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Schwerwiegende Argumente für die Ablehnung des Baus eines ...

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<strong>Schwerwiegende</strong> <strong>Argumente</strong> für<strong>die</strong> <strong>Ablehnung</strong> <strong>des</strong> <strong>Baus</strong><strong>eines</strong> MobilfunkmastesGrundlagen ‐ Informationspapier für <strong>die</strong> Auseinandersetzung um Mobilfunkmasten für Bürgerinitiativen,Gemeinderäte in Kommunen und Kirchen, interessierte Bürgerinnen und Bürger.1. Dokumente vor 20061.1. Deutscher Bun<strong>des</strong>tag 20031.2. Das ECOLOG‐Institut1.3. Bun<strong>des</strong>amt für Strahlenschutz1.4. Tieruntersuchungen1.5. Grenzwert ohne Wert1.6. Das Risiko ist nicht versicherbar2. Dokumente nach 20062.1. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)2.2. Europaparlament2.3. Internationale Wissenschaft: Der BioInitiative Report2.4. Die International Commission on Electromagnetic Safety (ICEMS)2.5. Das besondere Gefährdungspotential von UMTS2.6. Blut‐Hirn‐Schranke: Neueste Untersuchungsergebnisse2.7. Der russische Appell: „Kinder und Mobilfunktelefone: Die Gesundheit der nachfolgendenGenerationen ist in Gefahr“2.8. Die Entwarnung durch <strong>die</strong> Bun<strong>des</strong>regierung im Juni 2008. Eine Betrachtung <strong>des</strong> DeutschenMobilfunk Forschungsprogramms (DMF)2.9. Bun<strong>des</strong>ärztekammer widerspricht den DMF‐Verharmlosungen3. Dokumente nach 20103.1. Was geschieht um einen Mobilfunkmasten herum? Resümee <strong>des</strong> Forschungsstan<strong>des</strong>3.2. Der aktuelle Stand der Forschung3.3. Internationale Gremien zum Thema Vorsorge3.4. Österreich: Leitfaden Senderbau3.5. Neue Beschlüsse internationaler Gremien3.4. Die Versicherungen versichern nichtAnhang: Interview mit Dr. Horst Eger / Interview mit Prof. Leif Salford (Schweden)Herausgegeben von Diagnose‐Funk e.V. www.diagnose‐funk.de Vers.2012‐1


‐ 2 ‐<strong>Argumente</strong> für <strong>die</strong> Auseinandersetzungen um denBau von MobilfunkmastenEin neuer Mobilfunkmast zu UMTS, LTE oder TETRA sollgebaut werden, Proteste entstehen. Schnell wird den Bürgerngesagt: Kein Grund zur Aufregung, unterhalb derGrenzwerte ist <strong>die</strong> Strahlung, <strong>die</strong> von <strong>die</strong>sen Masten ausgeht,unbedenklich. Eine Vielzahl an Forschungen und politischenDokumenten stehen den Unbedenklichkeitserklärungengegenüber. Das folgende Papier dokumentiert ausschließlichoffizielle, überprüfbare Dokumente und ist <strong>des</strong>halbnicht kurz. Das hat seinen Grund darin, dass durch <strong>die</strong>engen geschäftlichen Verquickungen zwischen Mobilfunkindustrie,Me<strong>die</strong>n (Anzeigenkunden) und Politik (Lizenzgeber)selbst <strong>die</strong> folgenden offiziellen Stellungnahmen von Fachgremien,Gremien der Europäischen Union und auch Forschungsberichte,<strong>die</strong> in der Datenbank der Bun<strong>des</strong>regierung/ Lan<strong>des</strong>regierung www.emf‐portal.de stehen, fast unbekanntsind.1. Dokumente vor 2006Bereits im Jahr 2006 1 lagen eine Vielzahl von offiziellen politischenStellungnahmen vor, <strong>die</strong> darauf hinweisen, dass esnicht vertretbar ist, eine krankmachende Technologie undden unkontrollierten Ausbau der Mobilfunktechnologie und<strong>die</strong>se Technik insgesamt zu akzeptieren.1.1. Deutscher Bun<strong>des</strong>tag 2003Die Bun<strong>des</strong>tagsdrucksache 15/1403 2 , „Gesundheitliche undökologische Aspekte bei mobiler Telekommunikation undSendeanlagen ‐ wissenschaftlicher Diskurs, regulatorischeErfordernisse und öffentliche Debatte“, vom 8.7.2003",enthält einen 100‐seitigen Forschungsüberblick mit demKapitel „Gefahrenabwehr“, das auf potentielle Risiken hinweistund vor allem für Schutzzonen um Kindergärten herumplä<strong>die</strong>rt. Dort wird zu Auswirkungen der Strahlung u.a.festgestellt:„ Von den Stu<strong>die</strong>n an menschlichen Probanden erbrachten79 % positive Befunde. Die meisten Effekte betreffen dasNervensystem oder das Gehirn (86 %), es folgen Effekte imZusammenhang mit Krebs (64 %).“ (S.27)„Die Einrichtung von Schutzzonen, in denen z. B. <strong>die</strong> Verwendungvon Mobiltelefonen oder <strong>die</strong> Errichtung von Sendeanlagenverboten oder stark eingeschränkt wird, ist einehäufig diskutierte Maßnahme. Diese Zonen können u. a.dem Schutz von möglicherweise besonders strahlungsempfindlichenPersonen <strong>die</strong>nen. Ihre Einrichtung wird daherprimär für Krankenhäuser, Schulen oder Kindergärten erwogen.Die Mobilfunkbetreiber in Deutschland wollen im Rahmender freiwilligen Selbstverpflichtung vom Dezember1Die Einteilung vor 2006, nach 2006 ergibt sich aus der Broschüre „AchtBehauptungen“, der BI Mobilfunk – Stuttgart‐West, <strong>die</strong> Material bis 2006enthält. Sie gab <strong>die</strong> erste Fassung <strong>die</strong>ser Zusammenstellung heraus.2Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung: Monitoring„Gesundheitliche und ökologische Aspekte bei mobiler Telekommunikationund Sendeanlagen ‐ wissenschaftlicher Diskurs, regulatorischeErfordernisse und öffentliche Debatte“, vom 8.7.20032001 bei der Planung von Sendeanlagen verstärkt <strong>die</strong> Standortevon Schulen und Kindergärten berücksichtigen….Manche Stu<strong>die</strong>n befürworten weitergehende Maßnahmen:Schutzzonen sollen alle Orte umfassen, an denen sich Menschenregelmäßig länger als vier Stunden aufhalten.“ (S.81)1.2. Das ECOLOG‐InstitutDas renommierte ECOLOG‐Institut wurde von der Telekomund der Bun<strong>des</strong>regierung gutachterlich beauftragt. In derStu<strong>die</strong> <strong>des</strong> ECOLOG‐Instituts für T‐Mobile im Jahr 2000 wird<strong>die</strong> Technologie als gesundheitsgefährdend eingestuft. Sowerden sieben Stu<strong>die</strong>n zur Einwirkung auf <strong>die</strong> Blut‐Hirn‐Schranke als „positiv“ (Anhang B, S.11 ff) aufgeführt. DiesesErgebnis zur Blut‐Hirn‐Schranke wird in der Veröffentlichungder Forschungsgemeinschaft Funk (FGF) „Edition Wissenschaft“Nr.20, 11/2003, bestätigt. In der FGF ist <strong>die</strong> Telekomim Vorstand.Die Stu<strong>die</strong>n „zu den Wirkungen der Hochfrequenzstrahlungauf das Zentrale Nervensystem werden von der Mehrzahlder wissenschaftlichen Kommissionen als vergleichsweiseaussagekräftig bewertet“, so das Institut im EMF‐Handbuch2006, und es bewertet sie als „konsistente Hinweise“ (S.2‐15, 2‐12). Diese „Störungen <strong>des</strong> zentralen Nervensystems“treten schon bei 0,01 W/m 2 , Kanzerogenität bei 0,1 W/m 2auf. Es sei hier auch auf <strong>die</strong> Vorsorgeempfehlungen <strong>des</strong>Ecolog‐Institutes 3 für das Bun<strong>des</strong>amt für Strahlenschutzhingewiesen. Bereits im Jahr 1994 veröffentlichte dasEcolog‐Institut das Grundlagenwerk „Risiko Elektrosmog?“,in dem ausführlich auf Gesundheitsrisiken hingewiesenwird.1.3. Bun<strong>des</strong>amt für StrahlenschutzDie Aufstellung der Mobilfunksendeanlagen und ungesicherteFolgen werden in den „Leitlinien Strahlenschutz“(2005) <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes für Strahlenschutz wie folgt kritisiertund Vorsorgemaßnahmen eingefordert:„Eine Strahlenschutzbewertung neuer Technologien istbisher erst nach Markteinführung der Technologie möglich,da <strong>die</strong> hierfür erforderlichen Daten dem Strahlenschutz vorhernicht verfügbar gemacht werden. “ Und weiter: „InDeutschland fehlt derzeit eine allgemeine Rechtsgrundlagefür den Strahlenschutz der Bevölkerung bei nichtionisierenderStrahlung … Die Folge ist, dass, von wenigen Ausnahmenabgesehen, eine weitgehend unkontrollierte Exposition derBevölkerung stattfindet… Die Frage der Auswirkungen elektromagnetischerEmissionen auf <strong>die</strong> belebte Umwelt sindbisher nicht nur national, sondern auch international starkvernachlässigt worden.“ „Andererseits sind wir heute konfrontiertmit einer breiten Einführung neuer Belastungen,ohne dass eine abschließende Abschätzung und Bewertungder Risiken möglich war (z.B. Mobilfunk).“ (S.42, 44, 46, 50)„Der verantwortungsvolle Umgang mit Risiken setzt ganzallgemein voraus, dass neben <strong>die</strong> Abwehr von Gefahrendurch das Ergreifen von Schutzmaßnahmen das Prinzip derVorsorge als eigenständige Maßnahme tritt. Im Bereich3Neitzke et al., Strategiepapier, Vorsorgemaßnahmen im Bereich Mobilfunk,2003


