A.) HS 15.13 (11-12.30 Uhr)<br />

1) Abrufen oder Rechnen - Neuronale Korrelate arithmetischer<br />

Problemlösestrategien (Grabner R., Ansari D., De<br />

Smedt, Reishofer G., Koschutnig K., Ebner F.)<br />

2) Blickbewegungen beim strategischen Vergleich von<br />

Bruchzahlen (Weilharter M., Ischebeck A., Körner Ch.)<br />

3) Der verbal-visuell kognitive Stil beim Löseåan von mathematischen<br />

Textaufgaben - eine fMRI-Studie (Zarnhofer<br />

S., Braunstein V., Ebner F., Koschutnig K., Reishofer G.,<br />

Ischebeck A.)<br />

4) Abstrakt oder nicht abstrakt. Neuronale Korrelate der<br />

mentalen Repräsentation von Brüchen und Proportionen<br />

(Ischebeck A., Delazer M., Koschutnig K., Ebner F., Reishofer<br />

G., Neuper Ch.)<br />

5) Symposium zur Zahlenverarbeitung: Entwicklung eines<br />

Fragebogens zur Erhebung des verbal-visuell kognitiven<br />

Stils im Bereich Arithmetik (Hasenhütl B., Zarnhofer S.,<br />

Ischebeck A.)<br />

Mittagspause<br />

(12.30-13.30 Uhr)<br />

HS 15.14<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

KARRIERE, ARBEIT, LEADERSHIP & BETRIEBSKLIMA<br />

(Chair: Jimenez P.) HS 15.14 (9-11.00 Uhr)<br />

1) Feedback für Führungskräfte im Österreichischen Bundesheer<br />

(Langer Ch., Korunka Ch., Kabas Ch.)<br />

2) Voice oder Consistency? Der Einfluss von Power Distance auf<br />

die Wahrnehmung und Reaktion auf prozedurale Gerechtigkeit.<br />

(Jodlbauer S., Streicher B., Batinic B.)<br />

3) Affektives Committment und soziomoralisches Klima in Unternehmen<br />

mit demokratischer versus hierarchischer Entscheidungsstruktur<br />

(Weber W.G., Unterrainer Ch., Iwanowa A.)<br />

4) Der emotional intelligente Self-Leader: emotionale Intelligenz<br />

mediiert die Beziehung zwischen Self-Leadership und der Leistung<br />

in Gruppen (Hiller L.N., Sachse P., Furtner M.)<br />

5) Der Einfluss dispositionaler und situativer Bindungsunsicherheit<br />

auf arbeitsbezogenes Bindungsverhalten (Geser W.)<br />

6) Informationsüberlastung am Arbeitsplatz: Eine Untersuchung<br />

der Determinanten (Sprenger M., Sachse P.)<br />

7) When will they blow my cover: The impostor phenomenon as<br />

a psychological barrier in female university careers (Jöstl G.,<br />

Schober B., Bergsmann E., Lüftenegger M., Spiel Ch.)<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

PHySIOLOGISCHE KORRELATE (Chair: Papousek I.) HS 15.14<br />

(11-12.30 Uhr)<br />

1) Die Physiologie der Erheiterung – der Einfluss akuter positiver<br />

Erregung auf das Herz-Kreislauf-System (Lackner H. K., Weiss E.<br />

M., Hinghofer-Szalkay H., Papousek I.)<br />

2) Neurophysiologische Korrelate der Wirkung sozial-emotionaler<br />

Information (Reiser E.M., Schulter G., Weiss E.M., Fink A.,<br />

Rominger Ch., Papousek I.)<br />

3) Psychologische Einflussfaktoren kardialer Aktivität: Soziale<br />

Interaktion versus Rumination (Gerteis A.K.S., Schwerdtfeger<br />

A.)<br />

4) Who‘s to blame? Attribution style mediates Oxytocin-induced<br />

trust (Pfundmair M., Klackl J., Agroskin D., Jonas E.)<br />

5) Ist ein erhöhter Selbstwert gut fürs Herz? Eine Untersuchung<br />

zum Zusammenhang von Selbstwert und Herzratenvariabilität<br />

im Alltag (Schwerdtfeger A., Scheel S.-M.)


13. april / VorMittaG<br />

Programm III Programm IV<br />

HS 15.04<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN & ERGEBNISSE AUS DER PSy-<br />

CHOLOGISCHEN DIAGNOSTIK<br />

(Chair: Arendasy M.) HS 15.04 (9-10.45 Uhr)<br />

1) Faire Auswahlverfahren führen zu positiven Verhaltensweisen<br />

(Öttl M., Streicher B., Frey D.)<br />

2) Auswirkung der Kombination unterschiedlicher Antwortformate<br />

und Itempositionen in psychologischen Tests (Fuest T., Alexandrowicz<br />

R.)<br />

3) DSB-WS: Ein Inventar zur Erfassung von Prozessen, die zu<br />

Burnout führen – Modifikation und Erweiterung (Winter L.-Ch.,<br />

Jiménez P.)<br />

4) Der Myers-Briggs-Typenindikator® (MBTI) misst mehr als das<br />

Fünf-Faktoren-Modell (Renner W., Menschik-Bendele J., Deakin<br />

P.)<br />

5) Vergleich unterschiedlicher Operationalisierungen der Bestimmung<br />

von Beruflichen Umwelttypen nach dem Modell von Holland<br />

(Heine J.-H., Tarnai Ch., Hartmann F., Langmeyer A.)<br />

6) Gesundheitsbezogene Lebensqualität am Beispiel „Therapie<br />

statt Strafe“: Psychometrischer Vergleich zweier Fragebögen<br />

(Jagsch R., Köchl B.)<br />

SyMPOSIUM DER STEINIGE WEG zUR WEISHEIT: WACHSTUM<br />

UND LERNEN NACH SCHWIERIGEN ERFAHRUNGEN<br />

(Chair: Glück J.) HS 15.04 (11-12.30 Uhr)<br />

1) Positive Bewältigung nach traumatischen Ereignissen (Juen<br />

B, Siller H., Platter S.)<br />

2) Persönliche Reifung nach plötzlichem Verlust von nahen Angehörigen<br />

unter besonderer Berücksichtigung der Schuldwahrnehmung<br />

(Fürstler-Holzer A.)<br />

3) Das MORE Wisdom Model: Die Interaktion von Ressourcen<br />

und Lebensereignissen in der Entwicklung von Weisheit (Glück<br />

J., König S., Naschenweng K., Dorner L., Redzanowski U.)<br />

4) Prozessorientierung und Selbst-Integration in der Entwicklung<br />

von Weisheit (Dorner L.)<br />

5) Lessons to be learned: Life lessons of individuals perceived<br />

as wise (Drewelies J., König S.)<br />

Mittagspause<br />

(12.30-13.30 Uhr)<br />

HS 15.05<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

AKTUELLE FORSCHUNGSERGEBNISSE AUS BERATUNG<br />

& PSyCHOTHERAPIE<br />

(Chair: Leutgeb V.) HS 15.05 (9-10.45 Uhr)<br />

1) Warum reicht sie nie? Die Selbsterfahrung / Eigentherapie<br />

in der Psychotherapieausbildung. (Gerlich K., Leitner<br />

A., Hinterwallner H., Koschier A., Liegl G., Märtens M.)<br />

2) Die subjektiv erlebte Therapiebeziehung als Indikator<br />

für Therapieerfolg und Schutz vor unerwünschten Wirkungen<br />

in der Psychotherapie. Eine Forderung nach mehr<br />

PatientInnenautonomie. (Liegl G., Leitner A., Gerlich K.,<br />

Hinterwallner H., Koschier A., Märtens M.)<br />

3) Soziale Unterstützung und Psychotherapie – Äquivalente<br />

Funktionen und Ergebnisse? (Laireiter A.-R., Röder M.)<br />

4) Laieninterventionen für Asylsuchende, Flüchtlinge und<br />

ArbeitsmigrantInnen: die differentiellen Effekte von Selbsthilfegruppen<br />

und Coachings im Vergleich zu dolmetschergestützter<br />

Psychotherapie – quantitative und qualitative<br />

Ergebnisse (Renner W., Juen B., Siller H.)<br />

5) Eigeninteresse im Beratungsprozess: Welche expliziten<br />

und impliziten Strategien sind im Einsatz? (Jodlbauer B.,<br />

Jonas E.)<br />

SyMPOSIUM FÖRDERUNG vON SPRACHLICHEN UND<br />

SCHRIFTSPRACHLICHEN FäHIGKEITEN BEI KINDERN<br />

MIT DEUTSCH ALS ERST- UND zWEITSPRACHE<br />

(Chairs: Gasteiger-Klicpera B. & Schwab S.) HS 15.05 (11-<br />

12.30 Uhr)<br />

1) Effekte sprachlicher Förderung sowie ethnischer, kultureller<br />

und sozialer Aspekte auf sprachliche Lernzuwächse<br />

im Vorschulalter (Schwab S., Gasteiger-Klicpera B., Riemenschneider<br />

I., Knapp W., Kucharz D.)<br />

2) Einflüsse von sozialen und kognitiven Variablen auf den<br />

Erwerb des Lesens in den ersten Grundschulklassen (Gasteiger<br />

Klicpera B., Schwab S., Knapp W., Kucharz D.)<br />

3) Leseentwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund<br />

in einer kombinierten Lese- und Sprachförderung (Fischer<br />

U.)<br />

4) Morphembasierte Förderung schriftsprachlicher Kompetenzen<br />

von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (Rohrer<br />

St., Vogl J., Purgstaller Ch., Kargl R., Fink A.)<br />

09:10<br />

10:45<br />

11:00<br />

12:30<br />

37


13:30<br />

15:00<br />

15:30<br />

19:00<br />

38<br />

13. april / nachMittaG<br />

Programm I Programm II<br />

HS 15.13<br />

HS 15.14<br />

SyMPOSIUM AKTUELLE TRENDS IN DER NEUROWISSEN-<br />

SCHAFTLICHEN LEHR- UND LERNFORSCHUNG<br />

(Chair: Grabner R.) HS 15.13 (13.30-15.15 Uhr)<br />

1) Grenzen und Möglichkeiten eines Trainings von Arbeitsgedächtnisprozessen:<br />

Eine EEG-Studie (Nussbaumer D.,<br />

Grabner R., Schneider M., Stern E.)<br />

2) Macht Sport schlau? Einfluss kurzer moderater Sportintervention<br />

auf das Arbeitsgedächtnis (Koschutnig K.,<br />

Schweitzer K., Reishofer G., Müller W., Ebner F., Neuper<br />

Ch.)<br />

3) Kreativität und kognitive Stimulation (Fink A., Benedek<br />

M. , Koschutnig K., Reishofer G., Papousek I., Weiss E.)<br />

4) Geschlechterbezogene Unterschiede in der mentalen<br />

Rotation und ihre Verringerung durch neue Perspektiven<br />

sowie Training: eine neurophysiologische Studie (Bergner<br />

S., Neubauer A.)<br />

5) Kognitive Kosten im bilingualen Mathematikunterricht:<br />

Ergebnisse einer Schulstudie und einer fMRT-Studie (Saalbach<br />

H., Grabner R., Eckstein D.)<br />

vORTRäGE DER NEUBERUFENEN: ANSORGE U.,<br />

HUTzLER F., LAMM C., WILHELM F., LANDERL K.,<br />

SCHWERDTFEGER A.<br />

HS 15.13 (15.30-17.45 Uhr)<br />

1) Visuelle Aufmerksamkeit und Bewusstsein (Ansorge<br />

U.)<br />

2) Leseforschung und Leseschwäche (Hutzler F.)<br />

3) Soziale Neurowissenschaften - eine Kurzvorstellung<br />

(Lamm C.)<br />

4) Entwicklung der Zahlenverarbeitung (Landerl K.)<br />

5) Psychophysiologie psychosozialer Ressourcen<br />

(Schwerdtfeger A.)<br />

6) Wie Ätiologie- und Therapieforschung wirkungsvoll<br />

ineinandergreifen (Wilhelm F.H.)<br />

SyMPOSIUM DIE BEDEUTUNG DES EEG-ALPHABANDES FüR<br />

KOGNITIvE PROzESSE<br />

(Chairs: Klimesch W. & Neubauer A.) HS 15.14 (13.30-15.00<br />

Uhr)<br />

1) Jenseits von ‚Phase-reset‘ – Über den Zusammenhang zwischen<br />

Alpha-Oszillationen und frühen, sensorischen Ereigniskorrelierten-Potentialen<br />

(EKPs) (Fellinger R., Zauner A., Klimesch<br />

W.)<br />

2) Kognitive Verarbeitungsmodi im kreativen Denken und deren<br />

neurophysiologische Korrelate (Jauk E., Benedek M., Neubauer<br />

A.)<br />

3) Die Untersuchung der Neuralen Effizienz unter Berücksichtigung<br />

des Stereotype Threat Effekts - eine EEG Studie (Dunst B.,<br />

Bergner S., Benedek M., Neubauer A.)<br />

4) Wird Attentional Blink durch Alpha-Entrainment verursacht?<br />

(Zauner A., Fellinger R., Klimesch W.)<br />

Steirischer Gesellschaftsabend im Landhaus-Keller<br />

(Landhaus-Keller, Schmiedgasse 6, 8010 Graz) (19-23Uhr)<br />

Der Selbstkostenbeitrag für den Steirischen Gesellschaftsabend beträgt €49. Dieser beinhaltet ein dreigängiges<br />

Menü mit Auswahl aus zwei Hauptgängen sowie die Getränke (Mineralwasser, ausgewählte Rot- und Weißweine,<br />

Bier, Softdrinks und Kaffee).


13. april / nachMittaG<br />

Programm III Programm IV<br />

HS 15.04<br />

SyMPOSIUM ITEM RESPONSE MODELLE: WEITERENTWICK-<br />

LUNG, üBERPRüFUNG UND ANWENDUNG<br />

(Chair: Koller I.) HS 15.04 (13.30-15.00 Uhr)<br />

1) Simulation von Datenmatrizen mit fixen Randsummen (Gruber<br />

K., Hatzinger R.)<br />

2) Exakte Tests für das Rasch Modell unter besonderer Berücksichtigung<br />

von lokal stochastischer Unabhängigkeit (Koller I.,<br />

Hatzinger R.)<br />

3) Neues in eRm (ein R-Paket für ‚extended Rasch modeling‘)<br />

(Maier M., Hatzinger R., Rusch Th., Mair P.)<br />

4) Ein Vergleich verschiedener Algorithmen zur Behandlung fehlender<br />

Werte bei der Überprüfung von Rasch-Modellen (Alexandrowicz<br />

R.)<br />

5) Untersuchung der Dimensionalität eines Suizid-Fragebogens<br />

mittels Mokken-Analyse und konfirmatorischer Faktorenanalyse<br />

(Nader I. W., Tran U. S., Baranyai P., Voracek M.)<br />

FORSCHUNGSREFERAT: PSyCHOMETRISCHE EIGENSCHAF-<br />

TEN DES SPFS FüR EMPATHIE UNTER ANWENDUNG DES<br />

PARTIAL CREDIT MODELLS<br />

(Koller I., Lamm C.) HS 15.04 (15.00-15.15 Uhr)<br />

HS 15.05<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

DAS INDIvIDUUM IN UNTERSCHIEDLICHEN SOzIALEN<br />

SETTINGS<br />

(Chair: Aydin N.) HS 15.05 (13.30-15.00 Uhr)<br />

1) From segregation and assimilation to a multicultural society.<br />

(Golla A., Wutti D., Ottomeyer K.)<br />

2) Wie gut ist die Integration von „IntegrationsschülerInnen“?<br />

Ein empirisch fundierter Diskussionsbeitrag. (Rossmann<br />

P., Gebhardt M., Gasteiger-Klicpera B., Weindl A.,<br />

Roloff C.)<br />

3) Implementierungstreue und aktive Teilnahme von Lehrkräften<br />

als Voraussetzungen für die Wirksamkeit schulischer<br />

Gewaltpräventionsprogramme (Schultes M.-T., Stefanek<br />

E., van de Schoot R., Strohmeier D., Spiel Ch.)<br />

4) Intellektuelle Beeinträchtigung und Borderline-Intelligenz<br />

im Strafvollzug Österreichs (Purzner J., Weber G.)<br />

5) Konsequenzen von Machtwechseln in der Steuerbehörde<br />

auf das Steuerverhalten: Eine experimentelle Überprüfung<br />

des Slippery Slope Frameworks (Hofmann E., Gangl<br />

K., Kirchler E.)<br />

Steirischer Gesellschaftsabend im Landhaus-Keller<br />

(Landhaus-Keller, Schmiedgasse 6, 8010 Graz) (19-23Uhr)<br />

Der Selbstkostenbeitrag für den Steirischen Gesellschaftsabend beträgt €49. Dieser beinhaltet ein dreigängiges<br />

Menü mit Auswahl aus zwei Hauptgängen sowie die Getränke (Mineralwasser, ausgewählte Rot- und Weißweine,<br />

Bier, Softdrinks und Kaffee).<br />

13:30<br />

15:00<br />

15:15<br />

19:00<br />

39


10:00<br />

11:30<br />

11:45<br />

13:00<br />

40<br />

14. april / VorMittaG<br />

Programm I Programm II<br />

HS 15.13<br />

SyMPOSIUM UMWELTPSyCHOLOGIE IN DER ANWEN-<br />

DUNG<br />

(Chair: Keul) HS 15.13 (10-11.30 Uhr)<br />

1) Freiräume bei Kliniken im transdisziplinären Fokus (Cervinka<br />

R., Röderer K., Hämmerle I., Hemmelmeier-Händel<br />

B., Lhotka R.)<br />

2) Ästhetik und Ausdruckswirkung von Bauwerken (Maderthaner,<br />

R.)<br />

3) Sozialwissenschaftliche Evaluation der Passivhauswohnanlage<br />

Lodenareal / Innsbruck (Suschek-Berger J.)<br />

4) Wohnzufriedenheit im Passivhaus (Keul A., Salzmann<br />

R.)<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

GEHIRN-COMPUTER SCHNITTSTELLE: NEURONALE vER-<br />

ARBEITUNG & STEUERUNG<br />

(Chair: Wood G.) HS 15.13 (11.45-13.00 Uhr)<br />

1) Verschiedene mentale Strategien zur Steigerung der<br />

Leistung und Benutzerfreundlichkeit von Brain-Computer<br />

Interfaces (Friedrich E., Scherer R., Neuper Ch.)<br />

2) Entwicklung eines hämodynamischen Brain-Computer<br />

Interface durch Nah-Infrarot Spektroskopie (Stangl M.,<br />

Neuper Ch.)<br />

3) Predicting the predictable: The effect of proficiency on<br />

lexical-semantic processing strategies in adult L2 learners<br />

(Freunberger D., Haider H., Roehm D.)<br />

4) Predictive and semantic processing in Austrian sign language<br />

(ÖGS): An ERP study (Krebs J., Roehm D.)<br />

Mittagspause<br />

(13.00-14.00 Uhr)<br />

HS 15.14<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

GELD & STEUERN<br />

(Chair: Mikula G.) HS 15.14 (10-11.30 Uhr)<br />

1) Mental Accounting bei selbstständigen SteuerzahlerInnen:<br />

Determinanten und Konsequenzen der mentalen Segregation<br />

des Steueranteils vom Bruttoeinkommen (Muehlbacher S.,<br />

Kirchler E.)<br />

2) Macht und Vertrauen als Determinanten von Steuerehrlichkeit:<br />

Eine länderübergreifende Studie zur Überprüfung des Slippery<br />

Slope-Frameworks (Kogler Ch., Kirchler E., Batrancea L.,<br />

Belianin A., Nichita A., Pántya J.)<br />

3) Die Dynamik von Macht und Vertrauen im „Slippery Slope<br />

Framework“ und ihr Einfluss auf das Steuerklima (Gangl K., Hofmann<br />

E., Pollai M., Kirchler E.)<br />

4) “Moneyvellianismus?” Wie Geld und soziale Stimuli prosoziales<br />

Verhalten beeinflussen (Pitters J., Oberlechner T.)<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

AUF BEDüRFNISSE EINGEHEN (MIT BESONDERER BERüCK-<br />

SICHTIGUNG vON ALTER & KOGNITIvER BEEINTRäCHTI-<br />

GUNG)<br />

(Chair: Weiss E.) HS 15.14 (11.45-13.00 Uhr)<br />

1) Lebensqualität bei älteren Personen mit unterschiedlichem<br />

Schweregrad von kognitiver Beeinträchtigung (Weiss E., Papousek<br />

.I, Fink A., Marksteiner J., Deisenhammer E.)<br />

2) Ein Gesundheitsmodell für Menschen mit und ohne intellektuelle<br />

Behinderung (Brehmer-Rinderer B., Weber G.)<br />

3) Qualitative Analysen von Lernstrategien im Alter: Ein Beitrag<br />

zur neuropsychologischen Diagnostik von Demenzerkrankungen?<br />

(Moser B., Weiss E.)<br />

4) „GER-N“ Geriatrische Nachsorge im Krankenhaus Waiern<br />

(Österreich) - Ein ambulantes Nachsorgeangebot für geriatrische<br />

Patient/inn/en. (Gaugeler R., Jenull B., Salem I., Menschik-<br />

Bendele J.)


14. april / VorMittaG<br />

Programm III Programm IV<br />

HS 15.04<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

AUFMERKSAMKEIT: GRUNDLAGEN & IHRE ANWENDUNG IN<br />

DER vERKEHRSPSyCHOLOGIE<br />

(Chair: Neubauer A.) HS 15.04 (10-11.30 Uhr)<br />

1) Aufmerksamkeitsprozesse - Kapazitäten und Grenzen (von<br />

Gehlen J., Sachse P.)<br />

2) Einsatz eines mehrdimensionalen Ansatzes in der Produktentwicklung<br />

am Beispiel der Geräuschqualität des Blinkergeräusches<br />

(Wagner V., Kallus K.W.)<br />

3) Das Verhalten des Menschen unter dem Einfluss hoch automatisierter<br />

Systeme im Fahrzeug (Muhrer E., Reinprecht K.,<br />

Vollrath M.)<br />

4) Die Effekte eines kritischen Ereignisses auf das visuelle<br />

Suchverhalten von FahrerInnen in einer simulierten Verkehrsumgebung<br />

(Reinprecht K., Muhrer E., Vollrath M.)<br />

5) Psychologische Eignungsuntersuchungen bei Triebfahrzeugführern<br />

und Zugbegleitern (Nechtelberger M., Kanzler B., Hasanovic<br />

A.)<br />

SyMPOSIUM KONzEPTIONIERUNG UND ENTWICKLUNG vON<br />

WISSENSCHAFTLICH GEPRüFTEN qUALITäTSKRITERIEN IN<br />

DER PSyCHOLOGIE<br />

(Chair: Jiménez P.) HS 15.04 (11.45-13.00 Uhr)<br />

1) Entwicklung von Qualitätskriterien für „grüne“ Materialien und<br />

Technologien (Dunkl A., Jimenez P., Eibel K., Grote V., Kelz Ch.,<br />

Moser M.)<br />

2) Symposium Konzeptionierung und Entwicklung von wissenschaftlich<br />

geprüften Qualitätskriterien in der Psychologie: Gesundheitliche<br />

Auswirkungen baubiologisch optimierter Innenräume<br />

3) Qualitätskriterien für AnbieterInnen gesundheitspräventiver<br />

Dienstleistungen (Jimenez P., Eibel K., Dunkl A., Ratswohl A.)<br />

4) Qualitätskriterien für AnbieterInnen gesundheitspräventiver<br />

Dienstleistungen (Qualitätskriterien für die Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

– Vorstellung eines Normenprojektes) (Vetter M.,<br />

Jimenez P.)<br />

HS 15.05<br />

POSTERSESSION II (FOyER DER HS 15.04 UND 15.05) (9-10UHR)<br />

Mittagspause<br />

(13.00-14.00 Uhr)<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

AKTUELLE FORSCHUNGSERGEBNISSE AUS DER ENT-<br />

SCHEIDUNGSFORSCHUNG<br />

(Chair: Ischebeck A.) HS 15.05 (10-11.30 Uhr)<br />

1) Entscheidungen und deren Vorhersagen: Unterschiede<br />

und Gemeinsamkeiten aus Prozessperspektive (Scherndl<br />

Th., Kühberger A.)<br />

2) Neurophysiologische Korrelate selektiver Informationssuche<br />

nach Entscheidungen (Vogrincic C., Fischer P.,<br />

Ischebeck A., Klackl J., Athenstaedt U.)<br />

3) Der Einfluss negativer Emotionen und unvollständigen<br />

Cue-Wissens auf die Wahl von Entscheidungsstrategien<br />

(Gula B., Vitouch O.)<br />

4) Vorhersage irrationaler Entscheidungen (Bazinger C.,<br />

Kühberger A.)<br />

5) Mental Accounting in Konsumentscheidungen: Der Einfluss<br />

unterschiedlicher Einnahmequellen auf das Ausgabeverhalten<br />

(Hartl B., Mühlbacher St., Kirchler E.)<br />

vORTRAG DER/DES PREISTRäGER/IN DES ÖGP-DIS-<br />

SERTATIONSPREISES<br />

HS 15.05 (12-12.30 Uhr)<br />

09:00<br />

10:00<br />

11:30<br />

11:45<br />

12:00<br />

12:30<br />

13:00<br />

41


14:00<br />

15:30<br />

17:00<br />

42<br />

14. april / nachMittaG<br />

Programm I Programm II<br />

HS 15.13<br />

HS 15.14<br />

FORSCHUNGSREFERATE:<br />

NEURONALE KORRELATE (Chair: Weiss E.) HS 15.13 (14-<br />

15.30 Uhr)<br />

1) Faces vs. Symbols – Impact of feedback type on brain<br />

potentials during feedback processing (Zeiler M., Pfabigan<br />

D., Sailer U.)<br />

2) Neuronale Unterschiede zwischen Stimulus-Konflikt<br />

und unserem subjektiven Konflikt-Empfinden (Zimmer U.,<br />

Woldorff M. G.)<br />

3) Dynamics of brain processing during mental imagery<br />

(Tomova L., Riecansky I.)<br />

4) Sleep spindles and its relation to cognitive performance<br />

in children (Hoedlmoser K., Roell J., Peigneux Ph., Klimesch<br />

W., Schabus M.)<br />

ANGEWANDTE FORSCHUNG: SPEzIELLE KAPITEL<br />

(Chair: Vitouch O.) HS 15.14 (14-15.30 Uhr)<br />

1) “Hit Science Rocks”: Was bestimmt die subjektiv wahrgenommene<br />

Qualität von “hit riffs”? (Sobe B., Vitouch O.)<br />

2) Overconfidence in Sportwetten: Die Rolle von Expertise, Wichtigkeit<br />

des Themas und Zufallswahrnehmungen (Oberlechner<br />

Th., Pitters J., Baillie D.)<br />

3) Der Einfluss des genetischen Polymorphismus COMT Val-<br />

158Met und der Aufmerksamkeitsleistung auf die Empfänglichkeit<br />

für Hypnose und den Glauben an Paranormales. (Rominger<br />

Ch., Papousek I., Parson W., Niederstätter H., Nagl S., Weiss<br />

E. M.)<br />

4) Expressives Schreiben als Bewältigungsstrategie im Alltag.<br />

Eine explorative Studie (Anton-Rupert L., Goltsche J.)<br />

5) Wie sieht Josef K. aus? Zum Mental Imagery literarischer<br />

Figuren (Miketta St., Vitouch O.)<br />

6) Die Rolle des kindlichen Verständnisses und Bewusstseins<br />

von mentalen Zuständen für die Diagnose und Behandlung<br />

der Posttraumatischer Belastungsstörung und Angststörungen<br />

(Sprung M.)<br />

„Abschied auf steirisch“ - Empfang durch den Bürgermeister Mag. Siegfried<br />

Nagl im Rathaus der Stadt Graz<br />

(Rathaus, Hauptplatz 1, 8010 Graz)


14. april / nachMittaG<br />

Programm III Programm IV<br />

HS 15.04<br />

ANGEWANDTE FORSCHUNG: SPEzIELLE KAPITEL II<br />

(Chair: Körner C.) HS 15.04 (14-15.30 Uhr)<br />

1) Intrinsische Motivation und implizite Selbstregulation (Hanfstingl<br />

B.)<br />

2) Wie wirkt der visuelle Szenekontext auf die visuelle Objekterkennung?<br />

(Heise N., Ansorge U.)<br />

3) Komplexer als bisher gedacht: Neue Einsichten in die optimale<br />

Vorgabe des Initial Preference Tasks. (Burger Ch., Stieger<br />

St.)<br />

4) Das lachende Auge der Freiheitseinschränkung - Aktivierende<br />

Effekte psychologischer Reaktanz (Steindl Ch., Jonas E.)<br />

5) „Erholsame Landschaft“ – Die Lieblingsplätze von Bäuerinnen<br />

und Bauern in der Natur (Scholz E., Suske W., Maurer J.,<br />

Cervinka R.)<br />

HS 15.05<br />

INFORMATIONSvERANSTALTUNG<br />

HS 15.05 (14-16 Uhr)<br />

„Abschied auf steirisch“ - Empfang durch den Bürgermeister Mag. Siegfried<br />

Nagl im Rathaus der Stadt Graz<br />

(Rathaus, Hauptplatz 1, 8010 Graz)<br />

Berufspolitische Entwicklungen in Österreich (Diskussion:<br />

Kallus K.W., Juen B., Kabas Ch.)<br />

14:00<br />

15:30<br />

17:00<br />

43


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45


aUla<br />

symPosium zum inTeruniVersiTären forschungsschwerPunkT „gehirn<br />

und VerhalTen“<br />

chairs: weiss elisabeth M., ischebecK anja, FinK andreas<br />

Der interuniversitäre Forschungsschwerpunkt „Gehirn<br />

und Verhalten“ zeichnet sich durch die Kombination<br />

von empirisch-verhaltenswissenschaftlichen<br />

und neurowissenschaftlichen Methoden aus. Neue<br />

Technologien der Gehirnforschung werden mit innovativen<br />

Simulationseinrichtungen und behavioralen<br />

Mess- und Beobachtungsverfahren kombiniert,<br />

um ein umfassenderes und grundlegenderes<br />

Verständnis über mögliche kognitive, psychologische,<br />

physiologische und neuronale Mechanismen<br />

menschlicher Merkmale zu erzielen. Dabei arbeiten<br />

über 20 Forschungsgruppen aus verschiedenen Instituten<br />

der Karl-Franzens-Universität, der Medizinischen<br />

Universität und der TU-Graz in einem offenen<br />

Netzwerk zusammen und vereinen dabei ein breites<br />

Spektrum an Methoden, das von der Pharmazie und<br />

Genetik über die Untersuchung der morphologischen<br />

und funktionellen Struktur des Gehirns bis hin<br />

zu übergreifenden Fragen nach der menschlichen<br />

Natur reicht. Im Symposium „Gehirn und Verhalten“<br />

soll durch die Präsentation ausgewählter empirischer<br />

Beiträge das breite Spektrum der inhaltlichen<br />

Schwerpunkte dieses interdisziplinär ausgerichteten<br />

Forschungsschwerpunktes vorgestellt werden.<br />

rechtschreibschwäche: VeränderUnG in der strUKtUr Und FUnKtion<br />

des Gehirns dUrch traininG<br />

Hintergrund: Bisherige Studien in englischsprachigen<br />

Stichproben legen nahe, dass gezielte Interventionen<br />

die Gehirnfunktion in sprachrelevanten Netzwerken<br />

bei lese-rechtschreibschwachen Kindern<br />

verändern können. Allerdings lag das Hauptaugenmerk<br />

dieser Forschung primär auf der Leseschwäche.<br />

Nur wenige Studien untersuchten spezifische<br />

neuronale Charakteristika bei Kindern mit Rechtschreibschwäche<br />

und deren Veränderbarkeit durch<br />

Training.<br />

Methode: Wir untersuchten den Effekt eines morphembasierten<br />

Trainings auf die Struktur und<br />

Funktion des Gehirns bei 20 deutschsprachigen,<br />

rechtschreibschwachen Kindern (unterteilt in Trainings-<br />

und Wartegruppe), sowie einer Kontrollgruppe<br />

(N = 10) mit durchschnittlichen Rechtschreibleistungen,<br />

mittels wiederholter diffusionsgewichteter<br />

Bildgebung (DTI) und funktioneller Magnetreso-<br />

12. april<br />

Gebauer Daniela 1,2 , Fink Andreas 2 , Filippini Nicola 3,6 , Johansen-Berg Heidi 3 , Kargl Reinhard 4 , Reishofer<br />

Gernot 5 , Koschutnig Karl 2 , Purgstaller Christian 4 , Fazekas Franz 1 , Enzinger Christian 1,5<br />

1 Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Graz, Österreich; 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-<br />

Universität Graz, Österreich; 3 fMRIB centre, University of Oxford, England; 4 Institute for Reading and Spelling in Graz,<br />

Österreich; 5 Universitätsklinik für Radiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich; 6 Department of Psychiatry,<br />

University of Oxford, England<br />

nanztomographie (fMRI).<br />

Ergebnisse: Vor dem Training wurden keine Unterschiede<br />

in der weißen Substanz zwischen beiden<br />

rechtschreibschwachen Gruppen gefunden. Signifikante<br />

Unterschiede zeigten sich zwischen der Kontrollgruppe<br />

und den rechtschreibschwachen Gruppen<br />

in der Integrität der weißen Substanz in der rechten<br />

Hemisphäre (superior corona radiata (SCR), posterior<br />

limb of internal capsule, superior longitudinal<br />

fasciculus).<br />

Funktionell wiesen Kinder mit Rechtschreibschwäche<br />

vor dem Training (verglichen zur Kontrollgruppe)<br />

eine stärkere Aktivierung frontal medial und in<br />

der rechten Hemisphäre, sowie eine geringere Aktivierung<br />

in links okzipito-temporalen Regionen während<br />

der Bearbeitung von orthographischen Aufgaben<br />

auf.<br />

47


48<br />

Nach einem fünfwöchigen Training verbesserten<br />

sich die Rechtschreibleistung und das Leseverständnis<br />

in der Trainingsgruppe, einhergehend mit einer<br />

verbesserten Integrität der weißen Substanz (Anstieg<br />

der fraktionellen Anisotropie und Abnahme<br />

der radialen Diffusion) in der rechten Hemisphäre<br />

(verglichen mit Kontrollen). Überraschenderweise<br />

ergab der Vergleich zwischen Trainings- und Wartegruppe<br />

nur eine signifikante Abnahme der mittleren<br />

Diffusion in der rechten SCR.<br />

Funktionell wurde in der Trainingsgruppe eine gesteigerte<br />

Aktivierung links temporal, in parahippocampalen<br />

und hippocampalen Regionen beobachtet.<br />

Im Gegensatz dazu zeigte die Wartegruppe eine gesteigerte<br />

Aktivierung in rechts posterioren Regionen.<br />

Konklusion: Die strukturellen Befunde legen nahe,<br />

dass Rechtschreibschwäche mit Unterschieden in<br />

der Integrität der weißen Substanz in der rechten<br />

Hemisphäre einhergeht. Des Weiteren fanden wir<br />

erste Hinweise, dass ein erfolgreiches Rechtschreibtraining<br />

mit Veränderungen in der weißen Substanz<br />

assoziiert ist. Die funktionellen Ergebnisse deuten<br />

auf eine stärkere rechtshemisphärische Aktivierung<br />

bei Rechtschreibschwäche hin. Die veränderte Gehirnaktivierung<br />

in der Trainingsgruppe weist auf<br />

den Abruf einer neu erlernten morphem-basierten<br />

Strategie hin.<br />

neUronale Korrelate Motorischen lernens dUrch aUsFührUnG Und<br />

Mentale VorstellUnG<br />

aUla<br />

Ischebeck Anja 1 , Neururer Cornelia 1 , Koschutnig Karl 1 , Reishofer Gernot 2 , Ebner Franz 3 , Neuper<br />

Christa 1,4<br />

1 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Universitätsklinik für Radiologie, Medizinische Universität<br />

Graz, Österreich; 3 Klinische Abteilung für Neuroradiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich; 4 Institut<br />

für Semantische Datenanalyse, Technische Universität Graz, Österreich<br />

Neue Bewegungsabläufe werden nicht nur durch<br />

motorische Ausführung, sondern auch durch deren<br />

mentale Vorstellung erlernt. Bildgebende Verfahren<br />

haben gezeigt, dass die Ausführung und Vorstellung<br />

von Bewegungen ähnliche neuronale Regionen aktivieren.<br />

Das Ziel der vorliegenden Studie war es, den Verlauf<br />

des motorischen Lernens innerhalb einer einzigen<br />

Scannersitzung zu verfolgen, indem selten und häufig<br />

wiederholte Fingersequenzen miteinander verglichen<br />

wurden. Zusätzlich wurde untersucht, wie sich<br />

die individuelle motorische Vorstellungsfähigkeit<br />

auf die neuronalen Korrelate der motorischen Ausführung<br />

und Vorstellung und/oder das Lernen neuer<br />

motorischer Abläufe auswirkt. Es zeigte sich, dass<br />

die Ausführung und Vorstellung von häufig dargebotenen<br />

Fingersequenzen zu einem Lerneffekt geführt<br />

hat mit geringeren Fehlerraten und einer Abnahme<br />

der Aktivierung im Cerebellum, in frontalen, parietalen,<br />

temporalen und okzipitalen Regionen sowie<br />

im Hippocampus und der Insula. Personen mit einer<br />

hohen und niedrigen Vorstellungsfähigkeit unter-<br />

12. april<br />

schieden sich. Personen mit einer hohen mentalen<br />

Vorstellungsfähigkeit zeigten eine stärkere Aktivierung<br />

des prämotorischen und cingulären Kortex. Es<br />

zeigte sich auch ein unterschiedlicher Lerneffekt.<br />

Bei Personen mit einer hohen Vorstellungsfähigkeit<br />

führten häufig dargebotene Fingersequenzen zu einer<br />

Abnahme der Aktivierung in prämotorischen<br />

Regionen, während bei Personen mit einer niedrigen<br />

Vorstellungsfähigkeit eine Abnahme in präfrontalen<br />

Regionen zu beobachten war.


die FUnKtionale bedeUtUnG der eeG- alphasynchronisation beiM Kre-<br />

atiVen denKen<br />

aUla<br />

Benedek Mathias 1 , Fink Andreas 2 , Neubauer Aljoscha C. 1<br />

1 Arbeitsbereich Differentielle Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Arbeitsbereich<br />

Biologische Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Die Synchronisation der EEG Alphaaktivität wurde<br />

ursprünglich mit kortikaler Inaktivität in Zusammenhang<br />

gebracht. Nach neueren Erkenntnissen<br />

kann eine aufgabenbezogene Alphasynchronisation<br />

aber auch einerseits ein Anzeichen von internaler<br />

(top-down) Informationsverarbeitung oder andererseits<br />

von kreativen Denkprozessen sein. Das<br />

Ziel dieser Studie war es zu überprüfen in welchem<br />

Ausmaß Alphasynchronisation auf internale Informationsverarbeitung<br />

oder auf spezifische kognitive<br />

Prozesse beim kreativen Denken zurückzuführen<br />

ist. Zu diesem Zweck wurde das EEG während einer<br />

konvergenten und einer divergenten Aufgabe<br />

aufgezeichnet, welche jeweils entweder mit einem<br />

geringen oder mit einem hohen Ausmaß internaler<br />

Informationsverarbeitung zu bearbeiten waren. Ein<br />

hohes Ausmaß internaler Informationsverarbeitung<br />

wurde realisiert indem der Reiz nach der Enkodierung<br />

ausgeblendet wurde. Es zeigte sich, dass frontale<br />

Alphasynchronisation bei konvergenten und<br />

divergenten Aufgaben nur in der Bedingung der internalen<br />

(top-down) Informationsverarbeitung auftritt,<br />

nicht jedoch wenn eine bottom-up Reizverarbeitung<br />

zugelassen wird. Daraus kann geschlossen<br />

werden, dass frontale Alphasynchronisation vermutlich<br />

kein Anzeichen spezifisch kreativer Denkprozesse<br />

ist, sondern ein Anzeichen erhöhter top-down<br />

Informationsverarbeitung. Der Zusammenhang von<br />

Kreativität und Alphasynchronisation ist demnach<br />

wohl vor allem auf die zentrale Rolle von top-down<br />

Verarbeitungsprozessen beim kreativen Denken zurückzuführen.<br />

assessMent oF synaptosoMal serotonin re-UptaKe inhibitory (ssri)<br />

actiVity oF acylphloroGlUcinol deriVatiVes FroM hypericUM (coMMon<br />

st. john’s wort)<br />

Secondary metabolites belonging to the class of<br />

acylphloroglucinol derivatives, the most abundant<br />

being hyperforin (ca. 2-4.5%) and adhyperforin (0.2-<br />

1.9%), are found in lipophilic extracts of the flowers<br />

of common St. John’s wort (SJW, Hypericum perforatum<br />

L., Hypericaceae). Extracts of this important<br />

medicinal plant are sold to treat mild to moderate<br />

depression, and have been demonstrated in systematic<br />

reviews to be as effective as some synthetic<br />

antidepressant drugs in the short-term treatment of<br />

depressive disorders (1) . SJW extracts and the identified<br />

active component, hyperforin, have been shown<br />

to inhibit the re-uptake of several neurotransmitters<br />

such as serotonin, noradrenaline, dopamine, glutamate,<br />

and gamma-aminobutyric acid, although not<br />

all mechanisms of action have been as yet identified<br />

(2) . Due to the unstable and labile nature of hyperfo-<br />

12. april<br />

Crockett Sara L. 1 , Fehske Christian 2 , Leuner Kristina 2 , Müller Walter 2<br />

1 Institute for Pharmaceutical Sciences, Department of Pharmacognosy, Karl-Franzens-University Graz, Austria; 2 Center<br />

for Drug Research, Development and Safety (ZAFES), Institute for Interdisciplinary Pharmacology, Clinic of the Johann<br />

Wolfgang Goethe-University Frankfurt, Germany<br />

rin, which is sensitive to heat, light and oxidation, a<br />

significant interest has arisen in the identification of<br />

structurally-related molecules that retain bioactivity.<br />

Five acylphloroglucinol derivatives, which share<br />

various structural elements in common with hyperforin,<br />

were isolated from Hypericum species native<br />

to North America and tested for their in vitro synaptosomal<br />

serotonin re-uptake inhibitory (SSRI) activity.<br />

Although none of the substances tested showed<br />

SSRI activity at the maximum concentration tested<br />

(100 µM), as compared to 100% inhibition of the<br />

target by the positive control hyperforin (at both 100<br />

µM and 10 µM), this study allowed us to test specific<br />

hypotheses related to structure-activity.<br />

1. Linde K, Berner MM, Kriston L. St John’s wort for major depression. Cochrane Database Syst Rev.<br />

2008; CD000448.<br />

2. Nahrstedt A, Butterweck V. Lessons Learned from Herbal Medicinal Products: The Example of St.<br />

John’s Wort. J. Nat. Prod., 2010, 73, 1015–1021.<br />

49


50<br />

aUla<br />

aUswirKUnG Von selbstwertbedrohUnG aUF die selbstzUschreibUnG<br />

Mittels positiVer Und neGatiVer eiGenschaFten: eine FMri stUdie<br />

Höfler Andreas, Athenstaedt Ursula, Ischebeck Anja<br />

Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Unsere Selbstwahrnehmung ist wesentlich für psychologisches<br />

Wohlbefinden, wobei die positive<br />

und negative Valenz von Charakterzuschreibungen<br />

eine Rolle spielt. Kognitionspsychologische Ansätze<br />

zeigen selbstwertschützende Mechanismen auf,<br />

die dazu beitragen, dass wir ein positives Selbstbild<br />

aufrecht erhalten. Dieses kann durch Selbstwertbedrohung<br />

oder z.B. durch depressive Neigung gestört<br />

sein. Bildgebende Studien haben gezeigt, dass<br />

der anteriore cinguläre Cortex (dACC bzw. vACC)<br />

eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung negativer<br />

selbstrelevanter Stimuli spielt. Zusätzlich zeigte<br />

sich, dass der vACC eine reduzierte Aktivierung bei<br />

depressiven PatientInnen im Vergleich zu gesunden<br />

Personen aufweist. Die vorliegende Studie untersuchte,<br />

inwieweit Aktivierungsprozesse vor allem<br />

in den genannten Arealen durch eine Selbstwertbedrohung<br />

und die Selbstzuschreibung negativer bzw.<br />

positiver Eigenschaften beeinflusst werden kann. 42<br />

Studierende nahmen an der fMRI-Studie teil. Die<br />

Hälfte bekam nach einem Intelligenztest ein negatives<br />

Leistungsfeedback, die andere Hälfte positives<br />

Feedback. Danach gaben alle Untersuchungsteil-<br />

nehmenden für eine Reihe von positiven und negativen<br />

Persönlichkeitseigenschaften im Scanner an,<br />

inwieweit diese für sie typisch seien oder nicht. Im<br />

Weiteren mussten alle ProbandInnen dieselbe Aufgabe<br />

in Bezug auf eine fremde (berühmte) Person<br />

durchführen.<br />

Die Ergebnisse zeigen eine verminderte Gehirnaktivität<br />

im Bereich des Thalamus und dACC bei bedrohten<br />

Personen, die negative Eigenschaften hinsichtlich<br />

deren Selbstrelevanz bewerteten, im Vergleich<br />

zu Personen, die keine Bedrohung erfahren hatten.<br />

Weiters wurde eine verminderte Thalamusaktivierung<br />

im Vergleich zu bedrohten Personen, die positive<br />

Eigenschaften bearbeiteten, beobachtet. Korrelationsanalysen<br />

zeigten negative Korrelationen<br />

zwischen der Thalamus- bzw. dACC-Aktivierung<br />

für Personen, deren Selbstwert bedroht worden war.<br />

Bei Personen ohne Selbstwertbedrohung drehte sich<br />

die Richtung dieser Korrelationen um. Die Befunde<br />

deuten demnach auf eine besondere Bedeutung des<br />

Thalamus und dACC im Zusammenhang mit Selbstwertschutz<br />

hin.<br />

erholUnG nach eMotionaler belastUnG: positiVer aFFeKt Und (enttäUschte)<br />

positiVe erwartUnGen<br />

Papousek Ilona 1 , Pächter Manuela 2 , Lackner Helmut K. 3 , Schulter Günter 1 , Freudenthaler H. Harald 4<br />

1 Arbeitsbereich Biologische Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Arbeitsbereich<br />

Pädagogische Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 3 Institut für Physiologie,<br />

Medizinische Universität Graz, Österreich; 4 Arbeitsbereiche Psychologische Diagnostik und Differentielle Psychologie,<br />

Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Psychophysiologische Erholung von einer Belastung<br />

ist als das Tempo und/oder Ausmaß definiert,<br />

mit dem eine Reaktion wieder zum Ausgangsniveau<br />

vor der Belastung zurückkehrt. Im Vergleich zur<br />

Reaktivität auf ein emotional belastendes Ereignis<br />

(Ausmaß der unmittelbaren Reaktion) gibt es noch<br />

relativ wenig neurowissenschaftliche und psychophysiologische<br />

Forschung, die sich explizit mit Erholungsvorgängen<br />

beschäftigt. Gerade die effiziente<br />

Erholung scheint aber für die psychische und physische<br />

Gesundheit von beträchtlicher Bedeutung zu<br />

sein.<br />

12. april<br />

In der Arbeitsgruppe „Emotionsregulation“ des<br />

Forschungsschwerpunktes „Gehirn und Verhalten“<br />

haben wir neurophysiologische Grundlagen (EEG)<br />

von effizienter Erholung nach emotionaler Belastung<br />

im Gehirn untersucht 1 und mit individuellen<br />

Unterschieden in der Emotionsregulation als Trait<br />

auf der Verhaltensebene in Beziehung gesetzt 2 ; sowie<br />

verschiedene emotionale und kognitive Voraussetzungen<br />

und Bedingungen für eine effiziente<br />

Erholung auf der kardiovaskulären Ebene (EKG,<br />

Impedanzkardiographie) untersucht 3,4 .


Zu den Hauptergebnissen dieser Studien gehört: (a)<br />

Ein bestimmtes (asymmetrisches) Aktivierungsmuster<br />

im präfrontalen (v.a. ventrolateralen) Cortex<br />

steht mit einem adaptiven Muster der Verarbeitung<br />

belastender emotionaler Inhalte in Zusammenhang.<br />

(b) Individuelle Unterschiede in der Emotionsregulation<br />

auf der Verhaltensebene spiegeln sich in Unterschieden<br />

in der Gehirnaktivität nach emotionaler<br />

Belastung wieder (entsprechende Verschiebungen<br />

der Aktivierungsasymmetrie im dorsolateralen präfrontalen<br />

Cortex). (c) Positiver Affekt als Trait ist ein<br />

protektiver Faktor, der sich günstig auf die Erholung<br />

auf der Verhaltensebene (subjektiv, kardiovaskulär)<br />

auswirkt. (d) Diese Befunde auf der Verhaltensebene<br />

lassen sich ausgezeichnet in ein neurowissenschaftliches<br />

Modell integrieren, das durch die Untersuchungen<br />

am Gehirn unterstützt wird. (e) Allerdings<br />

kann momentane positive Stimmung im Kontext einer<br />

Belastung mit einer verzögerten und unvollständigen<br />

Erholung verbunden sein.<br />

Um den letztgenannten Befund zu erklären, wurde<br />

in der neuesten Studie vier Testpersonen, nachdem<br />

sie Aufgaben bearbeitet hatten, ein manipuliertes<br />

Feedback über ihre Leistung gegeben, das mit ihrem<br />

(positiven oder negativen) Selbstkonzept überein-<br />

stimmen oder nicht übereinstimmen konnte. Tempo<br />

und Ausmaß der kardiovaskulären Erholung von der<br />

Belastung wurden direkt danach sowie einige Minuten<br />

nach der Leistungsanforderung gemessen. Die<br />

Befunde bestätigten neuerlich, dass positive Stimmung<br />

im Vorfeld belastender Situationen die Erholung<br />

verzögern kann, und zwar dann, wenn positive<br />

Erwartungen enttäuscht werden.<br />

Insgesamt zeichnen die Kooperationsstudien ein<br />

differenziertes Bild von Trait und State positivem<br />

Affekt im Kontext der Erholung nach emotionaler<br />

Belastung und liefern ein Beispiel der erfolgreichen<br />

Integration von Gehirnforschung, kardiovaskulärer<br />

Psychophysiologie und verhaltensorientierter psychologischer<br />

Forschung.<br />

1 Papousek, I., Reiser, E.M., Weber, B., Freudenthaler, H.H., & Schulter, G. (2012). Frontal brain asymmetry<br />

and affective flexibility in an emotional contagion paradigm. Psychophysiology, in press.<br />

2 Papousek, I., Freudenthaler, H.H., & Schulter, G. (2011). Typical performance measures of emotion<br />

regulation and emotion perception and frontal EEG asymmetry in an emotional contagion paradigm.<br />

Personality and Individual Differences, 51, 1018-1022.<br />

3 Papousek, I., Nauschnegg, K., Paechter, M., Lackner, H.K., Goswami, N., & Schulter, G. (2010).<br />

Trait and state positive affect and cardiovascular recovery from experimental academic stress. Biological<br />

Psychology, 83, 108-115.<br />

4 Papousek, I., Paechter, M., & Lackner, H.K. (2011). Delayed psychophysiological recovery after selfconcept-inconsistent<br />

negative performance feedback. International Journal of Psychophysiology, 82,<br />

275-282.<br />

achtUnG bohrer: neUronale Korrelate der zahnbehandlUnGsphobie<br />

Schienle Anne<br />

aUla<br />

Die Vorstellung eines Besuchs beim Zahnarzt löst<br />

bei vielen Menschen Furcht und Unwohlsein aus.<br />

Bei ca. 4% der Bevölkerung liegt eine sogenannte<br />

Zahnbehandlungsphobie (ZBP) vor, die durch extreme<br />

Angst vor einer Zahnbehandlung und ausgeprägtes<br />

Vermeidungsverhalten gekennzeichnet ist. Die<br />

Phobie verursacht einen erheblichen Leidensdruck,<br />

u.a. durch somatische, kosmetische und soziale Folgeprobleme.<br />

Im Gegensatz zu anderen spezifischen<br />

Phobien sind Männer und Frauen von der ZBP ähnlich<br />

häufig betroffen, was die Untersuchung von geschlechterspezifischen<br />

neurobiologischen Korrelaten<br />

dieser Störung ermöglicht.<br />

Im Vortrag werden verschiedene Symptomprovokationsstudien<br />

vorgestellt, im Rahmen derer männliche<br />

und weibliche Patienten mit Bildern von<br />

Zahnbehandlungen oder auch störungsrelevanten<br />

Bohrer-Geräuschen konfrontiert wurden. Während<br />

der Exposition erfolgte die Registrierung der Gehirnaktivierung<br />

mittels Nahinfrarotspektroskopie<br />

12. april<br />

Arbeitsbereich Klinische Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

(NIRS), funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) bzw. Elektroenzephalographie (EEG),<br />

wobei die Studien in Österreich und Deutschland<br />

durchgeführt wurden.<br />

Die Symptomprovokation führte bei den PatientInnen<br />

im Vergleich zu nicht ängstlichen Personen zur<br />

Aktivierung von Hirnarealen, die für automatische<br />

bzw. kontrollierte Aufmerksamkeitsprozesse (u.a.<br />

inferiorer Parietalkortex, dorsolateraler Präfrontalkortex),<br />

Vorbereitung von Fluchtverhalten (supplementär-motorisches<br />

Areal) bzw. Schmerzverarbeitung<br />

(Basalganglien) relevant sind. Weibliche<br />

Patientinnen zeigten eine stärkere Rekrutierung des<br />

Parietalkortex und der Basalganglien, während bei<br />

Männern präfrontale Areale mehr involviert waren.<br />

Dieser Befund weist auf geschlechterspezifische<br />

Verarbeitungsprozesse phobischer Stimuli bei ZBP<br />

hin, was bisher in psychotherapeutischen Ansätzen<br />

zur Behandlung dieser Störung nicht berücksichtigt<br />

wurde.<br />

51


aUla<br />

symPosium lesen: akTuelle neurokogniTiVe forschung<br />

chair: richlan Fabio<br />

Lesen ist eine komplexe Fertigkeit, bei der visuelle<br />

Information und sprachliche Konzepte integriert<br />

werden müssen. Das folgende Symposium widmet<br />

sich den neurokognitiven Grundlagen der visuellen<br />

Wortverarbeitung und des Satzlesens bei kompetenten<br />

und legasthenen LeserInnen. Eine der wichtigsten<br />

Gehirnregionen, die am Lesen beteiligt sind, ist<br />

das sog. visuelle Wortformareal (VWFA) im linken<br />

ventralen visuellen Pfad. Im ersten Beitrag wird zuerst<br />

ein Überblick über die Rolle des VWFA in der<br />

normalen und in der gestörten Worterkennung gegeben.<br />

Dann werden neue Daten mit räumlich hochauflösender<br />

funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) gezeigt, um die umstrittene Spezialisierung<br />

des VWFA für visuelle Wörter zu untersuchen. Mit<br />

behavioralen und fMRT-Daten wird der Frage nachgegangen,<br />

ob das VWFA mit visuell abstrakten Repräsentationen<br />

arbeitet oder nicht. Der zweite Beitrag<br />

behandelt das legasthene Lesen. Mittels einer<br />

visuell präsentierten phonologischen lexikalischen<br />

Entscheidungsaufgabe („Klingt das wie ein existierendes<br />

Wort?“) wurde das Lesegeschwindigkeitsproblem<br />

von legasthenen Kindern untersucht. Zusätzliche<br />

Daten aus der Elektroenzephalographie (EEG)<br />

erlauben Rückschlüsse auf die neuronalen Korrelate<br />

dieses Defizits der visuellen Wortverarbeitung.<br />

Kompetentes Lesen bedeutet aber mehr als nur die<br />

serielle Verarbeitung von einzelnen Wörtern. Deshalb<br />

ist ein spezieller Fokus des Symposiums auf die<br />

Satzverarbeitung gerichtet. Im dritten Beitrag wird<br />

eine Studie vorgestellt, die mit fMRT untersuchte,<br />

ob das VWFA spezifisch auf visuell präsentierte Sätze<br />

anspricht oder aber auch auf auditiv präsentierte.<br />

Die Ergebnisse legen nahe, dass es sich bei diesem<br />

Areal – anders als ursprünglich konzipiert – um eine<br />

Schnittstelle zu Sprachregionen handelt, bei der Information<br />

aus verschiedenen Modalitäten integriert<br />

wird. Im vierten Beitrag steht die ästhetische Verarbeitung<br />

von Literatur und Poesie im Vordergrund.<br />

In einem fMRT-Experiment wurden die Effekte von<br />

Vertrautheit und Verfremdung auf die Verarbeitung<br />

12. april<br />

Richlan Fabio 1 , Kronbichler Martin 1,2 , Hasko Sandra 3 , Ludersdorfer Philipp 1 , Bohrn Isabel 4 ,<br />

Braunstein Verena 5<br />

1 Fachbereich Psychologie und Zentrum für neurokognitive Forschung, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich;<br />

2 Institut für Neurologie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Österreich; 3 Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München, Deutschland; 4 Arbeitsbereich Allgemeine und Neurokognitive Psychologie, Freie Universität Berlin, Deutschland;<br />

5 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

von Sprichwörtern untersucht. Die Ergebnisse aus<br />

der funktionellen Bildgebung lassen auf eine starke<br />

affektive Komponente in der Verarbeitung schließen<br />

– auch wenn diesbezüglich keine explizite Bewertung<br />

gefordert wird. Im fünften Beitrag wird auf<br />

neuronale Unterschiede zwischen idiomatischer und<br />

wörtlicher Verarbeitung von Redewendungen eingegangen.<br />

Bildliche Verarbeitung führte zu stärkeren<br />

ereignis-korrelierten Potenzialen (N400/P600) als<br />

wörtliche Verarbeitung. Die Ergebnisse geben einen<br />

Hinweis darauf, dass beide Bedeutungen bereits in<br />

einer relativ frühen Verarbeitungsstufe semantisch<br />

integriert werden. Schließlich wird im sechsten Beitrag<br />

eine neue Methode vorgestellt, die es gestattet,<br />

in einem ökologisch validen Setting (d.h. beim freien<br />

Lesen von Texten) auf zugrundeliegende neurokognitive<br />

Prozesse zu schließen. Dies wird durch die<br />

fixations-korrelierte Auswertung von kombinierter<br />

Blickbewegungsmessung mit EEG bzw. fMRT ermöglicht.<br />

53


54<br />

aUla<br />

VisUelle worterKennUnG Und das VisUelle wortForMareal<br />

Kronbichler Martin<br />

Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

In diesem Vortrag wird ein Überblick über die Rolle<br />

des linken okzipitotemporalen Kortex (OTC) bei<br />

der normalen und gestörten visuellen Wortverarbeitung<br />

gegeben. In dieser Gehirnregion soll sich das<br />

sogenannte visuelle Wortformareal (VWFA) befinden,<br />

wobei sowohl die genaue Rolle dieser Region<br />

als auch deren Spezifität für visuelle Wörter in der<br />

aktuellen Literatur umstritten sind. Zur Spezialisierung<br />

des OTC für visuelle Wörter stellen ich Daten<br />

von hochauflösenden funktionellen MRT Untersuchungen<br />

vor, die die spezifische Aktivierung dieser<br />

Region auf visuelle Wörter im Vergleich mit einer<br />

Reihe von anderen visuellen Stimuli untersuchen<br />

und es wird die Frage untersucht, ob ein auf visuelle<br />

Wörter spezialisiertes Areal auf Gruppenebene oder<br />

nur auf der Ebene von einzelnen Versuchspersonen<br />

identifiziert werden kann. Eine weitere fMRT-Studie<br />

zur Rolle des OTC in der Worterkennung de-<br />

monstriert, dass der linke OTC auch auf spezifische<br />

visuelle Merkmale von visuellen Wörtern reagiert,<br />

also vermutlich nicht nur komplett abstrakte visuelle<br />

orthographische Repräsentationen beinhaltet.<br />

Im letzten Teil des Vortrages werden aktuelle Ergebnisse<br />

aus unserem Labor zur Rolle des linken<br />

OTC bei der Legasthenie, also bei Störungen der<br />

visuellen Wortverarbeitung vorgestellt. Neben dem<br />

robusten Befund, dass diese Region beim Lesen in<br />

Menschen mit Legasthenie weniger aktiv ist, wird<br />

auch gezeigt, dass diese reduzierte Aktivierung nicht<br />

nur bei der Verarbeitung von Wörtern, sondern auch<br />

bei der Wahrnehmung von nich sprachlichen visuellen<br />

Stimuli auftritt. Weiters wird, mittels Daten aus<br />

einer voxelbasierter Morphometrie-Studie, gezeigt,<br />

dass der OTC bei Legasthenie auch strukturelle Abnormalitäten<br />

aufweist.<br />

phonoloGisch lexiKale entscheidUnGen bei Kindern Mit lese-rechtschreibstÖrUnG:<br />

Verhaltens- Und erp-daten<br />

Hasko Sandra, Groth Katarina, Bruder Jennifer, Schulte-Körne Gerd<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland<br />

Ziel: In transparenten Orthographien, wie im Deutschen,<br />

sind Kinder mit Lese-Rechtschreibstörung<br />

(LRS) vor allem durch ein Defizit in der Lesegeschwindigkeit<br />

gekennzeichnet. Frühere Studien<br />

konnten zeigen, dass deutsche Jugendliche und Erwachsene<br />

mit einer LRS phonologisch lexikale Entscheidungen<br />

langsamer treffen als unbeeinträchtigte<br />

Kontrollprobanden. Ziel der vorliegenden Studie<br />

war es, zum einen dieses beobachte Geschwindigkeitsdefizit<br />

bei Kindern mit und ohne LRS zu untersuchen.<br />

Zum anderen sollten zusätzlich die neurophysiologischen<br />

Korrelate, die diesen phonologisch<br />

lexikalen Entscheidungen bei Kindern zugrunde liegen,<br />

untersucht werden. Methode: In einer etablierten<br />

phonologisch lexikalen Entscheidungsaufgabe<br />

wurden sinnvolle Buchstabenfolgen (z.B. Taxi) und<br />

nicht sinnvolle Buchstabenfolgen, sog. Pseudohomophone<br />

(z.B. Taksi), die aber phonologisch gleich<br />

repräsentiert sind, sowie Pseudowörter (z.B. Tazi)<br />

und Symbolfolgen präsentiert, während ereigniskorrelierte<br />

Potentiale (EKPs) abgeleitet wurden. Kinder<br />

12. april<br />

mit LRS (N=38) und gleichaltrige Kontrollkinder<br />

(N=29) mussten per Tastendruck entscheiden, ob<br />

die präsentierte Buchstabenfolge wie ein richtiges<br />

Wort klang oder nicht. Ergebnisse: Verglichen mit<br />

Kontrollkindern zeigten Kinder mit LRS bei allen<br />

Stimuli, außer bei den Symbolen, verzögerte Antwortlatenzen.<br />

Die beiden Gruppen unterschieden<br />

sich jedoch nicht im Antwortmuster. Beide Gruppen<br />

hatten die kürzesten Reaktionszeiten auf Wörter, gefolgt<br />

von Pseudohomophonen und Pseudowörtern.<br />

Beide Gruppen erreichten einen hohen Prozentsatz<br />

an Richtigantworten, dennoch war die Leistung der<br />

Kontrollkinder in allen lexikalen Maßen signifikant<br />

besser. Fazit: Das Geschwindigkeitsdefizit, das bei<br />

Erwachsenen beobachtet wurde, konnte für Kinder<br />

repliziert werden. Dies untermauert den Befund,<br />

dass eine beeinträchtigte Lesegeschwindigkeit eine<br />

wesentliche Rolle für die LRS im Deutschen spielt.<br />

Dieses Defizit ist möglicherweise auf einen gestörten<br />

Zugriff zum phonologisch-lexikalischen Speicher<br />

zurückzuführen. Parallel zu den Verhaltensda-


aUla<br />

ten werden daher nun die EKP-Daten ausgewertet,<br />

um Aussagen über Zusammenhänge treffen zu können.<br />

Die Analyse von EKP-Komponenten, wie z.B.<br />

der N1, die mit frühem lexikalen Zugang in Verbin-<br />

dung gebracht wurde und sensibel für orthographische<br />

Informationen von Buchstabenfolgen ist, soll<br />

zeigen, ob sich das beobachtete Geschwindigkeitsdefizit<br />

auch in den EKP-Daten wiederspiegelt.<br />

die rolle des linKen Ventralen oKzipito-teMporalen cortex in VisUel-<br />

ler Und aUditiVer sprachVerarbeitUnG<br />

Ein umstrittener Punkt gegenwärtiger neurowissenschaftlicher<br />

Studien zu Lesen und Sprachverarbeitung<br />

ist die Rolle des vordersten Segments des<br />

linken ventralen visuellen Pfads: Das mutmaßliche<br />

visuelle Wortform Areal (VWFA) im linken ventralen<br />

okzipito-temporalen Cortex. Während einige dieser<br />

Region eine, ihrem Namen entsprechende Funktion<br />

primär für Leseprozesse zuschreiben, handeln<br />

andere sie als interaktive Schnittstelle zu Spracharealen.<br />

In der vorliegenden Studie gingen wir dem<br />

nach, indem wir untersuchten, ob das VWFA bei<br />

auditiv dargebotenen Sätzen in einem ähnlichen<br />

Maß aktiviert wird wie bei visuell dargebotenen<br />

Sätzen. Neunundzwanzig Personen nahmen an einer<br />

fMRT-Studie teil, in der sie visuell und auditiv dar-<br />

12. april<br />

Ludersdorfer Philipp 1 , Schurz Matthias 1 , Richlan Fabio 1 , Kronbichler Martin 1,2 , Wimmer Heinz 1<br />

1 Fachbereich Psychologie und Zentrum für neurokognitive Forschung, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich;<br />

2 Institut für Neurologie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Österreich<br />

gebotene Sätze auf inhaltliche Sinnhaftigkeit prüfen<br />

mussten. Die Ergebnisse zeigten, dass, entlang des<br />

linken ventralen visuellen Pfads, die Aktivierung<br />

für visuelle Sätze von posterior nach anterior abnimmt,<br />

während die Aktivierung für auditive Sätze<br />

zunimmt. Dies führt dazu, dass in einer Region im<br />

linken ventralen okzipito-temporalen Cortex (deren<br />

Lokation dem VWFA entspricht) kein Aktivierungsunterschied<br />

mehr zwischen visuell und auditiv dargebotenen<br />

Sätzen besteht. Diese Ergebnisse stellen<br />

die Annahme, dass das VWFA auf visuellen Input<br />

spezialisiert ist in Frage und sprechen eher dafür,<br />

dass diese Region eine interaktive, modalitätsunspezifische<br />

Schnittstelle zu Spracharealen darstellt.<br />

was der leser nicht Kennt, Frisst er nicht? – VertraUtheit Und<br />

VerFreMdUnG iM FMrt-experiMent<br />

Bohrn Isabel, Altmann Ulrike, Lubrich Oliver, Menninghaus Winfried, Jacobs Arthur<br />

Arbeitsbereich Allgemeine und Neurokognitive Psychologie, Freie Universität Berlin, Deutschland<br />

Während gerade in den letzten Jahren eine Reihe<br />

von experimentellen Arbeiten zur ästhetischen<br />

Verarbeitung von Kunstwerken, Gesichtern, Design,<br />

oder Musik entstanden sind, ist die ästhetische<br />

Verarbeitung von Literatur und Poesie experimentell<br />

immer noch weitgehend unerforscht. In einem<br />

fMRT-Experiment wurden deswegen die Effekte<br />

von Vertrautheit (familiarity) und Verfremdung (defamiliarization)<br />

auf die ästhetische Verarbeitung<br />

von Sprichwörtern untersucht. 26 Versuchspersonen<br />

sollten im Magnetresonanztomographen bekannte<br />

und unbekannte deutsche Sprichwörter, verfremdete<br />

Versionen der bekannten Sprichwörter, sowie<br />

einfache nicht-rhetorische Sätze als Kontrollbedin-<br />

gung lesen und anschließend einfache semantische<br />

Entscheidungen treffen. Verfremdete Versionen von<br />

bekannten Sprichwörtern („Anti-Sprichwörter“) aktivierten<br />

in stärkerem Maße als die entsprechenden<br />

Originale Regionen im medialen präfrontalen Cortex<br />

und im bilateralen Temporalpol, was auf eine affektive<br />

Bewertung der „Anti-Sprichwörter“ schließen<br />

lässt. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die Verfremdung<br />

bekannter Ausdrücke ein effektives Mittel<br />

zur Aufmerksamkeitslenkung sein kann. In einem<br />

anschließenden Rating erhielten jedoch die bekannten<br />

Originalsprichwörter die höchsten Schönheitsurteile.<br />

Da die Originalsprichwörter auch die Bedingung<br />

darstellten, die am einfachsten zu verarbeiten<br />

55


56<br />

war, entspricht dieses Ergebnis den Vorhersagen der<br />

hedonic fluency hypothesis, welche postuliert, dass<br />

erleichterte kognitive Verarbeitung mit positiver Bewertung<br />

einhergeht. Wenn die subjektiven Schönheitsurteile<br />

als parametrischer Prädiktor für die<br />

BOLD (blood oxygenation level dependent) Response<br />

verwendet werden, zeigen sich Korrelationen<br />

im bilateralen ventralen striatum. Dieses Ergebnis<br />

ist ein Indikator dafür, dass die Sprüche, die beim<br />

ersten Lesen einen Teil des Belohnungssystems aktiviert<br />

haben, später als besonders schön bewertet<br />

wurden. Wir schließen daraus, dass es beim Lesen<br />

auch ohne explizite Bewertungsaufgabe zu einer<br />

spontanen ästhetischen Evaluierung kommt.<br />

online-VerarbeitUnG Von redewendUnGen – eine cross-Modale eeG<br />

priMinG stUdie<br />

aUla<br />

Braunstein Verena 1 , Ischebeck Anja 1 , Neuper Christa 1,2<br />

1 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Institut für Semantische Datenanalyse, Technische<br />

Universität Graz, Österreich<br />

Vorangegangene EEG Priming Studien zu idiomatischer<br />

und wörtlicher Sprachverarbeitung zeigen,<br />

dass beide Arten qualitativ unterschiedlich im Gehirn<br />

verarbeitet werden: Primes, die die bildliche<br />

Bedeutung einer Redewendung (Idiom) hervorrufen,<br />

lösen stärkere ereigniskorrelierte Potentiale<br />

(EKP) wie die N400 und die P600 aus, als Primes,<br />

die in Zusammenhang mit der wörtlichen Bedeutung<br />

stehen. In diesen Studien wurden die EKPs erst nach<br />

Darbietung des Idioms bei Erscheinen eines Prüfworts<br />

gemessen. Diese zeitliche Abfolge gibt keine<br />

Information darüber, ob die beobachteten Ergebnisse<br />

sich bereits in frühen Stadien der Idiomverarbeitung<br />

zeigen. In der aktuellen Studie wurde die online-Verarbeitung<br />

von Redewendungen untersucht.<br />

Dazu wurde ein auditiver Prime vor der Darstellung<br />

des idiomatischen Satzes eingespielt. Der auditive<br />

12. april<br />

Prime sollte entweder die wörtliche (‚essen‘) oder<br />

die bildliche Bedeutung des Idioms (‚sterben‘) aktivieren.<br />

Die EEG-Analyse fand bei Präsentation<br />

der idiomatischen Phrase statt (z.B. „Er beißt / ins<br />

Gras.“). Wir erwarteten, dass sich Unterschiede<br />

in der wörtlichen und bildlichen Bedeutung schon<br />

während des Lesens der Redewendung in den EKPs<br />

ähnlich derer in den Vorgängerstudien zeigen. Sowohl<br />

die centro-parietale N400 als auch die frontale<br />

P600 zeigen deutlich höhere Amplituden für Idiome,<br />

deren bildliche Bedeutung aktiviert wurde als<br />

für wörtlich wahrgenommene Idiome. Obwohl die<br />

bildliche Bedeutung eines idiomatischen Ausdrucks<br />

etwas später als die wörtliche Bedeutung verarbeitet<br />

wird, zeigen die Ergebnisse, dass beide Bedeutungen<br />

bereits in einer frühen Verarbeitungsstufe semantisch<br />

integriert werden.<br />

Fixations-Korrelierte aUswertUnG Von FUnKtioneller MaGnetreso-<br />

nanztoMoGraphie<br />

Richlan Fabio, Gagl Benjamin, Hawelka Stefan, Hutzler Florian<br />

Fachbereich Psychologie und Zentrum für neurokognitive Forschung, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Ein Großteil der neurokognitiven Forschung mittels<br />

Elektroenzephalographie (EEG) und funktioneller<br />

Magnetresonanztomographie (fMRT) zur visuellen<br />

Wortverarbeitung und zum Lesen basiert auf der<br />

ökologisch wenig validen Präsentation von einzelnen<br />

Wörtern. Dadurch können zwar manche Prozesse<br />

der Einzelwortverarbeitung gut erforscht werden,<br />

die Hauptfunktion des Lesens, nämlich die Sinner-<br />

fassung und konzeptuelle Integration während des<br />

Lesens von Sätzen bzw. ganzen Texten, kann damit<br />

jedoch nicht untersucht werden. Auch die serielle<br />

Präsentation von einzelnen Wörtern eines Satzes<br />

stellt keine ökologisch valide Bedingung dar, da<br />

dabei die Lesegeschwindigkeit extern vorgegeben<br />

wird und bestimmte Aspekte der normalen Verarbeitung<br />

(z.B. die parafoveale Vorschau) behindert bzw.


aUla<br />

ganz unterbunden werden. Mit der Präsentation eines<br />

gesamten Satzes können wiederum keine Rückschlüsse<br />

auf einzelne Aspekte der Wortverarbeitung<br />

innerhalb des Satzlesens gemacht werden. Eine Lösung<br />

für dieses Problem stellt die für die EEG entwickelte<br />

Technik der fixations-korrelierten Potenziale<br />

dar. Dabei werden bei simultaner Aufzeichnung<br />

von Blickbewegungen und elektrophysiologischer<br />

Gehrinaktivität während des Satzlesens die korrelierten<br />

Potenziale im Hinblick auf intern generierte<br />

Fixationen (d.h. Betrachtungen) auf Wörter innerhalb<br />

eines Satzes, anstatt – wie bisher üblich – auf<br />

extern vorgegebene Ereignisse (etwa das Erscheinen<br />

eines Satzes) gemittelt. Die folgende Studie soll ermitteln,<br />

ob diese Technik auch im Bereich der fMRT<br />

eingesetzt werden kann. Aufgrund der schlechteren<br />

zeitlichen Auflösung der fMRT im Vergleich zur<br />

EEG stellen sich insbesondere folgende Fragen:<br />

Reicht die kurze Dauer einer Fixation (um 200 ms)<br />

aus, um eine reliable hämodynamische Antwort zu<br />

erzeugen? Können die einzelnen hämodynamischen<br />

Antworten aufgrund der schnellen Abfolge von Fixationen<br />

noch separiert und den entsprechenden Fixationen<br />

zugeordnet werden? Um diese Fragen zu<br />

beantworten, wurde ein fMRT-Experiment mit kom-<br />

12. april<br />

binierter Blickbewegungsmessung durchgeführt,<br />

bei dem den Versuchspersonen frei überlassen wurde,<br />

wann sie welche Abschnitte eines Bildschirms<br />

mit Wörtern, Pseudowörtern, unbekannten Schriftzeichen<br />

und Linienabfolgen betrachteten. Es konnten<br />

bestimmte Gehirnregionen identifiziert werden<br />

(z.B. der linke mittlere temporale Kortex), die sensitiv<br />

auf die Betrachtung von Buchstaben versus unbekannten<br />

Schriftzeichen reagierten. Die Ergebnisse<br />

weisen darauf hin, dass die Technik der fixationskorrelierten<br />

Auswertung durchaus auf fMRT-Daten<br />

angewendet werden kann. Ausgeweitet auf das Satz-<br />

oder Textlesen stellt die beschriebene Technik somit<br />

eine vielversprechende Möglichkeit dar, neuronale<br />

Korrelate der Wortverarbeitung unter ökologisch validen<br />

Bedingungen zu messen.<br />

57


hs 15.14<br />

symPosium: BlickBewegungen Bei wahrnehmung, Visueller wor-<br />

Terkennung und schlussfolgern<br />

chair: FUchs isabella<br />

Fuchs Isabella 1 , Gagl Benjamin 2 , Hawelka Stefan 2 , Höfler Margit 3 , Körner Christof 3<br />

1 Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich; 2 Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg,<br />

Österreich; 3 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Die Methode der Blickbewegungsmessung hat sich<br />

in vielen Forschungsbereichen der Psychologie als<br />

aufschlussreiche Methode erwiesen. Das Symposium<br />

bietet einen Überblick über die aktuelle Blickbewegungsforschung<br />

in Österreich. Die Beiträge<br />

von Höfler und von Fuchs und Ansorge untersuchen<br />

Blickbewegungen bei der visuellen Suche. Höfler<br />

zeigt, dass Hemmprozesse für bereits angeschaute<br />

Positionen nach vollständig abgeschlossener Suche<br />

ausbleiben, dass aber eine Unterbrechung der Suche<br />

vor ihrem Abschluss zur Hemmung der Wahrnehmung<br />

zuletzt betrachteter Orte führt. Fuchs und<br />

Ansorge zeigen, dass visuelle Bildregelverletzungen<br />

die Aufmerksamkeit und den Blick anziehen und diskutieren<br />

die Bedeutung dieses Faktors für klassische<br />

Blicksteuerungstheorien, die den Einfluss der Deutlichkeit<br />

auf die Blickrichtung betonen. Im zweiten<br />

exemplarischen Forschungsbereich befassen sich<br />

die Arbeiten von Gagl und von Hawelka und Hutzler<br />

mit der Blicksteuerung beim Lesen. Hawelka und<br />

12. april<br />

Hutzler demonstrieren, dass typische experimentelle<br />

Manipulationen zur Untersuchung der parafovealen<br />

Vorverarbeitung beim Lesen zu einer falschen<br />

Schätzung des Ausmaßes dieser Vorverarbeitung<br />

führen können. Gagl kann zeigen, dass korrigierende<br />

Blicksprünge (Refixationen) nach Fixationen am<br />

Ende von Wörtern sehr viel häufiger auftreten als<br />

nach Fixationen am Anfang von Wörtern und diskutiert<br />

die Bedeutung von Refixationen für die visuelle<br />

Worterkennung. Im letzten Beispiel zeigt Körner,<br />

dass beim Schlussfolgern auf Basis von Zeichnungen<br />

(hier: von Graphen) Blickbewegungen zunächst<br />

nur die relevanten Orte für eine spätere Informationsentnahme<br />

zu „markieren“ scheinen, bevor im<br />

zweiten Schritt eine Schlussfolgerung auf Basis der<br />

Zeichnungselemente erfolgt. Die Vorträge des Symposiums<br />

vermitteln einen Eindruck vom Potential<br />

der Blickbewegungsmessung als Instrument zur Erforschung<br />

der visuellen Aufmerksamkeit und kognitiver<br />

Prozesse.<br />

saKKadische inhibitionsprozesse bei der wiederholten VisUellen sUche<br />

Höfler Margit 1 , Gilchrist Iain D. 2 , Körner Christof 1<br />

1 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; School of Experimental Psychology, University of<br />

Bristol, England<br />

Visuelle Suche ist eine natürliche Verhaltensweise,<br />

bei der ein Zielobjekt unter einer Menge von ähnlichen<br />

anderen Objekten gesucht werden muss. Ein<br />

Mechanismus, der die visuelle Suche effizienter<br />

macht, ist Inhibition of Return (IOR). Durch IOR<br />

wird die Rückkehr der Aufmerksamkeit zu zuletzt<br />

angesehenen Objekten gehemmt, und dadurch die<br />

Suche zu noch nicht angesehenen Objekten hingeleitet.<br />

Wird allerdings das gleiche Suchdisplay<br />

unmittelbar nacheinander nach unterschiedlichen<br />

Zielobjekten durchsucht, wird IOR am Ende der ersten<br />

Suche zurückgesetzt. Wir haben untersucht, ob<br />

IOR auch dann zurückgesetzt wird, wenn die erste<br />

Suche extern abgebrochen wird und somit von den<br />

Versuchspersonen (Vpn) nicht selbst beendet wer-<br />

den kann. Die Vpn mussten dazu zweimal unmittelbar<br />

hintereinander im selben Buchstaben-Display<br />

nach unterschiedlichen Zielbuchstaben suchen. In<br />

einer Bedingung durften die Vpn die Suche selbst<br />

beenden, in der anderen wurde die erste Suche abgebrochen.<br />

In beiden Bedingungen wurde zu Beginn<br />

der zweiten Suche ein Buchstabe geprobed. Dieser<br />

Buchstabe war entweder kurz zuvor angesehen worden<br />

(alte Probe) oder nicht (neue Probe). Die Vpn<br />

mussten die Probe fixieren und dann weitersuchen.<br />

Wie erwartet trat kein IOR auf, wenn die Vpn die<br />

erste Suche beenden durften: Es gab hier keinen Unterschied<br />

zwischen den Sakkadenlatenzen zu alten<br />

und neuen Probes. Wurde die erste Suche allerdings<br />

unterbrochen, waren die Sakkadenlatenzen zu alten<br />

59


60<br />

Probes länger als zu neuen Probes. In diesem Fall<br />

wirkte IOR fort. Das Beenden einer Suche scheint<br />

somit ein wichtiger Faktor für das Zurücksetzen von<br />

IOR zu sein. Diese Ergebnisse betonen die Flexibi-<br />

lität von IOR. Wird IOR durch das Beenden einer<br />

Suche zurückgesetzt, wird eine weitere Suche in der<br />

gleichen Umgebung nicht durch Inhibitionsprozesse<br />

beeinträchtigt.<br />

der einFlUss loKaler reGelabweichUnGen aUF aUFMerKsaMKeit Und<br />

blicKbeweGUnGen<br />

Fuchs Isabella, Ansorge Ulrich<br />

hs 15.14<br />

Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Niedrige Raumfrequenzen (low spatial frequencies,<br />

LSF) können sehr schnell verarbeitet werden.<br />

Folglich kann auch die Regelmäßigkeit eines Bildes<br />

basierend auf LSF auf einen Blick erkannt werden.<br />

Wir testeten, ob eine lokale Abweichung von dieser<br />

Regelmäßigkeit, Aufmerksamkeit und Blickbewegungen<br />

anzieht. Diese Hypothese wurde bestätigt.<br />

Eine Regelabweichung zieht den Blick an und beeinflusst<br />

die Suche nach relevanten Zielreizen, die<br />

12. april<br />

sich entweder nie an der Stelle der Abweichung befinden<br />

(Exp.1), oder genauso häufig an der Position<br />

der Regelabweichung wie an jeder anderen möglichen<br />

Stelle erscheinen (Exp.2). Die Resultate konnten<br />

mit Fotografien repliziert werden (Exp. 3). Die<br />

Ergebnisse sprechen für eine Wirkung von Regelabweichungen<br />

auf Blick- und Aufmerksamkeitszuwendung<br />

und werden vor dem Hintergrund bestehender<br />

Aufmerksamkeitstheorien diskutiert.<br />

inKreMentelle salienzManipUlation paraFoVealer stiMUli Für die er-<br />

FassUnG Von VorschaUeFFeKten<br />

Hawelka Stefan, Hutzler Florian<br />

Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Wörter werden 30 bis 60 ms schneller erkannt, wenn<br />

der Leser die Möglichkeit hat, das Wort parafoveal<br />

vorzuverarbeiten, verglichen mit einer Bedingung in<br />

der parafoveale Vorverarbeitung verhindert wird. In<br />

Studien wurde die parafoveale Vorverarbeitung zumeist<br />

dadurch verhindert, dass das parafoveale Wort<br />

maskiert wurde. Vielfach wurden dafür X-Masken<br />

oder zufällige Buchstabenketten verwendet. Das<br />

Ausmaß des parafovealen Vorschaueffekts (preview<br />

benefit) ergibt sich dann aus der Zeit, die der Leser<br />

benötigt, das Wort zu erkennen, wenn parafoveale<br />

Vorverarbeitung durch die Maske verhindert wurde,<br />

minus der Zeit für die Worterkennung mit validem<br />

parafovealen preview. Diesem Kontrast liegt die implizite<br />

Annahme zu Grunde, dass die Masken neutral<br />

sind, das heißt, Vorverarbeitung unterbinden, selbst<br />

aber keine (theoretisch relevante) Verarbeitung auslösen.<br />

Die aktuelle Studie prüft diese Annahme mittels<br />

einer Adaption der Technik der inkrementellen<br />

Bahnung (incremental priming; Jacobs & Grainger,<br />

1995). Hierbei wird die Salienz von parafovealen<br />

Stimuli variiert. Wir realisierten das, indem wir von<br />

den bitmaps der Stimuli zunehmende Anteile der<br />

Bildpunkte entfernten (z.B., 30, 40, 50%). Parafoveale<br />

Stimuli waren entweder valide previews oder<br />

Masken aus zufälligen Buchstaben. In zwei Experimenten,<br />

eines mit Einzelwortdarbietung und eines<br />

mit der Darbietung der Zielwörter in Sätzen, erfassten<br />

wir Benennungslatenz und Blickdauer in Abhängigkeit<br />

der Salienz der beiden preview-Bedingungen.<br />

Erwartungsgemäß zeigte sich ein erleichternder<br />

Effekt der validen previews, das heißt, Benennungslatenzen<br />

und Blickdauern nahmen mit zunehmender<br />

Salienz der previews ab. Zunehmende Salienz der<br />

Masken hingegen führte zu einer Zunahme der Benennungslatenzen<br />

und der Blickdauern, das heißt,<br />

es zeigt sich ein erschwerender Effekt (Interferenz)<br />

parafovealer Masken für die Worterkennung. Die<br />

Implikationen dieses Befundes und die Nützlichkeit<br />

der Technik der inkrementellen Salienzmanipulation<br />

parafovealer Stimuli in Augenbewegungsstudien<br />

werden diskutiert.


eVidenz Für eine serielle VerarbeitUnGsstrateGie in der worterKennUnG<br />

Von KorreKtiVen re-Fixationen in einer lexiKalischen entscheidUnGsaUFGabe<br />

bei KUrzzeitiGer präsentation Von wÖrtern an optiMa-<br />

len Und sUboptiMalen landepositionen<br />

Gagl Benjamin, Hutzler Florian<br />

Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Korrektive Re-Fixationen sind Augenbewegungen,<br />

die man findet, wenn die erste Fixation am Anfang<br />

oder Ende eines Wortes landet. In Reaktion auf diese<br />

Landeposition wird ehestmöglich (Dauer der ersten<br />

Fixation: ~180 ms) eine Augenbewegung zur Mitte<br />

des Wortes ausgelöst um die Unschärfe am Rande<br />

der Fovea zu korrigieren. Typischerweise werden<br />

korrektive Re-Fixationen als Evidenz für die Ganzworterkennung<br />

gesehen, da die Erkennung eines<br />

Wortes als Ganzes erst dann stattfinden kann, wenn<br />

das gesamte Wort scharf wahrgenommen wird. Die<br />

Ergebnisse der aktuellen Studie können diese Sicht<br />

nicht unterstützen. Es wurde eine lexikalische Entscheidungsaufgabe<br />

durchgeführt in der fünfbuchstabige<br />

Wörter kurzzeitig in sieben verschiedenen<br />

Zeitbereichen (10-130 ms) so dargeboten wurden,<br />

dass die Augen der 24 Studenten auf dem Anfang,<br />

der Mitte oder dem Ende des Wortes landeten. Die<br />

Ergebnisse zeigen, dass korrektive Augenbewegungen<br />

schneller und häufiger auftreten, wenn das Auge<br />

das Wortende fixiert im Vergleich zu jenen Fällen, in<br />

denen der Wortanfang fixiert wird. Zusätzlich wurde<br />

beobachtet, dass sich die Genauigkeit der lexikalischen<br />

Entscheidung verringert, wenn die Augen<br />

auf dem Wortende landen. Von diesen Ergebnissen<br />

lässt sich ableiten, dass der Worterkennungsprozess<br />

gehemmt ist und die suboptimale Position ehestmöglich<br />

korrigiert werden muss, wenn das Auge das<br />

Wortende fixiert. Im Kontrast dazu zeigt sich keine<br />

Hemmung der Worterkennung sowie eine Verlangsamung<br />

und Verringerung des Korrekturvorganges<br />

wenn das Auge den Wortanfang fixiert. Diese<br />

Asymmetrie im Ergebnismuster ist schwer mit einer<br />

Ganzworterkennung als Lesestrategie zu vereinbaren.<br />

Die gute Verarbeitungsqualität nach Fixation<br />

am Wortanfang deutet vielmehr auf eine serielle<br />

Verarbeitungsstrategie hin, da diese Landeposition<br />

in einer seriellen Verarbeitung keine Probleme darstellen<br />

sollte.<br />

zeitliche orGanisation der VerarbeitUnGsprozesse beiM Verstehen<br />

Von Graphen<br />

hs 15.14<br />

Christof Körner 1 , Höfler Margit 1 , Tröbinger Barbara 1 , Gilchrist Iain D. 2<br />

1 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; School of Experimental Psychology, University of<br />

Bristol, UK<br />

Hierarchische Graphen sind zum Beispiel Veranschaulichungen<br />

der Struktur eines Dateisystems<br />

auf dem Computer. Sie treten auch als Organigramme<br />

oder Familienstammbäume auf. Dabei sind die<br />

dargestellten Objekte (Datei-Ordner) als Knoten<br />

im Graphen und die Beziehungen zwischen ihnen<br />

(Unterordner-Relation) als Linien im Graphen dargestellt.<br />

Das Verständnis solcher Graphen erfordert<br />

zwei Prozesse: Die Suche nach den relevanten Knoten<br />

im Graphen und das Schlussfolgern, in welcher<br />

Beziehung sie zueinander stehen. In zwei Experimenten,<br />

in denen wir Displays sakkaden-kontingent<br />

12. april<br />

änderten, während die Versuchspersonen (Vpn)<br />

Graphen interpretierten, haben wir untersucht, inwieweit<br />

diese Prozesse parallel verlaufen. In Experiment<br />

1 haben wir den Graphen zu dem Zeitpunkt<br />

maskiert, als der Suchprozess beendet war, aber das<br />

Schlussfolgern möglicherweise noch in Gang war<br />

oder aber erst begann. Das Verständnis der Graphen<br />

verschlechterte sich in dieser Bedingung massiv im<br />

Vergleich zu einer Bedingung ohne Maske. Dies<br />

deutete auf eine starke serielle Komponente beim<br />

Graphenverstehen hin. Um mögliche Neben-Effekte<br />

der Maskierung auszuschließen, manipulierten wir<br />

61


62<br />

hs 15.14<br />

in Experiment 2 die Graphen direkt. In der Hälfte<br />

der Durchgänge änderten wir nach dem Ende der<br />

Suche die Beziehung zwischen den Knoten, ohne<br />

dass die Vpn dies bemerkten. Wenn das Schlussfolgern<br />

erst im Anschluss an die Suche erfolgt, sollten<br />

die Vpn die Beziehung der Knoten aufgrund dieser<br />

Änderung einschätzen. In neun von zehn Fällen reagierten<br />

die Vpn so, als hätten sie nur den veränderten<br />

Graphen gesehen. Ihre Antwort fiel nur dann<br />

12. april<br />

anders aus, wenn sie längere Zeit mit der Suche im<br />

Graphen verbracht hatten. Diese Ergebnisse deuten<br />

darauf hin, dass das Verständnis von Graphen typischerweise<br />

sequentiell ist – ein Umstand, der für die<br />

interaktive Präsentation von solchen Graphen in der<br />

Praxis genutzt werden kann.


hs 15.14<br />

FORSCHUNGSREFERATE: kindheiT, Jugend & erwachsenenal-<br />

Ter<br />

chair: landerl Karin<br />

12. april<br />

länGsschnittliche bedinGUnGsFaKtoren des überGanGs VoM jUGend- in<br />

das erwachsenenalter<br />

Rollett Brigitte 1 , Nold Guido 2 , Maurer Verena 1 , Werneck Harald 1<br />

1 Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit, Entwicklung und Förderung, Fakultät für Psychologie, Universität<br />

Wien, Österreich; 2 Studienservicecenter der Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Der Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter<br />

bedeutet für die Jugendlichen selbst und für ihre<br />

Familien eine kritische Periode, die je nach Vorgeschichte<br />

unterschiedlich erfolgreich verlaufen kann.<br />

Im Zuge der Bewältigung der für das Jugendalter<br />

charakteristischen Entwicklungsaufgaben kann in<br />

der Übernahme der Verantwortung für sich selbst<br />

und relevante Andere eine zentrale Prozesskomponente<br />

eines gelingenden Übergangs gesehen werden,<br />

wobei die spezifische Qualität der Ablösung<br />

von den Eltern und die Konstituierung eigener<br />

„Territorien“ wichtige Komponenten darstellen. In<br />

dem Beitrag wird unter Einbeziehung der Daten des<br />

Längsschnittprojekts „Familienentwicklung im Lebenslauf“<br />

(FIL) dem Zusammenwirken günstiger<br />

bzw. ungünstiger Einflussfaktoren bei der Bewältigung<br />

dieser Entwicklungsphase nachgegangen (Erhebungswellen:<br />

sechstes Schwangerschaftsmonat<br />

der Mutter = t1, N = 175; t2 – t6 Alter des Kindes<br />

jeweils 3 Monate, 3, 8, 11, 15 und 18 Jahre). Wie<br />

die pfadanalytischen Auswertungen zeigten, stellt<br />

ein schlechter Gesundheitszustand verbunden mit<br />

einem schwierigen Temperament mit drei Monaten<br />

(erfasst mit dem Erhebungsinstrument von Thomas<br />

& Chess, siehe dazu Rollett & Werneck, 1993) ein<br />

Risiko dar, da es zu einer negativen Beziehung zu den<br />

Eltern (IPPA, Armsden & Greenberg, 1987) im Alter<br />

von elf Jahren (t5) führt, die ihrerseits die Bereitschaft<br />

zur Verantwortungsübernahme mit 18 Jahren<br />

(IDEA, Reifman et al., 2003) ungünstig beeinflusst<br />

(-.20). Ein positives Erziehungsverhalten (HAMEL,<br />

Baumgärtel, 1979) der Eltern im Alter des Kindes<br />

von acht Jahren senkt dagegen die Möglichkeit des<br />

Auftretens einer negativen Beziehung zu den Eltern<br />

zu t5. Elterliches Streitverhalten (PFB, Hahlweg,<br />

1979) mit acht Jahren (t4) wirkt sich ungünstig auf<br />

die Persönlichkeit zu t6 (NEO- FFI, Borkenau &<br />

Ostendorf, 1993) aus (-.16). Ein positives Temperament<br />

mit elf Jahren (t5) geht mit einer positiven<br />

Persönlichkeit mit 15 Jahren einher, was zu einer erhöhten<br />

Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme<br />

mit 18 Jahren führt (.36). Aber auch eine negative<br />

Beziehung zum Vater im Alter von 15 Jahren stützt<br />

interessanterweise die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme<br />

für sich selbst und andere mit 18<br />

Jahren (.23). Offenbar handelt es sich hier um eine<br />

durchaus als zielführend anzusehende Verarbeitung<br />

negativer Erfahrungen mit dem Vater. Über weitere<br />

Befunde und praktische Konsequenzen wird in dem<br />

Beitrag berichtet.<br />

„jetzt erst recht! oder: wie der eleFant plÖtzlich interessant wUrde<br />

– stellVertretende reaKtanz bei KinderGartenKindern“<br />

Sittenthaler Sandra, Jonas Eva<br />

Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Im alltäglichen Leben erleben und beobachten wir<br />

viele Einschränkungen und reagieren darauf mit Widerstand<br />

(Reaktanz) und sind motiviert unsere Freiheit<br />

wiederherzustellen. Wenn man die Einschrän-<br />

kung einer anderen Person beobachtet, entsteht<br />

stellvertretende Reaktanz. In unserer Studie (N=55)<br />

interessierte uns, ob Kinder bereits in jungen Jahren<br />

stellvertretend für eine andere Person Reaktanz<br />

63


64<br />

hs 15.14<br />

empfinden können. Die Kindergartenkinder reihten<br />

vier Kuscheltiere nach Gefallen und sahen anschließend<br />

in einem Film wie das Kuscheltier, welches<br />

sie an dritter Stelle gewählt hatten, einer Handpuppe<br />

namens Maxi verboten wurde, als Geschenk zu<br />

wählen. Bei erneuter Reihung zeigten jüngere Kinder<br />

bis 4,2 Jahre stellvertretende Reaktanz, indem<br />

sie das Kuscheltier entsprechend der Reaktanztheorie<br />

nach Brehm (1966) attraktiver bewerteten als vor<br />

dem Film. Kinder der Experimentalgruppe bewerteten<br />

die einschränkende Handpuppe signifikant negativer<br />

und empfanden starke Empathie mit Maxi im<br />

Gegensatz zu einer Kontrollgruppe, die keine stellvertretende<br />

Einschränkung erfuhr. Die Ergebnisse<br />

werden in Hinblick auf zukünftige Forschung und<br />

erziehungsrelevanten Aspekten diskutiert. Schlüsselwörter:<br />

(stellvertretende) Reaktanz, Kinder, Einschränkungen.<br />

besonderheiten aUditorisch eVozierter antworten bei schUlaUFFälli-<br />

Gen Kindern Mit leGasthenie Und adhs<br />

Seither-Preisler Annemarie 1 , Schneider Peter 2<br />

1 Cognitive Psychology and Neuroscience, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Abteilung<br />

Neuroradiologie und Sektion Biomagnetismus, Neurologische Klinik, Universität Heidelberg, Deutschland<br />

Im Rahmen der Evaluationsstudie AMseL, die das<br />

im Ruhrgebiet und in Hamburg laufende schulische<br />

Großprojekt „Jedem Kind ein Instrument (JEKI)“<br />

über einen Zeitraum von drei Jahren begleitet, werden<br />

145 Kinder (durchschnittliches Alter: 8;5) im<br />

Hinblick auf ihre Hörleistungen, kognitiven Fähigkeiten<br />

(Intelligenz, Kreativität, Daueraufmerksamkeit)<br />

und schulrelevanten Leistungen (Lesen,<br />

Rechtschreiben, Rechnen) untersucht. Die psychologischen<br />

Testreihen werden durch neurologische<br />

Messungen (Magnetenzephalographie bzw. MEG<br />

und strukturelles MRT) ergänzt.<br />

Im Rahmen der vorgestellten Querschnittsanalyse<br />

der Ersttestung werden schulisch unauffällige Kindern,<br />

die entweder regelmäßig musizieren (U-M)<br />

oder nicht musizieren (U-NM) mit nicht musizierenden<br />

schulauffälligen Kindern, die von Legasthenie<br />

oder ADHS betroffen sind (A-NM), hinsichtlich<br />

ihrer auditorisch evozierten MEG-Antworten verglichen.<br />

Als Reize wurden Sinustöne, synthetische<br />

Klänge sowie natürliche Instrumentalklänge verwendet.<br />

Als Antwortkomponenten wurden die P1m<br />

(Latenz bei Kindern dieses Alters stark verzögert bei<br />

ca. 90 ms) und N1m (Latenz bei ca. 230 ms) getrennt<br />

für beide Hemisphären bestimmt. Analysiert<br />

wurden jeweils die Latenz, Amplitude, Peak-Breite,<br />

sowie der Nulldurchgang P1m/N1m. Zudem wurden<br />

für alle Parameter die ungerichteten Absolutwerte<br />

der Rechts-Links-Unterschiede als Maße für<br />

die Synchronisation der beiden Gehirnhemisphären<br />

bei der Verarbeitung akustischer Reize verrechnet.<br />

Besonders für letztere zeigten sich gravierende Unterschiede<br />

zwischen den schulunauffälligen Kinder<br />

12. april<br />

(U-M und U-NM) einerseits und den schulauffälligen<br />

Kindern (A-NM) andererseits. Bei Kindern<br />

mit Schulproblemen waren sowohl die Latenzen als<br />

auch die Peak-Breiten der Komponenten P1m und<br />

N1m, sowie die Latenz des Nulldurchganges P1m/<br />

N1m auffällig asymmetrisch, wobei die Unterschiede<br />

teilweise ein Vielfaches der Unterschiede betrugen,<br />

die für schulisch unauffällige Kinder charakteristisch<br />

waren. Die Ergebnisse werden im Sinne von<br />

hemisphärenspezifischen Entwicklungsdefiziten bei<br />

ADHS und Legasthenie gedeutet, wobei das vorgestellte<br />

nichtinvasive Verfahren neue Wege in der objektiven<br />

Frühdiagnostik solcher Entwicklungsrückstände<br />

bei Kindern eröffnen könnte.


hs 15.14<br />

das „wechselModell“ - ein pilotprojeKt zU einer alternatiVen be-<br />

treUUnGsForM nach elterlicher scheidUnG<br />

Werneck Harald, Spies Angelika, Luftensteiner Sonja, Kollmitzer Magdalena, Czerny Barbara<br />

Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Im Fall einer elterlichen Scheidung besteht neben<br />

der alleinigen Obsorge eines Elternteils in Österreich<br />

seit 2001 auch die Möglichkeit, dass beide leiblichen<br />

Eltern weiterhin die Obsorge behalten. Auch<br />

im Fall einer geteilten Obsorge muss allerdings ein<br />

hauptsächlicher Aufenthaltsort für das Kind festgelegt<br />

werden. Alternative Modelle, wie insbesondere<br />

das Modell der „Doppelresidenz“ bzw. „Wechselmodell“,<br />

wonach gemeinsame Kinder nach einer<br />

elterlichen Scheidung abwechselnd bei beiden Elternteilen<br />

in annähernd gleichem zeitlichen Ausmaß<br />

wohnen, sind in Österreich, im Gegensatz zu einigen<br />

anderen EU-Staaten, gesetzlich nicht vorgesehen<br />

und daher weitgehend unerforscht, aber dennoch<br />

zunehmend in Diskussion. Um auf erste empirische<br />

Datengrundlagen dazu auch aus Österreich zurückgreifen<br />

zu können, wurden im Rahmen eines Pilotprojekts<br />

zuerst generell Einstellungen zu alternativen<br />

Obsorgemodellen und deren Akzeptanz in der<br />

Bevölkerung erhoben und in einem zweiten Schritt<br />

getrennte Familien, die – trotz fehlender gesetzlicher<br />

Rahmenbedingungen – die Doppelresidenz de<br />

facto auch in Österreich in die Praxis umsetzten,<br />

interviewt. In der ersten Teilstudie wurde v. a. die<br />

Akzeptanz des Wechselmodells (WM) online an 165<br />

Personen erhoben. Insgesamt geben die Befragten<br />

eine neutrale bis positive Einstellung zum WM an.<br />

Männer zeigen sich dabei aufgeschlossener als Frauen.<br />

Höhere Akzeptanzwerte ergeben sich weiters bei<br />

Geschiedenen, älteren Personen und bei Menschen<br />

mit generell hoher Offenheit. In drei weiteren, mit<br />

qualitativen Methoden durchgeführten Teilstudien<br />

wurden anschließend halbstrukturierte Interviews<br />

mit Betroffenen, nach Familienmitgliedern getrennt,<br />

geführt. Die Analyse der Aussagen aus den<br />

Interviews zeigt eine relativ hohe Zufriedenheit der<br />

Kinder mit dem von ihnen praktizierten WM. Die<br />

Kinder erleben eine enge Beziehung zu beiden Elternteilen<br />

und fühlen sich insgesamt relativ wenig<br />

belastet, am ehesten noch durch den logistischen<br />

Aufwand beim Wechseln der Wohnorte. Dennoch<br />

empfinden die meisten Kinder das WM insgesamt<br />

als Normalität, die sie nicht missen möchten. Mütter<br />

und Väter wurden (getrennt) zu relevanten Aspekten<br />

des Lebens vor der Trennung, zur Trennung selbst,<br />

zur Gestaltung und zu rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

des WM, zu Motiven für die Umsetzung, zu<br />

familiären Beziehungen, zur Zufriedenheit mit dem<br />

WM, sowie zu Empfehlungen für andere Eltern befragt.<br />

Aus Sicht der Väter ergeben sich überwiegend<br />

positive Auswirkungen des WM, speziell die Beziehung<br />

zu ihrem Kind bzw. ihren Kindern betreffend.<br />

Für die Mütter liegt der wichtigste Vorteil durch dieses<br />

Modell nach ihren Angaben in dem Gewinn an<br />

Freizeit und der damit verbundenen Entlastung, was<br />

in Verbindung mit den Aussagen der Väter für eine<br />

potentielle „Win-win“-Situation für beide Elternteile<br />

spricht. Nachteile werden von den Müttern kaum<br />

genannt.<br />

do children conFUse „what MiGht haVe been“ with „what MiGht be“?<br />

Rafetseder Eva Maria 1 , Eckmaier Sabine 1 , Perner Josef 2<br />

In everyday life people often reflect on how an event<br />

in the past might have turned out differently. When<br />

people create such alternatives to known facts, this<br />

is called counterfactual reasoning. Counterfactual<br />

reasoning is deemed relevant for many different areas<br />

such as understanding causality (e.g., if the boy<br />

hadn’t thrown the ball, the window would still be in<br />

one piece), social understanding, (e.g., if the choco-<br />

12. april<br />

1 Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich; 2 Fachbereich und Zentrum für Neurokognitive<br />

