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MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang Daniel Henzgen - Spende in (der) Not! Aufsätze<br />
bei allen sechs untersuchten Parteien dieses Phänomen<br />
auf: Die Parteien, die sich zu einem größeren<br />
Teil über Spenden finanzieren (FDP,<br />
CDU, CSU) erfahren in den Bundestagswahljahren<br />
ein signifikant größeres Wachstum der<br />
Spendeneinnahmen als die eher spendenschwachen<br />
Parteien (PDS, GRÜNE, SPD).<br />
Neben den Wahljahren als „natürlichem“ Anlass<br />
für Parteispenden sind nur wenig andere Ursachen<br />
für ein signifikant höheres Spendenaufkommen<br />
einer Partei unabhängig vom allgemeinen<br />
Trend zu beobachten. Einer von diesen<br />
seltenen Gründe stellt der CDU-Spendenskandal<br />
1999/2000 dar. Bei einer Untersuchung des<br />
Spendenaufkommens der CDU im Jahre 2000<br />
fallen zwei Dinge auf. Zum Einen sind die<br />
Spendeneinnahmen der CDU insgesamt in<br />
diesem Jahr für Nicht-Wahljahre auffallend<br />
hoch. Zum Zweiten liegt die Höhe der Spenden<br />
durch juristische Personen in einem für Nicht-<br />
Wahljahre üblichen Bereich bei ca. 5 Mio. Euro,<br />
wie auch in den Jahren 1995, 1996 und 1997. 9<br />
Die Erklärung für den Sonderfall 2000 ist in den<br />
Folgen des Spendenskandals zu suchen. Der<br />
größte Teil des überdurchschnittlichen Spendenanteils<br />
der CDU im Jahr 2000 entspringt aus der<br />
Spendensammelaktion von Helmut Kohl. Diese<br />
erbrachte inklusive eigener Zahlungen von Helmut<br />
Kohl ungefähr 8 Mio. Euro. Zieht man diese<br />
Einnahmen von den gesamten Spendeneinnahmen<br />
der CDU im Jahr 2000 ab, so erhält man<br />
eine immer noch leicht überdurchschnittliche<br />
Summe von ca. 20 Mio. Euro.<br />
Betrachtet man diese Vorgänge vor dem Hintergrund<br />
der allgemeinen Entwicklung der<br />
Parteispenden lassen sich folgende Aussagen<br />
treffen:<br />
- Parteispenden juristischer Personen<br />
unterliegen ebenfalls einem Zyklus,<br />
sind also in Wahljahren (bei Bund-<br />
/Europawahl) höher als in Nicht-<br />
Wahljahren, allerdings ist ein<br />
Parteiskandal mit negativen finanziellen<br />
Folgen für eine Partei aus Unternehmensperspektive<br />
kein Anlass<br />
9 Vgl. BT-Drs. 15/255, S. <strong>12</strong>.<br />
für verstärkte Spendentätigkeit.<br />
- Die Spendenfreude von Mitgliedern<br />
und Sympathisanten einer Partei wird<br />
durch einen Parteiskandal nicht negativ<br />
beeinflusst. Eher das Gegenteil<br />
trifft zu: Skandalbedingte finanzielle<br />
Schwierigkeiten mobilisieren die<br />
Anhänger einer Partei. Die Spendeneinnahmen<br />
nehmen eher zu.<br />
Neben der Frage der Anlassbezogenheit von<br />
Spenden im caritativen und politischen Bereich<br />
lässt sich auch die permanente Unterstützung caritativer<br />
Organisationen mit derjenigen von politischen<br />
Parteien vergleichen. Die bereits dargelegte<br />
Problematik bei allgemeiner Entwicklungshilfe,<br />
also einem stetigen Kampf gegen<br />
permanente Armut, korrespondiert mit der dauerhaften<br />
Unterstützung politischer Parteien in<br />
Form der Mitgliedschaft. Der Wille zur finanziellen<br />
und emotionalen Bindung an eine Organisation,<br />
sei es die Welthungerhilfe, die katholische<br />
Kirche, der DGB oder die CDU, nimmt<br />
stetig ab. Hatten die Einzelgewerkschaften unter<br />
dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />
1994 insgesamt ca. 9,7 Mio Mitglieder 10 , so verringerte<br />
sich die Zahl der Mitglieder bis 2004<br />
auf ca. 7 Mio. Allein im Jahr 2004 haben die<br />
Gewerkschaften des DGB insgesamt etwa<br />
336.000 Mitglieder verloren. 11 Die Entwicklung<br />
der Mitgliederzahlen der Parteien erfuhr seit der<br />
Wiedervereinigung eine parallele Entwicklung.<br />
1991 hatten alle im Bundestag vertretenen<br />
Parteien einschließlich der PDS insgesamt ca.<br />
2.204.800 Mitglieder. Die Mitgliederzahl in<br />
diesen Parteien sank bis 2001 auf ca.<br />
1.684.600. <strong>12</strong> Ende 2004 waren Schätzungen zufolge<br />
nur noch ca. 1.533.000 Menschen Mitglieder<br />
einer dieser Parteien. 13 Je weniger Mitglieder<br />
10 Vgl. Mitgliederstatistik DGB – www.dgb.de/dgb/mitgliederzahlen.<br />
11 Vgl. SPIEGEL ONLINE vom 26.01.<strong>2005</strong> –<br />
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,338640,00.html.<br />
<strong>12</strong> Oskar Niedermayer, Parteimitglieder seit 1990: Stand<br />
II/2003, http://www.polwiss.fu-berlin.de/osz/dokumente/PDF/mitglied.pdf<br />
13 Vgl. DIE WELT vom 21.<strong>12</strong>.2004<br />
http://www.welt.de/data/2004/<strong>12</strong>/21/377704.html?sear<br />
ch=mitglieder+parteien+2003&searchHILI=1.<br />
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