‐ 3 ‐niedriger Expositionen wie sie im Leben <strong>eines</strong> jeden allgegenwärtigsind, herrschen große Unsicherheiten über <strong>die</strong>tatsächlichen Risikofaktoren...Im Bereich der nichtionisierendenStrahlung gilt zwar ein durch eine Wirkungsschwellecharakteristisches Schadenseintrittskonzept. Aberauch hier gibt es Hinweise auf biologische Effekte unterhalb<strong>die</strong>ser Schwellen, deren gesundheitliche Relevanz derzeitnoch nicht abschließend beurteilt werden kann.Zwar sind <strong>die</strong> Energien nichtionisierender hochfrequenterelektromagnetischer Felder zu niedrig, um zur Krebsinduktionbeizutragen. Es werden aber in der wissenschaftlichenDiskussion Mechanismen zur Krebspromotion diskutiert.Aus <strong>die</strong>sem Grund ist auch hier Vorsorge angezeigt, insbesonderebei Jugendlichen und Heranwachsenden, bei deneneine besondere Strahlenempfindlichkeit bisher nicht ausgeschlossenwerden kann...Die Vorsorge stellt beim Umgangmit Risiken neben der Gefahrenabwehr ein zweites wichtigesPrinzip dar, das dem Erhalt der Gesundheit <strong>die</strong>nt und<strong>des</strong>halb in den einschlägigen rechtlichen Regelungen alsStrahlenschutzprinzip verankert werden sollte.“ (S.54)1.4. Tieruntersuchungen2003 wurde <strong>die</strong> Feldstu<strong>die</strong> der Tierärztlichen HochschuleHannover veröffentlicht:„Die Auswirkungen elektromagnetischerFelder von Mobilfunksendeanlagen auf Leistung,Gesundheit und Verhalten landwirtschaftlicher Nutztiere:Eine Bestandsaufnahme“ 4 (Autor Prof. Löscher), <strong>die</strong> an Lebewesen<strong>die</strong> krankmachende Wirkung der Strahlung nachwies.Die Stu<strong>die</strong> wurde vom Land Bayern in Auftrag gegeben. DieTiere wurden nicht aus Angst schwer krank, sondern vonder Strahlenbelastung. Dieses besorgniserregende Ergebniswurde in der Bun<strong>des</strong>tagsdrucksache 15/1403 (S.24) als relevantbestätigt:“Von besonderem Interesse ist hierbei eine Veröffentlichungzu Rindern (Löscher / Käs 1998), in welcher erheblichreduzierte Milcherträge, Auszehrung sowie spontane FehlundTotgeburten dokumentiert wurden. Von besondererRelevanz sind <strong>die</strong> folgenden Sachverhalte:– Der Gesundheitszustand der Rinder verbesserte sich erheblich,nachdem sie auf Weideland gebracht wurden, dasweit entfernt von dem Sendemast lag, verschlechterte sichjedoch sofort wieder bei Rückkehr an den alten Standort;– <strong>die</strong> negativen gesundheitlichen Effekte traten erst auf,nachdem auf einem Turm GSM‐Mikrowellenantennen installiertwurden, der zuvor lediglich für <strong>die</strong> Übertragung(analoger) TV‐ und Radiosignale genutzt worden war....Schließlich wird über Rückgänge von Vogel‐ und Bienenpopulationennach Inbetriebnahme neuer Basisstationsmastenberichtet.Das Auftreten negativer Effekte bei Tieren ist <strong>des</strong>halb vonbesonderer Relevanz, weil dadurch deutlich wird, dass <strong>die</strong>Effekte möglicherweise real und nicht nur psychosomatischerGenese sind. Darüber hinaus könnte aus der oft‐mals höheren Elektrosensitivität von Tieren im Vergleichzum Menschen gefolgert werden, dass <strong>die</strong> bei Tieren innerhalb<strong>eines</strong> relativ kurzen Zeitraumes aufgetretenen gesundheitlichenProbleme darauf hindeuten, dass eine Langzeitexpositionbeim Menschen ähnliche Folgen haben könnte.“In der Broschüre der Wissenschaftlervereinigung Kompetenzinitiativee.V. „ Bienen, Vögel, Menschen. Die Zerstörungder Natur durch Elektrosmog“ , Verfasser U. Warnke(Universität Saarbrücken) sind <strong>die</strong> Ursachen analysiert.1.5. Der Grenzwert ohne WertZur Schutzfunktion der Grenzwerte. Die Mietverträge fürMobilfunkmasten werden meist auf 20 Jahre abgeschlossen.Nach der 26.Bun<strong>des</strong>immissionsschutzverordnung (BImSch)(in der <strong>die</strong> Grenzwerte festgelegt sind, und <strong>die</strong> auf denICNIRP ‐ Richtlinien beruht) werden aber Langzeitauswirkungender Strahlenbelastung nicht berücksichtigt sind. DieICNIRP‐Richtlinien 5 selbst sagen aus, dass der Grenzwert nurvor „kurzfristigen, unmittelbaren gesundheitlichen Auswirkungen“durch „erhöhte Gewebetemperaturen“ (S.48)schützt. Alle Fachleute sind sich einig, dass von dem Mastenkeine Wärmegefahr ausgeht. Die Grenzwerte schützen voretwas, was letztlich gar keine Gefährdung darstellt. Daswäre so, als würde man <strong>die</strong> Wirkung und Höhe radioaktiverStrahlung mit dem Thermometer statt mit dem Geigerzählermessen. Die Gefahr geht von der biologischen, nicht ‐ thermischenWirkung der Strahlung aus, v.a. den Langzeitwirkungen.In den ICNIRP – Richtlinien, an denen sich <strong>die</strong> Bun<strong>des</strong>regierungorientiert, wird <strong>die</strong>se eigentliche Gesundheitsgefährdungdurch <strong>die</strong> Strahlung beschrieben:• Ein erhöhtes Risiko bei Arbeitnehmerinnen an Fehlgeburtenund Geburtsfehlern (S.67)• Ein erhöhtes Krebsrisiko bei Angehörigen <strong>des</strong> Militärs(S.68) und in vielen Tierversuchen (S.71)• <strong>die</strong> Gefahr von Gehirnschäden durch Öffnung der Blut‐Hirnschranke wird als bewiesen angesehen (S.70, 73)• der „Mikrowellenhöreffekt“, also das Ohrensausen biszur Entwicklung zum Tinnitus wird auch als bewiesenangesehen(S.72)Bei der Grenzwertfestlegung wurden <strong>die</strong>se nichtthermischen,biologischen und kumulativen Effekte nicht berücksichtigt:„Generell gilt, dass <strong>die</strong> Literatur über nichtthermische Auswirkungenvon elektromagnetischen AM‐Feldern (Amplitudenmoduliert,d.Verf.) so komplex ist, <strong>die</strong> aufgezeigtenWirkungen so wenig gesichert sind und <strong>die</strong> Relevanz für <strong>die</strong>Gesundheit <strong>des</strong> Menschen unsicher ist, dass es unmöglichist, <strong>die</strong>se Gesamtheit an Daten als Grundlage für <strong>die</strong> Festsetzungvon Grenzwerten für <strong>die</strong> Exposition <strong>des</strong> Menschenheranzuziehen“ (Anm. 5, S.74) .Diese Aussage bedeutet: im Jahr 1998 lag bereits komplexesDatenmaterial über Gesundheitsgefährdungen vor. Dieses4W. Löscher Die Auswirkungen elektromagnetischer Felder von Mobilfunksendeanlagenauf Leistung, Gesundheit und Verhalten landwirtschaftlicherNutztiere: Eine Bestandsaufnahme Praktischer Tierarzt 84: 11, (2003)5 RICHTLINIEN FÜR DIE BEGRENZUNG DER EXPOSITION DURCH ZEITLICHVERÄNDERLICHE ELEKTRISCHE, MAGNETISCHE UND ELEKTROMAGNETI‐SCHE FELDER (BIS 300 GHz) ,International Commission on Non‐IonizingRadiation Protection


‐ 4 ‐medizinische Datenmaterial wurde von der ICNIRP nichtbewertet und in <strong>die</strong> Grenzwertfestsetzung der Gesundheitsvorsorgeaspektnicht mit einbezogen. Dies stieß schon damalsauf scharfe Kritik und widersprach den Aussagen derDeutschen Strahlenschutzkommission von 1991 über gesicherteErkenntnisse über nicht‐thermische Wirkungen.Inzwischen sind in der unabhängigen Forschung <strong>die</strong> nichtthermischenAuswirkungen unumstritten. 6Wenn man weiter bedenkt,• dass <strong>die</strong> Basis für <strong>die</strong> heute gültigen Grenzwerte 1952v.a. unter militärischen Gesichtspunkten gelegt wurde 7 .• dass sie auf Grund politischer Umstände und <strong>des</strong> Lobbyismusüber 50 (!) Jahre nicht geändert wurden! Die <strong>Ablehnung</strong>nicht‐thermischer Effekte ist bis heute mit Industrie– oder Militärinteressen verbunden. 8• welches Wissen über Zellvorgänge damals noch nichtvorhanden war,so wird klar, dass das Festhalten an <strong>die</strong>sen Grenzwertennicht akzeptabel ist und jetzt auch von der EU kritisiert wird.Es ist <strong>die</strong> Abwehr von neuem Wissen, ein Teil der Strategieder Produktverteidigung.„Besonders <strong>die</strong> Streitkräfte in aller Welt empfinden jedeobjektive Betrachtung über mögliche Gesundheitsschädendurch Mikrowellenstrahlung als unerwünscht, seit <strong>die</strong> Mikrowellentechnikdas unentbehrliche Rückgrat jeder AngriffsundVerteidigungsausrüstung darstellt. Das ist in Betracht zuziehen, wenn man kritisiert, dass <strong>die</strong> amerikanische Armeefast um jeden Preis den 10 mW/cm 2 – Sicherheitsstandardschützt und im Namen der nationalen Sicherheit Nachrichtenüber schädlich Auswirkungen von Mikrowellenstahlungenniedriger Leistungsdichte ignoriert, dementiert oderauch unterdrückt.“ (Paul Brodeur, S. 59) 9Dass <strong>die</strong> Grenzwerte <strong>die</strong> nicht‐thermischen Effekte der Mobilfunkstrahlung,und damit <strong>die</strong> Biologie, ausklammern,zeigt ihre Absurdität. Diese wird dadurch gesteigert, dassihre Festlegung• nicht mit gepulster Strahlung erfolgte• nicht nach zellbiologischen, sondern nach physikalischenWärme‐Kriterien erfolgte• nicht <strong>die</strong> Membranpotentiale und andere Ströme undFrequenzen in den Zellen berücksichtigt• nicht <strong>die</strong> biologisch‐wirksame niederfrequente Taktungberücksichtigt• nicht <strong>die</strong> Spitzen, sondern Mittelwerte berücksichtigt6Adlkofer, Belyaev u.a.: Wie empfindlich reagieren <strong>die</strong> Gene auf Mobilfunkstrahlung,2008; Oberfeld, G. : Umweltmedizinische Beurteilung elektromagnetischerFelder, Österr. Ärztekammer, 20077Zur Geschichte der Grenzwerte: Brodeur, Paul: Mikrowellen‐<strong>die</strong> verheimlichteGefahr, 1989. Die Darstellung bei Brodeur beruht auf: Steneck,Nicholas H.: The Microwave Debate.1984, Massachusetts Institute ofTechnology.; Steneck et al.: The Origins of U.S. Safety Standards for MicrowaveRadiation, Science Vol. 208, 19808Dieser Zusammenhang wird dargestellt in: H. J. Cook, N. H. Steneck,A.J.Vander and G.L. Kane: Early research on the biological effects of microwaveradiation: 1940‐1960 in: Annals of Science, Vol 37, Number 3.5.1980.9Brodeur, Paul: Mikrowellen, <strong>die</strong> verheimlichte Gefahr, 1989• nicht auf eine Dauerdosis ausgelegt ist und• nicht den kumulativen Effekt berücksichtigtSeriöse Forschungen weisen auf den Zeitfaktor hin undbringen ihn in Verbindung mit der Dauernutzung <strong>des</strong> Handysund der Dauerzwangsbestrahlung durch Basisstationen.Intensität x Zeit = Wirkung, <strong>die</strong>ser kumulative Effekt wurdein der Grenzwertfestlegung unterschlagen. Die Zellen vergessennichts, auch nicht <strong>die</strong> Dauer und Intensität der Bestrahlung,<strong>die</strong> nach den deutschen Normen milliardenfachüber der natürlichen Hintergrundstrahlung von 0,001µWatt/m 2 sein darf. Der Grenzwert hat also weder einenBezug zur Zeit noch zur Biologie.Die Bun<strong>des</strong>regierung bestätigte <strong>die</strong>s in der Antwort vom4.Januar 2002 auf eine Große Anfrage der Fraktion derCDU/CSU (Bun<strong>des</strong>tagsdrucksache 14/7958) ausdrücklich,dass <strong>die</strong> Mobilfunk – Grenzwerte keine Vorsorgekomponenteenthalten. Auf <strong>die</strong> Frage der CDU/CSU Fraktion:“Auf welche wissenschaftlichen Untersuchungen und Stu<strong>die</strong>nhinsichtlich möglicher gesundheitlicher Gefährdungenstützt <strong>die</strong> Bun<strong>des</strong>regierung <strong>die</strong>se Haltung? (gemeint: zuStrahlenschutzgrenzwerten und Vorsorge, d.Verf).“antwortet <strong>die</strong> Bun<strong>des</strong>regierung:„Die o.g. Bewertungen der SSK(Strahlenschutzkommission)stimmen mit den Einschätzungen internationaler wissenschaftlicherExpertengremien überein. Bei der Ableitung dergeltenden Grenzwerte, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Grundlage der Standortbescheinigungbilden, hat das Vorsorgeprinzip keine Berücksichtigunggefunden.“ (S.18, s.a. S.14)Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)weist darauf hin, dass das Vorsorgeprinzip als geltendeRichtlinie nicht angewandt wird und damit <strong>die</strong> Grenzwertegegen Normen verstoßen. Hingewiesen sei hier auf <strong>die</strong>vorliegenden peer‐reviewed veröffentlichten Stu<strong>die</strong>n vonProf. Adlkofer 10 und Prof. Belyaev 11 , <strong>die</strong> auf <strong>die</strong>se Langzeitwirkungenbesonders zu Auswirkungen auf <strong>die</strong> Gene und<strong>die</strong> Krebspromotion hinweisen, zusammengefasst von Prof.Adlkofer in den Broschüren „Wie empfindlich reagieren <strong>die</strong>Gene auf Mobilfunkstrahlung?“ (2008) und der Broschürevon Prof. Karl Hecht: „Zu den Folgen der Langzeiteinwirkungenvon Elektrosmog“ (2012).1.6. Das Risiko ist nicht versicherbarDie europäischen und deutschen Versicherungsgesellschaftenversichern <strong>die</strong> Mobilfunkbetreiber auf Grund nichtkalkulierbarer Risiken nicht. Die Gründe dafür sind aus derSchrift der e+s Rückversicherung „Emerging Risks‐ Schadenspotentialeder Zukunft“ zu entnehmen, erschienen imJuni 2006.10Adlkofer F, Diem E, Schwarz C, Jahn O, Rüdiger H: Non‐thermal DNAbreakage by mobile‐phone radiation (1800 MHz) in human fibroblasts andin transformed GFSH‐R17 rat granulosa cells in vitro. Mutat Res 2005; 58311Belyaev, I. Y. (2005). Non‐thermal Biological Effects of Microwaves.Microwave Review, 11 (2), 13‐29.