Forschung, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

late were in location 1 where Maxi thinks it is, he<br />

would have reason to look for it in location 1), or<br />

feelings of relief and regret (e.g., if I had decided<br />

to take the other option I would be better off now).<br />

Thus, it is a serious shortcoming that it is still unclear<br />

when children show a complete understanding of<br />

counterfactual reasoning. Most recently Rafetseder,<br />

Cristi-Vargas, and Perner (2010) reported that coun-<br />

65


66<br />

hs 15.14<br />

terfactual reasoning is not fully developed before the<br />

age of 12 years. This came as a surprise as previous<br />

findings suggested that children have a full grasp<br />

of counterfactual reasoning by the age of around 6<br />

years (Harris, German & Mills, 1996; Riggs, Peterson,<br />

Robinson & Mitchell, 1998; Beck, Robinson,<br />

Carroll & Apperly, 2006). However, these studies<br />

did not control for fortuitously correct answers by<br />

engaging in basic conditional reasoning. In basic<br />

conditional reasoning typical regularities (e.g., If<br />

~whenever~ it doesn’t rain the street is dry) are applied<br />

to the antecedent in counterfactual questions<br />

(e.g., When asked, “If it had not rained, would the<br />

street be wet or dry?” they reason, “If it did not rain<br />

the street is dry.”) without regard for actual events<br />

(e.g. street cleaners had just been washing the street<br />

and it is wet even though it didn’t rain). In counterfactual<br />

reasoning the conditional reasoning must<br />

be constrained by actual events (“nearest possible<br />

12. april<br />

world”). When counterfactual reasoning and basic<br />

conditional reasoning yielded the same answers<br />

even the youngest gave mostly correct answers.<br />

Tasks, in which the two reasoning strategies resulted<br />

in different answers, proved unusually difficult.<br />

However, this task might have been unnecessarily<br />

complicated because in a more recent task, Rafetseder,<br />

and Perner (2010) found that the majority of<br />

6 year old children was capable of counterfactual<br />

reasoning even when controlling for answers given<br />

based on basic conditional reasoning. In two further<br />

studies we investigated whether other factors, e.g.,<br />

understanding other people’s intentions, might have<br />

helped children to give the correct answer.


hs 15.14<br />

FORSCHUNGSREFERATE: akTuelle enTwicklungen & ergeB-<br />

nisse aus der klinischen Psychologie<br />

chair: schienle anne<br />

12. april<br />

einFlUss Von erlernter hilFlosiGKeit aUF neUronale Korrelate der<br />

FehlerVerarbeitUnG<br />

Pfabigan Daniela M. 1 , Pintzinger Nina M. 2 , Siedek Diana 1 , Lamm Claus 1 , Derntl Birgit 2,3 , Sailer Uta 1,4<br />

1 Social, Cognitive and Affective Neuroscience Unit, Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden,<br />

Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich; 2 Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit,<br />

Entwicklung und Förderung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich; 3 Institut für Psychiatrie, Psychotherapie<br />

und Psychosomatik, RWTH University Aachen, Deutschland; 4 Department of Psychology, University of Gothenburg,<br />

Schweden<br />

Das Erleben von fehlender subjektiver Kontrolle und<br />

das Empfinden von Gefühlen wie Hilflosigkeit werden<br />

als wichtige Bezugspunkte für die Entstehung einer<br />

depressiven Erkrankung betrachtet. Damit assoziiert<br />

sind Gefühle der Passivität und Demotivation,<br />

die vermutlich ähnlich einer allgemeinen negativen<br />

Stimmungslage höhere kognitive Prozesse negativ<br />

beeinflussen können. In Bezug auf interne Verhaltensüberwachung<br />

konnten beispielsweise mehrere<br />

Studien zeigen, dass depressive PatientInnen dysfunktionale<br />

neuronale Korrelate der Fehlerverarbeitung<br />

aufweisen. Daraus lässt sich die Fragestellung<br />

ableiten, ob eine Hilflosigkeitsinduktion bei gesunden<br />

ProbandInnen ebenfalls kognitive Maße beeinflusst.<br />

In diesem Fall wäre eine Amplitudenmodulaton<br />

von bestimmten Ereigniskorrelierten Potentialen<br />

(EKPs) zu erwarten, die mit Fehlerverarbeitung assoziiert<br />

ist. Zu Beginn der aktuellen Studie wurde<br />

bei 50 gesunden ProbandInnen (25 Frauen) eine<br />

Hilflosigkeitsinduktion mittels zunehmend unlösbar<br />

werdender mathematischer Aufgaben durchgeführt.<br />

Basierend auf einem Fragebogen von Bauer und<br />

Kollegen (2003) erfolgte die Einteilung in eine hilflose<br />

und eine nicht-hilflose Versuchsgruppe – wobei<br />

es eine gleichmäßige Aufteilung der Geschlechter zu<br />

beiden Gruppen gab. Anschließend bearbeiteten alle<br />

ProbandInnen eine Reiz-Reaktionsaufgabe, in der<br />

sie schnell und präzise arbeiten mussten und Fehler<br />

vermeiden sollten, während gleichzeitig EKPs aufgezeichnet<br />

wurden. Auf Verhaltensebene zeigten<br />

sich keine Gruppenunterschiede – Reaktionszeiten,<br />

Fehlerraten und Post-Error-Slowing waren bei hilflosen<br />

und nicht-hilflosen VersuchsteilnehmerInnen<br />

vergleichbar. Auf neuronaler Ebene zeigten sich hingegen<br />

in der Gruppe der hilflosen ProbandInnen erhöhte<br />

Amplituden der Error-Related-Negativity - einem<br />

EKP assoziiert mit dem Auftreten von Fehlern.<br />

Die vorliegende Studie zeigt eindrücklich, dass bereits<br />

eine kurzfristige Manipulation der Stimmung<br />

in Richtung Passivität und Demotivation neuronale<br />

Korrelate der internen Verhaltens- und Fehlerüberwachung<br />

beeinflusst, so dass diese jenen von depressiven<br />

PatientInnen ähneln.<br />

non-pharMacoloGical treatMent oF priMary insoMnia UsinG sensori-<br />

Motor-rhythM neUroFeedbacK<br />

Schabus Manuel, Griessenberger Hermann, Heib Dominik, Lechinger Julia, Chwala-Schlegel Nicole,<br />

Hödlmoser Kerstin<br />

Labor für Schlaf, Kognition und Bewusstseinsforschung, Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg,<br />

Österreich<br />

Introduction - A non-pharmacological intervention,<br />

namely instrumental conditioning of 12-15Hz oscillations<br />

(ISC), for improving sleep quality and memory<br />

is introduced. EEG recordings over the senso-<br />

rimotor cortex show a prominent oscillatory pattern<br />

in a frequency range between 12-15Hz (sensorimotor<br />

rhythm, SMR) under quiet but alert wakefulness.<br />

This frequency range is also known to be abundant<br />

67


68<br />

during light non-rapid eye movement sleep, and is<br />

overlapping with the sleep spindle frequency band.<br />

Some early findings indicated that ISC of SMR during<br />

wakefulness can influence subsequent sleep. In<br />

the present study we intend to clarify the nature of<br />

these effects and apply neurofeedback (NFT) to insomnia<br />

patients.<br />

Methods - Twenty-four subjects (Mean = 34.83; SD<br />

= 10.60) with clinical symptoms of primary insomnia<br />

were tested. A counterbalanced within-subjects<br />

design (19 lab visits over the course of 3-6 weeks)<br />

was adopted. Each patient participated in an ISC-<br />

NFT as well as a sham-NFT training block. Polysomnographic<br />

sleep recordings were scheduled before<br />

and after training blocks.<br />

Results - First analysis confirms a significant increase<br />

of 12-15Hz activity over the course of the ten<br />

SMR training sessions (t= -2.24, p


hs 15.14<br />

erhöhter Ängstlichkeit (Symptom-Checkliste-90-R),<br />

geringerem positiven Affekt (Positive and Negative<br />

Affect Schedule) und vermehrtem Einsatz von kontrolliertem<br />

Ausdruck positiver Emotionen (ERI-PE)<br />

steigt die Wahrscheinlichkeit an, zur Gruppe der<br />

Migränikerinnen zu zählen. Die Ergebnisse der Stu-<br />

die zeigen relevante emotionsbezogene Beeinträchtigungen,<br />

aber auch Ressourcen der untersuchten<br />

SchmerzpatientInnen auf und werden hinsichtlich<br />

praktischer Implikationen für klinisch-psychologische<br />

Interventionen bei Migräne diskutiert.<br />

dysFUnKtionale ärGerVerarbeitUnG iM rahMen der aUFMerKsaMKeitsdeFizit-/hyperaKtiVitätsstÖrUnG:<br />

Unterschiede Und GeMeinsaMKeiten<br />

zwischen Kindern Und erwachsenen<br />

Köchel Angelika, Leutgeb Verena, Schienle Anne<br />

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) wurde lange Zeit als ein Störungsbild,<br />

das sich ausschließlich im Kindes- und Jugendalter<br />

zeigt, betrachtet. Neuere Untersuchungen weisen<br />

jedoch darauf hin, dass Defizite bis ins Erwachsenenalter<br />

bestehen bleiben. So konnten für die emotionale<br />

Verarbeitung bei ADHS Schwierigkeiten im<br />

Erkennen von Emotionen wie Ärger, sowohl bei<br />

Kindern als auch Erwachsenen, beobachtet werden.<br />

Emotionen des Gegenübers richtig zu erkennen ist<br />

vor allem in sozialen Interaktionen wichtig. Ein<br />

Ärgerausdruck etwa signalisiert eine unangemessene<br />

Verhaltensweise zu hemmen. Die vorliegenden<br />

Untersuchungen sollten den Einfluss von emotionalen<br />

Signalen auf die Verhaltenshemmung sowohl<br />

bei 8-12 jährigen Jungen als auch bei erwachsenen<br />

Männern mit ADHS klären. In einer Kinder- und<br />

einer Erwachsenenstichprobe mit Personen mit und<br />

ohne ADHS wurde ein „emotionales Go/NoGo Paradigma“,<br />

welches die Verhaltenshemmung (‚Knopfdruck‘)<br />

auf emotionale Gesichtsausdrücke wie Ärger,<br />

Freude und Traurigkeit untersucht, vorgegeben.<br />

Parallel wurde das Elektroenzephalogramm (EEG)<br />

abgeleitet. Kinder mit ADHS hatten im Vergleich zu<br />

einer gesunden Kontrollgruppe Schwierigkeiten ihr<br />

Verhalten auf Ärgersignale zu hemmen. Diese Verhaltensunterschiede<br />

waren bei Erwachsenen nicht<br />

zu beobachten. Beeinträchtigungen sowohl bei Kindern<br />

als auch bei Erwachsenen mit ADHS konnten<br />

in ereigniskorrelierten Potentialen gezeigt werden.<br />

Während bei gesunden Personen eine Differenzierung<br />

in späten positiven Amplituden (500-600 ms<br />

nach Bildpräsentation) rechts parietal zwischen allen<br />

Emotionen zu beobachten war, fehlte diese Differenzierung<br />

bei Personen mit ADHS für Ärgersignale.<br />

Die Ergebnisse weisen auf ein Defizit in der Ver-<br />

12. april<br />

Arbeitsbereich Klinische Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

arbeitung von Ärger bei Kindern und Erwachsenen<br />

mit ADHS hin. Während dieses Defizit bei Erwachsenen<br />

ausschließlich auf elektrokortikaler Ebene zu<br />

beobachten war, zeigte es sich bei Kindern auch im<br />

offenen Verhalten. Die Ergebnisse legen nahe, dass<br />

Personen mit ADHS mit der Zeit lernen Schwierigkeiten<br />

im Verhalten zu kompensieren, diese aber<br />

auf elektrokortikaler Ebene bestehen bleiben. Dies<br />

unterstreicht die Notwendigkeit mit entsprechenden<br />

psychotherapeutischen Strategien möglichst früh im<br />

Verlauf der Entwicklung anzusetzen.<br />

69


70<br />

neUrobehaViorale Korrelate der psychotherapie spinnenphobischer<br />

patientinnen<br />

hs 15.14<br />

Leutgeb Verena, Köchel Angelika, Scharmüller Wilfried, Schienle Anne<br />

Abteilung Klinische Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

In den vorliegenden Studien wurden neurobehaviorale<br />

Korrelate erfolgreicher Expositionstherapie der<br />

Spinnenphobie bei erwachsenen Frauen und 8- bis<br />

13-jährigen Mädchen untersucht. Die Patientinnen<br />

erfüllten die diagnostischen Kriterien der Spinnenphobie<br />

nach DSM-IV. In beiden Stichproben wurde<br />

die allgemeine Ekelempfindlichkeit mit einem Fragebogen<br />

erhoben. Während passiver Bildbetrachtung<br />

wurde im Rahmen einer ersten psychophysiologischen<br />

Messung bei beiden Stichproben ein Elektroenzephalogramm,<br />

bei den Kindern zusätzlich ein<br />

Elektromyogramm des levator labii abgeleitet. Die<br />

Teilnehmerinnen sahen Bilder aus vier Kategorien<br />

(Spinne, Neutral, Angst, Ekel). Das störungsspezifische<br />

Stimulusmaterial bestand aus verschiedenen<br />

Spinnen. Neutrale Bilder zeigten Alltagsgegenstände,<br />

allgemein Angst auslösende zeigten Szenen wie<br />

Naturkatastrophen, und allgemein Ekel auslösende<br />

zeigten schmutzige Toiletten oder ungewöhnliche<br />

Nahrungsmittel. Im Anschluss erfolgte eine zufällige<br />

Zuordnung der Patientinnen zu einer Therapie-<br />

oder einer Wartelistengruppe. Die Patientinnen der<br />

Therapiegruppen wurden in einer darauffolgenden<br />

Sitzung expositionstherapeutisch behandelt. Die<br />

Therapie bestand aus einer hierarchisch strukturierten<br />

Exposition in vivo mit kognitiver Umstrukturierung.<br />

Die Dauer der Therapie betrug bis zu<br />

vier Stunden. Erwachsene Frauen erhielten diese in<br />

Gruppen von fünf Patientinnen, bei den Mädchen<br />

erfolgte die Behandlung im Einzelsetting. Eine Woche<br />

später wurde die psychophysiologische Messung<br />

während passiver Bildbetrachtung wiederholt.<br />

Die Probandinnen der Wartegruppen erhielten die<br />

Therapie nach der zweiten Messung. Probandinnen<br />

beider Therapiegruppen zeigten nach erfolgreicher<br />

Therapie beim Ansehen der Spinnenbilder höhere<br />

Positivierungen später ereigniskorrelierter Potentia-<br />

12. april<br />

le. Während bei den erwachsenen Frauen der Effekt<br />

an zentralen Messpunkten in einem Zeitfenster zwischen<br />

800 und 1500ms maximal war, lag das Maximum<br />

bei den Mädchen anteriorer (an fronto-zentralen<br />

Ableiteorten) und in einem früheren Zeitfenster<br />

(von 600 bis 1200ms). Dieser Befund könnte im<br />

Sinne willentlicher Lenkung der Aufmerksamkeit<br />

interpretiert werden. Erfolgreiche Therapie spiegelt<br />

sich vor allem in einer Löschung des Vermeidungsverhaltens<br />

wieder, was den PatientInnen ermöglicht,<br />

ihre Aufmerksamkeit auf die Spinne zu lenken und<br />

ihr nicht mehr aus dem Weg zu gehen. Bei den Mädchen<br />

reduzierte sich zusätzlich nach erfolgreicher<br />

Therapie die allgemeine Ekelempfindlichkeit signifikant.<br />

Darüber hinaus zeigten die Mädchen nach<br />

erfolgreicher Therapie eine signifikant geringere<br />

Aktivierung des levator labii beim Betrachten von<br />

Spinnenbildern, aber auch bei allgemein Ekel auslösenden<br />

Bildern. Diese Befunde legen eine zentrale<br />

Rolle der allgemeinen Ekelempfindlichkeit für die<br />

Aufrechterhaltung der Spinnenphobie im Kindesalter<br />

nahe und sprechen für die Sinnhaftigkeit, in der<br />

Therapie verstärkt Ekelgefühle zu thematisieren.


hs 15.04<br />

symPosium: The TruTh is ouT There - in The ToTaliTy of emPirical<br />

eVidence: nuTzen, werT und noTwendigkeiT kumulaTiVer eVidenz<br />

(meTa-analysen und sysTemaTische reViews) in der Psychologi-<br />

schen forschung<br />

chair: VoraceK Martin<br />

Voracek Martin 1 , Proch Jutta 2 , Tran Ulrich S. 1 , Schild Anne H. E. 1 , Stieger Stefan 1 , Pietschnig Jakob 1<br />

1 Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich; 2 Institut für Psychologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland<br />

In Zeiten überlinear ansteigender Wissensproduktion<br />

sind Meta-Analysen und systematische Reviews<br />

als methodische Ansätze für Forschungssynthese<br />

und Forschungsintegration - gegenüber traditionellen<br />

(bloß narrativen, nicht-quantifizierenden, nichtexhaustiven)<br />

Review-Methoden - für alle empirischen<br />

Forschungsbereiche von grundlegender Bedeutung.<br />

Die meta-analytischen Strategien und Vorgangsweisen<br />

haben sich dabei selbst in einer bedeutsamen Weise<br />

entwickelt und verändert. Der Trend dabei weist<br />

weg von einer bloßen Befundaggregation und hin zu<br />

u.a. (1) Varianzaufklärung empirisch beobachteter Effektheterogenität,<br />

im Sinne von Subgruppenanalysen<br />

und Meta-Regressionsmodellen, (2) dem Nachweis<br />

und der Korrektur von Publikations-Bias („most published<br />

research findings are false“, most discovered<br />

true associations are inflated“; Ioannidies, 2005, 2008)<br />

sowie (3) erst meta-analytisch überhaupt ableitbarer<br />

neuer Forschungsausrichtung. Diesen Entwicklungen<br />

Rechnung tragend, beleuchtet das Symposium<br />

Nutzen, Wert und Notwendigkeit eines solchen sys-<br />

12. april<br />

tematischen, meta-analytischen Vorgehens anhand<br />

substanzwissenschaftlich unterschiedlich verorteter<br />

aktueller Themen und Fragen der psychologischen<br />

Forschung. Die 5 Einzelbeiträge verbindet ihr Fokus<br />

auf Effektmoderation bzw. Effektmediation und/oder<br />

verschiedene Formen der Evidenzverzerrung und Evidenzunterdrückung<br />

(Publikations-Bias und verwandte<br />

Phänomene) sowie insbesondere das Faktum von Erkenntniszuwächsen<br />

bzw. Klärungen, welche anders als<br />

meta-analytisch nicht erreichbar wären: Dies zeigt sich<br />

für die Frage nach Moderatoren des Zusammenhangs<br />

zwischen Persönlichkeit und Vorurteilen (Proch) gleichermaßen<br />

wie für eine vergleichende Re-Evaluation<br />

der Wirksamkeit psychologischer Behandlungsverfahren<br />

für posttraumatische Belastungsstörung (Tran),<br />

für die Prävalenz und Intention von Datenvisualisierungen<br />

in Meta-Analysen selbst (Schild), für ungeklärte<br />

Phänomene im Zusammenhang mit dem Name-<br />

Letter-Effekt (Stieger) sowie für das vielbeforschte<br />

Rätsel der IQ-Testnormverschiebungen über die Zeit,<br />

d.h. den Flynn-Effekt (Pietschnig).<br />

erratische erGebnisse bei Meta-reGressionen: das probleM stUdien-<br />

aUtorenspeziFischer aspeKte<br />

Stieger Stefan, Voracek Martin<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Meta-Analysen haben den Vorteil einer höheren Power<br />

durch die Aggregierung von Effekten über alle Primärstudien<br />

hinweg, jedoch gibt es zusätzliche Einflussaspekte,<br />

die vor allem bei Meta-Regressionen berücksichtigt<br />

werden müssen. Meta-Regressionen sind ein<br />

hilfreiches Instrument, um mögliche Moderatoren auf<br />

einen meta-analytisch aggregierten Effekt aufzuzeigen.<br />

Am Beispiel zweier Meta-Analysen zum Name-Letter-Effekt<br />

(basierend auf rund 50 Primärstudien, Total-<br />

N = 11000+) werden im speziellen studienautorenspe-<br />

zifische Aspekte bei Meta-Regressionen beleuchtet. Es<br />

konnte gezeigt werden, dass durch eine ungleiche Verteilung<br />

der Ausprägungen einer Moderatorvariablen<br />

über die Studienautoren hinweg erratische Ergebnisse<br />

resultieren können. Dies wurde in einem Follow-Up-<br />

Experiment (N = 449) bestätigt, in welchem sich die<br />

in der Meta-Regression gefundenen Effekte nicht mehr<br />

zeigten. Es erscheint deshalb wichtig, dass Ausprägungen<br />

einer Moderatorvariablen möglichst breit über alle<br />

Studienautoren verteilt sein sollten.<br />

71


72<br />

der einFlUss Meta-analytischer Methoden aUF das erGebnis: reanalyse<br />

der Vorhandenen eVidenz zUr relatiVen wirKsaMKeit psy-<br />

choloGischer VerFahren in der behandlUnG der posttraUMatischen<br />

belastUnGsstÖrUnG – dodo or not?<br />

Tran Ulrich S., Gregor Bettina<br />

hs 15.04<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Meta-analytische Wirknachweise sind ein wichtiger<br />

Bestandteil der evidenzbasierten Medizin, Psychologie<br />

und Psychotherapie. Während die Bedeutung<br />

von Meta-Analysen hier unbestritten ist, existieren<br />

allerdings ebenso Fälle, in denen Meta-Analysen zu<br />

einander widersprechenden oder inkompatiblen Ergebnissen<br />

führten. Im Zusammenhang damit scheint<br />

nicht immer klar, welchen Einfluss insbesondere<br />

die spezifische meta-analytische Methode auf das<br />

Resultat hatte. Im Bereich der Psychotherapieforschung<br />

machten Bruce Wampold und seine Arbeitsgruppe<br />

innovative Vorschläge und stellten spezielle<br />

methodische Entwicklungen vor, wie die relative Effektivität<br />

unterschiedlicher Verfahren in der Behandlung<br />

psychischer Störungen einer meta-analytischen<br />

Untersuchung zugeführt werden könne. Ihre Untersuchungen<br />

brachten sie zu dem Ergebnis, dass aufgrund<br />

allgemeiner Wirkfaktoren alle therapeutisch<br />

intendierten Verfahren gleich wirksam sind (das sog.<br />

12. april<br />

Dodo bird verdict). Kritiker verweisen hingegen auf<br />

ebenso vorhandene Evidenz, die auf Unterschiede<br />

hinweist. Der vorliegende Beitrag widmet sich<br />

der kritischen Diskussion der von Wampold vorgeschlagenen<br />

Methoden. Anhand einer detaillierten<br />

Re-Analyse der aktualisierten empirischen Evidenz<br />

zur relativen Wirksamkeit unterschiedlicher Verfahren<br />

in der Behandlung der posttraumatischen<br />

Belastungsstörung (PTSD; vgl. Benish, Imel, &<br />

Wampold, 2008) wird demonstriert, dass (1) die von<br />

Wampold und Kollegen vorgeschlagenen Methoden<br />

in ihrer Konzeption und Anwendung nicht der ursprünglichen<br />

Intention entsprechen, und (2) aus der<br />

vorhandenen Evidenz differenzierte Schlüsse gezogen<br />

werden können, die im Bereich der Behandlung<br />

der PTSD zwar einzelne Standpunkte sowohl von<br />

Wampold als auch seiner Kritiker stützen, aber keinem<br />

der beiden Lager vollends recht geben.<br />

Globale iQ-testnorMVerschiebUnGen: eine Meta-analyse<br />

Pietschnig Jakob, Voracek Martin<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Bereits seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

finden sich Berichte in der wissenschaftlichen Literatur<br />

über Intelligenztestnormverschiebungen in<br />

der Allgemeinbevölkerung über die Zeit. Bekannt<br />

wurde dieses Phänomen des Leistungszuwachses<br />

auf Intelligenztestinstrumenten über die Zeit unter<br />

der Bezeichnung Flynn-Effekt, nach dem neuseeländisch-US-amerikanischen<br />

Politologen James Flynn,<br />

der als erster diese Normverschiebungen in den<br />

1980er Jahren systematisch beschrieb. Ergebnisse<br />

nachfolgender Forschungsarbeiten zu diesem Thema<br />

zeigten unterschiedliche Zuwächse in verschiedenen<br />

Ländern und in verschiedenen Intelligenzdomänen<br />

(kristallisierte vs. fluide Intelligenz). Diese<br />

uneinheitlichen Befunde führten schon 1998 Joseph<br />

Rodgers in einem narrativen Review zum Thema zu<br />

der Forderung nach einer formalen Meta-Analyse<br />

zum Flynn-Effekt, als einen unverzichtbaren Beitrag,<br />

um die Natur, die Bedeutung und die Ursachen<br />

des Flynn-Effekts eruieren zu können. Die Relevanz<br />

des Flynn-Effekts und die Bedeutung seiner Auswirkungen<br />

wird dadurch deutlich, dass er sogar in das<br />

Dokument Ethical Principles of Psychologists and<br />

Code of Conduct der American Psychological Association<br />

Eingang gefunden hat. In der vorliegenden<br />

Meta-Analyse kommen wir nun der Forderung von<br />

Rodgers nach und präsentieren kumulierte Evidenz<br />

zu IQ-Zuwächsen basierend auf über 100 Jahren<br />

Forschung (1909-2010) in mehr als 240 Stichproben<br />

(N = 2,300,000+; Altersspanne: 0.5-74 Jahre) aus 27


hs 15.04<br />

Ländern. Über den beobachteten Zeitraum lässt sich<br />

ein IQ-Zuwachs von annähernd 2 Standardabweichungen<br />

feststellen (das entspricht ca. 3 IQ-Punkten<br />

pro Dekade), wobei sich höhere Zuwächse auf Testinstrumenten<br />

zur Erfassung fluider Intelligenz als<br />

auf solchen zur Erfassung kristallisierter Intelligenz<br />

zeigten. Einflüsse von potentiell moderierenden Va-<br />

riablen (Nationalität, Gesunde vs. Patienten, Kinder<br />

vs. Erwachsene) wurden mittels gewichteten multiplen<br />

Meta-Regressionsmodellen erfasst. Zusammenfassend<br />

zeigen die Ergebnisse einen robusten<br />

und durchgängigen Flynn-Effekt über das gesamte<br />

20. Jahrhundert.<br />

Moderatoren des zUsaMMenhanGs zwischen persÖnlichKeit Und Vor-<br />

Urteilen: eine Meta-analyse<br />

Proch Jutta 1 , Mitte Kristin 2 , Kämpfe-Hargrave Nicole 3<br />

Persönlichkeitspsychologische Ansätze betonen die<br />

Bedeutung von Persönlichkeitseigenschaften bei der<br />

Entstehung von Vorurteilen. Exhaustive Literaturrecherchen<br />

haben ergeben, dass das Forschungsfeld,<br />

mit mehr als 1000 Studien zum Zusammenhang<br />

zwischen Persönlichkeitseigenschaften, generalisierten<br />

sozialen Einstellungen und Vorurteilen, sehr<br />

groß und unübersichtlich ist. Eine meta-analytische<br />

Integration der Befunde scheint daher von großer<br />

Bedeutung. Die umfangreiche Datenmenge ermöglichte<br />

es im Rahmen der Meta-Analyse, sowohl die<br />

Rolle umfassender Faktoren (wie Extraversion oder<br />

Neurotizismus) als auch die Rolle spezifischer Traits<br />

(wie Empathie oder Locus of Control) für Vorurteile<br />

zu ermitteln. Während auf Faktorenebene vor<br />

allem Offenheit und Verträglichkeit im Zusammenhang<br />

mit Vorurteilen standen, konnten auf Ebene<br />

der Traits verschiedene Aspekte aller fünf Faktoren<br />

12. april<br />

1 Institut für Psychologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland; 2 Institut für Psychologie, Universität Kassel,<br />

Deutschland; 3 Institut für Erziehungswissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland<br />

mit Vorurteilen in Verbindung gebracht werden (z.B.<br />

positive und negative Emotionalität oder Leistungsstreben).<br />

Besonderes Augenmerk galt außerdem der<br />

Identifikation verschiedener Moderatoren des Zusammenhangs<br />

von Persönlichkeit und Vorurteilen.<br />

Untersucht wurden vor allem Stichprobeneigenschaften<br />

(z.B. Nationalität der Probanden oder studentische<br />

vs. nicht-studentische Stichproben), wie<br />

auch verschiedene Arten der Operationalisierung<br />

von Vorurteilen (z.B. Rassismus vs. Sexismus oder<br />

klassische vs. moderne Vorurteile). Die Ergebnisse<br />

der Meta-Analyse machen zum einen deutlich, welche<br />

Bedeutung Personenmerkmalen bei der Entstehung<br />

von Vorurteilen zukommt. Sie machen außerdem<br />

deutlich, dass die Zusammenhänge keineswegs<br />

universell sind, sondern z.B. kulturelle Unterschiede<br />

existieren.<br />

weniGer ist weniGer: ein systeMatischer reView zUr nUtzUnG Von<br />

GraFiKen in Meta-analysen<br />

Schild Anne H. E., Voracek Martin<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Grafiken spielen eine essentielle Rolle in wissenschaftlicher<br />

Kommunikation und sind besonders geeignet,<br />

um Trends und Strukturen in komplexen Datensätzen<br />

aufzuzeigen. Obwohl Meta-Analysen ein<br />

Paradebeispiel solcher Informationsstrukturen darstellen,<br />

erscheint die Anwendung von Grafiken gegenüber<br />

tabellarischen Darstellungen stark begrenzt.<br />

Der Beitrag stellt einen systematischen Review zur<br />

Nutzung von Grafiken in Meta-Analysen (N =<br />

1000+) in jeweils drei führenden Fachzeitschriften<br />

aus drei Disziplinen vor. Generell zeigt sich, dass<br />

Grafiken in nicht einmal der Hälfte der publizierten<br />

Analysen Anwendung finden. Die Auswahl an<br />

Darstellungen erscheint äußerst begrenzt, trotz der<br />

Vielfalt an zur Verfügung stehenden Möglichkeiten.<br />

Forest-Plots und Verteilungen von Effektgrößen<br />

73


74<br />

hs 15.04<br />

sind am häufigsten vertreten, gefolgt von Flussdiagrammen,<br />

welche jedoch nur der Prozessdarstellung<br />

anstelle der Ergebnisdarstellung dienen. Es zeigen<br />

sich außerdem deutliche Unterschiede zwischen den<br />

Disziplinen sowie zwischen Leit-Zeitschriften innerhalb<br />

dieser. Formvorschriften der Zeitschriften<br />

und Konventionen innerhalb von Disziplinen stellen<br />

die treibende Kraft in der Visualisierung dar. Die Ergebnisse<br />

legen nahe, dass die visuelle Aufbereitung<br />

von Meta-Analysen nicht theorie- oder datengesteuert<br />

erfolgt, sondern hauptsächlich durch externale<br />

Faktoren bedingt wird. Es erscheint daher wichtig,<br />

12. april<br />

dass Fachzeitschriften in ihren Richtlinien zur Aufbereitung<br />

von Meta-Analysen auch Empfehlungen<br />

zur grafischen Umsetzung miteinschließen.


hs 15.04<br />

symPosium: mimik und affekTregulierung in dyadischen inTerakTi-<br />

onen<br />

chair: bänninGer-hUber eVa; disKUssion: baUMann Urs<br />

Bänninger-Huber Eva 1 , Bock Astrid 1 , Gruber Verena 1 , Schiestl Cathrin 1 , Baumann Urs 2<br />

1 2 Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich; Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-<br />

Universität Salzburg, Österreich<br />

In diesem Symposium sollen Forschungsarbeiten<br />

aus dem Bereich der Klinischen Emotions- und Interaktionsforschung<br />

vorgestellt werden. Den Arbeiten<br />

gemeinsam ist der methodische Ansatz der Verhaltensbeobachtung.<br />

Videoaufnahmen dyadischer<br />

Interaktionen bilden die Grundlage für die Analyse<br />

des mimischen Verhaltens mittels des Facial Action<br />

Coding Systems (FACS) (Ekman, Friesen & Hager,<br />

2002). Im Beitrag von Bock, Peham & Benecke<br />

wird eine bedeutsame methodische Weiterentwicklung<br />

im Bereich der Mimikforschung präsentiert. Da<br />

mimische Verhaltensweisen oft mehrdeutig sind, ist<br />

es wichtig, bei der Interpretation deren verbalen und<br />

nonverbalen Kontext zu berücksichtigen. Bock et<br />

al. haben deshalb ein Kategoriensystem entwickelt,<br />

das diese Einschätzungen systematisiert. Die Daten<br />

stammen aus einem umfangreichen Forschungsprojekt,<br />

in welchem 120 OPD-Interviews mit Patientinnen<br />

verschiedener Störungsgruppen durchgeführt<br />

und anhand des Kategoriensystems ausgewertet<br />

wurden. Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang<br />

zwischen dem mimischen Ausdruck negativer<br />

Emotionen und dem Strukturniveau der Patientinnen.<br />

Die Studie von Schiestl verfolgt das Ziel,<br />

Prozesse der Affektregulierung bei Paaren, die über<br />

Eifersuchtssituationen sprechen, zu identifizieren.<br />

Dabei interessierte die Frage, wie bestimmte interaktive<br />

Beziehungsmuster, die der interaktiven Regulierung<br />

von Affekten dienen (sog. Prototypische<br />

Affektive Mikrosequenzen (PAMs) und traps, z.B.<br />

Bänninger-Huber & Widmer, 2002) mit der Beziehungszufriedenheit<br />

der Paare sowie mit dem subjektiven<br />

Erleben von Emotionen während des Gesprächs<br />

zusammenhängen. Die Ergebnisse zeigen komplexe<br />

Zusammenhänge zwischen den untersuchten Variablen.<br />

Der Beitrag von Gruber beschäftigt sich mit<br />

der interaktiven Regulierung von Schuldgefühlen.<br />

Hier werden Mütter in Interaktion mit ihren adoleszenten<br />

Töchtern und Väter mit ihren adoleszenten<br />

Söhnen verglichen. Die Mikroanalysen zeigen<br />

deutliche Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit<br />

und der Initiierung von PAMs und traps und weisen<br />

auf unterschiedliche Formen des „Konfliktma-<br />

12. april<br />

nagements“ hin. Der Beitrag von Bänninger-Huber<br />

schließlich fokussiert auf die psychotherapeutische<br />

Interaktion. Frühere Untersuchungen psychoanalytische<br />

Psychotherapien haben gezeigt, dass produktive<br />

therapeutische Prozesse eine Balance zwischen<br />

der Aufrechterhaltung einer guten Arbeitsbeziehung<br />

und einer gewissen Konfliktspannung bedingen.<br />

Diese zeigen sich auf der Verhaltensebene in Form<br />

der Interaktionsstile „Klassische Abstinenz“ oder<br />

„Freundliche Zurückweisung“, die durch bestimmte<br />

Kombinationen von PAMs und traps charakterisiert<br />

sind. Diese erlauben es, die Arbeitsbeziehung<br />

zu stützen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der<br />

Konfliktspannung. Im Vortrag werden Daten aus<br />

einer aktuellen Studie präsentiert, die den Zusammenhang<br />

zwischen interaktiven Verhaltensweisen,<br />

der therapeutischen Arbeitsbeziehung und einem<br />

produktiven therapeutischen Prozess untersucht.<br />

75


76<br />

hs 15.04<br />

neGatiVes MiMisch-aFFeKtiVes Verhalten Und psychische stÖrUnG:<br />

eine Methode zUr diFFerenzierUnG Unterschiedlicher FUnKtionen<br />

MiMischer aFFeKte in interaKtion.<br />

Bock Astrid 1 , Peham Doris 1 , Benecke Cord 2<br />

1 2 Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich; Institut für Psychologie, Universität Kassel,<br />

Deutschland<br />

Dem mimisch-affektiven Verhalten, insbesondere<br />

den negativen Affektausdrücken, kommt in realen<br />

Interaktionen eine hohe Bedeutung zu, wobei<br />

sich das mimisch-affektive Verhalten nur aus dem<br />

unmittelbaren Kontext des spezifischen Auftretens<br />

verstehen lässt. Insbesondere ein Verständnis des<br />

Affektverhaltens von Menschen mit psychischen<br />

Störungen ist von hoher klinischer Relevanz. Ziel<br />

der Studie war zweierlei: die Entwicklung einer Methode<br />

zur Bestimmung unterschiedlicher Funktionen<br />

negativer Affektausdrücke in realer Interaktion<br />

und die Anwendung dieser Methodik auf klinische<br />

Interviews. Entstanden ist ein Kategoriensystem der<br />

Mimikfunktionszuschreibung (MFZ), das basierend<br />

auf einer umfassenden Zusammenschau aller verfügbaren<br />

kontextuellen Quellen, in Summe 10 Kategorien<br />

postuliert, gruppiert in drei Überkategorien<br />

(interaktiv, Selbst und Objekt). Mimikanalysen werden<br />

für Ausschnitte der Interviews mittels des Facial<br />

Action Coding System (FACS; Ekman, Hager &<br />

Friesen, 2002) durchgeführt und mit dem EmFACS-<br />

Programm werden mimische Affektausdrücke interpretiert.<br />

In einem weiteren Schritt werden alle in<br />

80 Interviewausschnitten (à ca. zehn Minuten) zur<br />

Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik<br />

(OPD-Arbeitskreis, 2006) vorkommenden negativen<br />

Affektausdrücke mit dem entwickelten Verfahren<br />

eingeschätzt. Die untersuchten 80 weiblichen<br />

Studienteilnehmerinnen (Altersspanne zwischen 18<br />

12. april<br />

und 55 Jahren) sind verschiedenen psychischen Störungsgruppen<br />

zuzuordnen, inkludieren 16 gesunde<br />

Kontrollprobandinnen und weisen unterschiedliche<br />

Integrationsgrade der psychischen Struktur nach<br />

OPD auf. In Summe zeigen die Studienteilnehmerinnen<br />

in den Ausschnitten 2.320 negative Affekte,<br />

diese werden nach entsprechender Mimikfunktionszuordnung<br />

mit unterschiedlichen klinischen Variablen<br />

in Zusammenhang gebracht. Vorgestellt werden<br />

Ergebnisse zum Zusammenhang mit dem Integrationsgrad<br />

des Strukturniveaus nach OPD und den verschiedenen<br />

Störungsgruppen. Insbesondere negativaggressive<br />

Affekte, die sich auf das gesamtheitliche<br />

Selbst der Patientinnen beziehen, konnten über alle<br />

Störungsgruppen hinweg als ein Charakteristikum<br />

psychischer Störung beobachtet werden. In Zusammenhang<br />

mit strukturellen Defiziten und insbesondere<br />

auch der Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />

konnten interaktive negativ-aggressive Affekte, d.h.<br />

sich direkt auf den Interviewer beziehend, vermehrt<br />

gefunden werden. Es konnte gezeigt werden, dass<br />

in den untersuchten Bereichen eine funktionsdifferenzierte<br />

Betrachtung der mimischen Affekte, im<br />

Gegensatz zur reinen Häufigkeitsauszählung, zu gut<br />

interpretierbaren Ergebnissen führt, die zudem ein<br />

vertieftes Verständnis von affektiver Mimik in realen<br />

Interaktionen und im Kontext von psychischer<br />

Störung erlauben.<br />

interaKtiVe beziehUnGsMUster, beziehUnGsQUalität Und sUbjeKtiV erlebte<br />

eMotionen in Gesprächen Von paaren über eiFersUchtssitUatio-<br />

nen<br />

Schiestl Cathrin, Bänninger-Huber Eva<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Das Ziel dieser Studie lag darin, beobachtbare interaktive<br />

Emotionsregulierungsstrategien, sogenannte<br />

Prototypische Affektive Mikrosequenzen (PAMs)<br />

und traps (Bänninger-Huber, 1996), in Gesprächen<br />

von 12 Paaren über Eifersuchtssituationen zu identifizieren.<br />

Eifersucht ist eine komplexe Emotion,<br />

die in Beziehungen oft ambivalent wahrgenommen<br />

wird, und geht sowohl mit positiven als auch mit


negativen Emotionen einher (z.B. White & Mullen,<br />

1989, Guerrero, 2005). Die Gespräche der Paare<br />

wurden auf Video aufgezeichnet. Außerdem wurden<br />

verschiedene Instrumente verwendet, um die Beziehungsqualität<br />

und die subjektiv erlebten Emotionen<br />

der ProbandInnen während des Gesprächs zu erheben,<br />

z.B. der Fragebogen zur Erfassung des Emotionserlebens<br />

und der Emotionsregulierung (EER<br />

– Benecke et al., 2008). Als weiterer Schritt wurde<br />

der Zusammenhang der interaktiven Regulierungsstrategien<br />

zur Beziehungsqualität und zu den subjektiv<br />

erlebten Emotionen untersucht. Folgende 3<br />

Hypothesen bilden dafür die Grundlage: 1) Es wird<br />

angenommen, dass PAMs typisch sind für längerfristige<br />

Beziehungen, und dass das Wohlbefinden<br />

sowie die affektive Bindung in einer Beziehung<br />

vom Gelingen der PAMs abhängt (Bänninger-Huber,<br />

1996). Deshalb wird angenommen, dass mehr<br />

gelingende PAMs initiiert werden, je höher die Beziehungsqualität<br />

ist. Diese Hypothese wurde schon<br />

in 2 Studien bestätigt (Köhler, 2002, Strasser, 2004).<br />

2) Es wird angenommen, dass Lächeln an sich schon<br />

eine positive Funktion hat, und zwar sollten sich<br />

durch interne Feedback-Prozesse negative Emotionen<br />

reduzieren. Andererseits wird jedoch nur durch<br />

gelingende PAMs die Störung in der Affektregulierung<br />

ausbalanciert (Bänninger-Huber, 1996). Des-<br />

halb folgt daraus, dass eine höhere Anzahl PAMs,<br />

besonders gelingende PAMs, mit weniger subjektiv<br />

erlebten negativen Emotionen zusammenhängt. 3)<br />

Traps sollen gemäß der Definition mit mehr Schuldgefühlen<br />

einhergehen. Hypothese 1 konnte nicht<br />

bestätigt werden. Möglicherweise ist das Konstrukt<br />

Beziehungsqualität schwierig zu messen, oder die<br />

Stichprobe zu homogen in diesem Merkmal. Das<br />

Ergebnis zu Hypothese 2 ist komplex, denn der Zusammenhang<br />

zwischen einer höheren Anzahl PAMs<br />

und weniger negativen Emotionen konnte bestätigt<br />

werden, allerdings trägt vor allem das Initiieren<br />

von nicht gelingenden und +/- PAMs dazu bei, dass<br />

weniger negative Emotionen angegeben wurden.<br />

Dieses Ergebnis bestärkt die Annahme, dass nicht<br />

gelingende PAMs nicht unbedingt als negativ zu<br />

betrachten sind. Hypothese 3 konnte bestätigt werden,<br />

das Ergebnis ist jedoch nicht signifikant. Fazit:<br />

PAMs sind eine wichtige Strategie zur Regulierung<br />

von Spannungen innerhalb einer Beziehung, da in<br />

allen Dyaden PAMs identifiziert werden konnten.<br />

Auch traps, die als Regulierung für Schuldgefühle<br />

dienen, kommen in Eifersuchtsgesprächen vor. Die<br />

Zusammenhänge zu anderen Variablen wie der Beziehungsqualität<br />

und dem subjektiven Erleben von<br />

Emotionen ist jedoch sehr komplex und muss noch<br />

eingehender untersucht werden.<br />

interaKtiVe reGUlierUnG Von schUldGeFühlen in Face-to-Face interaKtionen:<br />

ein VerGleich zwischen Müttern Mit ihren adoleszenten<br />

tÖchtern Und Vätern Mit ihren adoleszenten sÖhnen<br />

Gruber Verena, Bänninger-Huber Eva<br />

hs 15.04<br />

Im Fokus dieser Studie steht die Analyse affektiver<br />

Regulierungsprozesse im Kontext von Schuldgefühlen<br />

in Mutter-Tochter und Vater-Sohn Dyaden. In einer<br />

Vielzahl von Untersuchungen (z.B. Bänninger-<br />

Huber & Widmer, 1999, 2001; Bänninger-Huber,<br />

2005) konnten interaktive Beziehungsmuster (sogenannte<br />

PAMs und traps) identifiziert werden, welche<br />

die Funktion erfüllen, Störungen in der Affektregulierung<br />

mit Hilfe des Interaktionspartners auszubalancieren.<br />

In der aktuellen Studie interessiert uns zunächst<br />

allgemein die Frage, ob diese Prozesse auch<br />

zwischen Eltern und adoleszenten Kindern auftreten<br />

und welche Funktionen diese erfüllen. Spezifisch<br />

interessiert weiter, ob sich männliche und weibli-<br />

12. april<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

che Dyaden hinsichtlich der Häufigkeit und Initiierungen<br />

dieser affektiven Regulierungsprozesse<br />

unterscheiden. Hierfür wurden 10 Mutter- Tochter<br />

Dyaden mit 10 Vater- Sohn Dyaden auf Video aufgezeichnet,<br />

während diese über gegenseitig erlebte<br />

Schuldgefühle sprachen. Detaillierte Mikroanalysen<br />

ergeben Unterschiede sowohl in den Häufigkeiten,<br />

als auch in den Initiierungen solcher interaktiver<br />

Beziehungsmuster. Beispielsweise kann beobachtet<br />

werden, dass in den weiblichen Dyaden die Konfliktspannung<br />

höher ist, aber gleichzeitig häufiger<br />

PAMs auftreten als in den männlichen Dyaden. In<br />

den männlichen Dyaden ist die Konfliktspannung<br />

geringer, da die Söhne ihre Väter mittels häufiger<br />

77


78<br />

traps von den Schuldgefühlen entlasten. Die affektiven<br />

Muster werden mittels Videoausschnitten veranschaulicht<br />

und diskutiert.<br />

interaKtiVe beziehUnGsMUster Und psychotherapeUtischer prozess<br />

Bänninger-Huber Eva<br />

hs 15.04<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Unser Ansatz ordnet sich in die Psychotherapieprozessforschung<br />

ein und verfolgt das Ziel, das affektive<br />

Regulierungsgeschehen in Therapeut-Klient-Interaktionen<br />

anhand von Videoaufnahmen mikroanalytisch<br />

zu beschreiben und mit dem Therapieerfolg in<br />

Beziehung zu setzen. Dazu werden psychoanalytische<br />

Psychotherapien auf Video aufgezeichnet und<br />

auf verschiedenen konzeptuellen Ebenen mit verschiedenen<br />

Methoden analysiert. Der Fokus liegt<br />

auf dem mimischen Verhalten, das mit dem Facial<br />

Action Coding System (FACS) von Ekman, Friesen<br />

& Hager, 2002) codiert wird. Diese objektiv<br />

erfassten Beobachtungsdaten werden mit intrapsychischen<br />

und interaktiven Prozessen der Affektregulierung<br />

in Beziehung gesetzt. In einer Vielzahl<br />

empirischer Untersuchungen wurden verschiedene<br />

interaktive Beziehungsmuster identifiziert, die dazu<br />

dienen, Störungen in der Affektregulierung mit Hilfe<br />

des Gegenübers auszuregulieren (sog. „Prototypische<br />

Affektive Mikrosequenzen (PAMS)“) sowie<br />

traps. Dabei konnte gezeigt werden, dass produktive<br />

therapeutische Prozesse eine Balance zwischen<br />

der Aufrechterhaltung einer guten Arbeitsbeziehung<br />

und ein gewissen Konfliktspannung bedingen (z.B.<br />

Bänninger-Huber, 1996, 2011). Diese zeigen sich<br />

12. april<br />

auf der Verhaltensebene in Form der Interaktionsstile<br />

„Klassische Abstinenz“ oder „Freundliche Zurückweisung“,<br />

die durch bestimmte Kombinationen<br />

von PAMs und traps charakterisiert sind. Im Vortrag<br />

soll anhand einer mikroanalytischen Einzelfallanalyse<br />

einer psychoanalytischen Psychotherapie gezeigt<br />

werden, wie solche interaktiven Beziehungsmuster<br />

dazu dienen, trotz Konfliktspannung eine vertrauensvolle<br />

Arbeitsbeziehung herzustellen, welche die<br />

Grundlage für einen produktiven therapeutischen<br />

Prozess bildet.


hs 15.04<br />

FORSCHUNGSREFERATE: AKTUELLE ENTWICKLUNGEN &<br />

ERGEBNISSE AUS DER PSyCHOLOGISCHEN METHODIK<br />

chair: arendasy Martin<br />

12. april<br />

statistiKanGst, zUstandsanGst während einer prüFUnG Und aKadeMi-<br />

sche leistUnG<br />

Macher Daniel, Pächter Manuela, Papousek Ilona, Freudenthaler H. Harald, Ruggeri Kai, Wimmer<br />

Sigrid<br />

Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

75 bis 80 % der Studierenden in sozialwissenschaftlichen<br />

Fächern berichten, dass Statistik für sie mit<br />

Angst besetzt ist, und dass diese Angst ihr Lernverhalten<br />

und ihre Leistungen negativ beeinflusst. Statistikangst<br />

hat unterschiedliche Facetten und bezieht<br />

sich nicht nur auf Prüfungssituationen, sondern auch<br />

auf die Bearbeitung von Statistikaufgaben oder die<br />

Interaktion mit StatistikdozentInnen. Dennoch stellt<br />

die Angst in der Prüfungssituation einen bedeutenden<br />

Faktor dar, da sie über eine einzelne Prüfung<br />

hinaus den Fortgang eines Studiums nachhaltig negativ<br />

beeinflussen kann. Im vorliegenden Beitrag<br />

werden die Ergebnisse einer Studie berichtet, in der<br />

unter anderem die Statistikangst von TeilnehmerInnen<br />

einer Statistikveranstaltung, ihre Zustandsangst<br />

in der Prüfungssituation und ihre Prüfungsleistung<br />

erhoben wurden. Im Mittelpunkt der Untersuchung<br />

standen die folgenden Fragen: Wie wirkt sich Statistikangst<br />

auf das Erleben von Zustandsangst während<br />

der Prüfung und auf die Prüfungsleistung aus? Welchen<br />

Einfluss haben Geschlecht, Persönlichkeitsmerkmale<br />

und Einstellungen auf die Statistikangst?<br />

Welchen Einfluss hat Statistikangst im Vergleich zur<br />

generellen Ängstlichkeit auf die Zustandsangst während<br />

der Prüfung und auf die Prüfungsleistung? 284<br />

Studierende der Universität Graz (225 Frauen, 59<br />

Männer), die Statistikveranstaltungen im ersten Studienabschnitt<br />

bzw. Bachelorstudium besuchten, füllten<br />

zwei Wochen vor der entsprechenden Prüfung<br />

einen Fragebogen zu Persönlichkeitsmerkmalen<br />

und Einstellungen aus (u.a. generelle Ängstlichkeit,<br />

Interesse an Statistik, Selbstkonzept in Mathematik,<br />

Statistikangst). Unmittelbar vor und während der<br />

Statistikprüfung gaben sie ihre Zustandsangst an.<br />

Zudem wurde die Prüfungsleistung als Summenscore<br />

erfasst. Strukturgleichungsanalysen zeigten,<br />

wie erwartet, Zusammenhänge zwischen genereller<br />

Ängstlichkeit, Interesse an Statistik, mathema-<br />

tischem Selbstkonzept und Statistikangst. Zudem<br />

gaben Frauen höhere Statistikangst an als Männer.<br />

Eine erste Betrachtung des Zusammenhangs zwischen<br />

Statistikangst und Prüfungsleistung ergab<br />

eine nicht-signifikante bivariate Korrelation. Eine<br />

differenziertere Betrachtung der Zusammenhänge<br />

zwischen den Variablen im Strukturgleichungsmodell<br />

zeigte jedoch eine zweifache Wirkung der Statistikangst<br />

auf die Prüfungsleistung: Einerseits geht<br />

ein höheres Niveau an Statistikangst mit höherer<br />

Zustandsangst kurz vor und während der Prüfung<br />

einher. Über diesen Pfad zeigt sich ein negativer<br />

Zusammenhang der Statistikangst mit der Leistung.<br />

Andererseits zeigt sich im Strukturgleichungsmodell<br />

auch ein direkter, positiver Zusammenhang<br />

zwischen Statistikangst und Leistung. Statistikangst<br />

hat damit keineswegs nur negative Wirkungen auf<br />

die akademische Leistung. Die generelle Ängstlichkeit<br />

konnte im Strukturgleichungsmodell über den<br />

Zusammenhang zur Statistikangst hinaus keinen<br />

zusätzlichen Beitrag zur Erklärung der Leistung erbringen.<br />

79


80<br />

hs 15.04<br />

was überprüFen Goodness-oF-Fit-indizes eiGentlich: FehlspeziFiKationen<br />

iM Mess- oder strUKtUrModell?<br />

Malirsch Nadine 1 , Heene Moritz 1 , Rosseel Yves 2 , Arendasy Martin 1 , Bühner Markus 3<br />

1 2 3 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Universität Gent, Belgien; Ludwig-Maximilians-<br />

Universität München, Deutschland<br />

Strukturgleichungsmodelle stellen ein weitverbreitetes<br />

Standardverfahren in einer Vielzahl von psychologischen<br />

Forschungsbereichen zur Überprüfung<br />

von Modellen dar. Bevor Modellparameter<br />

interpretiert sowie inhaltliche Schlussfolgerungen<br />

gezogen werden können, muss allerdings die Passung<br />

der Daten mit dem hypothetischen Modell<br />

verlässlich beurteilt werden. Der Verlässlichkeit der<br />

Modellgültigkeitsüberprüfung über den weithin verwendeten<br />

Modelltest und der globalen Fit-Indizes<br />

kommt daher eine zentrale Rolle zu. Bislang nicht<br />

hinreichend geklärt ist allerdings, inwieweit beide<br />

Verfahren sensitiv in Bezug auf Missspezifikationen<br />

hinsichtlich der Beziehungen zwischen latenten<br />

Variablen, folglich dem Strukturmodell, sind. Dies<br />

12. april<br />

ist kritisch zu sehen, da die inhaltlichen psychologischen<br />

Hypothesen über das Zusammenspiel latenter<br />

Variablen im Strukturmodell abgebildet werden.<br />

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der<br />

Frage, ob solche Missspezifikationen zuverlässig<br />

mit Goodness-of-Fit-Indizes und dem Modelltest<br />

identifiziert werden können und welche alternativen<br />

Modellprüfungsmöglichkeiten existieren. Zur<br />

Überprüfung dieser Fragestellung wurden zwei fehlspezifizierte<br />

Modelle mit unterschiedlich schweren<br />

Ausprägungen der Fehlspezifikationen im Strukturmodell<br />

mittels einer Simulationsstudie analysiert.<br />

Die Ergebnisse werden theoretisch erklärt sowie die<br />

Implikationen für eine adäquate Modellüberprüfung<br />

diskutiert.<br />

über die Korrelation zwischen stichprobenGrÖsse Und eFFeKtstär-<br />

Ke: warUM Kleine stUdien Grosse eFFeKte Finden Und was daGeGen<br />

UnternoMMen werden Kann<br />

Fritz Astrid, Scherndl Thomas, Kühberger Anton<br />

Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Der oft massiv kritisierte p-Wert eines Signifikanztests<br />

liefert keinerlei Information über die Größe<br />

oder Bedeutsamkeit eines Effektes. In den letzten<br />

Jahren fand daher die zusätzliche Angabe von Effektstärken<br />

immer weitere Verbreitung. Der Popularität<br />

von Effektstärken ist ebenfalls dienlich, dass sie<br />

theoretisch von der Stichprobengröße weitgehend<br />

unabhängig sind. Anders als der p-Wert, sollten Effektstärken<br />

also auch bei unterschiedlich großer Versuchspersonenanzahl<br />

unverändert bleiben. Es gibt<br />

jedoch Anzeichen, dass diese Annahme falsch sein<br />

könnte. Wir erörtern mögliche Ursachen für einen<br />

Zusammenhang zwischen Effektstärke und Stichprobengröße<br />

und ermitteln die Korrelation zwischen<br />

diesen beiden Größen anhand einer zufällig gezogenen<br />

Stichprobe von 1000 psychologischen Fachartikeln.<br />

Es zeigt sich eine mittlere negative Korrelation<br />

von r = -.46 [95% CI: -.53; -.38]. Zusätzlich finden<br />

wir eindeutige Hinweise auf einen Publikations-Bi-<br />

as in den untersuchten Artikeln. Wir erläutern den<br />

Zusammenhang zwischen den beiden Befunden und<br />

erklären warum eher die kleinen Studien die großen<br />

Effekte finden und was dagegen unternommen werden<br />

kann.


es wäre ein leichtes: wissenschaFtlich erGiebiGe nUllhypothesen<br />

bezüGlich eines KorrelationsKoeFFizienten zU prüFen<br />

Kubinger Klaus D.<br />

hs 15.04<br />

Institut für Psychologische Diagnostik, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Den statistikkundigen Psychologen muss es befremden,<br />

dass selbst in sogenannten Top-Journals fast<br />

ausnahmslos eine wenig aussagekräftige Nullhypothese<br />

geprüft wird, wenn es um die Interpretation<br />

der Höhe eines Korrelationskoeffizienten geht. Man<br />

begnügt sich dort regelmäßig mit einer „signifikanten“<br />

Korrelation, was nichts anderes heißt, als dass<br />

die ziemlich irrelevante Nullhypothese verworfen<br />

werden konnte, wonach der in der Grundgesamtheit<br />

anzutreffende, wahre Zusammenhang zwischen<br />

zwei Merkmalen null ist. Oft genug wird dann nicht<br />

einmal das Bestimmtheitsmaß berücksichtigt, welches<br />

immerhin z.B. bei r = 0,3 relativieren könnte:<br />

Der Zusammenhang ist zwar größer null, dennoch<br />

mit nur 9% wechselseitig erklärter Varianz äußerst<br />

gering. Der Statistiker kennt natürlich einen statistischen<br />

Test, der statt der Nullhypothese H0: ρ =<br />

0 die weit aussagekräftigere Nullhypothese H0: ρ<br />

≥ λ prüfen kann, z.B. mit λ = 0,7, um wenigstens<br />

schließen zu können, dass mindestens (fast) 50 %<br />

der Varianz erklärt sind, es sich also um ein „mittleres“<br />

Ausmaß an Korrelation handelt. Im vorliegenden<br />

Beitrag wird einfach vorgestellt, wie eine solche<br />

Nullhypothese mit Hilfe von R bzw. SPSS geprüft<br />

werden kann.<br />

Kein Mozart-eFFeKt Für MatheMatiK: eine Meta-analyse<br />

Mohr Elisabeth, Pietschnig Jakob, Voracek Martin<br />

Angebliche kurzfristige leistungssteigernde Wirkungen<br />

auf die kognitive Testleistung vom passiven<br />

Hören von Mozarts erstem Satz „allegro con spirito“<br />

der Sonate für 2 Klaviere in D-Dur (KV 448) sind<br />

bekannt als der Mozart-Effekt (Rauscher, Shaw, &<br />

Ky, 1993). Dieser Effekt wird häufig als leistungssteigernd<br />

in Bezug auf mathematische Fähigkeiten<br />

zitiert (z.B.: Shaw, 1999). Für Raumvorstellungsfähigkeitstests<br />

konnte keine Evidenz für einen solchen<br />

Effekt in einer rezenten Meta-Analyse gefunden<br />

werden (Pietschnig, Voracek, & Formann, 2010).<br />

Für die vorliegende Studie wurde eine Literatursuche<br />

in online Datenbanken, Referenzlisten und Diplomarbeits-<br />

bzw. Dissertationsdatenbanken durchgeführt,<br />

sowie sämtliche Erstautoren von bereits<br />

publizierten Studien mit der Bitte um unveröffentlichte<br />

Daten angeschrieben, um diese angeblichen<br />

leistungssteigernden Effekte von Mozarts Musik auf<br />

12. april<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

mathematische Fähigkeiten zu klären. Insgesamt<br />

wurden 355 Studien von derselben Forscherin zwei<br />

Mal kodiert, um die Reliabilität der Kategorisierungen<br />

sicherzustellen. Erstaunlicherweise konnten lediglich<br />

3 Studien (N = 188) identifiziert werden, die<br />

den Mozart-Effekt bei mathematischen Fähigkeiten<br />

untersuchten. Personen, die vor der Testbearbeitung<br />

KV 448 dargeboten bekamen, erzielten höhere Testergebnisse<br />

als Personen, die keine Musik hörten (d<br />

= 0.28; N = 188; p = .04). Es zeigte sich jedoch kein<br />

signifikanter Effekt für Personen, die andere Musik<br />

als Mozarts Sonate gegenüber Personen, die keine<br />

Musik dargeboten bekamen (d = 0.27; N = 50; p =<br />

.24) und für Personen, die vor der Testbearbeitung<br />

KV 448 gegenüber Personen, die andere Musik als<br />

Mozarts Sonate dargeboten bekamen (d = 0.25; N<br />

= 50; p = .27). Nachdem bereits frühere Untersuchungen<br />

zum Mozart-Effekt Evidenz für einen kon-<br />

81


82<br />

hs 15.04<br />

fundierenden Publikations-Bias ergaben (Pietschnig<br />

et al., 2010), wurden auch hier Verfahren zur Erfassung<br />

eines solchen angewandt. Trim-and-Fill Analysen<br />

lieferten Hinweise auf einen konfundierenden<br />

Publikations-Bias in Richtung einer Effektüberschätzung<br />

für die Bedingungen, in denen Mozarts<br />

Musik gegenüber den Bedingungen, in denen keine<br />

Musik dargeboten wurde. Obwohl sich nur für Personen,<br />

die Mozarts Sonate hörten ein signifikanter<br />

leistungssteigernder Effekt beobachten ließ, war<br />

der beobachtete Effekt klein und in vergleichbarer<br />

Größe eines „Effekts kognitiven Arousals“. Weiterführende<br />

Analysen zeigten außerdem Evidenz für<br />

einen zusätzlich effektverzerrenden Publikations-<br />

Bias. Effekte der anderen beiden Vergleichsbedingungen<br />

wurden nicht signifikant, doch vermutlich<br />

auf die geringe Stichprobengröße zurückzuführen,<br />

während dem das positive Vorzeichen des Effekts<br />

von Mozarts Musik gegenüber anderer Musik mög-<br />

12. april<br />

licherweise auf unterschiedlich aktivierende Musikbedingungen<br />

zurückzuführen ist. Zusammenfassend<br />

lassen sich überraschend wenig empirische Befunde<br />

zum vielzitierten Mozart-Effekt für mathematische<br />

Fähigkeiten finden; in den vorhandenen Studien<br />

zeigt sich jedoch keine Evidenz für einen solchen.


hs 15.05<br />

symPosium: suBJekTiVe enTwicklungsTheorien üBer die leBens-<br />

sPanne<br />

Wie stellen sich Menschen unterschiedlichen Alters<br />

Entwicklung vor? Wie leiten Vorstellungen von<br />

Eltern ihr Handeln? Was denken Jugendliche und<br />

junge Erwachsene über das Erwachsen werden und<br />

welche individuellen Vorstellungen von Altern haben<br />

Menschen? Vergleicht man subjektive Entwicklungstheorien<br />

mit entwicklungspsychologischen<br />

Theorien der Lebensspanne zeigen sich oftmals<br />

große Überschneidungsbereiche. Dabei haben subjektive<br />

Theorien unterschiedlichen Stellenwert: Sie<br />

können Handlungsüberzeugungen (z. B. im Zusammenhang<br />

mit Erziehungsverhalten), individuelle<br />

(Re)Konstruktionen der eigenen Entwicklung, aber<br />

auch ganz allgemein normative Vorstellungen und<br />

Erklärungen von Entwicklungsaspekten darstellen.<br />

Strategien, Entwicklungsprozesse und –verläufe die<br />

in ExpertInnentheorien postuliert werden, werden<br />

häufig auch auf der Ebene subjektiver Vorstellungen<br />

präzise beschrieben. Andererseits ergeben sich<br />

jedoch auch deutliche Diskrepanzen zu entwicklungspsychologischen<br />

Theorien. Subjektive Theorien<br />

können sowohl als Quellen als auch als Resultate<br />

von normativen, gesellschaftlichen Ansichten<br />

über Entwicklung betrachtet werden und dabei sehr<br />

explizite Ansichten über Entwicklungsprozesse beeinhalten,<br />

aber auch weitgehend implizit sein, so<br />

etwa in Bezug auf die eigene Entwicklung (Gröben<br />

et al., 1988). Es stellt sich also die Frage, welche<br />

Bedeutung subjektive Entwicklungstheorien für das<br />

Selbst und individuelle Entwicklungsaspekte über<br />

die Lebensspanne haben. Welche Rolle spielen subjektive<br />

Vorstellungen zu Entwicklungsprozessen für<br />

die psychologische Praxis? Was sind Quellen dieser<br />

subjektiven Theorien, also was beeinflusst die<br />

individuellen Überzeugungen und Ansichten über<br />

Entwicklung? Das Symposium widmet sich diesen<br />

Fragen, und untersucht unterschiedliche Funktionen<br />

und Prozesse von subjektiven Entwicklungstheorien<br />

über verschiedene Lebensphasen hinweg. Kastner-<br />

Koller und Kolleginnen beschäftigen sich mit der<br />

Frage nach Unterschieden subjektiver Theorien von<br />

Eltern und Nicht-Eltern über Meilensteine kindlicher<br />

Entwicklung. Im Beitrag von Sirsch wird das<br />

Konzept der Emerging Adulthood (Arnett, 2000)<br />

12. april<br />

Strasser Irene 1 , Kastner-Koller Ursula 2 , Sirsch Ulrike 2 , Strobl Sabine 2 , Koch Elisabeth 1<br />

1 Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich; 2 Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit,<br />

Entwicklung und Förderung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

anhand von Daten über das subjektive Erleben des<br />

Erwachsenwerdens kritisch diskutiert. Der Beitrag<br />

von Strobl und Kolleginnen thematisiert die subjektive<br />

Wahrnehmung der Wirkweise von MentorInnen<br />

auf die Entwicklung aus der Sicht von Mentees und<br />

MentorInnen. Koch beschäftigt sich in ihrem Vortrag<br />

mit der Frage des Zusammenspiels normativer<br />

Lebensskripte und der subjektiven Vorstellungen<br />

über die eigene Entwicklung und das eigene Leben.<br />

Im Beitrag von Strasser wird schließlich diskutiert,<br />

welche Aspekte in subjektiven Theorien zu erfolgreichem<br />

Altern eine wichtige Rolle spielen.<br />

83


84<br />

hs 15.05<br />

was wissen Und denKen eltern über entwicKlUnG?<br />

Werden Kinder als Klienten in der psychologischen<br />

Beratung vorgestellt, dann zählt die Befragung der<br />

Eltern zur Routine im diagnostischen Prozess. In<br />

diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie genau<br />

Eltern über ihr Kind Auskunft geben können.<br />

Neben der Fähigkeit, das eigene Kind vor allem<br />

dann zutreffend einschätzen zu können, wenn Probleme<br />

und Entwicklungsauffälligkeiten vorliegen,<br />

sind insbesondere die elterlichen Normvorstellungen<br />

über Entwicklung und ihr Entwicklungswissen<br />

von Interesse. Studien zur Genauigkeit elterlicher<br />

Einschätzungen ergeben meist eine Überschätzung<br />

der Entwicklung und Intelligenz der Kinder. Diese<br />

Überschätzung fällt besonders dramatisch aus, sobald<br />

Mütter von Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten<br />

befragt werden. Zugleich haben diese Mütter<br />

unrealistisch hohe Erwartungen an alterskorrelierte<br />

Kompetenzen von Kindern (vgl. Deimann & Kastner-Koller,<br />

2011). Weniger gut untersucht ist, wie<br />

viel Eltern über Entwicklung wissen. Um dieser Frage<br />

nachzugehen, wurden Erwachsene mit und ohne<br />

eigene Kinder (n = 117 Eltern, n = 308 Nicht-Eltern)<br />

zu Meilensteinen der kindlichen Entwicklung<br />

ebenso befragt wie zu ihren Kausalattributionen<br />

bezüglich des Entwicklungsgeschehens. Diese österreichische<br />

Stichprobe wurde in der Folge durch<br />

eine Stichprobe von Eltern mit türkischem Migrati-<br />

12. april<br />

Kastner-Koller Ursula, Deimann Pia, Abad Lorena, Doganay Kamer<br />

Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit, Entwicklung und Förderung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

onshintergrund (n= 70) ergänzt, um auch kulturelle<br />

Einflüsse auf das Entwicklungswissen zu erheben.<br />

Der Fragebogen enthielt sowohl in der österreichischen<br />

als auch in der türkischen Version eine Liste<br />

von Entwicklungskompetenzen und Problemverhalten<br />

von Kindern im Säuglings-, Kleinkind- und<br />

Vorschulalter. Die Versuchspersonen sollten auf<br />

einer Jahresskala angeben, wann sie erwarten würden,<br />

dass die Kompetenzen auftreten sollten bzw. in<br />

welchem Alter das Problemverhalten behandlungswürdig<br />

wäre. Zudem wurde erhoben, wie groß die<br />

befragten Personen den Einfluss der genetischen<br />

Disposition, der Erziehung, bloßer Zuwendung bzw.<br />

der materiellen Möglichkeiten der Familie des Kindes<br />

einschätzen. Die Ergebnisse zeigen nicht nur<br />

Unterschiede im Entwicklungswissen zwischen Eltern<br />

und Personen ohne Kinder, auch innerhalb der<br />

Elterngruppe ergeben sich deutliche Unterschiede in<br />

Abhängigkeit vom Bildungsniveau und dem kulturellen<br />

Hintergrund.<br />

Literatur Deimann, P. & Kastner-Koller, U. (2011).<br />

Maternal evaluations of young children’s developmental<br />

status: A comparison of clinic- and non-clinic<br />

groups. Psychological Test and Assessment Modeling,<br />

53, 214-227.<br />

das erleben des erwachsenwerdens in abhänGiGKeit Von der aUsbil-<br />

dUnG<br />

Sirsch Ulrike, Gollubits Sandra, Sramek Bettina<br />

Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit, Entwicklung und Förderung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Die Übernahme typischer Erwachsenenrollen erfolgt<br />

in modernen westlichen Industriegesellschaften<br />

im Durchschnitt später als noch vor einigen<br />

Jahrzehnten (Arnett, 2006). Diese demographischen<br />

Veränderungen führen dazu, dass zwischen 18 und<br />

25 Jahren eine Zeitspanne im Leben von jungen Erwachsenen<br />

entsteht, die vorrangig geprägt ist von<br />

der Suche nach Identität in verschiedenen Lebensbereichen<br />

und dem Ausprobieren vieler Möglichkeiten<br />

(Arnett, 2004) bevor langfristige Verpflich-<br />

tungen für das weitere Leben eingegangen werden.<br />

Arnett (2000) definierte diese vom Jugend- und Erwachsenenalter<br />

abgrenzbare Entwicklungsperiode<br />

als „Emerging Adulthood“. Kritisiert wurde Arnetts<br />

Konzept (2000) dahingehend, dass es ungenügend<br />

auf strukturelle Unterschiede eingeht und eher konzipiert<br />

ist, das Erleben des Erwachsenwerdens aus<br />

der Sicht gut gebildeter angehender Erwachsener<br />

aus der Mittelschicht zu beschreiben (z.B. Bynner,<br />

2005; Hendry & Kloep, 2010). Ziel der vorliegen-


hs 15.05<br />

den Untersuchung war es zu erfahren, wie berufstätige<br />

Emerging Adults im Vergleich zu studierenden<br />

Emerging Adults die Entwicklungsphase Emerging<br />

Adulthood erleben. Das Erleben dieser Entwicklungsperiode<br />

wurde mittels des Fragebogens zu<br />

den zentralen Merkmalen von Emerging Adulthood<br />

(Reifman, Arnett, & Colwell, 2007 in dt. Fassung<br />

Sirsch, Bruckner, Adamek, Mayr & Dreher, 2007a)<br />

sowie Kriterien, die als wichtig erachtet werden um<br />

als erwachsen zu gelten (Arnett, 2001 in dt. Fassung<br />

Sirsch, Bruckner, Adamek, Mayr & Dreher, 2007b)<br />

erhoben. Die Stichprobe setzte sich zusammen aus<br />

239 Personen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren<br />

(102 Berufstätige und 137 Studierende der Universität<br />

Wien). Die Ergebnisse zeigen, dass Studierende<br />

mehr explorieren, diese Entwicklungsphase stärker<br />

als eine Zeit der Möglichkeiten und des Ausprobierens<br />

erleben, sich stärker „zwischen“ jugendlich<br />

und erwachsen fühlen und subjektiv mehr auf sich<br />

selbst fokussiert sind. Berufstätige LehrabschlussabsolventInnen<br />

und Studierende betrachten indivi-<br />

die sUbjeKtiVe wahrnehMUnG der wirKweise Von Mentor/innen<br />

Strobl Sabine 1 , Haidinger Theresia 1 , Panhuber Christina 1 , Dreher Eva 2<br />

1 Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit, Entwicklung und Förderung, Fakultät für Psychologie, Universität<br />

Wien, Österreich; 2 Department für Psychologie, Sigmund-Freud-Universität Wien, Österreich<br />

Im Laufe des Jugend- und auch jungen Erwachsenenalters<br />

stellen Bezugspersonen außerhalb der Familie<br />

– sog. „signifikante Andere“ (Mead, 1995) eine<br />

wichtige Entwicklungsressource dar. Sie werden als<br />

für das Individuum subjektiv bedeutsam wahrgenommen,<br />

fungieren als Rollenmodell und erweitern<br />

den Erfahrungshorizont (z.B. Galbo, 1984). Mentor/<br />

innen gelten als solche wichtige Personen und werden<br />

durch drei Kernelemente charakterisiert: (1)<br />

ein/e Mentor/in hat mehr (Lebens-)Erfahrung als der<br />

Mentee, (2) er/sie bietet Führung oder Anleitung mit<br />

dem Ziel, die Entwicklung des Mentees zu fördern<br />

und (3) zwischen dem/der Mentor/in und dem Mentee<br />

besteht eine emotionale Verbindung, die durch<br />

gegenseitiges Vertrauen gekennzeichnet ist (Freedman,<br />

1992, zitiert nach DuBois & Karcher, 2005, S.<br />

3). Zur Wirkweise von Mentoring gibt es nur wenige<br />

theoretische Modelle (DuBois & Karcher, 2005)<br />

– das umfangreichste Modell stammt von Rhodes<br />

(2005) und beschreibt die Wirkung von Mentor/<br />

innen auf drei wichtige Entwicklungsbereiche: die<br />

sozial-emotionale, kognitive und Identitätsentwicklung.<br />

Je mehr Bereiche der/die Mentor/in positiv beeinflusst,<br />

umso größere Wirkung hat er/sie auf die<br />

12. april<br />

dualistische Kriterien, die sich in vielen Studien als<br />

wichtigster Kriterienbereich des Erwachsenwerdens<br />

herausstellten (z.B. Arnett, 2001; Sirsch, Dreher,<br />

Mayr & Willinger, 2009) als ähnlich wichtig wie<br />

Studierende. Auch in den subjektiv zugeschriebenen<br />

Familienkompetenzen zeigen sich keine Unterschiede.<br />

Berufstätige LehrabschlussabsolventInnen schreiben<br />

jedoch sämtlichen anderen Kriterienbereichen<br />

wie normentsprechendem Verhalten, biologischen<br />

Übergängen, Rollenübergängen sowie rechtlich und<br />

altersbezogenen Übergängen eine höhere Wichtigkeit<br />

für das Erwachsensein zu. Zusammenfassend<br />

lässt sich feststellen, dass unterschiedliche Rahmenbedingungen<br />

(höhere versus geringere Ausbildung)<br />

einen Einfluss auf das Erleben der Zeit zwischen 18<br />

und 25 haben. Es zeigen sich weiters Unterschiede<br />

in den Kriterien, die als wichtig erachtet werden,<br />

um als erwachsen zu gelten in Abhängigkeit von der<br />

Ausbildung. Die Ergebnisse werden in Hinblick auf<br />

Arnetts Konzept diskutiert.<br />

Entwicklung. Voraussetzung für diese Wirkung ist<br />

eine emotionale Verbundenheit zwischen Mentor/in<br />

und Mentee, die auf Gegenseitigkeit, Vertrauen und<br />

Empathie beruht. Zudem gibt es Moderatorvariablen<br />

(z.B. Geschlecht des Mentees), die auf die Mentoringbeziehung<br />

wirken sowie Mediatoren (Eltern-,<br />

Peerbeziehung), die Einfluss auf die Auswirkungen<br />

der Mentoringbeziehung haben (Rhodes, 2005). In<br />

der vorliegenden Pilot-Studie galt das Interesse der<br />

subjektiven Wahrnehmung der Wirkweise von natürlichen<br />

Mentor/innen auf die drei Entwicklungsbereiche<br />

im Mentoring-Modell von Rhodes (2005) – aus<br />

Sicht von Mentees und von Mentor/innen. Zur Erfassung<br />

der wahrgenommenen Wirkweise von Mentor/innen<br />

wurde ein Fragebogen aus 27 theoriegeleiteten<br />

Items zu sozial-emotionaler, kognitiver und<br />

Identitätsentwicklung eingesetzt (Leitner, Simon &<br />

Dreher, 2008). Analog zur Sichtweise der Mentees<br />

wurden die Items für die Sichtweise der Mentor/innen<br />

umformuliert. Die Stichprobe der Mentees setzt<br />

sich zusammen aus 172 Psychologiestudierenden, 85<br />

Berufsschüler/innen, 67 Arbeitenden (17-25 Jahre),<br />

die der Mentor/innen aus 156 Pädagog/innen sowie<br />

99 Geistlichen (23-78 Jahre). Der Fragebogen wur-<br />

85


86<br />

de online bzw. in einer Unterrichtsstunde/Vorlesung<br />

vorgegeben. Eine Varianzanalyse zeigt bedeutsame<br />

Unterschiede zwischen Mentor/innen und Mentees<br />

in der subjektiven Wahrnehmung der Wirkweise von<br />

Mentor/innen, was vor allem auf die Skala „sozialemotionale<br />

Entwicklung“ zurückzuführen war, wo<br />

Mentees durchgängig mehr Wirkweise wahrnehmen<br />

als Mentor/innen. Zudem schreiben Frauen Mentor/innen<br />

in allen drei Bereichen signifikant mehr<br />

Wirkweise zu als Männer. Die Ergebnisse werden in<br />

Hinblick auf Geschlechts- und Berufs- bzw. Ausbildungsunterschiede<br />

bzgl. der Sichtweise der Mentees<br />

und Mentor/innen diskutiert.<br />

norMatiVe Und persÖnliche liFe scripts jUnGer erwachsener<br />

Koch Elisabeth<br />

hs 15.05<br />

Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Wie stellen sich junge Erwachsene den „typischen“<br />

Lebensverlauf vor und inwieweit unterscheidet sich<br />

dieser von ihren Vorstellungen in Bezug auf ihr eigenes<br />

Leben? Zeigen sich Phänomene wie der „reminiscence<br />

bump“ älterer Erwachsener beim Rückblick<br />

auf ihr Leben auch in den Vorstellungen junger<br />

Erwachsener? Rubin und Berntsen (2003) zeigten,<br />

dass ältere Erwachsene bei der Auflistung der positivsten<br />

Lebensereignisse eine Häufung von Ereignisnennungen<br />

in der Lebensphase des jungen Erwachsenenalters<br />

(zw. 15 und 30 Jahren) aufwiesen. Sie<br />

argumentierten, dass diese Häufung, die für negative<br />

Ereignisse nicht auftritt, nicht auf die reale Verteilung<br />

positiver Erlebnisse über die Lebensspanne, sondern<br />

auf sogenannte „life scripts“ zurückzuführen sei –<br />

kulturell vermittelte Vorstellungen von einem idealtypischen<br />

Leben. Glück und Bluck (2007) kritisierten<br />

die Idee, dass Menschen sich bei der Auswahl<br />

von autobiographischen Ereignissen eher von einem<br />

Skript als von ihrer persönlichen Lebensgeschichte<br />

leiten ließen und wiesen nach, dass die Ereignisse<br />

des „reminiscence bump“ nicht nur als positiver,<br />

sondern auch als stärker internal kontrolliert und einflussreicher<br />

auf das weitere Leben gesehen werden.<br />

In der vorliegenden Studie wurde untersucht, inwieweit<br />

sich die Vorstellungen junger Erwachsener von<br />

ihrem eigenen Lebensverlauf von jenen über einen<br />

„typischen“ Lebensverlauf unterscheiden. Deutliche<br />

Unterschiede würden darauf hinweisen, dass ein allgemeines<br />

Skript existieren mag, dieses aber unsere<br />

Vorstellungen über unseren eigenen Lebenslauf nur<br />

teilweise beeinflusst. Weiters wurde die Hypothese<br />

überprüft, dass auch negative Ereignisse Teil des<br />

Lebensskripts sind. Insgesamt 103 Studierende wurden<br />

per Fragebogen zu ihren Vorstellungen über ein<br />

normatives Lebensskript befragt. Sie sollten sich ein<br />

„Durchschnittsleben“ vorstellen und für 20 vorgegebene<br />

Lebensereignisse die Eintrittswahrschein-<br />

12. april<br />

lichkeit sowie den voraussichtlichen Altersbereich<br />

des Eintretens angeben. Anschließend nahmen sie<br />

dieselben Schätzungen für ihr eigenes Leben vor.<br />

Die Ergebnisse zeigen Unterschiede zwischen den<br />

normativen und persönlichen Skripts sowohl in den<br />

geschätzten Auftretenswahrscheinlichkeiten für unterschiedliche<br />

Ereignisse als auch in den Altersangaben.<br />

Wie erwartet, finden sich durchaus Belege<br />

für ein Skript für negative Ereignisse, diese werden<br />

jedoch im Durchschnitt breiter angegeben als für<br />

die meisten positiven Ereignisse. Die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

bestimmter negativer Ereignisse für<br />

das eigene Leben wird jedoch signifikant niedriger<br />

eingeschätzt als im normativen Skript; dies gilt vor<br />

allem für subjektiv kontrollierbare Ereignisse, wie<br />

beispielsweise Schulden oder Scheidungen und den<br />

Verlust des Arbeitsplatzes. Für positive Ereignisse<br />

zeigte sich der erwartete „reminiscence bump“,<br />

ihre Auftretenswahrscheinlichkeit wird jedoch im<br />

persönlichen Lebensskript noch deutlich höher geschätzt<br />

als im normativen.


erFolGreiches altern aUs der perspeKtiVe älterer erwachsener<br />

Strasser Irene<br />

hs 15.05<br />

Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Wie nehmen Menschen das eigene Älterwerden<br />

wahr? Welche Aspekte werden dabei als wichtig<br />

angesehen? Inwiefern unterscheiden sich ältere und<br />

jüngere Erwachsene in ihren Ansichten darüber, was<br />

gelingendes Altern ausmacht? Obwohl es zu erfolgreichem<br />

Altern eine Reihe an theoretischen Konzepten<br />

und empirischen Studien gibt, wurde bisher<br />

kaum die Perspektive älterer Erwachsener selbst berücksichtigt.<br />

Im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />

zu erfolgreichem Altern wurden daher mehrere Studien<br />

durchgeführt, die sich diesem Thema mit unterschiedlichen<br />

Ansätzen nähern und dabei subjektive<br />

Entwicklungstheorien zum Altern in den Fokus rücken.<br />

In einer qualitativen Interviewstudie, bei der<br />

ältere Erwachsene (64 bis 93 Jahre alt) befragt wurden,<br />

stand vor allem die Wahrnehmung des eigenen<br />

Alter(n)s im Vordergrund sowie, im Zusammenhang<br />

damit, allgemeine Vorstellungen über gelingende Alternsprozesse.<br />

Es zeigte sich, dass subjektive Theorien<br />

über erfolgreiches Altern auf vielen Ebenen mit<br />

gängigen entwicklungspsychologischen Konzepten<br />

in Einklang zu bringen sind. Außerdem konnte festgestellt<br />

werden, dass eine deutliche Betonung von<br />

Gewinnen gegenüber Verlusten im Rahmen der Erzählungen<br />

bemerkbar ist. Es standen weniger verallgemeinerbare<br />

Aspekte für erfolgreiches Altern<br />

im Vordergrund, als vielmehr ein Zusammenspiel<br />

von Einstellungen, Strategien und konkreten Handlungsfeldern,<br />

das von Bedeutung ist. In einer weiteren<br />

Studie interessierte vor allem, welche Aspekte<br />

erfolgreichen Alterns als wichtig wahrgenommen<br />

werden, welche Rolle Aktivität, Kontinuität und<br />

Disengagement spielen und wie sich das Zusammenspiel<br />

von chronologischem und subjektiv eingeschätztem<br />

Alter gestaltet. Es nahmen 225 ältere (60<br />

bis 100 Jahre alt) und 194 jüngere Erwachsene (18<br />

bis 30 Jahre alt) an der Studie teil. Gesundheits- und<br />

körperliche Aspekte stellten sich besonders für die<br />

älteren Erwachsenen als wichtig für erfolgreiches<br />

12. april<br />

Altern heraus, im Gegensatz zu adaptiven Strategien<br />

und Regulationsmechanismen wurden diese jedoch<br />

als weniger kontrollierbar beurteilt. Es zeigte<br />

sich weiters eine systematische Unterschätzung des<br />

eigenen Alters und nur 40 % der älteren Erwachsenen<br />

gaben an, sich überhaupt jemals „alt“ gefühlt<br />

zu haben. Ein jüngeres subjektiv eingeschätztes Alter<br />

ging dabei mit einer höheren Einschätzung von<br />

Kontrollierbarkeit einher. Dieser Effekt fand sich allerdings<br />

nicht in der Gruppe der jüngeren Erwachsenen,<br />

sodass vermutet werden kann, dass sich hier im<br />

Alter selbstwertstabilisierende Aspekte im Zusammenhang<br />

mit der Wahrnehmung des eigenen Alters<br />

zeigen.<br />

Insgesamt kann festgestellt werden, dass sich große<br />

individuelle Unterschiede in der Betrachtung erfolgreichen<br />

Alterns zeigen und dass im Rahmen subjektiver<br />

Entwicklungstheorien Altern als grundsätzlich<br />

weniger normativ beschrieben wird als dies in gängigen<br />

Theorien zu erfolgreichem Altern häufig der<br />

Fall ist.<br />

87


hs 15.05<br />

symPosium: enTwicklungsPsychologische konsequenzen Von Be-<br />

ziehungserfahrungen – neue forschungsTrends aus der wiener<br />

enTwicklungsPsychologie<br />

Ahnert Lieselotte, Eckstein-Madry Tina, Milatz Anne, Supper Barbara<br />

Arbeitsbereich Entwicklung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Das Symposium will Arbeiten aus der Bindungsforschung<br />

des Forschungsbereichs Entwicklung<br />

der Fakultät für Psychologie der Universität Wien<br />

präsentieren, die alle der Frage nachgehen, welche<br />

Entwicklungskonsequenzen sich aus Bindungs- und<br />

Beziehungserfahrungen ergeben, die das Kind neben<br />

der primären Bindung zur Mutter erfährt. Aus<br />

den verschiedensten Studien der letzten Jahre sollen<br />

dabei ganz unterschiedliche Beziehungserfahrungen<br />

thematisiert werden, die das Kind mit seinem Vater,<br />

einer Tagesmutter oder einer Kindergartenpädagogin<br />

erwirbt und die auf verschiedenste Entwicklungsbereiche<br />

Einfluss nehmen. Mit der Vater-Kind-Beziehung<br />

(Ahnert & Supper) wird ein Zusammenhang<br />

12. april<br />

zur mentalen Entwicklung des Kleinkindes dargestellt.<br />

Bei Analyse der Tagesmutter-Kind-Beziehungen<br />

(Supper et al.) wird die Entwicklung der kindlichen<br />

Empathie in den Blick genommen. Bei der<br />

Erzieherin-Kind-Bindung (Eckstein-Madry et al.)<br />

spielen stressregulative Prozesse in der Krippe eine<br />

Rolle, wie sie vor allem beim Krippeneintritt prävalent<br />

sind. Schließlich wird dargelegt, in welcher<br />

Weise die Qualität der Beziehung eines Kindes zu<br />

seiner Kindergartenpädagogin die kognitive Verarbeitungsleistung<br />

der Vorschulzeit beeinflussen (Milatz<br />

et al.) und damit den anstehenden Schulbeginn<br />

vorbereiten.<br />

die Vater-Kind-bindUnG Und deren aUswirKUnG aUF die Mentale ent-<br />

wicKlUnG Von KleinKindern<br />

Ahnert Lieselotte, Supper Barbara<br />

Arbeitsbereich Entwicklung, Fakultät Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Die Vater-Kind-Bindung ist ein kaum erforschtes<br />

Gebiet der Bindungsforschung. Obwohl Konsens<br />

darüber besteht, dass Väter bedeutsame Beiträge<br />

in der Entwicklung ihrer Kinder leisten, sind die<br />

Zusammenhänge insbesondere im Kleinkindalter<br />

bruchstückhaft und unklar geblieben.<br />

In einem breit angelegten Forschungsprojekt in Niederösterreich<br />

wurden Kinder im Alter von 12 bis<br />

24 Monaten (n=150) mit ihren Müttern wie Vätern<br />

während zweier voneinander unabhängiger Familienbesuche<br />

von unterschiedlichen Beobachterinnen<br />

aufgesucht und die Mutter-Kind- sowie Vater-Kind-<br />

Bindung mithilfe des Attachment-Q-Sorts (Waters,<br />

1995; adaptierte Version von Ahnert et al., 2011) beschrieben.<br />

Bei einem weiteren Familienbesuch wurden<br />

Time Diaries (McBride & Mills,1993) benutzt,<br />

um das Ausmaß väterlicher Betreuungsbeteiligung<br />

darzustellen sowie die Baley-Scales (Bayley, 2006)<br />

angewendet, um die mentale Entwicklung des Kindes<br />

zu bestimmen.<br />

Im Ergebnis zeigte sich die Vater-Kind-Bindung<br />

weitgehend unabhängig von der Mutter-Kind-Bindung.<br />

Allerdings wurde auch deutlich, dass sie ihre<br />

Wirkung nur entfalten kann, wenn sie auf bedeutungsvolle<br />

Situationen in der Lebenswirklichkeit<br />

des Kindes (z.B. Nacht-, Wochenend- oder Ferienbetreuung)<br />

zurückgreifen kann. Diese Wirkungen<br />

zeigen sich danach insbesondere in denjenigen<br />

mentalen Leistungen des Kindes, die strukturierte<br />

Denkleistungen und erkundendes Problemlösen erfordern.<br />

89


90<br />

hs 15.05<br />

die taGesMUtter-Kind-beziehUnG Und deren bedeUtUnG Für die eMpa-<br />

thie-entwicKlUnG iM KleinKindalter<br />

Supper Barbara, Ahnert Lieselotte, Hammer Nina<br />

Arbeitsbereich Entwicklung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Der vorliegende Beitrag geht davon aus, dass vielfältige<br />

soziale Erfahrungen die soziale Entwicklung<br />

des Kindes von den frühesten Anfängen an forcieren.<br />

Von daher sollten Kleinkinder mit zusätzlichen<br />

positiven Erfahrungen auch außerhalb der Familie<br />

- so wie sie in einer Tagespflege von hoher Qualität<br />

vorzufinden sind - über entwickelte soziale Kompetenzen<br />

verfügen, die sich u.a. in einer entwickelten<br />

Empathie niederschlagen.<br />

In einem durch die Jacobsfoundation gefördertem<br />

Projekt „Parenting and Coparenting“ wurden n=120<br />

Kleinkinder (im Alter von 12-24 Monaten) beobachtet,<br />

die von einer Tagesmutter betreut wurden. Neben<br />

der Erfassung des Betreuungsausmasses wurden<br />

die Beziehungen des Kindes zur Mutter sowie<br />

Tagesmutter mit dem Attachment-Q-Sort (Waters,<br />

1995; adaptierte Version von Ahnert et al., 2011)<br />

auf der Grundlage zweistündiger Beobachtungen<br />

erfasst. Das empathische Verhalten des Kindes wurde<br />

in einer quasi-experimentellen Situation, in der<br />

12. april<br />

die Mutter bzw. Tagesmutter des Kindes Schmerzverhalten<br />

simulieren mussten, herausgefordert und<br />

videographiert.<br />

Im Ergebnis zeigte sich, dass das Ausmaß an außerfamiliären<br />

Erfahrungen des Kindes sein Empathie-<br />

Verhalten vorhersagte: Je ausgiebiger derartige Erfahrungen<br />

waren, desto empathischer reagierten die<br />

Kinder auf das Schmerzverhalten ihrer Mütter; sie<br />

waren zuwendend, tröstend und wollten eine Veränderung<br />

der Situation herbeiführen. Die Kinder verhielten<br />

sich ihren Müttern gegenüber allerdings auch<br />

empathischer als gegenüber ihren Tagesmüttern.<br />

Dabei stand die kindliche Empathie überraschenderweise<br />

kaum im Zusammenhang mit der Mutter-<br />

Kind-Bindung. Sie zeigte sich jedoch von der Beziehungsqualität<br />

zur Tagesmutter abhängig und war<br />

dabei vor allem mit der kindlichen Erfahrung von<br />

Sicherheit und Körperkontakt in der Tagespflege assoziiert.<br />

die erzieherinnen-Kind-bindUnG Und ihr einFlUss aUF die stressre-<br />

GUlation beiM Krippeneintritt<br />

Eckstein-Madry Tina 1 , Kappler Gregor 1 , Ahnert Lieselotte 1 , Datler Wilfried 2<br />

1 Arbeitsbereich Entwicklung, Fakultät Psychologie, Universität Wien, Österreich; 2 Forschungseinheit Psychoanalytische<br />

Pädagogik, Fakultät Bildungswissenschaft & Philosophie, Universität Wien, Österreich<br />

Der Krippeneintritt ist für ein Kleinkind zweifellos<br />

ein kritisches Lebensereignis, das ausgesprochen<br />

belastend sein kann. Dabei stellt sich die Frage, ob<br />

die sich entwickelnde Beziehung des Kleinkindes<br />

zu seiner Eingewöhnungserzieherin die Stressreaktionen<br />

signifikant abmildern kann.<br />

In einem vom FWF geförderten Forschungsprojekt<br />

„Wiener Kinderkrippenstudie“ wurden n=65 Kleinkinder<br />

(im Alter von 10-36 Lebensmonaten) beim<br />

Krippeneintritt begleitet. Bei diesen Kindern wurde<br />

die Bindungsqualität zur betreuenden Erzieherin<br />

erfasst, für die ein strukturiertes Beobachtungsverfahren<br />

(Attachment Q-Sort, Waters, 1995) - längsschnittlich;<br />

und zwar zwei Wochen, zwei und vier<br />

Monate nach Krippeneintritt - eingesetzt wurde. An<br />

diesen Beobachtungstagen wurde auch zu mehreren<br />

Tageszeiten (um 8, 11, 15 und 18 Uhr) das Stresshormon<br />

Cortisol im Speichel des Kindes gemessen<br />

und ein Tagesprofil der Cortisolausschüttung erstellt.<br />

Dieses Tagesprofil wurde später mit der Qualität der<br />

Erzieherinnen-Kind-Bindung in Zusammenhang gesetzt.<br />

Kinder, die jünger als 19 Lebensmonate bei Krippeneintritt<br />

waren, entwickelten innerhalb der ersten<br />

vier Monate eine bessere Bindung zur Erzieherin<br />

als ältere Kinder. Jüngere Kinder reagierten jedoch<br />

auf den Krippeneintritt auch empfindlicher als ältere<br />

und zeigten abgeflachte Cortisolprofile bereits zwei


hs 15.05<br />

Monate nach Krippeneintritt. Damit schien sich der<br />

Aufbau von Bindungsbeziehungen bei jungen Kindern<br />

im Kontext des Krippeneintritts zunächst kaum<br />

entlastend und erst längerfristig auf die Stressregulation<br />

mildernd auszuwirken.<br />

die erzieherinnen-Kind-beziehUnGen Und ihre aUswirKUnGen aUF aUs-<br />

Gewählte KoGnitiVe VerarbeitUnGsprozesse Von KinderGartenKindern<br />

Milatz Anne 1 , Ahnert Lieselotte 1 , Kappler Gregor 1 , Schneiderwind Jenny 1 , Fischer Rico 2<br />

1 2 Arbeitsbereich Entwicklung, Fakultät Psychologie, Universität Wien, Österreich; Arbeitsbereich Allgemeine Psychologie,<br />

Technische Universität Dresden, Deutschland<br />

In der vorschulischen Bildung gelten gute Beziehungen<br />

zwischen den Kindern und ihren Betreuungspersonen<br />

als bedeutsam in der Wissensvermittlung.<br />

Im Detail sind diese Zusammenhänge bislang<br />

jedoch weitgehend unerforscht geblieben.<br />

Bei n=120 Vorschulkindern (im Alter von M=6,7<br />

Jahre, SD=0,5) wurde deshalb untersucht, ob die<br />

Beziehungserfahrungen zu den Erzieherinnen im<br />

Kindergarten einen unmittelbaren Einfluss auf kindliche<br />

Denkabläufe nehmen. Aus diesem Grund wurde<br />

die Beziehung der Kinder zu ihren Kindergartenpädagoginnen<br />

mit der Student-Teacher-Relationship<br />

Scale (Pianta, 2001) erfasst und die Beziehungsqualität<br />

als nahe versus distante Beziehung klassifiziert.<br />

Des Weiteren wurde die kognitive Verarbeitungsleistung<br />

der Kinder in einer Laborsituation in Form<br />

einer Kontroll- und Versuchsgruppe (jeweils n=60)<br />

am Computer getestet, bei der die Kinder Aufgaben<br />

zur Klassifikation, Analogiebildung, Herstellung<br />

von Teil-Ganzes-Beziehungen und Erfassen von logischer<br />

Reihenfolge lösen sollten. Während in der<br />

Versuchsgruppe im Verlauf der Bearbeitung vor je-<br />

12. april<br />

der Aufgabe das Foto der jeweiligen Kindergartenpädagogin<br />

supraliminal eingeblendet wurde, wurde<br />

bei der Kontrollgruppe ein zerstückeltes Foto bei<br />

sonst gleicher Prozedur verwendet.<br />

Im Ergebnis zeigte sich, dass die kindliche Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />

zur Lösung der Aufgaben<br />

mit der Beziehungsqualität assoziiert war: Kinder<br />

mit nahen Beziehungen bearbeiteten die Aufgaben<br />

insgesamt schneller. Da die Fehlerquote jedoch in<br />

der Versuchs- und in der Kontrollgruppe analog ausfiel,<br />

kann davon ausgegangen werden, dass Kinder<br />

mit Erfahrungen von guter Beziehungsqualität die<br />

Aufgaben nicht unbedingt besser bewältigen, ihre<br />

Verarbeitungsleistungen jedoch effizienter sind.<br />

91


hs 15.05<br />

FORSCHUNGSREFERATE: AKTUELLE ENTWICKLUNGEN &<br />

ERGEBNISSE AUS DER PSyCHOLOGISCHEN METHODIK II<br />

chair: soMMer MarKUs<br />

12. april<br />

die anwendbarKeit des diFFUsionsModells aUF KoMplexe entschei-<br />

dUnGsaUFGaben<br />

Gula Bartosz, Alexandrowicz Rainer W.<br />

Abteilung für Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung, Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt,<br />

Österreich<br />

Das Diffusionsmodell gehört zur Klasse von Random<br />

Walk Prozessen und wurde zur simultanen Modellierung<br />

von Reaktionszeiten und Korrektheitsraten<br />

vorgeschlagen (Ratcliff, 1978). Für relativ kurze<br />

Entscheidungsaufgaben gilt die Adäquatheit des<br />

Modells als gut überprüft und das Modell erlaubt<br />

es über Standardanalysen hinaus, latente kognitive<br />

Prozesse abzubilden (Wagenmakers, 2009). Entscheidungen<br />

zwischen zwei Optionen werden dabei<br />

als stochastischer Prozess repräsentiert, bei dem<br />

ausgehend von einer mittleren Position und zwei<br />

Entscheidungsgrenzen sich ein Bewertungsprozess<br />

ähnlich einer Brown‘schen Bewegung ereignet. Der<br />

dabei entstehende Drift wird als ein Prozess der Informationsakkumulation<br />

zugunsten der getroffenen<br />

Entscheidung verstanden. Bei Übertretung eines<br />

Schwellenwertes kommt es zu einer manifesten Entscheidung.<br />

Die Dauer bis dahin und die Korrektheit<br />

werden aufgezeichnet. Daraus lassen sich verschiedene<br />

Parameter, die den Diffusionsprozess beschreiben,<br />

schätzen. In der vorliegenden Studienreihe wird<br />

zunächst die Plausibilität der Modellparameter für<br />

relativ kurze Prozesse an zwei impliziten Tests – Impliziter<br />

Assoziationstest und der Go-NoGo Aufgabe<br />

– repliziert. Dazu werden in einer Monte-Carlo Simulation<br />

bei systematischer Variation der Parameter<br />

des Diffusionsmodells IAT-analoge Daten generiert.<br />

Die simulierten Daten werden mit Standardverfahren<br />

(Greenwald, Nosek, & Banji, 2003; Nosek &<br />

Banaji, 2001) analysiert, um zu überprüfen, welche<br />

Effekte auf der Ebene der Diffusionsmodellparameter<br />

damit abgebildet werden können. Anschließend<br />

wird die Anwendbarkeit des Modells für komplexere<br />

Entscheidungsprozesse am Beispiel attributbasierter,<br />

probabilistischer Inferenzentscheidungen<br />

(Gigerenzer, Todd, & ABC Research Group, 1999)<br />

überprüft. Die Ergebnisse der Modellschätzung werden<br />

mit Likelihood-basierten Verfahren zur Strategieidentifikation<br />

(Bröder, 2010; Glöckner, 2009)<br />

verknüpft. Der Modellvergleich erlaubt es festzustellen,<br />

(1) inwiefern das Diffusionsmodell auch auf<br />

komplexere Aufgaben anwendbar ist und (2) welche<br />

Vor- und Nachteile es bei der Identifikation von Entscheidungsstrategien<br />

bietet.<br />

der einFlUss der VerrechnUnG Von aUsGelassenen iteMs aUF die Mo-<br />

dellGeltUnG des rasch Modells<br />

Hohensinn Christine, Kubinger Klaus D.<br />

Arbeitsbereich Psychologische Diagnostik, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Im Zuge der Konstruktion von psychologischen<br />

Tests steht man häufig vor dem Problem, wie von<br />

der Testperson übersprungene Items verrechnet<br />

werdens sollen. Im Falle von Leistungstests werden<br />

übersprungene Items häufig als nicht gelöst verrechnet<br />

obwohl die Gründe für das Überspringen meist<br />

unbekannt sind. Eine einfache Alternative, die bei<br />

Anwendung von probabilistischen Testmodellen<br />

sehr einfach möglich ist, stellt die Verrechnung der<br />

ausgelassenen Items als nicht vorgegeben dar. Um<br />

zu überprüfen, inwieweit sich verschiedene Verrechnungsmodi<br />

auf die Modellgeltung des dichotom logistischen<br />

Rasch Modells auswirken, wurde eine Simulationsstudie<br />

durchgeführt. Denkbar ist nämlich,<br />

dass durch die verschiedenen Verrechnungsarten und<br />

somit durch die veränderten Datensätze die Modellgeltung<br />

beeinflusst wird. Rasch Modell konforme<br />

Datensätze, die Missing values beinhalteten, wurden<br />

93


94<br />

simuliert und anhand verschiedener Verrechnungsmodi<br />

ausgewertet. Der Einfluss der verschiedenen<br />

Verrechnungsarten auf die Parameterschätzung und<br />

die Modellgeltung des Rasch Modells sowohl auf<br />

Modell- als auch auf Itemebene wurde untersucht.<br />

rr50: eMpirische bewährUnG einer neUen Methode zUr aUsreisse-<br />

rerKennUnG bei Korrelationsanalysen<br />

Zeldovich Marina, Alexandrowicz Rainer W., Vitouch Oliver<br />

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

hs 15.05<br />

Korrelationskoeffizienten zählen zu den am weitaus<br />

häufigsten gebrauchten Werkzeugen in der<br />

Statistikanwendung. Die Unterlassung der (z.B.<br />

visuell-explorativen) Überprüfung von Verfahrensvoraussetzungen<br />

scheint dabei eher die Regel als<br />

die Ausnahme zu sein. Alexandrowicz und Vitouch<br />

(2006) schlugen eine neue Kennzahl zur Erkennung<br />

von Ausreißern in bivariat normalverteilten<br />

Daten vor, die auf einem Jackknifing-Algorithmus<br />

basiert. Dieser Index der Adäquatheit der Pearson-<br />

Korrelation hat sich bereits an simulierten Datensätzen<br />

bewährt. In vorliegender Studie wurde das<br />

Verhalten des Index an realen Daten analysiert,<br />

nämlich an einer Stichprobe von 104 Schülern und<br />

Schülerinnen, denen der Zahlen-Verbindungs-Test<br />

und ein Implicit Association Test vorgelegt wurden.<br />

Sowohl in uni- als auch multivariater Auswertung<br />

(FA) ließ der Index hohe Sensitivität für jene Ext-<br />

12. april<br />

remwerte erkennen, die sich massiv verzerrend auf<br />

das Ergebnis auswirken. Neben dieser Schutzfunktion<br />

erlaubt die Kennzahl auch eine substantielle Interpretation,<br />

nämlich die Identifikation des Anteils<br />

korrelationsbegründender Beobachtungen. So steht<br />

eine konkretere Beurteilung der Höhe einer Korrelation<br />

zur Verfügung. Dieser Index hat damit unter<br />

Beweis gestellt, in kompakter Form essentielle Informationen<br />

zu liefern und Schutz vor eklatanten<br />

Fehlinterpretationen korrelationsbasierter Analysen<br />

zu gewähren. Die Vorzüge der Methode liegen zum<br />

ersten in der Zugänglichkeit auch für wenig erfahrene<br />

StatistikanwenderInnen, zum zweiten in der einfachen<br />

Screening-Möglichkeit bei extensiven Korrelationsanalysen<br />

und zum dritten in der kompakten<br />

(parametrischen statt graphischen) Darstellbarkeit.<br />

Eine freie Software zur Anwendung des Verfahrens<br />

ist verfügbar.<br />

zUr überschätzUnG Von eFFeKtstärKen dUrch datenaGGreGation bei<br />

reaKtionszeitexperiMenten<br />

Czech Paul, Muschik Denise, Gula Bartosz, Wiedermann Wolfgang, Alexandrowicz Rainer W.<br />

Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Reaktionszeiten (reaction times, RT) und Korrektheitsraten<br />

über konsekutive Versuchsdurchgänge<br />

(Trials) gehören zu den am häufigsten analysierten<br />

abhängigen Variablen in der kognitiven Psychologie.<br />

Empirisch beobachtete Reaktionszeitverteilungen<br />

folgen in der Regel nicht einer Normalverteilung.<br />

Hier wurde eine Charakterisierung durch<br />

diverse rechtsschiefe Verteilungen (z.B. Ex-Gauß-,<br />

Wald- oder Weibull-Verteilung) vorgeschlagen<br />

(Luce, 1986). Ein häufig angewandtes Analyseschema<br />

sieht eine personenbezogene Mittelwerts- oder<br />

Median-Aggregation der RTs vor. Eine methodisch<br />

adäquate Modellierung wäre die Verwendung eines<br />

Random-Effects-Ansatzes, der jedoch in publizierten<br />

Studien selten zu finden ist. Vorliegende Studie<br />

untersucht daher die Auswirkungen der genannten<br />

Aggregation und die sich daraus ergebende Anwendung<br />

des Fixed-Effects-Modells. Die aggregierten<br />

Werte werden zur Signifikanzbeurteilung des Unterschiedes<br />

über experimentelle Faktorstufen herangezogen.<br />

Dabei kann es zu starken Überschätzungen<br />

der Effektstärke (z.B. Cohen´s d) hinsichtlich des


hs 15.05<br />

postulierten Gruppenunterschiedes kommen. Die<br />

Ursache dafür liegt in einer systematischen Varianzverringerung<br />

der aggregierten Werte verglichen<br />

mit der Varianz der Reaktionszeiten pro Person (vgl.<br />

z.B. Brand, Bradley, Best & Stoica, 2011; Wiedermann,<br />

Gula, Czech & Muschik, 2011). Für das Effektmaß<br />

Cohen´s d wurde von Wiedermann et. al.<br />

(2011) eine Korrektur für den Zwei-Stichproben-<br />

Fall vorgeschlagen. Diese Studie zeigte auch, dass<br />

die Intertrial-Korrelation ρ einen Einfluss auf den<br />

Aggregationsfehler und somit auf die Effektgrößen<br />

hat: mit steigendem ρ sinkt die Überschätzung der<br />

Effektstärke Cohen´s d. In diesem Kontext wurden<br />

bisher die wahrscheinlichkeitsbasierten Effektmaße<br />

(z.B. Cliff, 1993, 1996; Ruscio, 2008) wenig beachtet.<br />

In der vorliegenden Studie wurde der Effekt der<br />

QUalitatiVe daten-analyse: die Methode der „laUten VorhersaGe“<br />

Brandstätter Eduard, Gußmack Manuela<br />

Institut für Psychologie, Johannes Kepler Universität Linz, Österreich<br />

In diesem Vortrag gehe ich auf zwei Methoden der<br />

qualitativen Daten-Analyse ein: Klassische verbale<br />

Protokolle (Ericcson & Simon, 1983) und die neue<br />

Methode der “Lauten Vorhersage” (predict-aloud<br />

protocols). Bei dieser Methode versuchen Versuchspersonen<br />

eine Entscheidungsregel zu generieren, um<br />

die bereits getroffenen Mehrheitsentscheidungen<br />

anderer Personen richtig vorherzusagen. Die Validität<br />

der neuen Methode wird dadurch gewährleistet,<br />

12. april<br />

Datenaggregation auf das von McGraw und Wong<br />

(1992) vorgeschlagene Maß, Common Language<br />

Effect Size (CL), in einer Monte-Carlo-Simulation<br />

für den Zwei-Stichproben-Fall untersucht. Dabei<br />

wurden fünf Simulationsparameter variiert: Gruppenunterschied,<br />

Stichprobengröße, mittlere Intertrial-Korrelation,<br />

Anzahl der Trials und Verteilungsform<br />

der RTs. Die Studie zeigt die in der Praxis<br />

der Datenaggregation oft ignorierten Probleme. Es<br />

wird das Verhalten der Effektmaße Cohen´s d und<br />

CL für diese Art von Design systematisch betrachtet<br />

und verglichen. Für McGraw und Wongs‘s CL wird<br />

zudem eine Korrektur vorgeschlagen, welche die<br />

Anzahl der Trials sowie die Intertrial-Korrelation<br />

berücksichtigt.<br />

indem nur die Entscheidungsregeln jener Personen<br />

analysiert werden, die mehr als 80% der Mehrheitsentscheidungen<br />

richtig vorhersagten. Beide Methoden<br />

werden in vier Experimenten getestet, in denen<br />

Versuchspersonen zwischen riskanten Optionen entschieden.<br />

Die Ergebnisse (a) belegen sowohl die Validität<br />

als auch die Reliabilität der neuen Methode,<br />

und (b) sprechen für die Annahme, dass Personen<br />

einfache Entscheidungsheuristiken verwenden.<br />

QUalitatiVe inhaltsanalyse - GrUndlaGen Und weiterentwicKlUnGen<br />

Mayring Philipp<br />

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Textanalytischen Auswertungsmethoden (Interviews,<br />

Dokumente, Beobachtungsprotokolle)<br />

kommt in psychologischer Forschung immer stärkere<br />

Bedeutung zu, vor allem im Zusammenhang mit<br />

Mixed-Methods-Ansätzen. Der Beitrag will neue<br />

Methodenentwicklungen im Zusammenhang der<br />

Qualitativen Inhaltsanalyse vorstellen. Dazu wird<br />

die Inhaltsanalyse zunächst in das Methodenspektrum<br />

von Textanalyseansätzen in den Sozialwissenschaften<br />

eingeordnet, um ihren spezifischen Ansatzpunkt<br />

zu zeigen. Dabei werden auch Kritikpunkte<br />

an der Qualitativen Inhaltsanalyse diskutiert. Die<br />

angesprochenen Weiterentwicklungen beziehen sich<br />

auf drei Punkte. Zunächst wird gezeigt, wie aus den<br />

Techniken der Zusammenfassenden Inhaltsanalyse<br />

die induktive Kategorienbildung entwickelt wurde.<br />

Zentrale Ablaufschritte und Möglichkeiten qualitativer<br />

und quantitativer Weiterverarbeitung werden<br />

dargestellt. Der zweite Punkt betrifft die Begründung<br />

der inhaltsanalytischen Regeln. Sowohl für induktive<br />

Kategorienentwicklung als auch für deduktive<br />

Kategorienanwendung kann gezeigt werden, dass<br />

95


96<br />

hs 15.05<br />

sich diese Regeln auf psychologische Forschung zurückführen<br />

lassen. Bei induktiven Prozessen ist die<br />

die Psychologie der Textverarbeitung und die in diesem<br />

Zusammenhang gefundenen reduktiven Prozesse.<br />

Bei deduktiver Kategorienanwendung steht der<br />

dreischrittige Kodierleitfaden im Zentrum; alle drei<br />

Schritte lassen sich auf Ansätze der Kategorisierungstheorien<br />

zurückführen. In beiden Fällen sind<br />

es also Forschungen über alltägliches Umgehen mit<br />

Sprache, die zur Grundlage für inhaltsanalytische<br />

Regeln gemacht werden. Der dritte Punkt der Weiterentwicklungen<br />

betrifft die Vorstellung einer ersten<br />

Fassung einer eigenen Software für Qualitative<br />

Inhaltsanalyse, die speziell auf die vorgeschlagenen<br />

Analysetechniken bezogen ist und dabei nicht nur<br />

Texte sondern auch Bild- und Videomaterial zum<br />

Gegenstand machen kann. Die Darstellung soll mit<br />

einem konkreten Beispiel aktueller Forschungsarbeit<br />

mit der Qualitativen Inhaltsanalyse veranschaulicht<br />

werden.<br />

12. april<br />

Literatur: Mayring, Ph. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse.<br />

Grundlagen und Techniken (11. Auflage).<br />

Weinheim: Beltz Verlag. Mayring, Ph. (2010).<br />

Qualitativ orientierte Verfahren. In H. Holling &<br />

B. Schmitz (Hrsg.), Handbuch Statistik, Methoden<br />

und Evaluation. Handbuch der Psychologie Bd. 13.<br />

(S.179 – 190). Göttingen: Hogrefe.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

POSTERSESSION I<br />

12. april<br />

wenn MUsiK den blicK Verändert: einFlüsse Von FilMMUsiK aUF aUGen-<br />

beweGUnGen<br />

Auer Karin 1 , Vitouch Oliver 1 , Koreimann Sabrina 1 , Pesjak Gerald 2 , Leitner Gerhard 2 , Hitz Martin 2<br />

1 2 Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich; Institut für Informatik, Alpen-Adria-Universität<br />

Klagenfurt, Österreich<br />

Musik ist mitbestimmend für die Wahrnehmung<br />

visueller Szenen. Dies wurde u. a. hinsichtlich der<br />

Auffassung der Bedeutung einer Szene (z.B. Lipscomb<br />

& Kendall, 1994), ihres emotionalen Gehalts<br />

(z.B. Ellies & Simons, 2005), der Szenenfortsetzung<br />

(Vitouch, 2001) und der Gedächtnisleistung (Boltz,<br />

2001) gezeigt. Es liegen jedoch bislang keine Arbeiten<br />

vor, die prüfen, ob sich die Blickbewegungen von<br />

FilmseherInnen in Abhängigkeit von verschiedenen<br />

Filmscores verändern. Dies würde bedeuten, dass<br />

die Musik nicht nur zu einem holistischen Eindruck<br />

im Sinne einer Gesamtgestalt beiträgt, sondern dass<br />

sich der visuelle Input selbst in Abhängigkeit von Eigenschaften<br />

des Soundtracks verändert. Wir wollen<br />

zeigen, dass Filmmusik zentrale Augenbewegungs-<br />

Parameter wie Zahl, Dauer und Ort der Fixationen<br />

verändern kann, und dass die Inspektionspfade der<br />

ZuseherInnen systematisch von der akustischen<br />

Gestaltung beeinflusst werden können. Zwei verschiedene<br />

Filmclips, jeweils rund 10 s lang, wurden<br />

in einem Zwischengruppendesign in drei verschiedenen<br />

Hintergrundmusik-Bedingungen präsentiert<br />

(Dokumentarfilmmusik, Horrormusik, keine Musik).<br />

In Clip 2 wurde zusätzlich ein Überblendungszeichen<br />

gesetzt (1sekündiges Insert eines roten X in<br />

der linken unteren Ecke). Die Blicktrajektorien von<br />

39 TeilnehmerInnen wurden anhand eines ASL H6<br />

Tracking-Systems (head-mounted), basierend auf<br />

Hornhautreflektionen von Infrarotlicht, aufgezeichnet.<br />

Die ZuseherInnen zeigten klar unterscheidbare<br />

Muster visueller Pfade in Abhängigkeit von der Musikbedingung.<br />

Für Clip 1 zeigten sich systematische<br />

und signifikante (p < .05) Unterschiede hinsichtlich<br />

der Blickkategorien “Berg” und “Personen” und<br />

in der Variable “ruhig/hektisch”. Für Clip 2 ergaben<br />

sich Unterschiede in den Kategorien “dunkles<br />

Areal” und “Zentrum” und in den Variablen “ruhig/<br />

hektisch”, “Fixationsdauer” und “langsame/schnelle<br />

Blickwechsel”. In beiden Musikbedingungen wurde<br />

das periphere Überblendungszeichen signifikant öfter<br />

bemerkt als im stummen Clip. Filmmusik kann<br />

den Blick der ZuseherInnen verändern, und dadurch<br />

die visuelle Wahrnehmung einer Szene beeinflussen.<br />

Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der Slogan<br />

“What you see is what you hear” auf einer ganz fundamentalen,<br />

primären Ebene gelten kann: Visueller<br />

Input variiert aufgrund verschiedener Vertonungen,<br />

sodass die ZuseherInnen nicht mehr im eigentlichen<br />

Sinne denselben Film sehen.<br />

wissen über sUizid: einFlUss Verschiedener inForMationsQUellen<br />

Und der erFahrUnG Mit sUizid iM persÖnlichen UMFeld<br />

Baranyai Patricia 1 , Nader Ingo W. 1 , Kapusta Nestor D. 2 , Niederkrotenthaler Thomas 3 , Sonneck Gernot<br />

3,4 , Voracek Martin 1<br />

1 Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich; 2 Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie, Medizinische Universität Wien, Österreich; 3 Abteilung<br />

für Allgemein- und Familienmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien, Österreich; 4 Ludwig<br />

Boltzmann Institut für Sozialpsychiatrie, Wien, Österreich<br />

Wissen über Suizid ist ein relevanter Faktor in der<br />

Suizidprävention und deshalb ein wesentlicher Bestandteil<br />

von Suizidpräventionsprogrammen. Suizidrelevantes<br />

Wissen wurde schon in verschiedenen<br />

Populationen, wie beispielsweise LehrerInnen, Me-<br />

dizinstudentInnen oder Pflegepersonal, untersucht.<br />

Diese Populationen sind jedoch relativ homogen.<br />

Es kann angenommen werden, dass auch die Art der<br />

Wissensvermittlung und die Art des Wissenserwerbs<br />

in diesen Gruppen relativ homogen und spezifisch<br />

97


98<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

sind. Die vorliegende Querschnittsstudie war heterogener<br />

angelegt und untersuchte eine Stichprobe<br />

von Erwachsenen (N = 628; mittleres Alter 29.5<br />

Jahre, SD = 12.3 Jahre) aus dem deutschsprachigen<br />

Raum hinsichtlich ihres Wissens über Suizid und<br />

der Informationsquellen aus denen sie dieses Wissen<br />

beziehen. Eine Varianzanalyse zeigte, dass die<br />

Verwendung der Informationsquellen Universität,<br />

Internet und Fachliteratur mit höherem Wissen über<br />

Suizid einherging, während Dokumentationen und<br />

Filme mit niedrigerem Wissen in Zusammenhang<br />

standen (korrigiertes R² = .13). Die Angabe von<br />

Familie und FreundInnen als Informationsquellen<br />

wirkte sich nicht auf das Wissen über Suizid aus.<br />

Die Anzahl der Informationsquellen zeigte keinen<br />

Zusammenhang mit dem Wissen. Höheres suizidbe-<br />

zogenes Wissen wurde bei jenen festgestellt, welche<br />

bereits mit Suiziden beziehungsweise Suizidversuchen<br />

im privaten Umfeld konfrontiert waren (Cohen<br />

d = .16). Ebenso wurde ersichtlich, dass diese Personengruppe<br />

vermehrt über Familie und FreundInnen<br />

ihre Informationen bezieht, wobei eine zusätzliche<br />

Varianzanalyse zeigte, dass dies nicht der Grund für<br />

das höhere Wissen war. Die Ergebnisse deuten auf<br />

die Wichtigkeit der Quelle von Informationen für<br />

die Suizidprävention hin. Sie liefern den Hinweis,<br />

dass bei persönlichen Erfahrungen mit Suizid im<br />

privaten Umfeld Informationen eher auf informellen<br />

Wegen über FreundInnen und Familie gesucht<br />

werden, wobei dies allein nicht zu höherem Wissen<br />

beiträgt. Dies könnte ein Ansatzpunkt für weitere<br />

suizidpräventive Maßnahmen sein.<br />

Use oF MetacoGnitiVe strateGies by irish Medical stUdents<br />

Berthold Marcel 1 , Steiner Christina Marie 1 , Albert Dietrich 1,2<br />

1 2 Institut für Wissensmanagement, Technische Universität Graz, Österreich; Institut für Psychologie, Karl-Franzens-<br />

Universität Graz, Österreich<br />

Self-regulated learning (SRL) is currently in the focus<br />

of psycho-pedagogical research and a lot of studies<br />

have been conducted to show the effectiveness<br />

of this learning approach. One of the most famous<br />

SRL models is the one developed by Zimmermann<br />

(2002). In this model SRL is composed of three cyclic<br />

learning phases: Forethought, Learning, and<br />

Reflection. It has been shown that good SR learners<br />

achieve better learning results and are more motivated<br />

to learn (Veenman, 2011). From a more technical<br />

point of view building upon results of such a psycho-pedagogical<br />

research filed seem promising. In<br />

this regard, technological-enhanced learning environment<br />

provide opportunities to enhance SRL skill,<br />

especially metacognitive ones but learners need<br />

additional help and guidance (Bannert, 2006). In<br />

the EU project „Immersive Reflective Experiencebased<br />

Adaptive Learning“ (ImREAL) additional<br />

services are developed to augment and improve simulated<br />

learning environments - among others w.r.t.<br />

SRL and metacognition. In this case the prominent<br />

research question is: Can ImREAL services improve<br />

SRL skills of users? In this phase baseline data were<br />

collected for the usage of the ‘pure’ ETU simulation,<br />

which can later on be compared to the according<br />

outcomes of the user trials (one and two) with<br />

ImREAL services. For this purpose the Empower<br />

the User (ETU) simulator was used. This simulator<br />

12. april<br />

covers existing simulation scenarios in the medical<br />

interview domain. It is already at an advanced development<br />

stage and already in use for training in different<br />

domains. In this study particular the medical<br />

interview scenarios for students at Trinity College<br />

Dublin (TCD) are addressed. Medical students of<br />

the TCD have been selected to try out the ETU system<br />

and respond to a questionnaire: Questionnaire<br />

for Self-Regulated Learning (QSRL; Fill Giordano,<br />

Lietzenberger, & Berthold, 2010). The QSRL consists<br />

of 54 items, which belong to six main scales<br />

and three subscales. One-sample t-test (critical test<br />

value = 57.90) showed that participants report higher<br />

use of elaboration strategies compared to a norm<br />

sample. No other remarkable difference in use of<br />

SRL strategies could be observed. ImREAL could<br />

start from this result and aim at improving users’<br />

metacognitive strategies through the provision of<br />

appropriate scaffolding and services. Of course, this<br />

strategy type should not be the only one to be supported<br />

and addressed by ImREAL. Rehearsal strategies<br />

help the learner to select and remember important<br />

information, but may not represent very deep<br />

levels of cognitive processing. The baseline results<br />

will be compared to the results of user trial one and<br />

two to draw a more elaborated conclusion.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Mehr Und Mehr dUnKle traits: sadisMUs als bestandteil der aVersi-<br />

Ven persÖnlichKeit<br />

Bertl Bianca, Pietschnig Jakob, Voracek Martin<br />

Die dunkle Triade der Persönlichkeit war in den letzten<br />

Jahren Gegenstand intensiver Untersuchungen.<br />

Dieses Konstrukt, bestehend aus Narzissmus, Machiavellismus<br />

und Psychopathie, ist charakterisiert<br />

durch moderate positive Korrelationen dieser Traits<br />

untereinander, die allerdings distinkte Persönlichkeitsfaktoren<br />

darstellen. In der Scientific Community<br />

wurden diese drei Traits als Charakterisierungen<br />

der aversiven Persönlichkeit verstanden. Im Rahmen<br />

einer rezenten Studie wurde eine Erweiterung dieses<br />

etablierten Konstrukts um das Merkmal Sadismus<br />

zur dunklen Tetrade vorgeschlagen. Jedoch wurde<br />

dieses Thema in der bisherigen Forschungsliteratur<br />

nur im Rahmen einer einzigen Studie an Jugendlichen<br />

untersucht (Chabrol, Van Leeuwen, Rodgers,<br />

& Séjourné, 2009). Das Ziel der vorliegenden Untersuchung<br />

war die Etablierung des Konstrukts<br />

der dunklen Tetrade im deutschsprachigen Raum<br />

anhand einer Stichprobe aus der Allgemeinbevölkerung<br />

(N > 250; ca. 50% weiblich). Außerdem<br />

berichten wir zum ersten Mal Evidenz zu Zusam-<br />

12. april<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

menhängen zwischen den Big Five Persönlichkeitsfaktoren<br />

und der dunklen Tetrade. Korrelationsanalysen<br />

zeigten kleine bis mittlere Zusammenhänge<br />

von Sadismus mit Narzissmus, Machiavellismus<br />

und Psychopathie (r = .16, .32 und .56 in obiger Reihenfolge).<br />

Diese Ergebnisse sprechen für robuste<br />

Assoziationen zwischen den Traits der dunklen Triade<br />

und Sadismus und liefern damit Evidenz für die<br />

Annahme der dunklen Tetrade. Weiterführende Analysen<br />

zu Zusammenhängen zwischen den Big Five<br />

Persönlichkeitsfaktoren und des Traits Sadismus der<br />

dunklen Tetrade ergaben positive Zusammenhänge<br />

mit Extraversion und Offenheit für neue Erfahrungen,<br />

negative Zusammenhänge mit Verträglichkeit<br />

und Gewissenhaftigkeit, jedoch keine signifikanten<br />

Zusammenhänge mit Neurotizismus. Zusammenfassend<br />

stellen unsere Ergebnisse Evidenz für die<br />

Robustheit des Konstrukts der dunklen Tetrade dar,<br />

wobei alle vier Traits als distinkte Persönlichkeitsfacetten<br />

beobachtbar bleiben.<br />

lebensQUalitätssteiGerUnG bei aUtistinnen iM stationären settinG<br />

Blatter Silvia, Bliem Harald R., Juen Barbara<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

In dieser Untersuchung erfolgt die Analyse der Lebensqualität<br />

bei erwachsenen Personen mit atypischem<br />

und frühkindlichem Autismus im stationären<br />

Betreuungsrahmen. Die Dimensionen der Lebensqualität<br />

orientieren sich an den Studien von Schalock<br />

(2002), Seifert (2006) und Saldana et al. (2009). Personenspezifische<br />

Verhaltensmerkmale werden dabei<br />

durch Beobachtungen und stellvertretende Aussagen<br />

erhoben und beurteilt. Die Aufarbeitung der<br />

Daten erfolgte mit Hilfe von SPSS und MaxQDA.<br />

In der Ausgangssituation befanden sich die autistischen<br />

ProbandInnen in einer Betreuungsumgebung,<br />

innerhalb derer für sie verständliche Kommunikation<br />

nur marginal möglich und die Strukturen für sie<br />

kaum nachvollziehbar waren. Durch spezielle Schulungen<br />

der Betreuungsteams konnten neue Kommunikationswege<br />

und Strukturierungsmöglichkeiten<br />

gefunden werden. Zu den Maßnahmen zählt vor<br />

allem die Visualisierung der Tagesstruktur anhand<br />

von Tagesplänen (nach dem TEACCH-Ansatz). Zu<br />

Beginn gaben die Betreuungspersonen durch die<br />

einfach strukturierten Pläne den Ablauf vor. Mit zunehmendem<br />

Verständnis der AutistInnen konnte die<br />

Selbstbestimmung vermehrt in die Struktur aufgenommen<br />

werden. Dies zeigt sich unter anderem bei<br />

dualen Entscheidungsaufgaben. Dort konnten sich<br />

die Betroffenen je nach kognitiver Leistungsfähigkeit<br />

dahin entwickeln, dass sie den gesamten Tagesablauf<br />

innerhalb eines möglichen Rahmens selbst<br />

bestimmen.<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass die Selbstbestimmung<br />

und die Möglichkeit zur Kommunikation wesentlich<br />

zur Steigerung der Lebensqualität beitragen. Dies<br />

99


100<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

wird auch dadurch sichtbar, dass negative Faktoren<br />

in Bezug auf die Lebensqualität (wie zum Beispiel<br />

Aggressionen, Zwänge, etc.) durch spezifische Interventionen<br />

abnehmen, während gleichzeitig ein<br />

Anstieg von positiven Faktoren (zum Beispiel Verhaltensalternativen,<br />

soziale Kontaktaufnahme) festgestellt<br />

werden kann.<br />

pFleGe der selbstpFleGe? – GesUndheit Und wahrnehMUnG der aUs-<br />

bildUnGssitUation aUs sicht Von altenpFleGeschülerinnen<br />

Brunner Eva 1 , Kada Olivia 1 , Sandel Isabel 2 , Kohlmann Elke 3 , Kohlmann Carl-Walter 4<br />

1 Studienbereich Gesundheit und Soziales, Fachhochschule Kärnten, Österreich; 2 Zentrum für Musik, Gesundheit und<br />

Prävention, Stiftung Internationale Musikschulakademie Kulturzentrum Schloss Kapfenburg, Deutschland; 3 Institut<br />

für Soziale Berufe gGmbH, Deutschland; 4 Institut für Humanwissenschaften, Pädagogische Hochschule Schwäbisch<br />

Gmünd, Deutschland<br />

Die Gesundheits- und Krankenpflege ist als Berufsfeld<br />

mit zahlreichen Belastungen, hoher Burnoutrate,<br />

geringer Bleibemotivation sowie frühzeitigem<br />

Ausstieg aus dem Beruf bekannt (Hasselhorn et al.,<br />

2005). In der Altenpflege werden vor allem die tägliche<br />

Konfrontation mit Tod und Sterben, der Umgang<br />

mit „schwierigen PatientInnen“ und deren Angehörigen<br />

als problematisch beschrieben (Jenull &<br />

Brunner, 2008). Maßnahmen, die diesen Phänomenen<br />

entgegen wirken, sind nicht nur für die MitarbeiterInnenrekrutierung<br />

und –bindung unabdingbar,<br />

sondern stellen die Pflegequalität sicher. Sie müssen<br />

früh ansetzen und demnach bereits im Ausbildungskontext<br />

im Sinne der Selbstpflege die Reflexion über<br />

die eigene Gesundheit und die Gesunderhaltung<br />

fördern (Kratvis et al., 2010). Um gesundheitsförderliche<br />

Aktivitäten maßgeschneidert planen und<br />

umsetzen zu können, ist in einem ersten Schritt eine<br />

Bedarfsanalyse erforderlich. Daher führte das Institut<br />

für Humanwissenschaften der Pädagogischen<br />

Hochschule Schwäbisch Gmünd (Deutschland) eine<br />

Befragung der SchülerInnen des Institutes für Soziale<br />

Berufe gGmbH in Schwäbisch Gmünd durch. Erhoben<br />

wurden ausgewählte Gesundheitsverhaltensweisen<br />

(Binge Drinking, Rauchen), Beschwerden,<br />

der allgemeine Gesundheitszustand sowie die Wahrnehmung<br />

der Ausbildungssituation in Schule und<br />

Praxiseinrichtung (i.A. an Gusy & Lohmann, 2011;<br />

Prümper et al., 1995). Alle 67 AltenpflegeschülerInnen<br />

(83.6% Frauen; Altersdurchschnitt 26 Jahre),<br />

die zum Erhebungszeitpunkt am Institut für Soziale<br />

Berufe gGmbH in Schwäbisch Gmünd in Ausbildung<br />

waren, nahmen an der schriftlichen Befragung<br />

teil. Knapp ein Drittel der Befragten beschrieb den<br />

eigenen Gesundheitszustand als mittelmäßig oder<br />

12. april<br />

schlecht. Täglich bis mindestens einmal wöchentlich<br />

wurden am häufigsten die folgenden Beschwerden<br />

genannt: Nacken- und Schulterschmerzen (57.6%),<br />

Kreuz- und Rückenschmerzen (56.0%), Reizbarkeit<br />

(53.9%), Schlafstörungen (44.6%), Kopfschmerzen<br />

(43.1%). Knapp 70 % gaben an zu rauchen (davon<br />

6.0% gelegentlich), durchschnittlich wurden innerhalb<br />

der letzten 30 Tage zwei Binge Drinking-<br />

Events erlebt. Hinsichtlich der Ausbildungssituation<br />

zeigt sich, dass das Setting Praxiseinrichtung als<br />

belastender eingestuft wurde als die Schule. Hier<br />

stellten die quantitativen Belastungen sowie Informationsdefizite<br />

und geringe Partizipationsmöglichkeiten<br />

die Hauptstressoren dar. Im Vergleich mit Daten<br />

aus einer bundesweiten deutschen Untersuchung<br />

an PflegeschülerInnen (Bomball et al., 2010) sowie<br />

einer österreichischen Studie an Gesunden- und<br />

Krankenpflegeschulen (Kada et al., 2011) weisen<br />

die AltenpflegeschülerInnen in fast allen Bereichen<br />

schlechtere Werte auf. Gesundheitsförderung als<br />

Teil der Altenpflegeausbildung soll daher nicht nur<br />

theoretisch vermittelt werden (Mooney et al., 2011),<br />

sondern zur Förderung der Selbstpflege im Schulkontext,<br />

aber vor allem in den Praxiseinrichtungen<br />

umgesetzt werden.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

welche interVentionsstrateGien Verwenden lehrerinnen, wenn sie<br />

zeUGen Von bUllyinGFällen werden? eine UntersUchUnG in Österreichischen<br />

Und deUtschen schUlen.<br />

Es mangelt nicht an empirischen Belegen, dass Bullying<br />

in Schulen ein sehr ernstzunehmendes Problem<br />

darstellt. So geben in Österreich und Deutschland<br />

nicht weniger als 8-10% der Schüler (5. – 8.<br />

Schulstufe) an, bestimmte MitschülerInnen regelmäßig<br />

zu schikanieren und ungefähr 10-12% geben<br />

an, selbst Opfer von Bullying zu sein. Viele dieser<br />

Bullyingvorfälle könnten sofort beendet werden,<br />

wenn LehrerInnen im schulischen Umfeld effektiv<br />

eingreifen würden. Leider hat sich gezeigt, dass diese<br />

nur sehr selten Interventionen setzen, und wenn<br />

doch, dass diese Eingriffe oft ineffizient sind und<br />

Bullying oft nicht dauerhaft stoppen. Das Ziel der<br />

vorliegenden Studie war es, zu untersuchen, welche<br />

Interventionsstrategien von LehrerInnen im<br />

deutschsprachigen europäischen Raum angewandt<br />

werden, wenn sie mit Bullying konfrontiert werden.<br />

Dazu füllten 624 LehrerInnen (70% weiblich; Altersrange:<br />

20-60 Jahre) aus Österreich und Deutschland<br />

eine deutsche Version des Handlying Bullying<br />

Questionnaire (HBQ) aus. Der HBQ ist besteht aus<br />

einer Vignette in der ein mittelschwerer Bullyingfall<br />

beschrieben wird: Ein Schüler wird wiederholt<br />

von einem anderen, stärkeren Schüler drangsaliert,<br />

von anderen SchülerInnen ignoriert und fühlt sich<br />

als Konsequenz schlecht und einsam. Darauf folgen<br />

22 Items, die mögliche Interventionsstrategien für<br />

diese typische Bullyingsituation beschreiben. Die<br />

12. april<br />

Burger Christoph 1 , Strohmeier Dagmar 2 , Spröber Nina 3 , Bauman Sheri 4 , Rigby Ken 5<br />

1 Institut für psychologische Grundlagenforschung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich; 2 Fachhochschule<br />

Oberösterreich, Österreich; 3 Universitätsklinikum Ulm, Deutschland; 4 University of Arizona, Arizona, USA; 5 University<br />

of South Australia, Australien<br />

Aufgabe der LehrerInnen war es, bei jedem Item<br />

anzugeben, wie wahrscheinlich es ist, dass sie diese<br />

Intervention einsetzen würden. Eine Faktorenanalyse<br />

zeigte, dass die Items des HBQ wie in der<br />

englischsprachigen Version auf fünf Faktoren luden:<br />

„nicht-punitive Arbeit mit dem Täter“, „Disziplinieren<br />

des Täters“, „Arbeit mit dem Opfer“, „Miteinbeziehen<br />

von anderen Erwachsenen“ und „Ignorieren<br />

des Vorfalles“. Eine deskriptive Analyse zeigte, dass<br />

österreichische und deutsche LehrerInnen am häufigsten<br />

angaben, den Täter zu disziplinieren, gefolgt<br />

von nicht-punitiver Arbeit mit dem Täter und dem<br />

Miteinbeziehen von anderen Erwachsenen. Am wenigsten<br />

gaben sie an, mit dem Opfer zu arbeiten und<br />

den Vorfall zu ignorieren. Signifikanzstatistische<br />

Analysen zeigten, dass weibliche und erfahrenere<br />

LehrerInnen eher angaben, mit dem Opfer und mit<br />

dem Täter/ der Täterin (nicht-punitiv) zu arbeiten<br />

als weniger erfahrene und männliche Lehrer. Zusammenfassend<br />

zeigen die Ergebnisse eindeutig die<br />

Präferenz unter den LehrerInnen auf, den Täter zu<br />

disziplinieren, während mit dem Opfer kaum gearbeitet<br />

wird. Schulen sollten darauf reagieren, und<br />

LehrerInnen in einer Vielzahl von Handlungsstrategien<br />

für den Bullying-Fall schulen. Vor allem sollten<br />

LehrerInnen auch andere Strategien als das Disziplinieren<br />

von TäterInnen lernen und im Bedarfsfall<br />

anwenden können.<br />

einFlUss elterlichen beschwichtiGUnGsVerhaltens aUF die stressbe-<br />

lastUnG 2- bis 8-jähriGer Kinder bei MiKtionszystoUrethroGraphie<br />

Felber Michaela 1 , Schabmann Alfred 1 , Friedrich Max H. 2 , Völkl-Kernstock Sabine 2<br />

1 Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich;<br />

2 Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische Universität Wien, Österreich<br />

Untersuchungsziel: Am Beispiel der Miktionszystourethrographie<br />

(MCU), einer schmerzhaften radiologischen<br />

Untersuchung, wurde erhoben, wie<br />

elterliches Beschwichtigungsverhalten (Beruhigende<br />

Kommentare wie: “Ist ja schon gut” oder: “Ist ja<br />

gleich vorbei” sowie Beschwichtigung mittels: “Sch,<br />

sch”) in einer Untersuchungsphase der MCU das<br />

kindliche Distressverhalten der darauffolgenden Untersuchungsphase<br />

beeinflusst. Dabei wurde zwischen<br />

der Vorbereitungsphase und den drei eigentlichen<br />

Untersuchungsphasen der MCU (Katheterisierungs-,<br />

Füllungs- und Miktionsphase) unterschieden.<br />

101


102<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Methodik: Die Stichprobe umfasste 68 Kinder im<br />

Alter von 2 bis 8 Jahren, die sich einer ambulanten<br />

MCU unterzogen, sowie den begleitenden Elternteil.<br />

Kindliches und elterliches Verhalten während der<br />

MCU wurde von drei unabhängigen Beobachtern<br />

mittels einer standardisierten Beobachtungsskala<br />

(CAMPIS-R, Blount et al.) kodiert. Die Auswertung<br />

erfolgte mittels Strukturgleichungsmodellen.<br />

Ergebnisse: Beruhigende Kommentare durch den<br />

begleitenden Elternteil während der Vorbereitungsphase<br />

führten zu einer signifikanten Erhöhung des<br />

kindlichen Distressverhaltens in der nachfolgenden<br />

Phase. Im Gegensatz dazu konnte elterliches „Sch,<br />

sch“ in der Vorbereitungsphase das kindliche Dis-<br />

KÖnnen Gesichter ein passwort sein?<br />

Systemsicherheit wird seit Jahrzehnten durch immer<br />

neue Fortschritte in der kryptologischen Forschung<br />

unterstützt. Menschliche Faktoren entziehen sich in<br />

weiten Teilen einer technologischen Einflussnahme<br />

und bestimmen damit, als die schwächsten Glieder<br />

in einer Kette von Sicherheitsmechanismen, maßgeblich<br />

die Gesamtsicherheit. Die unreflektierte<br />

Weitergabe von Zugangsdaten ist ein Beispiel hierfür.<br />

Anders als für herkömmliche alphanumerische<br />

Passwörter wird in der Verwendung graphischer<br />

Passwörter eine attraktive Alternative vermutet, mit<br />

welcher man dem Problem der Weitergabe von Zugangscodes<br />

begegnen möchte. Der erwartete Vorteil<br />

der Verwendung von Zugangscodes, die aus einer<br />

Sequenz synthetisch generierter Gesichter bestehen,<br />

liegt nicht notwendigerweise in der Anhebung der<br />

Entropie (Rass, Schuller & Kollmitzer, 2010), sondern<br />

darin, dass diese nicht niedergeschrieben werden<br />

können, und die Spezialisierung des menschlichen<br />

Gehirns für die Wahrnehmung von Gesichtern<br />

(Pascalis & Kelly, 2009), die Verwendung ungünstiger<br />

Mnemotechniken überflüssig macht. Die neuropsychologische<br />

Forschung legt nahe, dass klar<br />

abgrenzbare Gehirnareale bei der Wahrnehmung<br />

von Gesichtern aktiv sind (Betts & Wilsons, 2010).<br />

Während eine Vielzahl von Untersuchungen notwendig<br />

ist, um fundiert beantworten zu können, ob<br />

die menschliche Merkfähigkeit für Sequenzen aus<br />

synthetisch generierten Gesichtern ebenso superior<br />

12. april<br />

tressverhalten der nachfolgenden Phase signifikant<br />

reduzieren. Beide Formen elterlichen Beschwichtigungsverhaltens<br />

zeigten keinen Effekt auf das kindliche<br />

Distressverhalten der nachfolgenden Phase,<br />

wenn sie während der eigentlichen Untersuchungsphasen<br />

eingesetzt wurden.<br />

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse unterstreichen<br />

die Notwendigkeit, zwischen der Vorbereitungsphase<br />

und den Untersuchungsphasen der MCU zu unterscheiden.<br />

Beratungskonzepte für Eltern bezüglich<br />

geeigneter Strategien zur Unterstützung ihres Kindes<br />

während den Untersuchungsphasen der MCU<br />

erscheinen notwendig.<br />

Fenzl Thomas 1 , Golla Archana 1 , Herda Sabine 1 , Rass Stefan 2 , Kollmitzer Christian 3 , Schauer Stefan<br />

3 , Gosling Hilke 1 , Marren Hauke 1<br />

1 Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich; 2 Institut für Angewandte Informatik, Alpen-Adria-<br />

Universität Klagenfurt, Österreich; 3 AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Österreich<br />

ist wie für Einzelgesichter, gingen wir in unserer<br />

Forschung der Frage nach der praktischen Nutzbarkeit<br />

eines Authentifizierungssystems mit Zugangscodes<br />

aus Gesichtsfolgen nach. Dazu wurden zwei<br />

empirische Feldstudien durchgeführt, in denen die<br />

Teilnehmenden auf einem Prototyp einen drei- bzw.<br />

vierstelligen Zugangscode mit bzw. ohne Berücksichtigung<br />

der Reihenfolge von einem Login-Screen<br />

mit zwölf synthetisch generierten Gesichtern auswählen<br />

und merken sollten. Nach einer Wartezeit<br />

sollten sie sich erneut im System mit ihrem Code<br />

anmelden. Das während der Durchführung und in<br />

einer Nachbefragung der Probandinnen aufgezeichnete<br />

qualitative (z.B. Benutzerfreundlichkeit, Vorgehen<br />

bei der Auswahl der Gesichter etc.) und quantitative<br />

Datenmaterial (z.B. Registrierungsdauer,<br />

Fehler bei der Authentifizierung etc.) legt nahe, dass<br />

die Fehlerrate bei der Authentifizierung tendenziell<br />

abnimmt, je mehr Zeit sich die Teilnehmenden für<br />

die Betrachtung aller Gesichter im Registrierungsprozess<br />

lassen. Außerdem bestätigen die Ergebnisse<br />

die beiden gängigen Ansätze, welche die besondere<br />

Merkfähigkeit des menschlichen Gehirns für Gesichter<br />

zu erläutern versuchen, dass sich ein Mensch<br />

sowohl ein Gesicht als ein Ganzes (Mimik, Gesichtsausdruck,<br />

emotionaler Ausdruck, etc.) merkt,<br />

sowie sich auch eine Aneinanderreihung von einzelnen<br />

biometrischen oder emotionalen Merkmalen<br />

einprägt (Van Belle et al., 2010). Insgesamt wurde


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

der innovative Ansatz, synthetisierte Gesichter statt<br />

Zahlen in einem Passwort oder PIN-Code einzusetzen,<br />

ebenso wie die Usability sehr positiv beurteilt.<br />

12. april<br />

sleep dependent Motor sKill learninG in priMary insoMnia and Good<br />

sleeper controls<br />

Griessenberger Hermann, Heib Dominik, Petzka Marit, Luketina Nikolina, Hödlmoser Kerstin, Schabus<br />

Manuel<br />

Institut für Schlaf- und Bewusstseinsforschung, Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Introduction: It has been suggested that sleep leads<br />

to improvements in recently acquired, non-declarative<br />

memories. Healthy sleep facilitates the consolidation<br />

of newly acquired memories and makes<br />

them less susceptible to interference with competing<br />

information. The authors tested this hypothesis in a<br />

motor skill paradigm (finger tapping task) using insomnia<br />

patients and healthy sleeper controls.<br />

Methods: Nineteen healthy subjects and twenty-six<br />

patients with primary insomnia monitored with polysomnography<br />

on two nights were examined (n=45)<br />

to investigate the effects of sleep, on finger tapping.<br />

The task demanded the pressing of four numeric<br />

keys using the finger of the non-dominant hand, repeating<br />

a five element sequence as quickly and accurately<br />

as possible for a trial period of 30 s, followed<br />

by 30 s of rest. All subjects were trained on a specific<br />

motor sequence (4 1 3 2 4) before going to bed<br />

and were retested on that sequence the subsequent<br />

morning. Following recall of that sequence, subjects<br />

had to learn a second “interference” sequence (2 3<br />

1 4 2) which was followed after 20 min by another<br />

retest of the initial (4 1 3 2 4) sequence.<br />

Results: Polysomnography revealed significantly<br />

less sleep efficiency in patients (84.98%) with<br />

primary insomnia as compared to healthy controls<br />

(91.73%) (t43=2.80, p


104<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

and 30 years participated in a randomized, withinsubject,<br />

multicenter study. Subjects slept three times<br />

for a whole night in the sleep laboratory with complete<br />

polysomnography. Whereas the first night<br />

only served adaptation purposes, the two remaining<br />

nights were preceded by an explicit word-pair task<br />

(learning night) or by a non-learning priming task<br />

(control night). Slow oscillations were detected in<br />

non-rapid eye movement sleep over electrode Fz<br />

according to standard criteria (Massimini et al.,<br />

2004). Density, peak2peak amplitude and length of<br />

slow oscillations were analyzed using in-house built<br />

matlab routines. For statistical analyses subjects<br />

were either divided in two groups according to their<br />

overnight changes in memory (I+ = memory enhancer;<br />

I- = memory non-enhancer) or based on their<br />

“IQ” scores in the Raven’s Advanced Progressive<br />

Matrices Test (APM- and APM+).<br />

Results: The peak2peak amplitude changes from the<br />

control night to the learning night differed tendentially<br />

between I+ and I- (F1,20=4.85, p=.05) due to<br />

an increase in the peak2peak amplitude for I+ and a<br />

decrease for I-. In addition, overnight memory chan-<br />

beziehUnG innerhalb der psychotherapie wirKt!<br />

Im Sinne einer Qualitätssicherung der Psychotherapie<br />

scheint es hinsichtlich der Tatsache, dass sich bis<br />

dato nur wenige ForscherInnen mit einer systematischen<br />

Aufarbeitung von negativen Auswirkungen<br />

der Psychotherapie auseinandergesetzt haben, umso<br />

essentieller zu sein, auch die Risiken, Nebenwirkungen<br />

und Schäden aus der Sicht der psychotherapeutischen<br />

Forschung zu beleuchten. Daher wurde anhand<br />

eines multimethodalen Vorgehens eine Studie<br />

namens „Psychotherapie: Risiken, Nebenwirkungen<br />

und Schäden“ des Departments für Psychotherapie<br />

und Biopsychosoziale Gesundheit an der Donau-<br />

Universität Krems durchgeführt. Der Inhalt dieses<br />

Posters basiert auf Ergebnissen des Online-Fragebogens,<br />

der von 2056 PatientInnen, die psychotherapeutisch<br />

behandelt wurden, ausgefüllt wurde. Im<br />

Speziellen liegt hier der Fokus auf der therapeutischen<br />

Beziehungsqualität zwischen PatientIn und<br />

PsychotherapeutIn, wobei aus der Analyse hervorgeht,<br />

dass eine positiv erlebte therapeutische Bezie-<br />

12. april<br />

ges and peak2peak amplitude changes were correlated<br />

significantly (r20=.41, p


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

folgreichen Abschluss der Psychotherapie führt. Das<br />

Forschungsteam stellte sich außerdem die Frage, ob<br />

längere Therapien auch mit einer besseren Beziehungsqualität<br />

einhergehen. Um hier eine Antwort<br />

zu finden, muss der Blick differenzierter ausfallen:<br />

dauern die Psychotherapien sehr lange an, dann<br />

12. april<br />

wird die therapeutische Beziehung umso schlechter<br />

eingeschätzt, je größer die tatsächliche Anzahl der<br />

Sitzungen ist. In kurzen Therapien hängt hingegen<br />

die Therapiedosis positiv mit der erlebten therapeutischen<br />

Beziehung zusammen.<br />

das MiMisch-aFFeKtiVe Verhalten Von Männern Und FraUen hinsicht-<br />

lich ihres psychodynaMischen strUKtUrniVeaUs<br />

Huber Eva 1 , Peham Doris 1 , Bänninger-Huber Eva 1 , Benecke Cord 2<br />

1 2 Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich; Institut für Psychologie, Universität Kassel,<br />

Deutschland<br />

Diese Studie ist Teil eines umfangreichen Forschungsprojektes,<br />

in dessen Rahmen das emotionale<br />

Verhalten von PatientInnen mit verschiedenen psychischen<br />

Störungsbildern unter dem Einsatz vielfältiger<br />

Methoden erforscht wurde. In der vorliegenden<br />

Studie wurde erstmals untersucht, ob der mimischaffektive<br />

Ausdruck von Frauen und Männern mit unterschiedlichem<br />

psychodynamischen Strukturniveau<br />

typische Geschlechterunterschiede aufweist, oder<br />

ob geschlechtstypische Unterschiede zugunsten der<br />

Störungsschwere wegfallen und strukturelle Eigenschaften<br />

das mimisch-affektive Verhalten bei beiden<br />

Geschlechtern zugleich beeinflussen. Zur Erfassung<br />

des Strukturniveaus wurde die Operationalisierte<br />

Psychodynamische Diagnostik (OPD, Arbeitsgruppe-OPD,<br />

2004) herangezogen. Während der Durchführung<br />

dieses strukturierten Interviews wurde bei<br />

sechs Frageabschnitten die Mimik der PatientInnen<br />

und der gesunden KontrollprobandInnen mittels des<br />

Facial Action Coding Systems (FACS, Ekman &<br />

Friesen, 2002) untersucht und ausgewertet. Bisherige<br />

Ergebnisse zeigen ausgeprägtere emotionale Expressivität<br />

bei Frauen (z.B. Simon & Nath, 2004; Vikan<br />

et al., 2009; Huang, 2009). Frauen lächeln mehr<br />

(LaFrance & Hecht, 2003), sind in Gesprächen mimisch<br />

expressiver (Frisch, 1997; Feldman Barret et<br />

al., 1998) und weinen mehr als Männer (Vingerhoets<br />

& Scheirs, 2000; Fischer & Manstead, 2004). Beim<br />

emotionalen Erleben berichten Frauen, positive<br />

und negative Emotionen intensiver zu erleben und<br />

mehr negative Emotionen zu empfinden als Männer<br />

(Fujita, Diener & Sandvik, 1991). Ebenso finden<br />

sich im Emotionserleben von Frauen mehr passivnegative<br />

Emotionen wie Angst, Trauer, Scham und<br />

Schuld (Fischer & Manstead, 2004). Untersuchungen<br />

des mimisch-affektiven Ausdrucks hinsichtlich<br />

des strukturellen Niveaus zeigen bisher, dass Perso-<br />

nen mit gutem Strukturniveau mimisch expressiver<br />

sind als Personen mit geringerem Strukturniveau.<br />

Dies äußert sich vor allem beim Ausdruck von Freude<br />

(Koschier, 2008; Schulz, 2004). Im Rahmen der<br />

vorliegenden Untersuchung konnte überraschenderweise<br />

kein Hinweis auf geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

gefunden werden - Männer und Frauen<br />

unterschieden sich im mimisch-affektiven Verhalten<br />

in keiner der erhobenen Mimikkategorien voneinander.<br />

Dagegen zeigten Vergleiche der Strukturniveaus,<br />

dass gut integrierte ProbandInnen signifikant<br />

mehr lächelten als ProbandInnen mit mäßigem oder<br />

geringem Strukturniveau, und ProbandInnen mit<br />

geringem Strukturniveau signifikant mehr unspezifisch-negative<br />

Emotionen während des OPD-Interviews<br />

zeigten. Geschlechtstypische Unterschiede im<br />

mimisch-affektiven Verhalten scheinen durch Merkmale<br />

verminderten Strukturniveaus überwogen und<br />

in den Hintergrund gerückt zu werden.<br />

105


106<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Grey Matter atrophy is spatially related to white Matter daMaGe in<br />

MUltiple sclerosis – a coMbined Voxel-based-MorphoMetry and pro-<br />

babilistic tractoGraphy stUdy<br />

Jehna Margit 1 , Langkammer Christian 2 , Ebner Franz 1 , Fazekas Franz 2 , Enzinger Christian 1,2<br />

1Klinische Abteilung für Neuroradiologie, Universitätsklinik für Radiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich;<br />

2Klinische Abteilung für Allgemeine Neurologie, Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Graz, Österreich<br />

Multiple Sclerosis (MS) is related to cerebral pathological<br />

processes that contribute to disease progression.<br />

While in the past there was a focus on investigating<br />

white matter (WM) lesions, grey matter (GM)<br />

pathology was relatively disregarded. Recently, postmortem<br />

studies have found that GM atrophy is highly<br />

clinically relevant in MS. Consequently, further<br />

studies which investigate the genesis and the consequences<br />

of GM pathology are required. One central<br />

point in analyzing imaging data of MS-patients<br />

is the spatial relationship of white and grey matter<br />

tissue damages. In this study we hypothesized that<br />

cortical atrophy might be correlated with disturbances<br />

in connected white matter tracts. Therefore, the<br />

aim of this study was to investigate if GM atrophy<br />

is spatially related to WM damage in MS. To study<br />

these question we used Voxel-based Morphometry<br />

12. april<br />

(VBM) and Diffusion Fiber Tracking (ProbtrackX, a<br />

part of FSL) to analyze brain scans from 15 MS patients<br />

and 13 age-, and gender- matched healthy controls.<br />

Our findings demonstrated that patients had<br />

GM atrophy in the left inferior frontal gyrus (IFG)<br />

and in the left lateral occipital cortex (LOC). Fiber<br />

tracking analysis with the IFG as seed region showed<br />

that patients had fewer connections from the left<br />

IFG to the contralateral portion of the right frontal<br />

lobe. Defining the LOC as seed region, patients had<br />

lower white matter integrity through the left inferior<br />

fronto-occipital fasciculus. The results of this pilot<br />

study indicated regional dependence between GM<br />

and WM tissue alterations. It can be suggested that<br />

the spatial relationship of GM and WM changes in<br />

MS are consequences of retrograde or anterograde<br />

processes in the disease-affected brain.<br />

KranK iM altenheiM. eine interVentionsstUdie zUr redUKtion Von<br />

KranKenhaUstransporten.<br />

Kada Olivia 1,2 , Wiedermann Wolfgang 2 , Janig Herbert 2 , Likar Rudolf 3 , Pinter Georg 3<br />

1 Studienbereich Gesundheit und Soziales, Fachhochschule Kärnten, Österreich; 2 Alpen-Adria-Universität Klagenfurt,<br />

Österreich; 3 Klinikum Klagenfurt am Wörthersee, Österreich<br />

Krankenhausaufenthalte sind belastend für ältere<br />

Menschen und erfordern eine hohe Anpassungsleistung.<br />

Negative Folgen eines Transports vom<br />

Pflegeheim ins Krankenhaus – vielfach bezeichnet<br />

als „relocation stress“ oder „transfer trauma“ – sind<br />

dokumentiert, z.B. iatrogene und nosokomiale Infektionen,<br />

erhöhte Mortalitätsraten und Einbußen<br />

alltagspraktischer Fertigkeiten (z.B. Murray & Laditka,<br />

2010). Internationale Studien (z.B. Arendts &<br />

Howard, 2010) sowie eine eigene Vorstudie (Kada et<br />

al., 2011) belegen die hohen Krankenhaustransportraten<br />

aus Altenheimen und zeigen, dass viele Transporte<br />

vermeidbar wären (z.B. Lamb et al., 2011).<br />

Methodisch stringente Studien zur Analyse der<br />

Wirksamkeit von Maßnahmen zur Reduktion von<br />

Kliniktransporten fehlen weitgehend oder sind nur<br />

schwer auf das österreichische Gesundheitssystem<br />

generalisierbar. Daher wurde ein Maßnahmenpaket<br />

zur Reduktion vermeidbarer Krankenhaustransporte<br />

partizipativ entwickelt und evaluiert (Prä-Post-<br />

Design). Die zwei Interventionsheime sind mit den<br />

zwei Kontrollheimen hinsichtlich relevanter Merkmale<br />

gut vergleichbar. Der Evaluationsplan integriert<br />

qualitative und quantitative Methoden (Plano,<br />

Clark, & Creswell, 2008). Das quantitative Vorgehen<br />

umfasst u.a. die Evaluation der Maßnahmen zur<br />

Förderung der Kooperation zwischen Pflege und<br />

HausärztInnen mittels standardisierter Fragebögen<br />

(FAP/FAÄ, Fischbeck & Laubach, 2005), die Evaluation<br />

der Lebensqualität der BewohnerInnen mittels<br />

Wiener Liste (Richter et al., 2003) sowie die Analyse<br />

der Transportraten und -kosten. Qualitative Interviews<br />

mit dem Pflegepersonal in den Heimen und<br />

die Analyse von Sitzungsprotokollen tragen zum


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Verständnis des Untersuchungsgegenstandes in die<br />

Tiefe bei. Die Baseline-Erhebung fand im Frühjahr<br />

2011 statt, die Abschlussbefragung erfolgt derzeit.<br />

Zur Baseline wurden 233 BewohnerInnen mittels<br />

Wiener Liste durch Pflegekräfte hinsichtlich Lebensqualität<br />

eingeschätzt; es zeigten sich hohe Werte<br />

in den Bereichen Kommunikation, Körperkontakt<br />

und Bewegung sowie geringe Werte für negativen<br />

Affekt und Aggression. Vierundsiebzig Pflegekräfte<br />

und siebzehn HausärztInnen füllten während der<br />

Baseline den FAP/FAÄ aus; die wahrgenommene<br />

Wertschätzung durch die jeweils andere Berufsgruppe<br />

war bei den ÄrztInnen höher ausgeprägt, wäh-<br />

12. april<br />

rend die Bereitschaft etwas von der jeweils anderen<br />

Berufsgruppe zu lernen, bei der Pflege größer war.<br />

Als vorläufiges Zwischenergebnis kann festgehalten<br />

werden, dass geplante Transporte z.B. zur wiederbestellten<br />

Kontrolle einen Großteil der Fahrten ins<br />

Krankenhaus bedingen; Ängste und Unsicherheit<br />

bei Pflege und Ärzteschaft sind wesentliche psychologische<br />

Faktoren. In den Kontrollheimen wurden<br />

im Interventionszeitraum signifikant mehr Transporte<br />

durch die Pflege veranlasst als in den Interventionsheimen,<br />

während die Einweisungen durch den<br />

Hausarzt in VG und KG anteilig gleich blieben.<br />

stUdyinG part-tiMe can be a hard tiMe... bewältiGUnGsMUster, Kohä-<br />

renzGeFühl Und belastUnG berUFsbeGleitend stUdierender<br />

Kada Olivia, Studierende des 3. Semesters WBL Pädagogik für Gesundheitsberufe JG 2010<br />

Studienbereich Gesundheit und Soziales, Fachhochschule Kärnten, Österreich<br />

Die Hochschule wird zunehmend als bedeutsames<br />

Setting für Gesundheitsförderung erkannt, insbesondere<br />

seit den verschärften Studienbedingungen infolge<br />

der Umstellung auf das Bachelor-Master-System<br />

(Ackermann & Schumann, 2010). Gesundheitsberichterstattung<br />

zur rechtzeitigen Identifikation der<br />

gesundheitlichen Belastungen und Ressourcen von<br />

Studierenden wird immer wichtiger (Gusy, 2010).<br />

Die Situation berufsbegleitender (bb) Studierender<br />

ist bislang wenig erforscht. Ihre spezifische Anforderungskonstellation<br />

liegt in der verstärkten Notwendigkeit<br />

verschiedene Lebensbereiche zu vereinbaren.<br />

Ihr Zeitaufwand ist verglichen mit Vollzeit (Vz)<br />

Studierenden am größten, sie fühlen sich besonders<br />

durch Arbeits- und Konzentrationsschwierigkeiten<br />

im Studienfortschritt behindert (Unger et al., 2010).<br />

Bb Studierende der FH Wien berichteten eine signifikant<br />

höhere Belastung durch das Studium als ihre<br />

KommilitonInnen aus Vz-Studiengängen (Gaedke<br />

et al., 2011). Bb FH-Studiengänge spielen in der<br />

akademischen Weiterqualifizierung von Personen in<br />

Pflegeberufen eine große Rolle. Da dieses Berufsfeld<br />

per se von mannigfaltigen Belastungen, einer hohen<br />

Burn-out-Rate und einer geringen Verweildauer im<br />

Beruf geprägt ist (Tackenberg et al., 2005), kommt<br />

der empirischen Analyse der Belastungssituation<br />

dieser Population besondere Bedeutung zu. Vor dem<br />

Hintergrund der Theorie der Salutogenese wurden in<br />

der vorliegenden Studie im WS 2011 109 bb Studierende<br />

des Studiengangs „Gesundheit und Pflege“<br />

der FH Kärnten mittels standardisierter Fragebögen<br />

befragt (Rücklauf: 85%; 82% weiblich; Alter: M =<br />

29.9, SD = 6.87). Erhoben wurden das Kohärenzgefühl<br />

im Setting Hochschule (S-SoC, Brunner et<br />

al., 2009), die Bewältigungsmuster (AVEM, Schaarschmidt<br />

& Fischer, 2006), die wahrgenommene soziale<br />

Unterstützung im Studium, Strategien im Umgang<br />

mit Studienanforderungen (i.A. an Gaedke et<br />

al., 2011) und das Ausmaß der Berufstätigkeit. Die<br />

Belastung als Outputvariable wurde mit der „Änderungssensitiven<br />

Symptomliste zu Entspannungserleben,<br />

Wohlbefinden, Beschwerden- und Problembelastungen“<br />

(ASS-SYM, Krampen, 2006) gemessen.<br />

Erste deskriptive Analysen zeigen, dass die Befragten<br />

im Vergleich zur Normstichprobe eine durchschnittliche<br />

allgemeine Symptom- und Problembelastung<br />

aufweisen (M = 33.8; SD = 20.56); 3.8%<br />

sind überdurchschnittlich stark belastet. 51% weisen<br />

das gesundheitsförderliche Bewältigungsmuster G<br />

(Engagement & Distanzierungsfähigkeit) auf, 14%<br />

sind dem Muster S (Schonung) zuzuordnen. Das<br />

Risikomuster A (Selbstüberforderung) weisen 21%<br />

auf, 14% zeigen das Risikomuster B (Erschöpfung<br />

& Resignation). Das Kohärenzgefühl liegt mit M =<br />

4.5 (SD = 0.94) für Verstehbarkeit, M = 5.1 (SD =<br />

0.92) für Sinnhaftigkeit und M = 4.6 (SD = 0.98) für<br />

Bewältigbarkeit durchwegs über dem theoretischen<br />

Skalenmittelwert von 4. Die Ergebnisse verdeutlichen<br />

die Notwendigkeit zielgruppenspezifischer gesundheitsförderlicher<br />

Maßnahmen für bb Studierende,<br />

um ihrer besonderen Bedürfnislage gerecht zu<br />

werden.<br />

107


108<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

rehabilitation topoGraFischer orientierUnGsstÖrUnGen in einer VirtU-<br />

ellen UMGebUnG<br />

Kober Silvia E. 1 , Hofer Daniela 1 , Wood Guilherme1, Neuper Christa 1,2<br />

1 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Institut für Semantische Datenanalyse, Technische<br />

Universität Graz, Österreich<br />

Virtuelle Umgebungen werden immer häufiger im<br />

neurologischen Rehabilitationsbereich eingesetzt,<br />

um motorische als auch kognitive Fähigkeiten zu<br />

verbessern bzw. wiederherzustellen. Das Ziel dieser<br />

Studie war es herauszufinden, ob ein Wegfindungstraining<br />

in einer spezifischen virtuellen Umgebung<br />

die generelle räumliche Orientierungsfähigkeit bei<br />

PatientInnen mit topographischer Orientierungsstörung<br />

verbessern kann. Dafür absolvierten elf PatientInnen<br />

mit topographischer Orientierungsstörung<br />

und elf neurologisch gesunde Kontrollpersonen ein<br />

Wegfindungstraining in einer virtuellen Umgebung,<br />

wobei sie unterschiedliche Routen in der virtuellen<br />

Umgebung lernten und daraufhin fehlerfrei wiedergeben<br />

sollten. Das Wegfindungstraining fand an<br />

fünf unterschiedlichen Tagen statt. Um generelle<br />

räumliche Fähigkeiten zu erfassen, füllten die TeilnehmerInnen<br />

vor und nach den fünf Wegfindungstrainingseinheiten<br />

standardisierte neuropsychologi-<br />

12. april<br />

Kann psychotherapie UnzUFrieden Machen?<br />

Qualitätssicherung spielt auch aus Gründen des VerbraucherInnenschutzes<br />

in der Psychotherapie eine<br />

wichtige Rolle. Mittels Wirksamkeitsstudien wird<br />

versucht sicherzustellen, dass neben der Symptomlinderung<br />

im Zuge der Therapie eine Verbesserung<br />

der Lebensqualität der PatientInnen eintritt. Während<br />

in einer Vielzahl von Studien positive Effekte<br />

von Psychotherapie nachgewiesen wurden, gibt es<br />

bislang sehr wenige Arbeiten, die sich systematisch<br />

mit möglichen negativen Auswirkungen beschäftigen.<br />

Dieses Poster stellt Teilergebnisse eines Onlinefragebogens<br />

vor und zeigt auf, ob die Möglichkeit<br />

einer Verschlechterung der Lebenszufriedenheit<br />

seitens der PatientInnen im Zuge ihrer Psychotherapie<br />

besteht und welche Rolle das Geschlecht und<br />

die therapeutische Orientierung dabei haben. Der<br />

Onlinefragebogen war Teil einer multimethodal angelegten<br />

Untersuchung mit dem Titel: „Psychothe-<br />

sche Tests aus (Pretest-Training-Posttest Design).<br />

Über die fünf Trainingssitzungen hinweg wurden<br />

vor allem PatientInnen mit einer stark ausgeprägten<br />

topografischen Orientierungsstörung und die<br />

Kontrollgruppe in ihrer Wegfindungsleistung in der<br />

virtuellen Umgebung besser. Nach dem virtuellen<br />

Wegfindungstraining wiesen alle TeilnehmerInnen<br />

eine bessere Leistung in den standardisierten neuropsychologischen<br />

Tests auf als vor dem Training.<br />

Das Training in der virtuellen Umgebung war vor<br />

allem für PatientInnen mit einer stark ausgeprägten<br />

Orientierungsstörung besonders effektiv. Diese<br />

Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Einsatz von<br />

virtuellen Umgebungen im neurologischen Rehabilitationsbereich<br />

sinnvoll ist und sowohl bei gesunden<br />

Kontrollpersonen als auch bei PatientInnen<br />

mit topografischer Orientierungsstörung generelle<br />

räumliche Fähigkeiten verbessern kann.<br />

Koschier Alexandra 1 , Leitner Anton 1 , Gerlich Katharina 1 , Hinterwallner Heidemarie 1 , Liegl Gregor 1 ,<br />

Märtens Michael 2<br />

1 2 Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, Donau-Universität Krems, Österreich; Fachhochschule<br />

Frankfurt am Main, Deutschland<br />

rapie: Risiko, Neben-Wirkungen und Schäden“, den<br />

insgesamt 2056 PatientInnen ausgefüllt haben. Ausgehend<br />

von den Einschätzungsskalen allgemeiner<br />

Lebenszufriedenheit (EAL) wurde ein Erhebungsinstrument<br />

entwickelt, welches die Richtung und<br />

das Ausmaß von Zufriedenheitsveränderungen in elf<br />

verschiedenen Lebensbereichen der PatientInnen im<br />

Zuge von Psychotherapie erfassen sollte. Zusätzlich<br />

konnte ein Gesamtwert errechnet werden, der als<br />

Maß für die Veränderung der allgemeinen Lebenszufriedenheit<br />

angesehen werden kann. Es zeigten<br />

sich über die gesamte Stichprobe hinweg in fast<br />

allen Bereichen hoch signifikante Verbesserungen,<br />

wobei die größten Erfolge bei der Zufriedenheit mit<br />

der eigenen Persönlichkeit und bei der Zufriedenheit<br />

mit dem eigenen Leben erzielt wurden. Ein beachtlicher<br />

Anteil an PatientInnen berichtete jedoch in<br />

den einzelnen Skalen von Verschlechterungen: 17%


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

der PatientInnen erreichten einen Gesamtwert im<br />

negativen Bereich, weitere 33% erlebten keine nennenswerte<br />

Veränderung ihrer allgemeinen Lebenszufriedenheit<br />

innerhalb ihrer psychotherapeutischen<br />

Behandlung. Zufriedenheitsveränderungen konnten<br />

auch hinsichtlich des Geschlechts der/des PatientIn<br />

und des/der PsychotherapeutIn festgestellt werden.<br />

Interessanterweise erzielte vor allem die Kombina-<br />

12. april<br />

tion eines männlichen Therapeuten und einer weiblichen<br />

Patientin über sämtliche Skalen hinweg die<br />

schlechtesten Ergebnisse. Ein weiteres Ergebnis ist,<br />

dass PatientInnen in tiefenpsychologisch-psychodynamisch<br />

orientierten Therapien und Verhaltenstherapie<br />

über alle Skalen hinweg die Verbesserung der<br />

Lebenszufriedenheit am niedrigsten einschätzten.<br />

FaKtorenstrUKtUr der deUtschen Version des batson-index zUr er-<br />

FassUnG eMotionaler eMpathischer reaKtion<br />

Lawatsch Ingrid, Lamm Claus, Koller Ingrid<br />

Institut für psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Der Batson-Index (z.B. Batson, Fultz & Schoenrade,<br />

1987) ist ein Fragebogen zur Erfassung von emotionaler<br />

Reaktion auf die Emotionen anderer Personen.<br />

Dem Fragebogen ist eine Vignette vorangestellt, deren<br />

Inhalt bei Versuchspersonen zu unterschiedlichen<br />

emotionalen Reaktionen führen soll. Diese emotionalen<br />

Reaktionen werden durch Eigenschaftswörter<br />

dargestellt, welche sich in zwei unterschiedliche Dimensionen<br />

einteilen lassen. „Personal Distress“ umfasst<br />

Eigenschaftswörter wie z.B. erschrocken oder<br />

verstört. Eine hohe Ausprägung in dieser Dimension<br />

soll zu egoistischem (auf sich selbst konzentriertem)<br />

Verhalten führen, wonach man als Reaktion versucht,<br />

das eigene Leid zu minimieren. Die zweite<br />

Dimension „Empathic Concern“ umfasst Eigenschaftswörter<br />

wie z.B. mitfühlend oder verstehend<br />

und soll zu altruistischem Verhalten führen, wobei<br />

das Leid des anderen zu minimieren versucht wird.<br />

Die Aufgabe der Versuchspersonen nach Vorgabe<br />

der Vignette ist die Angabe von emotionalen Reaktionen<br />

(„Ich habe mich [Eigenschaftswort] gefühlt“)<br />

auf einer Skala von 1 = überhaupt nicht bis 7 = extrem.<br />

Die englische Version des Batson-Index wurde<br />

bereits in zahlreichen Studien faktorenanalytisch<br />

untersucht und konnte auch bei unterschiedlichen<br />

Vignetten als zweifaktoriell eingestuft werden. Das<br />

Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung<br />

der Faktorenstruktur in der deutschen Version des<br />

Batson-Index. Als Erstes wurde der Batson-Index<br />

ins Deutsche übersetzt, modifiziert und eine neue<br />

Vignette gestaltet. Anhand einer Stichprobe von n<br />

= 1128 Personen wurde die Faktorenstruktur des<br />

Batson-Index mittels explorativer Faktorenanalyse<br />

untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass auch in der<br />

modifizierten deutschen Version die Zweifaktorenlösung<br />

repliziert werden kann. Des Weiteren können<br />

die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha = .957)<br />

und die Trennschärfen der Items der beiden Subskalen<br />

als zufriedenstellend eingestuft werden. Zusätzlich<br />

zu der Präsentation dieser Ergebnisse wird<br />

der Ausblick auf weitere Untersuchungen mit dem<br />

Batson-Index kurz diskutiert.<br />

der einFlUss Von VoraUFGaben aUF die VisUelle sUche: eine blicKbeweGUnGsstUdie.<br />

Ludersdorfer Philipp1,2 , Gilchrist Iain D. 3 , Körner Christof1 1 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Fachbereich Psychologie und Zentrum für neurokognitive<br />

Forschung, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich; 3 School of Experimental Psychology, University of<br />

Bristol, England<br />

Ziel dieses Experimentes war herauszufinden, inwiefern<br />

die Leistung in einer visuellen Suchaufgabe<br />

von unterschiedlichen Voraufgaben im selben Display<br />

profitiert. Achtzehn Personen führten visuelle<br />

Suchaufgaben in Displays mit zehn Buchstaben<br />

durch. Jeder Suche ging entweder eine freie Betrachtung<br />

(Vorschau) des Displays oder eine andere<br />

Suchaufgabe (Vor-Suche) im Display voraus. Die<br />

Dauer der Voraufgaben wurde angeglichen und es<br />

wurden Reaktionszeiten sowie Blickbewegungen<br />

109


110<br />

aufgezeichnet. Die Ergebnisse zeigten, dass beide<br />

Voraufgaben die Leistung in der visuellen Suche im<br />

Vergleich zu einer Baseline ohne Voraufgabe steigerten.<br />

Die Vorschau führte jedoch zu einer besseren<br />

Leistung als die Vor-Suche. Eine Analyse der<br />

Blickbewegungen während der Voraufgaben zeigte<br />

aufgabenspezifische Unterschiede auf. Zum einen<br />

waren die Fixationsdauern in der Vorschau durch-<br />

schnittlich länger als in der Vor-Suche und zum<br />

anderen zeigten sich unterschiedliche Refixationsmuster<br />

zwischen den Aufgaben. Das Blickbewegungsverhalten<br />

weist auf kognitive Strategien hin,<br />

die dem aufgabenspezifischen Suchleistungsgewinn<br />

zugrunde liegen: Ein okulomotorisches Rehearsal-<br />

Verhalten in der Vorschau und suchfördernde Prozesse<br />

(z.B. Inhibition of return) in der Vor-Suche.<br />

zUsaMMenhänGe zwischen VisUeller KoMplexität Und wohlGeFallen<br />

bei der wahrnehMUnG realer UMweltszenen Und repräsentatiVer<br />

KUnst<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Marin Manuela, Leder Helmut<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Forschungen der empirischen Ästhetik sehen visuelle<br />

Komplexität häufig als grundlegend für das<br />

Einschätzen von ästhetischen Urteilen an. Berlyne<br />

(1971) beschrieb einen umgekehrten U-förmigen<br />

Zusammenhang zwischen Komplexität und Präferenz,<br />

Schönheit oder Wohlgefallen. Ergebnisse<br />

aktueller Forschungen über diesen Zusammenhang<br />

weisen aber in unterschiedliche Richtungen<br />

(Nadal et al., 2010). Mögliche Gründe für diese<br />

Diskrepanz könnten in den unterschiedlichen Arten<br />

von verwendeten visuellen Stimuli, den Definitionen<br />

von visueller Komplexität sowie in den<br />

unterschiedlichen Arten von ästhetischen Urteilen<br />

liegen. Neuere Forschung versucht daher objektive<br />

Komplexitätsmaße durch Bildanalysen zur Beschreibung<br />

dieser Zusammenhänge heranzuziehen.<br />

Forsythe et al. (2011) untersuchten die Beziehung<br />

zwischen objektiven Komplexitätsmaßen und subjektiven<br />

Komplexitätseinschätzungen für eine Reihe<br />

von visuellen Stimuli und fanden, dass das Gif-<br />

Kompressionsmaß ein guter Prädiktor für subjektive<br />

Komplexität ist. Des Weiteren weisen die Daten<br />

auf einen umgekehrten U-förmigen Zusammenhang<br />

zwischen Gif-Kompressionsmaß und Schönheit<br />

hin, welcher jedoch durch die Art der Stimuli<br />

moduliert wird. Unsere aktuelle Studie hat erstens<br />

zum Ziel, subjektive Komplexitätseinschätzungen<br />

von zwei Arten visueller Stimuli (reale Umweltszenen<br />

und repräsentative Kunst) mit drei objektiven<br />

Komplexitätsmaßen (Gif-, Jpeg-, und Perimeterbestimmungen)<br />

zu vergleichen. Zweitens soll der Zusammenhang<br />

zwischen diesen Komplexitätsmaßen<br />

mit dem eingeschätzten Wohlgefallen (angenehmes<br />

vs. unangenehmes emotionales Erlebnis) untersucht<br />

12. april<br />

werden. Es wurden 96 Bilder der IAPS-Bilderdatenbank<br />

(International Affective Picture System; Lang,<br />

Bradley, & Cuthbert, 2008) sowie 96 digitalisierte<br />

Versionen repräsentativer Gemälde vornehmlich aus<br />

dem 19. Jahrhundert ausgewählt. Diese variierten<br />

systematisch in Bezug auf ihren emotionalen und<br />

semantischen Inhalt sowie in Bezug auf ihre Komplexität<br />

(Objekt-Hintergrund vs. komplexe Szene).<br />

In zwei getrennten Experimenten wurden entweder<br />

Umweltszenen oder Gemälde für dieselbe Präsentationsdauer<br />

(25 s) vorgegeben (jeweils 36 Versuchspersonen,<br />

18 Frauen). Die Versuchspersonen<br />

bewerteten die empfundene Vertrautheit, Komplexität,<br />

Erregung sowie das Wohlgefallen auf 7-stufigen<br />

Skalen. Für die objektive Komplexitätsbestimmung<br />

wurden statistische Analyseverfahren (Matlab Toolbox)<br />

herangezogen. Durch die Kombination von objektiven<br />

mit subjektiven Komplexitätsmaßen sowie<br />

dem Vergleich zwischen realen und künstlerischen<br />

Bildmaterialien werden die Ergebnisse dieser Studie<br />

zum besseren Verständnis der Rolle von Komplexität<br />

bei emotionalen Erlebnissen beitragen.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

12. april<br />

„was dich nicht UMbrinGt, Macht dich nUr härter“: GesUndheitsVerhalten<br />

Und interesse an GesUndheitsFÖrderUnG Von GrUndwehrdie-<br />

nern<br />

Martinz Hannes, Brunner Eva<br />

Studienbereich Gesundheit und Soziales, Fachhochschule Kärnten, Österreich<br />

Männer gelten im Vergleich zu Frauen als weniger<br />

gesundheitsbewusst und zeigen ein geringeres Ausmaß<br />

an Körpersensibilität, was sich auch in der Meidung<br />

von medizinischen und psychosozialen Hilfeleistungen<br />

niederschlägt – Geschlechterdifferenzen,<br />

die sich vor allem im Jugendalter und jungen Erwachsenenalter<br />

entwickeln (Hurrelmann, 2007). Für<br />

die schwer zu erreichende Zielgruppe Männer müssen<br />

männerdominierte Settings zur Implementierung<br />

von Gesundheitsförderung erschlossen werden, wie<br />

etwa das Bundesheer (Altgeld, 2004). Hier bietet<br />

sich ein organisationaler Rahmen, der es erlaubt, vor<br />

allem junge Männer anzusprechen. Zudem gilt die<br />

Zeit beim Bundesheer als potentiell gesundheitlich<br />

riskant: So verweisen Studien beispielsweise auf ein<br />

erhöhtes Stressniveau bei Rekruten oder auch auf<br />

vermehrten riskanten Alkoholkonsum (z.B. Clow<br />

et al., 2006; Stahre et al., 2009). Die vorliegende<br />

Untersuchung beschreibt Gesundheitsverhalten und<br />

Interesse an Gesundheitsförderung von Grundwehrdienern.<br />

Dazu wurde in der zweiten Ausbildungswoche<br />

des Juli-Einrückungstermins 2011 eine Fragebogenerhebung<br />

bei den 79 einberufenen Rekruten<br />

einer Klagenfurter Kompanie durchgeführt (Rücklauf<br />

100%). Erhoben wurden das Ernährungsverhalten<br />

entsprechend der Empfehlungen des Bundesministeriums<br />

für Gesundheit Österreichs (2010), die<br />

bildschirmbasierte Mediennutzung (Iannotti et al.,<br />

2009), das Rauchverhalten, Binge-Drinking-Erfahrungen<br />

(Kraus et al., 2004) sowie das Interesse an<br />

gesundheitsförderlichen Maßnahmen. 87% der Soldaten<br />

(Alter M=19.2, SD=.705) berichteten von zu-<br />

mindest einer Binge-Drinking Episode bezogen auf<br />

das letzte Monat. Je 14% haben ein- bzw. zweimal<br />

bei einer Gelegenheit mehr als fünf Einheiten Alkohol<br />

konsumiert, 15% dreimal und 44% mehr als dreimal.<br />

An arbeitsfreien Tagen wurden durchschnittlich<br />

6,8 Stunden für bildschirmbasierte Mediennutzung<br />

(TV, Spielkonsolen, Computer) aufgebracht. In Bezug<br />

auf die Ernährung zeigte sich, dass die befragten<br />

Personen in ihrem Obst-, Gemüse- und Getreideverzehr<br />

signifikant unter den empfohlenen Tagesmengen<br />

lagen. Betrachtet man den Konsum von Fleisch,<br />

Fisch, Wurst, Süßigkeiten und Kuchen, werden die<br />

Empfehlungen hingegen signifikant überschritten.<br />

Die Mehrheit der Soldaten (61%) ist Nichtraucher,<br />

27% gaben an, täglich zu rauchen. Das Interesse an<br />

gesundheitsförderlichen Angeboten ist hoch; nur<br />

sechs Befragte gaben an, derartige Angebote nicht<br />

in Anspruch nehmen zu wollen. Eine beträchtliche<br />

Anzahl an Rekruten (n=35) erwartet sich durch die<br />

Zeit beim Bundesheer eine Steigerung der körperlichen<br />

Leistungsfähigkeit, allerdings wurde auch<br />

Angst vor einer etwaigen Gesundheitsschädigung<br />

geäußert (n=12).<br />

Die Ergebnisse sprechen für die Einführung gesundheitsförderlicher<br />

Maßnahmen für Rekruten. Das<br />

Bundesheer stellt ein vielversprechendes Setting<br />

dar, um junge Männer zu erreichen. Eine Analyse<br />

der Ressourcen und Belastungsfaktoren, die speziell<br />

in der „Bundesheerzeit“ wahrgenommen werden,<br />

kann das Maßschneidern von Interventionen unterstützen.<br />

psychische belastUnG nach hypertensiVen schwanGerschaFtserKran-<br />

KUnGen Und der einFlUss Von resilienz<br />

Mautner Eva, Stern Christina, Deutsch Maria, Greimel Eva, Lang Uwe, Cervar-Zivkovic Mila<br />

Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Österreich<br />

Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft<br />

treffen die Mehrzahl der Eltern völlig unerwartet.<br />

Ein abrupter Wechsel von einer „normalen“ Schwangerschaft<br />

zu einer Hochrisikoschwangerschaft fin-<br />

det statt und kann eine massive psychische Überforderung<br />

darstellen. Weltweit liegt die Inzidenz von<br />

hypertensiven Schwangerschaftserkrankung bei<br />

6-8%. Sie tragen zu 20% bis 25% der perinatalen<br />

111


112<br />

Mortalität bei und stehen an erster bis dritter Stelle<br />

von mütterlichen Todesfällen. Es handelt sich dabei<br />

um eine Multiorganerkrankung, die sich auf das<br />

Zentralnervensystem, das kardiovaskuläre System,<br />

die Nieren und den Flüssigkeitshaushalt, die Leber,<br />

die Thrombozyten und die Blutgerinnung sowie die<br />

Plazenta und die Entwicklung des Kindes auswirken<br />

kann. Von besonderem Einfluss sind die Präeklampsie<br />

und das HELLP-Syndrom. Oft ist die vorzeitige<br />

Beendigung der Schwangerschaft die einzige mögliche<br />

Behandlung der Erkrankung. Die Hochdruckerkrankung,<br />

ein unerwarteter Kaiserschnitt sowie<br />

Frühgeburtlichkeit können als extremes Ereignis<br />

psychische Reaktionen hervorrufen, die die individuellen<br />

Adaptationsfähigkeiten überfordern. Ziel<br />

dieser Studie war es, das Ausmaß der psychischen<br />

Belastung bei vorausgegangener Hochdruckerkrankung<br />

in der Schwangerschaft zu erheben und<br />

psychologische Schutzfaktoren wie Resilienz zu<br />

erfassen. Es wurde angenommen, dass sich Frauen<br />

in Abhängigkeit der Resilienz (hoch bzw. niedrig)<br />

in der Lebensqualität, Depression und posttraumtischen<br />

Belastungssymptomen unterscheiden. Dem<br />

Stichprobenkollektiv wurde postpartal einmalig<br />

ein Fragebogen vorgelegt. Es wurden international<br />

standardisierte Fragebögen zur Erfassung von Depression<br />

(EPDS), der Lebensqualität (SF-12), einer<br />

posttraumatischen Belastungsstörung (IES-R) und<br />

der Resilienz (RS11) verwendet. Von 100 Frauen<br />

retournierten 67 den Fragebogen. Die Auswertung<br />

erfolgte mittels ANOVA und Chi-Quadrat-Test. Es<br />

zeigte sich, dass Frauen mit hoher Resilienz signifikant<br />

weniger Depressionssymptome (p=.001) und<br />

eine bessere Lebensqualität (p=.002) angaben, als<br />

Frauen mit niedriger Resilienz. Es gab keine Unterschiede<br />

bei posttraumatischen Belastungssymptomen<br />

(Intrusion p=0.803, Vermeidung p=0.161,<br />

Hyperarousal p=0.193) und der physischen Lebensqualität<br />

(p=0.775). Nur zwei Frauen (2,9%) zeigten<br />

über die Jahre hinweg posttraumatische Belastungssymptome.<br />

Allgemein kann man aus den Ergebnissen<br />

ableiten, dass nicht nur das plötzliche Auftreten<br />

einer Schwangerschaftskomplikation, sondern<br />

auch Resilienz einen Einfluss auf das Ausmaß der<br />

psychischen Belastung für Frauen hat. Eine multiprofessionelle<br />

Behandlung, welche eine psychologische<br />

Betreuung mit einschließt, gewährleistet es<br />

auch langfristig, besser mit dem Ereignis Schwangerschaftskomplikation,<br />

insbesondere in einer Folgeschwangerschaft,<br />

zurechtzukommen.<br />

brain electric actiVity dUrinG arithMetic – an eeG soUrce localiza-<br />

tion stUdy<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Milz Patricia, Faber Pascal, Theodoropoulou Adriana, Tei Shisei, Lehmann Dietrich<br />

The KEY Institute for Brain Mind Research, University Hospital of Psychiatry, Zurich, Switzerland<br />

Introduction: What happens during mental calculation<br />

in the brain? We investigated this question in four<br />

independent groups of healthy adults (N=15, 14, 14,<br />

23) using low resolution brain electromagnetic tomography<br />

(sLORETA).<br />

Methods: For each group, EEG (19-58 channels)<br />

was recorded during a simple mental calculation<br />

task (quiet continuous subtraction of 7 from 400)<br />

and during pre- and post-task resting. For each condition<br />

and each of eight EEG frequency bands (delta<br />

through gamma), sLORETA current density was<br />

computed (6239 cortical voxels). Pre- and post-task<br />

resting values were averaged and all current densities<br />

were log-transformed and normalized for each EEG<br />

frequency band. Paired t-tests revealed significant<br />

differences between conditions at p


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

12. april<br />

neUronale repräsentation Von handlUnGsassoziierten GeräUschen<br />

Und Verben<br />

Ninaus Manuel1 , Koschutnig Karl1 , Reishofer Gernot2 , Ebner Franz2 , Ischebeck Anja1 1 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Universitätsklinik für Radiologie, Medizinische<br />

Universität Graz, Österreich<br />

Viele Studien haben gezeigt, dass der prämotorische<br />

Kortex sowohl bei Handlungsausführung als auch<br />

bei Handlungsbeobachtung annähernd gleichermaßen<br />

aktiv ist. Außerdem werden Handlungen mit<br />

unterschiedlichen Effektoren im visuo-motorischen<br />

Spiegelneuron-System spezifisch repräsentiert.<br />

Doch wie werden effektorspezifische handlungsassoziierte<br />

Geräusche und Verben verstanden? Die<br />

Befunde der dazu bestehenden Studien sind äußerst<br />

widersprüchlich. In dieser Studie wurde daher untersucht,<br />

wie effektorspezifische handlungsassoziierte<br />

Verben und Geräusche neuronal repräsentiert<br />

werden. In dieser funktionellen Magnetresonanz-<br />

Studie wurden Geräusch- und Verbblöcke akustisch<br />

präsentiert. Die verwendeten handlungsassoziierten<br />

Geräusche und Verben konnten zu drei Effektoren<br />

zugeordnet werden: Gesicht, Hand oder Fuß (z. B.:<br />

schlürfen, klatschen, rennen). Außerdem wurden<br />

Geräusch- und Verbblöcke verwendet, welche keine<br />

menschlich motorische Handlung beinhalten (z. B.:<br />

ticken; Umweltgeräusche). Handlungsassoziierte<br />

Geräusche lösten im Vergleich zu handlungsassoziierten<br />

Verben unter anderem eine bilateral stärkere<br />

Aktivierung im Sulcus temporalis superior aus,<br />

welcher für die Identifizierung der Geräusche eine<br />

bedeutende Rolle spielen könnte. Bei den handlungsassoziierten<br />

Verben zeigte sich eine stärkere Aktivierung<br />

im linken Gyrus temporalis medius, welcher<br />

beim Verstehen von handlungsassoziierten Verben<br />

beteiligt ist. Außerdem konnte gezeigt werden, dass<br />

handlungsassoziierte Geräusche je nach Effektor<br />

andere Gehirnareale aktivieren. Für Gesichtsgeräusche<br />

zeigte sich eine erhöhte Aktivierung im Gyrus<br />

temporalis superior. Handgeräusche lösten eine Aktivierung<br />

im Gyrus frontalis medius aus. Es konnten<br />

jedoch keine effektorspezifischen Regionen für<br />

handlungsassoziierte Verben identifiziert werden.<br />

Ausgehend von dieser Studie kann man annehmen,<br />

dass das menschliche auditorische Spiegelneuron-<br />

System handlungsassoziierte Geräusche effektorspezifisch<br />

verarbeitet.<br />

die bedeUtUnG eMotionaler Und MotiVationaler FaKtoren während<br />

der arbeit Mit eineM KollaboratiVen wiKi-systeM<br />

Pichlmair Isabella1 , Höfler Margit1 , AL-Smadi Mohammad2 , Gütl Christian2 1 Institut für Psycholgie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Institut für Informationssysteme und Computer Medien<br />

(IICM), Technische Universität Graz, Österreich<br />

Computerbasierte Lernsysteme können nicht nur für<br />

individuelles Lernen hilfreich sein, sondern auch<br />

das Lernen in Gruppen unterstützen. In unserer Forschungsgruppe,<br />

der Advanced Educational Media<br />

Technologies Group (AEMTG) auf der technischen<br />

Universität Graz haben wir ein kollaboratives Wiki-<br />

System entwickelt, das es ermöglicht, Studierende<br />

bei schriftlichen Gruppenarbeiten zu unterstützen.<br />

Die Besonderheiten dieses Systems sind unter anderem<br />

die Einbindung von Assessmentaktivitäten<br />

und eine Übersichtsseite, die den NutzerInnen einen<br />

Überblick über alle durchgeführten Aktionen im<br />

Wiki gibt. Beispielsweise können sich so die Studierenden<br />

untereinander Rückmeldungen für die einzelnen<br />

Beiträge geben, um so die Qualität ihrer Arbeit<br />

zu verbessern. Der oder die Lehrveranstaltungsvortragende<br />

hat wiederum die Möglichkeit, den Verlauf<br />

der Arbeit nachzuverfolgen bzw. kann sich eine Visualisierung<br />

über den geleisteten Anteil jedes bzw. jeder<br />

Studierenden ausgeben lassen. Um die Effizienz<br />

des Wikis zu überprüfen, haben wir zwei Evaluierungsstudien<br />

in zwei verschiedenen Unterrichtsumgebungen<br />

durchgeführt. In beiden Studien mussten<br />

die Studierenden mit Hilfe des Wikis in Kleingruppen<br />

einen schriftlichen Bericht ausarbeiten. Mittels<br />

Fragebogen wurde jeweils die Benutzerfreundlichkeit<br />

und Funktionalität des Wikis erhoben. Gleichzeitig<br />

wurde auch die Motivation und der emotionale<br />

Zustand der Studierenden erfasst. Die Studierenden<br />

der ersten Studie bewerteten das Wiki eher kritisch,<br />

113


114<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

wohingegen die Evaluierung in der zweiten Studie<br />

deutlich positiver ausfiel. Fast alle Studierenden gaben<br />

hier an, dass das Tool benutzerfreundlich war<br />

und die wichtigsten Funktionen erfüllte. Unterschiede<br />

zwischen den Studien zeigten sich auch in Bezug<br />

auf die Motivation und emotionale Aspekte. Während<br />

in der ersten Studie die Motivation der Studierenden<br />

im Laufe des Kurses abnahm und sie mehr<br />

Frust im Umgang mit dem Wiki berichteten, änderte<br />

sich die Motivation und der emotionale Zustand der<br />

Studierenden im Verlauf der zweiten Studie nicht.<br />

Diese Unterschiede könnten nicht nur durch Probleme<br />

mit dem Wiki selbst zustande gekommen sein,<br />

sondern auch dadurch, dass im Gegensatz zur zweiten<br />

Studie die Lehrveranstaltungsteilnahme für die<br />

Studierenden der ersten Studie verpflichtend war.<br />

Dies könnte sich wiederum auf die Bewertung des<br />

Wikis im Allgemeinen ausgewirkt haben.<br />

aUFMerKsaMKeitsVerzerrUnGen bei der wahrnehMUnG sozialer interaKtionen:<br />

einFlUss Von Geschlecht Und stiMUlUspräsentationsdaUer<br />

Pintzinger Nina M. 1 , Pfabigan Daniela M. 2 , Lamplmayr Elisabeth 1 , Kryspin-Exner Ilse 1 , Tran Ulrich S. 2<br />

1 Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit, Entwicklung und Förderung, Fakultät für Psychologie, Universität<br />

Wien, Österreich; 2 Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie,<br />

Universität Wien, Österreich<br />

Aufmerksamkeitsverzerrungen bei der Wahrnehmung<br />

emotionaler Bilder wurden bisher vorwiegend<br />

in Zusammenhang mit psychopathologischer Symptomatik<br />

untersucht. Anhand einer nicht-klinischen<br />

Stichprobe wurden in der vorliegenden Studie mögliche<br />

andere Einflussfaktoren wie Geschlecht und<br />

Dauer der Stimuluspräsentation erfasst. 74 Personen<br />

(38 Frauen) nahmen an der Studie teil. Zur Erfassung<br />

der Aufmerksamkeitsverzerrungen kam ein<br />

Dot-Probe Task zu Anwendung. Als Stimuli wurden<br />

Bildpaare von komplexen sozialen Interaktionen<br />

ausgewählt, die entsprechend ihrer Valenz- und<br />

Arousal-Ratings in positive, negative und neutrale<br />

Interaktionen eingeteilt wurden. Um Orientierungs-<br />

und aufrechterhaltende Prozesse der visuellen Aufmerksamkeit<br />

zu erfassen, wurden die Bildpaare in<br />

randomisierter Reihenfolge jeweils 100 ms und 500<br />

ms dargeboten. Basierend auf den Reaktionszeiten<br />

12. april<br />

wurden sowohl ein allgemeiner Bias-Index, als auch<br />

getrennte Indizes für Orientierungs- und Disengagement-Prozesse<br />

berechnet. In der Gesamtstichprobe<br />

und bei einer Stimuluspräsentationsdauer von 500<br />

ms fanden sich keine Aufmerksamkeitsverzerrungen.<br />

Bei getrennter Betrachtung von Frauen und<br />

Männern zeigte sich allerdings, dass Männer bei<br />

kurzer Stimuluspräsentation (100 ms) ihre Aufmerksamkeit<br />

hin zu negativen Interaktionen lenkten,<br />

Frauen hingegen keine Orientierungsreaktion<br />

zeigten, sondern eher Schwierigkeiten hatten, ihre<br />

Aufmerksamkeit von negativen Interaktionen zu lösen.<br />

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Aufmerksamkeitsverzerrungen<br />

auch in nicht-klinischen<br />

Stichproben auftreten, wenn Geschlechtsunterschiede<br />

und die Dauer der Stimuluspräsentation berücksichtigt<br />

werden.<br />

coMpetition as rational action in 4-5 year olds: KnowinG yoUr<br />

opponent´s desire<br />

Priewasser Beate 1 , Roessler Johannes 2 , Perner Josef 3<br />

1 Institut für Psychologie, Paris-Londron-Universität Salzburg, Österreich; 2 Department of Psychology and Centre for Neurocognitive<br />

Research, Paris-Londron-Universität Salzburg, Österreich; 3 Department of Philosophy, University of Warwick,<br />

England<br />

This study addresses the issue whether perspective<br />

taking is crucial for understanding competition as<br />

rational action. For engaging in competitive situations<br />

it is essential that the competitors are aware<br />

of the subjectivity of desires (a different perspective<br />

on what is desirable or good) and beliefs (a different<br />

perspective on what action to take to be successful<br />

in case of a false belief). Therefore we tested the<br />

hypothesis that competitive game playing and understanding<br />

mistaken actions should develop at the


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

same time. Seventy-one kindergarten children between<br />

the ages of 3-5 years participated in both, a<br />

competitive game of dice in groups of three (Benenson,<br />

Nicholson, Waite, Roy, & Simpson, 2001) and<br />

an individual test session in which they completed<br />

two traditional false belief stories (Wimmer & Perner,<br />

1983) as well as several control tasks (verbal intelligence,<br />

inhibitory control and working memory<br />

components). We found a clear correlation between<br />

the amount of competitive moves in the game and<br />

12. april<br />

“what coUld haVe been, iF only…?” reGret and its relation to the<br />

FeedbacK-related neGatiVity (Frn): an eeG/erp stUdy inclUdinG<br />

the p3<br />

Rauchbauer Birgit 1 , Sailer Uta 1,2<br />

1 Institut für psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich; 2 Department of Psychology, University of Gothenburg, Sweden<br />

Regret is a cognitively based emotion using counterfactual<br />

thoughts to compare an outcome with a more<br />

desirable alternative. The aim of the present study<br />

was to conduct an EEG study (N=24) to examine the<br />

relationship of the feedback-related negativity (FRN)<br />

and regret in a regret gambling task. Furthermore the<br />

P3a and the P3b were examined. The regret gambling<br />

task was used to elicit regret by operationalizing<br />

the core element of regret, the agency-effect, denoting<br />

the individual´s experienced responsibility for<br />

an outcome, through free- and forced-choice conditions.<br />

Regret was induced in the free-choice conditions<br />

through distinct feedback types bearing losses,<br />

which elicited a FRN. The free-choice win-condition<br />

elicited a large peaking P3, as well a P3a with<br />

frontal and a P3b with parietal activation. Behavioural<br />

results did not reveal a significant agency-effect.<br />

A significant effect could be found for the distinct<br />

loss feedback-types and their ratings, as compared<br />

to the win-condition. The EEG data showed a significant<br />

main effect of agency and feedback, as well as<br />

a significant interaction effect (agency x feedback)<br />

for the FRN, the P3a and the P3b in the timeframes<br />

of interest according to their peaks. The ERPs were<br />

significantly bigger when participants could choose<br />

freely between the presented options bearing either<br />

a win or losses. No significant gradual distinction in<br />

the mean amplitude of the FRN could be found in<br />

the free-choice loss-conditions. This indicates that<br />

the FRN does not resemble the electrophysiological<br />

equivalent to regret. It could be concluded that the<br />

FRN resembles the electrophysiological ignition giving<br />

rise to the experience of the cognitive emotion<br />

of regret when the individual is responsible for the<br />

decision and, accordingly, its outcome. It is stated<br />

that the FRN as well as regret are both serving for<br />

behaviour regulation. Furthermore the interpretation<br />

is made that the P3, especially the P3a, electrophysiologically<br />

resembles the diametrical opposed<br />

starting signal for the emotion of relief to preserve<br />

goal-achieving behaviour. Further research will be<br />

needed to test this hypothesis.<br />

GeschlechtsUnterschiede in der eMotionalen intelliGenz Und deren<br />

beeinFlUssUnG Mittels stiMMUnGsindUKtion<br />

Reiter Katharina Johanna, Pella Diana, Schnabel Benjamin, Riedmüller Klaus<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

In verschiedenen Studien konnten Geschlechtsunterschiede<br />

hinsichtlich der emotionalen Intelligenz<br />

nachgewiesen werden (vgl. MacCann, 2010; Ext-<br />

the ability to predict mistaken actions in the false<br />

belief task r(71) = .43, p < .001. When partialing out<br />

age as well as the scores of all four control tasks, the<br />

correlation declines but remains significant r(71) =<br />

.26, p = .036). The results speak for an interrelated<br />

development of the ability to view beliefs and desires<br />

as subjective and are discussed in the light of a<br />

theoretical account introduced by Perner and Roessler<br />

(2010).<br />

remera et al., 2006). Schmid et al. (2011) erhielten<br />

Unterschiede bezüglich der emotionalen Intelligenz<br />

nach negativer Stimmungsinduktion. In der vorlie-<br />

115


116<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

genden Studie wurden die Interaktionseffekte zwischen<br />

Geschlecht und negativer Stimmungsinduktion<br />

untersucht. Des Weiteren wurde ein Vergleich der<br />

mittels Selbstbericht (Wong and Law Emotional Intelligence<br />

Scale) erhobenen emotionalen Intelligenz<br />

und dem Erkennen von Emotionen mithilfe bildhaft<br />

dokumentierter Basisemotionen aus der Facial Expression<br />

and Emotion Database durchgeführt. Dabei<br />

konnten im Selbstbericht von PsychologiestudentInnen<br />

(n = 59) hinsichtlich des Geschlechts zwar<br />

keine Unterschiede im Globalfaktor, jedoch in den<br />

Subfaktoren „Einschätzen der Emotionen Anderer“<br />

und „Emotionsregulation“ gefunden werden. Männer<br />

schätzen sich hierbei signifikant höher ein als<br />

Frauen. Bei der Emotionserkennungsaufgabe wurde<br />

hingegen deutlich, dass Männer signifikant schlechtere<br />

Werte erzielen als Frauen. Bei einer negativen<br />

im Vergleich zu einer neutralen Stimmungsinduktion<br />

wurden bei der Emotionserkennungsaufgabe<br />

insgesamt signifikant schlechtere Werte gemessen,<br />

wobei Frauen deutlich sensibler auf die negative<br />

Stimmungsinduktion reagieren. Die Ergebnisse der<br />

Studie werden auf ihre theoretische und praktische<br />

Relevanz hin diskutiert.<br />

stirbt die UMweltpsycholoGie aUs?<br />

Röderer Kathrin, Huber Margarete, Hämmerle Isabella, Medgyesy Judit, Klettner Silvia<br />

Institut für Umwelthygiene, Medizinische Universität Wien, Österreich<br />

Umweltpsychologie beschäftigt sich sowohl mit den<br />

Einflüssen der Umwelt auf den Menschen als auch<br />

mit der Beeinflussung der Umwelt durch den Menschen,<br />

kurz mit der Transaktion Mensch-Umwelt.<br />

Dabei wird Umwelt im psychologischen Sinne als<br />

der äußere physisch-materielle und soziokulturelle<br />

Lebensraum des Menschen betrachtet. Umweltpsychologische<br />

Forschung bezieht sich beispielsweise<br />

auf Themenfelder, wie die Wahrnehmung, Bewertung<br />

und Gestaltung von Umwelten, damit zusammenhängende<br />

Beteiligungsprozesse und raumbezogenes<br />

Verhalten (z.B. Mobilitätsverhalten),<br />

Umweltbewusstsein und Umweltschutzverhalten,<br />

Umweltbildung, umweltbezogene Konflikte oder die<br />

Evaluation umweltbezogener Maßnahmen. Somit<br />

liefert die Umweltpsychologie einen entscheidenden<br />

Beitrag zum Erklären, Verstehen und Vorhersagen<br />

umweltbezogenen menschlichen Erlebens und<br />

Verhaltens. Die gesamtgesellschaftliche Relevanz<br />

umweltpsychologischer Erkenntnisse und ihrer Anwendung<br />

ist eindeutig gegeben. Umweltpsychologie<br />

als Disziplin in Lehre und Forschung ist an psychologischen<br />

Fakultäten im angloamerikanischen<br />

und skandinavischen Raum stark im Kommen. In<br />

Deutschland wird seit letztem Wintersemester ein<br />

eigener Masterstudiengang für Umweltpsychologie<br />

abgehalten. In Wien wird seit 1986 jedes Semester<br />

das Seminar Umweltpsychologie angeboten und gut<br />

besucht. Da sich das Lehrangebot damit jedoch erschöpft,<br />

haben umweltpsychologisch interessierte<br />

Studierende und PsychologInnen 2009 den Verein<br />

„Netzwerk Psychologie und Umwelt“ ins Leben<br />

gerufen. Ziel des gemeinnützigen Vereins ist die<br />

12. april<br />

Sammlung, Schaffung und Verbreitung umweltpsychologischen<br />

Wissens. Aktuell setzt sich der Verein<br />

dafür ein, dass das umweltpsychologische Lehrangebot<br />

in Wien nicht wie geplant aus dem künftigen<br />

Mastercurriculum gestrichen wird. Die über viele<br />

Jahre Forschung und Lehre aufgebaute Kompetenz<br />

soll nicht einfach verloren gehen. Studierende der<br />

Psychologie sollen ihren professionellen Horizont<br />

erweitern und psychologische Beiträge zu aktuellen<br />

und gesellschaftlich wichtigen Themen, wie zum<br />

Beispiel dem menschlichen Verhalten angesichts<br />

des Klimawandels, leisten können. Es braucht ausgebildete<br />

UmweltpsychologInnen, um der Nachfrage<br />

nach deren Expertise am Markt begegnen zu können.<br />

Daher setzt sich das „Netzwerk Psychologie<br />

und Umwelt“ dafür ein, dass umweltpsychologische<br />

Forschung, Lehre und Praxis weiter verbreitet und<br />

gestärkt werden.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

12. april<br />

diFFerenzielle betrachtUnG speziFischer phobien: eine eeG/sloreta<br />

stUdie<br />

Scharmüller Wilfried 1 , Leutgeb Verena 1 , Köchel Angelika 1 , Schäfer Axel 2 , Schienle Anne 1<br />

1 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Zentralinstitut für seelische Gesundheit, Mannheim,<br />

