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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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Aufsätze Florian Eckert - Wie soll man osteuropäische Parteigruppierungen einteilen? MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang<br />

Wie soll man osteuropäische<br />

Parteigruppierungen einteilen?<br />

Eine Modifikation des Links-Mitte-<br />

Rechts-Schemas aus der Vergleichenden<br />

Staatstätigkeitsforschung und<br />

die Dilemmata der Privatisierungspolitik.<br />

Florian Eckert, M.A. *<br />

1. Problem und Fragestellung<br />

Parties are the children of revolution. 1 Die Systemwechsel<br />

in Osteuropa haben den Staatssozialismus<br />

verdrängt. An dessen Stelle sind zahlreiche<br />

konsolidierte demokratische Gesellschaften<br />

getreten. Der Parteienwettbewerb ist zu<br />

einer Schlüsselgröße für die Staatstätigkeit geworden.<br />

Jedoch kann die osteuropäische Parteienlandschaft<br />

nicht mit der westlicher Demokratien<br />

gleichgesetzt werden. Für Westeuropa hat die<br />

Vergleichende Staatstätigkeitsforschung anhand<br />

von Policy-Analysen ein Rechts-Mitte-Links-<br />

Schema zur Klassifikation parteipolitischer Entscheidungsprozesse<br />

für die Wirtschafts- und<br />

Beschäftigungspolitik ermittelt. Die „klassische<br />

Formulierung“ 2 der Parteiendifferenzhypothese<br />

geht auf Hibbs 3 zurück. Sie erlaubt die einfache<br />

* Florian Eckert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut<br />

für Deutsches und Europäisches Parteienrecht<br />

und Parteienforschung (<strong>PRuF</strong>).<br />

1 Zitiert nach: János Simon, The Change of Function of<br />

Political Parties at the Turn of Millennium, Working<br />

Papers 221, Institut de Ciències Polítiques i Socials,<br />

Barcelona 2003. Simon nimmt Bezug auf Hans<br />

Daalder, Parties, Elites and Political Development in<br />

Western Europe, in: Joseph La Palombara/Myron<br />

Weiner (Hrsg.), Political Parties and Political Development,<br />

Princeton 1966, S. 52.<br />

2 Manfred Schmidt, Theorien in der international vergleichenden<br />

Staatstätigkeit, in: Adrienne Héritier<br />

(Hrsg.), Policy-Analyse, Politische Vierteljahresschrift<br />

24, 1993, S. 371-393.<br />

3 Douglas Hibbs, Political Parties and Macroeconomic<br />

Policies, in: American Political Science Review, 71,<br />

30<br />

Annahme über die Zielsetzung der Parteien analog<br />

des Rechts-Mitte-Links-Schemas primär für<br />

die Wirtschafts- oder auch für die Wohlfahrtsstaatspolitik.<br />

Zahlreiche Kategorien zur Einteilung<br />

von Parteien wurden entwickelt. Jedoch<br />

fällt bei näherer Betrachtung auf, dass sie nicht<br />

dem Vergleich aller postkommunistischen Staaten<br />

Osteuropas standhalten. 4<br />

Wie in westlichen Demokratien so sind auch in<br />

den jungen Demokratien Osteuropas Struktur<br />

und Funktionsweise der Regierungen durch das<br />

Parteien- und Wahlsystem geprägt. Aufgrund<br />

des jahrzehntelangen Staatssozialismus und der<br />

Hegemonie einer einzigen Partei können die<br />

Staaten Osteuropas jedoch nicht auf ein<br />

etabliertes pluralistisches Parteiensystem zurückgreifen.<br />

Parteiprogrammatiken orientieren<br />

sich zwar wie im westeuropäischen Vergleich an<br />

gesellschaftlichen Konfliktlinien. Jedoch müssen<br />

hier die osteuropäischen Besonderheiten und die<br />

damit einhergehenden komplexen Transformationsbedingungen<br />

berücksichtigt werden, die<br />

sich auf die Bildung der osteuropäischen Konfliktlinien<br />

auswirken. Generell lässt sich sagen,<br />

dass der zentrale Konflikt zwischen den<br />

Anhängern des Staatssozialismus und den Reformern<br />

ausgetragen wird. 5 Als Folge der zahlreichen<br />

Parteigründungen sind in den osteuropäischen<br />

Staaten stark fragmentierte und instabile<br />

Parteiensysteme entstanden, Absplitterungen<br />

und stetige Neugründungen von Parteien sind<br />

das Resultat.<br />

Im Folgenden soll eine Modifikation des Links-<br />

Mitte-Rechts-Schemas aus der Vergleichenden<br />

Staatstätigkeitsforschung für die osteuropäischen<br />

Parteien entwickelt werden. Im Anschluss wird<br />

der Fokus auf die sich aus dem Wirtschaftsumbau<br />

der jungen Demokratien ergebenden Dilemmata<br />

der parteipolitischen Akteure im Hinblick<br />

auf die Wählerklientel gelegt.<br />

1977; S. 1467-1487.<br />

4 Wenn im Folgenden von Osteuropa gesprochen wird,<br />

so sind damit die postsozialistischen Staaten mit Ausnahme<br />

Russlands gemeint, die Mitglied des Europarats<br />

sind.<br />

5 Wolfgang Ismayr (Hrsg.), Die politischen Systeme<br />

Osteuropas, Opladen 2002.

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