‐ 5 ‐2. Erkenntnisse nach 20062.1. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland(BUND)Hier sei besonders auf das Positionspapier <strong>des</strong> BUND „Fürzukunftsfähige Funktechnologien. Begründungen und Forderungenzur Begrenzung der Gefahren und Risiken durchhochfrequente elektromagnetische Felder,“ veröffentlichtim Oktober 2008, hingewiesen, dass <strong>die</strong>se Technologie generellals gesundheitsschädigend für Mensch, Tier undPflanzen ablehnt und einen hervorragenden Forschungsüberblickgibt.Der BUND fordert u.a.:• Ausbaustopp <strong>die</strong>ser krankmachenden Technologie• Verzicht auf gesundheitsschädliche Funktechniken,Frequenzbereiche und Signalformen.• Gesundheitsverträgliche Ausgestaltung von Funktechnologien(ALARA‐Prinzip auf allen Ebenen, d.h. <strong>die</strong>Strahlenbelastung so gering wie möglich halten)• Rückbau mehrfach angebotener Netze• Einführung <strong>des</strong> Vorsorgeprinzips• Einführung <strong>des</strong> allgemeinen und nachbarschaftlichenMitwirkungsrechtes• Schutz vor ungewollter Einstrahlung in den privatenBereich• Beweislastumkehr, Haftpflichtversicherungspflicht derHersteller und Betreiber• Transparente und zielorientierte Forschung, Übergangzu mobilen z. B. optischen Übertragungstechniken• Senkung <strong>des</strong> Grenzwertes um das 100 Tausendfache auf100 µWatt/m²Eine zentrale Aussage <strong>des</strong> BUND Papiers ist:„Die Gesundheit der Menschen nimmt Schaden durch flächendeckende,unnatürliche Strahlung mit einer bishernicht aufgetretenen Leistungsdichte. Kurz und langfristigeSchädigungen sind absehbar und werden sich vor allem inder nächsten Generation manifestieren, falls nicht politischverantwortlich und unverzüglich gehandelt wird.“ 12Das BUND Papier hat <strong>die</strong> Situation verändert: der größtedeutsche Naturschutzbund bestätigt nach eingehender Analyse<strong>des</strong> Stan<strong>des</strong> der Forschung, was viele Bürgerinitiativenvertreten. Der BUND kommt aber noch zu einem radikalerenSchluss als manche Bürgerinitiativen in Großstädten. Sievertraten bisher, dass der (alte) Salzburger Vorsorgewertvon 1.000 µWatt/m 2 ein Kompromiss sein könnte. Auf Grundder fortschreitenden Erkenntnisse der Forschung fordert derBUND einen Vorsorgewert von 1 µWatt/m 2 .12BUND‐Bun<strong>des</strong>vorstand: Für zukunftsfähige Funktechnologien. Begründungenund Forderungen zur Begrenzung der Gefahren und Risiken durchhochfrequente elektromagnetische Felder. 2008, S.182.2. Das EuropaparlamentEin zweites Ereignis, über das geschwiegen wird, müssteeigentlich <strong>die</strong> Politik zu sofortigem Handeln veranlassen.Das Europäisches Parlament weist in seiner Entschließung(522:16 Stimmen) vom 4.9.2008„21…nachdrücklich auf den internationalen Bericht von "Bio‐Initiative" über elektromagnetische Felder hin, in dem mehrals 1.500 Stu<strong>die</strong>n zu <strong>die</strong>sem Thema zusammengefasst werden,und der im Ergebnis auf <strong>die</strong> Gesundheitsgefährdungdurch <strong>die</strong> von Mobiltelefonen, UMTS, WiFi, WiMax undBluetooth und dem Schnurlostelefon mit fester Basisstation"DECT" verursachten Emissionen <strong>des</strong> Mobiltelefonverkehrshinweist;22. stellt fest, dass <strong>die</strong> Grenzwerte für <strong>die</strong> Exposition derBevölkerung gegenüber elektromagnetischen Feldern nichtmehr aktuell sind, da sie seit der Empfehlung 1999/519/EG<strong>des</strong> Rates vom 12. Juli 1999 zur Begrenzung der Expositionder Bevölkerung gegenüber elektromagnetischen Feldern(0Hz bis 300GHz) nicht mehr angepasst wurden und dementsprechendweder den Entwicklungen auf dem Gebiet derInformations‐ und Kommunikationstechnologien noch denvon der Europäischen Umweltagentur ausgesprochenenEmpfehlungen noch den strengeren Emissionsnormen, <strong>die</strong>z.B. von Belgien, Italien oder Österreich festgelegt wurden,Rechnung tragen und dem Problem besonders schutzbedürftigerGruppen, wie Schwangerer, Neugeborener undKinder, nicht gerecht werden.“2.3. Internationale Wissenschaft: Der BioInitiativeReportDer Bio‐Initiative Report 13 wird damit von einer hochrangigenStaatsbehörde, dem Europäischen Parlament,anerkannt. Der Report spricht durchgehend von Beweisender Gesundheitsschädlichkeit der hochfrequenten, gepulstenMikrowellenstrahlung. Auf Grund <strong>die</strong>ses Berichtes gabauch <strong>die</strong> Europäische Umweltagentur eine Warnung an <strong>die</strong>europäischen Regierungen heraus 14 . In der zusammenfassendenPresseerklärung der „BioInitiative Working Group“heißt es:„Drahtlose, auf Mikrowellenstrahlung gestützte Technologienzum Senden von E‐Mails und zur Übertragung vonGesprächen strahlen Tausende Male stärker als <strong>die</strong> Strahlungsquellen,<strong>die</strong> in Stu<strong>die</strong>n gesundheitliche Auswirkungenzeigten. Länger andauernde hochfrequente Strahlung undMikrowellenstrahlung von Mobil‐ und Schnurlostelefonen,Mobilfunkantennen, WLAN und anderen drahtlosen Technologienhängen zusammen mit Symptomen wie Kopfschmerzen,Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Veränderungender Gehirnaktivität und Störungen der Konzentrationund <strong>des</strong> Gedächtnisses. Wissenschaftler berichten,dass <strong>die</strong>se Effekte im Falle einer täglichen Strahlungsexpositionschon bei sehr tiefem Expositionsniveau auftretenkönnen. Kinder sind dabei besonders empfindlich fürUmwelteinflüsse jeglicher Art.“ „Effekte werden genannt13www.bioinitiative.org14Frankfurter Rundschau , 25.9.2007


‐ 6 ‐bezüglich DNA‐Schäden (Genotoxizität, <strong>die</strong> direkt mit derIntegrität <strong>des</strong> menschlichen Genoms zusammenhängt),Zellkommunikation, zellulärem Stoffwechsel und Reparaturmechanismen,Krebsüberwachung innerhalb <strong>des</strong> Körpers...“(Zitate aus der Presseerklärung).Die Ergebnisse <strong>des</strong> Reports wurden zusammenfassend in„Science Direct“ veröffentlicht unter dem Titel „Biologicaleffects from electromagnetic field exposure and publicexposure standards“, Autoren Lennart Hardell, Cindy Sage(12. Dezember 2007).2.4. Die International Commission onElectromagnetic Safety (ICEMS) 15ist eine Vereinigung führender Wissenschaftler aus allerWelt, <strong>die</strong> sich mit den Auswirkungen der Exposition elektromagnetischerFelder auf <strong>die</strong> menschliche Gesundheitbefassen. In eindringlichen Appellen hat <strong>die</strong> Expertengruppebereits 2002 in ihren Resolutionen von Catania (2002) undBenevento (2006) vor den gegebenen Risiken gewarnt. Inihrer neuerlichen Resolution vom 5. Juni 2008, <strong>die</strong> anlässlich<strong>eines</strong> Kongresses in Venedig verabschiedet wurde, stellt <strong>die</strong>ICEMS fest:„Die Strahlungsschutz‐Richtlinien für nicht ionisierendeStrahlung, wie sie von internationalen Standard‐Organisationenempfohlen und von der WHO unterstützt werden,sind unzureichend. Die existierenden Richtlinien basierenauf den Resultaten von Akut‐Expositionsstu<strong>die</strong>n und berücksichtigennur thermische Effekte. Wir brauchen eineweltweite Anwendung <strong>des</strong> Vorsorgeprinzips. Zudem solltenneue Richtlinien entwickelt werden, welche <strong>die</strong> unterschiedlichenphysiologischen Vorbedingungen berücksichtigen,z.B. Schwangerschaft, Neugeborene, Kinder und ältereMenschen... Wir widersprechen der Behauptung der Industrieschnurloser Kommunikation, es gebe keinen glaubhaftenwissenschaftlichen Beweis von Risiken. Die gegenwärtigeepidemiologische Beweislage ist stärker als je zuvor […].Wir raten dringend, den Gebrauch von Handys und ähnlichenGeräten durch Kinder und Teenager einzuschränken,und wir richten einen Appell an <strong>die</strong> Regierungen, zwischenzeitlichdas Vorsorgeprinzip anzuwenden, bis biologischangemessenere Schutzrichtlinien erarbeitet sind; <strong>die</strong>s nichtnur für <strong>die</strong> Absorption von elektromagnetischer Energiedurch den Kopf, sondern auch bezüglich der schädlichenWirkungen von Signalen auf Biochemie, Physiologie und <strong>die</strong>elektrischen Biorhythmen.“2.5. Das besondere Gefährdungspotential vonUMTSMobilfunkmasten sind heute mit UMTS, der 3. Mobilfunkgeneration,bestückt. In der Bun<strong>des</strong>tagsdrucksache16/1791 16 wird 2006 festgestellt, dass keine belastbarenUntersuchungen zu UMTS vorhanden sind. Ohne Verträglichkeitsprüfungdurch <strong>die</strong> Behörden wurde <strong>die</strong>se Technolo‐15www.icems.eu16„Belastbare Untersuchungen zur tatsächlichen Immission in der Umgebungvon UMTS‐Basisstationen stehen derzeit noch aus.“ Bun<strong>des</strong>tagsdrucksache16/1791, 6.6.2006gie zugelassen, ebenso wie TETRA, WiMax und EDGE. Esliegen aber zu UMTS bereits Untersuchungen vor, <strong>die</strong> besorgniserregendsind:• 2003 bestätigt eine von drei niederländischen Ministerienin Auftrag gegebene Stu<strong>die</strong> (‚TNO‐Stu<strong>die</strong>’) u. a.Tinnitus, Kopfschmerzen und Übelkeit als mögliche Sofortwirkungender neuen Technik.• 2005 gelangen schwedisch‐russische Forschungen von I.Belyaev, E. Markova und anderen Wissenschaftlern zudem Ergebnis, dass UMTS‐Mikrowellenstrahlung aufGrund ihrer Signalcharakteristik deutlich größerezellschädigende biologische Effekte bewirken kann alsGSM‐Strahlung (2.Mobilfunkgeneration).• 2006 bestätigen <strong>die</strong> Professoren H. W. Rüdiger und F.Adlkofer <strong>die</strong> Richtigkeit solcher Vergleiche mit demNachweis, dass <strong>die</strong> UMTS‐Strahlung schon bei einerzehnmal niedrigeren Intensität (SAR) so gentoxisch istwie nach den Ergebnissen der Reflex‐Stu<strong>die</strong> <strong>die</strong> GSM‐Strahlung.• 2008 belegt eine Stu<strong>die</strong> <strong>des</strong> Fraunhofer Instituts fürToxikologie und Experimentelle Medizin Hannover amBeispiel von Mäusen <strong>die</strong> tumorfördernde Wirkung vonUMTS.2.6. Blut‐Hirn‐Schranke: Neueste UntersuchungsergebnisseDie Österreichische Ärztekammer zieht aus dem Stand derForschung folgende Schlüsse in der medizinischen Lehrmeinung:„Auch wenn <strong>die</strong> Exposition beim Mobiltelefon deutlich höherist als bei Mobilfunkbasisstationen zeigen sich derzeit<strong>die</strong> massiveren Auswirkungen bei letzteren. Der Hauptgrunddafür liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit in der längerenExpositionsdauer und der fehlenden Erholungsmöglichkeitfür den Organismus... Zum Schutz der individuellen undöffentlichen Gesundheit werden basierend auf dem heutigenKenntnisstand aus wissenschaftlichen Daten und Empiriefolgende Zielwerte vorgeschlagen: GSM Sendeanlagenfür <strong>die</strong> Summe worst‐case im Freien 10 μW/m², in Innenräumen1μW/m². DECT‐Basisstationen, WLAN‐Sender, Bluetooth‐Senderund UMTS‐Basisstationen sollten zumin<strong>des</strong>tum den Faktor 10 (bezogen auf <strong>die</strong> Leistung) strenger bewertetwerden“. 17Die neuesten Stu<strong>die</strong>nergebnisse von Prof. Salford (UniversitätLund, Schweden), einer der weltweit renommiertestenForschergruppen zur Wirkung der Dauer‐Dosis durch Mobilfunkmastenauf das Gehirn, sind alarmierend, Titel derneuen Stu<strong>die</strong>:„Blut‐Hirn‐Schranken‐Permeabilität und Nerven‐Zell‐Schaden im Gehirn der Ratte nach 14 und 28 Tagen Expositionbei Mikrowellen von GSM‐Mobiltelefonen.“ EberhardtJL, Persson BR, Brun AE, Salford LG, Malmgren LO.Electromagn Biol Med 2008; 27 (3): 215 – 229.17Oberfeld, G.: Umweltmedizinische Beurteilung elektromagnetischerFelder, ÖÄK Diplomkurs Umweltmedizin Seminar 3, ElektromagnetischeFelder, 2007, S.25, 33