Deutschland<br />

In einigen Studien zeigte sich, dass PatientInnen mit<br />

spezifischen Phobien (z.B. Spinnenphobie) mit erhöhter<br />

P300 und späten Positivierungen in ereigniskorrelierten<br />

Potenzialen (ERP) bei der Betrachtung<br />

von phobierelevanten Bildern reagieren. Unklar ist,<br />

welchen kortikalen Quellen dies zuzuordnen ist.<br />

Ziel der vorliegenden Studien war es, Quellen dieser<br />

typischen Veränderungen in ereigniskorrelierten<br />

Potenzialen zu identifizieren, um diese zwischen<br />

den Phobie-Subtypen „Spinnenphobie“ und „Zahnbehandlungsphobie“<br />

zu vergleichen. Die Stichproben<br />

bestanden aus spinnenphobischen Frauen (n=25<br />

bzw. n=14) und Frauen mit Zahnbehandlungsphobie<br />

(n=14) sowie gesunden Frauen (n=20 bzw. n=14).<br />

Während der Aufzeichnung des EEGs betrachteten<br />

die Studienteilnehmerinnen phobierelevante Bilder<br />

sowie neutrale Szenen. Es zeigte sich, dass Spinnenphobikerinnen<br />

während der Betrachtung von<br />

Spinnenbildern in allen drei Zeitintervallen stärkere<br />

Aktivierungsquellen als Kontrollprobandinnen aufwiesen.<br />

Beim Betrachten von Zahnbehandlungsbil-<br />

dern in der Gruppe der Zahnbehandlungsphobikerinnen,<br />

konnten keine differenziellen Quellen zwischen<br />

Phobikerinnen und Kontrollpersonen gefunden werden.<br />

Differenzielle Aktivierungsquellen bei Spinnenphobikerinnen<br />

wurden in Regionen gefunden,<br />

die mit Aufmerksamkeitsprozessen in Verbindung<br />

stehen (Okzipitallappen, ventraler Verarbeitungspfad,<br />

Parietallappen). Quellen wurden zudem in<br />

emotionsspezifischen Regionen wie der Insula und<br />

dem cingulären Kortex sowie prämotorischen Arealen<br />

identifiziert. Im Vergleich der beiden Subtypen<br />

zeigten Spinnenphobikerinnen im Vergleich zu<br />

Zahnbehandlungsphobikerinnen stärkere Quellen in<br />

parietalen Regionen. Diese Ergebnisse lassen darauf<br />

schließen, dass Spinnenphobikerinnen jedoch nicht<br />

Zahnbehandlungsphobikerinnen bereits in sehr frühen<br />

Reizverarbeitungsphasen eine stärkere Hinwendung<br />

der Aufmerksamkeit auf den phobischen Reiz<br />

zeigen. Dieser Effekt kann auf die eher phylogenetische<br />

Herkunft der Spinnenphobie im Vergleich zur<br />

Zahnbehandlungsphobie interpretiert werden.<br />

diGit ratio (2d:4d), traininGs-eFFort, Mental toUGhness Und<br />

sportliche perForManz bei jUGendlichen wettKaMpFschwiMMerinnen<br />

Schneider Else, Voracek Martin<br />

Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Digit Ratio (2D:4D) ist ein validierter peripherer<br />

retrospektiver Biomarker für die organisierenden<br />

Effekte pränataler Geschlechtshormon-Exposition<br />

(Zheng & Cohn, 2011, Proc Natl Acad Sci, USA).<br />

Beginnend mit Manning & Taylor (2001) sind in<br />

der letzten Dekade mehr als 30 Studien möglichen<br />

Zusammenhängen zwischen 2D:4D und Sportperformanz<br />

nachgegangen. Gegenüber Nicht-SportlerInnen<br />

weisen SportlerInnen durchschnittlich<br />

niedrigeres (maskulinisiertes) 2D:4D auf; zudem<br />

korrespondiert in SportlerInnen-Gruppen niedrigeres<br />

2D:4D mit besserer Performanz (Meta-Analyse:<br />

Hönekopp & Schuster, 2010). Letzterer Effekt ist<br />

offenbar substantieller für Ausdauersportarten wie<br />

für Kraftsportarten sowie für Männer im Vergleich<br />

zu Frauen und wird im Weiteren auch durch spor-<br />

trelevante Persönlichkeitsaspekte moderiert. Dieser<br />

Effektspezifität wurde erstmals im Schwimmsport<br />

als einer dezidierten Ausdauersportart nachgegangen.<br />

Dazu wurden in einer Stichprobe von 62<br />

frühadoleszenten (Alter: M = 14.8 Jahre) TeilnehmerInnen<br />

(39 Mädchen, 23 Burschen) an Landesmeisterschaften<br />

im Schwimmen der 2D:4D-Marker,<br />

persönliche Bestzeiten (faktorenanalytisch aggregiert<br />

über Schwimmdistanzen und Schwimmstile),<br />

relevante Effort-Variablen (Wettkampferfahrung,<br />

Trainingsumfang und Trainingsintensität), relevante<br />

anthropometrische Variablen (BMI, isometrische<br />

Griffstärke) sowie für sportlichen Erfolg saliente<br />

Persönlichkeitsaspekte (3 Inventare zu Mental<br />

Toughness/mentale Stärke: MTQ-18, SMTQ und<br />

TROSCI) erhoben. Altersadjustiert korrespondier-<br />

117


118<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

te (entsprechend der zahlreichen Vorbefunde aus<br />

der Literatur und konsistent mit der übergeordneten<br />

Forschungshypothese) niedrigeres 2D:4D zu<br />

besseren (kürzeren) Schwimmbestzeiten, wobei<br />

dieser Effekt für Burschen größer als für Mädchen<br />

ausfiel (r = .39, p < .05; vs. r = .17, ns). Ein moderiertes<br />

hierarchisches Regressionsmodell (den<br />

2D:4D-Geschlecht-Interaktionsterm beinhaltend)<br />

zeigte, dass 2D:4D bei Burschen selbst dann noch<br />

signifikante Varianzaufklärungszuwächse bezüglich<br />

der Schwimmleistung bot, wenn im Modell um die<br />

diesbezüglichen Effekte der miterhobenen Effort-<br />

Variablen sowie von isometrischer Griffstärke, Alter,<br />

BMI und Mental Toughness bereits korrigiert<br />

wurde. Diese Befunde belegen in einer Ausdauersportart<br />

die Wertigkeit des 2D:4D-Markers in Bezug<br />

auf sportliche Performanz, unabhängig von und inkrementell<br />

zu bekannten salienten Einflussfaktoren<br />

(inklusive des Persönlichkeitsaspekts der mentalen<br />

Stärke) für Sportperformanz. 2D:4D als Korrelat<br />

sportlicher Leistung tritt bereits bei jugendlichen<br />

SportlerInnen zutage und zeigt Geschlechtsspezifität<br />

(substantieller für Burschen vs. Mädchen).<br />

litterinG – einFlUssFaKtoren Und präVentiVMassnahMen<br />

Schönbauer Regina1 , Cervinka Renate2 , Hämmerle Isabella1 , Röderer Kathrin2 , Schmelzer Manuel1 1 2 Universität Wien, Österreich; Institut für Umwelthygiene, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Littering, das Wegwerfen oder Liegenlassen von<br />

Abfällen im öffentlichen Raum, beeinträchtigt die<br />

Lebensqualität und verursacht zunehmend hohe Reinigungskosten.<br />

Diese Kosten treffen vor allem Gebietskörperschaften<br />

und Verkehrsverbünde (insgesamt<br />

192 Mio. Franken). Abb. 1 zeigt die Verteilung<br />

der Kosten auf Gemeinden und öffentlichen Verkehr.<br />

Vor diesem Hintergrund erscheint es erstrebenswert,<br />

das Litteringverhalten der Bevölkerung zu reduzieren.<br />

Schon 1976 untersuchten Baltes und Hayward<br />

Maßnahmen zur Litteringreduktion in einem Stadion.<br />

Wesentliche sozialpsychologische Erkenntnisse<br />

beziehen sich auf Cialdinis Theorie normativen Verhaltens,<br />

die besonders den Einfluss sozialer Normen<br />

auf das Verhalten betont (Cialdini et al., 1990). Als<br />

Grundlage einer Schulungsreihe für AbfallberaterInnen<br />

wurde eine umfassende umweltpsychologische<br />

Analyse bisheriger Studienergebnisse durchgeführt.<br />

Dabei sollten die wichtigsten Einflussfaktoren<br />

auf Litteringverhalten identifiziert und Maßnahmen<br />

aufgezeigt werden, die aus psychologischer Sicht<br />

effektiv sind. Aus insgesamt 15 Studien wurden die<br />

wesentlichsten Einflussfaktoren herausgearbeitet.<br />

Die Studien überspannten einen Zeitraum von 1976<br />

bis 2011 und wurden in wissenschaftlichen Artikeln<br />

publiziert. Es handelte sich um Feldexperimente und<br />

Beobachtungsstudien aus den USA, Großbritannien,<br />

Neuseeland und der Schweiz. Die gegenständliche<br />

Analyse erfolgte anhand von vier Kategorien: (1)<br />

strukturelle, (2) situative, (3) soziale und (4) persönliche.<br />

Für alle vier war wissenschaftliche Evidenz zu<br />

finden. Aufbauend auf den vier Kategorien konnte<br />

eine Auswahl evidenzbasierter Präventivmaßnah-<br />

12. april<br />

men für die verschiedenen Verwendungszwecke<br />

abgeleitet werden. Aus psychologischer Sicht erscheinen,<br />

neben Informationsvermittlung, die Ansprache<br />

und Stärkung der entsprechenden sozialen<br />

und individuellen Normen sowie die Ausbildung<br />

von Gewohnheiten bedeutend. Dazu empfiehlt sich,<br />

die strukturellen Rahmenbedingungen zu gestalten<br />

und Verhaltensanreize zu setzen, sodass die korrekte<br />

Entsorgung des Abfalls erleichtert und Littering<br />

vermieden wird. Generell ist die Förderung richtigen<br />

Verhaltens der Bestrafung unerwünschten Verhaltens<br />

vorzuziehen, da andernfalls mit Reaktanz zu<br />

rechnen ist. Die genannten Maßnahmen entsprechen<br />

den Erkenntnissen der Sozial- und der Pädagogischen<br />

Psychologie. Für die Prävention von Littering<br />

ergab sich zusätzlich die Forderung nach höchstmöglicher<br />

Reinlichkeit der entsprechenden Räume,<br />

um den Affordanzen einer verschmutzen Umgebung<br />

zu begegnen und so weiteres Littering hintanzuhalten.<br />

Baltes, M. & Hayward, S. (1976). Application and<br />

Evaluation of Strategies to Reduce Pollution: Behavioral<br />

Control of Littering in a Football Stadium.<br />

Journal of Applied Psychology, 4, 501-506.<br />

Cialdini, R., Reno, R. & Kallgren, C. (1990). A Focus<br />

Theory of Normative Conduct: Recycling the<br />

Concept of Norms to Reduce Littering in Public<br />

Places. Journal of Personality and Social Psychology,<br />

58, 1015-1026.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

12. april<br />

MaladaptiVe beziehUnGsMUster depressiVer patientinnen<br />

Toussaint Kyra 1 , Gruber Verena 1 , Peham Doris 1 , Bänninger-Huber Eva 1 , Benecke Cord 2<br />

1 2 Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich; Institut für Psychologie, Universität Kassel,<br />

Deutschland<br />

Ziel unserer Studie ist die Analyse von Schilderungen<br />

der Beziehungserfahrungen depressiver Patientinnen<br />

in Bezug auf die Beziehung zum Partner. Das<br />

Datenmaterial stammt aus einem groß angelegten<br />

Forschungsprojekt (Benecke et al., 2009), welches<br />

Videoaufnahmen von OPD-2 Interviews mit PatientInnen<br />

mit unterschiedlichen Störungsbildern<br />

beinhaltet (OPD-2, Arbeitskreis, 2001). Verbatimprotokolle<br />

einer Stichprobe von zehn weiblichen<br />

Patientinnen mit depressiven Störungen nach DSM-<br />

IV sowie eine kontrollierte gesunde Vergleichsgruppe<br />

wurden herangezogen, um all die Beziehungsschilderungen<br />

zu extrahieren, welche sich auf die<br />

Beziehung zum Partner beziehen. Diese Sequenzen<br />

wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse analysiert<br />

und kategorisiert (Mayring, 2000), anschließend<br />

wurden prototypische Interaktionsmuster herausgearbeitet.<br />

Es wurden Kategorien gebildet, welche<br />

sich auf das Beziehungserleben und -verhalten des<br />

Subjekts (z.B. verletzt sein, das Verhalten des anderen<br />

nicht verstehen), des Partners (z.B. sich vom anderen<br />

entfernen, den anderen nicht respektieren) und<br />

auf das gegenseitige Beziehungserleben und –verhalten<br />

(wir haben gemeinsam Spaß, wir reden über<br />

unsere Probleme) beziehen. In der Kontrollgruppe<br />

konnten vermehrt die Kategorien Unzufriedenheit<br />

zeigen, den Partner konfrontieren und positive Verbundenheit<br />

zeigen, gefunden werden. Die depressive<br />

Gruppe gab weniger häufig an, Probleme mit dem<br />

Partner zu diskutieren. Während gesunde Frauen<br />

eine positive Verbundenheit zum Partner aufweisen<br />

und dadurch in der Lage sind, ihre Unzufriedenheit<br />

auszudrücken, können sie ihre Probleme gemeinsam<br />

mit dem Partner interaktiv ausregulieren. Dies geht<br />

einher mit den Ergebnissen der Emotionsschilderungen<br />

(Gruber, 2011), in denen die Gesunden mehr<br />

Ärger zeigen, ihren Partner mehr konfrontieren und<br />

weniger negative Selbstbewertungen machen. Das<br />

Verhalten des Partners kann dabei negativ bewertet<br />

werden, auf der anderen Seite wird jedoch dem<br />

Partner gegenüber mehr positives Verhalten gezeigt<br />

und dieser wird zum Problemlösen herangezogen.<br />

Zudem konnte in der depressiven Gruppe vermehrt<br />

der OPD-Selbstwertkonflikt gefunden werden. Dies<br />

könnte die negative Selbstbewertung der Depressiven,<br />

sowie die Tendenz, Konflikte zu vermeiden,<br />

erklären.<br />

sUGGerierte wirKUnG der pUlVerisierten rinde des südaMeriKani-<br />

schen anGostUrabaUMes aUF die GehirnaKtiVierUnG beiM betrachten<br />

Von bildern Mit eMotionaleM inhalt<br />

Übel Sonja, Ille Rottraut, Leutgeb Verena, Scharmüller Wilfried, Schienle Anne<br />

Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

In der vorliegenden EEG-Untersuchung wurden<br />

Veränderungen des subjektiven Befindens während<br />

visueller Emotionsinduktion aufgrund der Einnahme<br />

eines Scheinpräparates mit positiver Suggestion<br />

untersucht. Den Teilnehmerinnen wurde suggeriert,<br />

dass sie an einer Studie zur visuellen Ekelinduktion<br />

teilnehmen würden, in der die Wirkung eines<br />

pflanzlichen Präparates (Placebo) getestet werden<br />

würde, das psychophysiologische Ekelreaktionen<br />

reduzieren könne. Dafür wurden insgesamt 40 gesunde<br />

Frauen (Frauen zeigen eine größere Ekelempfindlichkeit<br />

als Männer) im Alter zwischen 18 und<br />

40 Jahren untersucht, nachdem sie über ein Online-<br />

Screening hinsichtlich der Ekelsensitivität und Ekelempfindlichkeit<br />

ausgewählt worden waren. Die Probandinnen<br />

durchliefen jeweils zwei EEG-Sitzungen,<br />

in der Bilder aus drei affektiven Kategorien (Ekel:<br />

z.B.: schmutzige Toiletten; Angst z.B.: Angriffe<br />

durch Menschen und Tiere; Neutral z.B.: Haushaltsgegenstände)<br />

gezeigt wurden. Direkt im Anschluss<br />

stuften die Probandinnen ihr Befinden hinsichtlich<br />

Valenz, Erregung, Ekel, Übelkeit, Schwitzen, Angst<br />

und Benommenheit/Schwindel ein. Die Bilder wurden<br />

einmal mit und einmal ohne Einnahme des<br />

Scheinpräparates (kleine Kapsel, die mit Kieselerde<br />

gefüllt war) in einem Abstand von einer Woche<br />

119


120<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

betrachtet. In der Suggestionsbedingung wurde den<br />

Probandinnen die Information gegeben, dass es sich<br />

beim Präparat um die pulverisierte Rinde des südamerikanischen<br />

Angosturabaumes (Galipea officinalis)<br />

handeln würde, welche erlebten Ekel und Übelkeit<br />

reduzieren könne. Ein Placebo ist ein Präparat,<br />

das keine pharmakologische Wirksubstanz enthält,<br />

jedoch aufgrund einer verbalen Beeinflussung (z.B.<br />

mittels Instruktion) zu psychophysiologischen Veränderungen<br />

(z.B. Schmerzlinderung) führen kann.<br />

In der Schmerzforschung sind Effekte positiver<br />

Suggestionen, die an ein Scheinpräparat (Placebo)<br />

gekoppelt sind, mittlerweile eindeutig nachgewiesen.<br />

Allein durch den Kontext der induzierten Er-<br />

wartung einer schmerzlindernden Behandlung kann<br />

zum Beispiel die Schmerzwahrnehmung bedeutend<br />

reduziert werden. Das Hauptziel der Studie bestand<br />

in der Identifikation neuronaler Korrelate positiver<br />

Suggestionseffekte, die an ein Scheinpräparat gekoppelt<br />

waren. Die Ergebnisse zeigten, dass es während<br />

der Betrachtung Ekel auslösender Bilder unter<br />

Einwirkung des Scheinpräparates mit positiver Suggestion<br />

im Vergleich zur Nichtinterventions-Bedingung<br />

zur Reduktion des erlebten Ekelgefühls und<br />

körperlicher Ekelsymptome (Übelkeit) kam. Des<br />

Weiteren konnte gezeigt werden, dass es zu einer<br />

Modulation später Positivierungen kam, wenn das<br />

Scheinpräparat verabreicht wurde.<br />

der einFlUss der aUGenFarbe aUF die GesichtsattraKtiVität Und die<br />

saKKadenlatenz<br />

Valuch Christian, Ansorge Ulrich<br />

Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Frühere Forschung zeigt, dass blauäugige Männer<br />

blauäugige weibliche Gesichter als attraktiver bewerten<br />

als braunäugige weibliche Gesichter. Weder<br />

braunäugige Männer noch Frauen mit blauer oder<br />

brauner Augenfarbe zeigen eine vergleichbare Präferenz<br />

für gegengeschlechtliche Gesichter der eigenen<br />

Augenfarbe. Vor einem evolutionären Hintergrund<br />

wurde als Erklärung eine adaptive Strategie<br />

der Partnerwahl blauäugiger Männer vorgeschlagen:<br />

Basierend auf dem Phänotyp der Nachkommen<br />

der Partner könnte Blauäugigkeit als rezessiv<br />

vererbter Phänotyp einer Erhöhung der subjektiven<br />

Sicherheit über die Vaterschaft dienen. Unsere<br />

Blickverfolgungsstudie prüfte unter Anwendung<br />

des räumlichen Hinweisreiz-Paradigmas, ob sich<br />

die berichteten subjektiven Bewertungstendenzen<br />

auch in objektivem Blickverhalten wiederspiegeln.<br />

In jedem Versuchsdurchgang wurden zwei Gesichter<br />

links und rechts vom zentralen Fixationsort als<br />

nicht-prädiktive Hinweisreize dargeboten. Nach einem<br />

von drei Zeitintervallen (150 ms, 250 ms, 1000<br />

ms) erschien am Ort eines der beiden Gesichter<br />

ein färbiges Rechteck als Zielreiz und am Ort des<br />

anderen Gesichts ein Rechteck anderer Farbe als<br />

Ablenker. Die Aufgabe der Versuchspersonen war,<br />

eine Sakkade zum Zielreiz auszuführen. Um den<br />

Einfluss der als Hinweisreize gezeigten Gesichter<br />

auf die visuelle Aufmerksamkeit zu messen, wurde<br />

die Latenz der Sakkade auf den Zielreiz hinsichtlich<br />

spezifischer Effekte von Augenfarbe (blau vs.<br />

12. april<br />

braun) und Geschlecht (männlich vs. weiblich) der<br />

präsentierten Gesichter in Abhängigkeit von Augenfarbe<br />

und Geschlecht der Versuchsperson ausgewertet.<br />

Zur Minimierung des Einflusses räumlicher und<br />

fluktuierender Asymmetrien der gezeigten Gesichter<br />

wurden diese aus jeweils drei individuellen Portraits<br />

von Personen des gleichen Geschlechts gemittelt.<br />

Außerdem wurden Augenfarben und Pupillengröße<br />

für alle Gesichter angeglichen, wobei im Verlauf<br />

des Versuchs jedes Gesicht sowohl mit braunen als<br />

auch mit blauen Augen gezeigt wurde. Die Ergebnisse<br />

stellen die Plausibilität einer evolutionären<br />

Erklärung der Antworttendenzen blauäugiger Männer<br />

in Frage und illustrieren außerdem die Effekte<br />

der Wiederholung von Augenfarbe und Geschlecht<br />

gezeigter Gesichter sowie der Zielreizposition über<br />

Durchgänge.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

12. april<br />

eVidenz GeGen das doGMa der entwicKlUnGsstabilität Von diGit ratio<br />

(2d:4d), eineM MarKer Für pränatale GeschlechtshorMon-expo-<br />

sition<br />

Voracek Martin, Prochaska Madeleine, Nader Ingo W., Stieger Stefan, Tran Ulrich S.,<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Digit Ratio (2D:4D), die relative Länge von Zeige-<br />

(2D) zu Ringfinger (4D), ist bei Männern durchschnittlich<br />

niedriger als bei Frauen. Der Geschlechtsunterschied<br />

sowie interindividuelle Unterschiede<br />

in 2D:4D erscheinen bereits pränatal. Etliche konvergierende<br />

Forschungsbefunde legen nahe, dass<br />

2D:4D einen retrospektiven Marker für die pränatal<br />

herrschende individuelle Geschlechtshormon-Exposition<br />

darstellt (jüngst experimentell-entwicklungsbiologisch<br />

im Tiermodell bestätigt: Zheng & Cohn,<br />

2011, Proc Natl Acad Sci USA). Dementsprechend<br />

großes Forschungsinteresse ist dem 2D:4D-Marker<br />

in den letzten Jahren in der psychologischen Forschung<br />

zuteil geworden (mehr als 500 Publikationen;<br />

u.a. Schwerpunkthefte in JID, 2007, und PAID,<br />

2011). Andere Finger- und auch Zehenlängenverhältnisse<br />

zeigen ähnliche Geschlechtseffekte. Eine<br />

wichtige Voraussetzung für die Validität des 2D:4D-<br />

Markers ist dessen Entwicklungsstabilität. Die in der<br />

Literatur vorherrschende (und nahezu als „Dogma“<br />

vertretene) Meinung ist, dass 2D:4D im postnatalen<br />

Wachstum hinreichend stabil bleibt. Die Ergebnisse<br />

vorliegender Studie ziehen dieses Dogma stark<br />

in Zweifel. Aus einer radiologischen Untersuchung<br />

standen Hand- und Fußröntgenaufnahmen von 88<br />

gesunden Mädchen und Buben im Alter von 1.5-<br />

14.5 Jahren (vornehmlich der Latenzphase: M: Alter<br />

= 6.7, SD = 3.9 Jahre) zur Verfügung. Alle daraus<br />

messbaren homologen Knochenlängenverhältnisse<br />

beider Hände (aus proximalen, mittleren und dista-<br />

len Fingerknochen sowie den Mittelhandknochen)<br />

und beider Füße (aus proximalen Zehenknochen<br />

sowie den Mittelfußknochen) wurden (geschlechtsadjustiert)<br />

alterskorreliert, wobei eine Vielzahl substantieller,<br />

auch statistisch signifikanter Alterseffekte<br />

resultierte. Dem generellen Muster nach (aus diesen<br />

querschnittlichen Daten erschlossen) verändern sich<br />

Finger- und Zehenlängenverhältnisse im Kindesalter<br />

in Richtung Femininisierung (d.h. z.B. höheres<br />

2D:4D). Diese Wachstumseffekte sind stärker ausgeprägt<br />

für die Hand (vs. Fuß), stärker für Finger<br />

und Zehen (vs. Mittelhand und Mittelfuß) und für<br />

Fingerknochen stärker für proximale und distale als<br />

für die mittleren sowie stärker für Längenverhältnisse<br />

mit Beteiligung der Daumenknochen (vs. ohne).<br />

Der klassische 2D:4D-Marker selbst zeigt ebenfalls<br />

eine signifikante positive Alters-Korrelation („Femininisierung“).<br />

Diese neuen Befunde, so replizierbar,<br />

hätten Konsequenzen für das Forschungsverständnis<br />

und die Validität von 2D:4D überhaupt; spezifisch<br />

legen sie zumindest nahe, in 2D:4D-Studien an<br />

Nicht-Erwachsenen die Variable Alter aus allen Effekttestungen<br />

heraus zu partialisieren. Für eine geeignete<br />

räumliche Visualisierung der anatomischen<br />

Lokalisation des Gesamtmusters der Altersabhängigkeit<br />

der zahlreichen berechenbaren Finger- und<br />

Zehenlängenverhältnisse wurden in vorliegender<br />

Studie (nach Wissen der AutorInnen erstmals für<br />

diesen Zweck) aus der Molekulargenetik bekannte<br />

sog. Heat Map Haplotype Plots adaptiert.<br />

wenn jeder reiz GeFahr Verheisst: änGstlichKeit Und Fatalistisch-<br />

externale KontrollüberzeUGUnGen zeiGen zUsaMMenhänGe Mit<br />

FUrchtKonditionierUnG<br />

Wegerer Melanie, Blechert Jens, Wiggert Nicole, Giritzer Julia, Wilhelm Frank H.<br />

Fachbereich für Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Ängstlichkeit sowie dysfunktionale Kontrollüberzeugungen<br />

sind Kernmerkmale verschiedener psychischer<br />

Störungen, wie speziell Depression und<br />

Angststörungen. Zur Erforschung der Entstehung<br />

und Aufrechterhaltung pathologischer Ängste wiederum<br />

wurde in der Vergangenheit vielfach klassische<br />

Furchtkonditionierung eingesetzt. Dabei fand<br />

man an Angstpatienten eine Reihe verschiedener<br />

121


122<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Auffälligkeiten wie mitunter verstärkten Erwerb und<br />

abgeschwächte Löschung der Furchtreaktion sowie<br />

auch eine verstärkte Generalisierung der Furchtreaktion<br />

auf andere Reize. Trotz der Bedeutung von<br />

Kontrollüberzeugungen im Rahmen von Angststörungen<br />

wurde deren potentieller Einfluss im Verlauf<br />

des Konditionierungsprozesses im Humanbereich<br />

bislang kaum beachtet. Ziel unserer Studie war deshalb<br />

die Untersuchung der Rolle von Ängstlichkeit<br />

sowie internaler und externaler Kontrollüberzeugungen<br />

im Rahmen einer neu entwickelten Konditionierungsprozedur,<br />

die den Angsterwerbsprozess<br />

im Vergleich zu früheren Studien naturalistischer<br />

simuliert. Wir paarten hierfür im Zuge einer differentiellen,<br />

klassischen Konditionierungsprozedur<br />

aversive Filmszenen (unkonditionierte Stimuli, US;<br />

Unfallszenen) mit passenden Geräuschen (konditionierte<br />

Stimuli, CS; Motorengeräusche) und unter-<br />

suchten an einer gesunden Population Erwerb und<br />

Löschung der erlernten Assoziationen sowie mögliche<br />

Zusammenhänge mit dispositioneller Ängstlichkeit<br />

und Kontrollüberzeugungen. Dabei fanden wir,<br />

dass Personen mit stärker ausgeprägter habitueller<br />

Ängstlichkeit sowie fatalistisch-externalen Kontrollüberzeugungen<br />

Zusammenhänge zwischen den dargebotenen<br />

Geräuschen und aversiven Unfallvideos<br />

schlechter lernten und die Wahrscheinlichkeit eines<br />

aversiven Videos nach einem eigentlich sicheren<br />

Geräusch (CS-) höher einschätzten. Unsere Ergebnisse<br />

liefern also erste Hinweise dafür, dass neben<br />

der habituellen Ängstlichkeit auch das Kontrollerleben<br />

einen Einfluss auf den Angsterwerb im Rahmen<br />

einer Konditionierungsprozedur haben könnte.<br />

Im Rahmen weiterer experimenteller Studien untersucht<br />

unsere Arbeitsgruppe diese Zusammenhänge<br />

genauer.<br />

wenn einen die erinnerUnG nicht loslässt: ein natUralistisches<br />

KonditionierUnGsparadiGMa zUr UntersUchUnG aVersiVen wiedererinnerns.<br />

Wegerer Melanie, Blechert Jens, Westenfeld Elke, Krieger Antonia, Kolodyazhniy Vitaliy, Wilhelm<br />

Frank H.<br />

Fachbereich für Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Intrusives Wiedererinnern ist ein Kernmerkmal der<br />

Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und<br />

eine Begleiterscheinung anderer psychischer Störungen.<br />

Man geht davon aus, dass intrusive Erinnerungen<br />

häufig durch Stimuli ausgelöst werden, die<br />

in ihren sensorischen Merkmalen denjenigen Reizen<br />

ähneln, die kurz vor oder während eines als belastend<br />

erlebten Ereignisses auftraten. Es gibt hierzu Ergebnisse<br />

aus Befragungsstudien bei Traumpatienten,<br />

jedoch bislang keine experimentelle Überprüfung.<br />

Klassische Furchtkonditionierung ist ein häufig diskutierter<br />

zugrunde liegender Prozess und wurde in<br />

zahlreichen Studien als experimentelles Paradigma<br />

zur Erforschung normaler sowie pathologischer<br />

Ängste eingesetzt. Ein Problem vieler Studien zur<br />

Furchtkonditionierung stellt jedoch die oft geringe<br />

externe Validität der eingesetzten angstauslösenden<br />

Stimuli (z.B. elektrische Reize) dar. Ziel unserer<br />

Studie war deshalb die Entwicklung eines neuen<br />

Konditionierungsparadigmas, welches es erlaubt,<br />

den natürlich ablaufenden Prozess des Angsterwerbs<br />

zu simulieren sowie mögliche Zusammenhänge mit<br />

späterem aversiven Wiedererinnern zu untersuchen.<br />

In einer differenziellen, klassischen Konditi-<br />

12. april<br />

onierungsprozedur paarten wir aversive Filmszenen<br />

(unkonditionierte Stimuli, US; Unfallszenen) mit<br />

passenden Geräuschen (konditionierte Stimuli, CS;<br />

Motorengeräusche) und untersuchten an einer gesunden<br />

Stichprobe den Erwerb sowie die Löschung<br />

der erlernten Assoziationen. Im Anschluss daran<br />

untersuchten wir außerdem getriggertes sowie spontanes<br />

Wiedererinnern an die gezeigten Filmszenen.<br />

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass sich<br />

eine Furchtkonditionierung durch unser naturalistisches<br />

Paradigma sinnvoll verwirklichen lässt und<br />

legen einen Zusammenhang zwischen einzelnen<br />

Komponenten des Konditionierungsprozesses und<br />

dem Auftreten von getriggertem, intrusionsartigem<br />

Wiedererinnern nahe. Entsprechend unserer Hypothese<br />

fanden wir beispielsweise einen Zusammenhang<br />

zwischen der erworbenen Aversivität des CS+<br />

im Verlauf der Furchtkonditionierung und der Stärke<br />

des später durch den CS+ getriggerten Wiedererinnerns.<br />

Zusammenfassend unterstützen unsere Daten<br />

die Validität des neuen Furchtkonditionierungsparadigmas,<br />

welches zur besseren Untersuchung ätiologischer<br />

Mechanismen bei PTBS und anderen Angststörungen<br />

eingesetzt werden kann.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

12. april<br />

über den zUsaMMenhanG Von bindUnGsstilen Und schlaFstÖrUnGen<br />

Werner Gabriela 1 , Schabus Manuel 2<br />

1 Labor für Klinische Stress- und Emotionsforschung, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich; 2 Labor für Schlaf,<br />

Kognition und Bewusstseinsforschung, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Einleitung: Zborowski und McNamara (1998) gehen<br />

davon aus, dass der (REM-)Schlaf biobehaviorale<br />

Systeme aktiviert, die die Bindung zwischen<br />

Kind und Bezugsperson fördern. In einer Studie mit<br />

Kindern zeigte McNamara (2003), dass ambivalent<br />

gebundene im Vergleich zu vermeidenden Kindern<br />

signifikant häufigeres Erwachen und längere Wachphasen<br />

in der Nacht zeigen. Dies wird durch die<br />

Bindungstheorie (Bowlby, 2006) erklärt, da ambivalent<br />

gebundene Kinder ihre Bedürfnisse bezüglich<br />

der Bindung „übertreiben“, um Zuwendung zu bekommen,<br />

was auch zu vermehrten Problemen beim<br />

Schlaf führt. Unsicher gebundene Kinder hingegen<br />

unterdrücken aufgrund häufiger Zurückweisung ihre<br />

Bedürfnisse und weisen somit einen noch ungestörteren<br />

Schlaf auf als sicher gebundene Kinder. Das<br />

Ziel der vorliegenden Studie war, die Zusammenhänge<br />

zwischen erinnerten und aktuellen Bindungsstilen<br />

und Schlafstörungen bei Erwachsenen zu untersuchen.<br />

Methode: 28 Versuchspersonen (M=34.89,<br />

SD=12.03; Insomniker: n=16, Gesunde: n=12) wurden<br />

anhand von Fragebögen zum Bindungsverhalten<br />

(Bielefelder Fragebogen zu Partnerschaftserwartungen,<br />

BFPE) und erinnertem Erziehungsstil (FEE)<br />

untersucht. Danach wurden die objektiven Schlafdaten<br />

einer zweiten Polysomnographie-Nacht mit den<br />

verschiedenen Bindungsstilen in Beziehung gesetzt.<br />

Ergebnisse: Es zeigten sich bei Erwachsenen mit<br />

ambivalenter Bindung (BFPE; n=4) eine signifikant<br />

erhöhte Aufwachhäufigkeit im Vergleich zu unsicher<br />

gebundenen (n=8; (t(8)=-2.698, p=.027; d=-1,65)<br />

und sicher gebundenen Personen (n=13; t(18)=-<br />

2.402, p=0.31; d=-1.37). Es ergab sich zudem ein<br />

Trend für eine Abnahme der Schlafstadienwechsel<br />

vom ambivalenten im Vergleich zum vermeidenden<br />

Stil (t(8)=-2.214, p=.058; d=-1,36) und eine signifikante<br />

Abnahme im Vergleich zu sicher gebundenen<br />

Personen (t(18)=-2.413, p=.027; d=-1.08). Zusätzlich<br />

zeigte sich, dass ungünstige erinnerte elterliche<br />

Erziehungsstile (autoritär, permissiv oder vernachlässigend)<br />

mit einer erhöhten Wachzeit nach dem<br />

Einschlafen im Erwachsenenalter einhergehen (bezüglich<br />

des Vaters: t(15)=-3.306, p=.005; d=-0,9;<br />

Mutter: t(14)=-3.321, p=.005; d=-1.33). Es zeigten<br />

sich statistische Trends für eine erhöhte Anzahl an<br />

REM-Zyklen bei Erwachsenen mit erinnertem autoritativen<br />

Erziehungsstil (Vater: t(15)=2.12, p=.054;<br />

d=0.58; Mutter: t(14)=2.12, p=.054; d=0.85).<br />

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unterstützen<br />

die Annahme, dass bei Personen mit ambivalentem<br />

Bindungsstil selbst im Erwachsenenalter noch<br />

Schlafprobleme gehäuft auftreten. Wie von McNamara<br />

postuliert, zeigte sich eine Anordnung der Bindungsstile<br />

anhand der objektiven Schlafqualität von<br />

unsicher gebundenen Personen mit geringster Aufwachhäufigkeit,<br />

über sicher gebundene bis hin zu<br />

unsicher gebundenen Personen, die paradoxerweise<br />

die beste Schlafqualität aufwiesen. Die erhöhte Anzahl<br />

an REM-Zyklen könnte für die wichtige Regelmäßigkeit<br />

an REM-Phasen für die Entwicklung<br />

einer sicheren Bindung, gefördert durch günstige<br />

Erziehungsstile, sprechen.<br />

näGelbeissen Und FinGernaGellänGe iM Kontext expliziter Und iMpli-<br />

ziter anteile Von selbstwert, anGst Und aGGression<br />

Zeiler Michael, Stieger Stefan<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Untersuchungen zum Nägelbeißen sind in der bisherigen<br />

psychologischen Forschung unterrepräsentiert,<br />

wobei die vorhandene empirische Evidenz zu<br />

Nägelbeißen im Kontext psychologischer Variablen<br />

kein einheitliches Bild zeichnet. Während einige<br />

Studien signifikante Zusammenhänge mit Selbstwert,<br />

Angst und Aggression aufzeigen konnten, ließen<br />

sich diese Zusammenhänge in anderen Untersuchungen<br />

nicht mehr finden. In der vorliegenden<br />

Studie (N = 473; 20% selbsterklärte Nägelbeißer-<br />

123


124<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Innen) wurde Nägelbeißen auf verschiedene Weise<br />

operationalisiert: mittels Selbstangabe (Ja/Nein),<br />

einer Nail-Biting-Scale (kontinuierlich) und mittels<br />

direkter doppelter Abmessung der Fingernagel-<br />

bzw. Nagelbettlänge durch die Versuchsleiter.<br />

Es wurden sowohl explizite (d.h. bewusste) als auch<br />

implizite (d.h. automatische) Anteile der Persönlichkeitskonstrukte<br />

Selbstwert, Angst und Aggression<br />

gemessen. Signifikante, wenn auch kleine, Effekte<br />

zeigten sich hinsichtlich der expliziten Aggression<br />

im Sinne von höheren Aggressionswerten bei selbst<br />

erklärten NägelbeißerInnen verglichen mit Nicht-<br />

NägelbeißerInnen. Des Weiteren ließen sich signifikante<br />

Zusammenhänge zwischen der expliziten<br />

Angst und der Fingernagel- bzw. Nagelbettlänge<br />

bei weiblichen Nicht-Nägelbeißerinnen feststellen.<br />

Höhere Ängstlichkeit ging hierbei mit kürzeren Fingernagellängen<br />

einher. Positive Korrelationen zwi-<br />

12. april<br />

schen explizitem Selbstwert und der Fingernagellänge<br />

(wenn auch nominal nicht signifikant) ließen<br />

sich in derselben Teilstichprobe erkennen. Die freie<br />

Fingernagellänge (Differenz aus Fingernagellänge<br />

und Nagelbettlänge als Maß für Nägelbeißen) zeigte<br />

in keiner der Analysen signifikante Effekte. Weitere<br />

Effekte, insbesondere bezüglich der impliziten Anteile<br />

von Angst, Aggression und Selbstwert konnten<br />

nicht gefunden werden. Trotz der großen Stichprobe<br />

konnten bisher publizierte Befunde zum Nägelbeißen<br />

nur teilweise repliziert werden. Selbst durch die<br />

unterschiedliche Operationalisierung von NägelbeißerInnen<br />

vs. Nicht-NägelbeißerInnen durch direkte<br />

Fingernagelmessungen, konnten keine substantiell<br />

neuen Erkenntnisse gewonnen werden.<br />

VisUell-räUMliches arbeitsGedächtnis Und deterMinistisches<br />

seQUenzlernen<br />

Martini Markus<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Bisherige Untersuchungen zur Rolle des Arbeitsgedächtnisses<br />

(AG) beim Sequenzlernen konnten<br />

keine Relationen zwischen der AG-Spanne und inzidentellen<br />

Lernleistungen finden. Ziel der vorliegenden<br />

Studie war es, den individuellen Beitrag spezifischer<br />

AG-Subkomponenten beim inzidentellen<br />

deterministischen Sequenzlernen zu messen. Dafür<br />

erhoben wir von den Probanden (N=40) spezifische<br />

AG-Leistungsmaße in den Bereichen der (1) Verarbeitung<br />

(u.a. choice reaction Aufgabe), (2) Speicherung<br />

(u.a. dot-span Aufgabe) und (3) Speicherung<br />

und Verarbeitung (u.a. memory updating Aufgabe).<br />

Das Aktivierungslevel der zu lernenden Sequenzinformation<br />

wurde über das response-stimulus interval<br />

(RSI) variiert (RSI 0 ms vs. RSI 1000 ms).<br />

Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang der<br />

AG-Subkomponenten in Abhängigkeit des RSI mit<br />

der Sequenzlernleistung und dem expliziten Wissen<br />

in einer darauffolgenden Generierungsaufgabe. Die<br />

Ergebnisse der Untersuchung und ihre theoretischen<br />

Implikationen werden diskutiert.


hs 15.13 13. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: WOHLBEFINDEN<br />

chair: FreUdenthaler h.harald<br />

natUr, GesUndheit Und wohlbeFinden<br />

Röderer Kathrin, Cervinka Renate<br />

Institut für Umwelthygiene, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien, Österreich<br />

Die positiven Auswirkungen der Natur auf Gesundheit<br />

und Wohlbefinden sind empirisch gut belegt.<br />

Um die erholungsfördernden Auswirkungen der Natur<br />

auf Gesundheit und Wohlbefinden auch in städtischen<br />

Umgebungen nutzbar zu machen, ist es (1)<br />

grundlegend, zu wissen, welche inneren Konzepte<br />

und Vorstellungen von Natur Personen haben und<br />

(2) aus welchen Gründen sie ihre Zeit im Freien<br />

verbringen. In einer qualitativen Studie (Studie 1,<br />

n=133, 52,6% Frauen, Durchschnittsalter 34,9 Jahre)<br />

wurden Personen in Wien und Umgebung zu ihrem<br />

Verständnis von „Natur“ befragt (Röderer & Cervinka,<br />

2012). Dabei wurden sowohl kognitive als auch<br />

emotionale und verhaltensbezogene Aspekte mittels<br />

offener Fragen abgedeckt. Die Auswertung der<br />

Antworten erfolgte entsprechend der qualitativen<br />

Inhaltsanalyse (Mayring, 2007). In einer zweiten,<br />

quantitativen Studie (Studie 2) waren die TeilnehmerInnen<br />

(n = 120, 62,5 % Frauen, Durchschnittsalter<br />

39,9 Jahre) aufgefordert, ihre Beweggründe für<br />

den Aufenthalt in der Natur aus einer vorgegebenen<br />

Liste auszuwählen (Röderer, Cervinka, Hefler & Huber,<br />

under review). Darüber hinaus wurde die Naturverbundenheit<br />

der ProbandInnen erhoben, um einen<br />

eventuellen Zusammenhang zu den Beweggründen<br />

zu klären. Es zeigte sich, dass in Studie 1 die Mehrzahl<br />

der befragten Personen zunächst Merkmale der<br />

äußeren Erscheinung von Natur (z.B. Wald, Bäume,<br />

etc.) nannte. Doch schon die zweithäufigst genannte<br />

Kategorie umfasste Assoziationen zu Wohlbefinden<br />

und Erholung. Dies macht deutlich, dass Natur in<br />

den Köpfen der Befragten eng mit Erholung, Entspannung,<br />

Ruhe und Wohlbefinden verknüpft ist. In<br />

Studie 2 unterschieden sich die Beweggründe für<br />

den Aufenthalt in der Natur der wenig naturverbundenen<br />

StudienteilnehmerInnen deutlich von denen<br />

der stark naturverbundenen TeilnehmerInnen. Während<br />

die Personen mit geringer Naturverbundenheit<br />

hauptsächlich aus utilitaristischen oder sozialen<br />

Beweggründen Zeit in der Natur verbrachten, hielten<br />

sich Naturverbundene aus erholungsbezogenen<br />

Gründen in der Natur auf. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass auch in städtischem Umfeld Natur mit Wohlbefinden<br />

assoziiert ist. Naturverbundene Personen nutzen<br />

die Natur, um sich zu erholen und zu regenerieren.<br />

Frei- und Grünflächen sollten auch in der Stadt<br />

diesem Verhalten entsprechend leicht erreichbar und<br />

zugänglich sein, um so das Wohlbefinden und die<br />

Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern.<br />

Röderer, K. & Cervinka, R. (2012). Mental representations<br />

of nature – the importance of well-being.<br />

In S. Kabisch, A. Kunath, P. Schweizer-Ries, & A.<br />

Steinführer (Eds.), Vulnerability, risks, and complexity:<br />

Impacts of global change on human habitats.<br />

Advances in people-environment studies, Vol. 3.<br />

Göttingen: Hogrefe. Röderer, K., Cervinka, R., Hefler,<br />

E. & Huber, M. (under review). The relevance of<br />

connectedness with nature for restoration. Applied<br />

Psychology: Health and Well-Being. Mayring, P.<br />

(2007) Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und<br />

Techniken. Weinheim: Beltz UTB.<br />

„GlücKsseMinar“ – eine Methode zUr FÖrderUnG des wohlbeFindens:<br />

Konzeption Und erGebnisse einer eValUationsstUdie<br />

Taurini Elena, Laireiter Anton-Rupert, Schwaiger-Schrader Brigitte, Siwek-Marcon Petra<br />

Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Fragestellung: Die Positive Psychologie postuliert,<br />

dass die Förderung von positiven Emotionen, Wohlbefinden<br />

und Glück eine zentrale Aufgabe der Psychologie<br />

sein sollte, die sogar über die Bewältigung<br />

von Problemen und die ausschließliche Behandlung<br />

von Störungen zu setzen sei. Um diesem Anliegen<br />

näher zu kommen, wurden in der Literatur bis jetzt<br />

eine Reihe von Strategien entwickelt und eingesetzt,<br />

u.a. z.B. sogenannte Glückstagebücher, Glückstrainings<br />

und „Wohlbefindenstherapien“. Angelehnt<br />

125


126<br />

hs 15.13<br />

an diese Vorbilder wurde von den drei zuletzt genannten<br />

AutorInnen ein so genanntes „Glücksseminar“,<br />

entwickelt, das aus sechs Elementen besteht,<br />

die in sechs dreistündigen Sitzungen in Form eines<br />

Trainings vermittelt werden: Psychoedukation und<br />

Entwicklung eines individuellen Wohlbefindensmodells,<br />

persönliche Stärken und Ressourcen, Achtsamkeit,<br />

Genusstraining, Work-Life-Balance und<br />

kognitive Umstrukturierung. Parallel dazu wird von<br />

den TeilnehmerInnen ein individuelles Glückstagebuch<br />

geführt.<br />

Methodik: Dieses Training wurde über verschiedene<br />

Stufen und Pilotstudien entwickelt und hinsichtlich<br />

seiner Effekte geprüft. In der vorliegenden Arbeit<br />

werden die ersten Ergebnisse einer Evaluationsstudie<br />

präsentiert, in der 70 psychisch unauffällige Mitglieder<br />

der Normalbevölkerung, die das Training absolviert<br />

hatten, und eine Wartelisten-Kontrollgruppe<br />

in einem randomisiert kontrollierten Design vor,<br />

nach und vier und sieben Monaten nach Beendigung<br />

des Trainings mittels verschiedener Verfahren zum<br />

Wohlbefinden, der Befindlichkeit, positiven und<br />

negativen Emotionen, Depressivität etc. untersucht<br />

worden sind. Ergebnisse: Die Ergebnisse weisen auf<br />

durchwegs positive Effekte hin, die im Prä-Post- und<br />

Katamnese-Vergleich mittlere Effektstärken nach<br />

sich ziehen, die auch nach Trainingsende erhalten<br />

bleiben. Insbesondere sind davon positive Emotionen,<br />

das Selbstwertgefühl, depressive Gefühlszustände,<br />

Ängste und wahrgenommene persönliche<br />

Ressourcen betroffen. Die Stabilität weist darauf<br />

hin, dass die Effekte nachhaltig sind.<br />

Diskussion: Die Ergebnisse der Studie sind vielversprechend<br />

und zeigen, dass mit Hilfe derartiger<br />

Interventionen auch bei Menschen ohne psychische<br />

Auffälligkeiten Wohlbefinden und Glückserleben<br />

nachhaltig gefördert und negative Befindlichkeiten,<br />

wie Depressivität und Angst, reduziert werden können.<br />

In einer weiterführenden Studie soll der Effekt<br />

dieses Trainings auf leicht bis mittelgradig Depressive<br />

untersucht werden.<br />

erholUnGspotenzial priVater GrünräUMe<br />

Hämmerle Isabella1 , Cervinka Renate1 , Meixner-Katzmann Karo2 , Plitzka-Pichler Elisabeth3 , Röderer<br />

Kathrin1 1 Medizinische Universität Wien, Österreich; 2 Karo - GrünPunkt - Fachverband der Gartentherapie-ExpertInnen, Pressbaum,<br />

Österreich; 3 Plitzka und Partner GmbH, Stifernerstraße 22b, Schönberg am Kamp, Österreich<br />

Frei- und Grünflächen haben einen positiven Einfluss<br />

auf Gesundheit und Wohlbefinden. Wesentliche<br />

Aspekte sind Stressreduktion und Erholung der<br />

Grünraumbesucher (vgl. Abraham et al., 2007; Kaplan<br />

& Kaplan, 1989). Die Perceived Restorativeness<br />

Scale (PRS), die von Hartig und seinen Kollegen<br />

1997 entwickelt wurde, erwies sich als geeignetes<br />

Instrument, um die Erholungswirkung verschiedener<br />

Umgebungssettings zu erheben (Ivarsson & Hagerhall,<br />

2008). Studien in denen die PRS eingesetzt<br />

wurde schreiben der natürlichen Umwelt ein höheres<br />

Erholungspotenzial zu als der gebauten Umwelt<br />

(Korpela & Hartig, 1996; Purcell, Peron & Berto,<br />

2001). Empirische Erkenntnisse zum Erholungspotenzial<br />

privater Grünräume fehlen bisher. Deshalb<br />

wurde mittels der PRS die wahrgenommene Erholung<br />

verschiedener privater Grünräume ermittelt: 1)<br />

begrünte Wohnräume, 2) Balkone, 3) Gärten. Aufgrund<br />

der Naturnähe des Gartens wurde die Hypothese<br />

formuliert, dass diesem das höchste Potenzial<br />

zur Erholung zugeschrieben werden würde. Im<br />

Oktober 2011 beteiligten sich 857 Personen der österreichischen<br />

Allgemeinbevölkerung (66,5% weib-<br />

13. april<br />

lich, Durchschnittsalter 49 Jahre) an einer breit gestreuten<br />

Onlineumfrage. Der Fragebogen fragte nach<br />

soziodemografischen Parametern und der Verfügbarkeit<br />

von privaten Grünräumen, nach Grünraumpräferenzen,<br />

nach der wahrgenommenen Erholung<br />

im gewählten Grünraum (PRS: Wertebereich 0-10).<br />

Die Mehrzahl der TeilnehmerInnen an der Befragung<br />

n=677 (79%) verfügten über einen Garten,<br />

n=567 (66%) besaßen einen begrünten Wohnraum,<br />

n=341 (40%) hatten einen Balkon. Der Großteil der<br />

Personen (n=601, 70%) gab an, sich am liebsten im<br />

Garten zu erholen und bewertete infolge diesen mit<br />

der PRS. Der Wohnraum wurde von 134 Personen<br />

(16%) und der Balkon von 122 TestteilnehmerInnen<br />

(14%) gewählt und bewertet. Es zeigte sich der Hypothese<br />

entsprechend, dass der Garten das größte Erholungspotenzial<br />

aufwies (PRS: M=8.08, SD=1.42).<br />

Es unterscheidet sich signifikant vom Potenzial des<br />

Balkons (M=7.02, SD = 1.62) und des Wohnraums<br />

(M=6.68, SD=1.90), F(2,754)=52.35, p


hs 15.13<br />

ter Grünräume. Hypothesenkonform erreichte der<br />

Garten ein signifikant höheres Erholungspotenzial<br />

als die anderen beiden privaten Grünräume und<br />

wurde auch am häufigsten als liebster Ort zur Erholung<br />

gewählt. Balkone (welche aufgrund ihrer<br />

„Outdoor-Komponente“ an zweiter Stelle zu liegen<br />

erwartet wurden) unterschieden sich jedoch nicht<br />

von begrünten Wohnräumen. Wir vermuten, dass<br />

13. april<br />

technische lebenszUFriedenheit: beeinFlUsst techniK Unser leben<br />

Und Kann Man diesen einFlUss Messen? die entwicKlUnG eines MessinstrUMentes.<br />

Reinprecht Klaus, Vollrath Mark, Muhrer Elke<br />

Institut für Psychologie, Technische Universität Braunschweig, Deutschland<br />

Immer mehr technische Geräte durchdringen unseren<br />

Alltag. Sie vereinfachen unser Leben, stellen<br />

aber auch eine gewisse Veränderung dar. Spiegelt<br />

sich diese Veränderung auch in der Lebenszufriedenheit<br />

wider? Lebenszufriedenheit stellt ein breitgefächertes<br />

Konstrukt dar. In verschiedenen bereits<br />

existierenden Fragebögen werden unterschiedliche<br />

Aspekte erfasst, die sich auf die Lebenszufriedenheit<br />

einer Person auswirken können. Was bis dato fehlt<br />

ist die Erfassung der Lebenszufriedenheit die auch<br />

die technologischen Veränderungen mitberücksichtigt.<br />

Hierfür wurde ein Fragebogen entwickelt. Für<br />

die Konstruktion des ersten Vortests wurden mittels<br />

eines Expertenteams 121 Items generiert, die in Zusammenhang<br />

mit den heutigen technischen Veränderungen<br />

gebracht werden können. Aus diesen 121<br />

Items wurden nach einer ersten Voruntersuchung 23<br />

Items extrahiert. Diese 23 Items wurden und werden<br />

gegenwärtig auf ihre Testgütekriterien hin überprüft.<br />

Dazu wurde 300 Personen der Test im Paper-Pencil-Verfahren<br />

vorgegeben. Insgesamt setzt sich die<br />

Stichprobe bis dato wie folgt zusammen: Das Alter<br />

weist einen Range von 16 bis 73 Jahren (MW<br />

= 32.8; SD = 14.54). Die Geschlechterverteilung<br />

zeigt, dass rund 44% Frauen und rund 56% Männer<br />

an der Untersuchung teilgenommen haben. Von den<br />

TeilnehmerInnen sind etwas mehr als 1/3 Schüler.<br />

Ein nahezu gleichgroßer Anteil steht in einem Angestelltenverhältnis<br />

gefolgt von rund 14% an StudentInnen<br />

sowie jeweils rund 7% ArbeiterInnen und<br />

Selbstständige. Für die Untersuchung wurden neben<br />

den 23 Items noch ein soziodemographisches Datenblatt,<br />

ein Fragebogen zum Umgang mit technischen<br />

Geräten, ein Fragebogen zur Erhebung der Kontrollüberzeugung<br />

im Umgang mit Technik (KUT) so-<br />

einerseits die persönliche Beziehung zu den Pflanzen<br />

im Innenraum für dieses Ergebnis verantwortlich<br />

sein könnte, andererseits entfalten Innenräume<br />

ganzjährig ihr Erholungspotenzial und stehen wetterunabhängig<br />

zur Verfügung. Weiters formulierten<br />

wir die Empfehlung durch eine stärkere Begrünung<br />

von Balkonen deren Erholungspotenzial gezielt zu<br />

steigern.<br />

wie ein Fragebogen zur Erfassung der allgemeinen<br />

Lebenszufriedenheit (SWLS) mit vorgegeben. Diese<br />

Fragebögen wurden zusätzlich vorgegeben um<br />

eine erste Validitätsüberprüfung vorzunehmen. Die<br />

bisherigen Ergebnisse zeigen, dass sich aus den 23<br />

Items 2 Faktoren extrahieren lassen. Dies sind der<br />

Faktor „Negative Auswirkung von Technik auf die<br />

Lebenszufriedenheit“ und der Faktor „Information<br />

und Kommunikation mit/durch Technik“. Mit diesen<br />

kann eine Gesamtvarianz von 50.78% erklärt<br />

werden. Die interne Konsistenz des ersten Faktors<br />

erreicht ein Cronbach α von .885, der zweite Faktor<br />

einen Wert von α = .801, was als sehr hoch bewertet<br />

werden kann. Betrachtet man die ersten Ergebnisse<br />

hinsichtlich einer Validierung des Messkonstruktes,<br />

so zeigt sich, dass Faktor 1 signifikant negativ mit<br />

dem Gesamtwert der SWLS korreliert (r = -.146, p<br />

= .011) und Faktor zwei keine signifikante Korrelation<br />

mit der SWLS aufweist. Die Korrelation mit<br />

dem KUT zeigt für Faktor 1 eine signifikante Korrelation<br />

(r = 172, p = .008) mit Faktor 2 ergibt sich<br />

auch hier keine signifikante Korrelation. Insgesamt<br />

zeigt sich, dass sich die Auswirkungen von Technik<br />

auf die Lebenszufriedenheit erfassen lassen, jedoch<br />

es noch weiterer Untersuchungen benötigt, den Zusammenhang<br />

genauer zu klären.<br />

127


128<br />

indiKatoren zUM sUbjeKtiVen wohlbeFinden bei Kindern nach deM<br />

tsUnaMi 2004 in indien: Konzepte der Kinder Und Mütter iM Ver-<br />

Gleich<br />

Exenberger Silvia, Juen Barbara<br />

hs 15.13<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Mit diesem Beitrag wird ein Arbeitspaket des Projektes<br />

„Posttsunami“ vorgestellt, das innerhalb<br />

des 7. EU-Rahmenprogramms gefördert wurde.<br />

Das Projekt wurde in einem der schlimmsten vom<br />

Tsunami 2004 betroffenen Gebiete Indiens, Tamil<br />

Nadu, durchgeführt. Im Jahr 2009 wurde eine Liste<br />

zum subjektiven Wohlbefinden von Kindern in<br />

Tamil Nadu auf Basis der Analyse von Fokusgruppendiskussionen<br />

mit Kindern und Müttern mit 72<br />

Items entwickelt. Diese Liste wurde Teil einer Fragebogenbatterie<br />

(bestehend aus der Liste von Indikatoren<br />

zum kindlichen Wohlbefinden, PRCRS,<br />

SDQ, TESI-P). Diese Fragebögen wurden von 167<br />

Müttern in Bezug auf die Probleme, Symptome<br />

und Ressourcen ihrer 344 Kinder beantwortet. Die<br />

Tsunami-betroffenen Kinder waren entweder Voll-<br />

oder Halbwaisen, die mit ihrer Ursprungsfamilie<br />

oder in einem SOS Kinderdorf lebten. Kinder, die<br />

nicht vom Tsunami betroffen waren und im Landesinneren<br />

lebten, dienten als Vergleichsgruppe. Die<br />

Daten wurden mit SPSS (16.0) ausgewertet. Mittels<br />

der Hauptkomponentenanalyse (Varimax Rotation)<br />

konnten insgesamt 6 Faktoren zum kindlichen<br />

Wohlbefinden aus der Sicht der Mütter identifiziert<br />

13. april<br />

werden: Abwesenheit von traumabezogener generalisierter<br />

Angst, Abwesenheit von traumabezogener<br />

spezifischer Angst, schulischer Erfolg, Abwesenheit<br />

anderer traumabezogener Symptome, Familiengehorsam<br />

und Freunde. 7 Faktoren wurden aus der<br />

Sicht der Kinder festgestellt: Abwesenheit anderer<br />

traumabezogener Symptome, schulischer Erfolg,<br />

Abwesenheit traumabezogener Ängste und Intrusionen,<br />

Ablenkung/Freunde/Natur, Orientierung an<br />

der Gemeinschaft, Abwesenheit von körperlicher<br />

Bestrafung, Familiengehorsam. Die Konzepte zum<br />

subjektiven Wohlbefinden aus Sicht der Mütter und<br />

Kinder werden gegenüber gestellt und diskutiert.


hs 15.13<br />

symPosium zur zahlenVerarBeiTung<br />

chair: ischebecK anja<br />

Fähigkeiten im Bereich der Mathematik und Arithmetik<br />

werden immer wichtiger in unserer technisierten<br />

Gesellschaft. Manche Menschen haben mit<br />

Zahlenverarbeitung mehr Schwierigkeiten als andere,<br />

was man, wenn es als isolierte Entwicklungsschwäche<br />

auftritt, als Dyskalkulie bezeichnet. Für<br />

den gesellschaftlichen Erfolg des Einzelnen und<br />

der Gesellschaft im Ganzen wird es daher immer<br />

13. april<br />

wichtiger zu verstehen, was die biologische Basis<br />

der Zahlenverarbeitung ist, und wie mathematische<br />

Kenntnisse besser und schneller vermittelt werden<br />

können. Im vorliegenden Symposium werden unterschiedliche<br />

Aspekte der Zahlenverarbeitung vorgestellt.<br />

Der Ansatz ist multimethodal, und reicht von<br />

rein behavioralen Verfahren bis zum bildgebenden<br />

Verfahren wie fMRT und EEG.<br />

abrUFen oder rechnen - neUronale Korrelate arithMetischer prob-<br />

leMlÖsestrateGien<br />

Grabner Roland1 , Ansari Daniel2 , De Smedt Bert3 , Reishofer Gernot4 , Koschutnig Karl5 , Ebner Franz6 1 Institut für Verhaltenswissenschaften, ETH Zürich, Schweiz; 2 Department of Psychology, University of Western Ontario,<br />

Kanada; 3 Faculty of Psychology and Educational Sciences, Katholieke Universiteit Leuven, Belgien; 4 Universitätsklinik<br />

für Radiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich; 5 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich;<br />

6 Klinische Abteilung für Neuroradiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich<br />

Arithmetische Aufgaben lösen zu können stellt einen<br />

wichtigen Schritt in der Entwicklung mathematischer<br />

Kompetenz dar. Der Erwerb dieser Fähigkeit<br />

geht mit systematischen Veränderungen in den<br />

kognitiven Problemlösestrategien einher. Während<br />

jüngere Kinder arithmetische Probleme oft mit Hilfe<br />

von prozeduralen Strategien (z.B. Zählen, Problemtransformation)<br />

lösen, werden mit zunehmendem<br />

Lernfortschritt wichtige arithmetischen Fakten<br />

im Langzeitgedächtnis gespeichert und bei Bedarf<br />

automatisch abgerufen. In diesem Beitrag werden<br />

zwei Studien vorgestellt, in denen die neuronalen<br />

Korrelate dieser Problemlösestrategien mit Hilfe<br />

von funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) und Elektroenzephalographie (EEG) untersucht<br />

wurden. In der fMRT-Studie bearbeiteten 28<br />

Studierende arithmetische Aufgaben und wurden<br />

anschließend über die verwendeten Problemlösestrategien<br />

befragt. Es zeigte sich, dass Faktenabruf<br />

mit einer stärkeren Aktivierung des linken Gyrus<br />

angularis einherging, während der Einsatz von Prozeduren<br />

mit einem bilateralen fronto-parietalen Aktivierungsmuster<br />

assoziiert war. In der EEG-Studie<br />

wurden 20 Studierenden numerisch kleinere und<br />

größere Additions- und Subtraktionsprobleme präsentiert,<br />

die eine hohe Wahrscheinlichkeit für Faktenabruf<br />

bzw. die Anwendung prozeduraler Strategien<br />

aufweisen. Die Analyse der ereignisbezogenen<br />

(De-)Synchronisation (ERD/ERS) ergab eine starke<br />

Dissoziation beider Strategien im Theta- und Alpha-<br />

Frequenzbereich. Faktenabruf korrelierte mit linkshemisphärischer<br />

Theta ERS, prozedurale Strategien<br />

induzierten bilaterale parieto-okzipitale Alpha ERD.<br />

Diese Studien zeigen, dass (a) der linke Gyrus angularis<br />

eine Schlüsselregion beim Ab-ruf arithmetischer<br />

Fakten darstellt und (b) sich die oszillatorische<br />

EEG-Aktivität während der Anwendung von Abruf-<br />

vs. prozeduralen Strategien deutlich unterscheidet.<br />

Damit liefern diese Ergebnisse nicht nur Einsichten<br />

in die neuronalen Korrelate von arithmetischen Problemlösestrategien,<br />

sondern bieten auch einen Ansatzpunkt<br />

für die Entwicklung von neurophysiologischen<br />

Markern, welche zukünftig zur Identifikation<br />

dieser Strategien eingesetzt werden könnten.<br />

129


130<br />

hs 15.13<br />

blicKbeweGUnGen beiM strateGischen VerGleich Von brUchzahlen<br />

Weilharter Marina, Ischebeck Anja, Körner Christof<br />

Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Ziel dieses Experimentes war es herauszufinden, wie<br />

Personen beim Vergleich zweier Bruchzahlen vorgehen.<br />

Ischebeck et al. (2009) zeigten, dass es bei<br />

einstelligen Bruchzahlen (z.B. Brüche mit gleichem<br />

Nenner) zum Einsatz von Strategien (z.B. komponentenweise<br />

Verarbeitung) kommt. Im vorliegenden<br />

Experiment wurde geprüft, ob sich die Anwendung<br />

solcher Strategien beim Vergleich zweier Bruchzahlen<br />

im Blickbewegungsverhalten beziehungsweise<br />

in spezifischen Fixationssequenzen widerspiegelt.<br />

Zusätzlich wurde überprüft, ob sich die Ergebnisse<br />

von einstelligen Bruchzahlen auf zweistellige<br />

Bruchzahlen generalisieren lassen. Am Experiment<br />

nahmen insgesamt 20 Personen teil, die die Aufgabe<br />

hatten, zwei Bruchzahlen miteinander zu vergleichen<br />

und so genau und so schnell wie möglich zu<br />

entscheiden, welche Bruchzahl größer ist. Dabei<br />

wurden unterschiedlich schwierige Bruch-Paare<br />

(Brüche mit gleichem Nenner, Brüche mit gleichem<br />

13. april<br />

Zähler sowie Brüche mit unterschiedlichen Komponenten)<br />

präsentiert. Die Ergebnisse zeigten, dass<br />

bei einstelligen Bruchzahlen die Fehlerraten sowie<br />

Reaktionszeiten mit zunehmender Schwierigkeit der<br />

Bruch-Paare anstiegen. In Bezug auf die Blickbewegungen<br />

zeigte sich, dass die Anzahl der Fixationen<br />

mit der Schwierigkeit der Bruch-Paare zunahm. Die<br />

Analyse von Fixationssequenzen bestätigte die Annahme,<br />

dass es bei Anwendung von Strategien zu<br />

unterschiedlichen Blickbewegungsmustern kommt.<br />

So zeigten sich beispielsweise mehr Zähler-Zähler-<br />

Sequenzen bei Bruch-Paaren mit gleichem Nenner<br />

im Vergleich zu Bruch-Paaren mit gleichem Zähler.<br />

Die bei einstelligen Bruchzahlen gefundenen Unterschiede<br />

in den Fixationssequenzen traten bei zweistelligen<br />

Bruchzahlen noch klarer hervor. Insgesamt<br />

zeigte sich, dass sich die Anwendung spezifischer<br />

Strategien beim Vergleich von Bruchzahlen sehr gut<br />

in den Blickbewegungsmustern widerspiegelte.<br />

der Verbal-VisUell KoGnitiVe stil beiM lÖsen Von MatheMatischen<br />

textaUFGaben - eine FMri-stUdie<br />

Zarnhofer Sabrina 1 , Braunstein Verena 1 , Ebner Franz 2 , Koschutnig Karl 1 , Reishofer Gernot 3 ,<br />

Ischebeck Anja 1<br />

1 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Klinische Abteilung für Neuroradiologie, Medizinische<br />

Universität Graz, Österreich; 3 Universitätsklinik für Radiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich<br />

Im Modell zum verbal-visuell kognitiven Stil werden<br />

Verbalisierer und Visualisierer unterschieden.<br />

Es wird angenommen, dass Verbalisierer Informationen<br />

verbal-analytisch repräsentieren, d.h. bei der<br />

Informationsverarbeitung in Gedanken mitsprechen,<br />

und dass Visualisierer Informationen bildhaft<br />

oder schematisch repräsentieren, d.h. bei der Informationsverarbeitung<br />

Bilder vor dem geistigen Auge<br />

sehen. Da mentales Rechnen Anforderungen an<br />

visuelle und verbale Prozesse stellt, stellte sich die<br />

Frage, ob der bevorzugte kognitive Stil eines Menschen<br />

einen Einfluss auf die kortikale Aktivierung<br />

während mentalem Rechnen hat. Zur Beantwortung<br />

der Frage wurde ein funktionaler Scan mit 180 mathematischen<br />

Textaufgaben in randomisierter Reihenfolge<br />

durchgeführt. Jede Rechenaufgabe wurde<br />

auf zwei Arten dargeboten: einmal wurde die Aufgabe<br />

ausformuliert (z.B.: Welche Zahl erhält man,<br />

wenn man drei mit vier multipliziert?) und einmal<br />

in eine Geschichte eingebaut (z.B.: Anna spaziert<br />

täglich 3 km. Wie viele km legt sie in 4 Tagen zurück?).<br />

Es nahmen 46 Untersuchungspersonen (28<br />

Frauen) an der Studie teil. Die Studie brachte drei<br />

Hauptergebnisse: (1) Je stärker jemand beim arithmetischen<br />

Problemlösen visualisiert, umso stärker<br />

ist die Aktivierung in Gehirnarealen, die an der visuellen<br />

Prozessverarbeitung beteiligt sind, und je<br />

stärker jemand beim arithmetischen Problemlösen<br />

verbalisiert, umso stärker ist die Aktivierung in Gehirnarealen,<br />

die an der verbalen und auditorischen<br />

Prozessverarbeitung beteiligt sind. (2) Die Art der<br />

Darbietung der Textaufgabe hat einen Einfluss auf<br />

die kortikale Aktivierung. (3) Die Aktivierung von<br />

Gehirnarealen, die an der Zahlenverarbeitung beteiligt<br />

sind, wird durch den bevorzugten kognitiven<br />

Stil nicht moduliert. In weiteren Studien soll geklärt


hs 15.13<br />

werden, ob der Schluss zulässig ist, dass Areale, die<br />

an der Zahlenverarbeitung beteiligt sind, auf eine<br />

nicht modalitätsspezifische Weise an der Zahlenverarbeitung<br />

beteiligt sind.<br />

13. april<br />

abstraKt oder nicht abstraKt. neUronale Korrelate der Mentalen<br />

repräsentation Von brüchen Und proportionen<br />

Ischebeck Anja1 , Delazer-Hittmair Margarete2 , Koschutnig Karl1 , Ebner Franz3 , Reishofer Gernot4 ,<br />

Neuper Christa1,4 1 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische<br />

Universität Innsbruck, Österreich; 3Klinische Abteilung für Neuroradiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich;<br />

4 5 Universitätsklinik für Radiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich; Institut für Semantische Datenanalyse,<br />

Technische Universität Graz, Österreich<br />

Zwei Brüche miteinander zu vergleichen ist sogar<br />

für Erwachsene schwierig. Kinder verwechseln oft<br />

die Größe der verwendeten Ziffern mit dem numerischen<br />

Wert des Bruches und beurteilen z.B. 3/7 als<br />

größer als 2/3. Dies wird als ‚whole-number bias‘<br />

bezeichnet. Es wird angenommen, dass das Wissen<br />

welches Kinder über ganze Zahlen erworben haben<br />

mit den besonderen Gesetzen, die bei Operationen<br />

mit Brüchen gelten, interferiert. Es ist jedoch unklar,<br />

inwiefern dieser Bias bei Erwachsenen und<br />

auch beim Vergleich von Proportionen auftritt. In<br />

einer fMRI-Studie wurden Erwachsenen Bruch- und<br />

Proportionenpaare zum Vergleich präsentiert. Beide<br />

Vergleichsaufgaben aktivierten den sulcus intrapari-<br />

etalis (IPS), wobei eine stärkere rechtsseitige Lateralisierung<br />

bei den Proportionspaaren zu beobachten<br />

war. Diese Aktivierung nahm ab mit zunehmender<br />

numerischer Distanz (TD). Auch ein Einfluss der<br />

Distanz der Zifferngröße (whole number bias) war<br />

bei Brüchen und Proportionen zu beobachten, was<br />

darauf hinweist, dass der whole number bias eine<br />

vom Wissen über Ziffern unabhängige Wurzel hat.<br />

Beim numerischen Distanzeffekt zeigte sich kein<br />

Unterschied in der IPS-Aktivierung zwischen Brüchen<br />

und Proportionen, was darauf hindeutet, dass<br />

die numerische Distanz abstrakt, unabhängig vom<br />

Zahlenformat, repräsentiert ist.<br />

entwicKlUnG eines FraGeboGens zUr erhebUnG des Verbal-VisUell<br />

KoGnitiVen stils iM bereich arithMetiK<br />

Hasenhütl Bettina, Zarnhofer Sabrina, Ischebeck Anja<br />

Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Menschen unterscheiden sich in ihrer Herangehensweise<br />

an komplexe Probleme und im Ausmaß, in<br />

welchem sie bei der Lösung eines Problems verschiedene<br />

kognitive Domänen einsetzen. Beim Lösen<br />

von Additionen beispielsweise berichten manche<br />

Menschen, dass sie sich die Summanden visuell<br />

vorstellen (visueller kognitiver Stil), während andere<br />

Menschen eher dazu neigen, sich die Rechenaufgaben<br />

im Geist vorzusprechen (verbaler kognitiver<br />

Stil). Da bis jetzt kein Fragebogen vorliegt, der den<br />

verbal-visuell kognitiven Stil im Bereich Arithmetik<br />

erfasst, stellte sich das Ziel, einen solchen zu konstruieren.<br />

Der entwickelte Fragebogen umfasst 71<br />

Items, die einer Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse)<br />

mit anschließender Varimax-Rotation<br />

unterzogen wurden. Es bietet sich eine 2-Faktorenlösung<br />

an (Faktoren mit Eigenwert > 1): visueller<br />

kognitiver Stil, verbaler kognitiver Stil. Der entwickelte<br />

Fragebogen weist ein gutes Cronbach α und<br />

sowohl konvergente (Selbsteinschätzung, Reaktionszeiten<br />

beim Lösen von verbal und visuell dargebotenen<br />

Rechenaufgaben) als auch diskriminante<br />

Validität (Intelligenz, Persönlichkeit) auf.<br />

131


132


hs 15.13<br />

13. april<br />

symPosium: akTuelle Trends in der neurowissenschafTlichen<br />

lehr- und lernforschung<br />

chair: Grabner roland<br />

Grabner Roland 1 , Bergner Sabine 2 , Fink Andreas 2 , Koschutnig Karl 2 , Nussbaumer Daniela 1 , Saalbach<br />

Henrik 1<br />

1 2 Institut für Verhaltenswissenschaften, ETH Zürich, Schweiz; Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz,<br />

Österreich<br />

Mit dem zunehmenden Einsatz von neurowissenschaftlichen<br />

Verfahren in der Untersuchung von<br />

schulrelevanten Lernprozessen hat sich in den letzten<br />

10 Jahren das Forschungsfeld der „Educational<br />

Neuroscience“ entwickelt. Ein zentrales Ziel dieses<br />

Forschungsfelds liegt darin, durch Zusammenarbeit<br />

von Lehr- und Lernforscher/innen und Neurowissenschaftler/innen<br />

ein umfassenderes Verständnis<br />

der neuronalen und kognitiven Mechanismen schulischen<br />

Lernens zu erlangen. In diesem Symposium<br />

werden fünf Studien präsentiert, die einen Einblick<br />

in aktuelle Trends der neurowissenschaftlichen Lehr-<br />

und Lernforschung bieten. Der erste Beitrag basiert<br />

auf der zurzeit kontrovers diskutierten Frage, inwieweit<br />

durch Training von Arbeitsgedächtnisprozessen<br />

die allgemeine Leistungs- und Lernfähigkeit gesteigert<br />

werden kann. Nussbaumer und Kolleg/innen<br />

stellen eine Elektroenzephalographie (EEG)-Studie<br />

vor, in der verschiedene Arbeitsgedächtnistrainings<br />

im Hinblick auf nahen und fernen Leistungstransfer<br />

sowie neurophysiologische Veränderungen geprüft<br />

wurden. Im zweiten Beitrag wird der Frage<br />

nachgegangen, ob körperliche Aktivität die Leistung<br />

in kognitiven Aufgaben steigern kann. Koschutnig<br />

und Kolleg/innen präsentieren eine Studie mit funktioneller<br />

Magnetresonanztomographie (fMRT), in<br />

welcher der Einfluss einer kurzen moderaten Sportintervention<br />

auf die Bearbeitungszeiten und die Ge-<br />

hirnaktivierung in einer Arbeitsgedächtnisaufgabe<br />

untersucht wurde. Im Zentrum des dritten Beitrags<br />

von Fink und Kolleg/innen stehen kreative Denkprozesse<br />

und deren Förderungsmöglichkeiten durch<br />

kognitive Stimulation. Mittels fMRT wurde gezeigt,<br />

wie sich die Darbietung unterschiedlich origineller<br />

Ideen von anderen auf die Produktion eigener origineller<br />

Ideen und die begleitenden Gehirnaktivierungsmuster<br />

auswirkt. Der vierte Beitrag bezieht<br />

sich auf Geschlechtsunterschiede in visuell-räumlichen<br />

Fähigkeiten, die häufig im Zusammenhang<br />

mit schulischen Mathematikleistungen diskutiert<br />

werden. Bergner und Kolleg/innen untersuchten die<br />

Effekte von Darstellungsform (zwei- oder dreidimensional)<br />

und einem zweiwöchigen Training auf<br />

Geschlechtsunterschiede in den Aufgabenleistungen<br />

und der neuralen Effizienz im EEG. Im fünften<br />

Beitrag stellen Saalbach und Kolleg/innen eine<br />

Studie zum zweisprachigen Mathematiklernen vor.<br />

In dieser wurde mittels fMRT untersucht, welche<br />

Mechanismen den kognitiven Kosten zugrunde liegen,<br />

die entstehen, wenn das in einer Sprache erworbene<br />

Wissen in einer anderen Sprache abgerufen<br />

wird. Abschließend werden vor dem Hintergrund<br />

der vorgestellten Studien Chancen und Grenzen der<br />

neurowissenschaftlichen Lehr- und Lernforschung<br />

diskutiert.<br />

Grenzen Und MÖGlichKeiten eines traininGs Von arbeitsGedächtnisprozessen:<br />

eine eeG-stUdie<br />

Nussbaumer Daniela 1 , Grabner Roland 1 , Schneider Michael 2 , Stern Elsbeth 1<br />

1 2 Institut für Verhaltenswissenschaften, ETH Zürich, Schweiz; Abteilung für Pädagogische Psychologie, Universität Trier,<br />

Deutschland<br />

Neuste Studien zeigen kontroverse Resultate bezüglich<br />

der Trainierbarkeit der Arbeitsgedächtniskapazität,<br />

welche als limitierender Faktor der allgemeinen<br />

kognitiven Leistungsfähigkeit gilt, In dieser<br />

Studie wurden verschiedene Arbeitsgedächtnistrainings<br />

im Hinblick auf nahen und fernen Leistungs-<br />

transfer geprüft, um so einen Beitrag zur Frage der<br />

Trainierbarkeit der Arbeitsgedächtniskapazität zu<br />

leisten. Der Fokus der Trainingsaufgaben liegt auf<br />

Aufgaben der mathematischen Domäne mit Schulrelevanz.<br />

Es wurde untersucht, ob die Arbeitsgedächtniskapazität<br />

durch Trainingsprogramme über-<br />

133


134<br />

haupt gesteigert werden kann, ob die Adaptivität der<br />

Trainingsaufgaben relevant ist und ob Auswirkungen<br />

auf ein Aussenkriterium, nämlich auf die Performanz<br />

in schulrelevanten, mathematischen Aufgaben<br />

bestehen. Mit Hilfe von Elektroenzephalographie<br />

(EEG) wurde überdies die allgemeine kognitive<br />

Aktivierung bei Trainings- und Transferaufgaben<br />

ermittelt und untersucht, ob mit dem Training neurophysiologische<br />

Veränderungen wie zum Beispiel<br />

eine Steigerung der neuralen Effizienz einhergehen.<br />

Neunzig junge Erwachsene trainierten während 13<br />

Tagen in je einer der folgenden Bedingungen: ein<br />

adaptives Arbeitsgedächtnistraining mit steigenden<br />

Anforderungen, ein Arbeitsgedächtnistraining mit<br />

gleichbleibenden moderaten Anforderungen und ein<br />

Kontrolltraining mit Reaktionszeitaufgaben. Bei allen<br />

drei Gruppen wurden vor und nach dem Training<br />

dieselben breit gefächerten Transferaufgaben<br />

vorgegeben und EEGs aufgezeichnet. Das Training<br />

von Arbeitsgedächtnisprozessen wirkte sich positiv<br />

auf die Leistung in Arbeitsgedächtnisaufgaben mit<br />

gleicher Oberflächenstruktur aus. Bei Aufgaben,<br />

die sich stärker von den trainierten Aufgaben unterschieden,<br />

konnten keine Unterschiede zwischen den<br />

drei Gruppen festgestellt werden. Dies gilt insbesondere<br />

für Transferaufgaben aus der mathematischen<br />

Domäne. Abschließend wird die Übereinstimmung<br />

dieser behavioralen Daten mit den EEG-Ergebnissen<br />

und die Grenzen von Arbeitsgedächtnistrainings<br />

insbesondere im schulischen Kontext thematisiert.<br />

Macht sport schlaU? einFlUss KUrzer Moderater sportinterVention<br />

aUF das arbeitsGedächtnis<br />

hs 15.13<br />

Koschutnig Karl 1 , Schweitzer Kerstin 2 , Reishofer Gernot 3 , Müller Wolfram 4 , Neuper Christa 1,5<br />

1 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Human Performance Research Graz, Österreich;<br />

3 Universitätsklinik für Radiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich; 4 Institut für Biophysik, Medizinische Universität<br />

Graz, Österreich; 5 Institut für Semantische Datenanalyse, Technische Universität Graz, Österreich<br />

Zahlreiche Studien haben den Einfluss körperlicher<br />

Aktivität auf kognitive Leistungen untersucht. Die<br />

Ergebnisse dieser Untersuchungen sind teilweise<br />

heterogen und stark abhängig von den verwendeten<br />

sportlichen Interventionen und Methoden zur Testung<br />

der kognitiven Leistung. Überblickstudien belegen,<br />

dass vor allem Ausdauersport einen positiven<br />

Einfluss auf unterschiedliche Kognitionen hat. Es<br />

konnte gezeigt werden, dass bereits kurze Sporteinheiten<br />

(zwischen 20 und 45 Minuten) im moderaten<br />

Ausdauerbereich mit positiven Veränderungen in<br />

bestimmten kognitiven Leistungen einhergehen. Die<br />

zugrunde liegenden neuronalen Korrelate sind jedoch<br />

weitestgehend unbekannt. In der vorgestellten<br />

Studie wurde der Einfluss einer kurzen moderaten<br />

Sportintervention auf bestimmte Teile des Arbeitsgedächtnisses<br />

mittels funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) untersucht. In Kooperation<br />

mit dem Human Performance Research Graz<br />

wurde eine 40-minütige Sportintervention (Ergometer)<br />

definiert. Diese entspricht einer moderaten Ausdauerbelastung.<br />

Für die Leistung im Bereich des Arbeitsgedächtnisses<br />

wurde ein klassischer „n-back“<br />

Task verwendet. Mit diesem Test kann die Fähigkeit,<br />

Informationen aufrecht zu erhalten und beständig<br />

zu aktualisieren, untersucht werden. Dabei wird<br />

die Aufgabe in verschiedenen Schwierigkeitsgraden<br />

13. april<br />

vorgegeben. Die 20 UntersuchungsteilnehmerInnen<br />

absolvierten die Arbeitsgedächtnisaufgabe in einem<br />

3 Tesla MR-Scanner (fMRT Messung) einmal nach<br />

der Sportbedingung und das andere Mal nach einer<br />

Ruhebedingung. Es konnte gezeigt werden, dass der<br />

Einfluss der Sportintervention sehr spezifisch wirkte.<br />

So konnte ausschließlich bei der schwierigen<br />

Gedächtnisaufgabe eine Reaktionszeitverbesserung<br />

nach der Sportintervention nachgewiesen werden.<br />

Weiters zeigte sich ein positiver Zusammenhang<br />

zwischen Fitness und Reaktionszeitverbesserung.<br />

Unterstützt wurden diese Ergebnisse durch die Auswertung<br />

der funktionellen Daten (fMRT). Areale die<br />

dem Arbeitsgedächtnis zugeschrieben werden, vor<br />

allem fronto-parietale Bereiche, zeigten einen starken<br />

Aktivierungszuwachs bei der schwierigen Gedächtnisaufgabe<br />

nach der Sportintervention. Diese<br />

Ergebnisse belegen, dass bereits eine kurze Sportintervention<br />

einen spezifisch-positiven Einfluss auf<br />

das Gedächtnis haben kann. Somit liefert die hier<br />

vorgestellte Studie einen möglichen Ansatzpunkt<br />

für die Stundengestaltung im schulischen Unterricht<br />

und weist auf die Wichtigkeit von Bewegung insbesondere<br />

von Ausdauersport hin.


hs 15.13<br />

KreatiVität Und KoGnitiVe stiMUlation<br />

Kreativität ist vielerorts anzutreffen und taucht in<br />

höchst unterschiedlichen Bereichen und zu verschiedenen<br />

Zeitpunkten in der Geschichte auf und<br />

wird gerade in unserer leistungsorientierten, auf<br />

Nutzen- und Gewinnmaximierung ausgerichteten<br />

Gesellschaft als wichtige Ingredienz für das erfolgreiche<br />

Weiterkommen nicht nur in beruflichen sondern<br />

auch in privaten Belangen diskutiert. In jüngerer<br />

Zeit haben vor allem neurowissenschaftliche<br />

Forschungsansätze entscheidend dazu beigetragen,<br />

die geheimnisvolle Natur der Kreativität zu entmystifizieren.<br />

Durch den Einsatz moderner bildgebender<br />

Verfahren (Elektroenzephalographie, EEG;<br />

funktionale Magnetresonanztomographie, fMRT)<br />

wird zunehmend gezeigt, dass kreative Denk- und<br />

Problemlöseprozesse sehr eng mit der Aktivität in<br />

einem komplexen neuronalen Netzwerk assoziiert<br />

13. april<br />

Fink Andreas 1 , Benedek Mathias 1 , Koschutnig Karl 1 , Reishofer Gernot 2 , Papousek Ilona 1 , Weiss<br />

Elisabeth M. 1<br />

1 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Universitätsklinik für Radiologie, Medizinische<br />

Universität Graz, Österreich<br />

sein dürften, das auch bei Aufmerksamkeits- und<br />

Gedächtnisprozessen eine wichtige Rolle spielt. Darüber<br />

hinaus weisen neurowissenschaftliche Studien<br />

auch darauf hin, dass kreatives Denken durch spezifische<br />

Interventionen wirksam gesteigert werden<br />

kann und dass Trainingseffekte auch mit neurophysiologischen<br />

Veränderungen assoziiert sind. Werden<br />

etwa Testpersonen im fMRT-Scanner während der<br />

Bearbeitung einer Kreativitätsaufgabe durch die<br />

Darbietung von kreativen Beispielideen anderer<br />

Personen kognitiv stimuliert – wie dies in klassischen<br />

gruppenbasierten Kreativitätstechniken wie<br />

Brainstorming der Fall ist – dann produzieren sie<br />

nicht nur originellere Ideen, sondern zeigen im Vergleich<br />

zu einer Kontrollbedingung auch bedeutsame<br />

Aktivierungsveränderungen in kreativitätsrelevanten<br />

Hirnregionen.<br />

GeschlechterbezoGene Unterschiede in der Mentalen rotation Und<br />

ihre VerrinGerUnG dUrch neUe perspeKtiVen sowie traininG: eine neU-<br />

rophysioloGische stUdie<br />

Bergner Sabine, Neubauer Aljoscha C.<br />

Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Geschlechtsunterschiede in der mentalen Rotation<br />

(MR) zählen nicht nur zu den meist untersuchten<br />

sondern auch zu den profundesten Differenzen im<br />

Bereich der kognitiven Leistungsfähigkeit. Aktuelle<br />

Befunde legen nahe, dass die Geschlechtsunterschiede<br />

zugunsten von Männern deutlich geringer ausfallen,<br />

wenn die zu rotierenden Objekte in 3-dimensionaler<br />

Form bzw. in virtuellen Realitäten dargeboten<br />

werden oder aber wenn gezielte Trainingsmaßnahmen<br />

zum Einsatz kommen. In der vorliegenden Studie<br />

wird erstmals der Effekt eines MR-Trainings in<br />

Kombination mit der 3D Darbietung (vs. 2D Darbietung)<br />

von Rotationsaufgaben untersucht. 77 Jugendliche<br />

im Alter von 17 Jahren (38 Jungen, 39<br />

Mädchen) bearbeiteten diesbezüglich vor und nach<br />

einem 2-wöchigen mentalen Rotationstraining Shepard-Metzler<br />

Aufgaben, die sowohl in 2D als auch<br />

in 3D dargeboten wurden (Pretest-Training-Posttest<br />

Design). Parallel zur Aufgabenbearbeitung wurde<br />

die kortikale Aktivierung der ProbandInnen mittels<br />

EEG erfasst. Anhand der Anzahl richtig gelöster<br />

Aufgaben konnte belegt werden, dass die vielfach<br />

dokumentierten Unterschiede zugunsten des männlichen<br />

Geschlechts nur bei der Bearbeitung von<br />

2-dimensional abgebildeten, nicht aber bei 3-dimensional<br />

abgebildeten Rotationsaufgaben auftreten.<br />

Ungeachtet des Präsentationsmodus erreichten die<br />

Geschlechtsunterschiede ausschließlich im Pretest<br />

statistische Bedeutsamkeit. Die behavioralen Ergebnisse<br />

legten folglich nahe, dass die 3-dimensionale<br />

Abbildung von 3D Objekten (im Vergleich zur 2-dimensionalen<br />

Abbildung) den Prozess der mentalen<br />

Rotation erleichtert. Dies galt vornehmlich für die<br />

Mädchen der untersuchten Stichprobe. In Bezug auf<br />

die neurophysiologischen Befunde kann eine komplexe<br />

Interaktion zwischen Geschlecht, Präsentationsmodus<br />

der Aufgaben, Training und Hemisphären<br />

berichtet werden: Während das Training bei Jungen<br />

135


136<br />

hs 15.13<br />

zu einer Abnahme kortikaler Aktivierung in beiden<br />

Präsentationsmodi (2D und 3D) führte, ist eine vergleichbare<br />

Beobachtung für Mädchen nur in der 3D-<br />

Bedingung zu berichten.<br />

KoGnitiVe Kosten iM bilinGUalen MatheMatiKUnterricht: erGebnisse<br />

einer schUlstUdie Und einer FMrt-stUdie<br />

Saalbach Henrik, Grabner Roland, Eckstein Doris<br />

Institut für Verhaltenswissenschaften, ETH Zürich, Schweiz<br />

Zahlreiche Studien zu bilingualem Lernen haben<br />

gezeigt, dass die Instruktionssprache einen großen<br />

Einfluss auf die Repräsentation und Anwendbarkeit<br />

des erworbenen Wissens hat. Dies spiegelt sich beispielsweise<br />

in kognitiven Kosten wider, wenn dieses<br />

Wissen in einer anderen Sprache als der Instruktionssprache<br />

abgerufen und angewendet werden muss. In<br />

einer Studie mit SchülerInnen konnte gezeigt werden,<br />

dass dies auch für arithmetisches Wissen (z.B.<br />

die Multiplikationstafel) gilt, welches nach aktuellem<br />

Erkenntnisstand sprachlich im Langzeitgedächtnis<br />

repräsentiert ist. In einer neurowissenschaftlichen<br />

Studie wurde dann mit Hilfe von funktioneller<br />

Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht,<br />

worauf diese Kosten zurückzuführen sind. Speziell<br />

wurde überprüft, ob sie aus der Übersetzung in die<br />

Anwendungssprache oder aus zusätzlichen Rechenprozessen<br />

resultieren. Zweiunddreißig bilinguale<br />

Erwachsene absolvierten ein viertägiges Training<br />

von Multiplikations- und Subtraktionsproblemen<br />

(z.B. „achtzehn mal drei“) in einer der beiden Sprachen.<br />

In der anschließenden fMRT-Testung wurden<br />

ihnen die Probleme in beiden Sprachen präsentiert.<br />

Es zeigten sich kognitive Kosten in Form von längeren<br />

Bearbeitungszeiten, wenn die Aufgaben in der<br />

13. april<br />

untrainierten Sprache gelöst wurden. Diese Kosten<br />

gingen mit einer stärkeren Aktivierung in frontalen,<br />

präzentralen und parietalen Gehirnregionen einher,<br />

welche mit exekutiven Funktionen und Rechenprozessen<br />

in Verbindung gebracht werden. Daraus lässt<br />

sich schlussfolgern, dass die kognitiven Kosten bei<br />

der Anwendung von arithmetischem Faktenwissen<br />

auf zusätzliche Rechenprozesse attribuiert werden<br />

können. Die Implikationen dieses und anderer Befunde<br />

für den Schulunterricht werden abschließend<br />

thematisiert.


hs 15.13<br />

VorTräge der neuBerufenen<br />

13. april<br />

VisUelle aUFMerKsaMKeit Und bewUsstsein<br />

Univ.-Prof. Dr. Ulrich Ansorge<br />

Universität Wien<br />

Fakultät für Psychologie<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden<br />

Zu jedem Zeitpunkt sind wir Menschen uns einiger<br />

Dinge gewahr, wohingegen wir andere nicht bemerken.<br />

Am deutlichsten wird das, wenn wir etwas übersehen,<br />

z.B. beim Autofahren die rote Ampel oder das<br />

Abfahrtsschild. Diese Selektivität des Gewahrseins<br />

bezeichnet man als Aufmerksamkeit. Sie stellt ein<br />

zentrales Charakteristikum des menschlichen Bewusstseins<br />

dar. Aufmerksamkeit ist daher auch ein<br />

zentrales Forschungsgebiet der Psychologie. Ob<br />

unsere Fragen als PsychologInnen die Genese und<br />

Behandlung psychischer Störungen, die Steigerung<br />

der Arbeitseffizienz oder die Verbesserung von Lehrund<br />

Lernsituationen betreffen: Die Prinzipien und<br />

Gesetze der Aufmerksamkeit geben uns wichtige<br />

Anhaltspunkte.<br />

Meine Forschung konzentriert sich auf das Sehen,<br />

die visuelle Aufmerksamkeit. Als Fernsinn mit einer<br />

hohen räumlichen Auflösung kommt dem Sehen und<br />

mithin den Prozessen visueller Aufmerksamkeit eine<br />

hohe Bedeutung zu. Visuelle Aufmerksamkeit ist an<br />

beinahe allen psychischen Vorgängen beteiligt, in der<br />

Wahrnehmung, z.B. beim Lesen, in der Bewegungssteuerung,<br />

z.B. beim Greifen, oder auch bei höheren<br />

geistigen Prozessen, wie Bewertungen oder Urteilen.<br />

In unserer Arbeitsgruppe versuchen wir grundlegende<br />

Fragen des Funktionierens und der Wirkung von<br />

Aufmerksamkeit zu beantworten: Wir untersuchen<br />

die willkürliche Kontrollierbarkeit der Aufmerksamkeit,<br />

die Fähigkeiten und Grenzen der unbewussten<br />

Wahrnehmung und die Gesetze der Blicksteuerung.<br />

In der Vergangenheit sind wir dabei zu drei Schlussfolgerungen<br />

gekommen. (1) Die willentliche Kontrollierbarkeit<br />

der Aufmerksamkeit ist viel größer<br />

als das zuweilen angenommen wurde. (2) Die unbewusste<br />

Wahrnehmung ist ebenfalls viel flexibler als<br />

man vermuten würde. Und (3) es gibt eine enge Verbindung<br />

zwischen höheren geistigen Prozessen der<br />

Bedeutungsverarbeitung und einfacheren Vorgängen<br />

der Wahrnehmung und der Bewegungssteuerung.<br />

In Zukunft möchten wir uns vermehrt mit zwei Fragen<br />

beschäftigen.<br />

(1) Wie werden Aufmerksamkeit und Blicke bei der<br />

Betrachtung von Filmen gesteuert? Filme sind in-<br />

teressante visuelle Vorlagen, da sie „Sprünge“ oder<br />

Schnitte aufweisen. Aus eigener Erfahrung weiß<br />

man, dass diese Schnitte mehr oder minder leicht<br />

bemerkt werden. Warum eigentlich? Wir vermuten,<br />

dass ganz allgemeine Prinzipien des Bewusstseins<br />

und der Aufmerksamkeit die Antwort auf diese Frage<br />

geben könnten. Das möchten wir gerne zeigen und<br />

so auch umgekehrt etwas über das Bewusstsein erfahren.<br />

(2) Generalisieren die Prinzipien der menschlichen<br />

Aufmerksamkeit auf andere Spezies? Gerade die<br />

jüngere Forschung zeigt, dass nicht-menschliche Primaten<br />

und Vögel erstaunliche geistige Fähigkeiten<br />

haben. Aber haben diese Tiere auch Bewusstsein?<br />

Das ist schwierig zu beantworten. Hier hoffen wir<br />

mit vergleichender Aufmerksamkeitsforschung voranzukommen,<br />

da die Aufmerksamkeit ein zentrales<br />

Charakteristikum des menschlichen Bewusstseins<br />

ist. Es wird spannend sein zu prüfen, ob etwa Tauben<br />

oder Makaken dieselben Grenzen unbewusster<br />

Wahrnehmung zeigen wie wir Menschen. Umgekehrt<br />

erhoffen wir uns so auch Rückschlüsse auf etwaige<br />

Leistungen, die nur dem menschlichen Bewusstsein<br />

möglich sind.<br />

137


138<br />

leseForschUnG Und leseschwäche - Unter VerwendUnG der Methoden<br />

der KoMpUtionalen ModellierUnG der eleKtroenzephaloGraphie,<br />

der blicKbeweGUnGserFassUnG Und der FUnKtionellen KernspintoMo-<br />

Graphie<br />

Univ.-Prof. Dr. Florian Hutzler<br />

Paris-Lodron-Universität Salzburg<br />

Fachbereich Psychologie<br />

Abteilung Kognition & Entwicklung<br />

hs 15.13<br />

Ein aktueller Forschungsgegenstand in diesem Bereich<br />

ist die sogenannte parafoveale Vorverarbeitung<br />

beim Lesen: Während des natürlichen Lesens<br />

verarbeiten wir nicht nur das Wort, das wir gerade<br />

fixieren (d.h., das foveale Wort). Vielmehr wird auch<br />

das nächste (d.h., das parafoveale) Wort zu einem<br />

gewissen Grad vorverarbeitet. Diese parafoveale<br />

Vorverarbeitung ist der Schlüssel für flüssiges und<br />

effektives Lesen. Zu dem „wie“ der parafovealen<br />

Vorverarbeitung sind zwar einige Evidenzen aus<br />

dem Bereich der Blickbewegungsforschung vorhanden,<br />

eine genauere Charakterisierung dieser<br />

Prozesse durch die neurokognitiven Methoden war<br />

allerdings bisher, aufgrund methodischer Einschränkungen,<br />

nur bedingt möglich. Dies ändert sich durch<br />

neuere Ansätze, die auf einer Ko-Registrierung von<br />

Augenbewegungen und EEG bzw. fMRI beruhen.<br />

Unter Verwendung dieser Methoden soll eine Basis<br />

geschaffen werden für die Erstellung zukünftiger<br />

Modelle der visuellen Worterkennung, die den<br />

Aspekt der parafovealen Vorverarbeitung mit berücksichtigen<br />

– mit dem Ziel, die bisher weitgehend<br />

getrennten Forschungsdomänen der Blickbewegungssteuerung<br />

und der visuellen Worterkennung<br />

zusammenzuführen.<br />

13. april


hs 15.13<br />

13. april<br />

soziale neUrowissenschaFten – eine KUrzVorstellUnG<br />

Univ.-Prof. Mag. Dr. Claus Lamm<br />

Universität Wien<br />

Fakultät für Psychologie<br />

Institut für Klinische, Biologische und Differentielle Psychologie<br />

Das relativ junge und stark wachsende Gebiet der sozialen<br />

Neurowissenschaften ist durch den Versuch gekennzeichnet,<br />

mittels eines genuin interdisziplinären<br />

Forschungsansatzes Erkenntnisse über das menschliche<br />

Sozialverhalten zu gewinnen. Als Leitdisziplinen<br />

fungieren dabei die experimentelle Sozialpsychologie<br />

und die (kognitiven) Neurowissenschaften. Charakteristisch<br />

für die sozialen Neurowissenschaften ist ein<br />

multimethodischer Ansatz, der Beobachtungen auf<br />

mehreren Untersuchungsebenen mit einschließt - von<br />

der Rolle einzelner Moleküle zur dyadischen Interaktion<br />

bis hin zum Verhalten von großen sozialen Verbänden<br />

und Kulturen. Ihren Ursprung nahmen die<br />

sozialen Neurowissenschaften im Versuch, durch psychophysiologische<br />

Messungen mehr über die Effekte<br />

menschlichen Sozialverhaltens auf biologisch-somatische<br />

Prozesse wie etwa Stress- und Immunantworten<br />

herauszufinden (vgl. Cacioppo et al., 2011). Die jüngsten<br />

Forschungsaktivitäten hingegen konzentrieren sich<br />

darauf, durch neuronale, genetische, endokrinologische<br />

und pharmakologische Messungen und experimentelle<br />

Manipulationen etwas über die Mechanismen sozialer<br />

Informationsverarbeitung als Grundlage für unser Sozialverhalten<br />

herauszufinden.<br />

Die Themen der sozialen Neurowissenschaften sind<br />

so vielfältig wie menschliche Interaktionen und Beziehungen<br />

selbst. Als Kerngebiete haben sich einige Querschnittsfragen<br />

sowie spezifische Forschungsthemen<br />

herauskristallisiert. Eine zentrale Frage ist, inwiefern<br />

soziale Informationsverarbeitung domänenspezifisch<br />

ist, oder auf allgemeine und unspezifische Verarbeitungsmechanismen<br />

zurückgreift (was momentan plausibler<br />

scheint). Des Weiteren ist von Interesse, ob es<br />

Formen und Aspekte sozialer Kognition gibt, die einzigartig<br />

menschlich sind. Diese Frage wird mehr und<br />

mehr verneint – und zwar nicht nur durch den theoretisch<br />

motivierten Verweis auf unsere evolutionären<br />

Wurzeln, sondern auch durch konkrete empirische Befunde<br />

(z.B. Ben-Ami Bartal et al., 2012). Spezifische<br />

Forschungsthemen sind die Mechanismen von Empathie<br />

und das Verständnis von Gedanken und Intentionen<br />

(Theory of Mind) anderer Personen, sowie deren<br />

Zusammenhang mit prosozialem Verhalten (vgl. Singer<br />

& Lamm, 2009); die Beeinflussung menschlicher Entscheidungen<br />

durch soziale Emotionen und Motive wie<br />

Vertrauen, Reziprozität und Fairness; sowie die Rolle<br />

© Barbara Mair<br />

von „automatischen“ vs. „kontrollierten“ Prozessen für<br />

soziale Informationsverarbeitung (vgl. Frith & Frith,<br />

2008).<br />

Die sozialen Neurowissenschaften liefern dabei nicht<br />

nur neue Befunde und Einsichten, sondern beleben<br />

auch den Diskurs zu Fragen, die die Sozialwissenschaften<br />

bereits seit langem beschäftigt haben. Eine große<br />

Herausforderung ist dabei, die auf den unterschiedlichsten<br />

Untersuchungsebenen und in Laborversuchen<br />

generierten Erkenntnisse so zu synthetisieren, dass sie<br />

uns integrative Einsichten in grundlegende Mechanismen<br />

sozialer Informationsverarbeitung ermöglichen,<br />

die auch für die hochkomplexe soziale Welt, in der wir<br />

leben, gelten.<br />

Literaturverweise:<br />

Ben-Ami Bartal, I., Decety, J., Mason, P. (2012). Empathy<br />

and pro-social behavior in rats. Science, 334(6061),<br />

1427-30.<br />

Cacioppo, J. T., Berntson, G. G., & Decety, J. (2012). A<br />

history of social neuroscience. In A. W. Kruglanski &<br />

W. Stroebe (Eds.), Handbook of the History of Social<br />

Psychology (pp. 97-110). New York: Psychology Press.<br />

Frith, C.D., Frith, U. (2008). Implicit and explicit processes<br />

in social cognition. Neuron, 60, 503-510.<br />

Singer, T., Lamm. C. (2009). The social neuroscience<br />

of empathy. Ann N Y Acad Sci, 1156, 81-96.<br />

139


140<br />

entwicKlUnG der zahlenVerarbeitUnG<br />

Univ.-Prof. in Dr. in Karin Landerl<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Institut für Psychologie<br />

