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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang Daniel Henzgen - Spende in (der) Not! Aufsätze<br />

bei allen sechs untersuchten Parteien dieses Phänomen<br />

auf: Die Parteien, die sich zu einem größeren<br />

Teil über Spenden finanzieren (FDP,<br />

CDU, CSU) erfahren in den Bundestagswahljahren<br />

ein signifikant größeres Wachstum der<br />

Spendeneinnahmen als die eher spendenschwachen<br />

Parteien (PDS, GRÜNE, SPD).<br />

Neben den Wahljahren als „natürlichem“ Anlass<br />

für Parteispenden sind nur wenig andere Ursachen<br />

für ein signifikant höheres Spendenaufkommen<br />

einer Partei unabhängig vom allgemeinen<br />

Trend zu beobachten. Einer von diesen<br />

seltenen Gründe stellt der CDU-Spendenskandal<br />

1999/2000 dar. Bei einer Untersuchung des<br />

Spendenaufkommens der CDU im Jahre 2000<br />

fallen zwei Dinge auf. Zum Einen sind die<br />

Spendeneinnahmen der CDU insgesamt in<br />

diesem Jahr für Nicht-Wahljahre auffallend<br />

hoch. Zum Zweiten liegt die Höhe der Spenden<br />

durch juristische Personen in einem für Nicht-<br />

Wahljahre üblichen Bereich bei ca. 5 Mio. Euro,<br />

wie auch in den Jahren 1995, 1996 und 1997. 9<br />

Die Erklärung für den Sonderfall 2000 ist in den<br />

Folgen des Spendenskandals zu suchen. Der<br />

größte Teil des überdurchschnittlichen Spendenanteils<br />

der CDU im Jahr 2000 entspringt aus der<br />

Spendensammelaktion von Helmut Kohl. Diese<br />

erbrachte inklusive eigener Zahlungen von Helmut<br />

Kohl ungefähr 8 Mio. Euro. Zieht man diese<br />

Einnahmen von den gesamten Spendeneinnahmen<br />

der CDU im Jahr 2000 ab, so erhält man<br />

eine immer noch leicht überdurchschnittliche<br />

Summe von ca. 20 Mio. Euro.<br />

Betrachtet man diese Vorgänge vor dem Hintergrund<br />

der allgemeinen Entwicklung der<br />

Parteispenden lassen sich folgende Aussagen<br />

treffen:<br />

- Parteispenden juristischer Personen<br />

unterliegen ebenfalls einem Zyklus,<br />

sind also in Wahljahren (bei Bund-<br />

/Europawahl) höher als in Nicht-<br />

Wahljahren, allerdings ist ein<br />

Parteiskandal mit negativen finanziellen<br />

Folgen für eine Partei aus Unternehmensperspektive<br />

kein Anlass<br />

9 Vgl. BT-Drs. 15/255, S. <strong>12</strong>.<br />

für verstärkte Spendentätigkeit.<br />

- Die Spendenfreude von Mitgliedern<br />

und Sympathisanten einer Partei wird<br />

durch einen Parteiskandal nicht negativ<br />

beeinflusst. Eher das Gegenteil<br />

trifft zu: Skandalbedingte finanzielle<br />

Schwierigkeiten mobilisieren die<br />

Anhänger einer Partei. Die Spendeneinnahmen<br />

nehmen eher zu.<br />

Neben der Frage der Anlassbezogenheit von<br />

Spenden im caritativen und politischen Bereich<br />

lässt sich auch die permanente Unterstützung caritativer<br />

Organisationen mit derjenigen von politischen<br />

Parteien vergleichen. Die bereits dargelegte<br />

Problematik bei allgemeiner Entwicklungshilfe,<br />

also einem stetigen Kampf gegen<br />

permanente Armut, korrespondiert mit der dauerhaften<br />

Unterstützung politischer Parteien in<br />

Form der Mitgliedschaft. Der Wille zur finanziellen<br />

und emotionalen Bindung an eine Organisation,<br />

sei es die Welthungerhilfe, die katholische<br />

Kirche, der DGB oder die CDU, nimmt<br />

stetig ab. Hatten die Einzelgewerkschaften unter<br />

dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

1994 insgesamt ca. 9,7 Mio Mitglieder 10 , so verringerte<br />

sich die Zahl der Mitglieder bis 2004<br />

auf ca. 7 Mio. Allein im Jahr 2004 haben die<br />

Gewerkschaften des DGB insgesamt etwa<br />

336.000 Mitglieder verloren. 11 Die Entwicklung<br />

der Mitgliederzahlen der Parteien erfuhr seit der<br />

Wiedervereinigung eine parallele Entwicklung.<br />

1991 hatten alle im Bundestag vertretenen<br />

Parteien einschließlich der PDS insgesamt ca.<br />

2.204.800 Mitglieder. Die Mitgliederzahl in<br />

diesen Parteien sank bis 2001 auf ca.<br />

1.684.600. <strong>12</strong> Ende 2004 waren Schätzungen zufolge<br />

nur noch ca. 1.533.000 Menschen Mitglieder<br />

einer dieser Parteien. 13 Je weniger Mitglieder<br />

10 Vgl. Mitgliederstatistik DGB – www.dgb.de/dgb/mitgliederzahlen.<br />

11 Vgl. SPIEGEL ONLINE vom 26.01.<strong>2005</strong> –<br />

www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,338640,00.html.<br />

<strong>12</strong> Oskar Niedermayer, Parteimitglieder seit 1990: Stand<br />

II/2003, http://www.polwiss.fu-berlin.de/osz/dokumente/PDF/mitglied.pdf<br />

13 Vgl. DIE WELT vom 21.<strong>12</strong>.2004<br />

http://www.welt.de/data/2004/<strong>12</strong>/21/377704.html?sear<br />

ch=mitglieder+parteien+2003&searchHILI=1.<br />

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