‐ 7 ‐Die Autoren bemerken: „Die bemerkenswerteste Beobachtungin unseren Stu<strong>die</strong>n über <strong>die</strong> Auswirkungen vonMikrowellen auf <strong>die</strong> Blut‐Hirn‐Schranke ist <strong>die</strong> Tatsache,dass <strong>die</strong> niedrigeren SAR‐Werte (um 1 mW/kg) einen Anstiegauf eine höhere und ausgeprägtere Durchlässigkeitaufweisen, als <strong>die</strong>s bei höheren SAR‐Werten der Fall ist.Wenn der Anstieg der Dosis zu einem Anstieg der Wirkunggeführt hätte, dann denken wir, dass das Risiko von Mobiltelefonen,Basisstationen und anderen Strahlenquellendurch eine Reduktion der ausgesandten Energie unter Kontrollegebracht hätte werden können. Die Hinweise unsererStu<strong>die</strong>, dass <strong>die</strong> schwächsten Felder <strong>die</strong> biologisch schädlichstensind, generieren ein kompliziertes Problem. Derausgeprägte Effekt der Öffnung der Blut‐Hirn‐Schrankedurch Mobiltelefone könnte nicht in den oberflächlichenAbschnitten <strong>des</strong> Gehirns, sondern in einigen ZentimeternTiefe in den zerebralen Hirnstrukturen stattfinden. Es erscheintals möglich, dass Unbeteiligte in der Umgebung vonHandynutzern durch <strong>die</strong> passive GSM‐Exposition beeinträchtigtwerden könnten, genauso wie größere Gruppen durchentfernte Basisstationen.“In seinem Vortrag auf dem internationalen Kongress <strong>des</strong>griechischen Gesundheitsministeriums führte Prof. Salfordaus:„Der SAR‐Wert von ca. 1 mW/kg tritt bei einer Mobiltelefonantenneim Abstand von über einem Meter auf und beieiner Mobilfunkanlage in einer Entfernung von rund 150 bis200 Metern. Das ist auch als „passives Mobiltelefonieren“der Bystander (dabeistehende Nichttelefonierer, d. Verf.)bezeichnet worden (Salford et al. 2001).“Im Interview im Kongressband antwortet Salford:„Frage: Wie gefährlich sind Basisstationen, wenn sie in derNähe von Häusern und Schulen gelegen sind?Salford: Falls unsere Untersuchungsergebnisse, <strong>die</strong> bereitsWirkungen bei einem SAR‐Wert von weniger als 1 mW/kgzeigen, auch auf das menschliche Gehirn übertragbar sind,dann schützt ein 100‐m oder ein etwas größerer Abstandzur Basisstation (Hauptstrahlrichtung der Antenne) nicht.“ 18Die Masten bestrahlen vor allem in Städten Kindergärtenund Wohnungen aus allernächster Nähe. Diese neuestenForschungsergebnisse bestätigen, wie richtig <strong>die</strong> Forderungennach Sicherheitszonen von min<strong>des</strong>tens 400 Meternzu Kindergärten und dichtbesiedelten Wohngebieten sind.Der Präsident <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes für Strahlenschutz Königwarnte bereits 2001 in einer Pressemitteilung:„Der BfS – Präsident kritisierte <strong>die</strong> Mobilfunkbranche. DieIndustrie hätte bei Standortfestlegungen für neue Sendeanlagenviel früher <strong>die</strong> Kommunen einbinden müssen. In Zukunftmüsse bei der Errichtung von Mobilfunkmasten mehrTransparenz für <strong>die</strong> Menschen herrschen. Die Umgebungvon Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Krankenhäusernsollte nach dem Präsidenten <strong>des</strong> Strahlenschutzamtesfür Sendeanlagen Tabu sein.“ (BZ, 31.7.2001)18Alle Zitate aus dem Kongressband: 1st Hellenic Congress on the effects ofElectromagnetic Radiation with international participation, Mai 2008,Thessalonikki. Vollständiges Interview im Anhang.Gleichlautende Empfehlungen sprachen <strong>die</strong> Umweltkommissionder Deutschen Akademie für Kinderheilkunde undUmweltmedizin (2001) und auch <strong>die</strong> Stadt Stuttgart aus.2.7. Der russische Appell: „Kinder und Mobilfunktelefone:Die Gesundheit der nachfolgenden Generationenist in Gefahr“Am 14. April 2008 wurde ein Appell <strong>des</strong> Russischen NationalenKomitees zum Schutz vor Nicht‐Ionisierender Strahlung(RNCNIRP) verabschiedet. Er betont <strong>die</strong> unverantwortlichenEingriffe in <strong>die</strong> Biologie <strong>des</strong> Lebens und warnt vor der Gefährdungunserer Zukunft, wenn wir mit der Strahlenbelastungder Kinder fortfahren wie bisher:„Das elektromagnetische Feld (EMF) ist ein wichtiger biologischerFaktor, der nicht nur <strong>die</strong> menschliche Gesundheit imAllgemeinen angreift, sondern auch <strong>die</strong> Prozesse der höherenNervenaktivität, einschließlich <strong>des</strong> Verhaltens und <strong>des</strong>Denkens. Strahlung beeinflusst direkt das menschliche Gehirn,wenn Menschen mobil telefonieren. […]Die gegenwärtigen Sicherheitsstandards für <strong>die</strong> Expositionvon Mikrowellen der Mobilfunktelefone sind für Erwachseneentwickelt worden und berücksichtigen nicht <strong>die</strong> wesentlichenMerkmale <strong>des</strong> kindlichen Organismus. Die WHO siehtden Schutz der Gesundheit von Kindern vor einem möglichennegativen Einfluss durch EMF der Mobiltelefone alseine Aufgabe von höchster Priorität. […]Nach Meinung <strong>des</strong> Russischen Nationalen Komitees zumSchutz vor nichtionisierender Strahlung sind <strong>die</strong> folgendenGesundheitsgefahren für mobil telefonierende Kinder innaher Zukunft wahrscheinlich: Gedächtnisstörungen, nachlassendeAufmerksamkeit, verringerte Lern‐ und Denkfähigkeiten,zunehmende Reizbarkeit, Schlafprobleme, zunehmendeStressempfindlichkeit, zunehmende Bereitschaftfür Epilepsie.In ferner Zukunft zu erwartende (mögliche) Gesundheitsrisiken:Gehirntumoren, Tumoren der Hör‐ und Eingangsnerven(im Alter von 25 – 30 Jahren), Alzheimer‐Krankheit, Demenz, depressive Syndrome und andere Artender Degeneration von Nervenstrukturen <strong>des</strong> Gehirns (imAlter von 50 – 60).“ (Auszug)In ihrer Resolution vom April 2011 „ElektromagnetischeFelder von Handys: Gesundheitliche Auswirkung auf Kinderund Jugendliche“ stellt <strong>die</strong> RNCNIRP fest, dass <strong>die</strong> medizinischeStatistik und neue Forschungsergebnisse bereits besorgniserregendeSchädigungen der Handynutzung bei Kindernund Jugendlichen nachweisen.Wer hinter solchen Aussagen einen Rückstand an Erfahrungvermuten würde, wäre in einem großen Irrtum begriffen.Kein Land verfügt über so zahlreiche und so ausgedehnteForschungen zur Langzeitwirkung elektromagnetischer Felderwie gerade Russland. 1919Hecht, Karl: Biologische Wirkungen Elektromagnetischer Felder im Frequenzbereich0 – 3 GHz auf den Menschen, Stu<strong>die</strong> russischer Literatur von1960 – 1996.im Auftrag <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministerium für TelekommunikationAuftrag‐Nr. 4131/630 402, 14. 11. 1996.


‐ 8 ‐2.8. Die Entwarnung durch <strong>die</strong> Bun<strong>des</strong>regierung imJuni 2008. Eine Betrachtung <strong>des</strong> Deutschen MobilfunkForschungsprogrammsBei der Bekanntgabe der Ergebnisse <strong>des</strong> Deutschen Mobilfunkforschungsprogramms(DMF) erklärte <strong>die</strong> Bun<strong>des</strong>regierung,es gäbe keinerlei Hinweise auf Gesundheitsgefährdungenund daher keinen Grund, Grenzwerte zu ändern.Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Ergebnisse <strong>des</strong>DMF sind allerdings angebracht.Es wurden, so <strong>die</strong> Bun<strong>des</strong>regierung, 54 Stu<strong>die</strong>n zu potentiellenGesundheitsgefährdungen durchgeführt. Die Wirklichkeit:von 54 Stu<strong>die</strong>n waren nur 18 biologische oder epidemiologischeProjekte, davon aber zwei Machbarkeitsstu<strong>die</strong>n,also waren nur 16 Stu<strong>die</strong>n zu biologischgesundheitlichenFragen zum Zeitpunkt der Berichterstattungabgeschlossen 20 .Bereiche:abgeschlossennichtabgeschlossenSummeDosimetrie 11 4 15Risikokommunikation7 ‐ 7Epidemiologie 5 5 10Biologie 13 9 22Summe 36 16 54Von <strong>die</strong>sen 16 Stu<strong>die</strong>n führte der Industrielobbyist Prof.Alexander Lerchl drei durch. Zieht man von <strong>die</strong>sen nun 13übriggebliebenen <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>n ab, <strong>die</strong> tatsächlich Effektefanden, welche aber einfach als unbedeutend ignoriertwerden, so waren es weniger als 10 „Entwarnungsstu<strong>die</strong>n“<strong>die</strong> das DMF vorzuweisen hatte. Und <strong>die</strong>s wird verkauft als<strong>eines</strong> der weltweit bedeutendsten Projekte!H.‐Peter Neitzke vom ECOLOG Institut kritisiert <strong>die</strong>ses Vorgehen:„Auf neue (z.T. sehr deutliche) Befunde wird nichteingegangen und es fehlen durchgängig kritische Anmerkungenzur Aussagekraft der Stu<strong>die</strong>n bzw. kritische Anmerkungender Autoren `fallen unter den Tisch`“ 21 . Neitzkedokumentiert <strong>die</strong>s an zwei Untersuchungen, bei denenrelevante Effekte gefunden wurden, aber in der Zusammenfassung<strong>des</strong> BfS nicht auftauchen. Ein weiteres Beispiel: Inder Untersuchung von Simko et al. (Universität Rostock) 22für das DMF wurden Veränderungen der Expression zahlreicherProteine und ein Anstieg der Produktion freier Sauerstoffradikalegefunden, in einer parallel erscheinendenArbeit weisen sie darauf hin, dass das letztere bei der20„Stellungnahme der Strahlenschutzkommission“, S.34‐37; siehe auch <strong>die</strong>lesenswerte Analyse von K.D.Beck auf www.hese‐project.org21H.‐Peter Neitzke:Deutsches Mobilfunkforschungsprogramm I, EMF‐Monitor 3/200822„Untersuchungen zu Wirkmechanismen an Zellen unter Exposition mithochfrequenten elektromagnetischen Feldern der Mobilfunktechnologie.“,2007. In der Arbeit „Cell Type Specific Redox Status is Responisible forDiverse Elektromagnetic Field Effects”, 2007 schreiben <strong>die</strong> Autoren: ”Finally,we conclude from our review that modulations on the oxidant andantioxidant level through ELF‐EMF exposure can play a causal role in cancerdevelopment.”Krebsentwicklung eine „kausale“ Rolle spielen könnte. BeimBfS findet das keine Erwähnung.Einerseits wird lautstark Entwarnung gegeben, andererseitsmuss das BfS erhebliche Defizite einräumen 23 :• es war „nicht möglich“, der von Ärzten schon 2006vorgelegten 700 seitigen Dokumentation über gesundheitlicheBeschwerden durch Mobilfunkexpositionnachzugehen (S.10)• <strong>die</strong> bei einer von zwei Stu<strong>die</strong>n zur Blut‐Hirn‐Schrankeaufgetretenen biologischen Effekte konnten nicht abschließendbewertet werden (S.16)• Stu<strong>die</strong>n zu gentoxischen Effekten sind noch nicht abgeschlossen(S.16)• Stu<strong>die</strong>n zu Schlaf und kognitiver Leistungsfähigkeit anempfindlichen Personengruppen und Kindern wurdennicht durchgeführt (S.21)• zur besonderen Gefährdung von Kindern können nochkeine Aussagen gemacht werden (S.24)• für Aussagen zu den entscheidenden Langzeitwirkungenüber 10 Jahre können keine Aussagen gemachtwerden (S.24,30)Auf <strong>die</strong>ser dünnen Grundlage Entwarnung zu geben, istschlichtweg eine Irreführung der Öffentlichkeit. Im Gegensatzzur Pauschalentwarnung der Bun<strong>des</strong>regierung empfiehltsogar das BfS weiterhin eine „vorsorgliche Minimierungder Exposition“ (S.30) im Hinblick auf mögliche Langzeitrisikenund Vorsorge für Kinder. Diese Vorsorgehinweisesollten verantwortungsvolle Politiker aufgreifen.2.9. Bun<strong>des</strong>ärztekammer widerspricht den DMF‐VerharmlosungenDie bisher zurückhaltende Bun<strong>des</strong>ärztekammer legte in derFachzeitschrift „Technikfolgenabschätzung ‐Theorie undPraxis“ offiziell Protest ein, verfasst von Prof. Andreas D.Kappos (stv. Vorsitzender <strong>des</strong> Ausschusses für Gesundheitund Umwelt der Bun<strong>des</strong>ärztekammer) :„Die Ergebnisse <strong>des</strong> DMF können somit nicht als Beleg für<strong>die</strong> Nichtexistenz athermischer Wirkungen der elektromagnetischenFelder interpretiert werden. Seit der Beobachtung<strong>des</strong> sogenannten „Radiowellen‐Syndroms“ durchErwin Schliephake 1932…wurde, wie oben angedeutet, einegroße Anzahl von Arbeiten publiziert, <strong>die</strong> funktionelleGesundheitsstörungen im Zusammenhang mit der Expositiondurch hochfrequente elektromagnetische Strahlungbeschreiben. Ebenso existieren plausible pathophysiologischeErklärungsmodelle nicht‐thermischer Wirkungenauf <strong>die</strong> komplexen Regulationsmechanismen <strong>des</strong> menschlichenOrganismus. Diese sind nicht ohne weiteres von derHand zu weisen. Eine umfangreiche Zusammenstellung ausalternativmedizinischer Sicht findet sich z.B. bei Hecht(2008). Für <strong>die</strong> Ärzteschaft ergeben sich für den Umgang miteventuellen gesundheitlichen Risiken aus der massenhaftenVerbreitung <strong>des</strong> Mobilfunks und der daraus resultierenden23Bun<strong>des</strong>amt für Strahlenschutz, Das Deutsche Mobilfunkforschungsprogramm,Juni 2008


