Die Zeitschrift für Männedorf - fischotter.ch

Tina Kempin Reuterforscht in den USAMännedörflerAuswandererEigentlich wollte sie jenseits des grossen Teichs nur ihre Dissertation fertig schreiben.Jetzt hat die junge Professorin drüben eine Familie, ein Haus und einen Lehrstuhl.Tina Kempin Reuter mit Ehemann Kasey.Seit neun Jahren lebt Tina Kempin Reuterin den USA. Ausgewandert ist siejedoch nicht. Ein endgültiger Abschiedvon der Schweiz, von ihrer Familie undihren Freunden wäre ihr damals nichtmöglich gewesen, als sie beschloss, denbegrenzten Aufenthalt auf unbestimmteZeit zu verlängern. Auch heute will siemit der Endgültigkeit nichts zu tun haben.«In die Schweiz zurückzukommen,ist immer wieder ein Thema», sagt siebestimmt. Und das, obwohl sie längstangekommen ist im Land der unbegrenztenMöglichkeiten.Angekommen. Das bedeutet in ihremFall, einen Lehrstuhl als Professorin fürInternationale Beziehungen und vergleichendePolitikwissenschaften an derChristopher Newport University in Virginiazu haben. Einen Mann, zwei Kinderund Freunde. Ein eigenes Haus. Und eineGreencard. Es bedeutet, die Wildheit derNatur zu geniessen. Das Meer mit seinenGezeiten, das bei Vollmond noch stärkeran- und abschwillt als sonst. Den Anblickmilitärischer Flugzeugträger am grösstenStützpunkt der Marine.Längst hat sie sich an den heissen, feuchtenSommer gewöhnt, der die Menschenin Norfolk, Virginia, in die Häuser treibtwie bei uns der Winter. Dass zu Fussgehen oft unmöglich ist, weil vielerortsTrottoirs fehlen, ist für sie zur Normalitätgeworden. Der Quartierladen, der doppeltso gross ist wie die Migros Männedorf,ist ihr vertraut. Die vielen Soldatenin der Stadt nimmt sie kaum noch wahr.In Pocahontas‘ HeimatKeine Sekunde hätte Tina Kempin gedacht,dass sie sich eines Tages in denUSA so zu Hause fühlen würde, als siesich mit einem Forschungskredit der UniZürich in der Tasche nach der idealenForschungsstätte umsah. «Wenn mirjemand gesagt hätte, dass ich hier eineFamilie gründen würde, hätte ich ihmden Vogel gezeigt», sagt sie. Ihr er -ster Wohnort in Amerika war Philadelphia.Das akademische System in den USA gefielihr. «Man hat auch als Teil des Mittelbauseine Chance, wahrgenommenzu werden», sagt die Professorin, diedem universitären Mittelbau inzwischen35