Abteilung für Entwicklungspsychologie<br />

hs 15.13<br />

Die effiziente Verarbeitung von Zahlen und Numerositäten<br />

ist eine wesentliche Grundlage der Rechenleistungen.<br />

Defizite in der Zahlenverarbeitung<br />

konnten als zentraler Kausalfaktor der Dyskalkulie<br />

identifiziert werden. Bisher wurde die Entwicklung<br />

basisnumerischer Fähigkeiten kaum längsschnittlich<br />

untersucht. In einer aktuellen Studie wurden Kinder<br />

mit altersgemäß entwickelter Rechenleistung und<br />

Kinder mit Dyskalkulie vom Ende der 1. bis zur 4.<br />

Schulstufe begleitet. Basisnumerische Leistungen<br />

und Standardeffekte der Zahlenverarbeitung (symbolischer<br />

und non-symbolischer Distanzeffekt, Größen-Kongruenzeffekt,<br />

Subitizing/Counting, Kompatibilitätseffekt<br />

bei zweistelligen Zahlen) wurden<br />

zweimal pro Schuljahr erhoben. Die Befunde belegen,<br />

dass diese Effekte bei Kindern im Grundschulalter<br />

bereits früh messbar und in ihrer Entwicklung<br />

weitgehend stabil sind. Kinder mit Dyskalkulie<br />

zeigten während der gesamten Erhebungsphase persistierende<br />

Probleme in der Effizienz ihrer Zahlenverarbeitung,<br />

wichen in ihren Verarbeitungsmustern<br />

allerdings wenig von Kindern mit typischer Entwicklung<br />

der Rechenleistungen ab. Die Befunde<br />

werden vor dem Hintergrund aktueller Theorien der<br />

neurokognitiven Grundlagen der Zahlenverarbeitung<br />

und der Rechenleistung diskutiert.<br />

13. april


hs 15.13<br />

13. april<br />

psychophysioloGie psychosozialer ressoUrcen<br />

Univ.-Prof. Dr. Dipl.-Psych. Andreas Schwerdtfeger<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Institut für Psychologie<br />

Arbeitsbereich Gesundheitspsychologie<br />

Psychosoziale Ressourcen und Resilienzfaktoren<br />

haben in der Gesundheitspsychologie eine lange<br />

Tradition. Im Gegensatz zu negativen oder defizitorientierten<br />

Variablen (z.B. Feindseligkeit, Angst,<br />

Depressivität), die relativ stabile und wenig änderungssensitive<br />

Dispositionen darstellen und mit negativen<br />

Gesundheitskonsequenzen verbunden sind,<br />

betonen Ressourcenvariablen gesundheitsprotektive<br />

Einstellungen und Verhaltensweisen, die relativ<br />

leicht veränderbar bzw. erlernbar sind. Psychosoziale<br />

Ressourcen umfassen Variablen wie Selbstwirksamkeit,<br />

positiver Affekt, Optimismus oder soziale<br />

Integration / Unterstützung. Obgleich psychosoziale<br />

Ressourcen seit längerem intensiv beforscht werden,<br />

sind bislang erst verhältnismäßig wenige Studien<br />

zu deren biopsychologischen Wirkmechanismen<br />

publiziert worden. Laborstudien lassen jedoch vermuten,<br />

dass psychosoziale Ressourcen sowohl über<br />

direkte Effekte auf verschiedene physiologische<br />

Systeme (Herz-Kreislaufsystem, Immunsystem),<br />

als auch über indirekte (über Verhaltensweisen vermittelt)<br />

oder interaktive Effekte (in Zusammenspiel<br />

mit aversiven Situationen) ihre salutogenetische<br />

Wirkung entfalten. Bislang kaum untersucht ist jedoch<br />

die Frage, wie sich psychosoziale Ressourcen<br />

im Alltag (d.h. außerhalb des Labors) auswirken.<br />

Sind die Laborbefunde auf das „echte Leben“ generalisierbar?<br />

Welche Implikationen lassen sich<br />

daraus ableiten? In den letzten Jahren hat die Technologie<br />

des ambulanten psychophysiologischen Assessments<br />

(d.h. der simultanen Ableitung psycho-<br />

logischer, physiologischer und behavioraler Daten<br />

im Feld) einen enormen Aufschwung erfahren, der<br />

die Beantwortung dieser Fragen möglich macht. In<br />

diesem Vortrag wird ein Überblick über eigene Arbeiten<br />

zum ambulanten psychophysiologischen Assessment<br />

psychosozialer Ressourcen gegeben. Die<br />

Vorteile, aber auch die kritischen Aspekte dieses<br />

neuen Ansatzes werden herausgearbeitet und praktische<br />

Implikationen für die Optimierung / Modifikation<br />

von Präventionsprogrammen diskutiert.<br />

141


142<br />

hs 15.13<br />

13. april<br />

wie ätioloGie- Und therapieForschUnG wirKUnGsVoll ineinander Grei-<br />

Fen KÖnnen<br />

Univ.-Prof. Dr. Frank H. Wilhelm<br />

Universität Salzburg,<br />

Abteilung für Klinische Psychologie,<br />

Psychotherapie & Gesundheitspsychologie<br />

Aufbauend auf dem Verständnis ätiologischer Prinzipien<br />

bei der Entstehung und Aufrechterhaltung<br />

psychischer Störungen können neue theoretisch und<br />

empirisch fundierte Behandlungsstrategien entwickelt<br />

und bewährte weiter verbessert werden. Die<br />

Einbeziehung von Erkenntnissen aus verschiedenen<br />

Grundlagenfächern der Psychologie, korrelativen<br />

und experimentellen Forschungsansätzen sowie eine<br />

breit gefächerte, biopsychosoziale Messmethodik<br />

sind hierfür zielführend. Anhand dreier Beispiele<br />

aus meiner Forschung möchte ich dies exemplarisch<br />

aufzeigen.<br />

In Experimenten zur klassischen Konditionierung<br />

emotionaler Reaktionen fanden wir, dass verschiedene<br />

Angststörungen ein Extinktionsdefizit für<br />

angstassoziierte Reize aufweisen. Jüngste neurowissenschaftliche<br />

Erkenntnisse legen nahe, dass sowohl<br />

Glucocorticoide als auch Schlaf die Abspeicherung<br />

neu gelernter emotionaler Reaktionen begünstigen,<br />

was das Extinktionslernen während Konfrontationstherapien<br />

unterstützen könnte. Tatsächlich konnten<br />

wir in randomisiert-kontrollierten Therapiestudien<br />

nachweisen, dass Cortisolgabe vor einer Konfrontationsbehandlung<br />

sowie Schlaf nach einer Konfrontationsbehandlung<br />

den Therapieeffekt deutlich<br />

verbessern.<br />

Ein weiterer Bereich von verzahnter Ätiologie- und<br />

Therapieforschung fokussiert auf die Panikstörung.<br />

Mehrere theoretische Modelle der Panikstörung unterstreichen<br />

die Bedeutung respiratorischer Faktoren.<br />

Wir konnten zeigen, dass Panikpatienten, nicht<br />

aber andere Angststörungspatienten, sowohl im Labor<br />

als auch außerhalb des Labors eine Reihe von<br />

Atemanomalien aufweisen. Ein auf diesen Erkenntnissen<br />

aufbauendes biofeedback-gestütztes Behandlungsprogramm<br />

zur Verbesserung der Atemregulation<br />

im Alltag bewirkte eine starke und nachhaltige<br />

Verbesserung der Paniksymptomatik.<br />

Ein dritter Bereich fokussiert auf Emotionsregulationskompetenzen.<br />

Ausgehend vom Prozessmodell<br />

der Emotionsregulation von J.J. Gross zeigten wir<br />

in einer Reihe von Studien, dass einige Emotionsregulationsstrategien<br />

bei Stress günstigere psychologische<br />

und psychophysiologische Konsequenzen<br />

haben als andere. Beispielsweise waren Menschen,<br />

die während eines emotionalen Verhaltenstests im<br />

Labor eine bessere Fähigkeit zur Situationsumbewertung<br />

(„reappraisal“) zeigten, beim Auftreten von<br />

belastenden Lebensereignissen resilienter gegen<br />

eine Entwicklung depressiver Symptomatik. Dies<br />

impliziert effektive Interventionsmöglichkeiten im<br />

Bereich der emotionalen Kompetenz, die in der bisherigen<br />

Forschung vernachlässigt wurden.<br />

Diese Ansätze und Ergebnisse legen nahe, dass<br />

Ätiologie- und Therapieforschung eng ineinander<br />

greifen können, um neue Erkenntnisse über psychische<br />

Störungen relativ zeitnah gesellschaftlich nutzbar<br />

zu machen.


hs 15.14 13. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: KARRIERE, ARBEIT, LEADER-<br />

SHIP & BETRIEBSKLIMA<br />

chair: jiMénez paUl<br />

FeedbacK Für FührUnGsKräFte iM Österreichischen bUndesheer<br />

Langer Christian 1 , Korunka Christian 2 , Kabas Christoph 1<br />

1 2 Heerespsychologischer Dienst, Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport, Österreich; Fakultät für Psychologie,<br />

Universität Wien, Österreich<br />

Im Österreichischen Bundesheer existieren bereits<br />

unterschiedliche Feedbacksysteme. Für Führungskräfte<br />

ab Kompanie aufwärts wurde in den letzten<br />

zwei Jahren im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />

ein neues System entwickelt und erprobt. Es steht<br />

unmittelbar vor der Einführung durch einen Top-<br />

Down-Prozess. Kernstück ist ein Fragebogen zur<br />

Einschätzung des Führungsverhaltens von Vorgesetzten<br />

durch unmittelbare MitarbeiterInnen mittels<br />

11 Dimensionen sowie eine Selbsteinschätzung. Die<br />

Dimensionen orientieren sich am Prozess der Ent-<br />

scheidungsfindung und Umsetzung von Führungsentscheidungen<br />

unter Berücksichtigung sozialer<br />

Faktoren. Die Ergebnisse dienen der Orientierung<br />

der Führungskraft und können die Grundlage für<br />

personenbezogene Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

bilden. Das Forschungsreferat beschreibt den<br />

Entwicklungsprozess, das Feedbacksystem und die<br />

organisationspsychologischen Faktoren und Rahmenbedingungen,<br />

die für eine erfolgreiche Einführung<br />

des Systems als relevant erachtet werden.<br />

Voice oder consistency? der einFlUss Von power distance aUF die<br />

wahrnehMUnG Und reaKtion aUF prozedUrale GerechtiGKeit<br />

Jodlbauer Susanne 1 , Streicher Bernhard 2 , Batinic Bernad 1<br />

1 Abteilung Arbeits-, Organisations- und Medienpsychologie, Institut für Pädagogik und Psychologie, Johannes Kepler<br />

Universität Linz, Österreich; 2 Institut für Psychologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland<br />

Das Konstrukt der organisationalen Gerechtigkeit<br />

als Gesamtheit und die Dimension prozedurale Gerechtigkeit<br />

im Speziellen kristallisierten sich in der<br />

psychologischen Forschung als wichtige Prädiktoren<br />

arbeitsrelevanter Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

heraus. Bestehende Studien zeigten jedoch,<br />

dass dieser positive Einfluss gedämpft wird, wenn<br />

Personen eine hohe Power Distance (PD), das heißt<br />

die Präferenz für stark ausgeprägte Hierarchien,<br />

innehaben und folglich unterschiedliche Vorstellungen<br />

fairer Entscheidungsprozesse mitbringen.<br />

Der moderierende Effekt von PD auf die Reaktion<br />

auf prozedurale Gerechtigkeit wurde bisher nur in<br />

Bezug auf Voice untersucht. Keine Studien liegen<br />

jedoch zu Leventhals Kriterien prozeduraler Gerechtigkeit<br />

vor. Leventhals Consistency Kriterium,<br />

welches eine konsistente Anwendung von Strukturen<br />

und Regeln über die Zeit und von der Entscheidung<br />

betroffenen Personen hinweg vorsieht, wird<br />

angenommen eine wichtige Rolle für Personen mit<br />

hoher PD zu spielen, während das Voice Kriterium,<br />

wie in der Vergangenheit bereits wiederholt gezeigt,<br />

stärkere Auswirkungen auf Personen mit niedriger<br />

PD haben sollte. Anhand zweier Studien wurde der<br />

Effekt von PD auf die beiden Kriterien Voice und<br />

Consistency untersucht und verglichen. Studie 1,<br />

eine interkulturelle Szenariostudie (N = 265) untersuchte<br />

den Einfluss von PD sowohl im Falle einer<br />

fairen (consistency, voice) als auch einer unfairen<br />

Entscheidungssituation (no consistency, no voice).<br />

Wie angenommen, zeigte sich ein moderierender<br />

Effekt von PD auf die Reaktion auf Voice, interessanterweise<br />

jedoch nicht auf die Reaktion auf<br />

Consistency. Während Voice nur für Personen mit<br />

niedriger PD von Relevanz war, kristallisierte sich<br />

die Gewährleistung von Consistency in Entscheidungsprozessen<br />

als wichtiger Faktor unabhängig<br />

von der PD einer Person heraus. Studie 2, eine nationale<br />

within-subjects Studie (N = 161), replizierte die<br />

Ergebnisse von Studie 1. Den Ergebnissen zufolge<br />

scheint die konsistente Anwendung von Regeln und<br />

Strukturen in Entscheidungen über die Zeit und Be-<br />

143


144<br />

hs 15.14<br />

troffenen hinweg ein prozedurales Gerechtigkeitskriterium<br />

zu sein, dessen Beachtung Führungskräfte<br />

besondere Bedeutung beimessen sollten. Praktische<br />

Handlungsableitungen und Forschungsempfehlungen<br />

werden diskutiert.<br />

aFFeKtiVes coMMittMent Und sozioMoralisches KliMa in UnternehMen<br />

Mit deMoKratischer VersUs hierarchischer entscheidUnGsstrUKtUr<br />

Weber Wolfgang G., Unterrainer Christine, Iwanowa Anna<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Berichtet wird über eine Untersuchung zu Antezedenzen<br />

von affektivem organisationalen Committment<br />

im Sinne einer emotionalen und wertebezogenen<br />

Bindung von Beschäftigten an ihr Unternehmen.<br />

Meyer et al. (2002) identifizierten in ihrer Metaanalyse<br />

Merkmale der Organisationsstruktur und Arbeitserfahrungen,<br />

daneben Merkmale der Person<br />

als Wirkfaktoren für die Entwicklung des affektiven<br />

Commitments. Bisherige Forschungen scheinen stärker<br />

die Rolle von Arbeitserfahrungen und Personenmerkmalen,<br />

als die von Organisationsmerkmalen für<br />

die Ausbildung des organisationalen Commitments<br />

untersucht zu haben. In der darzustellenden Studie<br />

wurde deshalb der Einfluss von in der Organisationsstruktur<br />

verankerten direkten oder indirekten Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

der Arbeitenden auf deren<br />

affektives Commitment analysiert. An weiteren Einflussfaktoren<br />

wurde auch der Grad der individuell<br />

wahrgenommenen Partizipation in demokratischen<br />

Entscheidungsprozessen einbezogen. Hierbei stehen<br />

strategische Mitentscheidungen (z.B. Genehmigung<br />

des Unternehmenshaushalts), sowie taktische Mitentscheidungen<br />

(z.B. Wahl der Vorgesetzten) der<br />

Arbeitenden im Vordergrund. Schließlich wurde als<br />

Einflussgröße auch die soziomoralische Atmosphäre<br />

(Lempert, 1993; Weber et al., 2008) als Prädiktor<br />

von affektivem Commitment berücksichtigt. Beim<br />

soziomoralischen Klima handelt es sich um spezifische<br />

Merkmale von organisationalen Prozessen und<br />

Praktiken der Kommunikation, Zusammenarbeit,<br />

des kollektiven Problemlösens sowie des Führungsverhaltens,<br />

die nach bisherigen Kenntnissen ein<br />

wichtiges berufliches Sozialisationsfeld für soziale<br />

Handlungsorientierungen bilden. Mittels strukturierten<br />

Experteninterviews und Dokumentenanalysen<br />

in den 30 Unternehmen unserer Stichprobe (Österreich,<br />

Norditalien, Süddeutschland) entwickelten<br />

wir, auch unter Berücksichtigung von bereits vorliegenden<br />

Kategorisierungen, eine reliable Typologie<br />

13. april<br />

von unterschiedlichen Formen partizipativer bzw.<br />

demokratischer Unternehmen versus dem Typus des<br />

hierarchiegeprägten Unternehmens (Interraterübereinstimmung:<br />

90 Prozent). Die partizipativen Unternehmen<br />

untergliedern sich beispielsweise in soziale<br />

Partnerschaftsunternehmen, konventionelle Produktivgenossenschaften,<br />

demokratische Reformunternehmen<br />

sowie basisdemokratisch-selbstverwaltete<br />

Unternehmen in Belegschaftsbesitz (siehe Unterrainer<br />

et al., 2011). Die Ausprägung der individuell<br />

erlebten Partizipation sowie des affektive Commitments<br />

wurde mit standardisierten Merkmalsskalen<br />

im Fragebogenverfahren erfasst (N = 402 Beschäftigte).<br />

Mittels Mehrebenenanalyse (HLM) erwies<br />

sich die individuell wahrgenommene Entscheidungsbeteiligung<br />

als stärkster Prädiktor, daneben<br />

die Ausprägung des soziomoralischen Klimas im<br />

Unternehmen sowie der strukturell verankerten organisationalen<br />

Demokratie. Letztere erwies sich als<br />

substanzieller Prädiktor des soziomoralischen Klimas.<br />

Kontrollvariablen hatten keinen statistischen<br />

Einfluss auf das Commitment.


hs 15.14<br />

13. april<br />

der eMotional intelliGente selF-leader: eMotionale intelliGenz Me-<br />

diiert die beziehUnG zwischen selF-leadership Und der leistUnG in<br />

GrUppen<br />

Hiller Laura N., Sachse Pierre, Furtner Marco<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Die selbstbeeinflussenden und -motivierenden Komponenten<br />

des Self-Leaderships gelten als Grundlage<br />

zur Steigerung der persönlichen Effektivität und<br />

Leistung (vgl. Neck & Manz, 1992; Stewart & Barrick,<br />

2000). Auch die Steigerung der Leistung durch<br />

emotionale Intelligenz konnte nachgewiesen werden<br />

(vgl. Brackett & Mayer, 2003; Barchard, 2003).<br />

Allerdings wurde der gemeinsame Einfluss der Konstrukte<br />

auf die individuelle Leistung im Gruppenkontext<br />

bisher nicht empirisch überprüft. In der vorliegenden<br />

Studie wurden daher der direkte und der<br />

durch emotionale Intelligenz mediierte Einfluss von<br />

Self-Leadership auf die individuelle Leistung im<br />

Gruppenkontext mittels Selbstbericht von 174 Studierenden<br />

überprüft. Die multiple Mediationsanalyse<br />

zeigte, dass emotionale Intelligenz, insbesondere<br />

die Subfacette Einsatz von Emotionen zur Förderung<br />

des Denkens, den Einfluss von Self-Leadership<br />

auf die individuelle Leistung im Gruppenkontext<br />

mediiert. Die Ergebnisse werden bezüglich ihrer<br />

theoretischen und praktischen Relevanz diskutiert.<br />

der einFlUss dispositionaler Und sitUatiVer bindUnGsUnsicherheit<br />

aUF arbeitsbezoGenes bindUnGsVerhalten<br />

Geser Willi<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Es wird eine Studie vorgestellt, in der untersucht<br />

wurde, ob 1. Bindungsorientierungen (Angst, Vermeidung)<br />

einen Einfluss auf die Wahrnehmung von<br />

arbeitsbezogenen Belastungssituationen und auf die<br />

Suche nach sozialer Unterstützung bei ArbeitskollengInnen<br />

haben und 2., ob sich dieser Einfluss durch<br />

die Aktivierung des Bindungssystems gegenenfalls<br />

verstärkt. Die Aktivierung des Bindungssystems erfolgte<br />

mittels Priming durch Bindungsunsicherheit.<br />

An der Untersuchung nahmen 212 Personen teil.<br />

99 Pbn wurden in einem „scrambled sentence test“<br />

mittels bindungsrelevanter Begriffe und 113 Pbn<br />

mittels neutraler Begriffe geprimt. Die Bindungsorientierung<br />

wurde vor dem Priming anhand von<br />

Fragebögen erhoben. Nach dem Priming wurden<br />

mit Hilfe eines Situations-Reaktionsfragebogens die<br />

Wahrnehmung und Bewertung arbeitsbezogener Be-<br />

lastungssituationen und die Wahrscheinlichkeit von<br />

Bindungsverhalten am Arbeitsplatz erfasst. Arbeitsbezogene<br />

Bindungsorientierungen haben einen relativ<br />

starken und generelle Bindungsorientierungen<br />

einen schwachen Einfluss auf situationsbezogene<br />

Bindungsängste und Vermeidungstendenzen. Priming<br />

durch Bindungsunsicherheit führt dazu, dass<br />

die Zusammenhänge zwischen arbeitsbezogenen<br />

Bindungsorientierungen und situationsbezogenen<br />

verstärkt werden. Nach Priming wird stärkere Belastung<br />

wahrgenommen, die emotionale Reaktion<br />

ist stärker, und es wird mehr Bindungsverhalten,<br />

gezeigt. Vermeidung – vor allem situationsbezogene<br />

- hat sowohl auf das Bindungsverhalten als auch<br />

auf die Belastungswahrnehmung einen stärkeren<br />

Einfluss als Bindungsangst.<br />

inForMationsüberlastUnG aM arbeitsplatz: eine UntersUchUnG der<br />

deterMinanten<br />

Sprenger Michael, Sachse Pierre<br />

Fachbereich Allgemeine Psychologie, Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Nach Eppler und Mengis (2004) gibt es 5 Primärursachen<br />

von Informationsüberlastung (information<br />

overload): (1) die Informationsbeschaffenheit, (2)<br />

die Arbeitsaufgabe, (3) die organisationalen Bedin-<br />

145


146<br />

hs 15.14<br />

gungen, (4) die verwendeten Informationstechnologien<br />

und (5) die Person als Informationsverarbeiter<br />

mit beschränkter Verarbeitungskapazität. Während<br />

diese, im induktiven Prozess entwickelten Hauptursachen,<br />

verstärkt auf experimentellen Untersuchungen<br />

zur Informationsüberlastung basieren, sind Studien<br />

rar, welche die Informationsüberlastung unter<br />

einem kontextuellen Blickwinkel betrachten. Diesen<br />

Beitrag soll vorliegende Studie, angesiedelt an der<br />

Schnittstelle zwischen Kognitionspsychologie und<br />

Arbeitspsychologie, leisten. In einer explorierenden<br />

Annäherung wurden in einer qualitativen Vorstudie<br />

(N=15) relevante Faktoren ergründet, welche die Informationsverarbeitung<br />

am Arbeitsplatz hemmend<br />

oder förderlich beeinflussen. Weiterer Verlauf der<br />

Studie basierte auf einer Verfahrenstriangulation.<br />

Den theoretischen Grundlagen im Konzept der Informationsüberlastung<br />

folgend, wurden auf Basis<br />

erster Ergebnisse, eigenkonstruierte Methoden zur<br />

Erfassung der Informationsüberlastung und Determinanten<br />

sowie bewährte Erhebungsinstrumente<br />

und Skalen aus dem Bereich der Arbeitspsychologie<br />

eingesetzt. Folgende Zielsetzungen wurden im quantitativen<br />

Forschungsprozess (N=122, 226 Items)<br />

verfolgt: (1) Erfassung der Informationsbelastung<br />

(information load), (2) Identifikation der Wirkung<br />

bedingungsbezogener Ressourcen und Stressoren<br />

und (3) Identifikation der Wirkung personenbezoge-<br />

ner Merkmale auf das Erleben von Informationsüberlastung.<br />

Im qualitativen Forschungsprozess (N=26)<br />

konnten ergänzend Fragen zur (1) praxisbezogenen<br />

Auffassung von Informationsüberlastung, zu den erlebten<br />

(2) Situationen und (3) Hauptursachen sowie<br />

zum (4) Bewältigungsverhalten und den (5) Auswirkungen<br />

beantwortet werden. Die Auswahl der<br />

InterviewpartnerInnen erfolgte auf Grundlage des<br />

„maximum variation sampling“ (MitarbeiterInnen<br />

unterschiedlichen Alters, Geschlecht, hierarchischer<br />

Position und Dienstleistungsart) und des „homogeneous<br />

sampling“ (MitarbeiterInnen an vernetzten<br />

EDV-Arbeitsplätzen) (Patton, 1990). Die Stichprobe<br />

im quantitativen Ansatz umfasst MitarbeiterInnen<br />

aus unterschiedlichen Dienstleistungsarten: (1)<br />

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (N=32),<br />

(2) Informations- und Kommunikationsdienstleistungen<br />

(N=28), (3) Technische und logistische<br />

Dienstleistungen (N=26), (4) Gesundheitsdienstleistungen<br />

(N=18) und (5) Sozialdienstleistungen<br />

(N=18). Ergebnisse zeigen, dass knapp 40% der befragten<br />

MitarbeiterInnen in hohem bis sehr hohem<br />

Maße von Informationen überlastet sind, wobei das<br />

Ausmaß nach Dienstleistungsart und Informationsbelastung<br />

differenziert. Wesentliche praxisrelevante<br />

und interessante Einflussfaktoren wurden identifiziert<br />

und werden in anschaulicher Form dargestellt.<br />

when will they blow My coVer: the iMpostor phenoMenon as a psy-<br />

choloGical barrier in FeMale UniVersity careers<br />

Jöstl Gregor, Schober Barbara, Bergsmann Evelyn, Lüftenegger Marko, Spiel Christiane<br />

Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

This study contributes to explaining psychological<br />

barriers in female university careers by examining<br />

the relation of the impostor phenomenon with research<br />

self-efficacy in the university context. The<br />

impostor phenomenon refers to people who are objectively<br />

competent, but feel the opposite and therefore<br />

fear being unmasked. So far, there has been no<br />

data from German-speaking countries concerning<br />

the impostor phenomenon at universities; thus, the<br />

relations of the impostor phenomenon were examined<br />

in a sample of 631 (402 female) Austrian<br />

doctoral students. One third of the sample reported<br />

moderate to strong impostor feelings. Female<br />

doctoral students both suffer more from impostor<br />

feelings and show lower research self-efficacy than<br />

male doctoral students do. Furthermore, there is a<br />

13. april<br />

negative relation of the impostor phenomenon to research<br />

self-efficacy, which is an important indicator<br />

for doctoral students’ further university careers. Implications<br />

for special support programs for women<br />

are discussed.


hs 15.14<br />

13. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: PHySIOLOGISCHE KORRELATE<br />

chair: papoUseK ilona<br />

die physioloGie der erheiterUnG – der einFlUss aKUter positiVer er-<br />

reGUnG aUF das herz-KreislaUF-systeM<br />

Lackner Helmut K. 1 , Weiss Elisabeth M. 2 , Hinghofer-Szalkay Helmut 1 , Papousek Ilona 2<br />

1 2 Institut für Physiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich; Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität<br />

Graz, Österreich<br />

Perioden intensiver emotionaler Erregung und die<br />

damit verbundene Anpassung des Herz-Kreislauf-<br />

Systems durch das vegetative Nervensystem sind<br />

wahrscheinlich in der Pathogenese von akuten Koronarsyndromen<br />

relevant. Die meisten Forschungsarbeiten<br />

in diesem Kontext haben sich bisher auf<br />

negative Emotionen konzentriert, während positive<br />

Emotionen relativ wenig erforscht wurden. Auf<br />

der anderen Seite gibt es den wissenschaftlich nicht<br />

belegten Volksglauben über den vermeintlichen gesundheitlichen<br />

Nutzen von Erheiterung. Daher haben<br />

wir die unmittelbaren Auswirkungen von akuter<br />

positiver emotionaler Erregung (Erheiterung) auf<br />

das Herz-Kreislauf-System im Detail untersucht. Die<br />

Herz-Kreislaufaktivität der Studienteilnehmerinnen<br />

wurde während des Betrachtens humorvoller sowie<br />

emotional neutraler Filme mittels hochauflösender<br />

Aufzeichnung von Herzfrequenz, kontinuierlichem<br />

Blutdruck sowie der Atmung erfasst. Neben der<br />

Analyse der genannten Kenngrößen, sowie jener der<br />

Herzratenvariabilität und der Blutdruckvariabilität,<br />

wurde mit Methoden der nichtlinearen Dynamik<br />

die Phasensynchronisation von Herzfrequenz, Blutdruck<br />

und Atmung berechnet, deren Analyse zusätzliche<br />

Informationen der Koordination dieser Systeme<br />

bei entsprechender Reizsetzung ermöglicht [1].<br />

Mögliche zusätzliche Effekte der Unterdrückung des<br />

äußeren Ausdrucks der Erheiterung wurden ebenfalls<br />

untersucht. Das retrospektiv selbst angegebene<br />

Ausmaß der Erheiterung während der humorvollen<br />

Filme wurde in der Analyse der kardiovaskulären<br />

Variablen ebenfalls berücksichtigt. Die Ergebnisse<br />

der Studie zeigen, dass Erheiterung durch humorvolle<br />

Filme kardiovaskuläre Effekte hervorruft, welche<br />

auf eine erhöhte sympathische Aktivität hinweisen.<br />

Durch die Analyse der Phasensynchronisation von<br />

Herzfrequenz, Blutdruck und Atmung konnten die<br />

beobachteten kardiovaskulären Effekte von Veränderungen<br />

der Atmung abgegrenzt werden. Weiters<br />

wurden keine Auswirkungen auf Variablen, welche<br />

dem parasympathischen Zweig des vegetativen Nervensystems<br />

zugeordnet werden, aufgefunden. Dies<br />

erlaubt die Schlussfolgerung, dass das Erleben von<br />

Erheiterung mit genuiner sympathischer Aktivierung<br />

assoziiert ist. Die transienten kardiovaskulären<br />

Vorgänge bei akuter Erheiterung stimmen damit<br />

nicht mit denen einer habituellen Neigung zu positivem<br />

Affekt überein, für die gesundheitlich günstige<br />

kardiovaskuläre Begleiterscheinungen berichtet<br />

wurden. Die Unterdrückung der Erheiterung ist hingegen<br />

- ebenfalls entgegen häufiger Annahmen - mit<br />

keiner zusätzlichen kardiovaskulären Aktivierung<br />

verbunden.<br />

[1] Lackner, H.K., Papousek, I., Batzel, J.J., Roessler,<br />

A., Scharfetter, H., & Hinghofer-Szalkay,<br />

H. (2011). Phase synchronization of hemodynamic<br />

variables and respiration during mental challenge.<br />

International Journal of Psychophysiology, 79, 401-<br />

409.<br />

neUrophysioloGische Korrelate der wirKUnG sozial-eMotionaler in-<br />

ForMation<br />

Reiser Eva M., Schulter Günter, Weiss Elisabeth M., Fink Andreas, Rominger Christian, Papousek<br />

Ilona<br />

Arbeitsbereich Biologische Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Der präfrontale Bereich des Kortex steht in Verbindung<br />

mit exekutiven Funktionen, während posteriore<br />

Regionen des Kortex in Zusammenhang mit<br />

sensorischer Verarbeitung stehen. Diese beiden Regionen<br />

befinden sich in ständigem Informationsaustausch,<br />

wobei dem präfrontalen Kortex ein kontrol-<br />

147


148<br />

lierender Einfluss auf posteriore Regionen und die<br />

damit verbundene sensorische Verarbeitung zugeschrieben<br />

wird. Befunde aus der Traumund Hypnoseforschung<br />

legen nahe, dass eine Verminderung der<br />

funktionellen Koppelung dieser beiden Bereiche mit<br />

einer Erhöhung des Einflusses sensorischer Reize<br />

auf unsere Wahrnehmung einhergeht. Neuere Untersuchungen<br />

bringen Veränderungen der präfrontalposterioren<br />

Koppelung auch in Zusammenhang<br />

mit der Verarbeitung emotionaler Information, wobei<br />

individuelle Unterschiede im emotionalen Erleben<br />

bislang nicht berücksichtigt wurden. Aus der<br />

bisherigen Forschung kann die Erwartung abgeleitet<br />

werden, dass eine Verminderung dieser Koppelung<br />

während der Verarbeitung sozialemotionaler Information<br />

und eine damit einhergehende Verminderung<br />

des kontrollierenden Einflusses des präfrontalen Bereiches<br />

in einer größeren persönlichen Betroffenheit<br />

resultiert. Diese Unterschiede in der sensorischen<br />

Verarbeitung von emotionaler Information könnten<br />

sich darüber hinaus auch in bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen<br />

widerspiegeln. In zwei unabhängigen<br />

Experimenten untersuchten wir, ob individuelle<br />

Unterschiede in der Veränderung von präfrontalposterioren<br />

Kohärenzen während sozial-emotionaler<br />

Stimulation Zusammenhänge mit emotionsbezogenen<br />

Persönlichkeitsmerkmalen und der subjektiv<br />

erlebten Wirkung der Stimulation aufweisen. Die<br />

ProbandInnen wurden mit emotional ansteckenden<br />

Filmen (Studie 1) oder emotional ansteckenden Tonaufnahmen<br />

(Studie 2) konfrontiert, die sich bereits in<br />

anderen Untersuchungen als geeignet erwiesen, ProbandInnen<br />

mit der jeweiligen Emotion (Traurigkeit,<br />

Angst) anzustecken. ProbandInnen, die während<br />

der Stimulation eine Verminderung der präfrontalposterioren<br />

Kohärenz im Beta-Band zeigten, wiesen<br />

höhere Ausprägungen in Trait Absorption und<br />

Rumination auf. In keinem der beiden Experimente<br />

wiesen die Veränderungen der präfrontal-posterioren<br />

Kohärenzen Zusammenhänge mit der subjektiv<br />

erlebten emotionalen Wirksamkeit der Stimulation<br />

auf. Jedoch ging eine Verminderung der präfrontalposterioren<br />

Kohärenz im Beta-Band mit länger anhaltenden<br />

Gefühlen von Traurigkeit und Angst einher.<br />

Die gefundenen Zusammenhänge deuten darauf<br />

hin, dass eine Verminderung der präfrontal-posterioren<br />

Koppelung mit einer Lockerung der Kontrolle<br />

über eingehende emotionale Informationen einhergeht,<br />

die in Folge zu einer tieferen emotionalen Einbindung<br />

und einer größeren Absorption führt, während<br />

eine Verstärkung dieser Koppelung eine starke<br />

persönliche Betroffenheit durch sozial-emotionale<br />

Informationen verhindern scheint.<br />

psycholoGische einFlUssFaKtoren Kardialer aKtiVität: soziale inter-<br />

aKtion VersUs rUMination<br />

hs 15.14<br />

Gerteis Ann Kathrin S., Schwerdtfeger Andreas<br />

Arbeitsbereich Gesundheitspsychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Für die Entstehung, Genese und Prognose von<br />

Herz- und Gefäßkrankheiten erwiesen sich auch<br />

psychologische Variablen als relevant: Soziale Beziehungen<br />

scheinen einen salutogenen, die Tendenz<br />

zu Rumination einen pathogenen Einfluss auszuüben.<br />

Die laufende Untersuchung stellt die Frage,<br />

ob der salutogene Einfluss sozialer Kontakte auf die<br />

Herzgesundheit vorrangig auf die Unterbrechung<br />

ruminativer Prozesse zurückgeht oder, ob soziale<br />

Interaktionen durch andere, direktere Mechanismen<br />

wirken: Etwa durch eine Herzberuhigung als Folge<br />

einer Aktivierung des Social Engagement System<br />

(Porges). Es sollen qualitative Aspekte sozialer Beziehungen<br />

als mögliche Moderatoren berücksichtigt<br />

werden. Da sich deutliche Auswirkungen auf die<br />

kardiovaskuläre Reaktivität eher bei Interaktionen<br />

im sozialen Nahbereich zeigen, werden die Teilneh-<br />

13. april<br />

merInnen als Dyaden natürlicher InteraktionspartnerInnen<br />

rekrutiert. Zielgruppe sind Erwachsene<br />

beider Geschlechter zwischen 20-40 Jahren. Bisher<br />

sind 28 Dyaden/ 56 ProbandInnen (Pbn) rekrutiert<br />

worden. Bis zum Ende der Untersuchung sollen 55<br />

Dyaden/ 110 Pbn erhoben werden. Ausschlusskriterien<br />

sind: Herz-Kreislauferkrankungen, klinischen<br />

Ausprägung depressiver Symptome, Einnahme von<br />

Psychopharmaka oder Herzmedikamenten. Die Untersuchung<br />

besteht aus einer 3tägigen ambulanten<br />

Monitoring-Studie und einer anschließenden Laboruntersuchung.<br />

Während dessen tragen die Pbn ein<br />

ambulantes Messsystem, das kontinuierlich physiologische<br />

Daten erfasst. Zudem werden anhand<br />

zeitkontingenter Abfragen auf einem iPodtouch<br />

verschiedene situative Variablen erfragt. In der Laboruntersuchung<br />

wird experimentell Rumination in-


hs 15.14<br />

duziert (RUI) und dann durch Ablenkung unterbrochen.<br />

Diese hat entweder einen sozialen oder einen<br />

nicht-sozialen Charakter: Nach der RUI werden die<br />

Pbn für eine 15minütige „Wartephase“ in eine Kabine<br />

mit Ablenkungsmaterial (Poster, Zeitschriften,<br />

Knobelspiele) gesetzt. In einer nicht-sozialen Bedingung<br />

verbringen die Pbn die Wartephase allein,<br />

in einer sozialen Bedingung teilen sich zwei Pbn<br />

Kabine und Ablenkungsmaterialien. So können die<br />

kardialen Veränderungen nach Rumination und Ablenkung<br />

mit und ohne sozialen Kontakt verglichen<br />

werden. Es werden sowohl psychische als auch physiologische<br />

Daten erhoben: Im Feld und im Labor<br />

werden EKG, Körperposition, Atmung und Bewe-<br />

13. april<br />

gung erhoben sowie aktueller Affekt, ruminative<br />

Denkprozesse, Charakteristika der aktuellen Situation<br />

und sozialen Interaktion. Dazu werden neben<br />

demographischen Daten auch Lebensstilfaktoren,<br />

Größe, Gewicht und Taillenumfang für eine Einschätzung<br />

des kardiovaskulären Risikoprofils erhoben.<br />

Weiter werden Ruminations-Neigung und -stil,<br />

Ausprägung depressiver Kognitionen und Affekte,<br />

Feindseligkeit und Geschlechterrollen-Orientierung<br />

erhoben. Darüber hinaus geben die Pbn eine globale<br />

Einschätzung der Beziehung zum Laborpartner<br />

ab. Da die Datenerhebung zurzeit noch läuft, können<br />

genauere Ergebnisse erst im Rahmen des Forschungsreferates<br />

präsentiert werden.<br />

who‘s to blaMe? attribUtion style Mediates oxytocin-indUced trUst<br />

Pfundmair Michaela 1 , Klackl Johannes 2 , Agroskin Dmitrij 2 , Jonas Eva 2<br />

1 Lehrstuhl für Sozialpsychologie, Psychologie Department, Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland;<br />

2 Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Recent research revealed that the neuropeptide Oxytocin<br />

(OT) increases trustful behaviour. Although<br />

this is consistent with a role of OT as a social approach<br />

facilitator, it is unclear what cognitive processes<br />

underlie this augmentation of trust. To shed<br />

light on the cognitions behind OT-induced trust, we<br />

propose a model of trust-induced OT which assumes<br />

that OT modulates peoples‘ reliance on personalistic<br />

and non-personalistic attribution of others‘ distrustful<br />

behaviors. Participants played a classic trust<br />

game in which their trust was betrayed at a fixed<br />

stage during the experiment. We hypothesized that<br />

participants under placebo would channel ruminati-<br />

ve tendencies about the trust betrayal more in terms<br />

of personalistic attributions, while participants under<br />

OT would rely more on nonpersonalistic attributions.<br />

This prediction was confirmed. Furthermore,<br />

nonpersonalistic attributions mediated the effect of<br />

OT on investment behavior after the betrayal. In<br />

summary, the present findings suggest that under<br />

OT, people did not cease to invest despite a clear<br />

betrayal of trust because they interpreted others‘ behaviors<br />

as caused more by non-personal (i.e., situational)<br />

factors. This suggests that OT-influenced trust<br />

is likely to be a consequence of OT‘s capacity to<br />

promote the use of social-cognitive skills.<br />

ist ein erhÖhter selbstwert GUt Fürs herz? eine UntersUchUnG<br />

zUM zUsaMMenhanG Von selbstwert Und herzratenVariabilität iM<br />

alltaG<br />

Schwerdtfeger Andreas 1 , Scheel Sophie-Marie 2<br />

1 2 Arbeitsbereich Gesundheitspsychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Johannes<br />

Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland<br />

Ein hoher Selbstwert soll gesundheitsförderlich sein,<br />

da er die Reaktion auf potenzielle Bedrohungen abfedern<br />

soll. Eine ähnliche stresspuffernde Wirkung<br />

wird dem Vagusnerv (der primäre parasympathische<br />

Nerv) zugeschrieben. Entsprechend ist in neuerer<br />

Zeit postuliert worden, dass Selbstwert und vagale<br />

Aktivität (operationalisiert über die Herzratenvari-<br />

abilität) miteinander kovariieren. Diese Zusammenhänge<br />

sollen sowohl auf Eigenschafts-, als auch auf<br />

Zustandsebene bestehen, wobei Studien zur intraindividuellen<br />

Kovariation von Selbstwert und Herzratenvariabilität<br />

bislang rar sind. Daher untersuchten<br />

wir Fluktuationen im Selbstwert und der vagalen<br />

Aktivität mittels eines ambulanten Studiendesigns<br />

149


150<br />

hs 15.14<br />

über einen Tag (22 Stunden). Es wurden 84 Probanden<br />

(50 weiblich) mit einem mittleren Alter von 26<br />

Jahren rekrutiert. Selbstwert, negativer Affekt, Herzratenvariabilität<br />

sowie Bewegungsaktivität wurden<br />

aufgezeichnet. Etwa alle 45 Minuten wurden Selbstwert<br />

und negativer Affekt erfragt und die physiologischen<br />

Maße synchron dazu analysiert. Über den Tag<br />

hinweg zeigten männliche Versuchsteilnehmer einen<br />

signifikant höheren Selbstwert und eine tendenziell<br />

höhere Herzratenvariabilität als weibliche Probanden.<br />

Nach Kontrolle wichtiger konfundierender<br />

Variablen (Alter, Body Mass Index, Rauchen, körperliche<br />

Aktivität etc.) zeigte sich, dass Selbstwert<br />

und Herzratenvariabilität nur bei den männlichen<br />

Probanden signifikant positiv miteinander assoziiert<br />

waren, während bei weiblichen Probanden kein<br />

Zusammenhang offensichtlich wurde. Der negative<br />

Zusammenhang von Selbstwert und negativem Affekt<br />

war wiederum bei den weiblichen Probanden<br />

signifikant stärker ausgeprägt als bei den männlichen<br />

Probanden. Die Ergebnisse unterstützen neuere<br />

Befunde, wonach neurobiologische Pfade zwischen<br />

dem präfrontalen Kortex und der Innervation<br />

autonomer Variablen geschlechtsspezifisch angelegt<br />

sind. Die Befunde lassen somit vermuten, dass die<br />

gesundheitsprotektiven Wirkungen erhöhten Selbst-<br />

13. april<br />

werts für beide Geschlechter über unterschiedliche<br />

Mechanismen vermittelt werden könnten.


hs 15.14<br />

13. april<br />

symPosium: die BedeuTung des eeg-alPhaBandes für kogniTiVe<br />

Prozesse<br />

chair: KliMesch wolFGanG & neUbaUer aljoscha<br />

Klimesch Wolfgang 1 , Neubauer Aljoscha C. 2 , Dunst Beate 2 , Jauk Emanuel 2 , Fellinger Robert 1 , Lechinger<br />

Julia 1 , Zauner Andrea 1<br />

1 Abteilung für Physiologische Psychologie, Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich; 2 Arbeitsbereich<br />

Differentielle Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Zur funktionellen Interpretation von Alpha-Oszillationen<br />

gibt es sehr unterschiedliche Ansätze, die hier<br />

zur Diskussion gestellt werden sollen. So geht ein<br />

Ansatz davon aus, dass Alphaoszillationen in engem<br />

Zusammenhang mit Intelligenz stehen, wobei sowohl<br />

Amplituden-Zu- wie auch Abnahmen von unmittelbarer<br />

Bedeutung sind. Andere Arbeiten gehen<br />

davon aus, dass Alphaoszillationen eine bestimmte<br />

Art von kognitiven Prozessen widerspiegeln und<br />

zwar solche, die den selektiven Zugriff auf - und<br />

den Abruf von – Information ermöglicht, die in einem<br />

komplexen Wissenssystem (= knowledge system)<br />

gespeichert ist. Bei diesem Ansatz spielen auch<br />

methodische Aspekte eine wichtige Rolle, die das<br />

Zusammenspiel zwischen Alphaphase und frühen<br />

Komponenten des ereigniskorrelierten Potenzials<br />

betreffen. Es werden verschiedene Befunde vorgestellt,<br />

die zu einer kritischen Bewertung der genannten<br />

Ansätze herangezogen werden.<br />

jenseits Von ‚phase-reset‘ – über den zUsaMMenhanG zwischen<br />

alpha-oszillationen Und Frühen, sensorischen ereiGnisKorreliertenpotentialen<br />

(eKps)<br />

Fellinger Robert, Zauner Andrea, Klimesch Wolfgang<br />

Abteilung für Physiologische Psychologie, Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Ereigniskorrelierte Potentiale (EKPs bzw. ERPs)<br />

gehören seit jeher zum Standardrepertoire der EEG<br />

Forschung und finden in zahlreichen neuro-kognitiven<br />

Forschungszweigen Anwendung. Die vorherrschende<br />

Grundannahme besagt dabei, dass EKPs die<br />

klar lokalisierbare, systematische, neuronale Aktivität<br />

darstellen, die sich im diffusen (oszillatorischen)<br />

Hintergrund-Rauschen verbirgt. Komplementär<br />

dazu steht die Hypothese des ‚Phase-resets‘, welche<br />

die Entstehung von EKPs durch einen spezifischen,<br />

oszillatorischen Phasenmechanismus postuliert.<br />

Die direkte, empirische Überprüfung bzw. Gegenüberstellung<br />

der beiden Hypothesen gestaltet sich<br />

(aufgrund diverser methodischer Gegebenheiten,<br />

Sauseng et al. 2007) als schwierig. Im Rahmen des<br />

Vortrags wird diskutiert, dass das grundlegende Postulat<br />

über einen Zusammenhangs zwischen Oszillationen<br />

und EKPs nicht an der Falsifikation der ‚Phase-reset‘-Hypothese<br />

festgemacht werden kann. Dazu<br />

werden alternative, oszillatorische Mechanismen<br />

diskutiert, die das EKP beeinflussen können, sowie<br />

bestehende, funktionale Zusammenhänge zwischen<br />

Alpha-Oszillationen und frühen EKP-Komponenten<br />

(P1/N1) vorgestellt. Im Besonderen werden Ergebnisse<br />

präsentiert, die eine Systematik der Phasenentwicklung<br />

von Alpha-Oszillationen vor Reizdarbietung<br />

unterstützen und konträr zu Annahme<br />

des unabhängigen Hintergrund-Rauschens stehen<br />

(Fellinger et al., 2011; Gruber & Fellinger et al., in<br />

Vorbereitung). Weitere Befunde sprechen gegen die<br />

klare Lokalisierbarkeit distinkter EKP-Komponenten,<br />

jedoch für die zeitliche Ausbreitung von EKP-<br />

Komplexen über den Kortex (traveling waves) und<br />

damit für die Charakterisierung von frühen, sensorischen<br />

EKPs als Ausbreitungsphänomen (Klimesch<br />

et al. 2007, Fellinger et al. 2011). EKPs können somit<br />

keineswegs als unabhängig von der oszillatorischen<br />

Tätigkeit gesehen werden.<br />

151


152<br />

KoGnitiVe VerarbeitUnGsModi iM KreatiVen denKen Und deren neUro-<br />

physioloGische Korrelate<br />

hs 15.14<br />

Jauk Emanuel, Benedek Mathias, Neubauer Aljoscha C.<br />

Arbeitsbereich Differentielle Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Die von Guilford (1950) getroffene Unterscheidung<br />

konvergenter (stärker intelligenzorientierter) und divergenter<br />

(stärker kreativitätsorientierter) kognitiver<br />

Prozesse hatte einen prägenden Einfluss auf die empirische<br />

Kreativitätsforschung. In neurophysiologischen<br />

Studien wurden typischerweise stärkere Powerzunahmen<br />

(Synchronisation) im EEG Alpha-Band<br />

während der Bearbeitung divergenter als während<br />

der Bearbeitung konvergenter Denkaufgaben beobachtet.<br />

Hierbei wurden jedoch häufig unterschiedliche<br />

Aufgabentypen (bspw. divergente Denkaufgabe<br />

vs. mental-arithmetische Aufgabe) eingesetzt. In<br />

dieser Studie wurde untersucht, ob höhere Alpha-<br />

Synchronisation tatsächlich auf den Prozess des<br />

divergenten Denkens zurückgeführt werden kann,<br />

wenn alle anderen aufgabenspezifischen Anforderungen<br />

konstant gehalten werden. Zu diesem Zweck<br />

wurden konvergentes und divergentes Denken im<br />

Rahmen der gleichen Ideenfindungsaufgaben untersucht.<br />

Konvergente und divergente Denkprozesse<br />

wurden lediglich durch eine einfache Variation der<br />

Instruktion realisiert, welche entweder zum Finden<br />

möglichst gewöhnlicher oder möglichst ungewöhnlicher<br />

Ideen aufforderte. Einer Stichprobe von 55<br />

Jugendlichen wurden während der EEG-Messung<br />

klassische Alternate Uses - Aufgaben und elementar-kognitive<br />

Assoziationsaufgaben vorgegeben.<br />

Hierbei wurde in jedem Durchgang entweder instruiert,<br />

eine möglichst gewöhnliche (konvergente) oder<br />

eine möglichst ungewöhnliche (divergente) Idee zu<br />

13. april<br />

produzieren. Die in der divergenten Versuchsbedingung<br />

produzierten Ideen wurden in beiden Aufgaben<br />

als signifikant origineller beurteilt als jene in<br />

der konvergenten Bedingung, was für die Validität<br />

der experimentellen Instruktionsvariation spricht.<br />

Im EEG ging die Produktion divergenter Ideen in<br />

beiden Aufgaben mit stärkerer Alpha-Synchronisation<br />

einher als die Produktion konvergenter Ideen,<br />

welche generell von Abnahmen der Alpha-Power<br />

bzw. Desynchronisation begleitet wurde. Aufgrund<br />

der Verwendung der gleichen Aufgaben zur Induktion<br />

beider kognitiven Prozesse kann Alpha-Synchronisation<br />

daher eindeutig mit dem Modus kognitiver<br />

Verarbeitung und nicht etwa mit generellen<br />

Aufgabencharakteristika assoziiert werden. Weiters<br />

zeigte sich, dass die Alternate Uses - Aufgabe und<br />

die Assoziationsaufgabe vergleichbare topographische<br />

Aktivierungsmuster induzierten, was auf eine<br />

gemeinsame neuronale Verarbeitungsbasis hinweist.<br />

Die differentialpsychologischen Ergebnisse deuten<br />

auf interindividuelle Unterschiede in der Beteiligung<br />

frontaler und parietaler kortikaler Areale zwischen<br />

höher und niedriger kreativen Personen hin.<br />

Die Ergebnisse stehen in Einklang mit neurophysiologischen<br />

Erklärungsmodellen kreativen Denkens<br />

(bspw. Martindale, 1999) und erweitern die bisherige<br />

Forschung insofern, als dass Alpha-Synchronisation<br />

nun noch deutlicher mit divergentem Denken<br />

assoziiert werden kann.<br />

die UntersUchUnG der neUralen eFFizienz Unter berücKsichtiGUnG<br />

des stereotype threat eFFeKts - eine eeG stUdie<br />

Dunst Beate, Bergner Sabine, Benedek Mathias, Neubauer Aljoscha C.<br />

Arbeitsbereich Differentielle Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Kognitive Geschlechtsunterschiede in Intelligenzaufgaben<br />

können einerseits durch Unterschiede in<br />

der Arbeitsweise des Gehirns, andererseits aber auch<br />

durch soziale Phänomene, wie die Wirksamkeit geschlechtsspezifischer<br />

Stereotype, erklärt werden.<br />

Die vorliegende Studie kombiniert diese differential-<br />

und sozialpsychologische Herangehensweisen<br />

an interindividuelle Unterschiede in einer experimentellen<br />

Untersuchung. Die Neurale Effizienzhypothese<br />

besagt, dass intelligentere Personen ihre<br />

Gehirnressourcen effizienter einsetzen als weniger<br />

intelligente. Vielfach wurde geringere Alpha-Desynchronisation<br />

bei höher intelligenten im Vergleich zu<br />

weniger intelligenten Personen gefunden. Dieser ef-


hs 15.14<br />

fizientere Einsatz von Gehirnressourcen ist jedoch<br />

spezifisch für „geschlechtstypische“ Fähigkeitsbereiche:<br />

Während Frauen bei verbalen Aufgaben effizientere<br />

Verarbeitung zeigen, ist dies bei Männer<br />

infigural-räumlichen Aufgaben der Fall(Neubauer,<br />

Fink & Schrausser, 2002; Neubauer, Grabner, Fink<br />

& Neuper, 2005). Eine mögliche Erklärung hierfür<br />

liefert das sozialpsychologische Phänomen des<br />

Stereotype Threat. Dieses beschreibt eine Verminderung<br />

der Leistung durch die Auswirkungen negativer<br />

geschlechtsspezifischer Stereotype (Steele,<br />

1997). Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen<br />

von Stereotype Threat auf die Neurale Effizienz zu<br />

untersuchen. 31 weibliche und 32 männliche SchülerInnen<br />

bearbeiteten mentale Rotationsaufgaben<br />

während einer EEG-Messung. Hierbei wurden diese<br />

entweder mit einem konkreten geschlechtsspezifischen<br />

Stereotyp („Buben haben bessere räumliche<br />

Fähigkeiten“) konfrontiert oder nicht („Es gibt keine<br />

geschlechtsspezifischen Unterschiede in dieser Fähigkeit“).<br />

Die Ergebnisse zeigen auf, dass negative<br />

Geschlechtsstereotype nicht notwendigerweise leistungsmindernd<br />

wirken müssen, jedoch zu einer Veränderung<br />

der neuralen Aktivierung führen. Der bis<br />

dahin unerforschte Aspekt dahinterliegender neurophysiologischer<br />

Mechanismen weist auf einen Einfluss<br />

des Stereotype Threat auf die Neurale Effizienz<br />

hin. Jedoch führen implizit aktive Vorurteile nicht<br />

wie erwartet zu einer Belastung kortikaler Ressourcen.<br />

Vielmehr kann gezeigt werden, dass es keinen<br />

signifikanten Zusammenhang zwischen Intelligenz<br />

13. april<br />

und Gehirnaktivierung während der Bearbeitung<br />

Mentaler Rotationsaufgaben gibt, wenn die TeilnehmerInnen<br />

auf ein geschlechtsspezifisches Stereotyp<br />

aufmerksam gemacht wurden. Sowohl weniger als<br />

auch höher intelligente Personen wiesen hierbei das<br />

gleiche Muster neuraler Aktivierung auf: Es zeigte<br />

sich Alpha-Synchronisation in den frontalen und<br />

Alpha-Desynchronisation in den parietalen Gehirnregionen.<br />

Buben zeigen in mentalen Rotationsaufgaben<br />

unter nicht-stereotypisierenden Bedingungen<br />

einen negativen Zusammenhang zwischen Intelligenz<br />

und Gehirnaktivierung, welcher die Neurale<br />

Effizienz - Hypothese belegt. Bei Mädchen hingegen<br />

besteht unter nicht-stereotypisierenden Bedingungen<br />

ein positiver Zusammenhang zwischen<br />

Intelligenz und Gehirnaktivierung. Vergleicht man<br />

die Ergebnisse unter der nicht-stereotypisierenden<br />

Bedingung mit den Ergebnissen aus der stereotypisierenden<br />

Bedingung, kann folgendes angenommen<br />

werden: Es kann davon ausgegangen werden, dass<br />

sowohl weniger als auch höher intelligente Buben,<br />

die mit dem (positiv wirksamen) Stereotyp konfrontiert<br />

wurden, eine geringere Aktivierung zeigen. Für<br />

Mädchen zeigt sich unabhängig von ihrer Intelligenz<br />

eine stärkere Aktivierung während der Bearbeitung<br />

der räumlichen Aufgabe unter der geschlechtsspezifischen<br />

Bedingung. Dies stützt die Annahme, dass<br />

Buben diese Aufgabe eher als Herausforderung,<br />

Mädchen hingegen eher als Bedrohung und folglich<br />

belastend erleben.<br />

wird attentional blinK dUrch alpha-entrainMent Generiert?<br />

Zauner Andrea, Fellinger Robert, Klimesch Wolfgang<br />

Abteilung für Physiologische Psychologie, Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Attentional Blink (AB) resultiert aus temporären<br />

Aufmerksamkeits-Konflikten in der Wahrnehmung<br />

von rasch, aufeinanderfolgenden Stimuli. In typischen<br />

AB-Paradigmen, sogenannte rapid- serial-<br />

visual- presentations (RSVP) Designs, äußert sich<br />

ein AB durch einen Fehler der Wahrnehmung eines<br />

Targets, bei vorheriger, erfolgreicher Detektion eines<br />

anderen Targets, wenn das nachfolgende Target<br />

zwischen 100 bis 500 ms nach dem ersten Target<br />

präsentiert wird (Raymond, Shapiro & Arnell,<br />

1992). Die Fähigkeit der Wahrnehmung eines rasch,<br />

dargebotenen Stimulus wird durch die aktuelle oszillatorische<br />

Aktivität bestimmt (Hanslmayr et al.<br />

2011), im Besonderen Oszillationen in der Alphafrequenz<br />

(8-12Hz) reflektieren exitatorische und in-<br />

hibitorische Gehirnaktivität (Klimesch, Sauseng &<br />

Hanslmayr, 2007). RSVPs in AB-Paradigmen werden<br />

gewöhnlich mit einer Rate von 10 Hz präsentiert.<br />

Dadurch werden Steady-State Visual Evoked<br />

Potentials (SSVEPS) induziert und die Alpha-Amplituden<br />

erhöht (Vialatte et al., 2010). Studien zu<br />

visueller Wahrnehmung zeigen Zusammenhänge<br />

zwischen hoher prestimulus Alpha-Amplitude und<br />

negativer Wahrnehmungs-Performanz (u.a. Hanslmayr<br />

et al., 2005; Hanslmayr et al., 2007). Neben<br />

der Amplitude fanden Mathewson et al. (2009), dass<br />

die korrekte Detektion von rasch, dargebotenen Stimuli<br />

von der Alpha-Phase abhängt. In dieser Studie<br />

war die Wahrscheinlich für korrekte Wahrnehmung<br />

verringert, wenn die Stimuli zum negativen Peak der<br />

153


154<br />

hs 15.14<br />

Alpha-Phase dargeboten wurden. Diese Ergebnisse<br />

sprechen für einen internalen- visuellen Verarbeitungszustand,<br />

signalisiert durch einen Modus mit<br />

hoher Alpha-Amplitude und negativer Alpha-Phase<br />

(Hanslmayr et al, 2011). Demzufolge sollte Entrainment<br />

von Alpha-Oszillationen durch induzierte<br />

SSVEPs einen internalen Verarbeitungsmodus begünstigen<br />

und in AB resultieren. Zu diesem Zweck<br />

wurde das experimentelle Design von Kranczioch,<br />

Debener & Engel (2003) übernommen und hinsichtlich<br />

zeitlicher und positions-bezogener Parameter<br />

modifiziert. In Experiment 1 wurden RVSPs mit<br />

20 Stimuli für jeweils 100 ms präsentiert, in Experiment<br />

2 wurde die Präsentation der Items von 80<br />

bis 120 ms variiert. Die Position des 1. Targets war<br />

immer an der 7. Stelle und in der Hälfte der Trials<br />

erschien ein 2. Target an der 10. Position. In Experiment<br />

1 fanden wir signifikant stärkere Peak-Amplituden<br />

und ein signifikant höheres phase-locking<br />

im Alpha für AB-Trials im Vergleich zu Trials ohne<br />

AB und Kontroll-Trials. Darüber zeigen AB-Trials<br />

eine signifikante Phasenkonzentration zum negativen<br />

Peak der Alpha-Phase. Das Unvermögen des<br />

Loslösens vom starken Entrainment, gekennzeichnet<br />

durch hohe Amplituden, hoher Phasenkonsistenz<br />

über die Trials und einer Phasenausrichtung zum ne-<br />

13. april<br />

gativen Peak, führt zu einen AB. Die Mechanismen<br />

für einen AB bei variierter Stimulationsdauer scheinen<br />

ähnliche Ursachen zu haben.


hs 15.04<br />

13. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: AKTUELLE ENTWICKLUNGEN &<br />

ERGEBNISSE AUS DER PSyCHOLOGISCHEN DIAGNOSTIK<br />

chair: arendasy Martin<br />

Faire aUswahlVerFahren Führen zU positiVen Verhaltensweisen<br />

Öttl Magdalena, Streicher Bernhard, Frey Dieter<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland<br />

Die Bedeutung organisationaler Gerechtigkeit als<br />

wesentlicher Prädiktor für MitarbeiterInneneinstellungen<br />

und -verhaltensweisen hat sich in der sozialund<br />

arbeitspsychologischen Forschung bereits etabliert.<br />

In der Regel tritt jedoch jede/r MitarbeiterIn als<br />

BewerberIn in eine Organisation ein. Es kann angenommen<br />

werden, dass sich bereits bei diesen ersten<br />

Kontakten Gerechtigkeitseindrücke etablieren. Die<br />

Bedeutung des ersten Kontaktes wurde bisher kaum<br />

untersucht, insbesondere nicht der zeitliche Effekt<br />

von Selektionsfairness anhand von Längsschnittstudien<br />

im Feld. Die vorliegende Fragebogenstudie<br />

untersucht die Auswirkungen von wahrgenommener<br />

Gerechtigkeit in Auswahlverfahren (prozedural, distributiv,<br />

interpersonal und informational) auf ausbildungsrelevante,<br />

psychologische Faktoren bei studentischen<br />

BewerberInnen einer Akademie. Neben<br />

der Befragung über vier Messzeitpunkte hinweg (t1<br />

– t4: vor dem, während des Assessment Center/s, unmittelbar<br />

sowie einige Monate nach Mitteilung der<br />

Ergebnisse) wurden folgende Variablen miterhoben:<br />

Big Five, Bochumer Inventar zur berufsbezogenen<br />

Persönlichkeitsbeschreibung und Jurorenbewertungen.<br />

Die Ergebnisse für abgelehnte BewerberInnen<br />

zeigten, dass prozedurale Fairness (t2) trotz einer<br />

Ablehnung eine Zufriedenheit mit dem Auswahlverfahren<br />

(t3) bewirkte. Dieser Zusammenhang wurde<br />

durch die Attraktivität der Organisation (t3) mediiert.<br />

Bei erfolgreichen BewerberInnen führte wahrgenommene<br />

Selektionsfairness insgesamt (t2) dazu,<br />

dass sie bereits im Auswahlverfahren hohes Commitment<br />

(t3) entwickelten. Diese Beziehung wurde<br />

durch das Vertrauen, dass das Auswahlkomitee objektiv<br />

vorgeht, mediiert. Zusammenhänge zwischen<br />

psychologischen Faktoren und anderen Fragebögen<br />

zeigten beispielsweise, dass extravertierte Bewerber-<br />

Innen eine höhere Attraktivität der Akademie wahrnahmen<br />

und zu mehr Commitment sowie interpersonalem<br />

Vertrauen bereit waren. Insgesamt belegen<br />

die Ergebnisse die hohe Bedeutung von Selektionsfairness<br />

für zukünftiges BewerberInnenverhalten<br />

bereits beim ersten Kontakt mit einer Organisation.<br />

aUswirKUnG der KoMbination Unterschiedlicher antwortForMate Und<br />

iteMpositionen in psycholoGischen tests<br />

Fuest Tanja, Alexandrowicz Rainer W.<br />

Abteilung für Angewandte Psychologie und Methodenforschung, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Die Praxis, aus einer mehrere Subskalen umfassenden<br />

Testbatterie einzelne herauszulösen und gesondert<br />

vorzugeben, erfolgt in der Regel ohne explizite<br />

psychometrische Überprüfung der Angemessenheit.<br />

Indirekt kommen dabei Positionseffekte zum Tragen,<br />

da sich durch das Herauslösen der Fragen aus<br />

dem Kontext zwangsläufig neue Itempositionen ergeben.<br />

Zusätzlich können durch den Wegfall umgebender<br />

Items allfällige Übertragungseffekte ausfallen.<br />

Es kann nicht zwingend davon ausgegangen<br />

werden, dass die Annahme der Eindimensionalität<br />

weiterhin gültig ist. Zudem können sich die Itemparameter<br />

verändern, was in der Folge Auswirkungen<br />

auf die Personenparameter hätte. Vorliegende Studie<br />

geht der Frage nach, inwiefern sich die Vorgabe<br />

mehrdimensionaler Instrumente nach Subskalen<br />

auf deren psychometrische Eigenschaften auswirkt.<br />

Neben der Frage nach Positionseffekten wird auch<br />

untersucht, ob sich Unterschiede hinsichtlich des<br />

Antwortformats ergeben. Als Testmaterial wurde<br />

der BFI-K (Big-Five-Inventory, Kurzfassung;<br />

Rammstedt & John, 2005) gewählt. Das Instrument<br />

dient der Erfassung der „Big Five“, wobei pro Skala<br />

vier bzw. in einem Fall fünf Items mit jeweils<br />

fünf Antwortkategorien (sehr unzutreffend bis sehr<br />

zutreffend)vorgegeben werden. Zur Beantwortung<br />

155


156<br />

der ersten Fragestellung wurden zwei Versionen<br />

erstellt: Die erste enthielt die Fragen in der publizierten<br />

Originalreihenfolge, in der zweiten wurden<br />

die 21 Items nach Skalen geordnet vorgegeben. Für<br />

die zweite Fragestellung wurde eine Version mit<br />

dichotomem Antwortformat (trifft nicht zu / trifft<br />

zu) erstellt. Zur Auswertung wird im dichotomen<br />

Fall das Rasch-Modell und im fünfkategoriellen das<br />

Partial Credit Modell (Masters, 1982) angewandt.<br />

Dabei soll untersucht werden, ob die unterschiedlichen<br />

Darbietungsformen einerseits den Modell-Fit<br />

beeinflussen und andererseits, ob sich die geschätzten<br />

Itemparameter zwischen den Formen unterschei-<br />

den. Zusätzlich wird die Stärke des Positionseffektes<br />

mittels LLTM untersucht (vgl. Alexandrowicz &<br />

Matschinger, 2008). Die Studie soll Hinweise liefern,<br />

welche Testgestaltung hinsichtlich allfälliger<br />

Positions- und Formateffekte als besonders robust<br />

bzw. anfällig erweist.<br />

Alexandrowicz R.W. & Matschinger H. (2008).<br />

Estimating Item Location Effects by Means of a<br />

Generalized Logistic Regression Model. Psychology<br />

Science Quarterly, 50, 64-74. Rammstedt, B. &<br />

John, O. P. (2005). Kurzversion des Big Five Inventory<br />

(BFI-K). Diagnostica, 51, 195-206.<br />

dsb-ws: ein inVentar zUr erFassUnG Von prozessen, die zU bUrn-<br />

oUt Führen – ModiFiKation Und erweiterUnG<br />

Winter Lisa-Christina, Jiménez Paul<br />

Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

hs 15.04<br />

Aufgrund der Relevanz von Burnout und des Bedarfes<br />

nach einem geeigneten Instrument zur Identifikation<br />

von Prozessen, die zu Burnout (und innerer<br />

Kündigung) führen, wurde das Inventar „Dynamic<br />

Sequences of Behaviour“ (DSB, Jiménez, Seilinger<br />

und Hasibeder, 2010, weiters Hasibeder, 2009, sowie<br />

Seilinger, 2009) entwickelt. Dieses Inventar wurde<br />

(ausgehend vom systemtheoretischen Ansatz) weiterentwickelt<br />

und modifiziert. Das aus dieser Modifikation<br />

hervorgehende Inventar, „Dynamic Sequences<br />

of Behaviour-Work Specific“ (DSB-WS), wurde<br />

in der aktuellen Studie geprüft. Im Rahmen der Entwicklung<br />

des DSB-WS wurde eine Online-Studie<br />

durchgeführt. Nach der Bereinigung der erhobenen<br />

Daten konnte eine Stichprobe von 307 Personen zur<br />

Untersuchung herangezogen werden. Diese Stichprobe<br />

wurde nach Zufall in zwei Teilstichproben<br />

(N(Teilstichprobe 1)=148 und N(Teilstichprobe 2)<br />

=159) aufgeteilt: Die erste diente der Überprüfung<br />

der Teststruktur und der Itemkennwerte als Grundlage<br />

für eine erste Itemselektion, worauf im Rahmen<br />

einer Prüfung der Geltung des Partial Credit Models<br />

(PCM, Masters, 1982) für die einzelnen Skalen eine<br />

weitere Itemselektion und damit eine Modifikation<br />

der einzelnen Skalen erfolgte. Die zweite Teilstichprobe<br />

diente der Validierung der Ergebnisse der<br />

zuvor modifizierten Skalen. Im Ergebnis kann die<br />

Geltung des PCM für die Skalen „kritische Bewältigungsstrategien“,<br />

„perfektionistische Strategien“<br />

und „Suche nach Erholung“ bestätigt werden. Des<br />

Weiteren wurden die Schwierigkeitsindizes der ein-<br />

13. april<br />

zelnen Skalen, deren Reliabilität (in Form der internen<br />

Konsistenz) sowie deren konvergente Validität<br />

innerhalb der Gesamtstichprobe analysiert. Die Ergebnisse<br />

zeigen, dass die modifizierten Skalen des<br />

DSB-WS weitestgehend über sehr gute Gütekriterien<br />

und Itemkennwerte verfügen. Neben den Ergebnissen<br />

werden im Rahmen der Präsentation auch<br />

Ergänzungsvorschläge und Entwicklungsaussichten<br />

sowie die praktische Bedeutsamkeit des Verfahrens<br />

diskutiert.


hs 15.04<br />

13. april<br />

der Myers-briGGs-typenindiKator® (Mbti) Misst Mehr als das<br />

FünF-FaKtoren-Modell<br />

Renner Walter1 , Menschik-Bendele Jutta1 , Deakin Paul2 1 Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich; 2 OPP Ltd., Oxford, England<br />

Der Myers-Briggs-Typenindikator® (MBTI) misst<br />

die von C. G. Jung postulierten Persönlichkeitsmerkmale<br />

„Extraversion“ vs. „Introversion“, „Fühlen“<br />

vs. „Denken“, „Intuition“ vs. „Empfindung“,<br />

sowie zusätzlich „Urteilen“ vs. „Wahrnehmen“.<br />

Vielfach wurde behauptet, dass diese Persönlichkeitsdimensionen<br />

den Faktoren „Extraversion“,<br />

„Verträglichkeit“, „Offenheit für Erfahrung“ bzw.<br />

„Gewissenhaftigkeit“ aus dem Fünf-Faktoren-Modell<br />

(FFM) entsprächen, obwohl die empirisch ermittelten<br />

Korrelationen nur mittelhoch waren. Wir<br />

prüften die Hypothese, dass der MBTI in der Lage<br />

sein würde dem Fünf-Faktoren-Modell zusätzliche<br />

Information hinzuzufügen, auf faktorenanalytischer<br />

Basis. Eine Stichprobe von 255 Frauen und 180<br />

Männern (gesamtes N = 435) erhielten die deutsche<br />

Version des MBTI zusammen mit dem NEO-Fünf-<br />

Faktoren-Inventar vorgelegt. Die Hauptkomponentenanalyse<br />

mit Varimaxrotation ergab zunächst fünf<br />

gemeinsame Faktoren für beide Fragebögen, die mit<br />

dem FFM übereinstimmten. Bei der Extraktion von<br />

Subfaktoren erwiesen sich jedoch lediglich Extra-<br />

version und Neurotizismus als eindimensional, während<br />

die verbleibenden drei Faktoren jeweils in zwei<br />

Subfaktoren zerfielen, die überwiegend durch Items<br />

des MBTI bzw. des NEO-FFI repräsentiert werden<br />

und auch inhaltlich distinkte Facetten erfassen.<br />

Während etwa „Verträglichkeit“ eine umgängliche<br />

und freundliche Lebensweise bezeichnet, betrifft<br />

die Facette „Fühlen vs. Denken“ eine emotionale<br />

bzw. logische Art der Problemlösung; während<br />

„Offenheit für Erfahrung“ eine kulturell hoch entwickelte,<br />

tolerante und interessierte Grundhaltung<br />

bezeichnet, bezieht sich „Intuition vs. Empfindung“<br />

auf eine visionäre im Gegensatz zu einer praktisch<br />

orientierten Informationsgewinnung, und während<br />

„Gewissenhaftigkeit“ auf Verlässlichkeit und Regelbeachtung<br />

fokussiert, betrifft die Facette „Urteilen<br />

vs. Wahrnehmen“ eine geplant-strukturierte im Gegensatz<br />

zu einer spontanen Lebensgestaltung. Wir<br />

konnten somit zeigen, dass sich die von den beiden<br />

Instrumenten gemessenen Konstrukte nur teilweise<br />

decken und die Dimensionen des MBTI zusätzliche<br />

Information zum FFM bieten.<br />

VerGleich Unterschiedlicher operationalisierUnGen der bestiMMUnG<br />

Von berUFlichen UMwelttypen nach deM Modell Von holland<br />

Heine Jörg-Henrik, Tarnai Christian, Hartmann Florian, Langmeyer Alexandra<br />

Universität der Bundeswehr München, Deutschland<br />

Holland (1997) geht in seiner Berufswahltheorie<br />

davon aus, dass sowohl Personen als auch berufliche<br />

Umwelten sechs Interessen- bzw. Umwelttypen<br />

zugeordnet werden können: einem realistischen (R),<br />

investigativen (I), künstlerischen (A), sozialen (S),<br />

unternehmerischen (E) oder konventionellen (C)<br />

Typ. Neben der Annahme dieser sechs Orientierungen<br />

ist die Person-Umwelt Kongruenz ein zentrales<br />

Sekundärkonstrukt. Diese Kongruenz ist hoch,<br />

wenn Personen mit ihren individuellen Interessen in<br />

der dazu passenden Umwelt tätig sind. Zur Operationalisierung<br />

der Kongruenz ist es notwendig, sowohl<br />

die Interessen der Person zu erfassen, als auch<br />

den Umwelttyp zu bestimmen. Die Erfassung der<br />

Personeninteressen erfolgt üblicherweise mit standardisierten<br />

Interessentests. Zur Bestimmung des<br />

Umwelttyps können unterschiedliche Operationalisierungen<br />

herangezogen werden: Expertenratings,<br />

standardisierte Berufscodes sowie das Inwohnermodell.<br />

Bei dem Inwohnermodell werden die Interessen<br />

einer Stichprobe von Angehörigen einer Beruflichen<br />

Umwelt erfasst. Auf dieser Grundlage wird für die<br />

jeweilige berufliche Umwelt ein dreistelliger Code<br />

gemäß dem Interessenprofil der Inwohner nach Holland<br />

(1997) bestimmt. Alternativ zu dieser Umweltcodierung<br />

kann die berufliche Umwelt auch über<br />

die vektorielle Darstellung des Interessenprofils der<br />

Inwohner charakterisiert werden (Eder, 1998; Langmeyer,<br />

Tarnai, & Bergmann, 2009). Das Ziel der<br />

vorliegenden Untersuchung besteht darin, zu analysieren,<br />

ob die unterschiedlichen Operationalisierungen<br />

des Inwohnermodells zur Bestimmung des Um-<br />

157


158<br />

welttyps, in Abhängigkeit der Differenziertheit der<br />

Interessen der Personen, zu divergierenden Ergebnissen<br />

hinsichtlich der Kongruenzaussage zwischen<br />

Person und Umwelt führen. Operationalisierung für<br />

die Erfassung der Interessenprofile ist der Allgemeine<br />

Interessen-Struktur-Test (AIST, Bergmann &<br />

Eder, 2005). Datengrundlage ist eine Stichprobe von<br />

N = 661 Studierenden verschiedener Fächer. Der<br />

Zusammenhang der Kongruenz (Person - Studienfach)<br />

mit anderen Konstrukten (z.B. Identifikation<br />

mit dem gewählten Studienfach) werden unter Berücksichtigung<br />

der verschiedenen Operationalisierungen<br />

von Kongruenz analysiert und diskutiert.<br />

GesUndheitsbezoGene lebensQUalität aM beispiel „therapie statt<br />

straFe“: psychoMetrischer VerGleich zweier FraGebÖGen<br />

Jagsch Reinhold 1 , Köchl Birgit 2<br />

hs 15.04<br />

1 2 Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich; Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische<br />

Universität Wien, Österreich<br />

Straffällig gewordene Personen mit einer Suchterkrankung,<br />

die mittels „Therapie statt Strafe“-Programm<br />

eine Therapie absolvierten, wurden hinsichtlich<br />

der gesundheitsbezogenen Lebensqualität,<br />

der Ausprägung depressiver Symptomatik und der<br />

Selbstwirksamkeitserwartung untersucht. Neben<br />

dem Beck-Depressions-Inventar (BDI-II) und der<br />

Skala zur Erfassung von Selbstwirksamkeit (SWE)<br />

wurde den 34 TeilnehmerInnen des Programms der<br />

Fragebogen zum Gesundheitszustand (Short Form-<br />

36, SF-36) und das Nottingham Health Profile<br />

(NHP) am Beginn und nach sieben Wochen Dauer<br />

am Ende der Intervention vorgegeben. Vor Beginn<br />

der Therapie war neben erhöhter Depressionswerte<br />

eine im Vergleich zur Normalpopulation übergreifende<br />

Einschränkung in fast allen Dimensionen der<br />

gesundheitsbezogenen Lebensqualität festzustellen.<br />

Nach sieben Wochen Therapie war eine signifikante<br />

Reduktion der Depressionsscores sowie, je<br />

nach Fragebogen, eine Verbesserung in distinkten<br />

Bereichen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität<br />

zu erkennen. Beim psychometrischen Vergleich<br />

der beiden Lebensqualitätsinstrumente kam neben<br />

ROC-Analysen die Methode der „relativen Validität“<br />

zum Einsatz, ebenso wie eine Analyse der Boden-<br />

und Deckeneffekte und der Trennschärfen. Bei<br />

diesem direkten Vergleich der beiden Verfahren zur<br />

Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität<br />

schnitt bei Patienten mit Suchterkrankung die SF-<br />

36 übergreifend besser ab. Maßgeblich dafür könnte<br />

das mehrkategoriale Antwortformat der SF-36 sein,<br />

das differenziertere Meinungsäußerungen zulässt,<br />

im Gegensatz zum NHP, das lediglich ein dichotomes<br />

Antwortformat vorsieht. Auf Basis der vorliegenden<br />

Analyseergebnisse ist bei der Auswahl des<br />

geeigneten Instruments zur Erhebung der gesund-<br />

13. april<br />

heitsbezogenen Lebensqualität bei dieser und ähnlichen<br />

Populationen dem Fragebogen zum Gesundheitszustand<br />

(SF-36) der Vorzug zu geben.


hs 15.04<br />

13. april<br />

symPosium: der sTeinige weg zur weisheiT: wachsTum und ler-<br />

nen nach schwierigen erfahrungen<br />

chair: GlücK jUdith<br />

Nachdem sich die Psychologie lange Zeit auf die negativen<br />

Auswirkungen schwieriger oder gar traumatischer<br />

Erlebnisse konzentriert hat, ist in den letzten<br />

zehn Jahren ein zunehmender Trend zur Erforschung<br />

der Bedingungen für positive Entwicklungen nach<br />

solchen Erfahrungen erkennbar (siehe z.B. Calhoun<br />

& Tedeschi, 2006; Joseph, 2011). Gleichzeitig<br />

wird in der Weisheitsforschung die Rolle transformativer<br />

Ereignisse für die Entwicklung von Weisheit<br />

zunehmend auch empirisch thematisiert (z.B.<br />

Ferrari & Weststrate, 2012; Staudinger & Glück,<br />

2011). Die in dem Symposium vorgestellten Forschungsarbeiten<br />

befassen sich alle mit positiven<br />

Entwicklungsprozessen, die über die unmittelbare<br />

Bewältigung schwieriger Erfahrungen hinausgehen.<br />

Zwei Beiträge befassen sich mit der wichtigen<br />

Rolle externaler (sozialer) Ressourcen, zwei mit<br />

internalen (persönlichen) Ressourcen, die solche<br />

Entwicklungsprozesse fördern können. Der letzte<br />

Beitrag untersucht das „Lernen aus dem Leben“ aus<br />

autobiographisch-reflektierender Perspektive. Die<br />

ersten beiden Vorträge befassen sich mit sozialen<br />

Ressourcen für die positive Bewältigung potentiell<br />

traumatischer Erfahrungen. Juen, Siller und Blatter<br />

stellen Ergebnisse einer Befragung von psychosozialen<br />

HelferInnen aus Indonesien nach dem Tsunami<br />

2004 vor. Neben negativen Aspekten des Einsatzes<br />

berichteten die Befragten viele positive Aspekte insbesondere<br />

in Bezug auf soziale Unterstützung und<br />

das Erleben von Verbundenheit zu Anderen. Anita<br />

Fürstler-Holzer hat posttraumatisches Wachstum bei<br />

Personen untersucht, die Angehörige durch Suizid<br />

oder andere plötzliche Todesfälle verloren hatten.<br />

Sie fand signifikante Zusammenhänge zwischen<br />

sozialen Unterstützungsressourcen und Wachstumsprozessen<br />

sowie der Schuldwahrnehmung der Hinterbliebenen.<br />

Die nächsten beiden Beiträge befassen<br />

sich mit persönlichen Ressourcen für Wachstumsprozesse.<br />

Judith Glück stellt das „MORE Wisdom<br />

Model“ vor, ein Modell der Entwicklung von Weisheit,<br />

das davon ausgeht, dass spezifische psychologische<br />

Ressourcen ein Lernen und Wachsen aus lebensverändernden<br />

Erfahrungen ermöglichen (Glück<br />

& Bluck, 2011). Im „Projekt Weisheit“ wurden Vorhersagen<br />

des Modells an Weisheitsnominierten und<br />

alters- und geschlechtsparallelen Kontrollpersonen<br />

überprüft und großteils bestätigt. Lara Dorner hat<br />

das Entwicklungsmodell um zwei zusätzliche Prozesskomponenten<br />

– Wachstumsorientierung und<br />

Selbst-Integration – erweitert. Beide Komponenten<br />

wurden von „blinden“ BeurteilerInnen bei Weisheitsnominierten<br />

in wesentlich höherem Maße gefunden<br />

als bei Kontrollpersonen. Der letzte Beitrag<br />

befasst sich mit dem subjektiven Ergebnis lebenslanger<br />

Lernprozesse: Johanna Drewelies und Susanne<br />

König untersuchten, welche zentralen „Lehren“<br />

weisheitsnominierte TeilnehmerInnen und Kontrollpersonen<br />

aus den Erfahrungen ihres Lebens berichten.<br />

Die Lebenslehren der Weisheitsnominierten<br />

deuten auf eine lebenslang offene und reflexionsmotivierte<br />

Haltung hin.<br />

positiVe bewältiGUnG nach traUMatischen ereiGnissen<br />

Juen Barbara, Siller Heidi, Platter Susanne<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Posttraumatisches Wachstum im Sinne einer subjektiv<br />

erlebten positiven Veränderung nach der Bewältigung<br />

traumatischer Ereignisse kann zum einen<br />

als Folge der Auseinandersetzung mit traumatischen<br />

Ereignissen, zum anderen als Bewältigungsstrategie<br />

betrachtet werden. Im vorliegenden Beitrag wird<br />

versucht, am Beispiel von Einsatzkräften zu zeigen,<br />

dass die mit der Bewältigung traumatischer Ereignisse<br />

verbundenen kognitiven und emotionalen Regulierungsversuche<br />

letztlich zu einer Verbesserung<br />

der Affekt- und Ambiguitätstoleranz führen können.<br />

Bei Einsatzkräften wurden insbesondere eine veränderte<br />

subjektive Affekttoleranz sowie erhöhtes<br />

Team- und Familienbewusstsein beobachtet (Juen,<br />

Öhler & Thormar, 2009). In der vorliegenden Studie<br />

sollen nun die Ergebnisse aus insgesamt 26 Interviews<br />

mit psychosozialen HelferInnen aus Indonesien<br />

nach dem Tsunami 2004 dargestellt werden. Es<br />

zeigte sich, dass neben negativen Aspekten des Einsatzes<br />

(z.B. die Konfrontation mit weinenden Ange-<br />

159


160<br />

hs 15.04<br />

hörigen, Informations- und Kommunikationsprobleme,<br />

schlechte Hygienebedingungen etc.) erstaunlich<br />

viele positive Aspekte des Einsatzes (z.B. Verbundenheit<br />

mit Anderen, Aktivierung sozialer Ressourcen,<br />

das Team als Ressource) genannt werden.<br />

13. april<br />

persÖnliche reiFUnG nach plÖtzlicheM VerlUst Von nahen anGehÖri-<br />

Gen Unter besonderer berücKsichtiGUnG der schUldwahrnehMUnG<br />

Fürstler-Holzer Anita<br />

Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Kritische Lebensereignisse wie der plötzliche Verlust<br />

eines geliebten Menschen stellen das menschliche<br />

Bedürfnis nach Ordnung, Vorhersagbarkeit,<br />

Kontrollierbarkeit und Sinnhaftigkeit in Frage (Davis,<br />

Wortman, Lehman, & Cohen Silver, 2000). Zu<br />

den möglichen positiven Veränderungen nach Belastungen<br />

und Traumata zählen Orientierung auf eigene<br />

Stärken, Änderung der eigenen Lebensphilosophie<br />

und eine intensivierte Wertschätzung persönlicher<br />

Beziehungen (Maercker & Langner, 2001), sowie<br />

ein höheres Funktions- und Anpassungsniveau für<br />

zukünftige belastende Ereignisse (Linley & Joseph,<br />

2004). Einige Bedingungen für mögliche positive<br />

Veränderungen sind die Eigenschaften einer Person<br />

und ihre bisherige Erfahrung mit Krisen, Unterstützung<br />

aus dem sozialen Umfeld, Bewältigungsstrategien,<br />

krisenspezifischen Faktoren (Schaefer<br />

& Moos, 1992), persönlichen Überzeugungen, wie<br />

Religiosität, Zufriedenheit, positive Neubewertung,<br />

akzeptierendes Coping (Park, Cohen und Murch,<br />

1996), sowie die Regulation negativer Emotionen<br />

(Ärger, Zuschreibung eigener Verantwortung), ruminative<br />

Kognitionen und soziokulturelle Einflüsse<br />

(Tedeschi, Calhoun, Cann & Hanks, 2010; Calhoun<br />

& Tedeschi, 2006). Suizid-Hinterbliebene empfinden<br />

mehr Verantwortung am Tod von Angehörigen<br />

als Hinterbliebene anderer Todesursachen und<br />

nehmen intensiver Stigmatisierung wahr (Wertheimer,<br />

2001). In einer quantitativen Fragebogenstudie<br />

wurde untersucht, ob es Zusammenhänge mit<br />

der speziellen Problematik Suizid-Hinterbliebener<br />

und persönlicher Reifung gibt. 25 Hinterbliebene<br />

nach Suiziden und 38 Hinterbliebene nach anderen<br />

plötzlichen Todesfällen bearbeiteten Fragebögen zu<br />

Schuldwahrnehmung, familiärer und sozialer Unterstützung,<br />

religiösem Coping und persönlicher<br />

Reifung durch das Ereignis. Gruppenunterschiede<br />

wurden ausschließlich auf der Schuldskala nachgewiesen,<br />

nicht jedoch bei den Skalen persönlicher<br />

Reifung. Signifikant positive Korrelationen beste-<br />

hen zwischen Schuldwahrnehmung und familiärer<br />

Unterstützung, wonach eine tröstende verständnisvolle<br />

Haltung anderer Familienmitglieder mit<br />

einer geringeren Schuldwahrnehmung einhergeht.<br />

Zudem werden bei Suizid-Hinterbliebenen positive<br />

Zusammenhänge zwischen familiärer Gesprächsbereitschaft<br />

und persönlicher Reifung sichtbar. Unterstützung<br />

aus dem sozialen Umfeld erweist sich<br />

unabhängig von der Todesursache als bedeutender<br />

Faktor für die Wahrnehmung positiver Veränderungen.<br />

Der direkte Zusammenhang zwischen Schuldwahrnehmung<br />

und den Skalen persönlicher Reifung<br />

ist zwar gering, jedoch lässt sich eine Tendenz erkennen,<br />

wonach eine geringe Schuldwahrnehmung mit<br />

mehr persönlicher Stärke in Zusammenhang steht.<br />

Weitere Bereiche, welche eine positive Entwicklung<br />

nach Verlust fördern können, sind eine niedrige<br />

Ängstlichkeit, viel aufgabenorientierte Bewältigung<br />

und positives religiöses Coping. Negative religiöse<br />

Bewältigungsstrategien hängen zwar mit Intensität<br />

der Schuldwahrnehmung zusammen, erweisen sich<br />

jedoch nicht als Prädiktor persönlicher Reifung.


hs 15.04<br />

das More wisdoM Model: die interaKtion Von ressoUrcen Und<br />

lebensereiGnissen in der entwicKlUnG Von weisheit<br />

Glück Judith, König Susanne, Naschenweng Katja, Dorner Lara, Redzanowski Uwe<br />

Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Weisheit ist ein komplexes Konstrukt, das kognitive<br />

wie auch emotionale, soziale und motivationale<br />

Komponenten umfasst. Während kognitive Aspekte<br />

des weisheitsbezogenen Wissens über das Leben im<br />

Allgemeinen (sogenannte „allgemeine Weisheit“)<br />

bereits im jungen Erwachsenenalter ein relativ hohes<br />

Niveau erreichen können (z.B. Staudinger, 1999)<br />

wird vermutet, dass sich Aspekte der „persönlichen<br />

Weisheit“, also des Lernens aus dem eigenen Leben,<br />

insbesondere durch die Konfrontation mit lebensverändernden<br />

Ereignissen im Verlauf des Erwachsenenalters<br />

entwickeln. Obwohl die meisten Menschen<br />

solche Erfahrungen machen, erreichen jedoch<br />

nur sehr wenige Menschen hohe Ausprägungen von<br />

Weisheit. Wir postulieren, dass persönliche Weisheit<br />

durch das interaktive Zusammenwirken von vier<br />

Ressourcen in der Auseinandersetzung mit schwierigen<br />

Lebensereignissen gefördert wird: Offenheit für<br />

Ideen und Erfahrungen, Reflektivität (einschließlich<br />

kritischer Selbstreflektion), Empathie verbunden<br />

mit Emotionsregulation und ein „sense of mastery“,<br />

also Vertrauen in die eigenen Bewältigungskompetenzen<br />

(Glück & Bluck, 2011). Personen, die höhere<br />

Ausprägungen in diesen Ressourcen aufweisen,<br />

sind eher in der Lage. Dieses „MORE Wisdom model“<br />

wurde in einem Forschungsprojekt (gefördert<br />

vom FWF sowie der Defining Wisdom Initiative<br />

der University of Chicago) erstmals empirisch geprüft.<br />

Medienaufrufe führten zu einer Stichprobe<br />

von insgesamt 47 weisheitsnominierten Personen;<br />

zum Vergleich wurde eine nach Geschlecht und<br />

13. april<br />

Alter parallele Kontrollgruppe untersucht. Die StudienteilnehmerInnen<br />

wurden ausführlich über die<br />

schwierigsten und besten Ereignisse ihres Lebens<br />

sowie einen wichtigen Konflikt interviewt, weiters<br />

wurden verschiedene Weisheitsmaße (Fragebögen<br />

sowie eine Aufgabe des Berliner Weisheitsparadigmas),<br />

Intelligenzaspekte sowie Fragebogendaten<br />

zu typischen Prädiktoren von Weisheit erhoben.<br />

Im Vortrag werden zunächst die unterschiedlichen<br />

Perspektiven, Bewältigungsweisen und späteren<br />

Interpretationen schwieriger Lebensereignisse exemplarisch<br />

anhand von Interviewzitaten dargestellt.<br />

Weiters werden zentrale empirische Ergebnisse des<br />

Projektes vorgestellt und diskutiert. Die Interviewtranskripte<br />

wurden von trainierten BeurteilerInnen<br />

bezüglich der MORE-Ressourcen eingeschätzt; die<br />

BeurteilerInnenübereinstimmungen waren ausreichend<br />

bis sehr gut. Die Nominiertengruppe wies im<br />

Vergleich zur Kontrollgruppe höhere Niveaus der<br />

MORE-Ressourcen auf. Die Ressourcen waren untereinander<br />

und zu unabhängigen Weisheitsratings<br />

hoch, zu den anderen Weisheitsmaßen hingegen<br />

nur moderat korreliert; letztere wiesen aber auch<br />

untereinander unerwartet niedrige Korrelationen<br />

auf. Auch die Zusammenhänge mit den Prädiktoren<br />

waren moderat, was ebenfalls auch für die anderen<br />

verwendeten Weisheitsmaße gilt. Diese Ergebnisse<br />

deuten insgesamt auf einen hohen Anteil an methoden-<br />

und nicht inhaltsspezifischer Varianz bei den<br />

gängigen Weisheitsmaßen hin.<br />

prozessorientierUnG Und selbst-inteGration in der entwicKlUnG Von<br />

weisheit<br />

Dorner Lara<br />

Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Weisheit entwickelt sich, wie Glück und Bluck (in<br />

press) annehmen, im Zusammenhang mit bestimmten<br />

Selbst-Ressourcen, welche einem Menschen<br />

helfen können, Schwierigkeiten in seinem Leben<br />

in einer wachstumsförderlichen Weise zu bewerten,<br />

handzuhaben und in die eigene Lebensgeschichte<br />

zu integrieren. Ebenso legen psychotherapeutische<br />

Theorien nahe, dass Menschen an der kontinuierlichen<br />

Auseinandersetzung mit den Herausforderungen<br />

des Lebens wachsen (Hager, 1992; Joseph<br />

& Linley, 2006). Notwendig hierfür sei eine Offenheit<br />

gegenüber den Veränderungen, welche jegliche<br />

Lebenserfahrung mit sich bringt. Ist ein Mensch in<br />

der Lage, diese Veränderungen anzunehmen und in<br />

161


162<br />

hs 15.04<br />

sein Selbst- und Weltbild zu integrieren, kann er im<br />

Sinne psychologischer Wachstumstheorien aus der<br />

Situation lernen und an ihr wachsen (Christopher,<br />

2004; Pascual-Leone, 1990). Entsprechend stellt<br />

sich die Frage, ob auch für die Entwicklung von<br />

Weisheit eine Prozess- oder Wachstumsorientierung<br />

kennzeichnend ist und ob sie darüber hinaus mit einer<br />

zunehmenden Selbst-Integration einhergeht. Im<br />

umfassenden Forschungsprojekt „Entwicklung und<br />

Manifestation von Weisheit“ wurden 47 Weisheitsnominierte<br />

und in Alter und Geschlecht gematchte<br />

Kontrollpersonen über ihre herausforderndsten Lebensereignisse<br />

und ihre schwierigsten zwischenmenschlichen<br />

Konflikte befragt. Das strukturierte<br />

Interview umfasste Fragen zur kognitiven und<br />

emotionalen Wahrnehmung des Ereignisses, zum<br />

persönlichen Umgang mit der Herausforderung und<br />

den daraus resultierenden Konsequenzen für das eigene<br />

Leben. Die transkribierten Protokolle der Nominierten-<br />

und Kontrollgruppe wurden in Bezug auf<br />

Prozessorientierung und Selbst-Integration auf einer<br />

4-stufigen Skala bewertet. Unabhängige Rater und<br />

Raterinnen erhielten hierfür Kodierregeln für jeweils<br />

13. april<br />

ein Kriterium. Ihre jeweiligen Bewertungen zeigen<br />

hohe Übereinstimmungen. Wie erwartet, weisen die<br />

Protokolle der Nominiertengruppe deutlich höhere<br />

Werte in beiden Kriterien auf als die der Kontrollgruppe.<br />

So spricht eine Weisheitsnominierte in Bezug<br />

auf ihre Erfahrungen mit ihrem beeinträchtigten<br />

Sohn von einem permanenten Lernprozess, an dem<br />

sie innerlich gewachsen sei: „Weil ich permanent reflektieren<br />

muss darüber, was ich eigentlich gedacht<br />

habe, was das Leben ausmacht oder was wichtig ist<br />

im Leben, das muss ich ständig relativieren, indem<br />

ich ihn begleite und schaue, wie er lebt“. Insgesamt<br />

zeigen nur wenige Personen sehr hohe Werte<br />

in beiden Kriterien, was der Annahme entspricht,<br />

dass es besonders schwierig ist, Prozessorientierung<br />

und Selbst-Integration kontinuierlich in Anbetracht<br />

schwieriger Lebensereignisse aufrechtzuerhalten.<br />

So scheinen Prozessorientierung und Selbst-Integration<br />

nicht nur ein Aspekt der Entwicklung von<br />

Weisheit zu sein, sondern darüber hinaus nur von<br />

bereits sehr weisen Menschen in voller Ausprägung<br />

verwirklicht werden zu können.<br />

lessons to be learned: liFe lessons oF indiVidUals perceiVed as<br />

wise<br />

Drewelies Johanna, König Susanne<br />

Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Lebenslehren wurden als ein zentraler Bestandteil<br />

der Lebensgeschichte identifiziert (McLean & Throne,<br />

2003) und konnten darüber hinaus mit Weisheit<br />

in Verbindung gebracht werden (Bluck & Glück,<br />

2004). Es zeigen sich Unterschiede zwischen Individuen<br />

hinsichtlich der Art und Weise wie über das<br />

Leben und kritische Ereignisse reflektiert wird und<br />

wie diese in die Lebensgeschichte intergiert werden<br />

(Blagov & Singer, 2004; McLean, 2008). Eine<br />

reflektive Komponente der Weisheit wurde durch<br />

eine Vielzahl von AutorInnen bestätigt (z.B. Ardelt,<br />

2003; Bluck & Glück, 2005; Chandler & Holliday,<br />

1990; Clayton & Birren, 1980; Hershey & Farrell,<br />

1997; Sternberg, 1985). Es ist deshalb anzunehmen,<br />

dass sich die Lebenslehren weiser und nicht weiser<br />

Individuen unterscheiden. Die vorliegende Studie,<br />

welche Teil des Projektes “Die Entwicklung und<br />

Manifestation von Weisheit” an der Universität Klagenfurt<br />

ist, untersucht die Lebenslehren 47 Weisheitsnominierter<br />

und 47 hinsichtlich Geschlecht<br />

und Alter gematchter Kontrollpersonen. Die StudienteilnehmerInnen<br />

wurden gebeten die wichtigs-<br />

ten Lehren, die sie in Ihrem Leben gelernt haben,<br />

zu nennen und Kernaspekte zu beschreiben, die sie<br />

Jüngeren mit auf ihren Lebensweg geben würden.<br />

Zusätzlich wurden konkrete Lehren und Aspekte der<br />

Weitergabe an Jüngere aus einem subjektiv schwierigen<br />

Lebensereignis erhoben. Weisheitsnominierte<br />

und Kontrollpersonen unterscheiden sich signifikant<br />

sowohl in den Lebenslehren als auch in den Erkenntnissen,<br />

die sie an Jüngere weitergeben wollen.<br />

Weisheitsnominierte fokussieren vermehrt die Prozesshaftigkeit<br />

sowie den Relativismus des Lebens,<br />

die Bedeutung der (Selbst-) Reflexivität, des Vertrauens<br />

und der Akzeptanz. In der Weitergabe und<br />

den Lebenslehren Weisheitsnominierter zeigt sich<br />

eine größere Konsistenz als bei Kontrollpersonen.<br />

Die Ergebnisse legen nahe, dass sich die reflektive<br />

Komponente von Weisheit auch in den Lehren aus<br />

dem Leben manifestiert. Dies legt nahe, dass eine<br />

reflektive und prozessorientierte autobiographische<br />

Auseinandersetzung mit Lebensereignissen eine<br />

wichtige Rolle in der Entwicklung von Weisheit<br />

spielen könnte.


hs 15.04<br />

13. april<br />

symPosium: iTem resPonse modelle: weiTerenTwicklung, üBer-<br />

Prüfung und anwendung<br />

chair: Koller inGrid<br />

Koller Ingrid 1 , Maier Marco J. 2 , Gruber Kathrin 2 , Alexandrowicz Rainer W. 3 , Nader Ingo W. 1<br />

1 Abteilung für Forschungsmethoden, Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät<br />

für Psychologie, Universität Wien, Österreich; 2 Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich; 3 Abteilung für Angewandte<br />

Psychologie und Methodenforschung, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Item Response Modelle gelten als ein wichtiges Instrument<br />

für die Analyse von Daten. Durch die breite<br />

Anwendungsmöglichkeit und die hervorragenden<br />

Eigenschaften der unterschiedlichen Item Response<br />

Modelle, können diese in zahlreichen Anwendungsfeldern<br />

genutzt werden. In den fünf Vorträgen geht<br />

es nicht nur um die Entwicklung sowie Weiterentwicklung<br />

von Modellgeltungstests sowie um praktisch<br />

relevante Anwendungsmöglichkeiten, sondern<br />

es werden auch die neuen Features des Softwarepakets<br />

eRm vorgestellt. Das Symposium beginnt mit<br />

dem Vortrag von Marco Maier, Reinhold Hatzinger,<br />

Thomas Rusch und Patrick Mair (Wirtschaftsuniversität<br />

Wien), welche das Softwarepaket eRm – extended<br />

Rasch modeling – in R vorstellen, wobei der Fokus<br />

auf neuen und erweiterten Funktionalitäten und<br />

Features liegen wird. Kathrin Gruber und Reinhold<br />

Hatzinger (Wirtschaftsuniversität Wien) stellen ein<br />

Monte Carlo Markov Chain Verfahren zur Berechnung<br />

parameterfreier statistischer Tests innerhalb<br />

der Rasch- bzw. Partial Credit Modell Klassen vor,<br />

welches bei der Verwendung exakter Tests bei kleinen<br />

Stichprobengrössen zur Anwendung kommt.<br />

Ingrid Koller und Reinhold Hatzinger (Universität<br />

Wien & Wirtschaftsuniversität Wien) stellen „exakte“<br />

Tests für das Rasch Modell für dichotome Items<br />

vor. Sie legen dabei einen besonderen Schwerpunkt<br />

auf die Überprüfung von lokal stochastischer Unabhängigkeit<br />

bei kleinem Stichprobenumfang. Rainer<br />

W. Alexandrowicz (Universität Klagenfurt) präsentiert<br />

neueste Erkenntnisse zur Problematik fehlender<br />

Werte bei der inferenzstatistischen Überprüfung von<br />

Rasch Modellen. In der abschließenden Präsentation<br />

zeigen Ingo Nader, Ulrich Tran, Patricia Baranyai<br />

und Martin Voracek (Universität Wien) wie durch<br />

Anwendung von Item-Response-Modellen gemeinsam<br />

mit Verfahren der klassischen Testtheorie die<br />

Dimensionalität von Fragebögen untersucht werden<br />

kann. Durch die gemeinsame Anwendung von<br />

nichtparametrischer Mokken-Analyse und konfirmatorischer<br />

Faktorenanalyse wird die Dimensionalität<br />

einer Skala zu Einstellungen gegenüber Suizid<br />

untersucht und widersprüchliche Ergebnisse aus bisheriger<br />

Forschung aufgeklärt, wobei die Item-Response-Analyse<br />

zusätzliche Einsichten ermöglicht.<br />

siMUlation Von datenMatrizen Mit Fixen randsUMMen<br />

Gruber Kathrin, Hatzinger Reinhold<br />

Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich<br />

Die Simulation von Matrizen mit gegebenen Randsummen<br />

ist in der Mathematik und Statistik unter<br />

anderem dann notwendig wenn die asymptotische<br />

Verteilung einer Teststatistik unklar oder gar unbekannt<br />

ist. In so einem Fall ist es nützlich einen<br />

nicht parametrischen Test durch Approximation der<br />

Verteilung unter welcher das Modell gültig ist zu<br />

konstruieren. In diesem Vortrag wird der Algorithmus<br />

von Verhelst (2008) zur Simulation von binären<br />

Datenmatrizen mit gegebenen Randsummen, sowie<br />

eine Verallgemeinerung von diesem für polytome<br />

Daten behandelt. Das Ziel dabei ist es diskrete Datenmatrizen<br />

mit fixen Zeilen- und Spaltensummen<br />

zu simulieren um exakte nicht parametrische Tests<br />

für das Rasch Modell zu konstruieren. Dieser Algorithmus<br />

ist ein Markov-Chain Monte-Carlo Verfahren,<br />

welches sich einiger bestimmter Permutationsregeln<br />

bedient. Bereits Rasch schlug vor sein<br />

Modell durch die Konditionierung auf Personen- als<br />

auch auf Itemscores zu testen. Ein solcher Test wäre<br />

spezifisch objektiv, da für die Rasch Modellfamilie<br />

die Personenparameter nur von den Randsummen<br />

der Datenmatrix abhängen. Dies sollte auch für das<br />

Partial Credit Modell (Masters, 1982) möglich sein.<br />

Wenn es möglich ist aus der Gleichverteilung zu<br />

sampeln, dann kann sowohl die Gesamtzahl aller<br />

163


164<br />

möglichen Matrizenrekombinationen als auch eine<br />

Approximation der Verteilung der Teststatistik berechnet<br />

werden. Dadurch kann man die Wahrscheinlichkeit<br />

für die Abweichung von der Nullhypothese<br />

exakt, durch die Simulation von Matrizen mit iden-<br />

ten Randsummen, berechnen. Diese Methode vor<br />

allem bei kleinen Stichprobengrössen sinnvoll, da<br />

hier die Parameterschätzer ungenau oder die asymptotische<br />

Verteilung des Modelltests irreführend sein<br />

kann.<br />

exaKte tests Für das rasch Modell Unter besonderer berücKsichti-<br />

GUnG Von loKal stochastischer UnabhänGiGKeit<br />

Koller Ingrid 1 , Hatzinger Reinhold 2<br />

hs 15.04<br />

1 Abteilung für Forschungsmethoden, Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät<br />

für Psychologie, Universität Wien, Österreich; 2 Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich<br />