‐ 9 ‐exponentiellen Zunahme der Exposition der gesamten Bevölkerungmit elektromagnetischer Strahlung <strong>die</strong> Aspekte„Prävention“ und „Elektrosensibilität“, <strong>die</strong> besondere Bedeutungbesitzen.“ 24Dieser Artikel leistet eine deutliche Kritik. Professor Kapposweist in <strong>die</strong>ser Stellungnahme ausdrücklich auf <strong>die</strong> Forschungsergebnissevon Prof.Karl Hecht 25 und Dr.med CorneliaWaldmann‐Selsam 26 hin, <strong>die</strong> bisher bei den Bun<strong>des</strong>behördenin den Schubladen landeten. Beide sind Mitgliederder mobilfunkkritischen WissenschaftlervereinigungKompetenzinitiative e.V., Prof. Karl Hecht im Vorstand. DieKompetenzinitiative hat mit der Broschüre „Wie empfindlichreagieren <strong>die</strong> Gene auf Mobilfunkstrahlung?“ <strong>die</strong> Antwortauf das DMF gegeben. Sie weist anhand <strong>des</strong> Forschungsstan<strong>des</strong>nach: Mobilfunk gefährdet massiv <strong>die</strong> Gesundheit.3. Neue Erkenntnisse nach 2010:3.1. Was geschieht um einen Mobilfunkmastenherum? Ein Resümee <strong>des</strong> Forschungsstan<strong>des</strong>Heute hat sich <strong>die</strong> Mobilfunktechnologie in unsinniger Weisedurchgesetzt. Aktuell senden 14 parallel betriebene Mobilfunknetzeneben‐, hinter und aufeinander. Jeder der vierBetreiber Telekom, Vodafone, e‐plus, Telefonica (O²) betreibteins der beiden Netze GSM900, GSM1800 und zusätzlichUMTS. Seit 2011 Stück für Stück auch <strong>die</strong> vierte MobilfunkgenerationLTE 27 . Dazu kommen der neue Behördenorganisationsfunkmit dem TETRA‐System und das Netz für <strong>die</strong>Bahn GSM‐R.Der parallele Aufbau und Betrieb ein und derselben Infrastrukturdurch mehrere Betreiber und der Betrieb mehrererDienste pro Betreiber für ein und <strong>die</strong>selbe Anwendung istnicht nur ein ökonomischer und energetischer Unsinn ohnegleichen.Je<strong>des</strong> <strong>die</strong>ser Netze, jeder eigene Dienst brauchteinen Standort, braucht Infrastruktur, braucht Sendeanlagenund verbraucht im Betrieb laufend Energie. Die Antennenverschandeln unsere Städte, <strong>die</strong> Masten zerstören unserLandschaftbild und je<strong>des</strong> Mobilfunknetz bestrahlt ausnahmslos24 Stunden am Tag Menschen und Umwelt mitgesundheitsschädlicher gepulster Mikrowellenstrahlung 28 .Jede neue Antennenanlage, jeder neue Dienst erhöht denLevel der Bestrahlung.165.000 SendeanlagenStand 30. März 2012 stehen in Deutschland über 165.000kommerzielle Mobilfunk‐Sendeanlagen auf 70.179 Standorten.Das TETRA‐System soll weitere 4.500 Sendeanlagenbenötigen wobei Experten davon ausgehen, dass für <strong>die</strong>24Technikfolgenabschätzung‐Theorie und Praxis Nr.3, S.31, Dez. 200825Hecht, Karl: Biologische Wirkungen Elektromagnetischer Felder im Frequenzbereich0 – 3 GHz auf den Menschen, Stu<strong>die</strong> russischer Literatur von1960 – 1996 im Auftrag <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministerium für TelekommunikationAuftrag‐Nr. 4131/630 402, 14. 11. 199626„Protokoll <strong>des</strong> Fachgesprächs „Gesundheitliche Auswirkungen der elektromagnetischenFelder <strong>des</strong> Mobilfunks‐Befundberichte“ im Bun<strong>des</strong>amt fürStrahlenschutz, Neuherberg, 02.08.2006“. Waldmann‐Selsam u.a.: StarkeIndizien der Schädigung. In: Richter/Zimmer: Die Gefährdung und Schädigungvon Kindern durch Mobilfunk, 2008, S. 1627LTE steht für <strong>die</strong> <strong>die</strong> Sinnfreie Begriffsfolge Long‐Term‐Evolution28www.mobilfunkstu<strong>die</strong>n.de, www.emf‐portal.degeplanten Versorgungsziele, besonders in den Mittelgebirgsregionen,sehr viel mehr Anlagen benötigt werden.Eine Abkehr von <strong>die</strong>sem System ist kein technisches Problemen‐ dass <strong>die</strong>s geht, wurde auch schon mehrfach untersucht,dargelegt und auch gefordert 29 . Es ist ausschließlicheine Frage <strong>des</strong> politischen Willens, ob wir <strong>die</strong>ses Systemkorrigieren.Die heiße Phase der Diskussion um <strong>die</strong> Schädlichkeit vonMasten begann im Jahre 2004, nachdem <strong>die</strong> Nailaer Stu<strong>die</strong>erschien. Die Nailaer – Sendemast‐Stu<strong>die</strong> (2004) zur GSM‐Technologie ergab, dass sich der Anteil von neu aufgetretenenKrebsfällen bei Patienten, <strong>die</strong> während der letztenzehn Jahre in einem Abstand bis zu 400 Meter um <strong>die</strong> seit1993 betriebene Mobilfunksendeanlage gewohnt hatten,gegenüber dem über 400 Meter entfernten Bereich im Gesamtzeitraumvon 1994 bis 2004 verdoppelt und in der Zeitvon 1999 bis 2004 sogar verdreifacht hat. Über<strong>die</strong>s war dasAlter, in dem <strong>die</strong>se Patienten an Krebs erkrankt sind, durchschnittlich8,5 Jahre jünger als im 400 Meter entferntenBereich.Diese Ergebnisse veranlassten Politik und Industrie zu fastpanischen Widerlegungsbemühungen. Die Bun<strong>des</strong>regierungund das BfS versuchten umgehend, <strong>die</strong>se Stu<strong>die</strong>, <strong>die</strong> Prof.Frentzel‐Beyme wissenschaftlich betreute, unglaubwürdigzu machen. Dr. Horst Eger, Projektleiter der Naila‐Stu<strong>die</strong>,forderte damals im Gegenzug „ aus ethischen und juristischenGründen umgehend weitere Untersuchungen ananderen Standorten, um das Risiko für <strong>die</strong> Bevölkerungsicherer abschätzen zu können.“ Dieser Aufforderung kamdas BfS bis heute nicht nach. Fakt ist bis heute, dass <strong>die</strong>Naila ‐ Stu<strong>die</strong> <strong>die</strong> einzige deutsche Mobilfunk ‐ Sendemaststu<strong>die</strong>mit der Fragestellung Gentoxität ist. Das ist eingesundheitspolitischer Skandal. Und besonders bemerkenswert:BfS ‐ Präsident König „bedauerte“ 2005 öffentlich,dass weitere Feldstu<strong>die</strong>n nicht zustande kamen, weil<strong>die</strong> Netzbetreiber sich weigerten, Daten zur Verfügung zustellen:"Im Bereich Dosimetrie war es ein Ziel, <strong>die</strong> Möglichkeitenzur Minimierung der HF‐Exposition der Bevölkerung durchregionale integrierte Netzplanung zu untersuchen. Um <strong>die</strong>bestehenden Mobilfunknetze zu evaluieren und Strategienzur Minimierung zu entwickeln, sind Informationen überden Netzaufbau verschiedener Betreiber erforderlich. Leiderhaben <strong>die</strong> Netzbetreiber in <strong>die</strong>sem Projekt der Zusammenarbeitnicht zugestimmt. Sie sehen in der Offenlegung derNetzstrategie ureigenste Unternehmensinteressen tangiert."303.2. Der aktuelle Stand der ForschungIn der Zeitschrift umwelt‐medizin‐gesellschaft 1/2011 wurdeeine gemeinsame Stu<strong>die</strong> von Professor Buchner und Dr.Horst Eger vorgestellt: „Veränderung klinisch bedeutsamerNeurotransmitter unter dem Einfluss modulierter hochfre‐29Vgl. miniWatt Stu<strong>die</strong> im Auftrag der Bun<strong>des</strong>regierung von 200330Rede <strong>des</strong> BfS‐Präsidenten Wolfram König zum 3. BfS‐FachgesprächMobilfunk ( 28.4.2005)


‐ 10 ‐quenter Felder ‐ Eine Langzeiterhebung unter lebensnahenBedingungen.“Sie untersuchten <strong>die</strong> Auswirkungen <strong>eines</strong> Sendemasten imbayerischen Rimbach auf das Blut von Anwohnern (siehedazu auch das Interview mit Dr. Horst Eger im Anhang).Im Umweltausschuss <strong>des</strong> Europarates sagte der BerichterstatterJean Huss (GRÜNE‐Luxemburg) zu <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong>:„Der Wert <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong>, <strong>die</strong> sich über eineinhalb Jahre erstreckt,liegt darin, dass Ärzte und Wissenschaftler wesentlicheVeränderungen in der Konzentration u.a. bestimmterStresshormone im Urin messen und bestimmen konnten.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es einen signifikantenAnstieg von Adrenalin und Noradrenalin über mehrereMonate hinweg gibt, sowie auch eine signifikante Reduktionvon Dopamin und Phenylethylamin (PEA), allesamt Veränderungen,<strong>die</strong> den Zustand chronischen Stresses angeben,<strong>die</strong> nach Ansicht der Stu<strong>die</strong>nurheber <strong>die</strong> zuvor geschildertenSymptome verstärken. Die Autoren beziehen das abgesenktePEA Niveau auf <strong>die</strong> eingeschränkte Aufmerksamkeit undHyperaktivität bei Kindern, Störungen, <strong>die</strong> in Deutschlandzwischen den beobachteten Jahren 1990‐2004 immensgestiegen sind.“Es gibt mehrere Stu<strong>die</strong>n an Menschen und Tieren, sowohlklinische als auch epidemiologische, <strong>die</strong> unterhalb der deutschenGrenzwerte schädigende Effekte nachgewiesen haben,hier eine Auswahl:Neurobehavioral effects among inhabitants around mobilephone base stations. Wirkungen auf das neurologischbedingteVerhalten bei Einwohnern in der Umgebung vonMobilfunk‐Basisstationen. Abdel‐Rassoul G, El‐Fateh OA,Salem MA, Michael A, Farahat F, El‐Batanouny M, Salem E;Neurotoxicology 2007; 28 (2): 434 – 440Effects of Exposure to GSM Mobile Phone Base Station Signalson Salivary Cortisol, Alpha‐Amylase, and ImmunoglobulinA. Wirkungen der Exposition bei Signalen von GSM‐Mobilfunk‐Basisstationen auf Cortisol, alpha‐Amylase undImmunglobulin A im Speichel. Augner C, Hacker GW,Oberfeld G, Florian M, Hitzl W, Hutter J, Pauser G; BiomedEnviron Sci 2010; 23 (3): 199 ‐ 207Modification of clinically important neurotransmitters underthe influence of modulated high‐frequency fields ‐ A longtermstudy under true‐to‐life conditions. Veränderung klinischbedeutsamer Neurotransmitter unter dem Einflussmodulierter hochfrequenter Felder ‐ Eine Langzeiterhebungunter lebensnahen Bedingungen. Buchner K, Eger H, Umwelt‐ Medizin ‐ Gesellschaft 2011; 24 (1): 44 – 5Mortality by neoplasia and cellular telephone base stations inthe Belo Horizonte municipality, Minas Gerais state, Brazil.Mortaliät aufgrund von Krebs und Mobilfunk‐Basisstationenim Stadtgebiet von Belo Horizonte, Minas Gerais‐Staat,Brasilien. Dode AC, Leao MM, Tejo FD, Gomes AC, Dode DC,Dode MC, Moreira CW, Con<strong>des</strong>sa VA, Albinatti C, CaiaffaWT; Sci Total Environ 2011; 409 (19): 3649 ‐ 3665Einfluss der räumlichen Nähe von Mobilfunksendeanlagenauf <strong>die</strong> Krebsinzidenz. Influence of proximity to mobile telephonytransmitters on cancer incidence. Eger H, HagenKU, Lucas B, Vogel P, Voit H; Umwelt ‐ Medizin ‐ Gesellschaft2004; 17 (4): 326 – 332Specific symptoms and radiation from mobile basis stationsin Selbitz, Bavaria, Germany: evidence for a dose‐effect relationship.Spezifische Symptome und Mobilfunkstrahlung inSelbitz (Bayern) ‐ Evidenz fur eine Dosiswirkungsbeziehung.Eger H, Jahn M; Umwelt ‐ Medizin ‐ Gesellschaft 2010; 23(2): 130–139Subjective symptoms, sleeping problems, and cognitive performancein subjects living near mobile phone base stations.Subjektive Symptome, Schlaf‐Probleme und kognitive Leistungbei Personen, <strong>die</strong> in der Nähe von Mobilfunk‐Basisstationen leben. Hutter HP, Moshammer H, Wallner P,Kundi M; Occup Envir Med 2006; 63 (5): 307‐313The Microwave Syndrome: A Preliminary Study in Spain. DasMikrowellen‐Syndrom: eine Vorstu<strong>die</strong> in Spanien. Navarro,Segura, Portoles, Gomez‐Perretta; Electromagn Biol Med2003; 22 (2‐3): 161‐169Survey study of people living in the vicinity of cellular phonebase stations. Eine Stu<strong>die</strong> über Personen, <strong>die</strong> in der Nachbarschaftvon Mobilfunk‐Basisstationen leben. Santini R,Santini P, Le Ruz P, Danze JM, Seigne M; Erschienen in:Electromagn Biol Med 2003; 22 (1): 41–49Tierstu<strong>die</strong>n:Possible Effects of Electromagnetic Fields from Phone Mastson a Population of White Stork (Ciconia ciconia). MöglicheWirkungen elektromagnetischer Felder von Telefon‐Mastenauf eine Population <strong>des</strong> Weißstorch. Balmori A, Erschienenin: Electromagn Biol Med 2005; 24 (2): 109–119The Urban Decline of the House Sparrow (Passerdomesticus): A Possible Link with Electromagnetic Radiation.Der städtische Rückgang <strong>des</strong> Haussperlings (Passerdomesticus): Eine mögliche Verbindung zu elektromagnetischerBefeldung. Balmori A, Hallberg Ö; Electromagn BiolMed 2007; 26 (2): 141–151Mobile phone mast effects on common frog (Ranatemporaria) tadpoles: the city turned into a laboratory. Mobilfunk‐Mast‐Wirkungenauf Grasfrosch (Rana temporaria)‐Kaulquappen: <strong>die</strong> Stadt wurde zum Labor. Balmori A;Electromagn Biol Med 2010; 29 (1‐2): 31–35RF radiation‐induced changes in the prenatal development ofmice. Hochfrequenz‐Befeldungsinduzierte Veränderungen inder pränatalen Entwicklung von Mäusen. Magras IN, XenosTD, Bioelectromagnetics 1997; 18 (6): 455–461Eine staatliche indische Expertengruppe legte 2011 Ergebnisseder Auswirkungen von Mobilfunkmasten auf Vögel undBienen vor, <strong>die</strong> zum dem Schluss kommt, dass elektromagnetischeStrahlung von Mobilfunktürmen <strong>die</strong> biologischenSysteme von Vögeln stört. Ein Gesetz zum Schutz von Floraund Fauna wird gefordert.Im September 2010 hatte das Ministerium ein Komitee aus10 Mitgliedern ins Leben gerufen unter der Leitung vonAsad Rahmani, Direktor der Bombay Natural History Society


