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MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang Parteienrecht im Spiegel der Rechtsprechung<br />
CDU versuchte mit einer Verfassungsbeschwerde,<br />
den Verlust des Anspruchs auf<br />
staatliche Finanzierung bei Verletzung der Rechenschaftspflicht<br />
abzuwenden. Der Rechenschaftspflicht<br />
sei dadurch genüge getan, dass ein<br />
formell richtiger Rechenschaftsbericht eingereicht<br />
wurde.<br />
Die CSU wandte sich mit der Verfassungsbeschwerde<br />
primär gegen das Berufungsurteil<br />
des OVG Berlin vom <strong>12</strong>.06.2002 0 , mit dem das<br />
ihr günstige Urteil des VG Berlin vom<br />
31.01.2001 0 geändert und ihre Klage gegen den<br />
Bescheid des Bundestagspräsidenten abgewiesen<br />
worden war. Darüber hinaus griff sie den Beschluss<br />
des BVerwG vom 04.02.2003 0 an, mit<br />
dem ihre Beschwerde gegen die Nichtzulassung<br />
der Revision im Urteil des OVG zurückgewiesen<br />
wurde 0 .<br />
Der Zweite Senat des BVerfG stellte mit Beschluss<br />
vom 17.06.2004 einstimmig fest, dass<br />
der Rechenschaftspflicht gemäß Art. 21 I 4 GG<br />
im Rahmen des § 19 IV 3 PartG 1994 nur durch<br />
Vorlage eines materiell richtigen Rechenschaftsberichts<br />
Rechnung getragen werden konnte. Die<br />
Rechtsauffassung des Bundestagspräsidenten<br />
wurde damit bestätigt.<br />
Mit seinem umfangreich begründeten Beschluss<br />
hielt das BVerfG an seiner bisherigen Rechtsprechung<br />
zur Parteienfinanzierung fest und stellte<br />
noch einmal die Bedeutung der staatlichen Teilförderung<br />
der Parteien für die Funktionsfähigkeit<br />
einer modernen repräsentativen Demokratie<br />
heraus. Gleichzeitig stellte das Gericht aber auch<br />
klar, dass es sich dabei um freiwillige staatliche<br />
Leistungen handelt; ein aus Art. 21 I GG abzuleitender<br />
verfassungsunmittelbarer Anspruch sei<br />
nicht gegeben 0 .<br />
Das BVerfG betonte die allgemeine verfassungsrechtliche<br />
Bedeutung des „Transparenz- und Publizitätsgebot<br />
des Art. 21 I 4 GG“ Gebots für<br />
0 NJW 2002, 2896 ff.<br />
0 NJW 2001, 1367 ff.<br />
0 NJW 2003, 1135 ff.<br />
0 Vgl. zu den Urteilen im Rechtszug bereits Merten, in<br />
MIP 2003, 94 f.<br />
0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />
in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (131); anders Gregor Stricker, Der<br />
Parteienfinanzierungsstaat, 1998.<br />
einen funktionierenden Parteienwettbewerb 0 .<br />
Schon der Wortlaut des Art. 21 I 4 GG spreche<br />
dafür, dass eine möglichst vollständige Rechenschaftslegung<br />
angestrebt werde. Die genaue Bestimmung<br />
der Rechenschaftspflicht nach Art. 21<br />
III GG erfolge durch den Gesetzgeber, doch<br />
müsse eine Einschränkung immer mit Sinn und<br />
Zweck der Vorschrift in Einklang zu bringen<br />
sein.<br />
Das BVerfG setzte sich ausführlich mit der<br />
Frage des für seine Entscheidung maßgeblichen<br />
Kontrollmaßstabs auseinander: die verfassungsrechtliche<br />
Prüfung beim Vollzug des Parteiengesetzes<br />
erfordere eine gesteigerte Prüfungsintensität<br />
0 . Das Transparenzgebot aus Art. 21 I 4 GG<br />
habe verfassungsunmittelbar verpflichtende<br />
Wirkung. Daher habe „das BVerfG in Bezug auf<br />
die Erfüllung der Rechenschaftspflicht durch die<br />
Parteien sowohl hinsichtlich der Ermittlung des<br />
Sachverhalts selbst als auch seiner rechtlichen<br />
Bewertung zu prüfen, ob die tatsächlich und<br />
rechtliche Bewertung der Fachgerichte Grundrechte<br />
der Parteien verletze oder ob sie ihre<br />
Rechtfertigung in der verfassungsmäßigen Ordnung,<br />
namentlich im Publizitäts- und Transparenzgebot<br />
des Art. 21 I 4 GG und dessen<br />
einfach-rechtlicher Konkretisierung im Parteiengesetz<br />
finde“ 0 .<br />
Das Gericht äußerte, dass auch gemessen an<br />
dieser „gesteigerten Prüfungstiefe“ die Interpretation<br />
des § 19 IV 3 PartG 1994 durch das OVG<br />
Berlin und den Bundestagspräsidenten der<br />
verfassungsrechtlichen Prüfung stand halte. Das<br />
OVG habe sich auf den Wortlaut, den systematischen<br />
Zusammenhang des § 19 IV 3 PartG<br />
1994 mit weiteren Vorschriften über die Mittelverteilung,<br />
deren Sinn und Zweck und deren<br />
Entstehungsgeschichte stützen können. Das<br />
BVerfG billigt die im Schrifttum stark umstrittene<br />
systematische Auslegung der Bestimmungen<br />
des Parteiengesetzes durch das OVG<br />
0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />
in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (<strong>12</strong>7).<br />
0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />
in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (<strong>12</strong>7).<br />
0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />
in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (<strong>12</strong>7).<br />
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