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MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang Parteienrecht im Spiegel der Rechtsprechung<br />
Das Gericht sieht auch im Grundsatz der Staatsfreiheit<br />
politischer Parteien keine verfassungsrechtliche<br />
Rechtfertigung für das Quorum. Eine<br />
zu große Staatsnähe der kleinen Parteien werde<br />
schon durch die in § 18 V 1 PartG festgelegte relative<br />
Obergrenze verhindert. Zudem unterscheide<br />
sich die Höhe des staatlichen Finanzierungsanteils<br />
an den Gesamteinnahmen der<br />
Parteien nicht zwischen Parlamentsparteien und<br />
kleinen Parteien.<br />
Der gleichheitswidrige Eingriff durch das<br />
Quorum lasse sich auch nicht durch die<br />
Forderung des Gesetzgebers nach einer<br />
„bundespolitischen Bedeutung“ für alle staatlich<br />
teilfinanzierte Parteien rechtfertigen. Diese<br />
widerspreche sowohl der föderalen Struktur des<br />
Grundgesetzes als auch dem Parteibegriff nach<br />
§ 2 I 1 PartG, der den Parteibegriff des Art. 21 I<br />
GG konkretisiere. Danach gilt eine politische<br />
Organisation als Partei, wenn sie sich auch nur<br />
für den Bereich eines Landes ernsthaft bemühe,<br />
in den Landtag gewählt zu werden.<br />
Zurückgewiesen wird vom Gericht auch die<br />
Rechtfertigung mit der Bekämpfung<br />
„radikaler“ Parteien. Die Sperrwirkung des<br />
Art. 21 II GG verbiete jede staatliche Bekämpfung<br />
, solange das BVerfG die Partei nicht für<br />
verfassungswidrig erklärt und aufgelöst habe 0 .<br />
In gebotener Kürze setzt sich das BVerfG mit<br />
der „Jeweiligenklausel“ des § 18 IV 1 Halbs. 2<br />
PartG auseinander. Zunächst wurde im Rahmen<br />
der Zulässigkeit des Organstreits die Frage aufgeworfen,<br />
ob die Jahresfrist des § 64 III<br />
BVerfGG gewahrt sein kann, obwohl die angegriffene<br />
Vorschrift schon 1994 in das PartG aufgenommen<br />
worden sei. Das Gericht greift zur<br />
Lösung dieser Frage auf seine zu der vergleichbaren<br />
Bestimmung des § 93 III BVerfGG entwickelten<br />
Grundsätze zurück, wonach die Frist für<br />
eine Verfassungsbeschwerde gegen ein Gesetz<br />
unter bestimmten Voraussetzungen neu zu<br />
laufen beginnt, trotz unverändertem Wortlaut<br />
der Bestimmung. Dies wurde dann bejaht, wenn<br />
die Gesetzesänderung die Verfassungswidrigkeit<br />
der angegriffenen Norm erst begründe oder ver<br />
0 Zum Parteienprivileg des Art. 21 II GG vgl. zuletzt<br />
BVerfGE 107, 339 (362).<br />
stärke. „ 18 IV 1 Halbs. 1 PartG stehe in einem<br />
systematischen Regelungsgefüge, das durch den<br />
vorausgehenden 1. Halbsatz der Vorschrift und<br />
die darin ausdrücklich in Bezug genommenen<br />
Berechnungsgrundlagen für den Wählerstimmenanteil<br />
geprägt werde. Die Erhöhung der<br />
staatlichen Zuschüsse auf die errungenen Wählerstimmen<br />
wirke so auf die Rechtsfolgen der<br />
angegriffenen Bestimmung ein und Verändere<br />
die Regelungswirkung. Das damit auch insoweit<br />
zulässige Organstreitverfahren sei jedoch unbegründet.<br />
Das BVerfG verweist zur Begründung<br />
auf seine ständige Rechtsprechung. Der Gesetzgeber<br />
könne in Einklang mit der Verfassung seine<br />
finanziellen Unterstützungen davon abhängig<br />
machen, ob eine Partei einen Mindeststimmenanteil<br />
erreiche 0 .<br />
Der BGH 0 hat sich mit dem Fall des ehemaligen<br />
Wuppertaler Bürgermeisters Kremendahl (SPD)<br />
auseinandergesetzt. Das Urteil setzt sich damit<br />
auseinander, unter welchen Voraussetzungen die<br />
Einwerbung einer Wahlkampfspende durch<br />
einen kommunalen Wahlbeamten für ihn eine<br />
Strafbarkeit wegen Vorteilsnahme (§ 331 StGB)<br />
und für den Spender einer Strafbarkeit wegen<br />
Vorteilsgewährung (§ 333 StGB) bedeutet.<br />
Wegen der Einzelheiten der Entscheidung wird<br />
an dieser Stelle nur auf die ausführliche Urteilsbesprechung<br />
von Mark Deiters in diesem <strong>Heft</strong><br />
verwiesen 0 .<br />
4. Parteien und Medien<br />
Dr. Heike Merten<br />
Das AG Rostock 0 und das LG Rostock 0 mussten<br />
sich mit der Frage befassen, ob es sich bei<br />
0 BVerfG, Urteil vom 26.10.2004 – 2 BvE 1/02 u.a. –<br />
in: NVwZ 2004, 1473 (1477).<br />
0 BGH 3 StR 301/03 in: NJW 2004, 3569 ff.<br />
0 Siehe dazu die Urteilsbesprechung von Mark Deiters,<br />
Der Fall „Kremendahl“ als Lackmustest der §§331,<br />
333 StGB, in diesem <strong>Heft</strong> S. 20; Walter Kargel,<br />
Parteispendenakquisition und Vorteilsnahme. Zugleich<br />
Anmerkung zu BGH, U. v. 28.10.2004 – 3 StR 301/03<br />
-, in: JZ <strong>2005</strong>, 503 ff.; Frank Salinger/Stefan Sinner,<br />
Korruption und Betrug durch Parteispenden, NJW<br />
<strong>2005</strong>, 1073 ff.<br />
0 Urteil vom 28.1.2003, NJW-RR 2003, S. <strong>12</strong>82-<strong>12</strong>83<br />
ist gleich CR 2003, S. 621-622 ist gleich MMR 2003,<br />
S. 345-346.<br />
0 Beschluss vom 24.6.2003, MMR 2003 S. 595.<br />
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