‐ 11 ‐(BNHS). Es sollte <strong>die</strong> Auswirkungen von Mobilfunktürmenauf Vögel und Bienen stu<strong>die</strong>ren und Richtlinien für ihreAufstellung formulieren. Die Expertengruppe beurteilte 919Stu<strong>die</strong>n aus In<strong>die</strong>n und dem Ausland über <strong>die</strong> schädigendenEffekte von Mobilfunktürmen bei Tieren, Vögeln und Insekten.Von den 919 Stu<strong>die</strong>n fand <strong>die</strong> Gruppe 593, <strong>die</strong> negativeEffekte durch Mobilfunk auf Vögel, Bienen, Menschen,Tierwelt und Pflanzen aufzeigten. Die Stu<strong>die</strong> kann heruntergeladenwerden von: http://moef.nic.in/downloads/publicinformation/final_mobile_towers_report.pdfYakymenko et al. fassen in ihrem aktuellen Forschungsüberblick“ Langzeiteinwirkung von Mikrowellen‐Bestrahlungdurch Radar und Mobilfunk löst Krebswachstum aus“ ,erschienen in Experimental Oncology 33, 62‐70, 2011, denStand der Forschung zu Basisstationen so zusammen:„Basis‐Sen<strong>des</strong>tationen. Während der letzten Jahrzehntewurden weltweit mehr als 1,5 Millionen Basis Sen<strong>des</strong>tationeninstalliert. Allerdings zog es <strong>die</strong> Weltgesundheitsorganisationvor, ihr Augenmerk vorrangig auf <strong>die</strong> Auswirkungenvon Handys auszurichten, während sie von Stu<strong>die</strong>n über <strong>die</strong>Auswirkungen von Sendeanlagen zurückschreckte (mit Ausnahmeder Jahre 2003‐2006, als <strong>die</strong> WHO Stu<strong>die</strong>n übermögliche Auswirkungen der Strahlung von Sendeanlagenempfahl). [44]. Dies ist vermutlich der Hauptgrund, weshalbaugenblicklich nur wenige Veröffentlichungen zu <strong>die</strong>serProblemstellung gefunden werden können [45‐49]. In denJahren 1994‐2004 wurde in Deutschland eine Vergleichsstu<strong>die</strong>von Krebsfällen bei Menschen durchgeführt, <strong>die</strong> in einemUmkreis von bis zu 400 m von der Basis‐ Sen<strong>des</strong>tationoder aber weiter als 400 m davon entfernt lebten[48]. EineGesamtsteigerungsrate der Krebsfälle unter den Anwohnern,<strong>die</strong> in nächster Nähe zu den Basisstationen wohnten,erhöhte sich um den Faktor 1,26 im Vergleich zur Kontrollgruppeinnerhalb der ersten fünf Jahre (1994‐1998), und3,11‐fach während <strong>des</strong> zweiten fünfjährigen Beobachtungszeitraums(1999‐2004) im Sendebetrieb. Insbesondere imzweiten Beobachtungszeitraum gab es eine statistisch signifikanteZunahme von Krebsfällen, sowohl im Vergleich mitder im weiter entfernten Bereich wohnenden Bevölkerungals auch mit dem generell zu erwartenden Auftreten. InIsrael wurde <strong>die</strong> Bevölkerung (n = 622) in der näheren Umgebung(bis 350 m Entfernung) zur Basis‐Sen<strong>des</strong>tation (850MHz, 1500 Watt bei voller Sendeleistung) über <strong>die</strong> Betriebsdauer<strong>eines</strong> Jahres mit Personen verglichen (n = 1222), welchein einem anderen Gebiet wohnten [47]. In den Sendegebietenrund um <strong>die</strong> Stationen traten 4,15 mal mehr Krebsfälleals im Rest der Stadt auf. Relative Krebsraten für Frauenlagen bei 10,5 für Gegenden nahe der Sen<strong>des</strong>tation, 0,6für <strong>die</strong> Kontrollzone und 1 für <strong>die</strong> ganze Stadt. Krebsvorkommenbei Frauen in der Nähe zu Basisstation ‐ Bereichenlagen im Vergleich zur Kontrollzone und der Stadt signifikanthöher (p


‐ 12 ‐Europaparlament 2009Im Beschluss <strong>des</strong> Europaparlaments „Die Gesundheitsproblematikin Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern“vom 2. April 2009 31 wird neben den Forderungen zurGrenzwertsenkung, Aufklärung, Kinderschutz und zur Kennzeichnungspflichtauch ein einheitliches Genehmigungssystemfür Sendeanlagen, Side‐Sharing, Roaming und mehrTransparenz über Anlagenstandorte sowie <strong>die</strong> Erstellungvon Expositionskarten und das freihalten von Orten sensiblerNutzung wie Kindergärten, Schulen, Seniorenheime undKrankenhäuser von Sendeanlagen eingefordert.Europäische Umweltagentur 2007, 2011In 2007 warnt <strong>die</strong> oberste Europäische Umweltbehörde vorden negativen gesundheitlichen Auswirkungen der Mikrowellenbestrahlunginsbesondere für Handynutzer, aberauch vor Mobilfunkstrahlung allgemein. Sie rät dazu, <strong>die</strong>Grenzwerte zu senken und eine Vorsorgepolitik zu betreiben.„Warum <strong>die</strong> Bevölkerung einer Gefahr aussetzen,wenn man jetzt etwas tun kann. Es ist Zeit für uns alle, öffentlicheEntscheidungsträger, Eltern, jeden Einzelnen, inder Gesellschaft, sich den Hinweisen bewusst zu werdenund dementsprechend zu handeln.“ 32 Am 12.Okt. 2011 hat<strong>die</strong> EEA <strong>die</strong>se Forderungen, adressiert an <strong>die</strong> politischenEntscheidungsträger, noch mal wiederholt.Europarat 2011Der Ständige Ausschuss <strong>des</strong> Europarates forderte am27.05.2011 in seinem Beschluss „Die potentiellen Gefahrendurch elektromagnetische Felder und ihre Auswirkung auf<strong>die</strong> Umwelt“ eine europaweite Wende in der Mobilfunkpolitik.Hierin werden <strong>die</strong> europäischen Regierungen aufgefordert,alles Erdenkliche zu tun, um <strong>die</strong> Strahlenbelastungdurch elektromagnetische Felder zu reduzieren. Den Regierungenwerden konkrete Sofortmaßahmen vorgeschlagenwie z.B. Aufklärungskampagnen, strenge Regeln für Mobiltelefonean Schulen, mehr Mitsprache bei der Standortfindung,kontinuierliche Überwachung aller Anlagen und <strong>die</strong>Anwendung <strong>des</strong> ALARA‐Prinzips 33 . Gefordert werden auch<strong>die</strong> Anerkennung der athermischen gesundheitsschädlichenWirkungen der Mikrowellenstrahlung und <strong>die</strong> sich darausergebende zwingende Senkung der Grenzwerte und <strong>eines</strong>ofortige Vorsorgepolitik.WHO Mai 2011Die International Agency for Research on Cancer (IARC) derWeltgesundheitsorganisation (WHO) stuft <strong>die</strong> Strahlung „vonMobiltelefonen möglicherweise als krebserregend für denMenschen (Gruppe 2B), bezogen auf ein erhöhtes Risiko fürein Gliom, einer bösartigen Form von Hirntumor", ein. DieFormulierung „möglicherweise“ ist ein Kompromiss. An derUntersuchung <strong>des</strong> IARC haben 31 Wissenschaftler aus 14Ländern mitgewirkt. Schwedische und israelische Wissenschaftlerwerden deutlicher: sie gehen von einem 2 bis 531Entschließung 2008/2211(INI) und siehe auch Bun<strong>des</strong>rat‐Drs. 478/0932EEA Direktorin Prof. McGlade in der Presseinfo <strong>des</strong> Politmagazin ReportMainz, 31.10.200733As Low As Reasonably Achievable – so gering wie angemessen /vernüftiger Weise möglichfachen Krebsrisiko für Vieltelefonierer aus. “Viel telefonieren“ist definiert als eine halbe Stunde täglich! Bisher nutzte<strong>die</strong> Industrie <strong>die</strong> WHO als Kronzeuge für <strong>die</strong> Unbedenklichkeitder Strahlung. Damit hat es nun ein Ende.3.5. Versicherungen versichern nicht!Auf Grund solcher hier aufgezählten Tatsachen sehen sich<strong>die</strong> Versicherungsgesellschaften nicht in der Lage, in Haftungzu treten. In der Zeitung „Die Zeit“ vom 17.11.2008heißt es:"Das Risiko ist nicht versicherbar" ‐ Ein Interview mitJean−Luc Besson, "Chief Risk Officer" <strong>des</strong> französischenRückversicherers SCOR, über <strong>die</strong> Gefahren von Handystrahlung:Eine Familie hat das Telefonunternehmen Bouygues Telecomam 17. September wegen "Verabreichung schadenverursachenderSubstanzen" verklagt und einen der Sendemasten<strong>des</strong> Betreibers verantwortlich gemacht. Können Handy−Unternehmensich vor Krankheitsrisiken im Zusammenhangmit ihren Aktivitäten schützen?Das Gesundheitsrisiko im Zusammenhang mit elektromagnetischenFeldern (EMF) ist zurzeit nicht versicherbar, abgesehenvon einigen wenigen Ausnahmen. Wenn <strong>die</strong> Risikenzu vernachlässigen sind ‐ Standorte, <strong>die</strong> weit von örtlichansässigen Bevölkerungsgruppen entfernt sind, mit Strahlung,<strong>die</strong> messbar ist ‐ können Unternehmen eine Versicherungbekommen.“Es ist unzumutbar, dass Masten mitten im Wohngebiet undin unmittelbarer Nähe zu Kindergärten aufgestellt werdenund kurz – oder langfristig durch <strong>die</strong> Zwangsbestrahlung zurGesundheitsschädigung der Bevölkerung führen. Eine Technik,<strong>die</strong> <strong>die</strong> Gesundheit gefährdet ist nicht fortschrittlich.Deshalb muss gefordert werden, dass mit Hochdruck undstaatlicher Unterstützung neue, vorhandene Techniken dermobilen Kommunikation zur Serienreife entwickelt werden,<strong>die</strong> unsere Gesundheit nicht gefährden.Auf den Internetseiten von Diagnose‐Funk stehen fast allehier zitierten Dokumente zum Download:www.diagnose‐funk.dewww.mobilfunkstu<strong>die</strong>n.deDiagnose‐Funk Ratgeber Elektrosmog Nr.4:Kommunale HandlungsfelderWelche Rechte hat <strong>die</strong> Kommune –Gefahren‐Minimierung und vorsorgende Gesundheitspolitikdurch Mobilfunkvorsorgekonzeptebestellung@diagnose‐funk.deErscheint im Juni 2012