Das Rasch Modell (Rasch, 1960) für dichotome Daten<br />

stellt ein wichtiges Instrumentarium für die Analyse<br />

von Test- und Fragebogendaten dar. Traditionell<br />

wird die Gültigkeit des Rasch Modells mittels<br />

Methoden überprüft, welche eine große Stichprobe<br />

voraussetzen. Dem gegenüber stehen die sogenannten<br />

„exakten“ Tests (Koller, 2010; Ponocny, 2001),<br />

welche es dem/der Anwender/in erlauben, die Daten<br />

bereits bei relativ geringem Stichprobenumfang<br />

zu überprüfen. Dies stellt einen Vorteil in der praktischen<br />

Anwendung des Rasch Modells dar, denn<br />

nicht immer stehen große Stichproben zur Überprüfung<br />

der Items zur Verfügung. Zusätzlich ist es im<br />

Interesse der Testkonstruktion, das Rasch Modell<br />

bereits bei relativ geringem Stichprobenumfang<br />

anwenden zu können. Somit muss man einerseits<br />

13. april<br />

weniger Personen nicht fittende Items vorlegen und<br />

andererseits auch weniger Personen für eine Überprüfung<br />

des Modells testen. In dieser Präsentation<br />

werden „exakte“ Test-Statistiken für unterschiedliche<br />

Modellverletzungen (z.B. Subgruppeninvarianz),<br />

sowie ihre Anwendung im R Programm eRm<br />

(Hatzinger, Mair & Maier, 2011) vorgestellt. Ein besondere<br />

Augenmerk liegt dabei auf der Überprüfung<br />

von lokal stochastischer Unabhängigkeit von dichotom<br />

kodierten Items. Erste Simulationsstudien zeigen,<br />

dass die Anwendung der Teststatistiken bereits<br />

bei relativ geringem Stichprobenumfang möglich<br />

ist. Zusätzlich werden in der Präsentation Hinweise<br />

für die praktische Anwendung der Teststatistiken<br />

angeführt.<br />

neUes in erM (ein r-paKet Für ‚extended rasch ModelinG‘)<br />

Maier Marco J., Hatzinger Reinhold, Rusch Thomas, Mair Patrick<br />

Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich<br />

Das Softwarepaket „eRm“ steht für „extended Rasch<br />

modeling“ und ist in der weiterverbreiteten Statistiksoftware<br />

R implementiert. Im Gegensatz zu vielen<br />

kommerziellen oder freien IRT-Programmen ist<br />

eRm in ein allgemeines Softwareumfeld eingebettet<br />

und erlaubt die Berechnung einer Vielzahl von Modellen<br />

in einem einheitlichen Rahmen. Der Zusatz<br />

„extended“ bedeutet, dass nicht nur, dass das Rasch<br />

Modell, sondern auch Erweiterungen wie das Rating<br />

Scale (RSM), das Partial Credit Modell (PCM) sowie<br />

die linearisierten Versionen dieser Modelle, das Lineare<br />

Logistisches Testmodell (LLTM), das Lineare<br />

RSM und das Lineare PCM geschätzt werden können.<br />

Die Berechnung dieser binären und ordinalen<br />

Modelle erfolgt mittels einer einheitlichen conditional<br />

maximum likelihood (CML) Methode . Es stehen<br />

parametrische Modelltests (Andersens und Martin-<br />

Löfs Likelihood-Ratio-Tests) und -checks (grafischer<br />

Modelltest, empirische Itemcharakteristikkurven,<br />

etc.) sowie diverse Fit-Statistiken auf Item- und<br />

Personenebene zur Verfügung, mit denen man die<br />

Güte der Modelle beurteilen kann. Außerdem sind<br />

einige sog. „exakte“ nonparametrische Teststatistiken<br />

verfügbar, die sich speziell bei kleinen Stichproben<br />

als nützlich erwiesen haben. Dieser Vortrag<br />

wird einen kurzen Einblick in die Funktionalität von<br />

eRm geben, wobei der Fokus auf Neuerungen liegen<br />

wird. Beispielsweise ist es in der aktuellen Version<br />

von eRm nun möglich, Lineare Logistische Modelle<br />

mit „Relaxed Assumptions“ (LLRA) für binäre aber<br />

auch ordinale Daten zu berechnen. Der Martin-Löf<br />

Test ist in seiner erweiterten Form für ordinale Ant-


hs 15.04<br />

worten im Sinne eines PCM und einer beliebigen<br />

Anzahl von Teilungsgruppen implementiert. Außerdem<br />

werden Mantel-Haenszel-Statistiken für die<br />

Prüfung von Differential Item Functioning (DIF),<br />

13. april<br />

ein VerGleich Verschiedener alGorithMen zUr behandlUnG Fehlender<br />

werte bei der überprüFUnG Von rasch-Modellen<br />

Alexandrowicz Rainer W.<br />

Abteilung für Angewandte Psychologie und Methodenforschung, Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt,<br />

Österreich<br />

Die Familie der Rasch-Modelle erlaubt die Anwendung<br />

der conditional maximum likelihood (CML)<br />

Schätzmethode, die unter anderem auch eine adäquate<br />

Berücksichtigung strukturell fehlender Werte<br />

zulässt. Im Kern werden dabei unter Verwendung<br />

einer zusätzlichen Indikatormatrix vorgegebener<br />

vs. nicht-vorgegebener Items die Elemente der elementarsymmetrischen<br />

Funktion selektiv nach dem<br />

Vorgabeschema der Items ausgewählt (Molenaar,<br />

1995). Unter schwachen Voraussetzungen ist so eine<br />

unverzerrte Schätzung aller Itemparameter möglich,<br />

was beispielsweise bei der Verwendung unterschiedlicher<br />

Testhefte die Abbildung aller Items auf einer<br />

gemeinsamen Skala erlaubt. Diese Methode mag<br />

allerdings neben der inhaltlich begründeten Berücksichtigung<br />

strukturell fehlender Werte auch rein datengesteuert<br />

zur ad-hoc-Behandlung jener fehlenden<br />

Werte verwendet werden, die im Zuge der Erhebung<br />

entstanden sind (Auslassungen, Antwortverweigerung,<br />

Übertragungsfehler, usw.). Eine solche lässt<br />

allerdings die Frage nach dem Ausfallsmechanismus<br />

(vgl. Rubin, 1976) unberücksichtigt und läuft damit<br />

Gefahr verzerrte Ergebnisse zu liefern (Schafer,<br />

1997; Enders, 2010). Im Rahmen einer Simulationsstudie<br />

wird systematisch untersucht, welche Auswirkungen<br />

Ausfälle entsprechend der unterschiedlichen<br />

Mechanismen nach Rubin haben. Dabei wird<br />

insbesondere die CML-Methode anderen gängigen<br />

Verfahren zur Behandlung fehlender Werte gegenübergestellt<br />

und die Auswirkungen auf Parameterschätzwerte<br />

und Modellgültigkeit untersucht.<br />

Enders, C. K. (2010). Applied Missing Data Analysis.<br />

NY: Guilford. Molenaar, I. W. (1995). Estimation<br />

of Item Parameters. In: G. H. Fischer & I. W. Molenaar<br />

(Eds.) Rasch Models. Foundations, Recent<br />

Developments, and Applications. (pp.39-51). NY:<br />

Springer. Rubin, D. B. (1976). Inference and missing<br />

data. Biometrika, 63, 581–592. Schafer, J. L.<br />

(1997). Analysis of Incomplete Multivariate Data.<br />

Boca Raton: Chapman & Hall/CRC.<br />

UntersUchUnG der diMensionalität eines sUizid-FraGeboGens Mittels<br />

MoKKen-analyse Und KonFirMatorischer FaKtorenanalyse<br />

Nader Ingo W., Tran Ulrich S., Baranyai Patricia, Voracek Martin<br />

Widersprüchliche Ergebnisse zur Dimensionalität<br />

von Messinstrumenten werden oft durch die Anwendung<br />

konfirmatorischer Faktorenanalysen zu lösen<br />

versucht, indem konkurrierende Modelle in Bezug<br />

auf ihre Passung an die Daten untersucht werden.<br />

Dabei kann auf bekannte Benchmarks zurückgegriffen<br />

werden, um die Modelle untereinander zu<br />

vergleichen und das passendste zu bestimmen. Die<br />

Mokken-Analyse, ein nicht-parametrisches Verfahren<br />

im Framework der Item-Response-Theorie und<br />

die damit durchführbare Prozedur einer automati-<br />

Multidimensionalität und lokaler stochastischer Unabhängigkeit<br />

präsentiert.<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

sierten Itemselektion, stellt einen alternativen Weg<br />

zur Untersuchung der Dimensionalität von Messinstrumenten<br />

dar. Dabei kann das Kriterium, mithilfe<br />

dessen eindimensionale Skalen gebildet werden,<br />

in Bezug auf seine Strenge variiert werden. Dieser<br />

Prozess ermöglicht tiefere Einblicke in die Struktur<br />

eines Messinstruments als die alleinige Anwendung<br />

der Faktorenanalyse. Dies wird im Rahmen dieses<br />

Beitrags demonstriert. Ein Fragebogen zu Einstellungen<br />

gegenüber Suizid, für den in zwei Vorgängerstudien<br />

unterschiedliche Faktorenstrukturen ge-<br />

165


166<br />

hs 15.04<br />

funden wurden, wurde einer Stichprobe von N = 571<br />

Personen erneut vorgelegt. Dieses Erhebungsinstrument<br />

misst unter anderem die Faktoren „Akzeptanz<br />

von Suizid“, „Einstellung zur Kommunikation über<br />

Suizid“ oder die „Sicht von Suizid als Lösung oder<br />

Ausweg“. Der letzte Faktor konnte nur in einer der<br />

beiden Vorgängerstudien gefunden werden. Die<br />

Daten wurden in einem ersten Schritt mittels Mokken-Analyse<br />

untersucht, während in einem zweiten<br />

Schritt der Fit der resultierenden Skalenmodelle an<br />

die Daten, sowie die Strukturmodelle der Vorgängerstudien,<br />

anhand konfirmatorischer Faktorenanalysen<br />

miteinander verglichen wurden. Die Ergebnisse der<br />

Mokken-Analyse zeigen, dass sich der Faktor „Sicht<br />

13. april<br />

von Suizid als Lösung“ erst bei sehr strengen Kriterien<br />

der Eindimensionalität bildet, und zwar als eine<br />

Facette des Faktors „Akzeptanz von Suizid“. Die<br />

unterschiedliche Faktorenstruktur des Instruments<br />

in den Vorgängerstudien kam somit offenbar durch<br />

das Vorhandensein dieser zweiten Facette zustande.<br />

Offenbar wurde dieser Facette von den Studienteilnehmern<br />

der Vorgängerstudien unterschiedliche<br />

Wichtigkeit beigemessen, wodurch unterschiedliche<br />

Skalenstrukturen resultierten. Die Bedeutung dieses<br />

Ergebnisses für Fragen der Skalenkonstruktion sowie<br />

Möglichkeiten, die die Mokken-Analyse für die<br />

Skalenkonstruktion bietet, werden diskutiert.<br />

FORSCHUNGSREFERAT: PSyCHOMETRISCHE EIGEN-<br />

SCHAFTEN DES SPFS FüR EMPATHIE UNTER ANWEN-<br />

DUNG DES PARTIAL CREDIT MODELLS<br />

Koller Ingrid, Lamm Claus<br />

Abteilung für Forschungsmethoden, Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Universität<br />

Wien, Österreich<br />

Der Saarbrücker Persönlichkeitsfragebogen (SPF;<br />

Paulus, 2009) stellt die modifizierte deutsche Version<br />

des in der Empathie-Forschung häufig eingesetzten<br />

Interpersonal Reactivity Index (Davis, 1980) dar.<br />

Der SPF umfasst vier Subskalen (empathic concern,<br />

fantasy, personal distress & perspective taking),<br />

welche ebenso in der modifizierten deutschen Version<br />

zufriedenstellende klassisch-testtheoretische<br />

Kennwerte aufweisen (Paulus, 2009).<br />

Ziel der vorliegenden Studie war die psychometrische<br />

Überprüfung mittels Partial Credit Model<br />

(PCM; Masters, 1982), einem Modell aus der Familie<br />

der Rasch Modelle, bei dessen Geltung unter<br />

anderem die messtheoretisch wichtigen Eigenschaften<br />

der Eindimensionalität, spezifischen Objektivität<br />

und Suffizienz gegeben sind. Erst wenn diese<br />

Eigenschaften zutreffen, kann ein Instrument als fair<br />

gesehen und Summenscores für weitere Berechnungen<br />

verwendet werden. Zur vergleichenden Darstellung<br />

mit bisherigen testtheoretischen Ergebnissen<br />

zum SPF wurde ebenso die Analyse mit der klassisch<br />

testtheoretischen Technik durchgeführt.<br />

Die Stichprobe besteht aus N = 1171 Personen (n =<br />

648 Studierende, n = 523 im Beruf stehende Personen).<br />

Die klassische testtheoretische Analyse zeigt<br />

vergleichbar gute Ergebnisse mit den bisherigen<br />

Ergebnissen zum SPF, wonach der Fragebogen als<br />

ein messtheoretisch geeignetes Maß zur Erfassung<br />

von empathischem Verhalten angenommen werden<br />

könnte. Das Hauptaugenmerk lag jedoch auf der<br />

probabilistischen Vorgehensweise, welche mittels<br />

dem R-Paket eRm (Hatzinger, Mair & Maier, 2011)<br />

durchgeführt wurde. Die Modellgültigkeit wurde<br />

anhand des Likelihoodratiotest nach Andersen<br />

(1973), sowie graphischer Darstellungsmethoden<br />

für die Untersuchung der einzelnen Eigenschaften,<br />

z.B. Differential Item Functioning, anhand vier Teilungskriterien<br />

(Rohscore-Split, Geschlecht, Alter,<br />

Beruf vs. Studium) durchgeführt.<br />

Die Itemparameterschätzung für die gesamte Stichprobe<br />

zeigt, dass alle Kategorien die theoretisch<br />

vorgegebene Ordinalität aufweisen. Jedoch nach<br />

dem Ergebnis der Modellüberprüfung entsprechen<br />

die Subskalen des SPFs einerseits nicht den Annahmen<br />

des Partial Credit Modells und andererseits beinhalten<br />

die Subskalen zu wenige Items, was eine<br />

genauere Untersuchung der Modellverletzungen<br />

auf Itemlevel bzw. die Reanalyse ohne systematisch<br />

auffällige Items unterbindet. Die vom Modell<br />

abweichenden Items können inhaltlich erklärt werden<br />

und geben somit Hinweise auf die zukünftige<br />

Itemgenerierung. Basierend auf den Ergebnissen<br />

wird zum Schluss der Ausblick auf die Konstruktion<br />

eines neuen Fragebogens für den Einsatz in der<br />

Empathie-Forschung gegeben.


hs 15.05<br />

13. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: AKTUELLE FORSCHUNGSER-<br />

GEBNISSE AUS BERATUNG & PSyCHOTHERAPIE<br />

chair: leUtGeb Verena<br />

warUM reicht sie nie? die selbsterFahrUnG/ eiGentherapie in der<br />

psychotherapieaUsbildUnG<br />

Gerlich Katharina 1 , Leitner Anton 1 , Hinterwallner Heidemarie 1 , Koschier Alexandra 1 , Liegl Gregor 1 ,<br />

Märtens Michael 2<br />

1 Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, Donau-Universität Krems, Österreich; 2 University of<br />

Applied Sciences/ Frankfurt am Main, Deutschland<br />

Trotz der überwiegend positiven Einschätzung zur<br />

Selbsterfahrung/ Eigentherapie von AusbildungsteilnehmerInnen<br />

und LehrtherapeutInnen in Österreich,<br />

gibt es keinen Beleg für deren positive<br />

Wirkung auf die Arbeit mit PatientInnen. Je nach<br />

Curriculum der individuellen Fachspezifika sind<br />

zwischen 200 Stunden (dem gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Minimum) und 400 Stunden an verpflichtender<br />

Selbsterfahrung im Rahmen der Ausbildung<br />

zur(m) PsychotherpeutIn vorgesehen. Daher stellen<br />

sich die AutorInnen die Fragen: Gibt es Bereiche<br />

der Selbsterfahrung, die im Sinne einer Professionalisierung<br />

eine Weiterentwicklung erfordern? Welche<br />

Bereiche sind bewahrenswert? Welche müssen evtl.<br />

modifiziert werden? Die aktuelle Studie untersucht<br />

(1.) inwieweit der Prozess der Selbsterfahrung die<br />

subjektiv erlebte Kompetenzentwicklung bei den<br />

AusbildungsteilnehmerInnen und damit einhergehend,<br />

den Zeitpunkt des Eintritt ins Arbeiten mit PatientInnen<br />

beeinflusst und (2.) inwieweit die curricularen<br />

Vorgaben diese Einschätzung prägen.<br />

Methoden: Die Studie basiert auf den Daten eines<br />

dreistufigen Forschungsdesigns. Es wurden qualitative<br />

Gruppendiskussionen mit AbsolventInnen<br />

(i.A.u.S) und LehrtherapeutInnen von 17 Fachspezifika<br />

erhoben. In einem weiteren Schritt wird eine<br />

quantitative Querschnitts- Befragung von AusbildungsteilnehmerInnen,<br />

die sich in unterschiedlichen<br />

Stadien ihrer Ausbildung befinden, kürzlich eingetragenen<br />

PsychotherapeutInnen, PsychotherapeutInnen<br />

in langjähriger Praxis aus möglichst vielen<br />

Fachspezifika und Psy III ÄrztInnen durchgeführt.<br />

Im dritten Designschritt werden Fragebogenergebnisse<br />

mit Hilfe vertiefender qualitativer Interviews<br />

untermauert. Im Rahmen dieser Präsentation werden<br />

Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse der<br />

Gruppendiskussionen dargestellt. Ergebnisse: Die<br />

Daten deuten auf eine homogene Einschätzung der<br />

Selbsterfahrung als primäre Quelle der professionellen<br />

Entwicklung und des Lernens innerhalb der Ausbildung<br />

hin. Sie liefern jedoch keine konkreten Definitionen<br />

der positiven Effekte der Selbsterfahrung/<br />

Eigentherapie, da gewünschte Eingangsqualifikationen<br />

bzw. Zielkompetenzen nicht eindeutig benannt<br />

werden können. Diskussion: Vor dem Hintergrund<br />

dieser Interpretation der Daten stellen sich folgende<br />

Fragen: Wie können LehrtherapeutInnen den Lernerfolg<br />

von KanditatInnen evaluieren? Wie werden<br />

definierte Ziele der Fachspezifika umgesetzt? Auf<br />

welcher Grundlage werden Stundenvorgaben der jeweiligen<br />

Curricula festgelegt?<br />

167


168<br />

hs 15.05<br />

die sUbjeKtiV erlebte therapiebeziehUnG als indiKator Für therapieerFolG<br />

Und schUtz Vor Unerwünschten wirKUnGen in der psychotherapie.<br />

eine ForderUnG nach Mehr patientinnenaUtonoMie.<br />

Liegl Gregor 1 , Leitner Anton 1 , Gerlich Katharina 1 , Hinterwallner Heidemarie 1 , Koschier Alexandra 1 ,<br />

Märtens Michael 2<br />

1 Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, Donau-Universität Krems, Österreich; 2 University of<br />

Applied Sciences/ Frankfurt am Main, Deutschland<br />

Effektivitätsstudien haben in der Psychotherapieforschung<br />

eine lange Tradition, wobei breit angelegte<br />

Metaanalysen zeigen konnten, dass psychotherapeutische<br />

Interventionen im Allgemeinen eine beeindruckend<br />

hohe, positive Wirkung auf Seite der PatientInnen<br />

erzielen. Allerdings finden sich unter der<br />

Vielzahl an Studien kaum empirische Arbeiten, die<br />

sich systematisch mit negativen Effekten von Psychotherapie<br />

beschäftigen, obwohl gerade Ergebnisse<br />

jüngster Untersuchungen darauf hindeuten, dass<br />

hier mehr Risiken verborgen sein könnten, als bisher<br />

angenommen wurde. Gleichzeitig kann aufgrund<br />

des derzeitigen Forschungsstandes davon ausgegangen<br />

werden, dass PsychotherapeutInnen bestehende<br />

Symptomverschlechterungen bei den eigenen PatientInnen<br />

häufig nicht oder nur unzureichend wahrnehmen.<br />

Es scheint daher sinnvoll, PsychotherapiepatientInnen<br />

Indikatoren zu bieten, an denen sie<br />

selbst einschätzen können, ob ihre Therapie hilfreich<br />

ist oder aber sogar Risiken birgt. In diesem Vortrag<br />

soll der Frage nachgegangen werden, ob die subjektiv<br />

wahrgenommene therapeutische Beziehungsqualität<br />

einen solchen möglichen Indikator darstellt.<br />

13. april<br />

PatientInnen könnten so zukünftig in standardisierter<br />

Form über etwaige Zusammenhänge zwischen<br />

der wahrgenommenen Therapiebeziehung und dem<br />

Therapieverlauf informiert werden. Das würde die<br />

Autonomie der PatientInnen fördern, indem diese<br />

explizit darauf aufmerksam gemacht werden, dass<br />

sie selbst negativen Therapieentwicklungen entgegenwirken<br />

können. Anhand der Daten von 1376<br />

ehemaligen PsychotherapiepatientInnen zeigte sich,<br />

dass die retrospektiv eingeschätzte therapeutische<br />

Beziehungsqualität hoch mit der Veränderung der<br />

Lebenszufriedenheit über den Zeitraum der Therapie<br />

hinweg korrelierte. Insgesamt war die Hälfte der<br />

PatientInnen mit negativ erlebten Therapiebeziehungen<br />

von Verschlechterungen der Lebenszufriedenheit<br />

betroffen. Da außerdem PatientInnen in weniger<br />

zufriedenstellenden Therapiebeziehungen ihre<br />

Therapie im Durchschnitt nicht früher beendeten als<br />

andere, erscheint es durchaus sinnvoll, eine gezielte<br />

Aufklärung über die Bedeutung der wahrgenommenen<br />

therapeutischen Beziehung und über die eigene<br />

Entscheidungskompetenz zum Therapeutenwechsel<br />

bereits im Vorfeld einer Therapie anzudenken.<br />

soziale UnterstützUnG Und psychotherapie – äQUiValente FUnKtionen<br />

Und erGebnisse?<br />

Laireiter Anton-Rupert, Röder Monika<br />

AG Psychotherapie und Gerontopsychologie, Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Fragestellung: Es gibt eine Reihe von Argumenten<br />

die funktionale und Effektäquivalenz von sozialer<br />

Unterstützung und Psychotherapie ausführlicher zu<br />

studieren: Menschen mit psychischen Problemen<br />

suchen in erster Linie um Hilfe in ihrem sozialen<br />

Netzwerk. Diese ist dabei oft erstaunlich effektiv.<br />

Therapien unterschiedlicher Orientierung unterscheiden<br />

sich häufig nicht sehr in ihrer Effektivität<br />

und es wird angenommen, dass der therapeutische<br />

Erfolg, auch der von informellen HelferInnen, zu<br />

einem Großteil durch vergleichbare Faktoren (com-<br />

mon factors) vermittelt wird. Einer davon könnte<br />

die durch den/die Helfer/in/Therapeuten/in vermittelte<br />

soziale Unterstützung sein. Methode: In einer<br />

quantitativen Fragebogenstudie an 200 Personen, 82<br />

davon aus der Allgemeinbevölkerung, 118 PsychotherapiepatientInnen,<br />

mittleres Alter 36.4 (SD=13.8)<br />

Jahre (70% Frauen), wurde diese Hypothese untersucht.<br />

Beide Gruppen füllten dazu einen Fragebogen<br />

zu unterstützenden Verhaltensweisen und psychotherapeutischen<br />

Interventionen aus, wobei die Mitglieder<br />

der Allgemeinbevölkerung ein gravierendes


hs 15.05<br />

Problem, das in mind. fünf Kontakten besprochen<br />

wurde, aufweisen mussten. Bei den PsychotherapiepatientInnen<br />

war dieser bezogen auf ihre laufende<br />

Therapie. Zusätzlich wurden Verfahren zur direkten<br />

Veränderungsmessung und zur Zufriedenheit mit der<br />

„Behandlung“ vorgelegt. Ergebnisse: Beide Gruppen<br />

gaben an, unterstützende (emotionale, Selbstwert<br />

bezogene, problemlösungsbezogene, Ratschläge)<br />

Verhaltensweisen in einem vergleichbaren<br />

Ausmaß erhalten zu haben. Erwartungsgemäß realisierten<br />

TherapeutInnen darüber hinaus spezifische<br />

therapeutische Verhaltensweisen öfter als die LaienhelferInnen,<br />

die häufiger instrumentelle Unterstützungsformen<br />

anboten. Im Hinblick auf die Effekte<br />

der Interventionen zeigten sich keine Äquivalenzen.<br />

In den Therapien wurde eine stärkere Veränderung<br />

13. april<br />

laieninterVentionen Für asylsUchende, FlüchtlinGe Und arbeitsMi-<br />

Grantinnen: die diFFerentiellen eFFeKte Von selbsthilFeGrUppen Und<br />

coachinGs iM VerGleich zU dolMetscherGestützter psychotherapie –<br />

QUantitatiVe Und QUalitatiVe erGebnisse<br />

Renner Walter 1 , Juen Barbara 2 , Siller Heidi 2<br />

1 2 Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich; Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität<br />

Innsbruck, Österreich<br />

Wir berichten über insgesamt drei, jeweils zwei-<br />

bzw. dreijährige vom Fonds zur Förderung der<br />

Wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierte<br />

Wirksamkeitsstudien. Studie 1 untersuchte Selbsthilfegruppen<br />

(SHG) im Vergleich zu dolmetschergestützter<br />

Kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) im<br />

Gruppensetting, Eye Movement Desensitization and<br />

Reprocessing (EMDR) und einer Wartekontrollgruppe<br />

bei 94 tschetschenischen Flüchtlingen und Asylsuchenden<br />

(44 Frauen, 50 Männer). SHG und KVT<br />

reduzierten Angst, Depression und posttraumatische<br />

Symptome bei traumatisierten TeilnehmerInnen signifikant<br />

und mit zufriedenstellenden Effektstärken<br />

im Vergleich zur Wartegruppe, während EMDR keine<br />

Effekte zeigte. Studie 2 verglich die Wirksamkeit<br />

sechsmonatiger Coachings („Patenschaften“)<br />

für 63 erwachsene Asylsuchende bzw. Flüchtlinge<br />

aus Tschetschenien und Afghanistan (27 Frauen, 36<br />

Männer) im Vergleich zu einer Wartekontrollgruppe.<br />

Traumatisierte TeilnehmerInnen berichteten im Vergleich<br />

zur Wartegruppe eine signifikante und durch<br />

zufriedenstellende Effektstärken belegte Reduktion<br />

von Angst, Depression und posttraumatischer<br />

Symptomatik, während sich in der praktischen All-<br />

wahrgenommen. Allerdings zeigte sich kein Unterschied<br />

in der wahrgenommenen Zufriedenheit mit<br />

den Behandlungen, auch die Qualität der Behandlungsbeziehung<br />

wurde in beiden Interventionsformen<br />

als sehr ähnlich wahrgenommen. Das Ausmaß<br />

an erhaltener Unterstützung korrelierte in beiden<br />

Systemen mit dem wahrgenommenen Ergebnis, allerdings<br />

höher in der Therapiegruppe. Diskussion:<br />

Insgesamt erbrachte die Studie Belege dafür, dass<br />

soziale Unterstützung ein gemeinsamer Wirkfaktor<br />

für Psychotherapie und Laienhilfe sein könnte und<br />

dass sie auch zur Wirksamkeit beider Systeme beitragen<br />

könnte. Zukünftige Studien sollten sich auch<br />

mit Ähnlichkeiten und Unterschieden in der “therapeutischen<br />

Beziehung” als einen weiteren Faktor<br />

funktionaler Äquivalenz beschäftigen.<br />

tagsbewältigung keine Wirkungen zeigten. Studie 3<br />

evaluierte Selbsthilfegruppen (SHG) für türkische<br />

Migrantinnen mit wiederkehrender Depression im<br />

Vergleich zu dolmetschergestützter KVT im Gruppensetting<br />

und einer Wartegruppe (gesamte N = 66<br />

Frauen). Weder SHG noch KVT zeigten eine der<br />

Wartegruppe überlegene Symptomreduktion. Unser<br />

Beitrag legt besonderes Schwergewicht auf eine Zusammenfassung<br />

der qualitativen Begleitforschung<br />

zu den drei Studien, welche deutliche Unterschiede<br />

in der Rezeption der Laieninterventionen gegenüber<br />

den professionellen Psychotherapieangeboten ergab.<br />

Im Falle der tschetschenischen Selbsthilfegruppen<br />

profitierten die Teilnehmenden besonders hinsichtlich<br />

Empowerment und Selbstwert, während sie in<br />

der KVT die Professionalität der TherapeutInnen<br />

hervorhoben. Für Coachings und Selbsthilfegruppen<br />

zeigte die begleitende qualitative Evaluation die<br />

Wichtigkeit von adäquater Vorbereitung und Supervision<br />

der Laien, um Überbehütung und enttäuschte<br />

Erwartungen möglichst gering zu halten. Die türkischen<br />

Migrantinnen beschrieben KVT und SHG<br />

zwar als subjektiv unterstützend, waren aber durch<br />

die in den SHG geforderte Autonomie in vielen Fäl-<br />

169


170<br />

hs 15.05<br />

len überfordert. Die Ergebnisse unterstreichen die<br />

besondere Problematik türkischer Migrantinnen:<br />

die insgesamt negativen Ergebnisse unserer Kurzinterventionen<br />

belegen den dringenden Bedarf für<br />

längerfristige kostenlose Psychotherapie im Einzelsetting,<br />

welche von Therapeutinnen mit türkischem<br />

13. april<br />

Migrationshintergrund in deren Muttersprache angeboten<br />

werden soll.<br />

eiGeninteresse iM beratUnGsprozess: welche expliziten Und iMpliziten<br />

strateGien sind iM einsatz?<br />

Jodlbauer Barbara, Jonas Eva<br />

Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Ökonomen vertreten oft die Meinung, dass Menschen<br />

auf der Grundlage ihres Eigeninteresses (EI)<br />

handeln. Dies kann besonders im Hinblick auf<br />

Prinzipal-Agenten-Beziehungen (Ross, 1973) angenommen<br />

werden, in der eine Partei ihre Arbeit einer<br />

anderen Partei delegiert, die mehr Wissen hat (z.B.<br />

Berater-Klienten-Interaktion). Wir fragen uns welche<br />

expliziten und impliziten Strategien haben Menschen<br />

um ihre EI zu verfolgen? Während explizite<br />

Strategien weitgehend untersucht wurden, gibt es<br />

wenig Wissen über den impliziten Einfluss des EI<br />

auf die Informationsverarbeitung in Beratungsbeziehungen.<br />

Jonas und Frey (2003) konnten zeigen, dass<br />

Berater zwar accuracy-motiviert sind und ausgeglichen<br />

nach Informationen suchen. Dies war aber nur<br />

der Fall, wenn Berater sich nicht rechtfertigen mussten<br />

und somit niedrig impression-motiviert waren<br />

(Jonas et al., 2005). Spätestens seit Kunda (1990)<br />

wissen wir, dass unsere individuellen Motive unsere<br />

Informationsverarbeitung beeinflussen. In dieser<br />

Studie wollen wir nun einen Blick auf die Prozesse<br />

der Informationsverarbeitung richten (Evaluation<br />

und Übermittlung, sowie Merken von Informationen)<br />

und wie diese durch EI des Beraters beeinflusst<br />

werden. Hierzu schlüpften Versuchspersonen (VP)<br />

in die Rolle eines Karriere-Beraters, dieser war entweder<br />

freiberuflich und musste einen spezifischen<br />

Auftrag erfüllen (spezifisches EI), oder Karriere-<br />

Berater einer öffentlichen Einrichtung (ohne spezifisches<br />

EI). Die VP wurde mit Information zu drei<br />

möglichen Jobs konfrontiert, wobei der Job des Mechatronikers<br />

den Interessen des Klienten, der Job<br />

des Produktentwicklers dem Interesse des eigeninteressierten<br />

Beraters und der Job des Maschinenbauers<br />

keinen spezifischen Interessen entsprach. Die VP<br />

musste nun die Relevanz, sowie die Wahrscheinlichkeit<br />

die Informationen an den Klienten weiterzugeben<br />

einschätzen, sowie sich auch in einem Quiz an<br />

die Informationen erinnern. Zusammenfassend zei-<br />

gen unsere Ergebnisse, dass eigeninteressierte Berater<br />

Informationen, ihres EI zugunsten verzerren. Einerseits<br />

werden Informationen, die im Widerspruch<br />

stehen signifikant schlechter bewertet als von Beratern,<br />

die kein EI verfolgen; und Informationen, die<br />

im Einklang mit dem EI sind, werden signifikant höher<br />

bewertet als von Beratern ohne EI. Dieser Bias<br />

zeigt sich in ähnlicher Weise auch bei der Weitergabe<br />

der Informationen, indem eigennützige Berater<br />

nur einseitig informieren und generell dem Klienten<br />

weniger Information zukommen ließen. Bemerkenswert<br />

ist, dass eigennützige Berater, in Abhängigkeit<br />

der eingeschätzten Relevanz hinsichtlich widersprechender<br />

Informationen, sich diese Informationen<br />

auch weniger gut merkten. Unsere Ergebnisse implizieren,<br />

dass der kognitive Prozess eines Beraters<br />

von seinen Interessen beeinflusst wird und Berater<br />

nicht nur bewusst ihre Kunden „ungünstig“ informieren,<br />

sondern dies auch durch eine verzerrte kognitive<br />

Verarbeitung beeinflusst wird.


hs 15.05<br />

13. april<br />

symPosium fÖrderung Von sPrachlichen und schrifTsPrachlichen<br />

fähigkeiTen Bei kindern miT deuTsch als ersT- und zweiTsPrache<br />

chairs: GasteiGer-Klicpera barbara, schwab sUsanne<br />

Der enge Zusammenhang zwischen Schwierigkeiten<br />

beim Erlernen des Lesens und Schreibens und<br />

sprachlichem Kompetenzniveau ist seit einigen Jahren<br />

Gegenstand intensiver Forschungsarbeiten. Die<br />

Beiträge des Symposiums stellen Interventionsstudien<br />

vor, welche Förderkonzepte, die unterschiedliche<br />

sprachliche Aspekte fokussieren, für Kinder<br />

mit Deutsch als Erst- und Zweitsprache im Vor- und<br />

Grundschulalter in Bezug auf ihre Wirksamkeit empirisch<br />

überprüfen. Während sich der erste Beitrag<br />

mit Einflussvariablen auf die sprachlichen Fähigkeiten<br />

bezieht (beginnend im Kindergartenalter),<br />

setzt der zweite Beitrag mit derselben Stichprobe<br />

längsschnittlich fort und zeigt Effekte der Sprachförderung<br />

auf die Lesefähigkeiten. Auch der dritte<br />

Beitrag bezieht sich auf längsschnittlich erfasste<br />

Daten und zeigt die Effekte einer Leseförderung im<br />

Grundschulalter auf die Lesefähigkeiten. Anschließend<br />

wird über die Ergebnisse einer Evaluierung<br />

des Rechtschreibtrainings „Morpheus“ berichtet.<br />

Es werden in allen Beiträgen positive Einflüsse der<br />

Interventionen (Sprach-, Lese- und Rechtschreibförderung)<br />

aufgezeigt. Die Bedeutung der frühen<br />

Förderung der sprachlichen und schriftsprachlichen<br />

Fähigkeiten bei Kindern mit Defiziten in diesen Bereichen<br />

wird betont.<br />

eFFeKte sprachlicher FÖrderUnG sowie ethnischer, KUltUreller Und<br />

sozialer aspeKte aUF sprachliche lernzUwächse iM VorschUlalter<br />

Schwab Susanne 1 , Gasteiger-Klicpera Barbara 1 , Riemenschneider Ingo 1 , Knapp Werner 2 , Kucharz<br />

Diemut 2<br />

1 Abteilung für Integrationspädagogik und Heilpädagogische Psychologie, Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft,<br />

Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Pädagogische Hochschule Weingarten, Deutschland<br />

Der vorliegende Beitrag untersucht die Frage der<br />

Effekte von Alter, Sprachförderung, Zeitpunkt des<br />

Kindergarteneintritts, ethnischer, kultureller und sozialer<br />

Herkunft sowie des Ausgangsniveaus auf die<br />

Lernzuwächse von Vorschulkindern. Auf der Datengrundlage<br />

einer Evaluationsstudie zum Sprachförderprogramm<br />

„Sag´ mal was – Sprachförderung<br />

für Vorschulkinder“ der Baden-Württemberg Stiftung<br />

wurde die Leistungsentwicklung von 1150<br />

Kindergartenkindern zu Beginn und am Ende eines<br />

Kindergartenjahres erfasst. Die sprachlichen Fähigkeiten<br />

wurden mit dem Sprachscreening für das<br />

Vorschulalter (SSV) getestet, die allgemeinen kognitiven<br />

Fähigkeiten mit den Coloured Progressive<br />

Matrices (CPM). Bei den multivariaten Regressionsanalysen<br />

zur Vorhersage der Leistungsentwicklung<br />

der sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten<br />

zeigten vor allem der Migrationshintergrund und<br />

die soziale Schicht Effekte, unabhängig vom individuellen<br />

Ausgangsniveau. Auf die Lernzuwächse<br />

der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten haben insbesondere<br />

die sprachlichen Fähigkeiten, das Alter<br />

sowie soziale Faktoren einen Einfluss. Einflüsse der<br />

Sprachförderung auf die sprachliche sowie kogniti-<br />

ve Leistungsentwicklung konnten nur bei geringen<br />

Ausgangsleistungen und bei Kindern mit Migrationshintergrund<br />

gefunden werden.<br />

171


172<br />

hs 15.05<br />

13. april<br />

einFlüsse Von sozialen Und KoGnitiVen Variablen aUF den erwerb des<br />

lesens in den ersten GrUndschUlKlassen<br />

Gasteiger-Klicpera Barbara1 , Schwab Susanne1 , Knapp Werner2 , Kucharz Diemut2 1 Abteilung für Integrationspädagogik und Heilpädagogische Psychologie, Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft,<br />

Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Pädagogische Hochschule Weingarten, Deutschland<br />

Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, welche<br />

Effekte sprachliche Fähigkeiten (Satzgedächtnisleistung,<br />

Leistung des phonologischen Arbeitsgedächtnisses<br />

für Nichtwörter) sowie allgemeine<br />

kognitive Fähigkeiten von Vorschulkindern auf die<br />

Lesefähigkeiten haben, sowie die Frage nach Effekten<br />

von Alter, Sprachförderung, Zeitpunkt des<br />

Kindergarteneintritts, ethnischer, kultureller und sozialer<br />

Herkunft sowie des Ausgangsniveaus auf die<br />

Lernzuwächse von Vorschulkindern. Auf der Datengrundlage<br />

einer Evaluationsstudie zum Sprachförderprogramm<br />

„Sag´ mal was – Sprachförderung für<br />

Vorschulkinder“ der Baden-Württemberg-Stiftung<br />

wurde die Leistungsentwicklung von 1150 Kindergartenkindern<br />

zu Beginn und am Ende des letzten<br />

Kindergartenjahres erfasst. Die sprachlichen Fähigkeiten<br />

wurden mit dem Sprachscreening für das<br />

Vorschulalter (SSV) getestet, die Lesefähigkeit mit<br />

dem Salzburger Lese-Screening (SLS: Mayringer<br />

& Wimmer, 2003) und die allgemeinen kognitiven<br />

Fähigkeiten mit dem Coloured Progressive Matrices<br />

Test (CPM). Die Effekte der verschiedenen Variablen<br />

auf die Lernzuwächse in den sprachlichen und<br />

allgemeinen kognitiven Fähigkeiten wurden mit<br />

dem Verfahren der multivariaten Regressionsanalyse<br />

geprüft. Es zeigt sich, dass die spätere Leseleistung<br />

signifikant durch sprachliche Fähigkeiten vorhergesagt<br />

werden kann. Das Satzgedächtnis erweist<br />

sich nach der Intelligenz als der zweite stärkste Prädiktor<br />

späterer Leseleistung.<br />

leseentwicKlUnG Von Kindern Mit MiGrationshinterGrUnd in einer<br />

KoMbinierten lese- Und sprachFÖrderUnG<br />

Fischer Ute<br />

Fach Deutsch, Pädagogische Hochschule Weingarten, Deutschland<br />

In einer kombinierten Lese- und Sprachförderung<br />

werden Kinder, die am Ende der ersten Klasse hinter<br />

der Leseentwicklung ihrer Klassenkameraden<br />

zurückbleiben, ca. 14 Wochen täglich eine halbe<br />

Stunde gefördert. Wesentliches Mittel ist eine systematische<br />

Wortschatzarbeit (Fischer, 2009). Das<br />

Konzept folgt der Idee der Reading Recovery von<br />

Mary Clay (1993) und wird mit Lehramtsstudierenden<br />

umgesetzt. Die Interventionsstudie geht der<br />

Frage nach, ob Kinder, darunter insbesondere Kinder<br />

mit Migrationshintergrund, in einer intensiven<br />

kurzzeitigen Einzelfördermaßnahme in ihren Lesefähigkeiten<br />

wirksam unterstützt werden können.<br />

Die Intention des Projekts ist es, die individuellen<br />

Schwierigkeiten der Kinder früh zu erkennen und<br />

sie entsprechend ihres Leistungsstandes zu fördern,<br />

um größere Rückstände zu vermeiden, die nach dem<br />

Matthäus-Effekt zu erwarten wären (Stanovich,<br />

1986). Zu der Gruppe mit massiven Problemen im<br />

Lesen gehören – wie die großen Schulleistungsstudien<br />

der letzten Jahre gezeigt haben, überproportional<br />

häufig Kinder mit Migrationshintergrund. Deren<br />

Situation ist in der Regel dadurch gekennzeichnet,<br />

dass ihre Familiensprache nicht die Verkehrssprache<br />

des Unterrichts ist, weshalb Defizite in der deutschen<br />

Sprache sich auf ihre Lernergebnisse negativ<br />

auswirken können. Allerdings bilden diese Kinder<br />

keine homogene Gruppe, da ein doppelter Spracherwerb<br />

auch von Vorteil sein kann (vgl. dazu Oomen-<br />

Welke, 2006, Tracy, 2007). Verschiedene Studien<br />

nun weisen darauf hin, dass es einen Zusammenhang<br />

zwischen der Entwicklung der Lesekompetenz<br />

und den sprachlichen Fähigkeiten des Kindes gibt<br />

(Schwippert, Hornberg & Freiberg, 2007; Snowling<br />

& Hulme, 2006; Perfetti, Landi & Okahill, 2006).<br />

Bereits 1986 argumentierte Stanovich, dass Lesen<br />

selbst einen wichtigen Faktor für die Entwicklung<br />

vieler sprachlicher und kognitiver Fähigkeiten bildet.<br />

So wächst der Wortschatz während des Lesens,<br />

indem Wortbedeutungen aus dem Kontext erlernt<br />

werden. In ähnlicher Weise erwirbt ein Leser auch<br />

komplexe syntaktische Strukturen. Darüber hinaus<br />

baut sich ein für das Leseverständnis wichtiges Allgemeinwissen<br />

auf (Stanovich, 1986, S. 361f). Es ist


hs 15.05<br />

deshalb naheliegend, dass in der Schule eine sinnvolle<br />

sprachliche Förderung immer auch eine Leseförderung<br />

ist und umgekehrt. Die Untersuchung ist<br />

als Kohortenstudie angelegt. Berichtet werden soll<br />

die Leseentwicklung über zwei Messzeitpunkte von<br />

vier Kohorten mit 223 Kindern, darunter 35 geförderte<br />

Kinder. 11 Kinder der Fördergruppe sind deut-<br />

13. april<br />

sche Muttersprachler, 12 Kinder wachsen bilingual<br />

auf und 12 Kinder sprechen in ihrer Familie eine<br />

andere Sprache. Die mit statistischen Verfahren erhobenen<br />

Ergebnisse sind in verschiedenen Teilleistungen<br />

des Lesens hochsignifikant und zeigen unterschiedlich<br />

bedeutsame Effekte.<br />

MorpheMbasierte FÖrderUnG schriFtsprachlicher KoMpetenzen Von<br />

Kindern Mit deUtsch als zweitsprache<br />

Rohrer Stefanie1 , Vogl Johanna1 , Purgstaller Christian2 , Kargl Reinhard2 , Fink Andreas1 1 2 Arbeitsbereich Biologische Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Lese-<br />

Rechtschreib-Institut (Graz), Österreich<br />

Schätzungen zufolge haben etwa 15 Prozent aller<br />

Kinder und Jugendlichen Probleme im Schriftspracherwerb<br />

(Klicpera & Gasteiger-Klicpera, 1993)<br />

– Probleme, die zum Teil auch noch im Erwachsenenalter<br />

anzutreffen sind. Erscheinungsformen und<br />

Ursachen dieser Störungen, die gemeinhin unter den<br />

Termini Legasthenie, Lese-Rechtschreibschwäche<br />

oder -störung zusammengefasst werden, sind sehr<br />

vielfältig und noch weitgehend ungeklärt. Werden<br />

diese Schwächen nicht frühzeitig erkannt und entsprechend<br />

behandelt, wirken sich diese bald auch in<br />

vielen anderen Wissensbereichen, in denen Lesen<br />

vorausgesetzt wird, negativ aus. Angesichts neuerer<br />

empirischer Befunde stellen Förderansätze auf der<br />

Basis des morphematischen Prinzips eine besonders<br />

effiziente Möglichkeit dar, Problemen im Schriftspracherwerb<br />

entgegenzuwirken. So wird etwa im<br />

Förderprogramm „Morpheus“ (Kargl & Purgstaller,<br />

2010) zunächst ein Grundwort z. B. „fahren“ gelernt<br />

und davon abgeleitet können selbst sehr schwache<br />

Rechtschreiber sehr rasch Wörter wie „Einfahrt“<br />

oder „Gefährt“ bilden und so richtig schreiben (bei<br />

der Wortfamilie „fahren“ sind ca. 700 Ableitungen<br />

möglich). Die bereits durchgeführten Trainingsstudien<br />

weisen darauf hin, dass sich die Rechtschreibleistungen<br />

von Kindern und Jugendlichen durch<br />

den Einsatz der entwickelten Trainingsprogramme<br />

schon nach einem relativ kurzen Zeitraum signifikant<br />

verbessern. In einer neueren Studie wurde eine<br />

adaptierte Version dieses Trainingsprogramms bei<br />

Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) erprobt.<br />

Das fünfwöchige Training strebt eine Verbesserung<br />

schriftsprachlicher Kompetenzen an, indem<br />

mithilfe des morphematischen Prinzips die wichtigsten<br />

orthographischen und grammatikalischen<br />

Regeln der deutschen Sprache trainiert werden.<br />

Einundfünfzig SchülerInnen der vierten Schulstufe<br />

wurden entweder einer Trainings- oder einer Wartegruppe<br />

zugeteilt und absolvierten in weiterer Folge<br />

insgesamt drei Messzeitpunkte, in denen verschiedene<br />

Verfahren zur Erhebung der Rechtschreib-,<br />

Grammatik- und Leseleistung zur Anwendung kamen.<br />

Die Trainingsgruppe erhielt vom ersten auf<br />

den zweiten Messzeitpunkt und die TeilnehmerInnen<br />

der Wartegruppe vom zweiten auf den dritten<br />

das DaZ-Morpheus-Training. Das gewählte Untersuchungsdesign<br />

erlaubt, die erhobenen Daten der<br />

Trainingsgruppe mit denen der Wartegruppe zu<br />

vergleichen und ausschließen zu können, dass der<br />

erzielte Leistungszuwachs womöglich durch den<br />

regulären Schulunterricht bedingt ist. Die Leistungen<br />

der Trainingsgruppe zum dritten Testzeitpunkt<br />

geben auch Aufschluss über längerfristige Trainingseffekte.<br />

Die vorgefundenen Ergebnisse zeigen,<br />

dass das fünfwöchige DaZ-Morpheus-Training eine<br />

bedeutsame Steigerung im Rechtschreiben, in der<br />

Grammatik und im Lesen bewirkt. Im Hinblick auf<br />

längerfristige Effekte ergab sich, dass die trainierten<br />

Leistungen zwei Monate nach Trainingsende annähernd<br />

stabil blieben.<br />

173


174


hs 15.05<br />

13. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: DAS INDIvIDUUM IN UNTER-<br />

SCHIEDLICHEN SOzIALEN SETTINGS<br />

chair: aydin nilüFer<br />

FroM seGreGation and assiMilation to a MUlticUltUral society<br />

Golla Archana, Wutti Daniel, Ottomeyer Klaus<br />

Abteilung für Sozialpsychologie, Ethnopsychoanalyse & Psychotraumatologie, Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität<br />

Klagenfurt, Österreich<br />

This paper presents an overview on the vast topic of<br />

segregation, assimilation & possibilities of changes<br />

towards multicultural societies. The impulses that<br />

were set towards the research done on our behalf<br />

were derived from studies by Thomas C. Shelling,<br />

the political situation in Carinthia and a comparison<br />

of the situation six decades ago with the present.<br />

People tend to divide and segregate along a<br />

long line of criteria such as age, sex, income, language,<br />

religion, colour, origin, taste, income, social<br />

security or personal advantage. Quite a large number<br />

of theories exist that try to explain segregation.<br />

Five of the most popular theoretical approaches state<br />

that segregation takes place due to ecological, economic,<br />

intergroup, social-psychological and institutional<br />

motivated behaviour. “Segregation therefore<br />

refers to a process or a state which describes unequal<br />

distribution of population in a certain geographical<br />

space” (Fassmann 2002). As a society is made up<br />

of two kinds of populations, one being the majority<br />

and the others the minority, there is always a social<br />

stratification, which is the reason why segregation<br />

takes place. There is no society that is free of segregational<br />

phenomenas, the only observable differences<br />

are the points of extent and form. Segregation<br />

is therefore a highly interactive Matrix of economic<br />

as well as individual factors. Our theoretical research<br />

evaluates to which extent segregational theo-<br />

ries apply to phenomenas concerning the exclusion<br />

and inclusion of the Slovene minority in Carinthia.<br />

The bilingual school system in Carinthia has - both<br />

historically and contemporarily - to be seen as a<br />

mirror of relations between majority and minority<br />

in Carinthia. Political decisions in the newly constitutioned<br />

Austria led to a change from obligatory<br />

bilingual school education to optional bilingual education<br />

in 1959. Intentions of clarifying ethnic categories<br />

led to vast pressure on families, not to enroll<br />

to bilingual education, with the result of having a<br />

small number enrolled – the category of „Slovenes“<br />

- while the majority of those who opted to be „Carinthians“<br />

changed to monolingual school education<br />

to avoid the pressure. Contemporarily, bilingual and<br />

multilingual education in Carinthia is seen more as<br />

an advantage. Almost every second child in southern<br />

Carinthia is enrolling to bilingual primary schools<br />

and Slovene education offers are used by a raising<br />

number of Carinthians. Education is no more ,filter‘<br />

in ethnic categories. Carinthia is a protruding<br />

example for a social phenomenon of how language<br />

and culture can decrease or rather purposely be extincted<br />

within a few decades, though their roots are<br />

still sublimely present in native carinthian culture.<br />

As it is a social phenomenon which also concerns<br />

decision making it can be modelled using the agent<br />

based model strategy.<br />

wie GUt ist die inteGration Von „inteGrationsschülerinnen“? ein<br />

eMpirisch FUndierter disKUssionsbeitraG<br />

Rossmann Peter, Gebhardt Markus, Gasteiger-Klicpera Barbara, Weindl Alexandra, Roloff Claudia<br />

Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Mit dem gemeinsamen Unterricht von Kindern mit<br />

und ohne Behinderung im Bereich der Pflichtschule<br />

sind große Hoffnungen in Bezug auf die Förderung<br />

einer möglichst weitgehenden gesellschaftlichen<br />

Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ver-<br />

knüpft. Während mittlerweile außer Streit steht, dass<br />

die Beschulung in Integrationsklassen hinsichtlich<br />

der Schulleistung sowohl für die IntegrationsschülerInnen<br />

wie auch für ihre nichtbehinderten KlassenkameradInnen<br />

eher Vor- als Nachteile bringt, wird<br />

175


176<br />

hs 15.05<br />

immer wieder die Befürchtung geäußert und auch<br />

von den Ergebnissen einiger empirischer Studien<br />

gestützt, dass sich der ständig zu ihren Ungunsten<br />

ausgehende soziale Vergleich auf das Selbstkonzept<br />

und das schulische Befinden der IntegrationsschülerInnen<br />

negativ auswirken könnte und daher diesbezüglich<br />

die Sonderschule für die betroffenen Kinder<br />

die bessere Schulform sei. In der vorliegenden<br />

Studie wurden 108 SchülerInnen mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf aus den Schulstufen 6 bis<br />

8 mit Hilfe des Fragebogens zur Erfassung von Dimensionen<br />

der Integration von Schülern (FDI) und<br />

mit dem Angstfragebogen für Schüler (AfS) befragt.<br />

Die SchülerInnen wurden alle nach dem Lehrplan<br />

13. april<br />

der Allgemeinen Sonderschule unterrichtet und besuchten<br />

je ungefähr zur Hälfte Sonderschulen oder<br />

Integrationsklassen von Hauptschulen im Bundesland<br />

Niederösterreich. Die IntegrationsschülerInnen<br />

und die SonderschülerInnen unterschieden sich<br />

nicht hinsichtlich ihrer Angaben zur Prüfungsangst<br />

und zum Gefühl des leistungsmotivationalen und<br />

sozialen Integriertseins. Wohl aber schätzten sich<br />

die IntegrationsschülerInnen tendenziell als emotional<br />

besser in ihre Schule integriert ein als die SonderschülerInnen.<br />

Diese ebenso unerwarteten wie erfreulichen<br />

Ergebnisse werden vor dem Hintergrund<br />

der einschlägigen Fachliteratur diskutiert.<br />

iMpleMentierUnGstreUe Und aKtiVe teilnahMe Von lehrKräFten als<br />

VoraUssetzUnGen Für die wirKsaMKeit schUlischer GewaltpräVenti-<br />

onsproGraMMe<br />

Schultes Marie-Thérèse 1 , Stefanek Elisabeth 2 , van de Schoot Rens 3 , Strohmeier Dagmar 2 , Spiel<br />

Christiane 1<br />

1 Universität Wien, Österreich; 2 FH Oberösterreich, Österreich; 3 Universität Utrecht, Niederlande<br />

Die Wirksamkeit schulischer Gewaltpräventionsprogramme<br />

hängt nicht allein von deren Inhalten,<br />

sondern insbesondere von der Implementierung dieser<br />

Inhalte an den jeweiligen Schulen ab. Aufgrund<br />

heterogener Bedingungen an Schulen können bei<br />

der Implementierung von Programmen große Unterschiede<br />

erwartet werden. Dennoch finden Implementierungsprozesse<br />

bei der Evaluation schulischer<br />

Präventionsprogramme selten Berücksichtigung.<br />

Wird die Implementierung in Evaluationsstudien<br />

miterfasst, so erfolgt dies meist durch nur einen Indikator<br />

(Durlak & DuPre, 2008). Eine Berücksichtigung<br />

mehrerer Implementierungsfaktoren wäre<br />

wünschenswert, da diese die Programmwirksamkeit<br />

auf unterschiedliche Weise beeinflussen (Berkel<br />

et al., 2011). In der vorliegenden Studie wurde<br />

untersucht, wie sich unterschiedliche Faktoren der<br />

Programmimplementierung – Implementierungstreue<br />

und aktive Teilnahme von Lehrkräften – auf<br />

die Effektivität eines schulischen Gewaltpräventionsprogramms<br />

auswirken. Die Daten stammen aus<br />

der Evaluation des WiSK Programms zur Förderung<br />

sozialer Kompetenzen in der Sekundarstufe<br />

I. Das WiSK Programm wurde in den Schuljahren<br />

2008/09 und 2009/10 an 20 österreichischen Schulen<br />

implementiert. SchulpsychologInnen und Lehrende<br />

pädagogischer Hochschulen wurden zu MultiplikatorInnen<br />

ausgebildet, welche die Schulen bei<br />

der Implementierung begleiten und die Inhalte des<br />

Programms an die Lehrkräfte der Schulen vermitteln<br />

sollten. Im Rahmen der Evaluation des WiSK<br />

Programms wurden 370 Lehrkräfte jeweils vor und<br />

nach der Durchführung des Programms befragt. Es<br />

wurde erfasst, inwieweit sich die Selbstwirksamkeit<br />

von Lehrkräften, Gewalt zwischen SchülerInnen<br />

nachhaltig zu stoppen, sowie das selbstberichtete<br />

Verhalten in schulischen Gewaltsituationen über die<br />

Dauer des Programms veränderten. Als Indikatoren<br />

für die Implementierung wurden (1) das Ausmaß der<br />

von den MultiplikatorInnen tatsächlich umgesetzten<br />

Fortbildungseinheiten an den Schulen sowie (2)<br />

die Beteiligung von LehrerInnen an Aktivitäten im<br />

Rahmen des WiSK Programms erhoben. Um festzustellen,<br />

welche Faktoren der Programmimplementierung<br />

den stärksten Einfluss auf die Effektivität<br />

des Programms hatten, wurden Mehrebenenanalysen<br />

mit Implementierungsfaktoren als Prädiktoren<br />

auf Schul- und LehrerInnen-Ebene durchgeführt.<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass eine implementierungstreue<br />

Durchführung des WiSK Programms auf<br />

Schulebene (d.h. ein hohes Ausmaß tatsächlich umgesetzter<br />

Fortbildungseinheiten) zu einer positiven<br />

Veränderung der Selbstwirksamkeit von Lehrkräften<br />

beigetragen hatte. Eine Veränderung des Verhaltens<br />

von Lehrkräften in Gewaltsituationen konnte<br />

nur erreicht werden, wenn diese selbst aktiv am


hs 15.05<br />

WiSK Programm teilgenommen und dessen Inhalte<br />

im Schulalltag umgesetzt hatten. Die vorliegenden<br />

Ergebnisse unterstreichen die hohe Bedeutsamkeit<br />

der Erfassung unterschiedlicher Faktoren der Programmimplementierung<br />

und die Relevanz der Be-<br />

13. april<br />

rücksichtigung dieser Faktoren bei der Interpretation<br />

von Evaluationsergebnissen.<br />

intelleKtUelle beeinträchtiGUnG Und borderline-intelliGenz iM<br />

straFVollzUG Österreichs<br />

Purzner Julia, Weber Germain<br />

Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit, Entwicklung, Förderung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Forschungsleitendes Anliegen der durchgeführten<br />

Studie war eine Prävalenzbestimmung zu Menschen<br />

mit intellektueller Beeinträchtigung bzw. Menschen<br />

mit Borderline-Intelligenz im österreichischen<br />

Strafvollzug, eine Thematik zu welcher bislang keine<br />

systematischen Daten vorliegen. Neben einer<br />

Umfrage in allen Justizanstalten und forensischpsychiatrischen<br />

Anstalten Österreichs wurde in<br />

der Justizanstalt Göllersdorf (Sonderanstalt für zurechnungsunfähige<br />

geistig abnorme Rechtsbrecher,<br />

ausschließlich Männer) bei einer vorausgewählten<br />

Stichprobe von Insassen mittels SPM (Standard<br />

Progressive Matrices, Raven, 1938, zit. nach Prieler,<br />

2008) und einer eigens erstellten Kurzform der<br />

ABS-RC (Adaptive Behavior Scale – Residental and<br />

Community, Nihira, Leland, & Lambert, 1993, zit.<br />

nach Harries, Guscia, Kirby, Nettlebeck, & Taplin,<br />

2005) sowie durch Aktendurchsicht versucht festzustellen,<br />

ob intellektuelle Beeinträchtigung bzw.<br />

Borderline-Intelligenz vorliegt. Bei der Tagung sollen<br />

sowohl über die Ergebnisse zur Prävalenz und<br />

den Charakteristika der interessierenden Population<br />

berichtet, als auch psychologisch-diagnostische und<br />

behandlungsrelevante Aspekte bezogen auf die Zielgruppe,<br />

Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung<br />

bzw. Menschen mit Borderline-Intelligenz im<br />

Strafvollzug, diskutiert werden.<br />

KonseQUenzen Von Machtwechseln in der steUerbehÖrde aUF das<br />

steUerVerhalten: eine experiMentelle überprüFUnG des slippery<br />

slope FraMeworKs<br />

Hofmann Eva, Gangl Katharina, Kirchler Erich<br />

Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Im Slippery Slope Framework wird angenommen,<br />

dass die Macht die eine staatliche Autorität, wie z.B.<br />

die Steuerbehörde, besitzt ebenso wie das Vertrauen<br />

der SteuerzahlerInnen in diese Autorität die Motivation<br />

Steuern ehrlich abzuführen determinieren.<br />

Basierend auf der Theorie zur Basis der sozialen<br />

Macht im Kontext der organisationalen Führung,<br />

werden zwei Formen der Macht unterschieden: coercive<br />

und legitime Macht (im Original harsh and<br />

soft power). Während coercive Macht von negativen<br />

und positiven Verstärkern geprägt ist, um Steuerzahler<br />

zu kooperativem Verhalten zu bewegen, wird<br />

mit legitimer Macht bezweckt, SteuerzahlerInnen<br />

auf Basis von Expertenwissen, relevanter Information,<br />

Identifikation und Legitimität der Autorität zu<br />

kooperativem Verhalten zu motivieren. Zwischen<br />

diesen Formen der Macht und dem Vertrauen in die<br />

Autorität besteht eine gegenseitige Beeinflussung.<br />

Während coercive Macht im allgemeinen Vertrauen<br />

in die machtausübende Autorität vermindert, kann<br />

legitime Macht Vertrauen in die Autorität sogar fördern.<br />

In der vorliegenden Studie wurde genau dieser<br />

Zusammenhang experimentell überprüft. Für die experimentelle<br />

Studie versetzten sich angestellte und<br />

selbständige SteuerzahlerInnen mittels Szenarien in<br />

die Position eines selbständig tätigen Bürgers eines<br />

fiktiven Staats, in dem ein Regierungswechsel stattfindet.<br />

Die StudienteilnehmerInnen gaben vor und<br />

nach dem Machtwechsel an, inwieweit sie bereit<br />

sind, in diesem fiktiven Staat ihrer fiktiven Steuer-<br />

177


178<br />

hs 15.05<br />

pflicht nachzukommen. Die Intensität der Macht der<br />

Steuerbehörde (hohe vs. niedrige coercive Macht<br />

oder hohe vs. niedrige legitime Macht) wurde in<br />

zwei aufeinander folgenden Szenarien variiert, so<br />

dass in vier Versuchsgruppen und vier Kontrollgruppen<br />

die Konsequenzen des Machtwechsels bezüglich<br />

Vertrauen und Steuerverhalten erhoben wurden.<br />

Die Ergebnisse zeigen, wie sich eine Änderung in<br />

der Wahrnehmung der Macht auf das Vertrauen und<br />

die Bereitschaft Steuern zu zahlen auswirkt.<br />

13. april


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

POSTERSESSION II<br />

14. april<br />

eine lanGzeitstUdie zUr proGnostischen Validität Von persÖnlichKeits-<br />

eiGenschaFten iM FührUnGsKontext<br />

Bergner Sabine 1,2 , Gutschelhofer Alfred 1 , Kreuzthaler Armin 1<br />

1 Zentrum für Entrepreneurship und angewandte Betriebswirtschaftslehre, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich;<br />

2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Persönlichkeitsfragebögen finden zunehmend Einzug<br />

in den Rekrutingprozess von Führungskräften,<br />

wobei deren Einsatz im wirtschaftlichen Kontext<br />

stets mit der Frage nach der prognostischen Validität<br />

verbunden ist. Die vorliegende Langzeitstudie<br />

untersucht die prognostische Validität von Persönlichkeitseigenschaften<br />

für das Kriterium Führungserfolg<br />

über einen Zeitraum von zwei Jahren. Im<br />

Konkreten wurde der Fragestellung nachgegangen,<br />

inwiefern sich die Vorhersagevalidität ausgewählter<br />

Traits über unterschiedlich lange Prädiktor-Kriterienmesszeiträume<br />

hinweg verändert.<br />

Hierzu wurden zum Zeitpunkt t1 die Big Five Persönlichkeitseigenschaften<br />

(Offenheit, Gewissenhaftigkeit,<br />

Extraversion, Verträglichkeit, emotionale<br />

Stabilität) von 140 Führungskräften (92 Männer, 48<br />

Frauen) mit Hilfe des NEO-FFI erfasst. Zehn Monate<br />

danach (t2) erfolgte die Messung des individuellen<br />

Führungserfolges anhand der subjektiven Kriterien<br />

Erfolgszuschreibung durch Vorgesetzte und Arbeits-<br />

zufriedenheit sowie anhand der objektiven Kriterien<br />

Gehalt und Stellung in der Unternehmenshierarchie.<br />

Weitere 12 Monate später wurden zum Zeitpunkt<br />

t3 alle subjektiven und objektiven Kriterien erneut<br />

erfasst. Während die Eigenschaften Extraversion,<br />

Gewissenhaftigkeit und emotionale Stabilität signifikant<br />

mit den Erfolgskriterien beider Messzeitpunkte<br />

(t2 und t3) korrelierten, zeigten sich für die<br />

Eigenschaft Offenheit mit keinem und für den Trait<br />

Verträglichkeit nur mit den subjektiven Kriterien<br />

von Zeitpunkt t2 statistisch bedeutsame Zusammenhänge.<br />

Zudem verringerte sich die prognostische<br />

Validität aller Big Five Traits mit zunehmendem<br />

Zeitintervall zwischen der Prädiktoren- und Kriterienmessung,<br />

wobei die zeitbedingte Minderung der<br />

Validität für die fünf erfassten Persönlichkeitseigenschaften<br />

differenziert ausfiel. Die Ergebnisse haben<br />

direkte Implikationen für die Anwendung von Persönlichkeitseigenschaften<br />

im Führungskontext, die<br />

im Rahmen der Arbeit diskutiert werden.<br />

zahlenreihen als typische ForM des indUKtiVen denKens – eine erp-<br />

stUdie<br />

Braunstein Verena 1 , Zarnhofer Sabrina 1 , Neuper Christa 1,2 , Ischebeck Anja 1<br />

1 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Institut für Semantische Datenanalyse, Technische<br />

Universität Graz, Österreich<br />

Induktives Denken ist ein wichtiger Bestandteil des<br />

Problemlösens. Ein typisches Beispiel dafür ist die<br />

Fortführung einer Zahlenreihe nach bestimmten<br />

Regeln. Dafür sind arithmetische Fähigkeiten relevant,<br />

die sich nicht nur auf die Reaktionszeiten und<br />

Fehlerraten auswirken, sondern auch den Gebrauch<br />

von möglichen Strategien beeinflussen. In unserer<br />

Studie wurden Zahlenreihen verwendet, deren Zahlen<br />

Teil oder nicht Teil der Multiplikationstabelle<br />

sind. Multiplikationstabellen werden auswendig<br />

gelernt und können ohne kognitive Beanspruchung<br />

direkt aus dem Gedächtnis abgerufen werden. Sind<br />

Vorteile dieser automatischen Verarbeitung gegenüber<br />

Zahlenreihen, die nicht Teil der Multiplikationstabelle<br />

sind und prozedural verarbeitet werden<br />

müssen, im EEG sichtbar? Zahlenreihen mit vier<br />

aufeinanderfolgenden arabischen Ziffern wurden visuell<br />

präsentiert, z. B. 3-6-9. Die vierte Zahl vervollständigte<br />

die Zahlenreihe in 50% der Fälle entweder<br />

korrekt (12) oder aber inkorrekt (10). Dreizehn<br />

Untersuchungspersonen bearbeiteten insgesamt vier<br />

mal 82 Zahlenreihen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad:<br />

Die Zahlenreihen unterschieden sich<br />

hinsichtlich der Multiplikativität (Teil der Multipli-<br />

179


180<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

kationstabelle: 9-12-15 _18_; nicht Teil der Multiplikationstabelle:<br />

10-13-16_19_) und hinsichtlich<br />

der Problemgröße (klein: 6-9-12 _15_; groß: 60-66-<br />

72 _78_). Die ERP-Analyse konzentrierte sich auf<br />

die Peak Amplitude und Latenz dreier Komponenten,<br />

nämlich die P2 (200 – 250ms nach Erscheinen<br />

der vierten Zahl), die N2 (220 – 320ms) und die<br />

P3 (300 – 400ms). In allen Komponenten sah man<br />

deutliche Unterschiede bezüglich der Korrektheit<br />

der vierten Zahl: Die Amplitude und die Latenz der<br />

N2, auch als mismatch negativity bekannt, war bei<br />

inkorrekter Fortführung größer. Die P3 Amplitude<br />

war bei korrekter Fortführung und bei Zahlenreihen,<br />

die Teil der Multiplikationstabelle waren, größer.<br />

Dieses Ergebnis steht etwas im Widerspruch mit der<br />

Literatur, da angenommen wird, dass diese Komponente<br />

bei schwierigeren Items eine größere Amplitude<br />

zeigt. Die kürzere Latenz auf korrekt fortgeführte<br />

Zahlenreihen lässt darauf schließen, dass korrekte<br />

Fortführungen schneller und mit größerer Sicherheit<br />

verarbeitet wurden. Die Problemgröße zeigte keinen<br />

Einfluss. Die Analyse der ereigniskorrelierten<br />

Potential (EKPs) lässt vermuten, dass Zahlenreihen<br />

bestehend aus Zahlen der Multiplikationstabelle<br />

leichter und sicherer verarbeitet werden. Vor allem<br />

die Ergebnisse der P3 lassen darauf schließen, dass<br />

die Reaktion auf die vierte Zahl sehr viel sicherer<br />

getroffen wurde, wenn sie entweder korrekt oder<br />

aber die Zahlenreihe leicht zu lösen war, d.h. wenn<br />

die Zahlen Teil der Multiplikationstabelle waren.<br />

die erFassUnG der planUnGs- Und orGanisationsFähiGKeit Von Kindern<br />

Und jUGendlichen - ein exKUrs in eine alltaGsnahe operationali-<br />

sierUnG Von exeKUtiVen FUnKtionen<br />

Denk Catrin1,2 , Pletschko Thomas2 , Leiss Ulrike2 , Deimann Pia1 , Kastner-Koller Ursula1 1 2 Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich; Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische<br />

Universität Wien, Österreich<br />

Die Fähigkeit zum Planen und Organisieren ist eine<br />

Kernkompetenz im schulischen und später im beruflichen<br />

Alltag. Häufig haben Kinder und Jugendliche<br />

mit Hirntumorerkrankungen tumor- und/oder<br />

behandlungsassoziierte Schwierigkeiten in diesem<br />

Bereich der Exekutiven Funktionen. Der bisherige<br />

Forschungsstand macht deutlich, dass trotz der<br />

Bedeutung dieser Funktionen im pädagogisch- und<br />

klinisch-psychologischen Setting ein Mangel an alltagsnahen<br />

und altersspezifischen Erfassungsinstrumenten<br />

für diesen Fähigkeitsbereich vorliegt. Ziel<br />

der vorliegenden Studie war es, ein Verhaltensinventar<br />

zur Operationalisierung der Planungs- und<br />

Organisationsfähigkeit (VIOP), zu entwickeln und<br />

an einer unausgelesenen Stichprobe von Kindern<br />

und Jugendlichen zu erproben sowie an PatientInnen<br />

der pädiatrischen Univ. Klink für Kinder- und<br />

Jugendheilkunde Wien zu pilotisieren. Das VIOP<br />

besteht aus zwei offen und wenig strukturierten Aufgaben,<br />

bei diesen jeweils ein Terminplan für schulalltagsnahe<br />

Tätigkeiten erstellt werden muss. Die<br />

Stichprobe bestand aus n=46 Kindern und Jugendlichen<br />

der 5.-8. Schulstufe (9;11-15;05 Jahre). Die Fähigkeit<br />

zum Planen und Organisieren wurde durch<br />

systematische Verhaltensbeobachtung (inklusive Videoaufnahme)<br />

erfasst und unter Verwendung eines<br />

standardisierten Auswertungssystems beurteilt. Die<br />

14. april<br />

Ergebnisse zeigen, dass mit dem VIOP die Fähigkeit<br />

zum Planen beurteilt werden kann. Von besonderem<br />

diagnostischen Interesse ist die Möglichkeit,<br />

die individuelle Vorgehensweise im Planungsprozess<br />

erkennbar zu machen, um unmittelbar daraus<br />

Interventionen abzuleiten. Als weitere Schritte sind<br />

die Modifikation des Verhaltensinventars durch die<br />

Erkenntnisse der Studie sowie die Berechnung der<br />

Interrater-Reliabilität geplant.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

14. april<br />

risiKoexperiMent zUM einFlUss Von einsatzhÖhe Und realer VerlUst-<br />

bedrohUnG bei eineM spiel Mit 50%iGer Gewinnchance<br />

Grünberg Sebastian, Bebendorf Dominik, Plümer Paul, Fenzl Thomas<br />

Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Verschiedene Arten von Risiken werden nicht nur<br />

unterschiedlich wahrgenommen, sondern erzeugen<br />

auch unterschiedliche Reaktionen (Zaleskiewicz &<br />

Piskorz, 2004). Von finanziellem Risikoverhalten<br />

spricht man in der Regel dann, wenn Risiken eingegangen<br />

werden, um Gewinne und Erträge zu erzielen.<br />

Die mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften<br />

gewürdigte Prospect Theory besagt, dass<br />

bei finanziellen Entscheidungen Verluste schwerer<br />

wiegen als Gewinne, sodass Menschen in solchen<br />

Situationen Risiken und Verluste zu vermeiden versuchen<br />

(Kahneman & Tversky, 1979). In einem experimentellen<br />

Setting mit einer Ad-hoc-Stichprobe<br />

(n=64) wurde untersucht, ob sich die Teilnahmebereitschaft<br />

an einem Spiel mit jeweils 50%iger Gewinn-<br />

und Verlustchance (Münzwurf) mit der Höhe<br />

des Spieleinsatzes bzw. in Bezug auf die mögliche<br />

Realisierung fiktiver oder realer Verluste verändert.<br />

Dazu wurden die ProbandInnen einem von drei Set-<br />

tings zugewiesen, in welchem sie entweder eigene,<br />

gedachte €10 (Gruppe 1) oder eigene, gedachte<br />

€1000 (Gruppe 3) beim Spiel einsetzten konnten,<br />

oder mit einem eigenen, realen €10-Schein (Gruppe<br />

2) spielen konnten. Nachdem sich die ProbandInnen<br />

für oder gegen die Teilnahme entschieden hatten,<br />

wurde das Spiel abgebrochen. In einer Nachbefragung<br />

musste die Entscheidung begründet werden.<br />

Zusätzlich wurden individuelle Veränderungen in der<br />

Teilnahmebereitschaft durch die Vorgabe von weiteren<br />

Fallvignetten mit unterschiedlichen Gewinnwahrscheinlichkeiten,<br />

Gewinnquoten und Spielbeträgen<br />

in der Nachbefragung erfasst. Die Ergebnisse<br />

zeigen, dass die Spielbereitschaft mit steigendem<br />

Spieleinsatz und bei realer Verlustbedrohung sinkt,<br />

sodass die Hypothese der Risiko- und Verlustaversion<br />

aus der Prospect Theory (Kahneman & Tversky,<br />

1979) bestätigt werden kann.<br />

hoFstedes KUltUrdiMensionen Und hUMorGebraUch: erGebnisse ei-<br />

ner Meta-reGression<br />

Hagmann Michael, Stieger Stefan<br />

Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

In der Veröffentlichung des Humor Styles Questionnaires<br />

(HSQ) haben Martin et al. (2003) eine<br />

differenzierte funktionalistische Humordefinition<br />

vorgeschlagen, welche im wesentlichen Humor<br />

als Alltagsbewältigungsmechanismus betrachtet.<br />

Diese Publikation hat nicht nur eine beträchtlich<br />

differentialpsychologische, klinische aber auch<br />

wirtschaftspsychologische Forschungstätigkeit angeregt,<br />

sondern auch zu einem erstaunlichen kulturübergreifenden<br />

Einsatz dieses Instruments geführt<br />

(Übersetzungen liegen in mindestens acht<br />

verschiedenen Sprachen vor). In der vorliegenden<br />

Studie wird dieser Sachverhalt benutzt, um die Konstruktvalidität<br />

des HSQ einer kulturvergleichenden<br />

Prüfung zu unterziehen. Zu diesem Zweck wurden<br />

aus insgesamt 41 Publikationen (k = 50; N = 12.537)<br />

mit Stichproben aus 18 verschiedenen Nationen mittels<br />

meta-analytischer Techniken Skalennormwerte<br />

und Varianzen für alle Subskalen des HSQ (Affiliati-<br />

ve, Self-enhancing, Aggressive, Self-defeating) berechnet<br />

und die Heterogenität (alle Q>30.2, p


182<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

14. april<br />

FlUGzeUG aUF KollisionsKUrs – reaKtionen iM siMUlatorcocKpit<br />

Koglbauer Ioana, Haberkorn Thomas, Braunstingl Reinhard und Prehofer Boris<br />

Forschungsplattform Flugsimulation, Technische Universität Graz, Österreich<br />

Während in der kommerziellen Luftfahrt das Kollisionsvermeidungssystem<br />

TCAS II den Standard<br />

der Cockpitausstattung darstellt, ist die Entwicklung<br />

eines solchen Systems für die Allgemeine Luftfahrt<br />

noch nicht so weit gediehen. Menschliche Leistungseinschränkungen<br />

bei der Erkennung und Vermeidung<br />

von Kollisionen im Sichtflug, sowie die<br />

Spezifikation von Human-Faktors Anforderungen<br />

an zukünftige Geräte für die Allgemeine Luftfahrt<br />

stellen die Themen dieser Untersuchung dar.<br />

Unterschiedliche Szenarien mit einem oder zwei<br />

Flugzeugen auf Kollisionskurs wurden im Flugsimulator<br />

der Technischen Universität Graz implementiert<br />

(www.flightsimulation.tugraz.at). Die<br />

Flugzeuge waren sowohl auf dem 3-Kanal Sichtsystem<br />

des Simulators als auch auf einem Moving Map<br />

Display sichtbar. Bei einer gefährlichen Annäherung<br />

erzeugte das Gerät eine visuelle und akustische Warnung.<br />

Neun Pilotinnen und neun Piloten führten einen<br />

simulierten Sichtflug auf einer vorbestimmten<br />

Route in einer Höhe von 6000 Fuß durch. Während<br />

des Fluges wurden sechs einzelne und sechs multiple<br />

Konfliktszenarien generiert. Die Reihenfolge der<br />

Szenarien wurde permutiert. Zur Standardisierung<br />

der Ausgangswerte wurden Pilotinnen und Piloten<br />

angewiesen mit Autopilot zu fliegen und das Ausweichmanöver<br />

erst beim Auftreten der Kollisionswarnung<br />

manuell durchzuführen. Die Wirkung der<br />

Verkehrsdichte auf die Manöverausführung und Beanspruchung<br />

der Pilotinnen und Piloten wurde varianzanalytisch<br />

untersucht. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass die Reaktionszeiten auf die Kollisionswarnungen<br />

bei multiplen Konflikten signifikant länger als<br />

bei Einzelkonfliktszenarien waren. Die mentalen<br />

Anforderungen und die Aufmerksamkeitsteilung bei<br />

multiplen Konflikten waren signifikant höher als bei<br />

Einzelkonflikten. Bei erhöhter Verkehrsdichte wurden<br />

die mentalen Ressourcen der Pilotinnen und Piloten<br />

stärker beansprucht und deren Antizipationsfähigkeit<br />

war reduziert.<br />

Die Analyse der Ausweichmanöver zeigt höhere<br />

Vertikalgeschwindigkeit bei multiplen Konflikten<br />

im Vergleich zu Einzelkonflikten. Amplitudenunterschiede<br />

der Kursänderungen erreichten nicht das<br />

traditionelle Signifikanzniveau. Auch wurde die<br />

Rechtsausweichregel nicht immer eingehalten.<br />

Die Präferenzen von Pilotinnen und Piloten für die<br />

Weiterentwicklung des Kollisionswarnungssystems<br />

zeigen einen Trend in Richtung Anweisungen zur<br />

Kollisionsvermeidung bis hin zur automatischen<br />

Manöverausführung. Zusätzlich werden Anweisungen<br />

für die Rückführung auf die Route erwünscht.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie werden für die Weiterentwicklung<br />

eines Kollisionsvermeidungssystems<br />

für die Allgemeine Luftfahrt an der TU Graz eingesetzt.<br />

Die Erprobung mit multiplen Verkehrskonflikten<br />

im Flugsimulator erscheint insofern wichtig,<br />

weil bereits Unfälle mit Beteiligung mehrerer Flugzeuge<br />

aufgetreten sind, und Eurocontrol ein künftiges<br />

kontinuierliches Wachstum des Luftverkehrs<br />

prognostiziert.<br />

indiVidUelle Unterschiede in MUsiKalischer UnaUFMerKsaMKeitstaUb-<br />

heit<br />

Koreimann Sabrina, Vitouch Oliver<br />

Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Die Unaufmerksamkeitstaubheit (inattentional<br />

deafness) ist, im Unterschied zur Unaufmerksamkeitsblindheit<br />

(inattentional blindness), ein wenig<br />

beforschtes Aufmerksamkeitsphänomen. Wie erstmals<br />

von Koreimann et al. (2009) gezeigt, tritt sie<br />

auch unter musikalischen Bedingungen, und selbst<br />

bei Musikstudierenden, auf. Definitionsgemäß beschreibt<br />

Unaufmerksamkeitstaubheit beim Musik-<br />

hören das Unvermögen, ein unerwartetes auffälliges<br />

musikalisches Ereignis bewusst wahrzunehmen, bedingt<br />

durch eine Aufmerksamkeitsressourcen beanspruchende<br />

explizite Aufgabe.<br />

Die vorliegende Explorationsstudie hatte zum Ziel,<br />

potentielle Faktoren (über Musikexpertise hinaus)<br />

für die Erklärung interindividueller Unterschiede in<br />

der Unaufmerksamkeitstaubheit zu identifizieren.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Der Schwerpunkt lag dabei auf Feldabhängigkeit<br />

(visuell und akustisch), Konzentrationsleistung und<br />

Gewissenhaftigkeit. Wie in unserer Basisstudie wurde<br />

den TeilnehmerInnen eine modifizierte Version<br />

der ersten 1‘50“ der symphonischen Dichtung „Also<br />

sprach Zarathustra“ von Richard Strauss präsentiert.<br />

Eine E-Gitarren-Einspielung über mehrere Takte gegen<br />

Ende der Sequenz diente als unerwarteter Stimulus.<br />

Die Experimentalgruppe war instruiert, die<br />

Paukenschläge im Stück zu zählen. Anschließend<br />

wurde sukzessive gefragt, ob etwas Untypisches, ein<br />

unpassendes Instrument bzw. die E-Gitarre wahrgenommen<br />

wurde. Die visuelle Feldabhängigkeit<br />

wurde mit dem Gestaltwahrnehmungstest (GES-<br />

TA), die Konzentrationsleistung mit dem d2 und<br />

Gewissenhaftigkeit mit dem NEO-FFI erhoben. Als<br />

Pilotmaß für akustische Feldabhängigkeit wurde<br />

den ProbandInnen die ersten 60“ der C-Dur-Fuge<br />

aus J. S. Bachs Wohltemperiertem Klavier (BWV<br />

846) vorgespielt. Nach einer Warming-Up-Aufgabe<br />

mit einer anderen Fuge waren die TeilnehmerInnen<br />

gefordert, jeden Anfang des Fugenthemas per Mausklick<br />

zu identifizieren. Die Pilotergebnisse stützen<br />

14. april<br />

sich auf 53 Personen (M = 23 Jahre, 87% weiblich)<br />

zur Feldabhängigkeit und auf 29 Personen (M = 22<br />

Jahre, 79% weiblich) zur Konzentrationsleistung.<br />

(1) Visuelle Feldabhängigkeit: Die Hälfte jener TeilnehmerInnen,<br />

welche die E-Gitarre überhört hatten,<br />

zeigte gute Leistungen im GESTA, hingegen nur<br />

13% derer, die die Gitarre nannten (p = .061).<br />

(2) Akustische Feldabhängigkeit: Die Pilotergebnisse<br />

zeigen keinen Zusammenhang zwischen Unaufmerksamkeitstaubheit<br />

und akustischer Feldabhängigkeit.<br />

(3) Konzentration: Personen, welche die E-Gitarre<br />

nicht bewusst wahrnehmen, weisen eine tendenziell<br />

höhere Konzentrationsleistung auf. Die Pilotergebnisse<br />

deuten tatsächlich auf eine mögliche Prädiktivität<br />

personenbezogener Faktoren für die Anfälligkeit<br />

gegenüber Unaufmerksamkeitstaubheit hin.<br />

Ähnliche Mechanismen sollten auch für Unaufmerksamkeitsblindheit<br />

eine Rolle spielen. Ausführlichere<br />

Ergebnisse, basierend auf einer größeren Stichprobe<br />

und inklusive des zusätzlichen Faktors Gewissenhaftigkeit,<br />

werden auf der Tagung präsentiert.<br />

aUswirKUnGen Von icon-anordnUnGen aUF VisUelle sUchGeschwindiG-<br />

Keit Und erinnerUnG Von icon-positionen<br />

Lassen Christian 1 , Ahlström David 2 , Gula Bartosz 1 , Hayden Markus 1<br />

1 2 Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich; Institut für Informatik Systeme, Alpen-Adria-<br />

Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Nach Chlebek (2006) ist das Einzige, was AnwenderInnen<br />

einer Software wahrnehmen können, das<br />

User Interface. In Anwendungssoftware werden dafür<br />

fast ausschließlich graphische Benutzeroberflächen<br />

(GUIs) verwendet. Icons sind ein wesentlicher<br />

Bestandteil davon geworden. Um die in der DIN EN<br />

ISO 9241 geforderte Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit<br />

bei der Softwarebenutzung zu gewährleisten,<br />

bedarf es einer genauen Überlegung, wie<br />

Icons in Systemen verwendet werden sollen.<br />

In der Studie wurde untersucht, ob und welche Effekte<br />

die Anordnung von Icons auf die visuelle<br />

Suchgeschwindigkeit und das Erinnern Ihrer räumlicher<br />

Position haben. Fünf verschiedene Icon-Anordnungen<br />

wurden bei N = 100 ProbandInnen im<br />

Rahmen einer computergestützten Untersuchung<br />

getestet. Die Anordnungen waren vier vorgegebene,<br />

geometrische Formen (Quadrat, Kreuz, horizontale<br />

Linie, Diamant) und eine individuelle Variante. Sie<br />

bestanden immer aus 16 unbekannten Icons mit unterschiedlichen<br />

Bedeutungen, wie z.B. Film starten.<br />

Der Versuch sah zwei Phasen vor. In einer Phase hatten<br />

die ProbandInnen die Aufgabe, mehrmals ein bestimmtes<br />

Icon innerhalb des vorgegebenen Layouts<br />

zu suchen. Dabei wurden zufällig ausgewählte Icons<br />

häufiger präsentiert, nämlich acht-, vier-, drei- und<br />

zweimal. In einer weiteren Phase musste die jeweilige<br />

Anordnung unangekündigt rekonstruiert werden.<br />

Bei der visuellen Suchgeschwindigkeit schnitten<br />

die geometrischen Formen, vor allem Quadrat<br />

und Kreuz am besten ab (1.071 bzw. 1,127 ms). Bei<br />

der individuellen Variante benötigten die Probanden<br />

dafür am längsten (1.517 ms). Diese Differenz war<br />

allerdings nicht signifikant (p = .052). Bei der Rekonstruktion<br />

der Anordnung wiesen das Kreuz (M =<br />

3.35) und das Quadrat (M = 3.6) die geringste Fehleranzahl<br />

auf. Am schlechtesten schnitt die horizontale<br />

Leiste mit einem Mittelwert von 9.75 korrekt erinnerten<br />

Iconpositionen ab. Außerdem hat sich eine<br />

starke Auswirkung der häufigeren Iconpräsentation<br />

auf die Erinnerungsleistung herauskristallisiert. Die<br />

Positionen der achtmal präsentierten Icons wurden<br />

183


184<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

zu 88 % korrekt erinnert. Wohingegen die einmal<br />

gesuchten Icons nur zu 17 % richtig rekonstruiert<br />

wurden. Es wäre besonders fruchtbar, in weiteren<br />

Studien herauszufinden, ob die einzelnen Anordnungen<br />

bedeutende räumliche Positionen (Landmarks)<br />

besitzen, die besser erinnert werden, wie z.B. die<br />

Ecken des Quadrats. Außerdem könnte die Auswirkung<br />

der Icon-Bedeutung und einer semantischen<br />

Anordnung überprüft werden. Beide Faktoren könnten<br />

zusätzlich zum Layout eine wesentliche Rolle<br />

für die optimale Positionierung spezifischer Icons in<br />

graphischen Benutzeroberflächen spielen.<br />

neUronale Korrelate der FUssbeweGUnG: eFFeKte Von lateralität<br />

Und alter in 102 personen<br />

Linortner Patricia, Jehna Margit, Schmidt Reinhold, Ropele Stefan, Fazekas Franz, Enzinger Christian<br />

Medizinische Universität Graz, Österreich<br />

Während die neuronalen Korrelate von Handbewegungen<br />

bereits als relativ gut erforscht gelten (vgl.<br />

Ward, 2003), wurden Fußbewegungen bislang selten<br />

mittels funktioneller Magnetresonanztomografie<br />

(fMRT) untersucht (Jahn & Zwergal, 2010). Die<br />

Frage einer mögl. Lateralisierung (Huda et al., 2008;<br />

Enzinger et al., 2009) bzw. Altersaffinität (Cabeza<br />

et al., 2002) von Fußbewegungen konnte nicht einheitlich<br />

bzw. nur unvollständig beantwortet werden.<br />

Ziel dieser Untersuchung war es somit, den Effekt<br />

von Lateralität und Alter mittels retrospektiver Analyse<br />

eines Pools hausinterner klinischer Studien (Enzinger<br />

et al., 2009; Loitfelder et al., 2011; Linortner<br />

et al., 2012; Katschnig et al., 2011; Schwingenschuh<br />

et al., submitted), genauer zu untersuchen. In die<br />

FSL-fMRT Analyse gingen die Daten von N = 102<br />

gesunden, neurologisch unauffälligen, rechtshändigen<br />

Erwachsenen im Alter von M = 48.69 ± 18.83<br />

Jahren (Range: 20 – 83 Jahre) ein. Dabei wurden<br />

aktive unilaterale rechte bzw. linke Sprunggelenksbewegungen<br />

untersucht. Auf Gruppenebene zeigte<br />

sich entsprechend rechter bzw. linker Fußbewegung,<br />

mittlere Netzwerkaktivierung im bilateralen primären<br />

motorischen Cortex, primären und sekundären<br />

somatosensorischen Arealen (stärker kontralateral),<br />

Cerebellum (ipsilateral) und Basalganglien (stärker<br />

14. april<br />

kontralateral; FLAME 1+2, z = 4.0, p < 0.01). Rechte<br />

im Vergleich zu linker Fußbewegung zeigte stärkere<br />

Aktivierung im rechten Operculum parietalis<br />

und Gyrus temporalis medius; der umgekehrte Kontrast<br />

linkshemisphärische Signalerhöhung im Gyrus<br />

frontalis superior, Cerebellum und Gyrus supramarginalis<br />

(FLAME 1+2, z = 2.3, p < 0.05). Dem entgegen<br />

zeigten sich weder in Korrelationsanalysen<br />

noch auf Gruppenebene Effekte hinsichtlich des Alters.<br />

Ergebnis-Stabilität lieferte eine anschließende,<br />

datenbereinigte Meta-Analyse mittels GingerALE<br />

(brainmap.org, p < 0.01). Zusammenfassend kann<br />

von fundamentalen Unterschieden in der kortikalen<br />

Organisation von Fuß und Hand ausgegangen werden,<br />

wobei die bilaterale Aktivierung in motorischen<br />

Arealen bei Fuß-, jener lateralisierten von Handbewegungen<br />

entgegengesetzt ist (Ward et al., 2003).<br />

Die bei nicht-dominanter Fußbewegung evidente<br />

verstärkte Rekrutierung fronto-parietaler Bereiche<br />

kann im Sinne erhöhter Aufmerksamkeit interpretiert<br />

werden (Linortner et al., 2012). Erwartete altersassoziierte<br />

neuroplastische Kompensationsvorgänge<br />

konnten nicht gefunden werden. Während bei<br />

feinmotorischen Tätigkeiten und kognitiven Aufgaben<br />

relevant, erscheint die Alterskomponente bei basalen<br />

Fußbewegungen vernachlässigbar.<br />

einFlUssFaKtoren aUF erlebte hindernisse in der berUFswahl Von<br />

jUGendlichen: welche rolle spielen FaMilienKliMa Und leistUnGsMotiVation?<br />

Luttenberger Silke, Pächter Manuela<br />

Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Die Berufswahl stellt bei Jugendlichen eine zentrale<br />

Entwicklungsaufgabe dar. Ziel der Untersuchung<br />

ist es, Einflussfaktoren auf erlebte Hindernisse in<br />

der Orientierungsphase der Berufswahl von Jugendlichen<br />

zu untersuchen. Hierzu wurden in einer<br />

Querschnittstudie (Jänner 2011) zentrale Variab-


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

len der Social Cognitive Career Theory von Lent,<br />

Brown & Hackett (1994, 2011) an 378 Schüler/innen<br />

aus Polytechnischen Schulen in der Steiermark<br />

untersucht. Diese waren: Selbstwirksamkeit in der<br />

Lehrstellensuche, Entscheidungssicherheit und berufliche<br />

Identitätsprobleme. Über bisherige Studien<br />

hinausgehend wurden die Leistungsmotivation<br />

(Vermeidungs- und Annäherungsleistungsziele) und<br />

das Familienklima (restriktiv und akzeptierend)<br />

erhoben. Um das gefundene Modell absichern zu<br />

können, wurde von derselben Stichprobe zu einem<br />

zweiten Messzeitpunkt (Mai 2011, Längsschnittstudie)<br />

die Entscheidungssicherheit sowie die beruflichen<br />

Identitätsprobleme während der tatsächlichen<br />

Berufswahl erhoben. Die folgenden Fragestellungen<br />

wurden dabei geprüft: (1) Welche Faktoren haben<br />

einen Einfluss auf erlebte Hindernisse in der Orientierungsphase<br />

der Berufswahl von Jugendlichen?<br />

(2) Wie verändern sich berufliche Identitätsprobleme<br />

und Entscheidungssicherheit über die Zeit? Die<br />

Untersuchung lieferte zwei unterschiedliche methodische<br />

Herangehensweisen – einen quer- und längsschnittlichen<br />

Auswertungsaspekt, welcher jeweils<br />

mit einer latenten Strukturgleichungsanalyse geprüft<br />

wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass je niedriger die<br />

Selbstwirksamkeit in der Lehrstellensuche und die<br />

Entscheidungssicherheit, desto höher waren die beruflichen<br />

Identitätsprobleme (Unsicherheit in der<br />

14. april<br />

Berufswahl, Unklarheit über Stärken, Fähigkeiten,<br />

Interessen) der Jugendlichen. Je mehr berufliche<br />

Identitätsprobleme erlebt wurden, umso höher waren<br />

die Hindernisse während der Lehrstellensuche.<br />

Bezüglich des Familienklimas zeigten sich folgende<br />

Ergebnisse: Je restriktiver Jugendliche das Familienklima<br />

beschrieben (hohe Erwartungen und<br />

Vorschriften der Eltern), umso niedriger war die<br />

Entscheidungssicherheit in der Berufswahl. Wohingegen<br />

bei einem akzeptierenden Familienklima<br />

(Wohlbefinden und Unterstützung in der Familie)<br />

eine höhere Selbstwirksamkeit in der Lehrstellensuche<br />

erlebt wurde. Die Ergebnisse zeigten auch einen<br />

Zusammenhang zwischen Leistungsmotivation und<br />

der Selbstwirksamkeit der Lehrstellensuche und den<br />

erlebten Hindernissen. Das Modell wurde in einem<br />

zweiten Schritt durch längsschnittliche Daten belegt.<br />

Insgesamt zeigten die Analysen unterschiedliche<br />

Einflussfaktoren auf erlebte Hindernisse in der<br />

Berufswahl. Eine individuelle Förderung der Selbstwirksamkeit<br />

ist zentral: z.B. durch Bewerbungs- und<br />

Vorstellungstraining, Herstellung von Kontakten<br />

zu Lehrbetrieben. Je höher die Selbstwirksamkeit,<br />

umso höher war auch die Entscheidungssicherheit<br />

und umso niedriger waren die beruflichen Identitätsprobleme.<br />

Dies führte zu weniger erlebten Hindernissen<br />

in der Orientierungsphase der Berufswahl.<br />

selbstreGUlation Und spiritUalität: eine VerGleichende stUdie zwi-<br />

schen stUdierenden Und senioren<br />

Olsacher Jeanine 1 , Hanfstingl Barbara 1,2<br />

1 Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich; 2 Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung<br />

(Klagenfurt/Wien), Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

In der vorliegenden Arbeit wurde anhand einer Fragebogenerhebung<br />

eine Vergleichsstudie von StudentInnen<br />

und SeniorInnen hinsichtlich Spiritualität<br />

und der Selbststeuerung (Kuhl, 2001) durchgeführt.<br />

Untersucht wurde, welche Ausprägungen des Glaubens<br />

(hinsichtlich intrinsischer und extrinsischer<br />

Religiosität und mystischer Orientierung) identifiziert<br />

werden können und ob diese Einfluss auf eine<br />

implizite bzw. explizite Selbststeuerung hat. Weiters<br />

wurde geprüft, inwieweit sich SeniorInnen und<br />

StudentInnen hinsichtlich ihrer Glaubensrichtung<br />

unterscheiden. Zudem wird sowohl ein Zusammenhang<br />

von Glaube und Bindung zu den Eltern, als<br />

auch ein Zusammenhang des eigenen Glaubens und<br />

dem der Eltern untersucht. Mit Hilfe einer Clusteranalyse<br />

konnten drei Gruppen identifiziert werden,<br />

die sich hinsichtlich ihrer spirituellen Ausprägung<br />

unterscheiden: Die „mystisch orientierten und religiösen<br />

Personen“, die „mystisch orientierten und<br />

nicht religiösen Personen“ und die „weder mystisch<br />

orientierten, noch religiösen Personen“. Anhand dieser<br />

Clusterung wurde untersucht, ob ein Zusammenhang<br />

zwischen eigenen Glauben und der Bindung<br />

zu den Eltern besteht – hierbei konnten keine signifikanten<br />

Ergebnisse verzeichnet werden. Es konnte<br />

aber herausgefunden werden, dass Personen, die<br />

ihre Eltern als religiös bzw. spirituell angaben, signifikant<br />

religiös-mystischer sind, als Personen, deren<br />

Glaube der Eltern als weniger religiös bzw. spirituell<br />

eingeschätzt wurde. Nicht bestätigt werden konnte,<br />

ob es bei den drei Clustern einen Zusammenhang<br />

zwischen impliziter bzw. expliziter Selbststeuerung<br />

185


186<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

und religiöser Einstellung gibt. Allerdings zeigte<br />

sich, dass religiös-mystische Personen im Gegensatz<br />

zu nicht-gläubigen über ein höheres Maß an<br />

Selbstzugang verfügen, andererseits leiden religiösmystische<br />

Personen wiederum deutlich mehr an Alltagsstress,<br />

als nicht-gläubige.<br />

eine eye-tracKinG-stUdie zUr UntersUchUnG der optiMalen stiMUlUs-<br />

anzeiGedaUer beiM dot-probe-tasK<br />

Pamlitschka Irene Maria, Paul Matthew Arthur, Leder Helmut<br />

Institut für psychologische Grundlagenforschung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Reize, die für Personen von Relevanz sind, können<br />

die Aufmerksamkeitsallokation beeinflussen und<br />

zu einem selektiven Aufmerksamkeitsbias (AB)<br />

führen. Hungrige Personen zeigen beispielsweise<br />

meist einen AB bezüglich visueller Essensstimuli<br />

(vs. neutraler Stimuli) und innerhalb der Essensstimuli<br />

auf kalorienreiche (vs. kalorienarme) Stimuli.<br />

Solche ABs können – wie in der vorliegenden Studie<br />

- mithilfe des Dot-Probe-Tasks (DPT), über den<br />

Unterschiede mittels Reaktionszeiten erfasst werden,<br />

gemessen werden. Zur Durchführung des DPT<br />

werden einer Testperson (TP) auf dem Bildschirm<br />

gleichzeitig zwei Stimuli gezeigt (links u. rechts).<br />

Davon entspricht ein Stimulus dem Zielkonzept<br />

„Nahrungsmittel“ (z.B. Torte) während der andere<br />

neutral ist (z.B. CD). Anschließend werden beide<br />

Stimuli ausgeblendet, wobei einer der beiden Stimuli<br />

durch einen Punkt ersetzt wird. Die TP muss<br />

durch entsprechenden Tastendruck anzeigen, auf<br />

welcher Seite der Punkt aufgetaucht ist. Die zentrale<br />

Annahme des DPT ist, dass die TP schneller auf<br />

den Punkt reagieren kann, wenn sie zum Zeitpunkt<br />

des Auftauchens ihre Aufmerksamkeit bereits auf<br />

denselben Ort gerichtet hat (d.h. auf den Stimulus,<br />

der durch den Punkt ersetzt wurde). Problematisch<br />

dabei ist, dass die optimale Anzeigedauer der Stimuli<br />

noch nicht geklärt ist. Wird die Anzeigedauer zu<br />

kurz gewählt, hat die TP eventuell nicht genug Zeit,<br />

ihre Aufmerksamkeit auf den Zielstimulus zu setzen.<br />

Wird sie zu lange gewählt, hat sich die TP möglicherweise<br />

schon am Zielstimulus sattgesehen (z.B.:<br />

14. april<br />

Inhibition of Return) und schaut mittlerweile auf<br />

den nicht-salienten Stimulus. Die vorliegende Studie<br />

(N=48) untersuchte, ob eine Vorgabedauer von<br />

100ms, 500ms oder 2000ms (within-participants-<br />

Design) zur Erfassung eines AB auf Essensstimuli<br />

besser geeignet ist. Die Aufmerksamkeitsallokation<br />

der TPen wurde in einer Gruppe konventionell über<br />

Reaktionszeiten („Tasten-Version“), in einer anderen<br />

jedoch über Eye-Tracking („Augen-Version“)<br />

erfasst. Im Gegensatz zur indirekten Erfassung über<br />

Tastendruck, verspricht die Verwendung von Eye-<br />

Tracking ein direkteres und fehlerfreieres Maß zu<br />

sein. Weiters stellt die Augen-Version sicher, dass<br />

die TPen den Punkt fixieren, während es in der Tasten-Version<br />

auch möglich ist, die Position des Punktes<br />

mittels peripherer Sicht zu „erahnen“. In beiden<br />

Versionen zeigte sich ein erwartungsgemäßer AB<br />

zu den Essensstimuli nur bei den Darbietungszeiten<br />

500ms und 2000ms, jedoch nicht bei 100ms. Zudem<br />

zeigten TPen einen erwartungsgemäß höheren AB<br />

hinsichtlich kalorienreicheren (vs. kalorienärmeren)<br />

Essensstimuli nur bei 2000ms und nur in der<br />

Augen-Version. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse<br />

scheint die Vorgabedauer von 2000ms als die<br />

vielversprechendste. Außerdem scheint die Augen-<br />

Version mit den theoretischen Erwartungen besser<br />

überzueinstimmen als die konventionelle Tasten-<br />

Version. Um Alternativdeutungen auszuschließen,<br />

sind jedoch weitere Studien mit mehr TPen und einer<br />

experimentellen Variation des Hungerausmaßes<br />

notwendig.<br />

KreatiVität – zUsaMMenhänGe Mit persÖnlichKeit Und handlUnGsKon-<br />

trolle<br />

Riedmüller Klaus, Hiller Laura N.<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Die vorliegende Studie (n=35) beschäftigt sich mit<br />

den Themen divergentes Denken, Persönlichkeit<br />

und Handlungskontrolle und hat zum Ziel mögli-<br />

che Zusammenhänge von kreativen Personen, deren<br />

Persönlichkeit und vor allem deren Handlungskontrolle<br />

aufzuzeigen.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Zur Überprüfung des divergenten Denkens (vgl.<br />

Guilford, 1967) wurden insgesamt acht Skalen aus<br />

dem ASK (Schuler & Hell, 2005) und dem BIS-4<br />

(Jäger, Süß, & Beauducel, 1997) verwendet; mit<br />

dem NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf, 1993) und<br />

dem HAKEMP-90 (Kuhl, 1990) wurden Persönlichkeitseigenschaften<br />

und Ausprägungen der Handlungskontrolle<br />

untersucht.<br />

Die Ergebnisse bestätigen teilweise die Studie von<br />

Chamorro-Premuzic und Reichenbacher (2008),<br />

dass divergentes Denken mit Neurotizismus sehr<br />

stark negativ korreliert, jedoch nicht durch den Fak-<br />

14. april<br />

Motorische UnterstützUnG beiM probleMlÖsen<br />

Rosar Philipp, Unsinn Christine, Sachse Pierre<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Die Rolle von motorischen Unterstützungen des<br />

Problemlösens war bislang kaum Gegenstand von<br />

Untersuchungen. In unserer Studie wurde untersucht,<br />

inwiefern verschiedene Unterstützungsformen<br />

sich auf die Lösungsfähigkeit von komplexen<br />

Problemen auswirken. Dabei wurde in einem 3 x 3<br />

Design zugleich die Problemschwierigkeit (leicht,<br />

mittel, schwer) und Unterstützungsform (verbalmotorisch,<br />

notierend; Kontrollgruppe: ungestützt)<br />

beim Problemlösen variiert. Mit einer zweifaktoriellen<br />

MANCOVA wurden dabei Einflüsse auf<br />

Lösungszeit und Fehler als abhängige Variablen<br />

erfasst, während als Kovariaten Erschöpfung, Arbeitsgedächtniskapazität,<br />

Affinität zum Abstrakten,<br />

Selbstregulation und Selbstwirksamkeit berücksich-<br />

tor Extraversion aufgeklärt werden kann. Die Ergebnisse<br />

der Studie von George und Zhou (2001) konnten<br />

nicht bestätigt werden, da in der vorliegenden<br />

Studie der Faktor Offenheit in keinem Zusammenhang<br />

mit divergentem Denken steht. Ein signifikant<br />

positiver Zusammenhang konnte jedoch zwischen<br />

divergentem Denken und der prospektiven Handlungsorientierung<br />

festgestellt werden.<br />

Kritische Interpretationen und praktische Implikationen<br />

für weitere Forschungen im Kreativitätsbereich<br />

werden erläutert.<br />

tigt wurden. Die verbale Unterstützungsgruppe wies<br />

beispielsweise durchgehend eine signifikant höhere<br />

Lösungszeit auf als die anderen beiden Gruppen in<br />

allen drei Schwierigkeitsstufen, während die notierende<br />

Unterstützungsgruppe bei hoher Problemschwierigkeit<br />

signifikant niedrigere Lösungszeiten<br />

im Vergleich zur verbalen Gruppe und der Kontrollgruppe<br />

erzielte. Die Ergebnisse weisen insgesamt<br />

darauf hin, dass die Unterstützungsformen hierbei<br />

keine universellen Effekte aufweisen, sondern individuellen<br />

Unterschieden unterliegen, sodass gewisse<br />

Personengruppen von spezifischen motorischen<br />

Unterstützungsformen mehr oder weniger profitierten.<br />

Weitere Befunde sowie praktische Konsequenzen<br />

werden diskutiert.<br />

GenaUiGKeit einer räUMlichen repräsentation Von zahlen als prädiKtor<br />

arithMetischer leistUnGen: erGebnisse einer länGsschnittsstU-<br />

die<br />

Schneeberger Bernd, Wood Guilherme, Landerl Karin<br />

Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Defizite in der basisnumerischen Verarbeitung<br />

konnten als zentrale und mögliche kausale Grundlage<br />

entwicklungsbedingter Dyskalkulie identifiziert<br />

werden. Insbesondere wird in der Literatur auf die<br />

Bedeutsamkeit einer räumlichen Repräsentation von<br />

Zahlen als Grundlage für den Erwerb arithmetischen<br />

Verständnisses hingewiesen. Studien konnten belegen,<br />

dass viele dyskalkulische Kinder Defizite in<br />

der Entwicklung solch eines mentalen Zahlenstrahls<br />

aufwiesen. Ziel der vorliegenden Studie war es einzelne<br />

spezifische basisnumerische Fähigkeiten ausfindig<br />

zu machen, die (1) zu Beginn des Mathematik-Unterrichts<br />

am besten zwischen dyskalkulischen<br />

Kindern und Kindern mit unauffälligen Rechenfertigkeiten<br />

differenzieren und (2) die arithmetische<br />

Leistungen Anfang der zweiten, dritten und vierten<br />

187


188<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

Schulstufe vorhersagen. Aus diesem Grund wurden<br />

die basisnumerischen Fähigkeiten von 42 dyskalkulischen<br />

Kindern und 42 Kindern mit unauffälligen<br />

Rechenfertigkeiten über die gesamte Grundschulzeit<br />

in regelmäßigen Abständen erhoben und gegenübergestellt.<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass jene Aufgabe,<br />

bei der ProbandInnen eine arabische Zahl auf einem<br />

Zahlenstrahl so exakt wie möglich zwischen 0 und<br />

100 schätzen mussten, am besten zwischen den beiden<br />

Gruppen differenzierte. Es hat den Anschein,<br />

dass arabische Ziffern zu identifizieren, deren Numerositäten<br />

zu verstehen, sowie deren räumliche<br />

Lage – in Abhängigkeit von zwei Referenzpunkten<br />

– richtig einzuschätzen, jene Fähigkeiten sind,<br />

die einer erfolgreichen Entwicklung arithmetischer<br />

Leistungen zugrunde liegen. Außerdem konnte gezeigt<br />

werden, dass die Genauigkeit der räumlichen<br />

Repräsentation von Zahlen zukünftige arithmetische<br />

Leistungen vorhersagt. Die Ergebnisse legen nahe,<br />

dass die Entwicklung einer räumlichen Repräsentation<br />

von Zahlen sowie deren automatisierter Zugriff<br />

einen grundlegenden Schritt für den Erwerb arithmetischen<br />

Verständnisses darstellen.<br />

„Mein lieblinGsplatz in der natUr“ – die beziehUnG Von bäUerinnen<br />

Und baUern zU ihrer landschaFt<br />

Scholz Elisabeth, Suske Wolfgang, Maurer Johannes, Cervinka Renate<br />

Institut für Umwelthygiene, Medizinische Universität Wien, Österreich<br />

Der ländliche Raum nimmt in Österreich den größten<br />

Teil der Landesfläche ein und wird durch die bäuerliche<br />

Bewirtschaftung stark geprägt. Die vorliegende<br />

Arbeit thematisiert die Beziehung von Bäuerinnen<br />

und Bauern zu ihrer Landschaft, insbesondere den<br />

Stellenwert der Landschaft als Erholungsressource.<br />

Im Rahmen der Erarbeitung einer Ausstellung über<br />

Kärntner Bäuerinnen und Bauern und ihre Lieblingsplätze<br />

in der Natur, wurden mit 15 Bäuerinnen<br />

und Bauern Interviews über ihren Lieblingsplatz in<br />

der Landschaft durchgeführt. Die Aussagen zu den<br />

Eigenschaften der Lieblingsplätze wurden mit einer<br />

qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet (Mayring,<br />

2007). Die Ergebnisse verdeutlichen das Erholungspotential<br />

der natürlichen Landschaft und die<br />

Zusammenhänge zwischen Gesundheitsförderung,<br />

Landschaftspflege und Landschaftsplanung. Die<br />

heimische Landschaft sollte als Erholungsressource<br />

auch in entsprechenden Programmen zur Erhaltung<br />

und Förderung der Gesundheit der Allgemeinbevölkerung<br />

vermehrt Berücksichtigung finden und speziell<br />

für alltagsbezogene Erholungszwecke zugänglich<br />

gemacht werden.<br />

Literatur: Appleton, J. (1975). The experience of<br />

landscape. Revised edition 1996. New York: Wiley.<br />

Kaplan, S. (1995). The restorative benefits of Nature:<br />

Toward an integrative framework. Journal of<br />

Applied Social Psychology, 15, 169-182. Genereux,<br />

R.L., L.M. Ward and J.A. Russell (1983): The Behavioral<br />

Component in the Meaning of Places. Journal<br />

of Environmental Psychology, vol. 3, 43–55. Grau-<br />

14. april<br />

mann, C. F. (1996) Aneignung. In: L. Kruse, C. F.<br />

Graumann und E.-D. Lantermann (Hrsg.): Ökologische<br />

Psychologie: Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen.<br />

Psychologie Verlags Union, Weinheim 1996,<br />

S. 124-130.Graumann, 1996 Kaplan, S. 1995: The<br />

restorative benefits of nature: Toward an integrative<br />

framework. Journal of Environmental Psychology<br />

15: 169-182. Low, S. M. & Altman, I. (1992). Place<br />

attachment: A conceptual inquiry. In I. Altman &<br />

S. M. Low (Eds.). Place attachment (S. 1-12). New<br />

York: Plenum Press Mayring, Ph. (2007). Qualitative<br />

Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken [Qualitative<br />

content analysis. Basics and techniques].<br />

(9th ed.). Weinheim: Beltz UTB.


