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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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Parteienrecht im Spiegel der Rechtsprechung MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang<br />

Berlin 0 . Der Fünfte Abschnitt des Parteiengesetzes<br />

1994 habe nicht lediglich die nackte Form<br />

eines formelle Rechtssicherheit gewährenden<br />

Zahlenwerks verbürgen wollen, damit irgendwelche<br />

Berechnungen eine bestandskräftige<br />

Grundlage finden. Vielmehr habe es die Transparenz<br />

der tatsächlichen Parteienfinanzierung sicherstellen<br />

wollen und müssen 0 . Anderenfalls<br />

könne jede in eine hinreichende Form gebrachte<br />

„Lüge“ in vollem Umfang zum Bezug staatlicher<br />

Mittel berechtigen 0 .<br />

Der Bundestagspräsident als mittelverwaltende<br />

Stelle wird durch den Beschluss des BVerfG in<br />

seiner Stellung ausdrücklich gestärkt. Das Prüfungsrecht<br />

des Bundestagspräsidenten sei nicht<br />

im Individualinteresse einzelner Parteien, sondern<br />

im Allgemeininteresse um der Verwirklichung<br />

des Transparenz- und Publizitätsgebots<br />

0 Im Schrifttum wurden zwei entgegengesetzte Meinungen<br />

vertreten. Die eine Auffassung geht davon aus,<br />

dass § 19 IV 3 PartG 1994 im Gegensatz zu § 23 IV 3<br />

PartG 1994 nicht um Vorschriften des Fünften Abschnitts<br />

handele mit der Folge, dass für den Anspruch<br />

auf staatliche Mittel nur darauf ankomme, dass bis zum<br />

Stichtag überhaupt ein Rechenschaftsbericht eingereicht<br />

wurde. Das BVerfG verweist auf<br />

Depenheuer/Grzezick, Zwischen gesetzlicher Haftung<br />

und politischer Verantwortlichkeit, DVBl. 2000, 736<br />

(738); Koch, Verlust der Teilhabe an staatlicher Parteienfinanzierung<br />

bei fehlerhaftem<br />

Rechenschaftsbericht?, NJW 2000, 1004 (1005);<br />

ders., Rechtsfolgen unzureichender Rechenschaftslegung<br />

politischer Parteien, AöR <strong>12</strong>7 (2002), 165 (175<br />

ff, 189 ff.; Huber, Das parteienrechtliche Transparenzgebot<br />

und seine Sanktionierung, DÖV 2000, 745 (748<br />

f.). Die Gegenmeinung sieht dagegen die §§ 19 IV 3,<br />

23 IV PartG 1994 in einem engen Zusammenhang und<br />

nimmt mithin an, dass unter dem Bergriff des Rechenschaftsberichts<br />

einheitlich nur ein solcher verstanden<br />

werden kann, der bezüglich seiner inhaltlichen Richtigkeit<br />

und Vollständigkeit den gesetzlichen Anforderungen<br />

entspricht. Das Gericht verweist hier auf<br />

Heinig/Streit, Die direkte staatliche Parteienfinanzierung:<br />

Verfassungsrechtliche Grundlagen und<br />

parteiengesetzliche Rechtsfragen, JURA 2000, 393<br />

(396); Morlok, Spenden – Rechenschaftsberichte –<br />

Sanktionen, NJW 2000, 761 (766); Masing, Auslegung<br />

oder Auslegungsverweigerung?, NJW 2001, 2353<br />

(2355); Merten, Gesetzmäßige Parteienfinanzierung,<br />

MIP 9 (1999), Sonderbeilage, S. 11 (14 f.).<br />

0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />

in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (<strong>12</strong>8).<br />

0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />

in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (<strong>12</strong>8).<br />

94<br />

willen gegeben. Der Bundestagspräsident sei<br />

nicht lediglich auf eine Plausibilitätskontrolle<br />

beschränkt. Dies bedeute im Umkehrschluss<br />

aber auch nicht, dass jeder Rechenschaftsbericht<br />

im Detail zu prüfen sei. Vielmehr bestimme die<br />

Bundestagsverwaltung gemäß § 24 I, 1.<br />

Halbs. VwVfG Art und Umfang ihrer Ermittlungen<br />

selbst 0 .<br />

Das Gericht setzte sich ausführlich mit der Zulässigkeit<br />

der Unterscheidung zwischen wesentlichen<br />

und unwesentlichen Fehlern eines Rechenschaftsberichts<br />

auseinander. Das<br />

verfassungsrechtliche Transparenz- und Publizitätsgebot<br />

aus Art. 21 I 4 GG und die einfachgesetzliche<br />

Ausgestaltung in § 19 IV 3 PartG 1994<br />

enthielten keine „pauschale Alles- oder Nichts-<br />

Lösung“ 0 . Eine Verletzung sei nur bei wesentlichen<br />

Fehlern gegeben. Die Grenzziehung sei Sache<br />

der mittelverwaltenden Stelle und ggf. der<br />

zuständigen Gerichte im konkreten Einzelfall.<br />

Dem Bundestagspräsidenten stehe bei seiner<br />

Entscheidung weder ein Beurteilungs- noch ein<br />

Ermessensspielraum zu, so dass eine voll umfängliche<br />

gerichtliche Prüfung möglich sei. Es<br />

könne im gegebenen Fall bei einer Summe von<br />

18,2 Mio DM, die nicht in Rechenschaftsbericht<br />

aufgeführt wurden, jedenfalls nicht ernstlich<br />

bezweifelt werden, dass ein wesentlicher Fehler<br />

gegeben sei.<br />

Das Gericht stellt insbesondere klar, dass § 19<br />

IV 3 PartG 1994 keinen Sanktions- oder gar<br />

Strafcharakter habe, sondern eine von Amts<br />

wegen zu berücksichtigende rechtshindernde<br />

Einwendung darstelle, die das entgültige Entstehen<br />

des Anspruchs hindere.<br />

Durch den mit der Anwendung des § 19 IV<br />

PartG 1994 verbundene Umverteilungseffekt zugunsten<br />

der anderen Parteien werde das Grundrecht<br />

der Partei auf Chancengleichheit aus Art 3<br />

I GG i.V. m. Art. 21 I GG nicht verletzt 0 . Der<br />

Grundsatz der Chancengleichheit verlange nicht,<br />

vorgegebene Unterschiede auszugleichen mit<br />

0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />

in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (<strong>12</strong>9).<br />

0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />

in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (<strong>12</strong>9).<br />

0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />

in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (132).

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