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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang Parteienrecht im Spiegel der Rechtsprechung<br />

CDU versuchte mit einer Verfassungsbeschwerde,<br />

den Verlust des Anspruchs auf<br />

staatliche Finanzierung bei Verletzung der Rechenschaftspflicht<br />

abzuwenden. Der Rechenschaftspflicht<br />

sei dadurch genüge getan, dass ein<br />

formell richtiger Rechenschaftsbericht eingereicht<br />

wurde.<br />

Die CSU wandte sich mit der Verfassungsbeschwerde<br />

primär gegen das Berufungsurteil<br />

des OVG Berlin vom <strong>12</strong>.06.2002 0 , mit dem das<br />

ihr günstige Urteil des VG Berlin vom<br />

31.01.2001 0 geändert und ihre Klage gegen den<br />

Bescheid des Bundestagspräsidenten abgewiesen<br />

worden war. Darüber hinaus griff sie den Beschluss<br />

des BVerwG vom 04.02.2003 0 an, mit<br />

dem ihre Beschwerde gegen die Nichtzulassung<br />

der Revision im Urteil des OVG zurückgewiesen<br />

wurde 0 .<br />

Der Zweite Senat des BVerfG stellte mit Beschluss<br />

vom 17.06.2004 einstimmig fest, dass<br />

der Rechenschaftspflicht gemäß Art. 21 I 4 GG<br />

im Rahmen des § 19 IV 3 PartG 1994 nur durch<br />

Vorlage eines materiell richtigen Rechenschaftsberichts<br />

Rechnung getragen werden konnte. Die<br />

Rechtsauffassung des Bundestagspräsidenten<br />

wurde damit bestätigt.<br />

Mit seinem umfangreich begründeten Beschluss<br />

hielt das BVerfG an seiner bisherigen Rechtsprechung<br />

zur Parteienfinanzierung fest und stellte<br />

noch einmal die Bedeutung der staatlichen Teilförderung<br />

der Parteien für die Funktionsfähigkeit<br />

einer modernen repräsentativen Demokratie<br />

heraus. Gleichzeitig stellte das Gericht aber auch<br />

klar, dass es sich dabei um freiwillige staatliche<br />

Leistungen handelt; ein aus Art. 21 I GG abzuleitender<br />

verfassungsunmittelbarer Anspruch sei<br />

nicht gegeben 0 .<br />

Das BVerfG betonte die allgemeine verfassungsrechtliche<br />

Bedeutung des „Transparenz- und Publizitätsgebot<br />

des Art. 21 I 4 GG“ Gebots für<br />

0 NJW 2002, 2896 ff.<br />

0 NJW 2001, 1367 ff.<br />

0 NJW 2003, 1135 ff.<br />

0 Vgl. zu den Urteilen im Rechtszug bereits Merten, in<br />

MIP 2003, 94 f.<br />

0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />

in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (131); anders Gregor Stricker, Der<br />

Parteienfinanzierungsstaat, 1998.<br />

einen funktionierenden Parteienwettbewerb 0 .<br />

Schon der Wortlaut des Art. 21 I 4 GG spreche<br />

dafür, dass eine möglichst vollständige Rechenschaftslegung<br />

angestrebt werde. Die genaue Bestimmung<br />

der Rechenschaftspflicht nach Art. 21<br />

III GG erfolge durch den Gesetzgeber, doch<br />

müsse eine Einschränkung immer mit Sinn und<br />

Zweck der Vorschrift in Einklang zu bringen<br />

sein.<br />

Das BVerfG setzte sich ausführlich mit der<br />

Frage des für seine Entscheidung maßgeblichen<br />

Kontrollmaßstabs auseinander: die verfassungsrechtliche<br />

Prüfung beim Vollzug des Parteiengesetzes<br />

erfordere eine gesteigerte Prüfungsintensität<br />

0 . Das Transparenzgebot aus Art. 21 I 4 GG<br />

habe verfassungsunmittelbar verpflichtende<br />

Wirkung. Daher habe „das BVerfG in Bezug auf<br />

die Erfüllung der Rechenschaftspflicht durch die<br />

Parteien sowohl hinsichtlich der Ermittlung des<br />

Sachverhalts selbst als auch seiner rechtlichen<br />

Bewertung zu prüfen, ob die tatsächlich und<br />

rechtliche Bewertung der Fachgerichte Grundrechte<br />

der Parteien verletze oder ob sie ihre<br />

Rechtfertigung in der verfassungsmäßigen Ordnung,<br />

namentlich im Publizitäts- und Transparenzgebot<br />

des Art. 21 I 4 GG und dessen<br />

einfach-rechtlicher Konkretisierung im Parteiengesetz<br />

finde“ 0 .<br />

Das Gericht äußerte, dass auch gemessen an<br />

dieser „gesteigerten Prüfungstiefe“ die Interpretation<br />

des § 19 IV 3 PartG 1994 durch das OVG<br />

Berlin und den Bundestagspräsidenten der<br />

verfassungsrechtlichen Prüfung stand halte. Das<br />

OVG habe sich auf den Wortlaut, den systematischen<br />

Zusammenhang des § 19 IV 3 PartG<br />

1994 mit weiteren Vorschriften über die Mittelverteilung,<br />

deren Sinn und Zweck und deren<br />

Entstehungsgeschichte stützen können. Das<br />

BVerfG billigt die im Schrifttum stark umstrittene<br />

systematische Auslegung der Bestimmungen<br />

des Parteiengesetzes durch das OVG<br />

0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />

in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (<strong>12</strong>7).<br />

0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />

in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (<strong>12</strong>7).<br />

0 BVerfG, Beschluss vom 17.06.2004 – 2 BvR 383/03 –<br />

in: NJW <strong>2005</strong>, <strong>12</strong>6 (<strong>12</strong>7).<br />

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