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

14. april<br />

social anxiety and cortisol reactiVity are related bUt do not in-<br />

teract to redUce stress<br />

Schulz Alexandra, Chen Frances, Singmann Henrik, von Dawans Bernadette, Heinrichs Markus<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland<br />

Socially anxious individuals, characterized by a<br />

heightened fear of being evaluated by others, show<br />

an increased psychological stress response in socioevaluative<br />

situations. They perceive socio-evaluative<br />

situations as excessively threatening and exhibit<br />

exaggerated emotional discomfort. Recent studies<br />

with patients diagnosed with social anxiety have<br />

shown that pharmacologically induced cortisol reduced<br />

the psychological stress response to a socioevaluative<br />

stressor (e.g., Soravia, Heinrichs, Aerni,<br />

Maroni, Schelling, Ehlert, et al., 2006; PNAS). Taken<br />

together, these findings indicate that heightened<br />

psychological stress responses in highly socially<br />

anxious individuals may be related to an insufficient<br />

supply of endogenous cortisol. Specifically, we<br />

hypothesized that in a socio-evaluative situation, (a)<br />

individuals with high levels of social anxiety exhibit<br />

a heightened psychological stress response, (b)<br />

individuals with high levels of social anxiety show<br />

an impaired cortisol reactivity, and (c) the impaired<br />

cortisol reactivity explains the increased psycholo-<br />

gical stress response. To test these hypotheses we<br />

performed a study with 120 healthy male participants<br />

who underwent the Trier Social Stress Test<br />

for groups (TSST-G; von Dawans, Kirschbaum, &<br />

Heinrichs, 2011, PNEC). Among others (see Chen,<br />

Kumsta, von Dawans, Monakhov, Ebstein, & Heinrichs,<br />

in press, PNAS), our results supported hypotheses<br />

a and b, but not hypothesis c. Social anxiety<br />

was positively correlated with the psychological<br />

stress response (r = .23), and negatively correlated<br />

with the (endogenous) cortisol reactivity (r = -.21).<br />

However, cortisol reactivity was not correlated with<br />

the psychological stress response (r = -.05). Additionally,<br />

baseline levels of psychological stress and<br />

baseline cortisol were positively correlated (r = .27).<br />

In summary, our results indicate that there is a relation<br />

between social anxiety levels, a heightened stress<br />

response and cortisol, but an insufficient supply of<br />

endogenous cortisol does not explain the heightened<br />

stress response.<br />

KernModUle Für ein traininG bei psychosozialen helFerinnen<br />

Siller Heidi, Juen Barbara, Lindenthal Michael<br />

Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Im Zuge des EU-Projekts „Lay counselling in humanitarian<br />

organisations“ (LLLP-LdV-ToI-2010/DK-<br />

100) wurden zunächst anhand der vorhandenen Literatur<br />

die Wirksamkeit von (Laien-)Interventionen<br />

im psychosozialen Bereich analysiert um sodann<br />

Kernmodule für die Ausbildung von psychosozialen<br />

HelferInnen zu erarbeiten. Nach einer intensiven<br />

Literaturanalyse, einer Befragung von in diesem<br />

Bereich tätigen Organisationen und dem Consensus<br />

der Arbeitsgruppe des Projekts wurden die Inhalte<br />

der Kernmodule vorläufig festgelegt wie folgt:<br />

Stress und Coping nach kritischen Ereignissen, Resilienz<br />

und Resilienzförderung; psychosoziale Interventionen<br />

(aktives Zuhören, psychosoziale erste<br />

Hilfe, Hilfestellungen zur Entscheidungsfindung)<br />

sowie Kriterien und Formen der Weitervermittlung,<br />

und Grenzen der Laienhilfe. Das Training wurde mit<br />

Augenmerk auf Adaptierbarkeit und Integrierbarkeit<br />

in bereits vorhandene Trainings entwickelt. In einem<br />

Pilot–Training wurden die Materialien anhand von<br />

vier verschiedenen Settings auf ihre Adpatierbarkeit,<br />

Brauchbarkeit, Verständlichkeit und didaktische<br />

Güte hin getestet: Train-the-Trainer mit ExpertInnen<br />

aus verschiedenen Organisationen; Durchführung<br />

eines Trainings nach Adaption /Integration in<br />

ein vorhandenes Trainingskonzept; Diskussion der<br />

Unterlagen in Fokusgruppen mit ExpertInnen; Fortbildung<br />

von psychosozialen HelferInnen nach dem<br />

erarbeiteten Grundcurriculum. Im Zuge der Präsentation<br />

werden die Resultate des Pilot-Trainings dargestellt<br />

und weiterführende Überlegungen und Entwicklungsnotwendigkeiten<br />

aufgezeigt.<br />

189


190<br />

Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

breachinG taxpayer trUst – the eFFects oF a shocK to trUst and<br />

FeedbacK on tax coMpliance<br />

Stark Jennifer 1 , Kogler Christoph 1 , Mittone Luigi 2 , Kirchler Erich 1<br />

1 2 Faculty of Psychology, University of Vienna, Austria; CEEL Computable and Experimental Economics Laboratory, University<br />

of Trento, Italy<br />

Tax behavior and its determinants have been of scientific<br />

interest for centuries. While standard economic<br />

models focus on tax evasion and the parameters<br />

income, tax rate, audit probability, and penalty rate<br />

(Allingham & Sandmo, 1972; Srinivasan, 1973), research<br />

on these models has rendered contradictory<br />

results (Webley, Robben, Elffers, & Hessing, 1991;<br />

Alm, Jackson, & McKee, 1992) and cannot adequately<br />

explain the prevailing level of tax compliance<br />

(Andreoni, Erard, & Feinstein, 1998). The “slippery<br />

slope” framework (Kirchler, Hoelzl, & Wahl, 2008),<br />

on the other hand, approaches tax behavior by considering<br />

economic as well as non-economic factors<br />

and comprehensively integrating prior research,<br />

and provides a proficient alternative to analyze and<br />

predict tax behavior. It not only differentiates two<br />

determining dimensions (trust in authorities and power<br />

of authority), but also distinguishes two forms<br />

of tax compliance: enforced and voluntary compliance.<br />

Recent studies (Wahl, Kastlunger & Kirchler,<br />

2010; Wahl, Endres, Kirchler, & Böck, 2011; Muehlbacher,<br />

Kirchler, & Schwarzenberger, in press)<br />

have provided empirical evidence for the “slippery<br />

slope” framework. Yet another approach by Mittone<br />

(2006), focusing on feedback, showed the bombcrater<br />

effect, which denotes a significant drop in tax<br />

compliance after a reported audit. The current study<br />

aims at empirically testing the slippery slope framework,<br />

the bombcrater-effect and standard economic<br />

assumptions, by applying a computer aided experi-<br />

14. april<br />

mental design. This experiment not only provides<br />

behavioral but also questionnaire data. The sample<br />

consists of 129 Austrian students (50 economics students<br />

and 79 psychology students). All participants<br />

had to play 12 rounds on the computer, in which<br />

they earned a virtual income, had to pay taxes and<br />

had the opportunity to invest in a private fund, the<br />

sum of which was multiplied, divided by four and<br />

distributed among the investors. The tax rate, audit<br />

probability and penalty for tax evasion were held<br />

constant over all rounds. At the end of the last round,<br />

the computer randomly selected one round, which‘s<br />

proceeds were converted into Euro and paid out to<br />

the participants. Thereafter the participants had to<br />

fill out a questionnaire. Two factors were manipulated<br />

in the experiment: a shock to trust and feedback.<br />

The shock to trust was implemented by informing<br />

the participants that the state had mismanaged its<br />

money and would now deduct a one-time sum from<br />

the participants’ income and served to test the assumptions<br />

of the slippery slope framework, in particular<br />

the effects of a breach of trust on tax behavior.<br />

The second factor, feedback, was manipulated by<br />

either informing the participants about their tax payments,<br />

audits and the proceeds from the investment<br />

after each round or at the end of the experiment, and<br />

served to test the bombcrater-effect. The results render<br />

interesting insights into the determinants of tax<br />

behavior.<br />

Klinische sKalen zUr depression in nicht-Klinischen stichproben<br />

Wald Iris, Alexandrowicz Rainer W., Keller Ferdinand<br />

Abteilung für Angewandte Psychologie und Methodenforschung, Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt,<br />

Österreich<br />

Klinische Skalen dienen der Erfassung des Schweregrades<br />

oder einer differentialdiagnostischen Beurteilung<br />

klinisch relevanter Störungsbilder. Sie orientieren<br />

sich daher im Aufbau und in der Wortwahl an<br />

der zu diagnostizierenden Population. Unabhängig<br />

davon besteht auch Bedarf an Instrumenten, die in<br />

unauffälligen Populationen eingesetzt werden können,<br />

etwa als Screening-Instrument oder im Rahmen<br />

einer epidemiologischen Erhebung. Aufgrund der<br />

Verfügbarkeit werden für letzteres Ziel häufig klinische<br />

Skalen eingesetzt, ohne jedoch deren testtheoretische<br />

Fundierung für die Zielpopulation explizit<br />

überprüft zu haben; diese werden stattdessen stillschweigend<br />

angenommen. Eine solche Vorgangsweise<br />

kann sich insofern als problematisch herausstellen,<br />

als Probleme mit einzelnen Items, Subskalen


Foyer hs 15.04 & 15.05<br />

oder der gesamten Skala keine valide Beurteilung<br />

des eigentlich untersuchten Störungsbildes mehr zulassen,<br />

ein Screening ginge dann beispielsweise ins<br />

Leere, eine Normierung lieferte keine brauchbaren<br />

Referenzwerte mehr. Die vorliegende Studie geht<br />

nun der Frage nach, ob und in welchem Ausmaß der<br />

Einsatz eines klinischen Instrumentes in einer nichtklinischen<br />

Population zu Änderungen ihrer psychometrischen<br />

Eigenschaften führen. Zu diesem Zweck<br />

wird das Beck-Depressions-Inventar II (BDI-II, in<br />

der deutschen Fassung von Hautzinger, Keller, &<br />

Kühner, 2006) einer studentischen Stichprobe vorgegeben;<br />

Vergleichswerte einer Stichprobe von Patienten<br />

mit diagnostizierter Depression sowie einer<br />

14. april<br />

Gruppe von Personen ohne Diagnose liegen vor. Zur<br />

Auswertung werden Rasch-Modelle herangezogen.<br />

Wie Keller, Hautzinger, & Kühner (2008) zeigen,<br />

liegen noch keine derartigen Untersuchungen für<br />

den deutschsprachigen Raum vor. Es werden sowohl<br />

die Itemschwierigkeitsparameter als auch Kennzahlen<br />

des Modellfits für die studentische Stichprobe<br />

im Vergleich zu der Stichprobe Depressiver und der<br />

Stichprobe ohne Diagnose aus dem deutschen BDI-<br />

II Manual überprüft. Im Rahmen einer Vorstudie<br />

konnten bereits Hinweise auf sowohl Verletzungen<br />

der Eindimensionalitätsannahme als auch zum Teil<br />

veränderte Itemkennzahlen in der nicht-klinischen<br />

Stichprobe festgestellt werden.<br />

eValUation and description oF assessMent tools For psychiatric dis-<br />

orders in persons with intellectUal disabilities<br />

Zeilinger Elisabeth, Nader Ingo W., Brehmer-Rinderer Barbara, Weber Germain<br />

Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Background: The assessment of psychiatric disorders<br />

in persons with intellectual disability (ID) can<br />

be performed with a variety of instruments, which<br />

differ in a number of characteristics. This complicates<br />

the choice of an instrument that is best suited for<br />

the intended purpose. In this study, we developed a<br />

comprehensive set of characteristics for the evaluation<br />

and description of assessment instruments for<br />

psychiatric disorders in persons with ID. This tool<br />

simplifies the search for an instrument and allows<br />

a more appropriate decision making when selecting<br />

assessment tools.<br />

Method: A systematic literature search in the form<br />

of a cited reference search was conducted to identify<br />

relevant tools for the description and evaluation of<br />

assessment instruments. After combining the content<br />

of these tools, missing features and ID-specific<br />

attributes were added. Finally, experts were consulted,<br />

first via extensive face-to-face interviews, followed<br />

by a broader consultation via email.<br />

Results: The final Characteristics of Assessment Instruments<br />

for Psychiatric Disorders in Persons with<br />

Intellectual Disabilities (CAPs-ID) lists characteristics<br />

to evaluate and describe instruments for psychiatric<br />

disorders in persons with ID. It comprises two<br />

sections: first the conceptual and measurement model,<br />

second the psychometric properties. Each section<br />

consists of various subsections and a detailed<br />

response format for coding instruments. Conclusi-<br />

ons: The CAPs-ID helps to identify and choose instruments<br />

that suit the respective purpose best. Thus,<br />

it not only aids research in this field, but also helps to<br />

construct new high-quality instruments and therefore<br />

contributes to a more reliable assessment of possible<br />

psychiatric disorders in persons with ID.<br />

191


192


hs 15.13<br />

14. april<br />

symPosium: umwelTPsychologie in der anwendung<br />

chair: KeUl alexander<br />

Keul Alexander 1 , Cervinka Renate 2 , Maderthaner Rainer 3 , Salzmann Roland 1 , Suschek-Berger Jürgen 4<br />

1 Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich; 2 Institut für Umwelthygiene, Medizinische Universität<br />

Wien, Österreich; 3 Institut für Psychologische Grundlagenforschung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich; 4 Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ) Graz, Österreich<br />

Umweltpsychologie (environmental psychology,<br />

Bechtel & Churchman, 2002) hat durch Lewin,<br />

Brunswik, Barker und Gibson eigene Theorieansätze<br />

(Feldtheorie, Linsenmodell, Behavior Settings,<br />

Affordanzen) entwickelt. Im Diskurs mit Architektur,<br />

Raumplanung, Umwelttechnik, Medizin, Biologie<br />

und Geografie war Umweltpsychologie als interdisziplinäre<br />

Partnerin der Angewandten Forschung<br />

erfolgreich. Im Umgang mit gebauter Umwelt,<br />

vor allem in der Stadt, wurden auch in Österreich<br />

zahlreiche Nutzerzufriedenheits-Evaluationen nach<br />

Bezug (POE, post occupancy evaluations) durchgeführt.<br />

Anhand von konkreten Projekten stellt das<br />

Symposium österreichische umweltpsychologische<br />

Forschung mit ihrer Theoriebasis, Methodik und<br />

Umsetzung vor. Es werden folgende Themenfelder<br />

in Praxisbeispielen näher dargestellt: 1.Erlebnis-<br />

und Erholungswirkung von österreichischen Klinikfreiräumen<br />

als Online-Erhebung für die Freiraumplanung<br />

(Renate Cervinka und MitarbeiterInnen),<br />

2. Ausdrucksanalyse von Hausfassaden mit ihren<br />

FreiräUMe bei KliniKen iM transdisziplinären FoKUs<br />

Außenanlagen und Freiflächen von Spitälern und<br />

Pflegeeinrichtungen sollten eigentlich therapeutischen<br />

und präventiven Zwecken dienen und das<br />

Wohlbefinden und den Genesungsprozess fördern<br />

(Hartig & Cooper Marcus, 2006). Häufig jedoch werden<br />

diese Räume aber zweckentfremdet oder dienen<br />

als stille Ressource für künftige Bautätigkeiten. Aufgabenstellung:<br />

Am Beispiel von unterschiedlichen<br />

Freiräumen dreier Referenzkliniken im niederösterreichischen<br />

Mostviertel galt es, die Ausstattung und<br />

die Wirkung von Klinikfreiräumen auf das Erleben<br />

zu analysieren und Ansatzpunkte für gesundheitsförderliche<br />

Verbesserungen der Freiräume aufzuzeigen.<br />

Methode: Es wurde ein transdisziplinäerer Ansatz<br />

gewählt. Freiraumplanung, Umweltpsychologie,<br />

Verantwortliche vor Ort und aus der Administration<br />

arbeiteten im Team. Gegenstand der freiraumpla-<br />

Gestaltungselementen und die Rolle von Aussehen,<br />

Bedeutung und Nutzung für die Rezeption neuer<br />

Bauwerke (Rainer Maderthaner und MitarbeiterInnen)<br />

sowie 3. Technikfolgenforschung in der innovativen<br />

Passivhaus-Technologie mit Schwerpunkt<br />

Raumluftqualität anhand von zwei aktuellen Evaluationsstudien<br />

(POE) im Lodenareal Innsbruck (Jürgen<br />

Suschek-Berger) und drei Wohnanlagen in Salzburg<br />

(Alexander Keul & Roland Salzmann).<br />

Leitung: Alexander Keul, Fachbereich Psychologie,<br />

Universität Salzburg Einzelne Beitragstitel zum<br />

Symposium: Renate Cervinka, Kathrin Röderer,<br />

Isabella Hämmerle, Brigitta Hemmelmeier-Händel<br />

& Robert Lhotka Freiräume bei Kliniken im transdisziplinären<br />

Fokus Rainer Maderthaner Ästhetik<br />

und Ausdruckswirkung von Bauwerken Jürgen Suschek-Berger<br />

Sozialwissenschaftliche Evaluation<br />

der Passivhauswohnanlage Lodenareal / Innsbruck<br />

Alexander Keul & Roland Salzmann Wohnzufriedenheit<br />

im Passivhaus<br />

Cervinka Renate, Röderer Kathrin, Hämmerle Isabella, Hemmelmeier-Händel Brigitta, Lhotka Robert<br />

Institut für Umwelthygiene, Medizinische Universität Wien, Österreich<br />

nerischen Analysen bildete die räumlich-bauliche<br />

Ausstattung der Kliniken und ihrer Freiräume. Gegenstand<br />

der umweltpsychologischen Analysen war<br />

die Erhebung der Erlebnis- und Erholungswirkung<br />

mittels Fragebögen und Rating-Skalen. Zum einen<br />

fanden Beurteilungen vor Ort im Rahmen von Workshops<br />

in den jeweiligen Kliniken statt. Zum anderen<br />

wurde ein Online-Fragebogen entwickelt und einer<br />

Stichprobe von n = 359 ProbandInnen vorgegeben.<br />

Hierbei erfolgte die Analyse der Erlebnis- und Erholungswirkung<br />

der Klinikfreiräume anhand von fotografischem<br />

Material mittels semantischen Differentialen.<br />

Neben diesen raumspezifischen semantischen<br />

Differentialen erhob der Fragebogen soziodemografische<br />

Daten und Schätzskalen. Die Ergebnisse der<br />

Analysen wurden mit den Verantwortlichen vor Ort<br />

und mit den Entscheidungsträgern aus Administrati-<br />

193


194<br />

hs 15.13<br />

on und Politik diskutiert. Ergebnisse: An den Erhebungen<br />

vor Ort beteiligten sich 28 Personen aus den<br />

drei unterschiedlichen Landeskliniken. Den Online<br />

Fragebogen füllten 359 Personen (67,7 % Frauen,<br />

Durchschnittsalter 35,6 Jahre) vollständig aus. Die<br />

Abbruchrate betrug 25,6 %. Die drei Klinkikfreiräume<br />

unterschieden sich in ihren semantischen Profilen<br />

deutlich von einander und in ihrer Distanz zum Profil<br />

eines idealen Klinikfreiraumes. Die Faktorenanalyse<br />

des idealen Freiraum-Profils ergab eine Lösung<br />

mit drei interpretierbaren Faktoren (46 % aufgeklärte<br />

Varianz, Reliabilität der Skalen zwischen .85 und<br />

.70). Die Varianzanalyse erbrachte statistisch signifikante<br />

Unterschiede in den gefundenen Dimensionen<br />

zwischen den verschiedenen Freiräumen. Im<br />

Rahmen der Rückmeldungen der Ergebnisse wurden<br />

von den Entscheidungsträgern vor Ort direkt Maßnahmen<br />

zur Optimierung der Freiräume gefunden<br />

14. april<br />

ästhetiK Und aUsdrUcKswirKUnG Von baUwerKen<br />

Maderthaner Rainer<br />

In den letzten 10 Jahren entstanden am Institut für<br />

Psychologische Grundlagenforschung in Wien eine<br />

Reihe von architekturpsychologischen Arbeiten,<br />

die sich mit dem Erscheinungsbild und der Ausdruckswirkung<br />

von Bauwerken bzw. Hausfassaden<br />

befassten und aus denen Prognosen für die Rezeption<br />

neuer Bauwerke in der Öffentlichkeit abgeleitet<br />

werden können. Im Vordergrund standen dabei die<br />

Ausdruckseffekte verschiedener Merkmale (Vielfalt,<br />

Komplexität, Ordnung, Interessantheit, Modernität<br />

etc.) und Gestaltungselemente (Baustil, Zierflächen,<br />

Mauervorsprünge, Fensterformen etc.) von<br />

Bauwerken - die im Wesentlichen mittels Polaritätsprofilen<br />

erfasst wurden – sowie die spezifischen<br />

Reaktionen auf Architektur von verschiedenen Beurteilergruppen<br />

(Laien vs. Fachleute, Stadt vs. Land,<br />

Geschlecht, Nachbarschaft …). In theoretischer<br />

Hinsicht fanden besonders jene Erklärungsmodelle<br />

für die Ausdruckswirkung Beachtung, die sich<br />

auf den Einfluss von Vielfältigkeit und Ordnung sowie<br />

auf jenen verschiedener Arten von Komplexität<br />

(Vielfalt, Anordnung, Struktur) bezogen. Neben den<br />

syntaktischen Merkmalen der Architektur (Aussehen),<br />

erwiesen sich auch die semantischen Charakterisierungen<br />

(Bedeutungen) und die pragmatischen<br />

Zwecke (Nutzung) von Bauten für deren Ausdrucksanalyse<br />

von Bedeutung. Eine weitere Fragestellung<br />

und teilweise aus Eigenmitteln finanziert umgehend<br />

in Angriff genommen. Mit den Verantwortlichen aus<br />

der Administration konnten finanziell aufwendigere<br />

Projekte besprochen werden. Diskussion: Während<br />

der transdisziplinären Projektarbeit mussten sämtliche<br />

aus der einschlägigen Literatur bekannten Probleme<br />

bewältigt werden. Dazu zählten Kommunikationsprobleme,<br />

wie auch solche, die sich aus der<br />

zwischen den Disziplinen jeweils unterschiedlichen<br />

Theoriebasierung und Methodik ableiteten. Diese<br />

konnten jedoch konstruktiv gelöst und das Projekt<br />

erfolgreich zu Ende geführt werden. Am Ende konnte<br />

eine Methodik erarbeitet werden, welche es erlaubt,<br />

sowohl die physikalisch-räumlichen als auch<br />

die psychologischen Charakteristika der Freiräume<br />

zu analysieren und praxisrelevante Ansatzpunkte für<br />

Verbesserungen im Sinne der Förderung von Wohlbefinden<br />

und Gesundheit aufzuzeigen.<br />

Institut für psychologische Grundlagenforschung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

war den Wechselwirkungen zwischen Hausfassaden<br />

gewidmet, indem Paarkombinationen und Ensembles<br />

von Fassaden auf ihre ästhetische Bewertung<br />

überprüft wurden. Ob einige der gewonnenen theoretischen<br />

Einsichten zur Ästhetik von Bauwerken<br />

verallgemeinbar sind, sollte schließlich noch an<br />

verschiedenen Typen von Bauwerken (Hochhäuser,<br />

Brücken, Einfamilienhäuser, Siedlungsformen) analysiert<br />

werden.


hs 15.13<br />

14. april<br />

sozialwissenschaFtliche eValUation der passiVhaUswohnanlaGe lode-<br />

nareal / innsbrUcK<br />

Suschek-Berger Jürgen<br />

Interuniversitäres Forschungszentrum (IFZ), Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Standort Graz, Österreich<br />

Die derzeit größte Passivhaus-Wohnanlage Österreichs<br />

mit 354 Wohnungen und rund 26.000 m²<br />

Wohnnutzfläche ist die „Passivhaus-Wohnanlage<br />

Lodenareal“ in Innsbruck. Diese ist unter strenger<br />

baulicher Qualitätskontrolle und unter Begleitung<br />

durch die Passivhaus Dienstleistung GmbH gebaut<br />

und nach den Grundsätzen des Passivhaus-Institutes<br />

zertifiziert worden. Die Passivhauswohnanlage Lodenareal<br />

wird seit dem Erstbezug im Herbst 2009 in<br />

einem Forschungsprojekt (Projektleitung: Energie<br />

Tirol) messtechnisch und sozialwissenschaftlich begleitet.<br />

Gemessen wird in 18 Passivhauswohnungen<br />

am Lodenareal in Innsbruck und zum Vergleich in<br />

6 Wohnungen in einem Niedrigenergiehaus-Standard-Gebäude<br />

ohne Komfortlüftung in Kufstein.<br />

Die Optimierung der Lüftungsanlage für zukünftige<br />

Planungen unter Erhöhung der Raumluftqualität<br />

(messtechnisch und subjektiv durch die BewohnerInnen)<br />

bei gleichzeitiger Minimierung des Energieverbrauches<br />

(Wärme und Strom) ist das Ziel dieses<br />

Forschungsprojektes. Ein weiteres Ziel ist es, eine<br />

konkrete Aussage über die Verbesserung der Luftqualität<br />

im Passivhaus mit Lüftungsanlage im Vergleich<br />

zu einem konventionellen Niedrigenergiehaus<br />

ohne Lüftungsanlage in Bezug auf die untersuchten<br />

wohnzUFriedenheit iM passiVhaUs<br />

Keul Alexander, Salzmann Roland<br />

Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Erfolgreiche Implementierung neuer Wohntechnologien<br />

erfordert soziale Akzeptanz und diese sollte<br />

mittels Nutzerevaluationen (POE) getestet werden.<br />

Passivhäuser, energiesparender Wohnbau mit hoher<br />

Dämmung, Lüftung und Energie-Rückgewinnung<br />

durch Wärmetauscher, wurden wegen möglicher<br />

Überhitzung der Wohnräume im Sommer kritisiert.<br />

Eine instrumentengestützte POE mit Unterstützung<br />

der Wienerberger AG fragte 2011 nach Wohlbefinden<br />

und Nutzerverhalten im sommerlichen Passivhaus.<br />

Zehn Wohneinheiten in drei Passivhausanlagen<br />

in Salzburg-Stadt, Österreich, wurden dazu<br />

analysiert. 4 WE lagen im „Paradiesgarten“, einer<br />

4-stöckigen Ziegel-PH-Anlage, 3 WE im „Postare-<br />

Parameter zu treffen. Das subjektive Wohlbefinden<br />

der BewohnerInnen ist entscheidend für den erfolgreichen<br />

Betrieb einer Wohnanlage, insbesondere,<br />

wenn es sich dabei um ein mit neuen Technologien<br />

ausgestattetes Wohngebäude handelt. Daher werden<br />

neben den messbaren technischen Größen auch die<br />

NutzerInnenzufriedenheit mit der Wohnsituation,<br />

den eingesetzten Technologien und der Informations-<br />

und Kommunikationspolitik des zuständigen<br />

Wohnbauträgers evaluiert. Mit Hilfe von zwei<br />

bereits durchgeführten quantitativen schriftlichen<br />

Befragungen (Totalerhebung aller BewohnerInnen,<br />

Rücklaufquote jeweils ca. 17%), qualitativen Interviews<br />

und Fokusgruppen mit ausgewählten BewohnerInnen<br />

(Durchführung Anfang 2012) werden die<br />

Rückmeldungen der NutzerInnen erhoben. Diesbezüglich<br />

kann auch auf Erfahrungen aus anderen<br />

Nutzerevaluationen aufgebaut werden. Der Beitrag<br />

präsentiert die Ergebnisse aus der sozialwissenschaftlichen<br />

Evaluation der BewohnerInnenzufriedenheit.<br />

Die vorgestellte Untersuchung wird durch<br />

das Land Tirol und die Innsbrucker Kommunalbetriebe<br />

AG finanziert und durch die „Neue Heimat<br />

Tirol“ unterstützt.<br />

al“, einem Massivbau-PH-Wohnblock mit 7 Stockwerken,<br />

und 3 im Samer Mösl, einer 2stöckigen<br />

PH-Holzwohnanlage. TeilnehmerInnen erhielten ein<br />

Tagebuch und wurden gebeten, dreimal täglich subjektive<br />

Wohnraumtemperatur, -feuchte und –luftqualität<br />

festzuhalten sowie Verschattung und Lüftung zu<br />

dokumentieren. Zwei Temperatur-/ Feuchte-Logger<br />

wurden im Wohn- und Schlafraum installiert. Für<br />

jede Siedlung gab es ein Außentemperatur-Messgerät.<br />

Der Erhebungszeitraum lief vom 1. bis 18.<br />

August 2011 und wurde in drei Wohnungen wegen<br />

einer darauffolgenden Hitzeperiode bis Ende August<br />

verlängert. Der erste Messzeitraum hatte Außentemperaturen<br />

bis über 25 Grad, der Folgezeitraum tage-<br />

195


196<br />

hs 15.13<br />

weise bis 30 Grad. Aus den 10 Wohneinheiten lagen<br />

für den ersten Messzeitraum 234 Tagebucheinträge<br />

mit 3.449 bis 3.812 stündlichen Loggerdaten pro<br />

Raum vor. Für den zweiten Messzeitraum wurden<br />

103 Tagebucheinträge mit 1.078 stündlichen Loggerdaten<br />

pro Raum gewonnen. 90% der Tagebucheinträge<br />

erfolgten im Wohnzimmer. Im ersten Messzeitraum<br />

wurde in den meisten Wohnungen 25 Grad<br />

überschritten, im zweiten Messzeitraum erreichten<br />

alle drei Wohnungen 29-30 Grad Raumtemperatur.<br />

Korrelationsanalysen ergaben signifikante Zusammenhänge<br />

zwischen gemessener Wohnzimmertemperatur,<br />

den anwesenden Personen, der subjektiven<br />

Luftqualität und der subjektiven Luftfeuchtigkeit.<br />

Die Messtemperaturen korrelierten in zwei Siedlungen<br />

signifikant mit den subjektiven Temperaturwünschen.<br />

Die Messfeuchte korrelierte nicht mit<br />

subjektiven Feuchtewünschen. Im Paradiesgarten<br />

korrelierte die Messtemperatur im Wohnzimmer<br />

signifikant mit der berichteten Verschattung. Effektives<br />

selbstberichtetes Lüftungsverhalten (tagsüber<br />

geschlossene Fenster, nachts offene Fenster, weil<br />

kühler) korrelierte in allen Siedlungen mit den erzielten<br />

Messtemperaturen im Wohnzimmer. Probleme<br />

mit hohen Wohnzimmertemperaturen hingen im<br />

Paradiesgarten mit lange gekippten Fenstern und im<br />

Postareal mit offenen Balkontüren tagsüber zusammen.<br />

Von 295 selbstberichteten Tagebuchepisoden<br />

zeigten 69% effektives und 31% ineffektives Lüftungsverhalten.<br />

Als Ergebnis der Studie wird empfohlen,<br />

PassivhausbewohnerInnen zu instruieren,<br />

wie ihre Wohnungen im Sommer bei Hitze richtig<br />

gelüftet und verschattet werden sollten, um die Gebäudeleistung<br />

zu optimieren und Beschwerden zu<br />

reduzieren.<br />

14. april


hs 15.13<br />

14. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: GEHIRN-COMPUTER SCHNITT-<br />

STELLE: NEURONALE vERARBEITUNG & STEUERUNG<br />

chair: wood GUilherMe<br />

Verschiedene Mentale strateGien zUr steiGerUnG der leistUnG Und<br />

benUtzerFreUndlichKeit Von brain-coMpUter interFaces<br />

Friedrich Elisabeth V.C. 1 , Scherer Reinhold 2 , Neuper Christa 1,2<br />

1 2 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Institut für Semantische Datenanalyse, Technische<br />

Universität Graz, Österreich<br />

Ein Brain-Computer Interface (BCI) stellt eine direkte<br />

Verbindung zwischen Gehirn und Computer dar,<br />

die motorisch schwer beeinträchtigten Personen eine<br />

neue, nicht-muskuläre Möglichkeit der Kommunikation<br />

zur Verfügung stellen kann. Eine Möglichkeit<br />

ein BCI zu steuern ist die Modulation von Frequenzbändern<br />

im Elektroenzephalogramm (EEG) durch<br />

die Anwendung von mentalen Strategien. Meistens<br />

werden dazu Bewegungsvorstellungen verwendet.<br />

Allerdings können verschiedenste mentale Aufgaben<br />

zur Kontrolle eines BCIs geeignet sein. Ziel<br />

dieses Projektes ist es, die Benutzerfreundlichkeit<br />

und Leistung durch geeignete Kontrollstrategien zu<br />

erhöhen und besonderes Augenmerk auf praktische<br />

Aspekte in Alltagssituationen wie Ablenkung und<br />

Langzeitsteuerung zu legen. Außerdem wurden psychologische<br />

Variablen wie Motivation und die Bewertung<br />

der Aufgaben untersucht. Um diese Ziele<br />

zu adressieren wurden drei Studien durchgeführt, an<br />

denen Personen mit und ohne schwere motorische<br />

Beeinträchtigung teilnahmen. Die erste Studie untersuchte<br />

verschiedenste mentale Aufgaben im Hinblick<br />

auf Klassifizierbarkeit, Gehirnaktivität, Konsistenz<br />

der Aktivierungsmuster und Bewertung der<br />

Aufgaben. Die Ergebnisse zeigten, dass eine Kombination<br />

von Denkaufgaben wie Wörterassoziationen<br />

und mentale Subtraktionen mit dynamischen<br />

mentalen Vorstellungen wie Bewegungsvorstellung<br />

oder räumliche Navigation die vielversprechendsten<br />

BCI-Kontrollstrategien sind. Daher wurden diese<br />

mentalen Aufgaben in einer zweiten Studie in einem<br />

4-Klassen BCI implementiert und besonders auf<br />

praktische Aspekte hin getestet. Die Teilnehmer/innen<br />

bekamen während der Steuerung des BCIs Töne<br />

präsentiert, und mussten zusätzlich auch auf abweichende<br />

Töne reagieren. Außerdem wurde nach Wochen<br />

ohne Training eine weitere Messung erhoben.<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass die Leistung sowohl<br />

unter Ablenkung als auch in der Langzeitmessung<br />

stabil blieb. In einer dritten Studie nahmen Personen<br />

nach einem Schlaganfall oder mit Rückenmarksverletzung<br />

teil. Die Ergebnisse bestätigten, dass eine<br />

Kombination von Denkaufgaben mit Bewegungsvorstellungen<br />

im Gegensatz zu der Kombination<br />

von zwei unterschiedlichen Bewegungsvorstellungen<br />

die höchste Leistung ermöglicht. Außerdem<br />

zeigte sich, dass motorisch beeinträchtigte Personen<br />

besonders an der Bewegungsvorstellung weniger<br />

Freude hatten als Personen ohne Beeinträchtigung.<br />

In diesem Projekt wurde gezeigt, dass Alternativen<br />

zu Bewegungsvorstellungen als BCI-Kontrollstrategien<br />

besonders Personen mit schwerer motorischer<br />

Beeinträchtigung zugutekommen. Eine individuelle<br />

Auswahl der Kontrollstrategien aus einem breiten<br />

Angebot von zuverlässigen mentalen Aufgaben<br />

(mentale Rotation, Wörterassoziation, mentale Subtraktion,<br />

räumliche Navigation, auditorische Vorstellung,<br />

Bewegungsvorstellung der Hand und der<br />

Füße) erhöht sowohl die Leistung als auch die Benutzerfreundlichkeit<br />

eines BCIs. Dieses Projekt trug<br />

dazu bei, dass BCIs den Weg aus dem Labor in die<br />

Anwendung im täglichen Leben finden.<br />

197


198<br />

entwicKlUnG eines häModynaMischen brain-coMpUter interFace<br />

dUrch nah-inFrarot speKtrosKopie<br />

Stangl Matthias 1 , Neuper Christa 1,2<br />

hs 15.13<br />

1 2 Arbeitsbereich Neuropsychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; Institut für Semantische Datenanalyse,<br />

Technische Universität Graz, Österreich<br />

Ein Brain-Computer Interface (BCI) stellt einen direkten<br />

Kommunikationskanal zwischen dem Gehirn<br />

und einem Computer her, und ermöglicht auf diese<br />

Weise eine Steuerung technischer Geräte ohne jegliche<br />

körperliche Bewegung. Dies bietet beispielsweise<br />

motorisch schwer behinderten Personen eine<br />

Möglichkeit zur Kommunikation mit ihrer Umwelt.<br />

Während der Großteil bestehender BCI-Systeme<br />

auf der Messung elektrischer Aktivität des Gehirns<br />

mittels Elektroenzephalografie (EEG) basiert, widmeten<br />

sich bislang äußerst wenige Forschungsarbeiten<br />

der Verwendung alternativer Technologien<br />

zur Erfassung neurophysiologischer Signale für<br />

BCI-Systeme. Die vorliegende Arbeit beschreibt<br />

die Implementierung eines innovativen BCI Systems,<br />

das auf der Erfassung der Gehirnaktivierung<br />

mittels Nah-Infrarot Spektroskopie (NIRS) basiert.<br />

NIRS ist ein nicht-invasives optisches Verfahren<br />

zur Messung hämodynamischer Veränderungen<br />

in kortikalen Regionen des Gehirns. Im Vergleich<br />

zu EEG-basierten BCI-Systemen zeichnet sich die<br />

Verwendung des NIRS-Signals durch eine deutlich<br />

geringere Anfälligkeit für gewisse Störeinflüsse<br />

(beispielsweise aufgrund von Augenbewegungen,<br />

Muskelanspannung oder elektrischen Feldern in der<br />

Umgebung) sowie durch eine besonders einfache<br />

und schnelle Montage des Systems aus. Das implementierte<br />

NIRS-BCI System ermöglicht Personen<br />

die Steuerung eines virtuellen Balls auf einem Computerbildschirm.<br />

Um Kontrolle über die Bewegungen<br />

des Balls zu erlangen, wurden von den Personen<br />

zwei unterschiedliche mentale Aufgaben eingesetzt:<br />

Zur Steuerung des Balles nach rechts sollten sie sich<br />

eine Handbewegung der rechten Hand vorstellen,<br />

während durch das Lösen einfacher Subtraktionen<br />

der Ball nach links gesteuert werden sollte. Zu diesem<br />

Zweck wurde das NIRS-Signal über präfrontalen<br />

und motorischen Kortexregionen während<br />

der Aufgabendurchführung gemessen, in Echtzeit<br />

(‚online‘) mittels mathematischer Klassifikationsalgorithmen<br />

analysiert und das Resultat dieser online-Klassifikation<br />

in die Bewegung des virtuellen<br />

Balles umgesetzt. Das NIRS-BCI System wurde an<br />

12 Personen getestet. Dabei war es für etwa zwei<br />

Drittel der Personen möglich, den virtuellen Ball<br />

mit einer signifikant überzufälligen Erfolgsrate in<br />

die gewünschte Richtung zu steuern. Die Ergebnisse<br />

der online-Klassifikation variierten jedoch sehr<br />

stark zwischen den untersuchten Personen. Die ermittelten<br />

Klassifikationsraten lagen für die einzelnen<br />

Personen im Bereich zwischen 45% und 93%.<br />

Zusammengefasst können die Ergebnisse der vorliegenden<br />

Arbeit das hohe Potential der Nah-Infrarot<br />

Spektroskopie für die BCI Forschung und Entwicklung<br />

verdeutlichen. Das implementierte NIRS-BCI<br />

System konnte von einzelnen Personen mit einer<br />

Genauigkeit gesteuert werden, die im Bereich bestehender<br />

EEG-basierter BCI-Systeme liegt oder diese<br />

sogar übertrifft. Somit stellt die Nah-Infrarot Spektroskopie<br />

eine vielversprechende alternative oder<br />

komplementäre Methode zur Signalgewinnung in<br />

BCI-Systemen dar.<br />

predictinG the predictable: the eFFect oF proFiciency on lexical-se-<br />

Mantic processinG strateGies in adUlt l2 learners<br />

Freunberger Dominik, Haider Hubert, Roehm Dietmar<br />

Fachbereich Linguistik, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Since second language (L2) processing has been investigated<br />

with event-related potentials (ERPs), there<br />

is an ongoing debate whether native speakers and<br />

L2 learners have access to the same neural processing<br />

capacities and therefore should show comparable<br />

ERP responses to linguistic stimuli. With respect<br />

14. april<br />

to syntactic processing, small changes in the onset<br />

of the age of acquisition (AoA) have shown to have<br />

a massive impact upon the observed ERP patterns<br />

of L2 learners; however, when it comes to semantic<br />

processing, even late learners show a qualitatively<br />

similar pattern (N400) as native speakers, though


onset/peak latencies, amplitude, effect sizes, and distributional<br />

parameters of the N400 may slightly differ<br />

(e.g. Weber-Fox & Neville 1996). Whereas most<br />

discussions about lexical-semantic N400 effects are<br />

based on the „N400 congruity effect“ or proceed<br />

from the assumption that „larger N400s“ for incongruent<br />

relative to congruent words reflects increased<br />

processing costs for the former, only few studies<br />

considered the possibility that the N400 might not<br />

be a monolithic effect, but could involve qualitatively<br />

different processes. Roehm et al. (2007) found<br />

evidence for distinct parsing strategies due to task<br />

demands and/or semantically restrictive contexts. In<br />

a sentential context involving antinomies (e.g. The<br />

opposite of black is …) participants showed a P300<br />

for the sentence-final word in the antonym condition<br />

(white), in contrast to graded N400s for the related<br />

(yellow) and non-related (nice) conditions. The authors<br />

suggested that the P300 reflects the match between<br />

the parsers‘ prediction of an incoming element<br />

(pre-activated representation) and the target stimulus.<br />

In this experiment we investigated whether a<br />

prediction-based processing strategy is observable in<br />

high cloze-probability sentences for native speakers<br />

of English and whether such a strategy is restricted<br />

to L1 speakers or is also accessible to speakers with<br />

English as L2. 13 native English speakers and 13 advanced<br />

German learners of L2-English read sentences<br />

where the sentence-final word either was semantically<br />

congruent or incongruent with the previous<br />

context. Crucially, the prior context enabled a strong<br />

prediction about the upcoming last word. The two<br />

groups showed no differences with respect to behavioral<br />

measures (accuracy, RT). Semantically deviant<br />

structures elicited a similar N400 for both groups<br />

(L1 & L2) suggesting similar processes for native<br />

and L2 speakers. More interestingly, only the native<br />

speakers showed an early positivity (P300) for semantically<br />

congruent sentences, thereby indicating<br />

a prediction-based parsing strategy. As the P300 was<br />

absent in the L2 group, we conclude that language<br />

learners - even with an advanced proficiency level<br />

- do not have access to the same neural resources<br />

that enable a prediction-based processing strategy in<br />

native speakers.<br />

predictiVe and seMantic processinG in aUstrian siGn lanGUaGe<br />

(ÖGs): an erp stUdy<br />

Krebs Julia, Roehm Dietmar<br />

hs 15.13<br />

One of the main issues in human sentence processing<br />

is the question to what degree language processing<br />

strategies can be regarded as universal strategies applicable<br />

to all languages or whether processing strategies<br />

are guided by language-specific information.<br />

Under the basic assumption that human linguistic<br />

ability is narrowly constrained by human biology<br />

(Chomsky, 1975) all languages must share certain<br />

fundamental properties. Yet, despite such a broad<br />

typological approach experimental studies are almost<br />

exclusively based on only written/spoken languages.<br />

In contrast, investigation of sign language<br />

is still in its very infancy. Indeed, there are only few<br />

studies investigating online processing with eventrelated<br />

potentials (ERPs) and only recently researchers<br />

started to use videos for stimulus presentation<br />

to assure a natural rate of signing (e.g. Capek et al.,<br />

2009). Starting from earlier findings that lexicalsemantic<br />

N400 effects in sign language are similar<br />

to spoken/written language the aim of our study<br />

was to investigate whether one can also find simi-<br />

14. april<br />

Psycho-/Neurolinguistik, Fachbereich Linguistik, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

larities with respect to ERP correlates of predictive<br />

processing strategies. Roehm et al. (2007) showed<br />

that distinct parsing strategies due to task demands<br />

and/or semantically restrictive contexts influenced<br />

semantic processing. In a sentential context involving<br />

antinomies (e.g. The opposite of black is …)<br />

participants showed a P300 for the sentence-final<br />

word in the antonym condition (white), in contrast<br />

to graded N400s for the related (yellow) and nonrelated<br />

(nice) conditions. The authors suggested that<br />

the P300 reflects the match between the parsers‘<br />

prediction of an incoming element (pre-activated<br />

representation) and the target stimulus. In this experiment<br />

we tried to replicate findings from Roehm et<br />

al. (2007) in Austrian Sign Language (ÖGS). To this<br />

effect, antonym conditions in which the final sign<br />

either fulfilled or violated the semantic expectation<br />

were presented to 15 deaf native ÖGS signers in<br />

real time videos. In order to detect the exact point<br />

in time of lexical access we defined several triggers<br />

reflecting different parameters in sign production:<br />

199


200<br />

hs 15.13<br />

(1) offset of the pre-critical sign, (2) handshape, i.e.<br />

the first frame where the handshape information of<br />

the critical sign was clearly visible, (3) frame where<br />

an additional parameter (e.g. correct position, mouth<br />

shape) was added, and (4) frame where the intended<br />

sign was uniquely identifiable. Similar to previous<br />

ERP studies semantically deviant structures elicited<br />

an N400-effect. In line with the results from Roehm<br />

et al. (2007) the N400 was more pronounced for the<br />

14. april<br />

non-related in comparison to the related condition.<br />

More interestingly, the antonym condition showed<br />

a P300 for semantically congruent words, thereby<br />

indicating a prediction-based parsing strategy. In<br />

contrast to written/spoken language, an N400 for antonyms<br />

can be observed before stimulus onset, thus<br />

indicating lexical access before the critical sign is<br />

visible.


hs 15.13<br />

14. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: NEURONALE KORRELATE<br />

chair: weiss elisabeth M.<br />

Faces Vs. syMbols – iMpact oF FeedbacK type on brain potentials dU-<br />

rinG FeedbacK processinG<br />

Zeiler Michael 1 , Pfabigan Daniela M. 1 , Sailer Uta 2<br />

1 Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich; 2 Department of Psychology, University of Gothenburg, Schweden<br />

Aufgrund ihrer ausgezeichneten zeitlichen Auflösung<br />

werden ereigniskorrelierte Potentiale (EKPs)<br />

vielfach zur Untersuchung von Feedbackverarbeitung<br />

eingesetzt. Die Feedback-Related-Negativity<br />

(FRN), ein EKP mit negativem Amplitudenmaximum,<br />

wird mit Feedback-Valenz (oftmals als binäre<br />

Bewertung von gut vs. schlecht) in Zusammenhang<br />

gebracht. Die P300 hingegen, ein EKP mit positivem<br />

Amplitudenmaximum, wird mit der Salienz des<br />

Feedbacks (Größe eines Gewinns bzw. Verlustes) in<br />

Zusammenhang gebracht. Allerdings lassen einige<br />

Studien an einer vereinfachten Zuordnung von Feedback-Valenz<br />

zu FRN, und Feedback-Salienz zu P300<br />

zweifeln. Ein simultaner Vergleich unterschiedlicher<br />

Feedback-Modalitäten kann zu dieser Debatte einen<br />

wertvollen Beitrag leisten. Die vorliegenden zwei<br />

EEG-Studien untersuchten FRN und P300 Amplitudenmodulation<br />

während der Präsentation von<br />

positivem und negativem Symbolfeedback (Plus-,<br />

Minus-Symbol) und Gesichterfeedback (freudiges<br />

Gesicht, ärgerliches Gesicht). Das Feedback folgte<br />

einer Zeitschätzaufgabe (Miltner et al., 1997). Aufgrund<br />

der evolutionär höheren emotionalen Bedeutsamkeit<br />

von Gesichtern und der daher vermuteten<br />

höheren Feedback-Salienz von Gesichter-Stimuli<br />

sollten FRN und P300 Amplituden bei Gesichterfeedback<br />

größer ausfallen. In Studie 1 wechselte<br />

Symbol- und Gesichterfeedback von Trial zu Trial,<br />

während in Studie 2 die beiden Feedback-Arten jeweils<br />

geblockt vorgegeben wurden. Die Ergebnisse<br />

zeigten höhere FRN-Amplituden nach negativem<br />

Feedback (mit einem größeren Effekt bei Studie 2);<br />

und nur bei Studie 1 einen Einfluss der Feedback-<br />

Art - in Richtung einer größeren FRN-Amplitude<br />

nach Symbolfeedback. In beiden Studien war die<br />

P300 nach positivem Feedback sowie nach Gesichterfeedback<br />

größer. Die Ergebnisse sprechen gegen<br />

die Annahmen, dass Feedback-Valenz lediglich in<br />

FRN Amplituden und Feedback-Salienz lediglich<br />

in P300 Amplituden reflektiert werden. Des Weiteren<br />

zeigte ein Vergleich dieser Studien, dass allein<br />

der Vorgabemodus des Feedbacks (randomisiert vs.<br />

geblockt) einen Effekt erzeugen kann. Unterschiede<br />

bezüglich des Vorgabemodus der Feedbackstimuli<br />

zeigten sich vor allem hinsichtlich der FRN Amplituden.<br />

Vermutlich fiel die generelle Bewertung, ob<br />

ein Feedback-Reiz als positiv oder negativ wahrgenommen<br />

wird, schwerer, wenn unterschiedliche<br />

Feedback-Arten randomisiert vorgegeben worden<br />

waren. In zukünftigen Untersuchungen zur FRN, in<br />

denen unterschiedliche Feedbackarten vorgegeben<br />

werden, sollte daher unbedingt ein geblockter Vorgabemodus<br />

verwendet werden.<br />

neUronale Unterschiede zwischen stiMUlUs-KonFliKt Und UnsereM<br />

sUbjeKtiVen KonFliKt-eMpFinden<br />

Zimmer Ulrike1,2 , Woldorff Marty G. 2<br />

1 Arbeitsbereich Cognitive Psychology & Neuroscience, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Center of Cognitive<br />

Neuroscience, Duke University, Durham, NC, USA<br />

Tagtäglich sind wir Interferenzen durch audiovisuellen<br />

Stimulus-Konflikt ausgesetzt, wie z.B. beim<br />

Autofahren, wenn wir unsere, auf den Verkehr gerichtete,<br />

visuelle Aufmerksamkeit durch akustische<br />

Stimulation (Beifahrergespräch) ablenken lassen.<br />

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass ein audiovisuel-<br />

ler Stimulus-Konflikt nicht nur zu Aktivierungen<br />

im Anterior Cingulate Cortex (ACC) führt, sondern<br />

auch zu erhöhten Aktivierungen in den involvierten<br />

sensorischen Arealen (visueller und auditorischer<br />

Kortex) (Zimmer et al., 2010). Diese Ergebnisse<br />

ließen darauf schließen, dass der ablenkende irre-<br />

201


202<br />

hs 15.13<br />

levante akustische Stimulus die visuelle Aufmerksamkeit<br />

auf sich ziehen kann („attentional capture“),<br />

und folglich die Verarbeitung des visuellen relevanten<br />

Stimulus verstärkt werden muss (Zimmer et al.,<br />

2010). Es ist jedoch noch unklar, inwieweit diese Stimulus-Konflikt<br />

bezogene Gehirnaktivität von dem<br />

subjektiven Empfinden der Interferenz abhängt, d.h.<br />

findet man bei gleicher Stimulus-Konflikt Präsentation<br />

eine Variation in der Gehirnaktivierung abhängig<br />

davon, wie der/die ProbandIn diesen Konflikt<br />

empfindet. Um diese Frage zu beantworten, führten<br />

wir einen numerischen Stroop-Task im Kernspintomographen<br />

(fMRI) durch. Zwanzig ProbandInnen<br />

mussten die Anzahl von kurzzeitig auf dem Bildschirm<br />

aufleuchtenden Punkten („zwei“ oder „drei“)<br />

angeben während sie die gleichzeitig die über Kopfhörer<br />

dargebotene akustische Nummer ignorieren<br />

sollten. Die Anzahl der gezeigten Punkte konnte<br />

entweder mit der zu ignorierenden akustischen übereinstimmen<br />

(kongruent) oder ihr entgegengesetzt<br />

(inkongruent) sein. Nach jedem multisensorischen<br />

Trial mussten die ProbandInnen auf einer Skala von<br />

„1“ („gar nicht“) bis „4“(„sehr stark“) angeben,<br />

wie sehr sie sich durch die gesprochene Nummer<br />

14. april<br />

dynaMics oF brain processinG dUrinG Mental iMaGery<br />

Tomova Livia, Riecansky Igor<br />

Mental rotation is a complex cognitive process involving<br />

a number of simpler cognitive processes.<br />

Most notably, mental rotation relies on storage and<br />

active maintenance of a mental image and manipulation<br />

of this image. People differ considerably in their<br />

mental rotation skills. Prior research has shown that<br />

the amplitude of an ERP component associated with<br />

mental rotation (termed rotation related negativity<br />

(RRN)) reflects a subjects´ performance in the mental<br />

rotation task. However, we do not know whether<br />

a subject who shows good performance is skilled<br />

in storage or rather manipulation of mental images.<br />

The aim of this study was to reveal the contribution<br />

of both sub-processes to the association between<br />

RRN and performance in mental rotation. In order to<br />

achieve this, in each subject we recorded ERPs during<br />

a mental rotation task and a task that measured<br />

visual short term memory efficiency. We found that<br />

performance in both tasks was strongly correlated.<br />

Additionally, we found an association between the<br />

ERPs in both tasks. Thus, we were able to confirm<br />

gestört gefühlt hatten. In der anschließenden fMRI-<br />

Analyse untersuchten wir die Beziehung zwischen<br />

der subjektiven Einschätzung der Ablenkung und<br />

der Stimulus-Konflikt bezogenen Gehirnaktivität.<br />

Die neuen Ergebnisse replizierten einerseits unsere<br />

alten, weil auch sie zeigten, dass konfliktbezogene<br />

Gehirnaktivität hauptsächlich im visuellen und<br />

auditorischen Kortex vorgefunden wird. Erstaunlicherweise<br />

fanden wir zusätzlich, dass das Empfinden<br />

von Konflikt mit der Aktivierung im rostralen<br />

ACC (rACC) und ventral-medialen prefrontalen<br />

Kortex (vmPFC) korreliert, d.h. desto störender der<br />

Konflikt empfunden wird, desto höhere rACC- und<br />

vmPFC -Aktivierung. Es zeigte sich daher, dass das<br />

Empfinden von Stimulus-Konflikt hauptsächlich<br />

solche frontalen Gehirnareale aktiviert, die eigentlich<br />

für die Einschätzung („appraisal“) und Regulation<br />

in emotionalen Entscheidungen (Etkin et al.,<br />

2011) bekannt sind. Wir vermuten daher, dass das<br />

ansteigende subjektive Empfinden von Distraktion<br />

den emotionalen Status beeinflusst, welcher dann<br />

zu einer kognitiven Anpassung beitragen könnte um<br />

weiteren Störungen durch Stimulus-Konflikt entgegenzuwirken.<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

the strong connection of manipulation and storage<br />

related processes in mental rotation. Furthermore,<br />

we found that after correction of RRN for storage<br />

related ERPs the remaining activity still significantly<br />

predicted performance in mental rotation. Therefore,<br />

we conclude that mental rotation performance<br />

seems to rely mainly on manipulation related cognitive<br />

processes rather than storage related processes.


hs 15.13<br />

14. april<br />

sleep spindles and its relation to coGnitiVe perForMance in children<br />

Hödlmoser Kerstin, Roell Judith, Peigneux Philippe, Klimesch Wolfgang, Schabus Manuel<br />

Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

There is a growing body of evidence supporting the<br />

role of sleep for memory and learning processes.<br />

However, studies concerning sleep and cognition in<br />

children are still rare. To date there are only a few studies<br />

investigating the relationship between sleep and<br />

cognitive abilities by means of intelligence scores<br />

(Busby et al. 1983; Geiger et al., 2010) as well as<br />

declarative (Sadeh et al., 2002: serial digit learning<br />

test; Gais et al., 2006: English-German vocabulary<br />

list; Backhaus et al., 2008 and Wilhelm et al., 2008:<br />

word-pair association) and procedural (Wilhelm et<br />

al., 2008: finger tapping task; Fischer et al., 2007:serial<br />

reaction time task) memory performance in<br />

children and adolescents. The aim of our study was<br />

to investigate the impact of sleep spindles in school<br />

aged children on declarative memory performance,<br />

general intelligence as well as emotional abilities.<br />

METHODS: 63 (28 girls, 35 boys) healthy, prepubertal,<br />

school aged children (8-11 years, M=9,56;<br />

SD=0,76 years) participated in the presented study.<br />

In an entrance examination both general intelligence<br />

(Wechsler intelligence scale, WISC-IV) and emotional<br />

abilities (Strengths and difficulties questionnaire,<br />

SDQ) were examined. Sleep was recorded ambulatory<br />

during 2 nights: (A) adaptation-night, (B) learning-night.<br />

Polysomnographic recordings started<br />

between 7:30-8:30PM. Subjects had to perform a<br />

declarative memory task (50 paired-associate word<br />

list) before (6:30PM, encoding, cued recall) and after<br />

(7:00AM, cued recall only) the learning-night.<br />

Additionally a follow-up test session (7:00AM, cued<br />

recall only) 2 weeks after the learning-night evaluated<br />

the stability of the learned information. Sleep<br />

was scored visually according to AASM criteria.<br />

Sleep spindles were detected automatically (Somnolyzer<br />

The Siesta Group©). Frontal slow (11-13Hz)<br />

and central fast (13- 15Hz) spindles were differentiated.<br />

RESULTS: (1) Children with good declarative<br />

memory performance show higher N2 spindle<br />

intensity (13-15Hz) during the learning-night, (2)<br />

more intelligent children generally have higher N2<br />

spindle intensity (11-13Hz), and (3) emotional ability<br />

is positively related to sleep spindle activity (12-<br />

15Hz) during adaptation night. CONCLUSION:<br />

Like in adults (e.g., Gais et al., 2002; Schabus et al.<br />

2004) we found a positive relationship between N2<br />

sleep spindle activity and declarative memory consolidation<br />

in children. Those subjects who had hig-<br />

her N2 sleep spindle intensity (13-15Hz) during the<br />

learning-night were able to recall more word-pairs<br />

after 2 weeks. Additionally more intelligent children<br />

generally (adaptation- and learning-night) showed<br />

higher sleep spindle intensity (most pronounced for<br />

11-13Hz). For the first time we could observe that<br />

emotional ability affects N2 sleep spindles during<br />

adaptation-night indicating that sleep spindles could<br />

be a biological marker for the first night effect.<br />

203


204


hs 15.14<br />

14. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: GELD & STEUERN<br />

chair: MiKUla Gerold<br />

Mental accoUntinG bei selbstständiGen steUerzahlerinnen: deterMinanten<br />

Und KonseQUenzen der Mentalen seGreGation des steUeran-<br />

teils VoM brUttoeinKoMMen<br />

Mühlbacher Stephan, Kirchler Erich<br />

Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Das Konzept von Mental Accounting (Thaler, 1999)<br />

wurde in der Literatur zur Steuerhinterziehung bisher<br />

kaum berücksichtigt. In Interviews mit UnternehmerInnen<br />

wurden jedoch Aussagen berichtet, die<br />

nahelegen, dass auch im Kontext des Steuerzahlens<br />

mental buchgeführt wird (Adams & Webley, 2001;<br />

Ashby & Webley, 2008). Anzunehmen ist daher,<br />

dass zwischen integrierenden SteuerzahlerInnen<br />

unterschieden werden kann, die das gesamte Bruttoeinkommen<br />

als ihren Besitz ansehen, und „SegregiererInnen“,<br />

die mental den Steueranteil vom Rest<br />

trennen und verstehen, dass lediglich das Nettoeinkommen<br />

für private Ausgaben zur Verfügung steht.<br />

Für die vorliegende Studie wurden Interviews mit<br />

30 Selbstständigen zu ihrem Geldmanagement geführt.<br />

Aus den Protokollen wurde eine Likert-Skala<br />

mit 10 Items entwickelt, die es erlaubt zwischen<br />

SegregiererInnen und IntegriererInnen zu trennen.<br />

Diese Skala wurde schließlich einer Stichprobe von<br />

172 Selbstständigen vorgegeben, um mögliche Determinanten<br />

(wie Alter und Einkommen) und Konsequenzen<br />

(wie Reaktanz und Steuerverhalten) der<br />

mentalen Buchführung zu untersuchen. Die Ergebnisse<br />

zeigen die Relevanz von Mental Accounting<br />

bei der Erforschung des Steuerverhaltens und können<br />

für Trainings verwendet werden, um Selbstständige<br />

zu mehr Steuerehrlichkeit zu erziehen.<br />

Macht Und VertraUen als deterMinanten Von steUerehrlichKeit:<br />

eine länderüberGreiFende stUdie zUr überprüFUnG des slippery slo-<br />

pe-FraMeworKs<br />

Kogler Christoph 1 , Kirchler Erich 1 , Batrancea Larissa 2 , Belianin Alexis 3 , Nichita Anca 2 , Pántya Jószef<br />

4<br />

1 Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich; 2 Babes-Bolyai Universität Cluj-Napoca, Rumänien; 3 National<br />

Research University Moscow, Russland; 4 Universität Debrecen, Ungarn<br />

Steuerehrlichkeit kann die Folge von sehr unterschiedlichen<br />

Motiven sein: Steuerzahler können ihren<br />

Pflichten nachkommen, weil sie Angst vor Steuerprüfungen<br />

und Strafen haben, oder weil sie es als<br />

ihre Pflicht als Mitglied der Gesellschaft ansehen,<br />

ihren Beitrag für die Bereitstellung öffentlicher Güter<br />

beizusteuern. Ausschließlich ökonomische Faktoren<br />

wie etwa Überprüfungswahrscheinlichkeit und<br />

Strafen zeigen sehr inkonsistente Effekte hinsichtlich<br />

ihrer Auswirkungen auf Steuerehrlichkeit und<br />

somit muss die Annahme, dass Steuerzahler im Allgemeinen<br />

versuchen, Steuern zu hinterziehen, wenn<br />

die Gelegenheit günstig ist, stark bezweifelt werden.<br />

Das Slippery Slope-Framework postuliert neben der<br />

wahrgenommenen Macht von Behörden auch die<br />

empfundene Vertrauenswürdigkeit der Behörden als<br />

zweiten wichtigen Faktor für Steuerehrlichkeit. Sind<br />

sowohl Vertrauen als auch Macht nur sehr gering<br />

ausgeprägt, dann sollte laut Slippery Slope-Framework<br />

die Steuerehrlichkeit ihr Minimum erreichen.<br />

Eine Erhöhung der Macht der Behörden sollte demnach<br />

zu einem Anstieg an erzwungener Ehrlichkeit<br />

führen, während eine Erhöhung des Vertrauens in<br />

die Behörden einen Anstieg an freiwilliger Steuerehrlichkeit<br />

bewirken sollte. Hohe Steuerehrlichkeit<br />

kann also einerseits durch hohe Macht der Autoritäten<br />

oder andererseits durch hohes Vertrauen in die<br />

Behörden erreicht werden. Die Basisannahmen des<br />

Slippery Slope-Modells wurden unter Verwendung<br />

von verschiedenen Szenarien, in denen die Ausprä-<br />

205


206<br />

hs 15.14<br />

gung von Macht und Vertrauen systematisch manipuliert<br />

wurden, anhand einer Stichprobe von mehr<br />

als 1300 Personen in Österreich, Ungarn, Rumänien<br />

und Russland untersucht. Passend zu den Annahmen<br />

des Modells zeigte sich eine höhere intendierte Steuerehrlichkeit<br />

bei hoher Macht und hohem Vertrauen<br />

bzw. eine niedrigere intendierte Steuerehrlichkeit<br />

bei niedriger Macht und niedrigem Vertrauen im<br />

Vergleich zu allen anderen Bedingungen. Desweiteren<br />

konnte eine erhöhte Bereitschaft zu freiwilli-<br />

14. april<br />

ger Kooperation in Szenarien mit hohem Vertrauen<br />

festgestellt werden, während hohe wahrgenommene<br />

Macht zu mehr erzwungener Ehrlichkeit führte. Neben<br />

der Bestätigung der grundlegenden Annahmen<br />

des Slippery Slope-Frameworks in allen beteiligten<br />

Staaten konnten auch Unterschiede in Bezug auf die<br />

generelle Steuermoral zwischen den Ländern beobachtet<br />

werden, ebenso wie Interaktionseffekte zwischen<br />

den verschiedenen Experimentalbedingungen<br />

und den untersuchten Ländern.<br />

die dynaMiK Von Macht Und VertraUen iM „slippery slope FraMeworK“<br />

Und ihr einFlUss aUF das steUerKliMa<br />

Gangl Katharina, Hofmann Eva, Pollai Maria, Kirchler Erich<br />

Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Steuerehrlichkeit hängt nach dem Slippery Slope<br />

Framework (SSF; Kirchler, Hoelzl, & Wahl, 2008)<br />

von der Macht der Steuerautoritäten und dem Vertrauen<br />

in die Steuerautoritäten ab. Jeder dieser<br />

beiden Faktoren führt zu einem bestimmten Steuerklima<br />

welches die Interaktion zwischen Steuerautoritäten<br />

und SteuerzahlerInnen bestimmt. Das SSF<br />

lässt aber offen, welche Dynamik zwischen Macht<br />

und Vertrauen besteht d.h., wie sich Macht und Vertrauen<br />

gegenseitig abschwächen oder verstärken,<br />

und wie durch diese Dynamik das Steuerklima beeinflusst<br />

wird. Im vorliegenden Beitrag wird die<br />

Dynamik zwischen Macht und Vertrauen dadurch<br />

erklärt, dass jeweils zwei verschiedene Formen von<br />

Macht (coercive und legitime Macht; angelehnt an<br />

Raven, Schwarzwald, & Koslowsky, 1998) und<br />

zwei verschiedene Formen von Vertrauen (rationales<br />

und implizites Vertrauen; Castelfranchi & Falcone,<br />

2010) angenommen werden. Darauffolgend kann<br />

die Dynamik zwischen Macht und Vertrauen durch<br />

zwei starke Mechanismen beschrieben werden: Coercive<br />

Macht und implizites Vertrauen schwächen<br />

einander ab, und legitime Macht und rationales Vertrauen<br />

verstärken einander. Als Konsequenz können<br />

drei mögliche Steuerklimata angenommen werden:<br />

ein antagonistisches Klima, ein Serviceklima und<br />

ein Vertrauensklima. Im antagonistischen Klima<br />

arbeiten Steuerbehörden und SteuerzahlerInnen gegeneinander,<br />

wobei die coercive Macht der Steuerbehörden<br />

das Klima dominiert. Die Steuerbehörden<br />

versuchen die Steuerehrlichkeit durch Kontrollen<br />

und Strafen zu erzwingen, wobei die SteurzahlerInnen<br />

den Kontrollen und Strafen entkommen wollen.<br />

Im Serviceklima arbeiten die Steuerbehörden und die<br />

SteuerzahlerInnen zusammen, wobei legitime Macht<br />

und rationales Vertrauen für das Klima bestimmend<br />

sind. Die Steuerbehörde wird als Serviceeinrichtung<br />

wahrgenommen, welche SteuerzahlerInnen bei ihrer<br />

Steuererklärung unterstützt, wodurch rationales<br />

Vertrauen in die Kompetenz und Motivation der<br />

Steuerbehörden entsteht. Das Serviceklima führt zu<br />

freiwilliger Steuerehrlichkeit. Im Vertrauensklima<br />

vertrauen sich Steuerbehörden und SteuerzahlerInnen<br />

gegenseitig und das Klima ist durch implizites<br />

Vertrauen geprägt. Die Steuerautoritäten fördern<br />

Mitbestimmung und sprechen Normen und Werte<br />

an. Als Konsequenz fühlen sich die SteuerzahlerInnen<br />

für das Steuersystem verantwortlich und moralisch<br />

verpflichtet ihren fairen Anteil an Steuern zu<br />

bezahlen. Das Verständnis über die Funktionsweise<br />

der Dynamik zwischen Macht und Vertrauen erlaubt<br />

es nicht nur verschiedene Steuerklimata zu definieren,<br />

sondern auch, Strategien abzuleiten, wie ein antagonistisches<br />

Steuerklima in ein Serviceklima oder<br />

Vertrauensklima überführt werden kann.


hs 15.14<br />

14. april<br />

“MoneyVellianisMUs?” wie Geld Und soziale stiMUli prosoziales Ver-<br />

halten beeinFlUssen<br />

Pitters Julia, Oberlechner Thomas<br />

Webster University Vienna, Österreich<br />

Studien haben gezeigt, dass ein Geldstimulus zu<br />

mehr Selbstgenügsamkeit führen kann. Teilnehmer,<br />

die in einem Experiment einem Geldreiz ausgesetzt<br />

wurden, baten beispielsweise weniger Hilfe an,<br />

fragten weniger nach Hilfe, wählten einen größeren<br />

Abstand zu einem Kommunikationspartner und<br />

spendeten weniger Geld als Teilnehmer einer Kontrollgruppe<br />

(Vohs, Mead & Goode, 2006). Theoretisch<br />

kann das Ergebnis durch einen unbewussten<br />

priming Effekt erklärt werden. Während durch einen<br />

Geldstimulus materialistische Normen geweckt<br />

werden, die nachfolgendes Verhalten beeinflussen,<br />

würde vergleichsweise ein sozialer Stimulus soziale<br />

Normen wecken und zu mehr prosozialem Verhalten<br />

führen (z.B. Ariely, 2008). In der vorliegenden Studie<br />

wird zum einen untersucht, ob ein Geldstimulus<br />

im Vergleich zu einem sozialen Stimulus weitere<br />

Variablen wie Machiavellianismus, soziale Verantwortung<br />

und Spendenbereitschaft beeinflusst. Zum<br />

anderen wird der Frage nachgegangen, ob die Kombination<br />

aus einem Geld und sozialen Stimulus eher<br />

materialistische oder soziale Assoziationen in Gang<br />

setzt.<br />

Die Teilnehmer einer Zufallsstichprobe (N = 332)<br />

wurden einer von drei Bedingungen zugewiesen.<br />

Sie wurden instruiert, zwei Werbeplakate einer Universität<br />

zu beurteilen, die entweder zwei Geldbilder,<br />

zwei soziale Bilder (konzeptuelle priming Methode)<br />

oder ein Geldbild und ein soziales Bild enthielten<br />

(mindset priming Methode). Als vermeintlich unabhängige<br />

Aufgabe sollten die Teilnehmer Aussagen<br />

einer Machiavellianismus Skala und einer Skala zur<br />

sozialen Verantwortung beurteilen und beantworten,<br />

wie viel eine Person jährlich spenden sollte.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass Teilnehmer der Geld-<br />

Bedingung im Vergleich zu Teilnehmern, die einem<br />

sozialen Stimulus ausgesetzt wurden, signifikant<br />

machiavellianistischer wurden und eine geringere<br />

Spendenbereitschaft zeigten. Im Vergleich zu Teilnehmern,<br />

die beide Stimuli erhielten, ergab sich ein<br />

noch stärkerer Effekt für die Spendenbereitschaft.<br />

Zudem zeigten sich Teilnehmer der Geld-Bedingung<br />

weniger sozial verantwortlich als jene der Kombinationsbedingung.<br />

Die Ergebnisse werden sowohl theoretisch hinsichtlich<br />

des Einflusses von konzeptuellem priming gegenüber<br />

mindset priming diskutiert als auch auf die<br />

praktische Frage angewandt, inwiefern prosoziales<br />

Verhalten durch priming erreicht werden kann.<br />

207


208


hs 15.14<br />

14. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: AUF BEDüRFNISSE EINGEHEN<br />

(MIT BESONDERER BERüCKSICHTIGUNG vON ALTER &<br />

KOGNITIvER BEEINTRäCHTIGUNG)<br />

chair: weiss elisabeth M.<br />

lebensQUalität bei älteren personen Mit UnterschiedlicheM schwere-<br />

Grad Von KoGnitiVer beeinträchtiGUnG<br />

Weiss Elisabeth M. 1 , Papousek Ilona 1 , Fink Andreas 1 , Marksteiner Josef 2 , Deisenhammer Eberhard A. 3<br />

1 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, LKH<br />

Hall, Österreich; 3 Univ.-Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Sozialpsychiatrie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich<br />

Die Aufrechterhaltung der Lebensqualität von gesunden<br />

älteren Personen und PatientInnen mit kognitiven<br />

Abbauerkrankungen stellt einen wichtigen<br />

Forschungsschwerpunkt dar. Allerdings wurde bisher<br />

dem „Graubereich“ zwischen normalem und<br />

pathologischem Altern, der „leichten kognitiven Beeinträchtigung“<br />

(Mild Cognitive Impairment – MCI)<br />

kaum Bedeutung in der Lebensqualitätsforschung<br />

beigemessen. Mit dem Terminus „leichte kognitive<br />

Beeinträchtigung“ (MCI) werden in der Regel kognitive<br />

Defizite bezeichnet, die über die Abnahme der<br />

kognitiven Leistungsfähigkeit infolge des physiologischen<br />

Alterungsprozesses hinausgehen, aber nicht<br />

den Schweregrad einer dementiellen Erkrankung<br />

aufweisen. Die Diagnose MCI stellt einen wichtigen<br />

prognostischen Faktor dar. Längsschnittuntersuchungen<br />

konnten zeigen, dass MCI PatientInnen ein<br />

10-23% höheres Risiko pro Jahr für eine Progression<br />

zur Demenz aufweisen.<br />

Ziel der vorliegenden Untersuchung war es die gesundheitsbezogene<br />

Lebensqualität in einer Gruppe<br />

von älteren Menschen mit MCI und PatientInnen<br />

mit unterschiedlichem Schweregrad des kognitiven<br />

Abbaus zu untersuchen. Die Lebensqualität wurde<br />

bei 92 älteren ProbandInnen (23 gesunde Kontrollpersonen,<br />

24 MCI PatientInnen, 28 PatientInnen<br />

mit beginnender Demenz und 17 PatientInnen mit<br />

fortgeschrittener Demenz) anhand des Fragebogens<br />

zum Gesundheitszustand SF-36 (Short Form 36<br />

Health Survey) erhoben. Es zeigten sich signifikante<br />

Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen<br />

in den Skalen allgemeine Gesundheitswahrnehmung,<br />

Vitalität, emotionale Rollenfunktion und<br />

psychisches Wohlbefinden. Gesunde Kontrollen<br />

und moderat demente PatientInnen erreichten generell<br />

die höchsten Ausprägungen auf diesen Skalen<br />

während die MCI PatientInnen und die beginnend<br />

dementen PatientInnen fast alle Lebensqualitätsbereiche<br />

negativer bewerteten. Zusätzlich zeigten sich<br />

signifikante negative Korrelationen zwischen allen<br />

Skalen des SF 36 und dem Depressionswert. Die<br />

Zusammenhänge sind vor allem für die Skalen, die<br />

den global eingeschätzten Gesundheitszustand, die<br />

Vitalität und das psychische und soziale Wohlbefinden<br />

betreffen, sehr deutlich, während sie für Skalen,<br />

die spezifische Aspekte der körperlichen Gesundheit<br />

beinhalten, geringer ausfallen. Zusammenfassend<br />

zeigen unsere Ergebnisse, dass Depressivität<br />

eine wichtige Einflussgröße auf die Lebensqualität<br />

von älteren Menschen mit und ohne kognitive Beeinträchtigung<br />

darstellt und wahrscheinlich die Lebensqualität<br />

stärker beeinflusst als die kognitiven<br />

Beeinträchtigungen. Depressionen im Alter zeigen<br />

eine hohe Prävalenz (10-15%), werden allerdings<br />

häufig nicht erkannt und somit auch nicht behandelt.<br />

Eine rechtzeitige Diagnose und Therapie depressiver<br />

Symptome stellt somit einen wesentlichen Faktor<br />

dar für die Aufrechterhaltung der Lebensqualität<br />

von älteren Menschen und PatientInnen mit dementiellen<br />

Erkrankungen.<br />

209


210<br />

hs 15.14<br />

14. april<br />

ein GesUndheitsModell Für Menschen Mit Und ohne intelleKtUelle<br />

behinderUnG<br />

Brehmer-Rinderer Barbara, Weber Germain<br />

Initiativkolleg „Empowerment through Human Rights“, Universität Wien, Österreich<br />

Hintergrund: Es ist hinreichend bekannt, dass die Gesundheit<br />

von Menschen mit intellektueller Behinderung<br />

(IB) anfälliger ist als jene der Allgemeinbevölkerung<br />

und auch bestimmte Risikoverhaltensweisen,<br />

z.B. im Bereich Ernährung, häufiger auftreten. Trotz<br />

dieser sensibleren Gesundheitssituation steckt die<br />

gesundheitspsychologische Forschung noch in ihren<br />

Kinderschuhen: Erklärungsmodelle von Gesundheitsverhalten<br />

wurden bislang nicht für diese Population<br />

entwickelt und Theorien zum Gesundheitsverhalten<br />

der Allgemeinbevölkerung zeigen sich als<br />

nicht übertragbar, wie eine Literaturrecherche ergab.<br />

Methode: Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wurde<br />

erstmals ein Modell entworfen, das Menschen<br />

mit IB die Entwicklung von Gesundheitsverhalten<br />

in einfacher Sprache erklären soll. Gleichzeitig soll<br />

die Gültigkeit dieses Modells auch bei Personen<br />

ohne Behinderung überprüft werden. Hierfür wurde<br />

das Gesundheitsmodell operationalisiert und wird<br />

in Form eines Fragebogens, der folgende Themen<br />

beinhaltet, vorgegeben: subjektive Gesundheits-/<br />

Krankheits- und Behinderungsvorstellungen, Körperwahrnehmung<br />

und Gesundheitsverhalten. Mit<br />

diesem Instrument wurden sowohl Menschen mit<br />

als auch ohne IB befragt. Ergebnisse und Schlussfolgerung:<br />

Im Vortrag werden die Konzeption des<br />

theoretischen Modells, dessen Operationalisierung<br />

sowie die Durchführung der Befragungen vorgestellt.<br />

Anschließend werden Studienergebnisse für<br />

die Allgemeinbevölkerung (N=300) und bisherige<br />

Daten der Stichprobe mit IB (N=50) präsentiert und<br />

ein erstes Resümee zu den vorläufigen Befunden gezogen<br />

und dieses im Hinblick auf das Gesundheitsmodell<br />

diskutiert.<br />

QUalitatiVe analysen Von lernstrateGien iM alter: ein beitraG zUr<br />

neUropsycholoGischen diaGnostiK Von deMenzerKranKUnGen?<br />

Moser Bernadette 1 , Deisenhammer Eberhard A. 1 , Marksteiner Josef 1 , Papousek Ilona 2 , Fink Andreas<br />

2 , Weiss Elisabeth M. 2<br />

1 2 Department für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich; Institut für Psychologie,<br />

Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Qualitative Analysen von Lernstrategien konnten<br />

zeigen, dass ältere gesunde Personen eine typische<br />

serielle Positionskurve aufweisen, indem beim<br />

Wortlistenlernen die ersten Wörter (Primacy-Effect)<br />

und die letzten Wörter (Recency-Effekt) besser erinnert<br />

werden als Wörter, die sich in der Mitte einer<br />

Liste befinden. Im Verlauf einer Alzheimer-<br />

Demenzerkrankung verändern sich Lernstrategien:<br />

Es kommt zu einer charakteristischen Verschiebung<br />

vom Primacy- hin zum Recency-Effekt. Das heißt,<br />

Alzheimerdemenz-PatientInnen erinnern sich besser<br />

an das Ende einer Wortliste, als an den Anfang.<br />

Das serielle Mehrspeichermodell von Atkinson und<br />

Shiffrin (1971) gibt Erklärungshinweise für diese<br />

Verschiebung: Demnach spiegelt der Primacy-Effekt<br />

das Langzeitgedächtnis wider und die letzten<br />

Wörter profitieren von der Abrufbarkeit aus dem<br />

Kurzzeitgedächtnis, was zum Recency-Effekt führt.<br />

Unser Forschungsinteresse war es, Lernstrategien<br />

bei PatientInnen zu untersuchten, die ein Mild Cognitive<br />

Impairment (MCI) aufweisen, weil diese<br />

Personen als Risikogruppe zur Entwicklung einer<br />

dementiellen Erkrankung gesehen werden können.<br />

Weiters untersuchten wir, ob Personen mit verschiedenen<br />

Subtypen des MCI (amnestic MCI vs.<br />

non-amnestic MCI) unterschiedliche Lernstrategien<br />

aufweisen. Population und Methodik: Es wurden<br />

184 über 59jährige Personen eingeschlossen: 39<br />

gesunde Kontrollen, 38 PateintInnen mit der Diagnose<br />

amnestic MCI, 31 non-amnestic MCI PatientInnen,<br />

45 beginnend demente PatientInnen und<br />

31 PatientInnen mit einer mittelschweren Alzheimerdemenz.<br />

Alle PatientInnen wurden ausführlich<br />

auf eine eventuell vorliegende Demenzerkrankung<br />

hin untersucht. Die Lernstrategien wurden mit der<br />

CERAD-Wortliste überprüft. Dabei wurden die Untersuchten<br />

aufgefordert, sich aus 10 Alltagsbegriffen<br />

so viele wie möglich einzuprägen und anschließend


hs 15.14<br />

wiederzugeben. Dies erfolgte drei Mal. Dem Primacy-Effekt<br />

wurden die ersten 3 Wörter aus der Liste<br />

zugeordnet, dem Recency-Effekt wurden die letzten<br />

drei Wörter aus der vorgegebenen Liste zugeordnet.<br />

Ergebnisse: Bei Alzheimerdemenz PatientInnen<br />

konnte eine typische Verschiebung der seriellen<br />

Positionskurve vom primacy- zum recency-Effekt<br />

hin aufgezeigt werden. Spannende neue Ergebnisse<br />

unserer Studie bringt die Analyse der Lernstrategien<br />

von MCI PatientInnen gegenüber Alzheimerdemenz<br />

PatientInnen und kognitiv intakten Personen: Wäh-<br />

14. april<br />

„Ger-n“ Geriatrische nachsorGe iM KranKenhaUs waiern (Österreich)<br />

- ein aMbUlantes nachsorGeanGebot Für Geriatrische patient/<br />

inn/en Und deren anGehÖriGen.<br />

Gaugeler Richard 1 , Jenull Brigitte 2 , Salem Ingrid 1 , Menschik-Bendele Jutta 2<br />

1 2 Öffentliches Krankenhaus Waiern/Feldkirchen, Österreich; Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt,<br />

Österreich<br />

Das mit einer höheren Lebenserwartung einhergehende<br />

Multimorbiditätsrisiko führt zu häufig wiederkehrenden<br />

stationären Aufenthalten in akutgeriatrischen<br />

Stationen. Nach der Entlassung aus dem<br />

stationären Bereich stellt sich die Frage, welche<br />

Form der Nachbetreuung sinnvoll und vor allem<br />

logistisch machbar ist, da bei einem Großteil der<br />

Patient/inn/en sowohl im psychischen als auch physischen<br />

Bereich eine weiterführende Behandlung<br />

notwendig erscheint. Aufgabe des vorzustellenden<br />

Projektes war die Entwicklung und Pilotierung einer<br />

ambulanten Nachsorgebehandlung für ältere, multimorbide<br />

Menschen und ihre Angehörigen. Über einen<br />

Zeitraum von sechs Monaten wurden von einem<br />

interdisziplinären Team bedarfs- und bedürfnisgerechte<br />

Interventionen in den Bereichen Psychologie,<br />

Medizin, Pflege und Sozialarbeit angeboten. Neben<br />

der Entwicklung eines Nachsorgemanuals stand die<br />

Untersuchung des Inanspruchnahmeverhaltens der<br />

Nutzer/innen und die im Sinne der Nachhaltigkeit zu<br />

erzielende Stabilisierung ehemals stationärer Patient/inn/en<br />

im Vordergrund. Über eine formative, responsive<br />

Evaluation wurden den Projektentwickler/<br />

inne/n laufend Informationen über den effektiven<br />

Einsatz des Nachsorgeangebotes und begleitender<br />

Maßnahmen und deren Umsetzungen gegeben. Erste<br />

Ergebnisse der summativen Evaluation verweisen<br />

auf einen hohen Betreuungsbedarf in psychologischen<br />

und psychotherapeutischen Bereichen,<br />

während ärztliche und pflegerische Unterstützung<br />

weniger nachgefragt wurden. Entgegen landläufiger<br />

rend non-amnestic MCI Patienten eine weitgehend<br />

typische serielle Positionskurve aufweisen, wie sie<br />

auch bei gesunden älteren Personen gefunden wird,<br />

zeigen sich bei amnestic MCI PatientInnen reduzierte<br />

Lernleistungen, die jedoch nicht signifikant zwischen<br />

den beiden Gruppen differenzieren konnten.<br />

Zusammenfassend können qualitative Analysen von<br />

Lernstrategien einen neuropsychologischen Beitrag<br />

zur Differentialdiagnostik zwischen amnestic MCI,<br />

normalem Altern und verschiedenen Stadien der Demenz<br />

liefern.<br />

Vorurteile zeigten sich die geriatrischen Patient/inn/<br />

en, mit einem hohen Anteil an behandlungsbedürftigen<br />

Depressionen und Angststörungen in den psychologischen<br />

Gruppentherapien als verlässlich und<br />

konstruktiv arbeitend. Die Situation und die Problemstellungen<br />

der (pflegenden) Angehörigen konnten<br />

über den interdisziplinären Zugang differenziert<br />

erfasst werden. Angehörige müssen nach Abschluss<br />

der Pilotphase als eigene Zielgruppe für spezifische<br />

Interventionen gesehen werden. Schlüsselwörter:<br />

Nachsorgeangebot, geriatrische Patient/inn/en, Inanspruchnahmeverhalten,<br />

Multimorbidität, psychologischer<br />

Betreuungsbedarf, Depression, psychologisch-psychotherapeutische<br />

Angebote für Ältere<br />

211


212


hs 15.14<br />

14. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: ANGEWANDTE FORSCHUNG:<br />

SPEzIELLE KAPITEL<br />

chair: VitoUch oliVer<br />

“hit science rocKs”: was bestiMMt die sUbjeKtiV wahrGenoMMene<br />

QUalität Von “hit riFFs”?<br />

Sobe Barbara, Vitouch Oliver<br />

Abteilung für Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung, Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt,<br />

Österreich<br />

Nach Rooksby (2002) versteht man unter einem<br />

Riff eine kurze, sich wiederholende, einprägsame<br />

musikalische Phrase, die Energie und Ausdruck eines<br />

Rock-Songs in gebündelter Form enthält. Burns<br />

(1987) beschreibt Riffs als melodische “hooks”: gefällige<br />

und erinnerungsträchtige musikalische Phrasen,<br />

die die Aufmerksamkeit der ZuhörerInnen fesseln.<br />

Die Frage “What makes a great guitar riff?”<br />

führt zu 80 Millionen Google-Treffern. Wir versuchen<br />

hier, einige empirische und analytische Bausteine<br />

zur Beantwortung einer Frage zu liefern, die<br />

eine Subfrage zur großen und bisher unbeantworteten<br />

Frage der “hit science” schlechthin darstellt:<br />

Welche Faktoren bestimmen ein intersubjektiv großartiges,<br />

intuitiv ansprechendes Gitarrenriff, “killer<br />

riff” oder “hit riff”? In entfernter Parallele zu Slobodas<br />

(1991) Klassifikation klassisch-musikalischer<br />

Höhepunkte streben wir nach einem Repertoire von<br />

konstitutiven Elementen erfolgreicher Riffs. Anstelle<br />

einer vergleichenden Analyse von “Rock Classics”<br />

wählten wir einen Produktions- und Bewertungszugang,<br />

um unsere Ergebnisse auf neuem und<br />

unbekanntem Musikmaterial aufzubauen. Zehn GitarristInnen<br />

aus nicht-professionellen Bands wurden<br />

in individuellen Sitzungen um die Einspielung neuer<br />

Riffs gebeten. Sie hatten 15 Minuten Zeit, um ein<br />

neues Riff zu entwicklen, bevor es aufgenommen<br />

und notiert wurde. Nach einigen dieser Durchgänge<br />

wurden zusätzlich bereits bestehende, selbst komponierte<br />

Riffs eingespielt. Die Riffs wurden von 100<br />

AmateurInnen und 10 professionellen GitaristInnen<br />

auf subjektives Gefallen hin bewertet. In einer Kombination<br />

induktiver und deduktiver Ansätze wurden<br />

gemeinsame Eigenschaften derjenigen Riffs, die am<br />

besten bzw. am schwächsten eingeschätzt worden<br />

waren, extrahiert, und Vorhersagen aus der Musikhandbuch-Literatur<br />

wurden gegen die Daten getestet.<br />

Erste Ergebnisse zeigen, dass Riffs mit sehr<br />

guter Beurteilung gemeinsame strukturelle Elemente<br />

aufweisen. Diese sind u. a. repetitive Schleifen,<br />

Synkopierungen, andere zeitliche Effekte (wie double-time-Passagen),<br />

Überraschungseffekte, Verzierungen<br />

und Timbre-Effekte (z. B. Vokalisierungen).<br />

Die Resultate entsprechen sowohl ausgewählten Kategorien<br />

von Sloboda (1991) als auch präskriptiven<br />

Ratschlägen der praktischen Handbuch-Literatur.<br />

Elemente von “hit riffs” zu verstehen ist ein Fenster,<br />

um hits, hooks und ästhetische Reaktionen auf<br />

Musik im allgemeinen zu verstehen. Auch wenn die<br />

“hit science” noch keine echte Wissenschaft ist, erlangen<br />

wir schrittweise Einsicht in die Frage, warum<br />

manche Musik innerhalb eines “blinks” (Ambady &<br />

Rosenthal, 1992; Gladwell, 2005) fasziniert, und<br />

warum manche “plinks” (Krumhansl, 2010) besser<br />

wirken als andere.<br />

oVerconFidence in sportwetten: die rolle Von expertise, wichtiG-<br />

Keit des theMas Und zUFallswahrnehMUnGen<br />

Oberlechner Thomas, Pitters Julia, Baillie Donald<br />

Webster University Vienna, Österreich<br />

Verschiedene Erscheinungsformen von Overconfidence<br />

(Selbstüberschätzung) beeinflussen menschliche<br />

Entscheidungen und Urteile in einer großen<br />

Anzahl von Entscheidungssettings. Diese Studie<br />

untersucht die subjektive Zuversicht von N=434<br />

Zusehern an einem internationalen Sportereignis<br />

(EURO 2008) in ihre eigene Fähigkeiten, den Ausgang<br />

von Fußballspielen vorherzusagen, und ihre<br />

213


214<br />

hs 15.14<br />

Gewinnerwartungen aus der Teilnahme an einem<br />

Online-Wettspiel auf den Ausgang der Spiele. Die<br />

Ergebnisse zeigen keinen allgemeinen Better-Than-<br />

Average Effekt unter den Zusehern hinsichtlich<br />

ihrer eigenen Vorhersagefähigkeiten, jedoch eine<br />

systematische Überschätzung ihres eigenen Gewinns<br />

aus den Fußballwetten. Dabei gab es einen<br />

signifikanten Zusammenhang zwischen der subjektiv<br />

wahrgenommenen Wichtigkeit von Fußball und<br />

der subjektiven Einschätzung der eigenen Fähigkeit,<br />

Spielergebnisse richtig vorherzusagen. Während<br />

subjektive Fußballexpertise signifikant mit selbstbeurteilten<br />

Vorhersagefähigkeiten und erwarteten<br />

Erträgen aus den Sportwetten korreliert, zeigt sich<br />

objektiv nur ein vernachlässigbarer Zusammenhang<br />

zwischen wahrgenommener eigener Fußballexpertise<br />

einerseits sowie objektiven Vorhersagefähigkeiten<br />

und Wetterträgen andererseits. Im Gegensatz zu<br />

14. april<br />

Männern, bei denen es einen signifikant negativen<br />

Zusammenhang zwischen dem wahrgenommen Einfluss<br />

des Zufalls auf den Spielausgang und erwarteten<br />

eigenen Wetterträgen gibt, ist dieser Zusammenhang<br />

bei Frauen signifikant positiv. Die Ergebnisse<br />

der Studie weisen auf zwei unterschiedliche psychologische<br />

Dynamiken in der Overconfidence bei<br />

Zusehern von Sportereignissen und Teilnehmern an<br />

Sportwetten hin. Erstens können subjektiv wahrgenommene<br />

Themenwichtigkeit und Fachkompetenz<br />

zu einem trügerischen Gefühl von Expertise führen.<br />

Zweitens können subjektive Zufallsattributionen<br />

auch bei selbstdeklarierten Laien zu Overconfidence<br />

führen; diese erleben sich dann nicht als Experten<br />

sondern als Glückspilze. Diese psychologischen<br />

Dynamiken von Overconfidence könnten auch in<br />

anderen Gebieten menschlicher Entscheidung und<br />

Urteilsbildung eine entscheidende Rolle spielen.<br />

der einFlUss des Genetischen polyMorphisMUs coMt Val158Met<br />

Und der aUFMerKsaMKeitsleistUnG aUF die eMpFänGlichKeit Für hypnose<br />

Und den GlaUben an paranorMales.<br />

Rominger Christian 1 , Papousek Ilona 1 , Nagl Simone 2 , Niederstätter Harald 2 , Parson Walther 2 , Weiss<br />

Elisabeth M. 1<br />

1 Arbeitsbereich Biologische Psychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Institut für<br />

Gerichtliche Medizin, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich<br />

In zahlreichen Untersuchungen wurde ein positiver<br />

Zusammenhang zwischen der Empfänglichkeit für<br />

Hypnose und dem Glauben an Paranormales berichtet.<br />

Beide Merkmale werden mit ähnlichen Ursachen<br />

in Verbindung gebracht. Der Neurotransmitter<br />

Dopamin spielt eine zentrale Rolle sowohl bei der<br />

Hypnotisierbarkeit, als auch bei der positiven Symptomatik<br />

der Schizotypie. Bessere Exekutivfunktionen<br />

wie Aufmerksamkeit, Wortflüssigkeit und<br />

Inhibitionsleistung stehen im Zusammenhang mit<br />

der Empfänglichkeit für Hypnose, schlechtere Leistungen<br />

werden mit Schizophrenie in Verbindung<br />

gebracht. Der genetische Polymorphismus COMT<br />

Val158Met beeinflusst die Konzentration des Neurotransmitters<br />

im präfrontalen Kortex und somit die<br />

Effizienz dieses Gehirnareales. In der vorliegenden<br />

Studie wurde untersucht, ob die genotypisch vermittelte<br />

Enzymaktivität der COMT (Catechol-O-<br />

Methyl-Tranferase) in Verbindung mit der phänotypischen<br />

Ausprägung der Aufmerksamkeitsleistung<br />

im Recent Probes Task mit der Hypnotisierbarkeit<br />

und dem paranormalen Glauben in Verbindung<br />

steht. Dabei wurde erwartet, dass Personen mit der<br />

weniger aktiven COMT-Variante (mehr Dopamin)<br />

und einer gleichzeitig besseren Aufmerksamkeitsleistung<br />

(optimale Dopaminwirkung im Phänotyp)<br />

empfänglicher für Hypnose sind. Im Gegensatz<br />

dazu wurde erwartet, dass Personen mit der weniger<br />

aktiven COMT-Variante und einer gleichzeitig<br />

schlechteren Leistungen im Recent Probes Task einen<br />

höheren Glauben an Paranormales aufweisen. In<br />

einer Stichprobe von 105 Psychologiestudentinnen<br />

zeigte sich eine signifikante Korrelation von r=.23<br />

zwischen Hypnotisierbarkeit (Stanford Hypnotic<br />

Susceptibility Scale: Form C; SHSS:C) und Glaube<br />

an Paranormales (rPBS). Es kann gezeigt werden,<br />

dass Personen, die eine genetische Veranlagung zu<br />

einem ineffizienteren Abbau von Dopamin haben<br />

und gleichzeitig eine bessere Aufmerksamkeitsleistung<br />

zeigen, empfänglicher für eine hypnotische<br />

Induktion sind. Für den Glauben an Paranormales<br />

konnten die Erwartungen nicht bestätigt werden.