‐ 13 ‐AnhangInterview mit Dr. med. Horst Eger zur Rimbach‐Stu<strong>die</strong>DF Die von Ihnen und Herrn Dr. Buchner Anfang <strong>des</strong>Jahres in der Fachzeitschrift Umwelt –Medizin ‐ Gesellschaftvorstellte Rimbach‐Stu<strong>die</strong> wurde bereits in Jahr 2004/2005durchgeführt. Woran liegt es das <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> erst jetzt veröffentlichtwurde?Eger Die in Rimbach erhobenen Daten wurden von denAutoren fremdmittelfrei ausgewertet und im medizinischenZusammenhang ausführlich dargestellt und diskutiert.Fremdmittelfrei bedeutet, dass wir neben unsererberuflichen Tätigkeit dafür keine Finanzierung bzw.öffentliche Unterstützung erhalten haben.Nach Fertigstellung der Daten wurde <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> eingereichtund in einem entsprechenden wissenschaftlichen peerreviewVerfahren geprüft, was nochmals Zeit in Anspruchnahm. Betrachtet man den Zeitraum, der vergangen ist, bis<strong>die</strong> mit voller öffentlicher Unterstützung finanzierte Stu<strong>die</strong>zu Gesundheitsauswirkungen <strong>des</strong> Senders in SchwarzenburgSchweiz vollständig veröffentlicht wurde, liegen wir ineinem durchaus akzeptablen Rahmen.DF Die vorliegende Langzeitstu<strong>die</strong> über einen Zeitraumvon eineinhalb Jahren zeigt bei den 60 Teilnehmern einedeutliche Veränderung <strong>des</strong> körpereigenen Stress‐Hormon‐Systems nach Installation einer örtlichen Mobilfunksendeanlage.Was bedeuten <strong>die</strong>se Veränderungen?Eger Was <strong>die</strong>se Veränderungen bedeuten, möchte ichIhnen an einem Beispiel darstellen: Wir wissen, dass das„Glückshormon“ Phenylethylamin, das auch in derSchokolade vorkommt, bei Erkrankungen wie Depressionabsinken kann. In der vorliegenden Arbeit konnten wirzeigen, dass bei den 60 Teilnehmern eine signifikanteAbnahme <strong>die</strong>ses „Glückshormons“ nachweisbar war. Jetztkann niemand mehr ausschließen, dass <strong>die</strong>ser Abfall derPhenylethylamin‐Werte gesundheitliche Konsequenzenhaben wird.DF In wie weit können bei <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong> Confounder(andere Ursachen) ausgeschlossen werden?Eger Bei unserer Arbeit handelt es sich um eineLangzeituntersuchung. Hierbei wurden über den gesamtenStu<strong>die</strong>nzeitraum wiederholt anamnestisch auch <strong>die</strong>Lebensumstände der Patienten erhoben, wobei sich hierkeine Änderungen ergeben hatten. Somit könnenConfounder größtenteils ausgeschlossen werden. Zumzweiten ist es wichtig zu wissen, dass <strong>die</strong> erhobenen Wertevon den Patienten nicht willkürlich beeinflusst werdenkönnen und somit auch nicht entsprechend derWunschvorstellungen der Stu<strong>die</strong>nteilnehmer „von <strong>die</strong>seneingestellt“ werden können.DF Sie führen <strong>die</strong> beobachteten Veränderungen auf<strong>die</strong> erhöhte Einstrahlung Elektromagnetische Felder durch<strong>die</strong> neu errichtete nahe gelegene Mobilfunksendeanlagezurück. Jetzt betreibt der Bayerischen Rundfunk nicht unweitvon Rimbach einem großen Sendeturm mit Richtfunk‐,Radio und Fernsehsendern 34 . Wurden <strong>die</strong>se Einstrahlungenin Ihrer Stu<strong>die</strong> berücksichtigt?Eger Die Beiträge der nahegelegenen Rundfunk‐ bzw.Fernsehsender wurden in unserer Stu<strong>die</strong> erfasst und sindausführlich im Teil „ Material und Methoden“ dargestellt.Die Beiträge <strong>die</strong>ser Sender sind im Beobachtungszeitraumim Wesentlichen gleich geblieben, und in der vorliegendenUntersuchung interessierten vor allem <strong>die</strong> Veränderungenim neu hinzugekommenen 900 Megahertz‐Bereich derinstallierten Mobilfunksendeanlagen.DF Wie hoch ist <strong>die</strong> Aussagekraft Ihrer Stu<strong>die</strong> zu bewerten?Eger Nach unserer Kenntnis ist <strong>die</strong>se Arbeit <strong>die</strong> einzigefür den Mobilfunksendebereich durchgeführteLangzeitbeobachtungsstu<strong>die</strong> unter realen, lebensnahenBedingungen. Die Anzahl der Probanden ist hoch genug, umsignifikant nachweisen zu können, dass sich <strong>die</strong> Werte fürwichtige Hormone im menschlichen Körper während <strong>des</strong>Untersuchungszeitraums geändert haben. Wir gebenhiermit probate, wissenschaftlich evaluierteUntersuchungsmöglichkeiten vor, <strong>die</strong> bisher trotz derInstallation tausender Mobilfunksender völlig ignoriertworden waren.DF Jetzt wurden <strong>die</strong> von Ihnen dokumentierten Effektebereits bei Strahlenbelastungen beobachtet, <strong>die</strong> sehr, sehrweit unterhalb der offiziellen Grenzwerte liegen. Im 4. EMF‐Bericht der Bun<strong>des</strong>regierung vom Januar 2011 werden gesundheitlichrelevante Auswirkungen ElektromagnetischerFelder bei Leistungsflussdichten unterhalb der Grenzwerteaber grundsätzlich ausgeschlossen. Im Bericht steht: „GesundheitlicheBeeinträchtigungen infolge nicht‐thermischerWirkungen im Bereich niedriger Intensitäten hochfrequenterFelder wurden in jahrzehntelanger Forschung wissenschaftlichnicht nachgewiesen.“ Was halten Sie von solchenAussagen?Eger Offensichtlich ist <strong>die</strong> Stellungnahme <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtsfür Strahlenschutz nicht auf dem Stand <strong>des</strong> aktuellenwissenschaftlichen Wissens. Es ist bekannt, dass sich <strong>die</strong>Bun<strong>des</strong>regierung bereits wiederholt auf <strong>die</strong> Sicherheit derICNIRP‐ Grenzwerte berufen hat. Bereits im Jahr 2000wurde <strong>die</strong>se grenzwertgebende Kommission ICNIRP (eineals Privatverein eingetragene Organisation) für ihreselektive Wahrnehmung von dem neuseeländischenProfessor Neil Cherry gerügt. (1)An <strong>die</strong>ser Stelle ist eine etwas ausführlichere Darstellungbekannter Schädigungen unumgänglich. Wenzeluntersuchte den Gesundheitszustand <strong>des</strong>Funkmesspersonals der Nationalen Volksarmee im Rahmeneiner Dissertation und stellte <strong>die</strong> Ergebnisse in einem bis1989 vertraulichen Bericht zusammen. Gegenüber einernicht exponierten Kontrollgruppe fand er eine Zunahme vonKopfschmerzen, Schlafstörungen, allgemeiner Mattigkeit,Augenschmerzen, Herzstechen, nachlassender Denkschärfe,erhöhter Reizbarkeit, Schwindelgefühl, Neigung zuSchwitzen und Sehstörungen. Als Folge seiner Befunde34http://tinyurl.com/6cffnsn


‐ 14 ‐wurde bereits im Jahr 1967 auf <strong>die</strong> Unzulänglichkeit derbestehenden Grenzwerte hingewiesen (2).Die Auswertung sowjetischer betriebsmedizinischer Erhebungenaus den Jahren 1960 bis 1996, <strong>die</strong> im Auftrag <strong>des</strong>Bun<strong>des</strong>instituts für Telekommunikation von Professor Hechtdurchgeführt worden waren, belegten kausal <strong>die</strong> Wirkungvon Mikrowellen als Disstressor <strong>des</strong> zentralen Nervensystems(3).Aus Ungarn berichteten Iranyi et al. 1960 erstmals in derMünchner Medizinischen Wochenschrift über mit technischenMesswerten belegte ärztlich bestätigte, auffälligeHäufungen von Gesundheitsstörungen in Form von Kopfschmerzen,Schwindel, Müdigkeit, Schlafstörungen, Tremoru.a. beim Sendepersonal „moderner“ Rundfunksender. DieBeschwerden traten ab Feldstärken von 3,8 Volt /m auf. Fürsimulierte Beschwerden fanden sich keinerlei Hinweise. Da<strong>die</strong> Beschwerden in der Zeit der Dienstleistung auftratenbzw. mit der Zahl der Dienstjahre in Zusammenhang standen,folgerten <strong>die</strong> Autoren einen kausalen Zusammenhangder Symptome mit den Belastungen (4).Miro fand 1962 bei französischem Radarpersonal ein vermehrtesAuftreten von Schmerzen, Schwindel, Übelkeit,Veränderung <strong>des</strong> Charakters, Gewichtsverlust, Fieberanfällemit Frieren und Schwitzen und allgemeiner Erschöpfung. DieHochfrequenz‐Exposition lag bei ca. 5 V/m (5).Im Jahr 1996 belegte eine Stu<strong>die</strong> <strong>des</strong> Schweizer Bun<strong>des</strong>amtesfür Energiewirtschaft um den KurzwellensenderSchwarzenburg in der Schweiz hochsignifikante Gesundheitsstörungenbei der Zivilbevölkerung bezüglich der SymptomeSchlafstörung, Kopfschmerz, Gelenkschmerz, Erschöpfungu.a.. In einer verblindeten Abschaltstu<strong>die</strong> kam es einenTag nach Senderabschaltung zu einer Besserung der Beschwerden(6‐8).Santini et al. hatten 2002 in Frankreich ebenfalls einen klarenDosiswirkungs‐Zusammenhang für folgende Symptomein der Nähe von Mobilfunksen<strong>des</strong>tationen nachgewiesen:Schlafstörung, Müdigkeit, Erschöpfung, Erregbarkeit, Depressionu.a.. Als Folgerung empfahl man damals Sender<strong>die</strong>ser Art nicht näher als 300 m zu Wohnungen aufzustellen(9).Deckungsgleiche Ergebnisse zeigten <strong>die</strong> Arbeiten von Navarroet al. mit Nachmessungen durch Oberfeld (Lan<strong>des</strong>regierungSalzburg, Abteilung Gesundheit), bei der ebenfalls <strong>die</strong>gemessenen Strahlungs‐Belastungswerte signifikant in einerDosiswirkungsbeziehung mit erheblichen Gesundheitsproblemenkorrelliert. Drei Gruppen zeigten folgende Feldstärkeverteilung:Gruppe 1: 0,02‐0,04 V/m, Gruppe 2: 0,05‐0,22V/m und Gruppe 3: 0,25‐1,29 V/m (10).Die Arbeit von Abdel‐Rassoul et al. zeigte 2007 signifikanteStörungen <strong>des</strong> Zentralnervensystems (Kopfschmerz, Gedächtnisstörungen,Schwindel, Zittern, depressive Symptome,Schlafstörung) bei einer belasteten Population gegenübereiner Kontrollpopulation. Die gemessene Feldstärke lagbei 3 Volt/m in der als belastet eingestuften Gruppe (11).DF Hat <strong>die</strong> Bun<strong>des</strong>regierung, bzw. das Bun<strong>des</strong>amt fürStrahlenschutz im Rahmen <strong>des</strong> Deutschen Mobilfunkforschungsprogrammsnicht ähnliche Stu<strong>die</strong>n durchgeführt?Eger Im deutschen Mobilfunkforschungsprogramm gibtes keine einzige Arbeit, <strong>die</strong> über einen ähnlich langenUntersuchungszeitraum <strong>die</strong> von uns erhobenen Parameteruntersucht hätte. Noch befremdlicher wirkt auf mich alsArzt, dass <strong>die</strong> geplante Untersuchung über „gesundheitlicheAuswirkungen im Langzeitverlauf von Sendetechnikern bzw.Amateurfunkern“ im Deutschen Mobilfunkforschungsprogrammaus „Datenschutzgründen“ nicht durchgeführtworden ist.Von uns angeregte Untersuchungen vor Ort bei einerDresdner Familie, wo ein mögliches Schädigungspotentialbereits amtsärztlich bekundet worden war (12‐14), wurdenebenso wenig durch einen echten Vorort‐Versuch mit Mastabschaltunguntersucht, wie <strong>die</strong> Situation in Ruhstorf, wo esnach Sendemastaufbau zu einem dramatischen Anstieg derMissbildungsrate in einem Schweinezuchtbetrieb kam, derbis heute andauert. (Schreiben Reiche, 16.3.2011)DF Hat das Bun<strong>des</strong>amt für Strahlenschutz bereits aufIhre Stu<strong>die</strong> reagiert und wenn ja wie?Eger Bis zum 05.05.2011 erfolgte vom Bun<strong>des</strong>amt fürStrahlenschutz keine persönliche Kontaktaufnahme zu denAutoren und das, obwohl unsere Arbeit bereits von denSchweizer Behörden unter ELMAR besprochen worden warund <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> auf einem internationalen Kongress in Bernvorgestellt worden war.DF Brachte <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> Ergebnisse <strong>die</strong> auch Sie überraschthaben?Eger Die durchgeführte Arbeit wurde ergebnisoffenbegonnen und wir dürfen nochmals darauf hinweisen, dass<strong>die</strong> Teilnehmer <strong>die</strong> erhobenen Blutwerte in keiner Formselbst beeinflussen konnten. Daher ist besonders für michinsbesondere überraschend, wie klar und deutlich das„Glückshormon“ Phenylethylamin abgefallen ist. Dies hatnatürlich erhebliche klinische, gesundheitliche Bedeutung.Wir wissen, dass abgesenkte PEA‐Spiegel sich auch beihyperkinetischen Kindern finden. Aus den Verordnungskostenfür <strong>die</strong> Behandlung <strong>die</strong>ser Kinder wissen wir, dasssich <strong>die</strong> Kosten für Medikamente zwischen 1990 und 2004,also der Boomzeit <strong>des</strong> Mobilfunks, um das nahezuHundertfache erhöht haben.DF Diagnose‐Funk erhält immer wieder Anfragen wiesich <strong>die</strong> absehbaren negativen gesundheitlichen Folgen vonSenderneuaufstellungen auf einfache Art dokumentierenlassen. Taugt <strong>die</strong>se Art der Stu<strong>die</strong> für solch eine Bewertung,ist der Aufwand überschaubar und was wäre bei Wiederholungsstu<strong>die</strong>nzu beachten?Eger In Rimbach lag folgende Situation vor: Vor derSenderinstallation war ein Mobilfunkempfang nur höchsteingeschränkt möglich. Wir konnten somit den Übergangvon einer „Nahezu‐Null‐Situation“ in eine belasteteSituation im Bereich <strong>des</strong> 900 MHz‐Ban<strong>des</strong> untersuchen. Woheute ähnliche Verhältnisse vorliegen bei gleichzeitiggeringer Nutzung von Systemen im Haus wie WLAN oder


