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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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Aufsätze Florian Eckert - Wie soll man osteuropäische Parteigruppierungen einteilen? MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang<br />

pulistische Großrumänienpartei „die eigentliche<br />

Nachfolgepartei der RKP Nicolae Ceausescus [<br />

ist]“. 25 Umgekehrt kann die aus dem kommunistischen<br />

Jugendverband hervorgegangene ‚Liberale<br />

Demokraten Sloweniens’ nicht als sozialdemokratisch<br />

eingestuft werden, sondern verfolgt<br />

als Mitglied der Liberalen Internationalen<br />

die Politik einer liberal-demokratischen Partei.<br />

Insofern ist diese Einteilung zu unscharf. Mit der<br />

gleichen Problematik muss auch Segert konfrontiert<br />

werden, indem er – wie Kitschelt – sagt,<br />

dass sich „die kommunistischen Nachfolgeparteien<br />

[...]‚sozialdemokratisiert’ haben“. 26<br />

Klingemann spricht sich für eine Dreiteilung der<br />

Parteigruppen aus. Er benennt die soziokulturellen<br />

Parteien, die neuen Programmparteien<br />

und die reformierten kommunistischen<br />

Parteien. Zu der ersten Gruppe zählt er jene, „die<br />

in ihrer Programmatik vor allem die Interessen<br />

sozio-kultureller Gemeinschaften ausdrücken.<br />

Dazu zählen die ethnischen, die konfessionellen,<br />

die nationalen oder nationalistischen und die<br />

Bauernparteien“. 27 Einwände gegen diese Terminologie<br />

richten sich in erster Linie nach einer<br />

erschwerten Zuordnung einzelner Parteien. So<br />

ist beispielsweise zu kritisieren, dass Bauernparteien<br />

unter dem Label der sozio-kulturellen<br />

Gruppen subsumiert werden. Der Begriff „soziokulturell“<br />

postuliert ein Wertesystem einzelner<br />

sozialer Gruppen. Folglich ist der Begriff zu universell,<br />

um zugleich eine sinnvolle Einteilung<br />

anzubieten. Es wird schlechterdings kaum deutlich,<br />

warum konservative oder ökologische<br />

Parteien nicht ebenfalls das Label sozio-kulturell<br />

zugewiesen bekommen. Unter den Programmparteien<br />

begreift Klingemann konservative, liberale,<br />

ökologische und sozialdemokratische<br />

Parteien. Die Differenzierung zwischen soziokulturellen<br />

und Programmparteien und die dar­<br />

25 Anneli Gabanyi, Wahlschock in Rumänien: Neue Regierung<br />

weiter auf Europakurs, in: Stiftung Wissenschaft<br />

und Politik Aktuell 1/Februar 2001, S. 2 f.<br />

26 Dieter Segert (Hrsg.), Konfliktregulierung durch<br />

Parteien und politische Stabilität in Ostmitteleuropa,<br />

Frankfurt am Main 1994, S. 25.<br />

27 Dieter Klingemann, Die Entstehung wettbewerbsorientierter<br />

Parteiensysteme in Osteuropa, in: Wolfgang<br />

Zapf/Meinolf Dierkes (Hrsg.), Institutionenvergleich<br />

und Institutionendynamik, Berlin 1994, S. 18 f.<br />

34<br />

aus resultierende Zuordnung einzelner<br />

Parteiströmungen ist missverständlich. Auch sozialdemokratische<br />

Positionen von denen der ‚reformierten<br />

kommunistischen Parteien’ zu<br />

trennen entspricht – wie bereits erwähnt – nicht<br />

zwingend der osteuropäischen Realität. In<br />

einigen Staaten (Albanien, Bulgarien und Polen)<br />

sind sozialdemokratische Parteien aus den ‚reformierten<br />

kommunistischen Parteien’ hervorgegangen.<br />

4. Modifikation osteuropäischer<br />

Parteigruppen<br />

Die ausgewählten Ansätze zur Einteilung osteuropäischer<br />

Parteien in Parteigruppierungen<br />

weisen zwei Probleme auf, die es erfordern, den<br />

Parteigruppen-Ansatz für das vergleichende Interesse<br />

zu modifizieren. Denn neben der missverständlichen<br />

Terminologie wird – und das<br />

scheint im Hinblick auf die Grundlage zur Entstehung<br />

einzelner Parteien kritischer – kein Bezug<br />

auf die Konfliktlinien genommen, wenn es<br />

um die Einteilung von osteuropäischen<br />

Parteigruppen geht.<br />

Der im Folgenden gewählte Schritt verknüpft<br />

methodisch den Forschungsansatz der ‚familles<br />

spirituelles’, der Parteifamilien anhand der sozialen<br />

und auch politischen Konfliktlinie erklärt,<br />

mit der Klassifizierung der Parteien anhand ihres<br />

programmatischen Profils. Der Rückgriff auf die<br />

Programmatik ist notwendig, um die Parteien an<br />

den beiden Polen der Konfliktlinie verorten zu<br />

können. Da sich das Cleavage-Modell für alle<br />

osteuropäischen Staaten auf die Pole ‚Pro<br />

Marktwirtschaft’ und ‚Pro Planwirtschaft’, respektive<br />

‚Gewinnern’ und ‚Verlierer’,<br />

beschränkt, ist es bei der vergleichenden Untersuchung<br />

der Parteiprogramme vor diesem Hintergrund<br />

ausreichend, wenn sich hier lediglich<br />

auf die wirtschafts-politischen Aspekte konzentriert<br />

wird. „Hence a cross-national comparison<br />

of programmatic structuring must focus on<br />

parties´ salient issues.” 28 Diese sind die zentralen<br />

28 Herbert Kitschelt/Zdenka Mansfeldova/Radoslaw<br />

Markowski/Gábor Tóka, Post-Communist Party Systems;<br />

Competition, Representation, and inter-party cooperation,<br />

Cambridge 1999, S. 158.

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