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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang Florian Eckert - Wie soll man osteuropäische Parteigruppierungen einteilen? Aufsätze<br />

Bevölkerungsgruppen“ 35 – Resultat ist der<br />

parteipolitische Legitimationsentzug durch die<br />

Wähler der einzelnen Parteigruppierungen.<br />

Bezüglich des angesprochenen Dilemmas der<br />

‚Pro Markt’-Parteien gilt zu beachten, dass gerade<br />

die mit den sozialen Kosten der Wirtschaftstransformation<br />

belasteten Bevölkerungsgruppen<br />

auf ihre neu erworbenen Partizipationsrechte zurück<br />

greifen und dadurch die auf Wahlstimmenmaximierung<br />

ausgerichteten politischen Parteien<br />

programmatisch in Handlungszwang setzen,<br />

dem Legitimationsentzug unter Neujustierung<br />

der wirtschaftspolitischen Ziele entgegen zu wirken.<br />

Gerade hierin scheint „die Funktionsfähigkeit<br />

der jungen Demokratien als ein zentrales<br />

Hindernis für erfolgreiche<br />

Wirtschaftsreformen“ 36 zu wirken. Jedoch erstreckt<br />

sich das Dilemmata nicht nur auf die<br />

beiden zentralen Parteigruppierungen im Allgemeinen,<br />

sondern betrifft auch die demokratischen<br />

Strukturen im speziellen. Denn eine hinter<br />

den Erwartungen und Hoffnungen der Wähler<br />

in den jungen Demokratien zurück bleibende<br />

positive wirtschaftliche Entwicklung multipliziert<br />

nicht ausschließlich den Unmut der Bevölkerung<br />

bezüglich der Marktwirtschaft, sondern<br />

stärkt auch die Positionen populistischer<br />

Heilsbringer und richtet sich folglich auch direkt<br />

gegen die oft noch instabilen demokratischen Institutionen.<br />

6. Fazit<br />

Zusammenfassend lässt sich postulieren, dass<br />

die privatisierungsfreundlichen ‚Pro<br />

Markt’-Parteien mit einem Legitimationsdefizit<br />

behaftet sind und den Wählern im Gegensatz zu<br />

den besitzstandswahrenden ‚Pro Staat’-Parteien<br />

zunächst die Vorteile einer Marktwirtschaft<br />

durch ökonomischen Output-Erfolg näher<br />

bringen müssen. Schon marginale soziale Kosten<br />

verkleinern ihre Wählerbasis. Hingegen sind<br />

35 Jan Wiegohs, Varianten erfolgreicher Privatisierungspolitik<br />

– Die Konditionierung und Steuerung der Unternehmensprivatisierung<br />

in Estland, Polen und der<br />

Tschechischen Republik, in: Hellmut Wiesenthal<br />

(Hrsg.), Gelegenheit und Entscheidung, Wiesbaden<br />

2001, S. 93.<br />

36 Ebenda.<br />

die ‚Pro Staat’-Parteien mit einem Wahlbonus<br />

ausgestattet, der ihnen erlaubt, unter Rückgriff<br />

auf den wirtschaftspolitischen Vergleich der<br />

jüngeren sozialistischen Geschichte zunächst auf<br />

die Dominanz des Staates in Wirtschaftspolitik<br />

zu bauen, da sich somit die sozialen Kosten der<br />

Bevölkerung leichter kalkulieren ließen. Für sie<br />

ist selbst eine Verschlechterung der makroökonomischen<br />

Lage bezüglich des Legitimationsdefizits<br />

nicht so gefährdend wie für die westlich<br />

orientierten Modernisierer.<br />

39

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