‐ 15 ‐DECT, bestünde <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> zu wiederholen.Die Probenentnahme ist denkbar einfach, denn <strong>die</strong> Untersuchungenfolgen über eine Abgabe <strong>des</strong> zweitenMorgenurins, der entsprechend behandelt, stabile Untersuchungswertegarantiert. Wichtig bei Wiederholungsstu<strong>die</strong>nist eine ausreichende Anzahl von Teilnehmern. Wünschenswertwäre eine Unterstützung durch offizielle Institutionen,wie Gesundheitsämter oder Umweltministerien, <strong>die</strong> auchunbelastete mobilfunkfreie Bereiche für Kontrollgruppenzur Verfügung stellen müssten.Anmerkung <strong>des</strong> Autors Dr. H. Eger:Die Veröffentlichung unserer Arbeit erfolgte in derMedizinzeitschrift „Umwelt‐Medizin‐Gesellschaft“ Ausgabe1/2011 Ende März <strong>die</strong>ses Jahres.Der Titel <strong>die</strong>ser Zeitschrift war: „25 Jahre Tschernobyl“ ‐noch in Unkenntnis <strong>des</strong> aktuellen Fukushima‐Desasters. ImBereich der Atomkraft hatte man jahrelang versucht Risikenklein zu reden und zu beschönigen. Aber weder im Bereichder ionisierenden radioaktiven Strahlung noch im Bereichder nicht ionisierenden Mobilfunkstrahlung lässt sich <strong>die</strong>Physik zerstörerischer Krafteinwirkung auf leben<strong>des</strong>Gewebe durch politische Vorgaben außer Kraft setzen.Literatur(1) CHERRY, N. (2002): Kritik der Einschätzungen der Auswirkungen auf <strong>die</strong>Gesundheit in den ICNIRP‐Richtlinien für Hochfrequenz und Mikrowellenstrahlung(100 kHz bis 300 GHz). ICNIRP Lincoln University 31.12.2000, dt.Übersetzung 09.07.2002.(2) WENZEL, K.‐P. (1967): Zur Problematik <strong>des</strong> Einflusses von Mikrowellenauf den Gesundheitszustand <strong>des</strong> Funkmesspersonals der Nationalen Volksarmee,Inaugural‐Dissertation der Militärmedizinischen Sektion an denErnst‐Moritz‐Arndt‐Universität Greifswald(3) HECHT, K. (2001): Auswirkungen von Elektromagnetischen Feldern ‐eine Recherche russischer Stu<strong>die</strong>nergebnisse 1960‐1996, umwelt medizingesellschaft 14(3): 222‐231.(4) IRÁNYI, J., OROVECZ, B., SOMOGYI, E. (1960): Störungen <strong>des</strong> vegetativenNervensystems bei Arbeitern von Rundfunksendern, Soziale Medizin undHygiene, MMW 3/1960: 140‐144.(5) MIRO, L. (1962): Modifications hématologiques et troubles cliniquesobserves chez le personnel exposé aux on<strong>des</strong> émises par les Radars, Revuede Médicine Aéronautique, N° 4.(6) ABELIN, T., ALTPETER, E.S., PFLUGER, D.H., KREBS, T., KÄNEL, J.V., STÄRKK., GRIOT, C. (1995): Gesundheitliche Auswirkungen <strong>des</strong> KurzwellensendersSchwarzenburg, BEWSchriftenreihe Stu<strong>die</strong> Nr. 56, Bun<strong>des</strong>amt für Energiewirtschaft, Bern.(7) ABELIN, T., ALTPETER, E., RÖÖSLI, M. (2005): Sleep Disturbances in theVicinity of the Short‐Wave Broadcast Transmitter Schwarzenburg,Somnologie 9: 203‐209.(8) ALTPETER, E. S., RÖÖSLI, M., BATTAGLIA, M., PFLUGER, D., MINDER,C.E., ABELIN, T. (2006): Effect of Short‐Wave (6‐22 MHz) Magnetic Fields onSleep Quality and Melatonin Cycle in Humans: The Schwarzenburg Shut‐Down Study, Bioelectromagnetics 27(2): 142‐150.(9) SANTINI, R., SANTINI, P., DANZE, J. M., LE RUZ, P., SEIGNE, M. (2002):Symptoms experienced by people living in vicinity of mobile phone basestations: I. Incidences of distance and sex. Pathol. Biol. 50: 369‐373.(10) NAVARRO, E.A., SEGURA, J., PORTOLÉS, M., GÓMEZ‐PERRETTA DEMATEO, C. (2003): The Microwave Syndrome: A Preliminary Study in Spain,Electromagnetic biology and medicine. 22(2 & 3): 161‐169.(11) ABDEL RASSOUL, G., EL FATEH, O.A., SALEM, M.A., MICHAEL, A.,FARAHAT, A.F., ELBATANOUNY, M., SALEM, E. (2007): Neurobehavioral effects among inhabitantsaround mobile phone base stations, NeuroToxicology 28(2): 434‐440.(12) BUNDESAMT FÜR STRAHLENSCHUTZ ‐ BfS (2006): Protokoll <strong>des</strong> Fachgesprächszum Thema „Gesundheitliche Auswirkungen der elektromagnetischenFelder <strong>des</strong> Mobilfunks ‐ Befundberichte“ im Bun<strong>des</strong>amt für Strahlenschutz,Neuherberg, 02.08.2006.(13) LANDESUNTERSUCHUNGSANSTALT FÜR DAS GESUNDHEITS‐ UNDVETERINÄRWESEN SACHSEN (2004): Dr. Beier, Dr. Hopf, AZ: 25‐0221‐K/569,15.06.2004.(14) BUNDESAMT FÜR STRAHLENSCHUTZ ‐ BFS (2004): AUGUST 2006 , Dr.Weiß, AZ: AG‐NIR‐26103‐104‐04, 30.08.2004.Interview mit Professor Leif Salford (UniversitätLund, Schweden)Und zum Schluss möchte ich noch versuchen, auf spezifischeFragen zu antworten, <strong>die</strong> im Mai 2008 auf dem 1stHellenic Congress zu den Wirkungen nichtionisierenderStrahlung gestellt wurden:Frage: Können wir von Tier‐ und Zellkulturstu<strong>die</strong>n auf Wirkungenim Menschen schließen?Antwort: Wie bereits gesagt: eher wahrscheinlich als nicht.F: Wie gefährlich sind Basisstationen, wenn sie in der Nähevon Häusern und Schulen gelegen sind?A: Falls unsere Untersuchungsergebnisse, <strong>die</strong> bereits Wirkungenbei einem SAR‐Wert von weniger als 1 mW/kg zeigen,auch auf das menschliche Gehirn übertragbar sind,dann schützt ein 100‐m oder ein etwas größerer Abstandzur Basisstation (in Hauptstrahlrichtung der Antenne) nicht.F: Bieten <strong>die</strong> sogenannten „Sicherheitsrichtlinien“, wie sievon der ICNIRP und WHO vorgeschlagen werden, tatsächlicheinen sicheren Schutz oder sollten alle Länder dem SalzburgerVorsorgewert von 0,2 Volt/Meter folgen?A: Falls unsere Untersuchungsergebnisse, <strong>die</strong> bereits Wirkungenbei einem SAR‐Wert von weniger als 1 mW/kg zeigen,auch auf das menschliche Gehirn übertragbar sind,dann bieten <strong>die</strong>se „Sicherheitsrichtlinien“ immer noch keinensicheren Schutz.F: Gibt es überzeugende wissenschaftliche Beweise, <strong>die</strong> <strong>die</strong>Ansicht untermauern, dass <strong>die</strong> Langzeitexposition gegenüberelektrischen Feldstärken unterhalb der ICNIRP‐Richtlinien für <strong>die</strong> öffentliche Gesundheit gefährlich seinkönnten?A: Bis jetzt liegen nur sehr wenige wissenschaftliche Befundevor. Aber wie wir bereits im Jahr 2003 in unserem Artikelin Environmental Health Perspectives angekündigt haben:„Falls <strong>die</strong> Mobilfunkstrahlung, selbst bei extrem niedrigenSAR‐Werten, dazu führt, dass dem Nutzer sein eigenes Albumin<strong>die</strong> BHS, <strong>die</strong> das Gehirn schützen soll, überquert,dann können womöglich auch andere unerwünschte undgiftige Moleküle aus dem Blut in das Gehirngewebe übertreten,sich dort anreichern und Neuronen und Gliazellen imGehirn schädigen. Es kann nicht ausgeschlossen werden,dass das Mobiltelefonieren (besonders nach vielen Jahrenintensiver Nutzung) <strong>die</strong> Entwicklung von Autoimmunkrankheitenund neurodegenerativen Krankheiten fördern kann.Und wir schließen daraus, dass Mobilfunkbetreiber – undunsere Politiker – eine große Verantwortung dafür tragen,


‐ 16 ‐<strong>die</strong> Erforschung <strong>die</strong>ser potentiellen Risiken, <strong>die</strong> den Nutzernund der Gesellschaft daraus erwachsen können, zu unterstützen.“(Salford et al. 2003).F: Sind Kinder in Schulen durch <strong>die</strong> Auswirkungen in derNähe befindlicher Mobilfunkmasten besonders gefährdet,selbst wenn sie nicht den ganzen Tag in der Schule verbringen?A: Man geht im Allgemeinen davon aus, dass das sich entwickelndeGehirn empfindlicher ist als das Gehirn <strong>eines</strong> Erwachsenen.Was <strong>die</strong> Mobilfunkmasten betrifft, <strong>die</strong> direktauf Schulgebäuden installiert sind, sollte man nicht vergessen,dass <strong>die</strong> gerichteten Strahlen der Mobilfunkanlage <strong>die</strong>Mikrowellen aussenden und dass <strong>die</strong>se in vielen Fällen soausgerichtet sind, über das Schulgebäude und den Schulhofhinweg zu strahlen, um Mobiltelefonnutzer zu erreichen,<strong>die</strong> von dem Mobilfunkmast weiter entfernt sind.F: Wie steht es um <strong>die</strong> anderen Strahlungsquellen wie z. B.schnurlose Telefone, WLAN‐Computernetzwerke, Internet‐Funknetzwerke in Stadtzentren, Hochspannungsleitungen,elektrische Haushaltgeräte?A: Alle <strong>die</strong>se Systeme erhöhen den Mikrowellenpegel inunserer Umwelt und erzeugen SAR‐Werte, <strong>die</strong> unter Umständengefährlich sind, wenn unsere Befunde und <strong>die</strong> andererWissenschaftler aus den In‐vitro‐ und In‐vivo‐Experimenten an Tieren auf Menschen übertragbar sind.F: Sind Handys gefährlich und welche Vorsorgemaßnahmensollten Nutzern und besonders Kindern empfohlen werden?A: In Tierexperimenten konnte nachgewiesen werden, dassHandystrahlung schädlich ist. Wir sind durchaus der Meinung,dass es realistisch ist, <strong>die</strong> Untersuchungsergebnisseauf <strong>die</strong> menschliche Situation zu übertragen – auch wenndas noch nicht bewiesen ist!Daher glauben wir, dass man <strong>die</strong> Nutzung von Mobiltelefonenund anderen Mikrowellen erzeugenden Geräten so vielwie möglich reduzieren sollte. Wenn irgendwie möglich,sollten <strong>die</strong> guten alten Telefone, <strong>die</strong> mit einer elektrischenSchnur funktionieren, benutzt werden! Die Nutzung <strong>eines</strong>Headsets reduziert <strong>die</strong> SAR‐Werte, <strong>die</strong> das Gehirn erreichen,aber man sollte dabei nicht vergessen, dass der SAR‐Wertvon 1 mW/kg ganz zentrale Teile <strong>des</strong> menschlichen Gehirnserreicht, wenn <strong>die</strong> Mobiltelefonantenne nur 1,5 cm vomKopf weggehalten wird. Wenn man das Headset einen Meterweit weghält, erreicht <strong>die</strong>ser SAR‐Wert immer noch dasGehirn, aber dann eben mehr <strong>die</strong> Bereiche an der Oberfläche!“(Aus dem Tagungsband: 1 st Hellenic Congress on the effectsof Electromagnetic Radiation with international participation,Mai 2008, Thessalioniki , übersetzt von Katharina Gustavsfür www.der‐mast‐muss‐weg.de )Der Informationsträger der Mobilfunkkommunikation ist <strong>die</strong> Mikrowellenstrahlung, also elektromagnetischeStrahlung z.B. bei 400 MHz (TETRA‐Behördenorganisationsfunk), 900 und1800 MHz (GSM‐Mobilfunk), 1900und 2100 MHz (UMTS‐Mobilfunk), 1900 MHz (DECT‐Schnurlostelefone), 2400 und‐5200‐5700 MHz (WLAN),800 und 2600 MHZ LTE‐Breitband‐Mobilfunk. Allen Signalen <strong>des</strong> digitalen Mobilfunk ist gemeinsam, dass sieentweder scharf gepulst sind (an‐aus‐Abstrahlung) oder pulsähnliche, mehr oder minder scharfe periodischeSignalstrukturen enthalten.Elektrische und magnetische Felder sind auf der Erde natürlicherweise vorhanden und haben sich überJahrmillionen wenig verändert. Sie besitzen beim Menschen hinsichtlich der Zell‐, Gehirn‐ und Herzaktionsströmeeine lebensentscheidende Bedeutung und sind wichtige Evolutionsparameter. Bei den Tieren übensie zudem wichtige Funktionen in der Orientierung aus, v.a. bei Bienen, Vögeln und Fischen. Damit zählen<strong>die</strong>se Felder zu den natürlichen Lebensgrundlagen. Innerhalb nur einer Generation wurden <strong>die</strong>se den Menschenund <strong>die</strong> Natur umgebenden natürlichen Felder massiv von künstlichen Feldern überlagert. Gerade <strong>die</strong>Frequenzen der Mobilfunkkommunikation waren bisher den biologischen Systemen vorbehalten. Die gepulsteStrahlung ist technisch hergestellt und der Natur fremd. Sie wirkt als Störstrahlung.In Zahlen: Die evolutionär bedingte natürliche Hintergrund‐Mikrowellenstrahlung beträgt weniger als0,000.000.5 µW/m² und störte <strong>die</strong> Zellkommunikation nicht. In Städten sind Dauerbelastungen von über1000 µWatt/m 2 keine Ausnahme, oft liegt der Dauer‐Strahlungspegel in oberen Stockwerken über 10.000µWatt/m 2 , beim Telefonieren können es am Kopf bis zu 10.000.000 µWatt/m 2 sein, das ist das Milliardenfacheder Dosis, an <strong>die</strong> unser Organismus angepasst ist.Impressum:Herausgeber: Diagnose‐Funk e.V., Postfach 15 04 48, 70076 Stuttgart;www.diagnose‐funk.de; info@diagnose‐funk.deMai 2012

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