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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang Ulrich v. Alemann/Thelse Godewerth – Die Parteiorganisation der SPD Aufsätze<br />

Aufsätze<br />

Die Parteiorganisation der SPD<br />

Erfolgreiches Scheitern? 1<br />

Prof. Dr. Ulrich von Alemann/<br />

Thelse Godewerth, M.A. *<br />

1. Einleitung<br />

Die Planung und Gestaltung von Politik ist ohne<br />

organisatorisches Fundament nicht möglich. Aus<br />

diesem Grund braucht Politik Parteien, denn sie<br />

sind das Mittel zur Realisierung von Politik.<br />

Parteien wiederum brauchen selber ein organisatorisches<br />

Rückgrat, um ihre Aufgaben und<br />

Funktionen als politische und gesellschaftliche<br />

Institution erfolgreich wahrnehmen zu können.<br />

Die SPD ist in Deutschland die Partei mit der<br />

längsten Tradition. Sie kann auf eine 140-jährige<br />

Organisationserfahrung zurückblicken. Sie war<br />

der Prototyp einer voll ausgebildeten Partei in<br />

ganz Europa und diente somit dem ersten<br />

Klassiker der Parteiensoziologie, Robert Michels,<br />

als Idealtypus für sein „ehernes Gesetz der<br />

Oligarchie“, das besagt, dass Parteiorganisation<br />

zwar notwendig sei, aber trotz guter demokratischer<br />

Vorsätze zur undemokratischen Herrschaft<br />

der Wenigen mutieren müsse (vgl. U. von<br />

Alemann 2003: 137). Bis heute ist dieses eherne<br />

1 Erscheint bei Schmid, Josef/ Zolleis, Udo: Zwischen<br />

Strategie und Anarchie. Der Erfolg von Parteiorganisationen.<br />

* Dr. Ulrich von Alemann, 1944, Professor für Politikwissenschaft<br />

am Sozialwissenschaftlichen Institut der<br />

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und stellvertretender<br />

Direktor am Institut für Deutsches und Europäisches<br />

Parteienrecht und Parteienforschung der<br />

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.<br />

Thelse Godewerth M.A., 1974, wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Institut für Deutsches und Europäisches<br />

Parteienrecht und Parteienforschung der Heinrich-<br />

Heine-Universität Düsseldorf.<br />

Gesetz der Organisationsdemokratie umstritten,<br />

jedenfalls gibt es immer auch Gegentendenzen,<br />

die wieder neu auf Demokratie insistieren.<br />

Seit der Zeit vor dem ersten Weltkrieg hat sich<br />

die SPD auch organisatorisch immer wieder neu<br />

gehäutet und ihr Gesicht verändert. Veränderungen,<br />

die sich nicht nur auf das ideologische<br />

und politische Programm sondern auch<br />

auf die Organisation der Politik und der Partei<br />

beziehen.<br />

Die Bedingungen der Parteien, insbesondere der<br />

Massenparteien, zu denen die SPD mit ihren<br />

rund 628.508 Mitgliedern immer noch zählt,<br />

haben sich durch Komplexität von Individualisierung,<br />

Mediatisierung und den Verlust<br />

von Milieubindungen erheblich verändert und<br />

erschwert. Die Partei muss sich in der Form den<br />

neuen äußeren Bedingungen stellen, indem sie<br />

Instrumente entwickelt, die sie wieder an den<br />

Alltag und die Lebenswelt der Menschen anpasst.<br />

Bei der SPD geschah dies in erster Linie<br />

durch die strategische Organisation ihrer Politik<br />

und durch den versuchten Wandel zu einer<br />

„Netzwerkpartei“ neuen Typs. Auch dieser Begriff<br />

ist umstritten, wir kommen darauf zurück<br />

(vgl. U. von Alemann/C. Strünck/U. Wehrhöfer<br />

2001).<br />

Die SPD blickt auf eine langjährige Erfahrung in<br />

der Entwicklung ihrer Parteiorganisation zurück.<br />

Sie hat mit der Parteireform im Jahr 2000 nicht<br />

zum ersten Mal eine Änderung ihrer Strukturen<br />

und Prozesse initiiert. In der Vergangenheit gab<br />

es zahlreiche Ansätze, durch organisatorische<br />

Veränderungen auf neue Rahmenbedingungen<br />

zu reagieren. Exemplarisch zu nennen sind an<br />

dieser Stelle die Ergänzung des großen Parteivorstandes<br />

durch ein kleineres, wöchentlich<br />

tagendes Parteipräsidium im Jahr 1958, die<br />

Etablierung des Bundesgeschäftsführers zehn<br />

Jahre später sowie die Gründung weiterer<br />

Arbeitsgemeinschaften, mit der die SPD auf<br />

neue gesellschaftliche Entwicklungen reagierte.<br />

Im Mittelpunkt der folgenden Fallstudie stehen<br />

die Bestrebungen der SPD zur Weiterentwicklung<br />

der Parteiorganisation in den 90er Jahren.<br />

Diese Ansätze erfuhren im Jahr 2000 eine<br />

Fortsetzung durch eine weitere Reformphase,<br />

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