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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang Parteienrecht im Spiegel der Rechtsprechung<br />

Das Gericht sieht auch im Grundsatz der Staatsfreiheit<br />

politischer Parteien keine verfassungsrechtliche<br />

Rechtfertigung für das Quorum. Eine<br />

zu große Staatsnähe der kleinen Parteien werde<br />

schon durch die in § 18 V 1 PartG festgelegte relative<br />

Obergrenze verhindert. Zudem unterscheide<br />

sich die Höhe des staatlichen Finanzierungsanteils<br />

an den Gesamteinnahmen der<br />

Parteien nicht zwischen Parlamentsparteien und<br />

kleinen Parteien.<br />

Der gleichheitswidrige Eingriff durch das<br />

Quorum lasse sich auch nicht durch die<br />

Forderung des Gesetzgebers nach einer<br />

„bundespolitischen Bedeutung“ für alle staatlich<br />

teilfinanzierte Parteien rechtfertigen. Diese<br />

widerspreche sowohl der föderalen Struktur des<br />

Grundgesetzes als auch dem Parteibegriff nach<br />

§ 2 I 1 PartG, der den Parteibegriff des Art. 21 I<br />

GG konkretisiere. Danach gilt eine politische<br />

Organisation als Partei, wenn sie sich auch nur<br />

für den Bereich eines Landes ernsthaft bemühe,<br />

in den Landtag gewählt zu werden.<br />

Zurückgewiesen wird vom Gericht auch die<br />

Rechtfertigung mit der Bekämpfung<br />

„radikaler“ Parteien. Die Sperrwirkung des<br />

Art. 21 II GG verbiete jede staatliche Bekämpfung<br />

, solange das BVerfG die Partei nicht für<br />

verfassungswidrig erklärt und aufgelöst habe 0 .<br />

In gebotener Kürze setzt sich das BVerfG mit<br />

der „Jeweiligenklausel“ des § 18 IV 1 Halbs. 2<br />

PartG auseinander. Zunächst wurde im Rahmen<br />

der Zulässigkeit des Organstreits die Frage aufgeworfen,<br />

ob die Jahresfrist des § 64 III<br />

BVerfGG gewahrt sein kann, obwohl die angegriffene<br />

Vorschrift schon 1994 in das PartG aufgenommen<br />

worden sei. Das Gericht greift zur<br />

Lösung dieser Frage auf seine zu der vergleichbaren<br />

Bestimmung des § 93 III BVerfGG entwickelten<br />

Grundsätze zurück, wonach die Frist für<br />

eine Verfassungsbeschwerde gegen ein Gesetz<br />

unter bestimmten Voraussetzungen neu zu<br />

laufen beginnt, trotz unverändertem Wortlaut<br />

der Bestimmung. Dies wurde dann bejaht, wenn<br />

die Gesetzesänderung die Verfassungswidrigkeit<br />

der angegriffenen Norm erst begründe oder ver­<br />

0 Zum Parteienprivileg des Art. 21 II GG vgl. zuletzt<br />

BVerfGE 107, 339 (362).<br />

stärke. „ 18 IV 1 Halbs. 1 PartG stehe in einem<br />

systematischen Regelungsgefüge, das durch den<br />

vorausgehenden 1. Halbsatz der Vorschrift und<br />

die darin ausdrücklich in Bezug genommenen<br />

Berechnungsgrundlagen für den Wählerstimmenanteil<br />

geprägt werde. Die Erhöhung der<br />

staatlichen Zuschüsse auf die errungenen Wählerstimmen<br />

wirke so auf die Rechtsfolgen der<br />

angegriffenen Bestimmung ein und Verändere<br />

die Regelungswirkung. Das damit auch insoweit<br />

zulässige Organstreitverfahren sei jedoch unbegründet.<br />

Das BVerfG verweist zur Begründung<br />

auf seine ständige Rechtsprechung. Der Gesetzgeber<br />

könne in Einklang mit der Verfassung seine<br />

finanziellen Unterstützungen davon abhängig<br />

machen, ob eine Partei einen Mindeststimmenanteil<br />

erreiche 0 .<br />

Der BGH 0 hat sich mit dem Fall des ehemaligen<br />

Wuppertaler Bürgermeisters Kremendahl (SPD)<br />

auseinandergesetzt. Das Urteil setzt sich damit<br />

auseinander, unter welchen Voraussetzungen die<br />

Einwerbung einer Wahlkampfspende durch<br />

einen kommunalen Wahlbeamten für ihn eine<br />

Strafbarkeit wegen Vorteilsnahme (§ 331 StGB)<br />

und für den Spender einer Strafbarkeit wegen<br />

Vorteilsgewährung (§ 333 StGB) bedeutet.<br />

Wegen der Einzelheiten der Entscheidung wird<br />

an dieser Stelle nur auf die ausführliche Urteilsbesprechung<br />

von Mark Deiters in diesem <strong>Heft</strong><br />

verwiesen 0 .<br />

4. Parteien und Medien<br />

Dr. Heike Merten<br />

Das AG Rostock 0 und das LG Rostock 0 mussten<br />

sich mit der Frage befassen, ob es sich bei<br />

0 BVerfG, Urteil vom 26.10.2004 – 2 BvE 1/02 u.a. –<br />

in: NVwZ 2004, 1473 (1477).<br />

0 BGH 3 StR 301/03 in: NJW 2004, 3569 ff.<br />

0 Siehe dazu die Urteilsbesprechung von Mark Deiters,<br />

Der Fall „Kremendahl“ als Lackmustest der §§331,<br />

333 StGB, in diesem <strong>Heft</strong> S. 20; Walter Kargel,<br />

Parteispendenakquisition und Vorteilsnahme. Zugleich<br />

Anmerkung zu BGH, U. v. 28.10.2004 – 3 StR 301/03<br />

-, in: JZ <strong>2005</strong>, 503 ff.; Frank Salinger/Stefan Sinner,<br />

Korruption und Betrug durch Parteispenden, NJW<br />

<strong>2005</strong>, 1073 ff.<br />

0 Urteil vom 28.1.2003, NJW-RR 2003, S. <strong>12</strong>82-<strong>12</strong>83<br />

ist gleich CR 2003, S. 621-622 ist gleich MMR 2003,<br />

S. 345-346.<br />

0 Beschluss vom 24.6.2003, MMR 2003 S. 595.<br />

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