hs 15.14<br />

14. april<br />

expressiVes schreiben als bewältiGUnGsstrateGie iM alltaG.<br />

eine exploratiVe stUdie<br />

Laireiter Anton-Rupert, Goltsche Julia<br />

Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Fragestellung: Unter expressivem Schreiben versteht<br />

man das Niederschreiben von Gefühlen, Gedanken,<br />

Erinnerungen etc. im Zusammenhang mit<br />

Belastungen und Stress. Dieses wird seit den 1980er<br />

Jahren ausgehend von Studien von Pennebaker als<br />

Intervention zur Behandlung verschiedener PatientInnengruppen<br />

und zur Verbesserung der Effekte<br />

von Psychotherapie mit relativ gutem Erfolg eingesetzt.<br />

Wenig bis gar nicht bekannt ist, ob expressives<br />

Schreiben von Menschen auch „spontan“ als Bewältigungsstrategie<br />

bei Belastungen eingesetzt wird.<br />

Das Ziel vorliegender Studie ist es daher explorativ<br />

zu untersuchen, ob und in welchem Ausmaß dies der<br />

Fall ist, mit welchen Variablen (Alter, Geschlecht,<br />

Copingstrategien) diese Strategie assoziiert ist und<br />

welche Effekte sie hat. Methode: Zu diesem Zweck<br />

wurden, mittels Online-Fragebogen, 441 ProbandInnen,<br />

primär Studierende der Universität Salzburg,<br />

untersucht. Dazu wurde ein Fragebogen zum<br />

Expressiven Schreiben (FES) entwickelt. Zusätzlich<br />

wurde eine gekürzte Version des Stressverarbeitungsfragebogens<br />

(SVF) von Erdmann und Jahnke<br />

vorgegeben und nach der subjektiv wahrgenommenen<br />

Effektivität des Bewältigungsverhaltens und des<br />

expressiven Schreibens gefragt. Ergebnisse: Die Ergebnisse<br />

zeigen, dass expressives Schreiben in einem<br />

mittleren Ausmaß, insgesamt aber weniger häufig<br />

als andere Formen der Belastungsbewältigung zum<br />

Einsatz kommt. Primärer Auslöser sind intensivere<br />

und emotional belastendere interpersonale Proble-<br />

me und Konflikte (Trennungen, Enttäuschung etc.),<br />

insbesondere im Bereich der Partnerschaft. Frauen<br />

verwenden diese Strategie häufiger als Männer. Expressives<br />

Schreiben ist nicht mit dem Alter und nur<br />

wenig mit anderen Copingstrategien assoziiert, am<br />

ehesten mit defensiven Strategien (Abkapselung)<br />

und mit Strategien der Situationskontrolle. Die<br />

Wirksamkeit und die Effekte dieser Strategie wird<br />

von denen, die sie häufig anwenden, als sehr effektiv<br />

bewertet, genau so wie diese ihr sonstiges Copingverhalten<br />

ebenfalls als effektiv beurteilen, als effektiver<br />

als solche, die expressives Schreiben weniger<br />

häufig anwenden. Diskussion: Die Ergebnisse entstammen<br />

zwar nur einer explorativen Studie, legen<br />

aber nahe, dass expressives Schreiben eine wichtige<br />

Copingstrategie in der Allgemeinbevölkerung ist,<br />

die vor allem von Frauen bei intensiveren emotionalen<br />

Belastungen aus dem interpersonalen Bereich<br />

eingesetzt wird und mit einem allgemeinen Rückzug<br />

assoziiert ist. Weiterführend sollte dieses Phänomen<br />

daher in größer angelegten naturalistischen Studien<br />

vor allem auch hinsichtlich seiner Effekte auf Befindens-<br />

und Symptommaße bei verschiedenen Formen<br />

von Belastungen untersucht werden. Auch wäre es<br />

wichtig zu erforschen, inwieweit es dabei mit anderen<br />

Bewältigungsstrategien und psychologischen<br />

und sozialen Ressourcen interagiert. Letztendlich<br />

ist die Frage legitim, ob expressives Schreiben nicht<br />

eine wichtige Dimension des Copingverhaltens darstellt,<br />

die bis jetzt zu wenig Berücksichtigung fand.<br />

wie sieht joseF K. aUs? zUM Mental iMaGery literarischer FiGUren<br />

Miketta Stefanie, Vitouch Oliver<br />

Abteilung für Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung, Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt,<br />

Österreich<br />

Literaturverfilmungen können enttäuschend sein:<br />

zum Beispiel dann, wenn die Protagonistin oder der<br />

Protagonist des Filmes völlig anders aussieht, als wir<br />

uns die Person aufgrund des Buches vorgestellt haben.<br />

Bemerkenswert ist dabei, dass Menschen sich<br />

das Aussehen einer literarischen Figur in aller Regel<br />

auch dann vorstellen, wenn der Text keinerlei explizite<br />

Hinweise dazu enthält. Die Forschungsliteratur<br />

zum Diskursverstehen, zu protagonistenorientierten<br />

Situationsmodellen, zu Inferenzschlüssen und Internal<br />

Theories (wie etwa Schemata, Stereotypen und<br />

implizite Persönlichkeitstheorien) legt nahe, dass<br />

entsprechende mentale Bilder beim Lesen rasch,<br />

automatisch und ohne besonderen oder gar bewussten<br />

kognitiven Aufwand entstehen. Die vorliegende<br />

Untersuchung widmet sich der Frage, wie treffsicher<br />

diese Vorstellungen sind, und ob sie bei verschiedenen<br />

Personen tendenziell übereinstimmen.<br />

215


216<br />

hs 15.14<br />

Basierend auf Worstseller-Listen und einer Vorstudie<br />

wurden kurze Textstellen - im Schnitt rund 90<br />

Wörter - aus drei wenig bekannten Kurzgeschichten<br />

(„Ein Irrtum“ von Maxim Gorki sowie „Gwen<br />

und die Automobile“ und „Von Knoll bis Mignon“<br />

von Erich Maria Remarque) ausgewählt, die eine<br />

Charakterisierung der Protagonistin oder des Protagonisten<br />

enthalten, dabei aber ohne jegliche Beschreibung<br />

des äußeren Erscheinungsbildes der Person<br />

auskommen. Basierend auf vier verschiedenen<br />

Gesichterdatenbanken und gestützt auf eine weitere<br />

Vorstudie wurden für jede Textpassage ein Zielbild<br />

und drei Kontrollbilder (sorgfältig balanciert ausgewählte,<br />

logisch mit dem Text konsistente Bilder,<br />

die jedoch hypothesengemäß seltener gewählt werden<br />

sollten) definiert. In einer Online-Studie wurden<br />

diese Texte und die darauf folgenden Auswahlbilder,<br />

unter Reihenfolgevariationen, 176 Personen aus einer<br />

studentischen Population (M = 26 Jahre, 79%<br />

weiblich) vorgegeben.<br />

Für alle drei Texte ergaben sich überaus starke Ef-<br />

14. april<br />

fekte zugunsten der Zielbilder. Bei Studierenden<br />

philologischer Studienrichtungen (Germanistik, Anglistik,<br />

Angewandte Kulturwissenschaften; insgesamt<br />

30 von 176) entstanden bei einem Text sogar<br />

Plafondeffekte. Ein Zusammenhang bestand auch<br />

zwischen der Wahl des richtigen Bildes und der angegebenen<br />

Zufriedenheit mit der Wahl.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass LeserInnen schon auf<br />

Basis kurzer Textausschnitte „Bilder im Kopf“ von<br />

den handelnden Personen erzeugen, und dass sich<br />

hinsichtlich dieser Bilder - jedenfalls bei Menschen<br />

aus dem gleichen Kulturkreis - eminent hohe Übereinstimmungen<br />

ergeben. Die Fähigkeit unseres mentalen<br />

Apparates, als permanente „Inferenzmaschine“<br />

zu funktionieren, also auf geringer Informationsbasis<br />

und ohne erkennbare Anstrengung weitreichende<br />

Schlüsse über unsere (auch literarische) Umgebung<br />

zu ziehen, gehört zu den faszinierendsten Fähigkeiten<br />

menschlicher Kognition und bleibt die vielleicht<br />

anspruchsvollste benchmark für künstliche Intelligenz.<br />

die rolle des Kindlichen Verständnisses Und bewUsstseins Von<br />

Mentalen zUständen Für die diaGnose Und behandlUnG der post-<br />

traUMatischen belastUnGsstÖrUnG Und anGststÖrUnGen<br />

Sprung Manuel<br />

Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit, Entwicklung und Förderung, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Die Entwicklung des Wissens über Gedanken und<br />

Gefühle oder Theory-of-Mind (d.h. sich selbst und<br />

andere im Sinne von intentionalen mentalen Zuständen,<br />

wie Bedürfnissen, Wünschen, Gefühlen,<br />

Überzeugungen, Zielen, Absichten zu begreifen)<br />

ist eines der meist beforschten Gebiete in der Entwicklungspsychologie.<br />

Nachdem sich gezeigt hat,<br />

dass diese Fähigkeit bei autistischen Personen beeinträchtigt<br />

ist, wurde Theory-of-Mind auch im<br />

Zusammenhang mit eine Reihe von verschiedenen<br />

klinischen Störungen untersucht. Entwicklungspsychologische<br />

Grundlagenforschung hat gezeigt, dass<br />

die meisten Kinder im Volkschulalter zwar verstehen<br />

was es bedeutet mentale Zustände zu haben, sie<br />

haben aber dennoch Schwierigkeiten mit anderen<br />

grundlegenden Aspekten des Wissens über Gedanken<br />

und Gefühle. Viele 8-9 Jährige verstehen zum<br />

Beispiel nicht, dass unsere Gedanken teilweise unkontrollierbar<br />

sind. Es bestehen auch erhebliche<br />

individuelle Unterschiede im kindlichen Wissen<br />

über Gedanken und Gefühle. In einer Reihe von<br />

Studien mit verschiedenen Stichproben (Opfer von<br />

Naturkatastrophen, misshandelte Kinder, Unfallopfer<br />

und Mobbingopfer) haben wird den Zusammenhang<br />

zwischen dem kindlichen Verständnis der<br />

teilweisen Unkontrollierbarkeit von Gedanken und<br />

akkuraten Selbstberichten von posttraumatischen<br />

Belastungssymptomen (intrusiven Gedanken) untersucht<br />

(Sprung, 2008; Sprung & Harris, 2010;<br />

Sprung, Lindner & Thun-Hohenstein, 2011). Diese<br />

translatorische Forschung an der Schnittstelle von<br />

entwicklungspsychologischer Grundlagenforschung<br />

und angewandter Forschung in klinischer Kinder-<br />

und Jugendpsychologie hat gezeigt, dass alters- und<br />

individuelle Unterschiede im Wissen über Gedanken<br />

und Gefühle mit kindlichem Selbstbericht von<br />

posttraumatischen Belastungssymptomen und Internalisierungssymptomen<br />

zusammenhängen. Die<br />

Ergebnisse dieser Studien bestätigen und erweitern<br />

auch frühere Studien, die gezeigt haben, dass es<br />

infolge von traumatischen Erfahrungen, wie Misshandlung,<br />

Erkrankung/ Unfall und Mobbing zu


hs 15.14<br />

Beeinträchtigungen oder Verzögerungen in der Entwicklung<br />

des kindlichen Wissens über Gedanken<br />

und Gefühle kommen kann. Diese Befunde lassen<br />

vermuten, dass ein Training zur Förderung des kindlichen<br />

Wissens von Gedanken und Gefühlen auch<br />

zu akkurateren Selbstberichten von posttraumatischen<br />

Belastungssymptomen (intrusiven Gedanken)<br />

und anderen Internalisierungssymptomen führt. Die<br />

Fähigkeit, mentale Zustände zu berichten und über<br />

diese nachzudenken, ist auch fundamental für viele<br />

psychotherapeutischen Behandlungen. So hat sich<br />

gezeigt, dass meta-kognitive Fähigkeiten förderlich<br />

sind um an kognitiver Verhaltenstherapie teilnehmen<br />

zu können. Dies lässt vermuten, dass sich ein<br />

Training zur Förderung des kindlichen Wissens von<br />

Gedanken und Gefühlen auch positiv auf das kindliche<br />

Verständnis von Aufgaben und Übungen in der<br />

kognitiven Verhaltenstherapie auswirkt, und damit<br />

zu besseren Behandlungsergebnissen beiträgt.<br />

14. april<br />

217


218


hs 15.04<br />

14. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: AUFMERKSAMKEIT: GRUNDLA-<br />

GEN & IHRE ANWENDUNG IN DER vERKEHRSPSyCHOLO-<br />

GIE<br />

chair: neUbaUer aljoscha c.<br />

aUFMerKsaMKeitsprozesse - Kapazitäten Und Grenzen<br />

von Gehlen Johannes, Sachse Pierre<br />

Fachbereich Allgemeine Psychologie, Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Österreich<br />

Inattentional Blindness als Wahrnehmungsphänomen<br />

wurde für das Nichtbeachten visueller Reize<br />

bereits relativ eingehend untersucht (Neisser,<br />

1979; Simons & Chabris, 1999; Mack & Rock,<br />

2000). Währenddessen gibt es bisher nur sehr wenige<br />

Befunde für ein mögliches analoges Phänomen<br />

für nicht beachtete auditive Reize. Mack & Rock<br />

(2000) definierten zwar den Begriff Inattentional<br />

Deafness und führten einige Untersuchungen durch;<br />

viele der dabei präsentierten auditiven Reize waren<br />

allerdings nicht salient. In einem Experiment wurde<br />

die Wirkung salienter auditiver Reize auf Aufmerksamkeitsprozesse<br />

untersucht. Dabei hatten die<br />

Probanden die Aufgabe, einen Text zu lesen, von<br />

dessen Inhalt sie sich so viel wie möglich merken<br />

sollten. Die auditiven Reize sollten gar nicht beachtet<br />

werden, waren also nach der Aufgabenstellung<br />

irrelevant, in ihrer Lautstärke aber auch nicht einfach<br />

zu überhören. Untersucht wurde, inwieweit<br />

Probanden diese auditiven Reize wahrnahmen, ob<br />

sie sich durch sie ablenken ließen und inwiefern<br />

das Maß der Ablenkung einen Einfluss auf die Auf-<br />

merksamkeit bezüglich des Textes und auch auf<br />

das Blickverhalten hatten. Schließlich wurde untersucht,<br />

ob eine durch Ablenkung erschwerte Aufgabe<br />

das Konzentrationslevel steigert. Die Stichprobe<br />

(N=96) wurde in 3 unterschiedlich stark abgelenkte<br />

Untersuchungsgruppen geteilt. Die Auswertung<br />

erfolgte mittels Varianzanalysen. Die Ergebnisse<br />

zeigen, dass sich die abgelenkten Probanden an signifikant<br />

weniger Informationen aus dem gelesenen<br />

Text erinnerten (F=6,334; p=0,003; η²=0,120) und<br />

dass das Ausblenden der auditiven Reize sie Kapazitäten<br />

kostete. Die abgelenkten Probanden sahen die<br />

visuellen Reize seltener und zum Teil auch weniger<br />

lange an. Interessanterweise erzielten die am stärksten<br />

abgelenkten Probanden im anschließenden d2-<br />

Test, der unter gleichen Bedingungen durchgeführt<br />

wurde, die besten Ergebnisse (F=2,783; p=0,068;<br />

η²=0,068). Es wurde belegt, dass ein hohes Maß an<br />

Ablenkung auch zu einer Erhöhung der Konzentration<br />

und damit zu einer Leistungssteigerung führen<br />

kann. Praktische Konsequenzen werden diskutiert.<br />

einsatz eines MehrdiMensionalen ansatzes in der prodUKtentwicK-<br />

lUnG aM beispiel der GeräUschQUalität des blinKerGeräUsches<br />

Wagner Verena, Kallus K.Wolfgang<br />

Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Emotionen spielen eine wichtige Rolle bei Kaufentscheidungen,<br />

weshalb es nicht nur in der Automobilbranche<br />

immer wichtiger wird Kundenanforderungen<br />

und technische Spezifikationen zu<br />

verknüpfen. Da KundInnen gerade im Fahrzeug<br />

mit den unterschiedlichsten Geräuschen konfrontiert<br />

werden, kann die Entwicklung hochwertiger<br />

Geräusche als wichtiger Beitrag zur Erhöhung der<br />

Kundenzufriedenheit gesehen werden. Eines dieser<br />

Geräusche stellt das Blinkergeräusch dar, das während<br />

der Fahrt häufig gehört wird, weshalb es als<br />

eines jener Fahrzeuggeräusche betrachtet werden<br />

kann, dass Einfluss auf die wahrgenommene Fahrzeugqualität<br />

hat. Auch haben vorhergehende Untersuchungen<br />

gezeigt, dass das Blinkergeräusch aus<br />

KundInnensicht ein wichtiges Fahrzeuggeräusch<br />

darstellt. Im Rahmen einer laborexperimentellen<br />

Untersuchung wurde der Frage nachgegangen, wie<br />

ein Blinkergeräusch gestaltet werden muss, um als<br />

hochwertig und angenehm wahrgenommen zu werden.<br />

Desweiteren sollten mögliche Wahrnehmungsunterschiede<br />

zwischen synthetisch und nicht-syn-<br />

219


220<br />

hs 15.04<br />

thetisch erzeugten Geräuschen untersucht werden.<br />

Auch interessierte, ob differenzielle Unterschiede<br />

aufzeigbar sind und sich konkrete Handlungsempfehlungen<br />

für technische Spezifikationen ableiten<br />

lassen. Zur Beantwortung dieser Fragen wurden insgesamt<br />

15 unterschiedliche Blinkergeräusche von<br />

48 UntersuchungsteilnehmerInnen bewertet. Die<br />

Stichprobe wurde hinsichtlich Alter und Geschlecht<br />

der UntersuchungsteilnehmerInnen ausbalanciert.<br />

Mit Hilfe eines mehrdimensionalen Ansatzes wurden<br />

subjektive Bewertungen der unterschiedlichen<br />

Blinkergeräusche, objektive physiologische Maße<br />

der kardiovaskulären und elektrodermalen Aktivität<br />

und physikalische Parameter der Geräusche miteinander<br />

in Verbindung gebracht. Insgesamt konnten<br />

die 15 untersuchten Geräusche in drei, aufgrund<br />

ihrer Hochwertigkeit unterschiedliche, Gruppen<br />

eingeteilt werden, für die sich Unterschiede in den<br />

physiologischen und physikalischen Parametern<br />

aufzeigen lassen. Die Ergebnisse zeigen, dass als<br />

hochwertig wahrgenommene Blinkergeräusche da-<br />

14. april<br />

durch charakterisiert werden können, dass sie leise,<br />

weich, zurückhaltend und gleichzeitig nicht zu<br />

scharf und rau gestaltet sind. Dieses Ergebnis wird<br />

durch die physiologischen Reaktionen der UntersuchungsteilnehmerInnen<br />

auf die unterschiedlichen<br />

Geräusche unterstrichen. Auch konnten Zusammenhänge<br />

mit physikalischen Parametern aufgezeigt<br />

werden, die als Handlungsempfehlungen in<br />

die Fahrzeugentwicklung eingehen. Die vorgestellte<br />

Untersuchung zeigt eine Möglichkeit auf, wie die<br />

Verbindung subjektiver und objektiver Parameter<br />

die Produktentwicklung und diesbezüglich vor allem<br />

die Einbeziehung des Faktors Mensch in ein<br />

eher technisch geprägtes Umfeld unterstützen kann.<br />

Bewertungs- und Gestaltungskriterien tragen wesentlich<br />

zur Soundoptimierung des Produktes Automobil<br />

bei. Diese differenzierte Methodik erfordert<br />

einen gewissen Aufwand, der jedoch durch eine<br />

höhere Produktqualität und den damit verbundenen<br />

Mehrwert gerechtfertigt wird.<br />

das Verhalten des Menschen Unter deM einFlUss hoch aUtoMatisier-<br />

ter systeMe iM FahrzeUG<br />

Muhrer Elke, Reinprecht Klaus, Vollrath Mark<br />

Institut für Psychologie, Technische Universität Braunschweig, Deutschland<br />

Das funktionierende Zusammenspiel von Mensch<br />

und Technik ist in vielen Bereichen des Alltags von<br />

herausragender Bedeutung. Einen großen Beitrag<br />

hierzu kann die Ingenieurpsychologie mit Ihren<br />

Methoden zur Prüfung solcher Systeme liefern. Ein<br />

Teilgebiet davon ist die Entwicklung und Erforschung<br />

von technischen Applikationen im Automobilbereich.<br />

Besonders hier hat die fortschreitende<br />

Automatisierung eine starke Veränderung der Rolle<br />

des Menschen im System Fahrzeug - FahrerIn<br />

- Fahrumgebung zur Folge. Trotz technischer Unterstützung<br />

durch Fahrassistenzsysteme bleibt für<br />

adäquates Handeln im Straßenverkehr das rechtzeitige<br />

Wahrnehmen und Verarbeiten von relevanter<br />

Information Voraussetzung für sicheres Fahren.<br />

An der TU Braunschweig wurde zur Untersuchung<br />

des Einflusses von Fahrassistenzsystemen auf kognitive<br />

Prozesse eine zweiteilige Experimentalreihe<br />

im Rahmen des Projektes ISi-PADAS durchgeführt.<br />

Ziel dieses Projekts war es, über eine kognitive Fahrermodellierung<br />

Fehler von FahrerInnen vorherzusagen,<br />

um Assistenzsysteme effizient entwickeln zu<br />

können. Die Modellierung basiert auf experimentel-<br />

len Untersuchungen des Fahrverhaltens. Ausgangspunkt<br />

war eine umfangreiche Unfallanalyse, bei der<br />

identifiziert wurde, welche Fehler FahrerInnen in<br />

bestimmten Situationen machen und warum. Erst<br />

diese Kenntnisse machen es möglich, Fahrassistenz<br />

zu entwickeln, die spezifisch auf den jeweiligen<br />

Unterstützungsbedarf der FahrerInnen abgestimmt<br />

ist. Ausgehend von den Ergebnissen der Analyse<br />

wurde in einer Fahrsimulatorstudie mit 30 TeilnehmerInnen<br />

(Geschlecht: 15♀, 15♂; Alter: M = 25.57,<br />

SD = 5.0) untersucht, wie man diese Fehler durch<br />

eine Unterstützung der FahrerInnen mittels Assistenzsystemen<br />

abfangen kann. Kritische Situationen<br />

wurden ohne und mit Assistenz durchfahren, um zu<br />

sehen, wie sich diese auf die Fahrreaktionen und die<br />

Unfallhäufigkeit auswirkt. Die Anzahl der Unfälle<br />

konnte mit Assistenz signifikant reduziert werden,<br />

die FahrerInnen zeigten jedoch eine starke visuelle<br />

Aufmerksamkeitsorientierung in das Cockpit des<br />

Fahrzeugs, was in realen, kritischen Situationen<br />

hoch risikoreich wäre. Diesen Effekt bezeichnet<br />

man als Automationseffekt, denn letztendlich sind<br />

mit einer Übernahme von Fahraufgaben durch ein


hs 15.04<br />

System nicht nur Vorteile sondern auch Gefahren<br />

verbunden. Dies war der Fokus einer weiteren Experimentalreihe,<br />

in der wiederum 30 TeilnehmerInnen<br />

(15♀, 15♂; Alter: M = 28.0; SD = 11.9) im Fahrsimulator<br />

untersucht wurden. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass nicht nur die Reaktionsbereitschaft auf kritische<br />

Ereignisse, sondern auch die visuelle Wahrnehmung<br />

14. april<br />

verkehrsrelevanter Elemente signifikant beeinträchtigt<br />

war. Ziel dieses Beitrags ist es, auf die immense<br />

Bedeutung der Integration von menschlichen Informationsverarbeitungsprozessen<br />

in die Entwicklung<br />

neuer Assistenzsysteme aufmerksam zu machen und<br />

dies mit experimentellen Ergebnissen zu untermauern.<br />

die eFFeKte eines Kritischen ereiGnisses aUF das VisUelle sUchVer-<br />

halten Von Fahrerinnen in einer siMUlierten VerKehrsUMGebUnG<br />

Reinprecht Klaus, Muhrer Elke, Vollrath Mark<br />

Institut für Psychologie, Technische Universität Braunschweig, Deutschland<br />

Die Wahrnehmung visueller Informationen ist in<br />

vielen Situationen stark handlungsrelevant. Ebenso<br />

verhält es sich beim Lenken eines Fahrzeuges. Laut<br />

Literatur ist davon auszugehen, dass ca. 90 % der<br />

Informationen die man für das Autofahren benötigt<br />

über den visuellen Sinneskanal aufgenommen werden.<br />

Hierbei stellt die visuelle Suche nach relevanten<br />

Reizen bzw. Informationen eine wichtige Aufgabe<br />

dar. In vorliegendem Experiment widmete man<br />

sich der Fragestellung, wie sich das visuelle Suchverhalten<br />

nach einer kritischen, unfallrelevanten<br />

Situation ändert. Von besonderem Interesse war, ob<br />

sich durch ein kritisches Ereignis das Blickverhalten<br />

generell ändert, oder nur in der jeweiligen Verkehrsumgebung,<br />

in der das Ereignis stattgefunden hat und<br />

wie lange dieser Effekt andauert. Um dies zu prüfen<br />

wurde an der TU Braunschweig eine Simulatoruntersuchung<br />

durchgeführt. Die Untersuchung fand<br />

im statischen Fahrsimulator des Lehrstuhls statt.<br />

Der Simulator besteht aus 3 Leinwänden mit einer<br />

Sichtfläche von ca. 12 m², Pedalerie, Schalthebel,<br />

Fahrer- und Beifahrersitz und Lenkrad. 32 Personen<br />

nahmen teil (Alter MW = 27.0, SD = 7.79; 14<br />

Frauen, 18 Männer). Um eine möglichst reizarme<br />

Verkehrsumgebung zu gewährleisten, wurde eine<br />

Nachtsimulation generiert, die aus vier Landstraßenabschnitten<br />

und vier Städten, die zwischen den<br />

Landstraßen eingebaut waren bestand. Insgesamt<br />

wurde diese Strecke 3x durchfahren (Block 1, 2, 3),<br />

wobei im 1. Block (in der letzten Stadt) das kritische<br />

Ereignis stattfand. Hier querte ein Fußgänger auf einem<br />

geraden Teilstück der Stadt die Fahrbahn von<br />

der linken Seite kommend. Nur durch eine schnelle<br />

Reaktion (TTC=2 sec) konnte eine Kollision mit<br />

dem Fußgänger verhindert werden. Die Versuchsdauer<br />

betrug eine Stunde. Die Fahrparameter wurden<br />

mit einer Taktfrequenz von 60 Hz aufgezeich-<br />

net, das visuelle Suchverhalten mit 25 Hz mit einem<br />

kopfbasierten Blickerfassungssystem. Für eine erste<br />

Auswertung wurden die Landstraßenabschnitte vor<br />

und nach dem kritischen Ereignis untersucht sowie<br />

die Stadt mit dem kritischen Ereignis im Vergleich<br />

zu den Städten ohne kritisches Ereignis. Es zeigen<br />

sich keine signifikanten Unterschiede zwischen der<br />

Stadt mit dem kritischen Ereignis im Vergleich mit<br />

jenen ohne kritisches Ereignis. Beim Vergleich des<br />

Landstraßenabschnitts über die drei Blöcke zeigt<br />

sich, dass es zu einer signifikanten Veränderung des<br />

visuellen Suchverhaltens kommt. Hierbei kommt es<br />

zu einer signifikanten Verringerung des Suchverhaltens<br />

von Block 1 zu Block 2. Die verringerte visuelle<br />

Suche im Block 2 deutet auf eine höhere Zeit<br />

an Fixationen auf die Straße hin. Zwischen Block<br />

2 und Block 3 kommt es wieder zu einem Anstieg<br />

des Suchverhaltens, jedoch ohne statistische Signifikanz.<br />

Die ersten Ergebnisse legen nahe, dass<br />

durch ein kritisches Ereignis das visuelle Suchverhalten<br />

kurzfristig verändert wird, jedoch nach einer<br />

bestimmten Fahrtdauer (ca. 20 min) wieder auf das<br />

Ausgangsniveau zurückkehrt. Weitere Ergebnisse<br />

werden vorgestellt.<br />

221


222<br />

hs 15.04<br />

14. april<br />

psycholoGische eiGnUnGsUntersUchUnGen bei triebFahrzeUGFührern<br />

Und zUGbeGleitern<br />

Nechtelberger Martin 1 , Kanzler Birgit 1 , Hasanovic Adela 2<br />

1 AAP - Angewandte Psychologie und Forschung GmbH, Österreich; 2 Universität Wien, Österreich<br />

Es werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz dargestellt<br />

und erste Auswertungen aus unserer Stichprobe von<br />

Triebfahrzeugführern und Zugbegleitern gegeben<br />

(ca. 200 Personen). Die AAP GmbH ist anerkannte<br />

Stelle zur psychologischen Untersuchung von Triebfahrzeugführern<br />

durch das deutsche Eisenbahn-<br />

Bundesamt. Es sollen die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

und die daraus resultierende Gestaltung<br />

der psychologischen Gutachten und des Untersuchungsablaufes<br />

beschrieben werden (Deutschland,<br />

Österreich, Schweiz im Vergleich). Weiters werden<br />

die statistischen Auswertungen der Testergebnisse<br />

(Persönlichkeit, Leistung, Intelligenz) der Stichprobe<br />

von Triebfahrzeugführer- und Zugbegleiter- Bewerbern<br />

dargestellt (Testungen durch AAP, Zeitraum<br />

2009-2011, größtenteils für österreichische<br />

Eisenbahnunternehmen) und in den Vergleich mit<br />

relevanten Altersnormen gesetzt (n = ca. 200).


hs 15.04<br />

14. april<br />

symPosium konzePTionierung und enTwicklung Von wissenschafT-<br />

lich gePrüfTen qualiTäTskriTerien in der Psychologie<br />

chair: jiMénez paUl<br />

Jiménez Paul 1 , Dunkl Anita 1 , Grote Vincent 2,3 , Kelz Christina 2,3 , Vetter Marco 4 , Moser Maximilian 2,3<br />

1 Arbeitsbereich Arbeits-, Organisations-, und Umweltpsychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz,<br />

Österreich; 2 Human Research für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung GmbH, Österreich; 3 Institut für<br />

Physiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich; 4 SCHUHFRIED GmbH, Österreich<br />

Qualitätskriterien sind gängige Mittel, um bestimmte<br />

Merkmale von Produkten, Prozessen oder<br />

Programmen sicher beurteilen zu können. Vor allem<br />

durch Vergleichbarkeit, Übertragbarkeit und<br />

übersichtliche Darstellung bieten Qualitätskriterien<br />

viele Vorteile, die die Anwendung dieses Prüfsystems<br />

beliebt machen. Werden die Kriterien jedoch<br />

nicht auf Reliabilität, Validität und Vollständigkeit<br />

geprüft und leichtfertig angewendet, so wird das<br />

Prüfsystem unzuverlässig und die Ergebnisse zeigen<br />

keine Aussagekraft. So werden in internationalen<br />

Normen (ÖNORM D 4000, ISO 10075) Standards<br />

zur Qualitätssicherung von Produkten und Prozessen<br />

festgelegt, die nicht nur leicht anwendbar, sondern<br />

auch auf wissenschaftlichen Theorien beruhen<br />

und empirisch geprüft sind. Diese wissenschaftliche<br />

Vorgehensweise bei der Entwicklung von Qualitätskriterien<br />

sichern nicht nur eine valide und reliable<br />

Bewertung, sondern erlauben zudem eine umfassende<br />

Evaluierung der Qualitätskriterien. Dieses<br />

Symposium widmet sich der Thematik rund um die<br />

Konzeptionierung und Entwicklung von wissenschaftlich<br />

geprüften Qualitätskriterien.<br />

Im ersten Beitrag von Grote et al. werden Studien<br />

vorgestellt, die die psychophysiologischen Auswirkungen<br />

von verschiedenen Innenräumen betrachtet.<br />

Welche Qualitätskriterien und standardisierten Evaluationsmethoden<br />

bei diesen Studien angewendet<br />

werden können, wird in diesem Vortrag diskutiert.<br />

Der zweite Vortrag von Dunkl et al. beschäftigt sich<br />

mit der Entwicklung und Prüfung von wissenschaftlich<br />

fundierten Qualitätskriterien für „grüne“ Materialien<br />

und Technologien. Die Entwicklung eines<br />

empirisch geprüften Qualitätskriterienkatalogs für<br />

AnbieterInnen gesundheitspräventiver Dienstleistungen<br />

wird von Jiménez et al. beschrieben. Dabei<br />

werden Vorgehensweise, Prüfung und Nutzen von<br />

Qualitätskriterien im Bereich der Stress- und Burnoutprävention<br />

analysiert. Im letzten Beitrag wird abschließend<br />

ein Konzept für ein Normenprojekt vorgestellt,<br />

welches Struktur-, Prozess-, Konzept- und<br />

Ergebnisqualität von Prozessen in der Betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung beurteilen lässt.<br />

Literatur: ISO 10075-3:2004 (2004). Ergonomische<br />

Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung.<br />

Teil 3: Grundsätze und Anforderungen an<br />

Verfahren zur Messung und Erfassung psychischer<br />

Arbeitsbelastung. Berlin: Beuth. Österreichisches<br />

Normungsinstitut (2005). ÖNORM D 4000. Anforderungen<br />

an Prozesse und Methoden in der Personalauswahl<br />

und -entwicklung. Wien: ON.<br />

GesUndheitliche aUswirKUnGen baUbioloGisch optiMierter innenräUMe<br />

Grote Vincent 1,2 , Kelz Christina 1,2 , Eibel Kerstin 3 , Jiménez Paul 3 , Reitbauer Joachim 4 , Moser Maximilian<br />

1,2<br />

1 Human Research für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung GmbH, Österreich; 2 Institut für Physiologie,<br />

Medizinische Universität Graz, Österreich; 3 Arbeitsbereich Arbeits-, Organisations-, und Umweltpsychologie, Institut für<br />

Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 4 Holzcluster Steiermark GmbH, Österreich<br />

Bei der Entwicklung und Implementierung neuer<br />

Technologien in Innenräumen wird vor allem auf<br />

technische und ökonomische Aspekte geachtet.<br />

Mindestens ebenso wichtig sind jedoch humanbiologische<br />

und kulturelle Aspekte. Neue Studien zeigen,<br />

dass der heutige Mensch im Kontakt mit der<br />

Natur und natürlichen Materialien Erholung erlebt,<br />

Stress abbaut und Resilienz aufbaut. So kann eine<br />

gesundheitsfördernde Wirkung einer Holzausstattung<br />

in Innenräumen beobachtet werden, welche<br />

Schlafqualität und Wohlbefinden fördert bzw. die<br />

psychophysiologische Beanspruchung in Büroräumen<br />

oder Klassenzimmern reduziert. Bis heute gibt<br />

es jedoch keine standardisierten Evaluationsmethoden<br />

und Qualitätskriterien für potentielle positive<br />

gesundheitliche Auswirkungen natürlicher Materia-<br />

223


224<br />

hs 15.04<br />

lien und Technologien auf den menschlichen Organismus.<br />

Anhand praktischer Beispiele und Studienergebnisse<br />

wird gezeigt, wie formal gut entworfene<br />

und aus hochwertigen Materialien angefertigte Produkte<br />

aus erneuerbaren Rohstoffen die Lebensqualität<br />

beeinflussen. Der damit verbundene Aufbau<br />

14. april<br />

einer Wissensplattform rückt neben technischen<br />

Spezifikationen auch psychophysiologische und<br />

emotionale Qualitäten eines Produktes in den Fokus<br />

der Aufmerksamkeit. Dieses Projekt wird vom Zukunftsfonds<br />

Steiermark gefördert.<br />

entwicKlUnG Von QUalitätsKriterien Für „Grüne“ Materialien Und<br />

technoloGien<br />

Dunkl Anita 1 , Jiménez Paul 1 , Eibel Kerstin 1 , Grote Vincent 2,3 , Kelz Christina 2,3 , Moser Maximilian 2,3<br />

1 Arbeitsbereich Arbeits-, Organisations-, und Umweltpsychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz,<br />

Österreich; 2 Human Research für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung GmbH, Österreich; 3 Institut für<br />

Physiologie, Medizinische Universität Graz, Österreich;<br />

Gesundheitliche oder psychologische Aspekte spielen<br />

bei der Entwicklung von ökologischen Technologien<br />

und Materialien oft eine nebengeordnete Rolle.<br />

Dabei belegen erste wissenschaftliche Studien,<br />

dass natürliche Materialien den menschlichen Organismus<br />

positiv beeinflussen. Beispielsweise zeigen<br />

Personen in Büroräumen mit Holzausstattung ein<br />

reduziertes Stresserleben und eine geringere physiologische<br />

Beanspruchung (Kelz, Lackner, Avian<br />

& Moser, 2007). Ähnliche Ergebnisse zeigen sich<br />

auch bei SchülerInnen in Klassenzimmern mit Massivholzmöblierung<br />

(Köhldorfer et al., 2010). Trotz<br />

dieser ersten Belege mangelt es an empirisch fundierten<br />

Evaluationsmethoden und Qualitätskriterien<br />

für gesundheitliche und psychologische Auswirkungen<br />

von natürlichen Materialien und Technologien<br />

auf den menschlichen Organismus. Im vorliegenden<br />

Projekt sollen deshalb Qualitätskriterien entwickelt<br />

werden, welche eine Beurteilung von „grünen“ Materialien<br />

in Anlehnung an bestehende Normen und<br />

Bezug zum aktuellen Forschungsstand sowie Befragungsergebnissen<br />

erlauben. Dabei sollen neben<br />

ökologischer Nachhaltigkeit und Nutzung des Produkts<br />

vor allem gesundheitsbezogene Kriterien und<br />

Ästhetik/Design integriert werden. Die Evaluierung<br />

der Qualitätskriterien wird auf verschiedenen Ebenen<br />

durchgeführt. Einerseits konnten ExpertInnen-<br />

Interviews durchgeführt werden, andererseits wurde<br />

die Beurteilung von „grünen“ Produkten anhand<br />

dieser Qualitätskriterien in einer Onlinebefragung<br />

analysiert. Ziel ist die Schaffung einer fundierten<br />

wissenschaftlichen Basis für die Entwicklung und<br />

Bewertung von ökologischen Produkten, die von<br />

unterschiedlichen Gruppen (EvaluatorInnen/ ProduzentInnen/<br />

KonsumentInnen) genutzt werden kann.<br />

Die psychologischen und emotionalen Qualitäten<br />

einer „grünen“ Technologie sollen stärker in den Fokus<br />

der Aufmerksamkeit gerückt werden.<br />

Literatur: Kelz, C., Lackner, H., Avian, A., & Moser,<br />

M. (2007). Solid Fir furniture reduces strain during<br />

and after concentration periods. Paper presented<br />

at the 7th biennal Conference on Environmental<br />

Psychology.<br />

Köhldorfer, P., Avian, A., Grote, V., Frühwirth, M.,<br />

Hillebrand, C., Resch, V., et al. (2010). Schule ohne<br />

Stress. Klassenräume mit Massivholz-Ausstattung -<br />

ein Beitrag zur Verhältnisprävention. Paper presented<br />

at the 5. Steirische Gesundheitskonferenz.<br />

QUalitätsKriterien Für anbieterinnen GesUndheitspräVentiVer dienst-<br />

leistUnGen<br />

Jiménez Paul, Eibel Kerstin, Dunkl Anita, Ratswohl Angelika<br />

Arbeitsbereich Arbeits-, Organisations-, und Umweltpsychologie, Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz,<br />

Österreich<br />

Was zeichnet qualitativ hochwertige Angebote im<br />

Bereich der Stress- und Burnoutprävention aus?<br />

Wie können diese Angebote und deren Anbieter-<br />

Innen professionell bewertet werden? Um diese<br />

Fragen klären zu können und hochwertige gesundheitspräventive<br />

Angeboten von weniger professionellen<br />

Angeboten differenzieren zu können, wurde<br />

in der vorliegenden Studie ein empirisch geprüftes


hs 15.04<br />

Messinstrument entwickelt. Ein Prüfsystem basierend<br />

auf Qualitätskriterien kann eine objektive und<br />

transparente Beurteilungsgrundlage für die Qualität<br />

von verschiedenen Angeboten und AnbieterInnen<br />

auf dem vielfältigen Markt der Stress- und Burnoutprävention<br />

bieten. Ein Qualitätskriterienkatalog<br />

bietet dabei vielseitigen Nutzen: Für BegutachterInnen<br />

und EvaluatorInnen gibt es eine objektive und<br />

transparente Bewertungsgrundlage in Anlehnung an<br />

internationale Standards. Für NutzerInnen wird eine<br />

klare Orientierung über professionelle Angebote<br />

und Anlaufstellen geboten, und AnbieterInnen können<br />

das Instrument zur Reflexion und Überprüfung<br />

eigener Angebote und Methoden nutzen. Aufbauend<br />

auf dem aktuellen Forschungsstand und unter<br />

Einbindung bereits etablierter Grundlagen wurde in<br />

einem interdisziplinaren ExpertInnenteam ein Kriterienkatalog<br />

erarbeitet. Bei der Entwicklung wurde<br />

darauf geachtet, eine konzept- bzw. theoriebasierte<br />

Vorgehensweise zu wählen, bei der ein zugrundeliegendes<br />

theoretisches Modell im Vordergrund steht<br />

14. april<br />

(Donaldson, 2007). Die dabei erarbeiteten Indikatoren<br />

von Struktur-, Prozess-, Ergebnis- und Konzeptqualität<br />

in Anlehnung an Donabedian (1980)<br />

bildeten dabei die wissenschaftliche Grundlage der<br />

Qualitätskriterien. Der Qualitätskriterienkatalog<br />

wurde anschließend in einem groß angelegten Bewerbungsverfahren<br />

zur Aufnahme in eine öffentlich<br />

zugängliche Broschüre geprüft und anschließend<br />

adaptiert. Das Ergebnis zeigt, dass die entwickelten<br />

Qualitätskriterien in der Lage sind, Angebote und<br />

AnbieterInnen von gesundheitspräventiven Programmen<br />

zu vergleichen bzw. zu differenzieren und<br />

zu bewerten. Ausgangspunkte, Vorgehensweise und<br />

Entwicklungsschritte werden im Vortrag erläutert.<br />

Literatur: Donabedian, A. (1980). Explorations in<br />

quality assessment and monitoring. Ann Arbor, MI:<br />

Health Administration Press.<br />

Donaldson, S. I. (2007). Program Theory-Driven<br />

Evaluation Science. New York, London: Lawrence<br />

Erlbaum Associates.<br />

QUalitätsKriterien Für die betriebliche GesUndheitsFÖrderUnG –<br />

VorstellUnG eines norMenprojeKtes<br />

Vetter Marco 1 , Jiménez Paul 2<br />

1 2 SCHUHFRIED GmbH, Österreich; Arbeitsbereich Arbeits-, Organisations-, und Umweltpsychologie, Institut für Psychologie,<br />

Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) hat klare<br />

Grundsätze: Es müssen alle MitarbeiterInnen die<br />

Möglichkeit haben an dem Programm teilnehmen<br />

zu können (Partizipation) und die Maßnahmen müssen<br />

in den Alltag integriert werden (Integration).<br />

Auch die Qualität der Angebote ist im Vordergrund,<br />

weshalb weitere wichtige Punkte das ganzheitliche<br />

Gesundheitsverständnis, d.h. die Betrachtung von<br />

psychosozialen und körperlichen Faktoren, und ein<br />

systematisches Vorgehen betreffen. Optimalerweise<br />

werden ausgehend von einer hochwertigen Analyse<br />

des Betriebes, gemeinsam mit allen, Maßnahmen<br />

entwickelt und umgesetzt. Am Ende wird das<br />

Ergebnis geprüft und angepasst. Daraus entstehen<br />

langfristige und nachhaltige Angebote auch für die<br />

eigene Entwicklung und die persönliche Gesundheitsförderung.<br />

Problematisch wird es, wenn BGF-<br />

Projekte diese Grundsätze unzureichend oder gar<br />

nicht befolgen. Das Fehlen von wissenschaftlich<br />

fundierten Theorien oder einer qualitativ hochwertigen<br />

Bedarfsanalyse haben oft unprofessionelle<br />

BGF-Projekte zur Folge. Auch eine unzureichende<br />

Integration der BGF-Maßnahme in die Strukturen<br />

der Organisation kann zum Scheitern des Projektes<br />

führen. Ein Weg zur Qualitätssicherung sind festgeschriebene<br />

Beurteilungskriterien für die Strukturen<br />

und Prozesse, wie sie in Normen zu finden sind.<br />

Normen zu Auswahlprozessen wie die Personalauswahlnorm<br />

DIN 33430 (österreichische Anpassung<br />

ist die ON D 4000), ISO 10667-1:2011 und ISO<br />

10667-2:2011 zeigen den Nutzen für AnbieterInnen<br />

und KundInnen (s.a. Hornke & Wottawa, 2012).<br />

In diesem Beitrag wird ein Konzept für eine Norm<br />

vorgestellt, das auf der Basis von bestehenden Vorgehensweisen<br />

beruht und gleichermaßen die Struktur-,<br />

Prozess-, Konzept- und Ergebnisqualität von<br />

BGF-Prozessen und AnbieterInnen beurteilen lässt.<br />

Es werden die Schritte zu einer Norm, mögliche Risiken<br />

und der Nutzen daraus dargestellt.<br />

Literatur: Hornke, L., & Wottawa, H. (2012). Vorurteilsfreie<br />

Verfahren der Personalbeurteilung und<br />

–auswahl. Die neue ISO-Norm 10667 regelt Assessment<br />

–Prozesse. Personalführung, 1, 22-25. Österreichisches<br />

Normungsinstitut (2005). ÖNORM D<br />

4000. Anforderungen an Prozesse und Methoden<br />

225


226<br />

hs 15.04<br />

in der Personalauswahl und -entwicklung. Wien:<br />

ON. Österreichisches Normungsinstitut (2011). ISO<br />

10667-1. Assessment service delivery -- Procedures<br />

and methods to assess people in work and organizational<br />

settings -- Part 1: Requirements for the client.<br />

Wien: ON. Österreichisches Normungsinstitut<br />

(2011). ISO 10667-2. Assessment service delivery<br />

-- Procedures and methods to assess people in work<br />

and organizational settings -- Part 2: Requirements<br />

for service providers. Wien: ON.<br />

14. april


hs 15.04<br />

14. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: ANGEWANDTE FORSCHUNG:<br />

SPEzIELLE KAPITEL II<br />

chair: KÖrner christoF<br />

intrinsische MotiVation Und iMplizite selbstreGUlation<br />

Barbara Hanfstingl<br />

Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich<br />

Der Beitrag untersucht die Zusammenhänge zwischen<br />

motivationalen Regulationsstilen basierend<br />

auf der Selbstbestimmungstheorie (SDT; z.B.<br />

Ryan & Deci, 2002) und unterschiedlichen Aspekten<br />

von Selbstregulation (PSI-Theorie; z.B. Kuhl,<br />

2001, 2010) sowie Spiritualität (Francis & Louden,<br />

2000; Schnell & Becker, 2007). Ausgangspunkt ist<br />

die Studie von Hanfstingl et al. (2010), in der gezeigt<br />

werden konnte, dass der von Ryan und Deci<br />

als direkt postulierte Zusammenhang zwischen den<br />

psychologischen Basic Needs (Autonomie-, Kompetenzunterstützung,<br />

soziale Eingebundenheit) und<br />

intrinsischer Motivation möglicherweise durch implizite<br />

Selbstregulationsmechanismen vollständig<br />

mediiert wird. Wir schließen daraus, dass zur Entwicklung<br />

und Aufrechterhaltung von intrinsischer<br />

Motivation nicht nur Umweltfaktoren, wie dies die<br />

psychologischen Basic Needs darstellen, sondern<br />

auch bestimmte implizite Selbstregulationskompetenzen<br />

eine Rolle spielen. Weiters postulieren Koole<br />

et al. (2010) auf theoretischer Ebene, dass Personen,<br />

die zu Religiosität und Spiritualität neigen, ebenso<br />

höhere Werte in impliziter Selbstregulation aufweisen<br />

müssten. Die vorgestellte Studie soll genaueren<br />

Aufschluss darüber bringen, welche Facetten der<br />

impliziten Selbstregulation sowie der Spiritualität<br />

eine besondere Relevanz für die intrinsische Motivation<br />

haben. Zur Klärung der Fragestellung wurden<br />

folgende Instrumente eingesetzt: Das Selbststeuerungsinventar<br />

(SSI, Fröhlich & Kuhl, 2003), eine<br />

deutsche Übersetzung der Francis-Louden mystical<br />

orientation scale (MOS; Francis & Louden, 2000),<br />

die Skalen Lebenssinn und Lebenskrise des Fragebogens<br />

zu Lebensbedeutungen und Lebenssinn<br />

(LeBe, Schnell & Becker, 2007), die Resilienzskala<br />

von Schumacher (Schumacher et al., 2004), und<br />

ein Fragebogen zur Erfassung der vier motivationalen<br />

Regulationsstilen nach der SDT (Ryan & Deci,<br />

2002). Die Daten wurden sowohl online als auch in<br />

Papier-Bleistift-Version gesammelt, mehr als 300<br />

Personen nahmen an der Untersuchung teil. Erste<br />

Analysen zeigen, dass einige Facetten der impliziten<br />

Selbstregulation (z.B. Selbstzugang) signifikant<br />

negativ mit Spiritualität korrelieren, wie sie in der<br />

MOS operationalisiert ist, während andere Facetten<br />

(z.B. Selbstberuhigung) gar nicht mit der MOS korrelieren.<br />

Im Unterschied dazu korrelieren die beiden<br />

LeBe-Skalen als auch die Resilienzskala signifikant<br />

positiv mit allen Skalen der impliziten Selbstregulation.<br />

wie wirKt der VisUelle szeneKontext aUF die VisUelle objeKterKennUnG?<br />

Heise Nils, Ansorge Ulrich<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Visuelle Objekte werden besser in passenden (oder<br />

konsistenten) als unpassenden visuellen Szenen erkannt.<br />

Die ProbandInnen erkennen in den entsprechenden<br />

Untersuchungen einen Toaster in der Küche<br />

z.B. häufiger als einen Hydranten in der Küche.<br />

In der vorliegenden Studie untersuchten wir die Ursache<br />

dieses Szenen-Konsistenzeffektes. Beruht der<br />

Effekt auf einer besseren Wahrnehmung von Objek-<br />

ten an ihren typischen Aufbewahrungsorten? Oder<br />

wird der Effekt durch eine größere Bedeutungsübereinstimmung<br />

von Objekt und Szene hervorgerufen?<br />

Um das zu untersuchen, wurden traditionelle Messmethoden<br />

des Szenen-Objekt-Konsistenzeffektes<br />

mit einer neuen Methode verglichen. Bei der von<br />

uns entwickelten neuen Methode mussten unsere<br />

ProbandInnen beurteilen, ob ein visuelles Objekt<br />

227


228<br />

hs 15.04<br />

normal orientiert gezeigt wurde oder ob es in der<br />

Bildebene gedreht wurde. Bei dieser Aufgabe müssen<br />

die ProbandInnen die stets aufrecht orientierten<br />

Szenen vernachlässigen. Die Orte der Szene verlieren<br />

so ihre Vorhersagekraft, aber die Bedeutung<br />

bleibt ein Einflussfaktor. Im Einklang mit einem<br />

Einfluss der Objektorte auf die Objekterkennung<br />

14. april<br />

beim Szenen-Objekt-Konsistenzeffekt, konnte bei<br />

unserer neuen Methode kein signifikanter Vorteil<br />

für konsistente Objekte gefunden werden. Diese Ergebnisse<br />

legen nahe, dass bisher gefundene Effekte<br />

nicht durch semantische Verarbeitung allein hervorgerufen<br />

wurden.<br />

KoMplexer als bisher Gedacht: neUe einsichten in die optiMale Vor-<br />

Gabe des initial preFerence tasKs<br />

Burger Christoph, Stieger Stefan<br />

Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden, Fakultät für Psychologie, Universität Wien,<br />

Österreich<br />

Der Initial Preference Task (IPT) basiert auf dem<br />

sogenannten Name-Letter-Effekt (NLE). Dieser<br />

beschreibt das Phänomen, dass Personen über verschiedene<br />

Kulturen hinweg Buchstaben, die in ihren<br />

eigenen Namen vorkommen („Namensbuchstaben“),<br />

besser bewerten als Buchstaben, die nicht in<br />

ihren Namen vorkommen („Nicht-Namensbuchstaben“).<br />

Dieser Effekt ist besonders stark für die Initialen<br />

ausgeprägt und wird als ein Maß für impliziten<br />

(d.h., automatischen, unbewussten) Selbstwert gesehen.<br />

Obwohl die Grundannahme der Implizitheit des<br />

IPT bislang kaum empirisch untersucht wurde, ist<br />

der IPT, neben dem impliziten Assoziationstest, das<br />

am häufigsten verwendete Instrument zur Messung<br />

des impliziten Selbstwerts. Kürzlich wurde diese<br />

Annahme jedoch durch Krizan (2008) stark in Frage<br />

gestellt, da er zeigen konnte, dass sich je nach<br />

Vorgabeart des IPT bis zu 85% der Teilnehmer beim<br />

Bewerten der Namensbuchstaben bewusst an ihre<br />

Namensinitialen denken. Dieser Sachverhalt hat<br />

weitreichende und ernstzunehmende Implikationen.<br />

Wenn sich Personen beim Bewerten der Buchstaben<br />

des Selbstbezugs bewusst sind (wir nennen diese<br />

Personen in weiterer Folge „Recognizer“), besteht<br />

auch die Möglichkeit das Ergebnis des IPT direkt<br />

zu beeinflussen. Es muss also hinterfragt werden, ob<br />

die dem IPT zugrundeliegenden Prozesse weiterhin<br />

als implizit aufgefasst werden sollten, da zumindest<br />

die Möglichkeit besteht, dass sie durch explizite (bewusste,<br />

kontrollierte) Prozesse bzw. Einflüsse stark<br />

konfundiert werden. Die vorliegende Studie (N =<br />

228) hatte zum Ziel, die IPT-Vorgabe so zu modifizieren,<br />

dass die Anzahl der Recognizer minimiert<br />

wird. Dazu wurden aus der bereits vorliegenden<br />

Literatur, drei Vorgabearten (konventionelle Vorgabe,<br />

Schriftart-Vorgabe und Symbol-Vorgabe) experimentell<br />

variiert und die Anzahl an Recognizern<br />

verglichen. Weiters wurde untersucht, ob das Miteinbeziehen<br />

von Namensbuchstaben, die keine Initialen<br />

sind („Nicht-Initial-Namensbuchstaben“), zu<br />

einem noch valideren Messinstrument für impliziten<br />

Selbstwert führt. Zur Berechnung der IPT-Effekte<br />

wurde der empfohlene I-Algorithmus verwendet.<br />

Die Ergebnisse bestätigten die Kritik von Krizan: Bei<br />

der konventionellen Vorgabe gaben 48% der Personen<br />

an, sich der Selbstrelevanz bei der Buchstabenbewertung<br />

bewusst gewesen zu sein. Im Gegensatz<br />

dazu konnten die beiden elaborierteren Vorgabemethoden<br />

bessere Ergebnisse erzielen (Schriftart: 37%;<br />

Symbol: 27%), wobei sich die Symbol-Vorgabe<br />

(d.h. die Verwendung von ASCII-Zeichen als Füller-Items)<br />

als am effektivsten herausstellte. Weiters<br />

konnte gezeigt werden, dass Recognizer höhere IPT-<br />

Scores als Nicht-Recognizer hatten. IPT-Effekte für<br />

Nicht-Initial-Namensbuchstaben konnten nur bei<br />

Recognizern gefunden wurden. Auf Grundlage der<br />

vorliegenden Ergebnisse, kann also die Empfehlung<br />

ausgesprochen werden, zukünftig die Symbol-Vorgabe<br />

des IPT zu verwenden, da diese die Anzahl der<br />

Recognizer – und damit auch potentielle explizite<br />

Fehlervarianz – stark reduziert.


hs 15.04<br />

14. april<br />

das lachende aUGe der FreiheitseinschränKUnG - aKtiVierende eFFeK-<br />

te psycholoGischer reaKtanz<br />

Steindl Christina M., Jonas Eva<br />

Fachbereich Psychologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Individuen, die in ihren freien Verhaltensweisen<br />

eingeschränkt werden, sind motiviert, diese Einschränkungen<br />

aufzuheben und ihre verlorene oder<br />

bedrohte Freiheit zurückzugewinnen. Jene Motivation,<br />

unter dem Namen der psychologischen Reaktanz<br />

(Brehm, 1966) bekannt, äußert sich in unterschiedlichen<br />

Effekten, die alle eine Wiederherstellung der<br />

Freiheit zum Ziel haben. Die Anzahl an negativen<br />

Auswirkungen psychologischer Reaktanz scheint<br />

in der bisherigen Literatur fast endlos zu sein: zum<br />

Beispiel sind Feindseligkeiten und Aggressionen<br />

(Brehm, 1966; Brehm & Brehm, 1981), negative<br />

Kognitionen und Wut (Dillard & Shen, 2005; Quick<br />

& Stephenson, 2007; Rains & Turner, 2007) oder<br />

rebellisches und unkooperatives Verhalten (Heilman<br />

& Toffler, 1976) nach einer Freiheitseinschränkung<br />

keine Seltenheiten. Nun stellt sich aber die Frage, ob<br />

aus einer Freiheitseinschränkung nicht auch positive<br />

Konsequenzen resultieren können, da Personen<br />

durch das Erleben von psychologischer Reaktanz<br />

aktiviert werden und in ihnen Energie mobilisiert<br />

wird, um ihre Freiheit wiederherzustellen. Mit dem<br />

Gedanken, Reaktanz nicht mehr nur als motivationale<br />

Erregung mit negativen, sondern ebenfalls mit<br />

positiven Auswirkungen zu sehen, wurde eine Stu-<br />

die an 167 Studierenden zu Reaktanz und Informationssuche<br />

durchgeführt. Es konnte gezeigt werden,<br />

dass Personen nach einer Freiheitseinschränkung<br />

nicht nur negative, sondern auch positive Gefühle<br />

erlebten. Weitere Analysen konnten zwischen Personen,<br />

die in ihrer Freiheit eingeschränkt wurden bzw.<br />

Reaktanz erlebten und Personen, die nicht in ihrer<br />

Freiheit eingeschränkt wurden bzw. keine Reaktanz<br />

erlebten, Unterschiede in der Suche nach Informationen<br />

aufzeigen. Demnach suchten eingeschränkte<br />

Personen unter Freiheitseinschränkung nur dann<br />

nach mehr Vorteilen der nicht eingeschränkten Reise,<br />

wenn sie sich stark fühlten, aber nicht wenn sie<br />

sich schwach fühlten. Besonders hervorzuheben ist<br />

hier das Ergebnis, dass „starke“ Personen nur unter<br />

einer Einschränkung nach mehr Vorteilen suchten,<br />

nicht aber unter keiner Einschränkung. Dies könnte<br />

darauf hinweisen, dass sich eine Freiheitseinschränkung,<br />

die in Reaktanz resultieren kann, bei „starken“<br />

Personen insofern positiv auswirkt, als dass sie sich<br />

schneller von der Einschränkung lösen können und<br />

sich somit weiter über alternative Möglichkeiten informieren<br />

wollen. Theoretische wie praktische Implikationen<br />

werden am Ende des Vortrags diskutiert.<br />

„erholsaMe landschaFt“ – die lieblinGsplätze Von bäUerinnen Und<br />

baUern in der natUr<br />

Scholz Elisabeth 1 , Suske Wolfgang 1 , Maurer Johannes 1 , Cervinka Renate 2<br />

1 Suske Consulting, Naturschutz & Ländlicher Raum & Soziales, Beratung/Projektmanagement/Weiterbildung, Wien,<br />

Österreich; 2 Institut für Umwelthygiene, Medizinische Universität Wien, Österreich<br />

Hintergrund: Empirische Studien bestätigen die positive<br />

Wirkung von natürlichen Landschaftsräumen<br />

auf die Erholung von Stress und auf das Wohlbefinden<br />

(Ulrich et al., 1991, Hartig et al., 2003). Das<br />

Landschaftsbild in Österreich wird stark durch den<br />

ländlichen Raum geprägt. Dieser nimmt den größten<br />

Teil der Landesfläche ein und wird seit Generationen<br />

durch die bäuerliche Landschaftspflege<br />

erhalten. Der speziellen Beziehung von Bäuerinnen<br />

und Bauern zu ihrer natürlichen Umgebung wurde<br />

bisher wenig Beachtung beigemessen. Die vorliegende<br />

Arbeit thematisiert über die Lieblingsplätze<br />

von Bäuerinnen und Bauern die Beziehung zu ihrer<br />

Landschaft und den besonderen Stellenwert der<br />

Landschaft als Erholungsressource.<br />

Methode: Mit 15 Bäuerinnen und Bauern wurden<br />

halbstrukturierte Interviews über ihren Lieblingsplatz<br />

in der Landschaft durchgeführt – die spezielle<br />

Atmosphäre des Ortes, die Motive diesen aufzusuchen<br />

und besondere Erlebnisse im Zusammenhang<br />

damit. Das Textmaterial wurde einer qualitativen Inhaltsanalyse<br />

unterzogen (Mayring, 2007). Die Analyse<br />

des Textmaterials, die Kategorienbildung und<br />

die Auszählung der Kategorien wurden durch zwei<br />

229


230<br />

hs 15.04<br />

UntersucherInnen (Psychologinnen) unabhängig<br />

voneinander vorgenommen. Ergebnisse: An den<br />

Interviews nahmen 15 Bäuerinnen und Bauern teil<br />

(5 Bäuerinnen, 6 Bauern), 12 davon betreiben u.a.<br />

Viehhaltung. Insgesamt bezogen sich 58 Aussagen<br />

direkt auf den Lieblingsplatz. Diese wurden unter<br />

induktiver Vorgehensweise folgenden Kategorien<br />

zugeordnet und nach ihrer Häufigkeit gereiht: I )<br />

„Beziehung zum Vieh“(13); II) „Entspannung“(10);<br />

III) „Ausblick“(7); IV) „Familiäre Verbindung“(6);<br />

IV) „Ortskraft“ (6); V) „Alltagsflucht“(5); V) „Bewusste<br />

Wahrnehmung der Natur“(5); VI) „Ästhetik“(4);<br />

VII) „Ortsverbundenheit“(2).<br />

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass die Form<br />

der Bewirtschaftung einen deutlichen Einfluss auf<br />

die Beziehung der Bäuerinnen und Bauern zu ihrer<br />

Landschaft und auf deren Stellenwert als Erholungsressource<br />

ausübt. Es zeigen sich u.a. Zusammenhänge<br />

zum „sense of place“- Ansatz (Genereux<br />

et al., 1983), zu den Konzepten der „emotionalen<br />

Ortsverbundenheit“ (Low und Altman, 1992) und<br />

der „erholsamen Umwelten“ (Kaplan, 1995). Die<br />

vorliegende Arbeit bestätigt das Potential der Landschaft<br />

als Ort der Erholung und verdeutlicht die<br />

Zusammenhänge zwischen Gesundheitsförderung,<br />

Landschaftspflege und Landschaftsplanung. Das<br />

14. april<br />

Erholungspotential der Landschaft sollte in Gesundheitsförderungsprogrammen<br />

für die Allgemeinbevölkerung<br />

vermehrt Berücksichtigung finden. Korpela<br />

et al. (2009) konnten zeigen, dass der Besuch<br />

von persönlichen Lieblingsorten für die psychische<br />

Regulation förderlich ist. Röderer (2010) stellte fest,<br />

dass die Natur als geeignetes Umfeld zur seelischen<br />

Erholung wahrgenommen wird. Diese Ressource<br />

gilt es, speziell für alltagsbezogene Erholungszwecke<br />

zugänglich zu machen. Zukünftige Arbeiten<br />

haben zum Ziel, den Einfluss des jahreszeitlichen<br />

Rhythmus auf Wohlbefinden und Gesundheit zu untersuchen.


hs 15.05<br />

14. april<br />

FORSCHUNGSREFERATE: AKTUELLE FORSCHUNGSER-<br />

GEBNISSE AUS DER ENTSCHEIDUNGSFORSCHUNG<br />

chair: ischebecK anja<br />

entscheidUnGen Und deren VorhersaGen: Unterschiede Und GeMein-<br />

saMKeiten aUs prozessperspeKtiVe<br />

Scherndl Thomas, Kühberger Anton<br />

Paris-Londron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Die klassische Entscheidungsforschung konzentriert<br />

sich häufig auf Entscheidungen von Personen für<br />

sich selbst. Im täglichen Leben kommen wir jedoch<br />

oft in Situationen, in denen wir Entscheidungen für<br />

andere Personen treffen oder deren Entscheidungen<br />

vorhersagen müssen. Diese Entscheidungsvarianten<br />

sind weniger beforscht, wobei es Hinweise gibt,<br />

dass sich Entscheidungen für andere Personen von<br />

klassischen „Selbst-Entscheidungen“ unterscheiden<br />

(Stone & Allgaier, 2008). Allerdings fehlen bisher<br />

Untersuchungen, welche diese Unterschiede auch<br />

auf Prozessebene und insbesondere bei der prädezisionalen<br />

Suche nach Informationen zeigen. In<br />

dieser Studie wurde deshalb die Informationssuche<br />

für Entscheidungen bzw. Vorhersagen von Entscheidungen<br />

bei multidimensionalen Entscheidungssituationen<br />

untersucht. ProbandInnen mussten für sich<br />

oder für ihre(n) beste(n) FreundIn zwischen meh-<br />

reren Urlaubsangeboten entscheiden bzw. die Entscheidung<br />

dieser anderen Person vorhersagen. Dazu<br />

suchten die ProbandInnen Informationen aus bereitgestellten<br />

Entscheidungsmatrizen, wobei die Reihenfolge,<br />

Dauer und Häufigkeit der Informationsakquise<br />

mittels MouselabWeb (Willemsen & Johnson,<br />

2007) erfasst wurde. Es zeigten sich bei der Informationssuche<br />

nur relativ geringe Unterschiede zwischen<br />

Entscheidungen für sich selbst und für andere.<br />

Für Vorhersagen von Entscheidungen der anderen<br />

Person wurden allerdings weniger Informationen<br />

gesucht und weniger Zeit aufgewendet. Mögliche<br />

Ursachen für diese systematischen Unterschiede<br />

sind unterschiedlich verwendete Entscheidungsheuristiken<br />

oder auch unterschiedlich ausgeprägte<br />

Motivationen bei diesen Entscheidungsarten (Jonas,<br />

Schulz-Hardt, & Frey, 2005).<br />

neUrophysioloGische Korrelate seleKtiVer inForMationssUche nach<br />

entscheidUnGen<br />

Vogrincic Claudia 1 , Fischer Peter 2 , Ischebeck Anja 1 , Klackl Johannes 3 , Jonas Eva 3 , Athenstaedt Ursula<br />

1 , Volberg Gregor 4<br />

1 Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich; 2 Lehrstuhl für Sozial-, Arbeits-, Organisations- und<br />

Wirtschaftspsychologie, Universität Regensburg, Deutschland; 3 Abteilung für Sozialpsychologie, Fachbereich Psychologie,<br />

Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich; 4 Lehrstuhl Allgemeine Psychologie I und Methodenlehre, Universität<br />

Regensburg, Deutschland<br />

Das Phänomen der selektiven Informationssuche<br />

ist definiert als die Tendenz, systematisch nach Informationen<br />

zu suchen, die konsistent zur eigenen<br />

Entscheidung, Meinung oder Einstellung sind, während<br />

inkonsistente Informationen systematisch vernachlässigt<br />

werden. Ist eine Entscheidung also erst<br />

einmal gefallen, werden vorwiegend Informationen<br />

beachtet, die diese bestätigen. Die Gründe hierfür<br />

werden in der Literatur aus zwei unterschiedlichen<br />

Perspektiven heraus diskutiert. Ein großer Teil der<br />

empirischen Forschung wird im Kontext der Dis-<br />

sonanztheorie durchgeführt. Diese geht davon aus,<br />

dass Personen entscheidungskonforme Informationen<br />

präferieren, um den negativ emotionalen Zustand<br />

der Dissonanz zu reduzieren, der nach Entscheidungen<br />

häufig ausgelöst wird. Im Gegensatz<br />

dazu sehen kognitive Ansätze selektive Infosuche<br />

als Konsequenz eines Bewertungsbias, der ohne<br />

bestimmte Intention oder Motivation auftritt. Er ist<br />

vielmehr die Folge einer kritischeren Testung entscheidungsinkonsistenter<br />

Informationen, die wiederum<br />

dazu führt, dass die Qualität konsistenter<br />

231


232<br />

hs 15.05<br />

und inkonsistenter Informationen unterschiedlich<br />

wahrgenommen wird. Die Folge - ein subjektiver<br />

Qualitätsvorteil konsistenter gegenüber inkonsistenter<br />

Information. Mit Hilfe bildgebender Verfahren<br />

(fMRI) wird in der vorliegenden Untersuchungsreihe<br />

geprüft, inwieweit sich bei der Verarbeitung<br />

konsistenter und inkonsistenter Informationen differentielle<br />

Aktivierungsmuster zeigen. Darüber hinaus<br />

werden moderierende Variablen und deren Einfluss<br />

auf mögliche Aktivierungsunterschiede untersucht.<br />

Ziel ist es, aufgrund möglicher differentieller Aktivierungsmuster,<br />

tiefere Einblicke in die zugrundeliegenden<br />

psychologischen Prozesse selektiver Informationssuche<br />

zu erhalten. Die Ergebnisse zeigen<br />

eine stärkere Beteiligung des inferioren frontalen<br />

14. april<br />

Gyrus (IFG) bei der Verarbeitung inkonsistenter Informationen,<br />

allerdings nur dann, wenn das Ausmaß<br />

der Gebundenheit an eine Entscheidung hoch ist.<br />

Der IFG ist unter anderem für die Bereitstellung zusätzlicher<br />

Energie als Antwort auf Konflikte zuständig<br />

und signalisiert damit einen erhöhten kognitiven<br />

Aufwand bei der Wahrnehmung inkonsistenter Informationen.<br />

Konkret ist eine Aktivierung des LIFG<br />

häufig dann zu beobachten, wenn verschiedene Repräsentationen<br />

(hier konsistente und inkonsistente<br />

Information) in Konkurrenz zueinander stehen und<br />

für die Unterdrückung einer stark aktivierten Repräsentation<br />

erhöhter kognitiver Aufwand betrieben<br />

werden muss.<br />

der einFlUss neGatiVer eMotionen Und UnVollständiGen cUe-wissens<br />

aUF die wahl Von entscheidUnGsstrateGien<br />

Gula Bartosz, Vitouch Oliver<br />

Abteilung für Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung, Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt,<br />

Österreich<br />

Der Ansatz zu einfachen Heuristiken (Gigerenzer,<br />

Todd, & ABC, 1999) wurde dafür kritisiert, dass<br />

dieser nicht spezifiziere, nach welchem Prinzip<br />

Entscheidungsstrategien ausgewählt würden. Ausgehend<br />

von dem Konzept ökologischer Rationalität<br />

wurde postuliert, dass Menschen je nach den<br />

Struktureigenschaften der Umwelt und weiteren Situationsbedingungen<br />

(wie Zeitdruck) die passendste<br />

Strategie auswählen. Es wurde gezeigt, dass bei Entscheidungen<br />

aus dem Gedächtnis und bei einfachem<br />

trial-by-trial Korrektheitsfeedback, Personen häufiger<br />

einfache Strategien wie Take The Best (TTB)<br />

als komplexere, kompensatorische Strategien wie<br />

Franklin’s Rule oder das Rationale Modell (RAT)<br />

verwenden. In den Studien werden typischerweise<br />

monetäre Gewinne als Feedback verwendet und es<br />

wird von einem perfekten Cue-Wissen ausgegangen.<br />

In den vorliegenden Studien wurde hingegen<br />

einerseits die Rolle emotional aversiven Feedbacks<br />

auf das Lernen von Cuevaliditäten und andererseits<br />

die Strategiewahl untersucht. In einer zweiten Studie<br />

wurde der Einfluss unvollständigen Cue-Wissens<br />

auf die Strategiewahl überprüft. In Studie 1 (N =<br />

63) bestand die Aufgabe darin, von jeweils zwei Insekten<br />

das giftigere zu wählen, basierend auf sechs<br />

dichotomen Körperattributen (Bergert & Nosofsky,<br />

2007), wobei zunächst die Validität der sechs Attribute<br />

gelernt wurde. In der Lernphase (119 Entscheidungen)<br />

wurde in einer Gruppe nur ein einfaches<br />

verbales Korrektheitsfeedback gegeben und in der<br />

zweiten Gruppe wurde nach jeder falschen Entscheidung<br />

ein „white noise“ (aversives Feedback, ca. 85<br />

dB) über Kopfhörer eingespielt. In der anschließenden<br />

Testphase wurde kein Feedback gegeben<br />

und die Aufgaben wurden so ausgewählt, dass aus<br />

den Strategien TTB und RAT unterschiedliche und<br />

eindeutige Entscheidungsvorhersagen hervorgehen.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die Art des Feedbacks<br />

zwar keinen Einfluss auf das Lernen der Cuevalditäten<br />

hatte, jedoch bei aversivem Feedback häufiger<br />

TTB (50% der Personen) in der Testphase verwendet<br />

wurde (24% RAT) als bei neutralem Feedback<br />

(36% TTB und 39% RAT). Das Ergebnis impliziert<br />

dass emotional aversives Feedback die Verwendung<br />

einfacher Strategien fördert und wird z.Zt. an einer<br />

größeren Stichprobe repliziert. In Studie 2 (N =<br />

20) entschieden Personen auf Basis von vier Attributen,<br />

welche von zwei Schauspielerinnen eher den<br />

Oskar für die beste weibliche Hauptrolle bekommt.<br />

Die Cuewerte pro Schauspielerin wurden zunächst<br />

gelernt, wobei die Cuemuster mancher Schauspielerinnen<br />

fehlende Werte enthielten. Anschließend<br />

mussten die Entscheidungen aus dem Gedächtnis<br />

getroffen werden. Die Ergebnisse zeigen, dass bei<br />

unvollständiger Information und Entscheidungen<br />

aus dem Gedächtnis mehr Personen komplexere<br />

Strategien als TTB verwendeten, was durch eine höhere<br />

Entscheidungsunsicherheit bei unvollständiger


hs 15.05<br />

Information erklärt werden könnte. Es wird die Rolle<br />

von unvollständiger Information und negativen<br />

Emotionen für einen allgemeinen Mechanismus der<br />

Strategiewahl diskutiert.<br />

VorhersaGe irrationaler entscheidUnGen<br />

Bazinger Claudia, Kühberger Anton<br />

Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich<br />

Es gibt zwei verschiedene Strategien, um Vorhersagen<br />

über Emotionen, Kognitionen und Verhalten<br />

anderer Personen zu treffen: Die „Theory Theory“<br />

hat den Standpunkt, dass wir dazu auf Wissen über<br />

Menschen zurückgreifen. Im Gegensatz dazu nimmt<br />

die „Simulation Theory“ an, dass wir keinerlei Wissen<br />

einsetzen, sondern uns ganz einfach in die andere<br />

Person hineinversetzen, und anhand unserer<br />

eigenen Reaktion dann eine Vorhersage treffen. Die<br />

Frage ist, wann welche Strategie eingesetzt wird.<br />

Dafür ist es hilfreich, Arten von Vorhersagen zu finden,<br />

bei denen eine der beiden Strategien nicht eingesetzt<br />

werden kann. Heal (1996) postulierte, dass<br />

irrationale Entscheidungen nicht durch Simulation<br />

vorhergesagt werden können. Um dies empirisch zu<br />

14. april<br />

überprüfen, wurde als repräsentative irrationale Entscheidung<br />

der Framing Effekt (Tversky & Kahneman,<br />

1981) ausgewählt. In unserer Studie sollten die<br />

ProbandInnen die Entscheidung einer unbekannten<br />

oder bekannten Person im Asian Disease Problem<br />

vorhersagen. Die Ergebnisse zeigten, dass der Framing<br />

Effekt vorhergesagt werden kann, und dass<br />

dies nur durch den Einsatz von Simulation erklärbar<br />

ist, da relevante Theorien über den Framing Effekt<br />

nicht vorhanden sind. In der Diskussion stellen wir<br />

die Frage, ob der Framing Effekt tatsächlich irrrational<br />

ist, und welche Art der Irrationalität wirklich<br />

außerhalb des Wirkungsbereiches der Simulation<br />

Theory liegen könnte.<br />

Mental accoUntinG in KonsUMentscheidUnGen: der einFlUss Unter-<br />

schiedlicher einnahMeQUellen aUF das aUsGabeVerhalten<br />

Hartl Barbara, Mühlbacher Stephan, Kirchler Erich<br />

Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Fakultät für Psychologie, Universität Wien, Österreich<br />

Von einem ökonomischen Standpunkt aus betrachtet,<br />

sollte die Verwendung von finanziellen Einnahmen<br />

unabhängig ihrer Quelle unter dem Gesichtspunkt<br />

der Nutzenmaximierung erfolgen. Dem Prinzip der<br />

Fungibilität, dem zufolge jede Geldeinheit durch eine<br />

beliebige andere ersetzt werden kann, widerspricht<br />

die Theorie des Mental Accounting. Diese Theorie<br />

umfasst die mentalen Vorgänge der Zuordnung, Organisation,<br />

Bewertung und Kontrolle der Ausgaben<br />

von Individuen oder Haushalten. Hierzu nehmen<br />

Personen eine Kategorisierung ihrer Einnahmen und<br />

Ausgaben vor. Ergebnisse von Fogel (1997) weisen<br />

darauf hin, dass Einnahmequellen nach unterschiedlichen<br />

Gesichtspunkten kategorisiert werden und<br />

diese Kategorisierung häufig bestimmt, für welchen<br />

Ausgabenbereich die Einnahmen verwendet werden.<br />

Dementsprechend wurde in der vorliegenden<br />

Studie (N=107) untersucht, ob Geldbeträge unter-<br />

schiedlicher Höhe (Geldbetrag: 25€ vs. 250€), die<br />

entweder im Casino gewonnen oder aus einer Steuerrückzahlung<br />

stammen (Einnahmequelle: hedonistisch<br />

vs. nicht hedonistisch), für korrespondierende<br />

Ausgabenbereiche verwendet werden. Dazu wurden<br />

sechs verschiedene Ausgabemöglichkeiten vorgegeben,<br />

die in einem Vortest als besonders stark bzw.<br />

wenig hedonistisch beurteilt wurden. Erste Ergebnisse<br />

zeigen, dass Geld aus einem Casinogewinn<br />

eher für hedonistische Ausgaben und eine Steuerrückzahlung<br />

eher für ernstere Ausgabemöglichkeiten<br />

verwendet wird. Die Höhe des Geldbetrages<br />

hatte keinen Einfluss auf seine Verwendung. Diese<br />

Ergebnisse sind für die Entwicklung der Mental Accounting<br />

Theorie von Bedeutung, wo bisher kaum<br />

Effekte der Einnahmequelle untersucht wurden. In<br />

der Praxis könnten die Befunde für Marketingzwecke<br />

verwendet werden, indem beispielsweise am<br />

233


234<br />

hs 15.05<br />

Ende eines Geschäftsjahres, wenn normalerweise<br />

Steuerrückzahlungen ausbezahlt werden, besonders<br />

Produkte und Dienstleistungen mit geringem hedonistischen<br />

Nutzen beworben werden.<br />

14. april


hs 15.05<br />

14. april<br />

vORTRAG DER PREISTRäGERIN/DES PREISTRäGERS<br />

DES ÖGP-DISSERTATIONSPREISES<br />

lesedeFizite Und rechtschreibdeFizite – zwei seiten derselben Medaille?<br />

Moll Kristina, Landerl Karin<br />

Der Vortrag stellt die Ergebnisse mehrerer Studien<br />

dar, deren Ziel es war, den Zusammenhang zwischen<br />

Lese- und Rechtschreibfertigkeiten und insbesondere<br />

zwischen Defiziten im Lesen und Defiziten<br />

im Rechtschreiben besser zu verstehen. Gemeinhin<br />

werden Defizite im Lesen und Defizite im Rechtschreiben<br />

als ein- und dasselbe Störungsbild gesehen,<br />

denen dieselben kognitiven Defizite zugrunde<br />

liegen.<br />

Im Rahmen einer epidemiologischen Erhebung von<br />

2029 Kindern der 2. bis 4. Schulstufe konnte jedoch<br />

gezeigt werden, dass isolierte Lesedefizite, sowie<br />

isolierte Rechtschreibdefizite keineswegs eine Ausnahme<br />

darstellen, sondern ebenso häufig auftreten<br />

wie kombinierte Lese- und Rechtschreibdefizite.<br />

Diese Dissoziation zwischen Lese- und Rechtschreibdefiziten<br />

bestätigte sich auch unter Einsatz<br />

praxisnaher Kriterien zur Klassifikation auffälliger<br />

und unauffälliger Leistungen.<br />

In einer weiteren Studie wurden Worterkennungsprozesse<br />

in spezifisch selektierten Gruppen<br />

(schlechte Leser/gute Rechtschreiber, gute Leser/<br />

schlechte Rechtschreiber, schlechte Leser/schlechte<br />

Rechtschreiber und gute Leser/gute Rechtschreiber)<br />

untersucht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass<br />

gute Leser/schlechte Rechtschreiber ihr Defizit im<br />

Aufbau wortspezifischer Repräsentationen (ersichtlich<br />

aus orthografisch falschen Schreibungen) durch<br />

intakte nichtlexikalische Prozesse beim Wortlesen<br />

kompensieren. Im Gegensatz dazu nutzen schlechte<br />

Leser/gute Rechtschreiber zwar ihre wortspezifischen<br />

Repräsentationen beim Lesen, sind aber<br />

dennoch extrem langsam. Diese reduzierte Lesegeschwindigkeit<br />

ist auf kognitiver Ebene mit Problemen<br />

in der Benennungsgeschwindigkeit assoziiert.<br />

Das kognitive Profil schlechter Leser/guter<br />

Rechtschreiber weist darauf hin, dass die Probleme<br />

schlechter Leser/guter Rechtschreiber weniger im<br />

Aufbau wortspezifischer Repräsentationen liegen,<br />

als im Zugriff auf diese.<br />

In Studie 3 wurde der Zusammenhang zwischen<br />

kognitiven Fertigkeiten (phonologische Bewusstheit<br />

und Benennungsgeschwindigkeit) und Schriftsprachkomponenten<br />

(Lesen und Rechtschreiben) in<br />

drei unabhängigen Stichproben (N = 1248) näher<br />

untersucht. Die Ergebnisse weisen auf einen spezifischen<br />

Zusammenhang von phonologischer Bewusstheit<br />

und Benennungsgeschwindigkeit mit verschiedenen<br />

Schriftsprachkomponenten hin. Während die<br />

phonologische Bewusstheit mit dem Rechtschreiben<br />

assoziiert ist, steht die Benennungsgeschwindigkeit<br />

insbesondere mit der Lesegeschwindigkeit in Zusammenhang.<br />

Die praktische Relevanz der dargestellten Befunde<br />

liegt in der Bedeutung einer differenzierten Diagnostik<br />

von Schriftsprachproblemen sowie einer<br />

differenzierten Förderung bei Störungen des Lesens<br />

und Störungen des Rechtschreibens.<br />

Die Ergebnisse werden in den Kontext internationaler<br />

Befunde zur Differenzierung von Lese- und<br />

Rechtschreibleistungen gestellt.<br />

235


236


personenreGister<br />

237


238<br />

A<br />

Abad Lorena, 84<br />

Agroskin Dmitrij, 149<br />

Ahlström David, 183<br />

Ahnert Lieselotte, 89, 90, 91<br />

Albert Dietrich, 98<br />

Alexandrowicz Rainer W., 93, 94, 155, 163, 165, 190<br />

AL-Smadi Mohammad, 113<br />

Altmann Ulrike, 55<br />

Ansari Daniel, 129<br />

Ansorge Ulrich, 60, 120, 137, 227<br />

Arendasy Martin, 79, 80, 155<br />

Athenstaedt Ursula, 50, 231<br />

Auer Karin, 97<br />

Aydin Nilüfer, 175<br />

B<br />

Baillie Donald, 213<br />

Bänninger-Huber Eva, 75, 76, 77, 78 , 105, 119<br />

Baranyai Patricia, 97, 165<br />

Barbara Hanfstingl, 227<br />

Batinic Bernad, 143<br />

Batrancea Larissa, 205<br />

Bauman Sheri, 101<br />

Baumann Urs, 75<br />

Bazinger Claudia, 233<br />

Bebendorf Dominik, 181<br />

Belianin Alexis, 205<br />

Benecke Cord, 76, 105, 119<br />

Benedek Mathias, 49, 135, 152<br />

Bergner Sabine, 133, 135, 152, 179<br />

Bergsmann Evelyn, 146<br />

Berthold Marcel, 98<br />

Bertl Bianca, 99<br />

Blatter Silvia, 99<br />

Blechert Jens, 121, 122<br />

Bliem Harald R., 99<br />

Bock Astrid, 75, 76<br />

Bohrn Isabel 53, 55<br />

Brandstätter Eduard, 95<br />

Braunstein Verena, 53, 56, 130, 179<br />

Braunstingl Reinhard, 182<br />

Brehmer-Rinderer Barbara, 191, 210<br />

Bruder Jennifer, 54<br />

Brunner Eva, 100, 111<br />

Bühner Markus, 80<br />

Burger Christoph, 101, 228<br />

C<br />

Cervar-Zivkovic Mila, 111<br />

Cervinka Renate, 118, 125, 126, 188, 193, 229<br />

Chen Frances, 189<br />

Christof Körner, 61<br />

Chwala-Schlegel Nicole, 67<br />

Crockett Sara L., 49<br />

Czech Paul, 94<br />

Czerny Barbara, 65<br />

D<br />

De Smedt Bert, 129<br />

Deakin Paul, 157<br />

Deimann Pia, 84, 180<br />

Deisenhammer Eberhard A., 209, 210<br />

Delazer-Hittmair Margarete, 131<br />

Denk Catrin, 180<br />

Derntl Birgit, 67<br />

Deutsch Maria, 111<br />

Doganay Kamer, 84<br />

Dorner Lara, 161<br />

Dreher Eva, 85<br />

Drewelies Johanna, 162<br />

Dunkl Anita, 223, 224<br />

Dunst Beate, 151, 152<br />

E<br />

Ebner Franz, 48, 106, 113, 129, 130, 131<br />

Eckmaier Sabine, 65<br />

Eckstein Doris, 136<br />

Eckstein-Madry Tina, 89, 90<br />

Eibel Kerstin, 223, 224<br />

Enzinger Christian, 47, 106, 184<br />

Exenberger Silvia, 128<br />

F<br />

Faber Pascal, 112<br />

Fazekas Franz, 47, 106, 184<br />

Fehske Christian, 49<br />

Felber Michaela, 101<br />

Fellinger Robert, 151, 153


Fenzl Thomas, 102, 181<br />

Filippini Nicola, 47<br />

Fink Andreas, 47, 49, 133, 135, 147, 173, 209, 210<br />

Fischer Peter, 231<br />

Fischer Ute, 172<br />

Freudenthaler H. Harald, 50, 79<br />

Freunberger Dominik, 198<br />

Frey Dieter, 155<br />

Friedrich Elisabeth V.C., 197<br />

Friedrich Max H., 101<br />

Fritz Astrid, 80<br />

Fuchs Isabella, 59, 60<br />

Fuest Tanja, 155<br />

Fürstler-Holzer Anita, 160<br />

Furtner Marco, 145<br />

G<br />

Gagl Benjamin, 56, 59, 61<br />

Gangl Katharina, 177, 206<br />

Gasteiger-Klicpera Barbara, 171, 172, 175<br />

Gaugeler Richard, 211<br />

Gebauer Daniela, 47<br />

Gebhardt Markus, 175<br />

Gerlich Katharina, 104, 108, 167, 168<br />

Gerteis Ann Kathrin S., 148<br />

Geser Willi, 145<br />

Gilchrist Iain D., 59, 61, 109<br />

Giritzer Julia, 121<br />

Glück Judith, 159, 161<br />

Golla Archana, 102, 175<br />

Gollubits Sandra, 84<br />

Goltsche Julia, 215<br />

Gosling Hilke, 102<br />

Grabner Roland, 129, 133, 136<br />

Gregor Bettina, 72<br />

Greimel Eva, 111<br />

Griessenberger Hermann, 67, 103<br />

Grote Vincent, 223, 224<br />

Groth Katarina, 54,163<br />

Gruber Kathrin, 163<br />

Gruber Verena, 75, 77, 119<br />

Grünberg Sebastian, 181<br />

Gula Bartosz, 93, 94, 183, 232<br />

Gußmack Manuela, 95<br />

Gütl Christian, 113<br />

Gutschelhofer Alfred, 179<br />

H<br />

Haberkorn Thomas, 182<br />

Hagmann Michael, 181<br />

Haider Hubert, 198<br />

Haidinger Theresia, 85<br />

Hämmerle Isabella, 118, 126, 193<br />

Hanfstingl Barbara, 185<br />

Hartl Barbara, 233<br />

Hartmann Florian, 157<br />

Hasanovic Adela, 222<br />

Hasenhütl Bettina, 131<br />

Hasko Sandra, 53, 54<br />

Hatzinger Reinhold, 163, 164<br />

Hawelka Stefan, 56, 59, 60<br />

Hayden Markus, 183<br />

Heene Moritz, 80<br />

Heib Dominik, 67, 103<br />

Heine Jörg-Henrik, 157<br />

Heinrichs Markus, 189<br />

Heise Nils, 227<br />

Hemmelmeier-Händel Brigitta, 193<br />

Herda Sabine, 102<br />

Hiller Laura N., 145, 186<br />

Hinghofer-Szalkay Helmut, 147<br />

Hinterwallner Heidemarie, 104, 108, 167, 168<br />

Hitz Martin, 97<br />

Hödlmoser Kerstin, 67, 103, 203<br />

Hofer Daniela, 108<br />

Höfler Andreas, 50<br />

Höfler Margit, 59, 61, 113<br />

Hofmann Eva, 177, 206<br />

Hohensinn Christine, 93<br />

Huber Eva, 105<br />

Huber Margarete, 116<br />

Hutzler Florian, 56, 60, 61<br />

I<br />

Ille Rottraut, 119<br />

Ischebeck Anja, 47, 48, 50, 56, 113, 129, 130, 131, 179, 231<br />

Iwanowa Anna, 144<br />

239


240<br />

J<br />

Jacobs Arthur, 55<br />

Jagsch Reinhold, 68, 158<br />

Janig Herbert, 106<br />

Jauk Emanuel, 151, 152<br />

Jehna Margit, 106, 184<br />

Jenull Brigitte, 211<br />

Jiménez Paul, 143, 156, 223, 224, 225<br />

Jodlbauer Barbara, 170<br />

Jodlbauer Susanne, 143<br />

Johansen-Berg Heidi, 47<br />

Jonas Eva, 63, 149, 170, 229, 231<br />

Jöstl Gregor, 164<br />

Juen Barbara, 99, 128, 159, 169, 189<br />

K<br />

Kabas Christoph, 143<br />

Kada Olivia, 100, 106, 107<br />

Kallus K.Wolfgang, 219<br />

Kämpfe-Hargrave Nicole, 73<br />

Kanzler Birgit, 222<br />

Kapusta Nestor D., 97<br />

Kargl Reinhard, 47, 173<br />

Kastner-Koller Ursula, 83, 84, 180<br />

Keller Ferdinand, 190<br />

Kelz Christina, 223, 224<br />

Keul Alexander, 193, 195<br />

Kirchler Erich, 177, 190, 205, 206, 233<br />

Klackl Johannes, 149, 231<br />

Klettner Silvia, 116<br />

Klimesch Wolfgang, 103, 151, 153, 203<br />

Knapp Werner, 171, 172<br />

Kober Silvia E., 108<br />

Koch Elisabeth, 83, 86<br />

Köchel Angelika, 69, 70, 117<br />

Köchl Birgit, 158<br />

Koglbauer Ioana, 182<br />

Kogler Christoph, 190, 205<br />

Kohlmann Carl-Walter, 100<br />

Kohlmann Elke, 100<br />

Koller Ingrid, 109, 163, 164, 166<br />

Kollmitzer Christian, 102<br />

Kollmitzer Magdalena, 65<br />

Kolodyazhniy Vitaliy, 122<br />

König Dorothea, 68<br />

König Susanne, 161, 162<br />

Koreimann Sabrina, 97, 182<br />

Körner Christof, 59, 109, 130, 227<br />

Korunka Christian, 143<br />

Koschier Alexandra, 104, 108, 167, 168<br />

Koschutnig Karl, 47, 48, 113, 129, 130, 131, 133, 134<br />

Krebs Julia, 199<br />

Kreuzthaler Armin, 179<br />

Krieger Antonia, 122<br />

Kronbichler Martin, 53, 54, 55<br />

Kryspin-Exner Ilse, 68, 114<br />

Kubinger Klaus D., 81, 93<br />

Kucharz Diemut, 171, 172<br />

Kühberger Anton, 80, 231, 233<br />

L<br />

Lackner Helmut K., 50, 147<br />

Laireiter Anton-Rupert, 125, 168, 215<br />

Lamm Claus, 67, 109, 139, 166<br />

Lamplmayr Elisabeth, 144<br />

Landerl Karin, 63, 140, 187, 235<br />

Lang Uwe, 111<br />

Langer Christian, 143<br />

Langkammer Christian, 106<br />

Langmeyer Alexandra, 157<br />

Lassen Christian, 183<br />

Lawatsch Ingrid, 109<br />

Lechinger Julia, 67, 151<br />

Leder Helmut, 110, 186<br />

Lehmann Dietrich, 112<br />

Leiss Ulrike, 180<br />

Leitner Anton, 104, 108, 167, 168<br />

Leitner Gerhard, 97<br />

Leuner Kristina, 49<br />

Leutgeb Verena, 69, 70, 117, 119, 167<br />

Lhotka Robert, 193<br />

Liegl Gregor, 104, 108, 167, 168<br />

Likar Rudolf, 106<br />

Lindenthal Michael, 189<br />

Linortner Patricia, 184<br />

Lubrich Oliver, 55<br />

Ludersdorfer Philipp, 53, 55, 109<br />

Lüftenegger Marko, 146


Luftensteiner Sonja, 65<br />

Luketina Nikolina, 103<br />

Luttenberger Silke, 184<br />

M<br />

Macher Daniel, 79<br />

Maderthaner Rainer, 193, 194<br />

Maier Marco J., 163, 164<br />

Mair Patrick, 164<br />

Malirsch Nadine, 80<br />

Marin Manuela, 110<br />

Marksteiner Josef, 210<br />

Marren Hauke, 102<br />

Märtens Michael, 104, 108, 167, 168<br />

Martini Markus, 124<br />

Martinz Hannes, 111<br />

Maurer Johannes, 188, 229<br />

Maurer Verena, 63<br />

Mautner Eva, 111<br />

Mayring Philipp, 95<br />

Medgyesy Judit, 116<br />

Meixner-Katzmann Karo, 126<br />

Menninghaus Winfried, 55<br />

Menschik-Bendele Jutta, 157, 211<br />

Miketta Stefanie, 215<br />

Mikula Gerold, 205<br />

Milatz Anne, 89, 91<br />

Milz Patricia, 112<br />

Mitte Kristin, 73<br />

Mittone Luigi, 190<br />

Mohr Elisabeth, 81<br />

Moser Bernadette, 210<br />

Moser Maximilian, 223, 224<br />

Mühlbacher Stephan, 205, 233<br />

Muhrer Elke, 127 220, 221<br />

Müller Walter, 49<br />

Müller Wolfram, 134<br />

Muschik Denise, 94<br />

N<br />

Nader Ingo W., 97, 121, 163, 165, 191<br />

Nagl Simone, 214<br />

Naschenweng Katja, 161<br />

Nechtelberger Martin, 222<br />

Neubauer Aljoscha C., 49, 135, 151, 152, 219<br />

Neuper Christa, 48, 56, 108, 131, 134, 179, 197, 198<br />

Neururer Cornelia, 48<br />

Nichita Anca, 205<br />

Niederkrotenthaler Thomas, 97<br />

Niederstätter Harald, 214<br />

Ninaus Manuel, 113<br />

Nold Guido, 63<br />

Nussbaumer Daniela, 133<br />

O<br />

Oberlechner Thomas, 207, 213<br />

Olsacher Jeanine, 185<br />

Öttl Magdalena, 155<br />

Ottomeyer Klaus, 175<br />

P<br />

Pächter Manuela, 50, 79, 184<br />

Pamlitschka Irene Maria, 186<br />

Panhuber Christina, 58<br />

Pántya Jószef, 205<br />

Papousek Ilona, 50, 79, 135, 147, 209, 210, 214<br />

Parson Walther, 214<br />

Paul Matthew Arthur, 186<br />

Peham Doris, 76, 105, 119<br />

Peigneux Philippe, 203<br />

Pella Diana, 115<br />

Perner Josef, 65, 114<br />

Pesjak Gerald, 97<br />

Petzka Marit, 103<br />

Pfabigan Daniela M., 67, 114, 201<br />

Pfundmair Michaela, 149<br />

Pichlmair Isabella, 113<br />

Pietschnig Jakob, 71, 72, 81, 99<br />

Pinter Georg, 106<br />

Pintzinger Nina M., 67, 144<br />

Pitters Julia, 207, 213<br />

Platter Susanne, 159<br />

Pletschko Thomas, 180<br />

Plitzka-Pichler Elisabeth, 126<br />

Plümer Paul, 181<br />

Pollai Maria, 206<br />

Prehofer Boris, 182<br />

Priewasser Beate, 114<br />

Proch Jutta, 71, 73<br />

Prochaska Madeleine, 121<br />

241


242<br />

Purgstaller Christian, 47, 173<br />

Purzner Julia, 177<br />

R<br />

Rafetseder Eva Maria, 65<br />

Rass Stefan, 102<br />

Ratswohl Angelika, 224<br />

Rauchbauer Birgit, 115<br />

Redzanowski Uwe, 161<br />

Reinprecht Klaus, 127, 220, 221<br />

Reiser Eva M., 147<br />

Reishofer Gernot, 47, 48, 113, 129, 130, 131, 134, 135<br />

Reitbauer Joachim, 223<br />

Reiter Katharina Johanna, 115<br />

Renner Walter, 157, 169<br />

Richlan Fabio, 53, 55, 56<br />

Riecansky Igor, 202<br />

Riedmüller Klaus, 115, 186<br />

Riemenschneider Ingo, 171<br />

Rigby Ken, 101<br />

Röder Monika, 168<br />

Röderer Kathrin, 116, 118, 125, 126, 193<br />

Roehm Dietmar, 198, 199<br />

Roell Judith, 203<br />

Roessler Johannes, 114<br />

Rohrer Stefanie, 173<br />

Rollett Brigitte, 63<br />

Roloff Claudia, 175<br />

Rominger Christian, 147, 214<br />

Ropele Stefan, 184<br />

Rosar Philipp, 187<br />

Rosseel Yves, 80<br />

Rossmann Peter, 175<br />

Ruggeri Kai, 79<br />

Rusch Thomas, 169<br />

S<br />

Saalbach Henrik, 133, 136<br />

Sachse Pierre, 145, 187, 219<br />

Sailer Uta, 67, 115, 201<br />

Salem Ingrid, 211<br />

Salzmann Roland, 193, 195<br />

Sandel Isabel, 100<br />

Schabmann Alfred, 101<br />

Schabus Manuel, 67, 103, 123, 203<br />

Schäfer Axel, 117<br />

Scharmüller Wilfried, 70, 117, 119<br />

Schauer Stefan, 102<br />

Scheel Sophie-Marie, 149<br />

Scherer Reinhold, 197<br />

Scherndl Thomas, 80, 231<br />

Schienle Anne, 51, 67, 69, 70, 117, 119<br />

Schiestl Cathrin, 75, 76<br />

Schild Anne H. E., 71, 73<br />

Schmelzer Manuel, 118<br />

Schmidt Reinhold, 184<br />

Schnabel Benjamin, 115<br />

Schneeberger Bernd, 187<br />

Schneider Else, 117<br />

Schneider Michael, 133<br />

Schneider Peter, 64<br />

Schober Barbara, 146<br />

Scholz Elisabeth, 188, 229<br />

Schönbauer Regina, 118<br />

Schulte-Körne Gerd, 54<br />

Schulter Günter, 50, 147<br />

Schultes Marie-Thérèse, 176<br />

Schulz Alexandra, 189<br />

Schurz Matthias, 55<br />

Schwab Susanne, 171, 172<br />

Schwaiger-Schrader Brigitte, 125<br />

Schweitzer Kerstin, 134<br />

Schwerdtfeger Andreas, 141, 148, 149<br />

Seither-Preisler Annemarie, 64<br />

Siedek Diana, 67<br />

Siller Heidi, 159, 169, 189<br />

Singmann Henrik, 189<br />

Sirsch Ulrike, 83, 84<br />

Sittenthaler Sandra, 63<br />

Siwek-Marcon Petra, 125<br />

Sobe Barbara, 213<br />

Sommer Markus, 93<br />

Sonneck Gernot, 97<br />

Spiel Christiane, 146, 176<br />

Spies Angelika, 65<br />

Sprenger Michael, 145<br />

Spröber Nina, 101<br />

Sprung Manuel, 216<br />

Sramek Bettina, 84


Stangl Matthias, 198<br />

Stark Jennifer, 190<br />

Stefanek Elisabeth, 176<br />

Steindl Christina M., 229<br />

Stern Christina, 111<br />

Stern Elsbeth, 133<br />

Stieger Stefan, 71, 121, 123, 181, 228<br />

Strasser Irene, 83, 87<br />

Streicher Bernhard, 143, 155<br />

Strobl Sabine, 83, 85<br />

Strohmeier Dagmar, 101, 176<br />

Supper Barbara, 89, 90<br />

Suschek-Berger Jürgen, 193, 195<br />

Suske Wolfgang, 188, 229<br />

T<br />

Tarnai Christian, 157<br />

Taurini Elena, 125<br />

Tei Shisei, 112<br />

Theodoropoulou Adriana, 112<br />

Tomova Livia, 202<br />

Toussaint Kyra, 119<br />

Tran Ulrich S., 71, 72, 114, 121, 165<br />

Tröbinger Barbara, 61<br />

U<br />

Übel Sonja, 119<br />

Unsinn Christine, 187<br />

Unterrainer Christine, 144<br />

V<br />

Valuch Christian, 120<br />

van de Schoot Rens, 176<br />

Vetter Marco, 223, 225<br />

Vitouch Oliver, 94, 97, 182, 213, 215, 232<br />

Vogl Johanna, 173<br />

Vogrincic Claudia, 231<br />

Volberg Gregor, 231<br />

Völkl-Kernstock Sabine, 101<br />

Vollrath Mark, 127, 220, 221<br />

von Dawans Bernadette, 189<br />

von Gehlen Johannes, 219<br />

Voracek Martin, 71, 72, 73, 81, 97, 99, 117, 121, 165<br />

W<br />

Wagner Verena, 219<br />

Wald Iris, 190<br />

Weber Germain, 177, 191, 210<br />

Weber Wolfgang G., 144<br />

Wegerer Melanie, 121, 122<br />

Weilharter Marina, 130<br />

Weindl Alexandra, 175<br />

Weiss Elisabeth M., 47, 135, 147, 201, 209, 210, 214<br />

Werneck Harald, 63, 65<br />

Werner Gabriela, 123<br />

Westenfeld Elke, 122<br />

Wiedermann Wolfgang, 94, 106<br />

Wiggert Nicole, 121<br />

Wilhelm Frank H., 121, 122, 142<br />

Wimmer Heinz, 55<br />

Wimmer Sigrid, 79<br />

Winter Lisa-Christina, 156<br />

Woldorff Marty G., 201<br />

Wood Guilherme, 108, 187, 197<br />

Wutti Daniel, 175<br />

Z<br />

Zarnhofer Sabrina, 130, 131, 179<br />

Zauner Andrea, 151, 153<br />

Zeiler Michael, 123, 201<br />

Zeilinger Elisabeth, 191<br />

Zeldovich Marina, 94<br />

Zimmer Ulrike, 201<br />

243


244


2.OG<br />

SZ 15.21<br />

HS 15.14<br />

HS 15.13<br />

1.OG<br />

EG<br />

HS 15.05 HS 15.06<br />

HS 15.04

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