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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang Ulrich v. Alemann/Thelse Godewerth – Die Parteiorganisation der SPD Aufsätze<br />

schehen informiert ist (M. Machnig 2001: 106-<br />

108).<br />

Die SPD begegnete dieser Ausgangssituation<br />

mit dem Start einer Parteireform im Jahr 2000.<br />

Die Kampagnenfähigkeit der Partei sollte durch<br />

eine Reihe organisatorischer Maßnahmen gefördert<br />

werden. Neben regelmäßigen Schulungen<br />

für Haupt- und ehrenamtliche SPD-Mitglieder<br />

und andere zur Vorbereitung und Durchführung<br />

von Veranstaltungen, wurde ein neues<br />

Netzwerk sozialdemokratischer Bildungseinrichtungen<br />

gegründet, um die bundesweite Koordination<br />

der parteiinternen Bildungsarbeit zu gewährleisten.<br />

Um den Informations- und Meinungsaustausch<br />

beschleunigen zu können, ist<br />

das Ziel formuliert worden, innerhalb von drei<br />

Jahren alle <strong>12</strong>.500 Ortsvereine der SPD an das<br />

Internet anzubinden. Gleichzeitig wurde der<br />

Aufbau von Themen-Foren beschlossen, die die<br />

klassische Ortsverein-Struktur ergänzen. Sie<br />

fungieren als Plattform, um Mitgliedern und<br />

Nicht-Mitgliedern losgelöst von der festen<br />

Organisationsstruktur der SPD eine Möglichkeit<br />

zu geben, wichtige gesellschaftliche Entwicklungen<br />

miteinander diskutieren zu können. Darüber<br />

hinaus wurde festgelegt, die SPD zu einer<br />

professionellen Dienstleistungszentrale umzubauen,<br />

um die gestiegenen Anforderungen an die<br />

Kampagnenfähigkeit dauerhaft erfolgreich erfüllen<br />

zu können (M. Machnig 2001: 114).<br />

Damit hat die SPD in den letzten Jahren eine<br />

Reihe von organisatorischen Voraussetzungen<br />

initiiert, mit denen sie ihre Kampagnenfähigkeit<br />

verbessern will, um sie an die gegenwärtigen<br />

und zukünftigen Anforderungen anzupassen.<br />

Neben einer Professionalisierung der Handlungs-<br />

und Organisationskompetenz muss die<br />

Partei allerdings auch die inhaltliche Ebene, den<br />

Kern des politischen Diskurses im Auge behalten.<br />

Denn ohne Programmatiker, die über Sinn<br />

und Perspektive des politischen Einsatzes nachdenken,<br />

und ohne profiliert geführte Kontroversen<br />

innerhalb der Partei, kann keine durchgängige<br />

Identifikation, keine anhaltende Bindung<br />

und damit auch keine auf Dauer erfolgreich<br />

angelegte Kampagnenfähigkeit hergestellt<br />

werden.<br />

7. Parteifinanzierung<br />

Jede Organisation benötigt zu ihrer eigenen Reproduktion<br />

finanzielle Mittel. Die meisten freiwilligen<br />

Großorganisationen, wie beispielsweise<br />

Gewerkschaften, finanzieren sich fast ausschließlich<br />

aus Mitgliedsbeiträgen. Bei vielen<br />

gemeinnützigen Organisationen, wie z. B. den<br />

deutschen Wohlfahrtsverbänden, kommt ein<br />

großes Spendenaufkommen dazu. Schließlich<br />

gibt es auch noch, wie bei den großen Kirchen,<br />

beträchtliche staatliche Mittel sowie eigenes<br />

Vermögen. So ist es auch mit den deutschen politischen<br />

Parteien. Die Finanzierung ihrer<br />

eigenen Organisation und ihrer Wahlkampfkampagnen<br />

basiert im Wesentlichen auf vier<br />

Quellen: zwei eigenen Finanzquellen, das sind<br />

die Mitgliedsbeiträge und das eigene Vermögen,<br />

sowie zwei externe Zuflüsse, das sind die<br />

Spenden von außen und die Staatszuschüsse.<br />

Der Modus der Finanzierung politischer Parteien<br />

ist in fast allen demokratischen Gesellschaften<br />

mehr oder weniger umstritten. Vielfältige Finanzierungsskandale<br />

trüben in den meisten<br />

Parteiendemokratien das Bild. Auch in Deutschland<br />

ist die Parteienfinanzierung immer umstritten<br />

gewesen. In regelmäßigen Abständen hat<br />

das Bundesverfassungsgericht das Finanzgebaren<br />

der Parteien moniert und Änderungen eingefordert.<br />

So war es zuletzt 1992. Nach jüngsten<br />

Parteienfinanzskandalen, an der Spitze die Finanzierungsmanipulationen<br />

von Kohl, Kanther<br />

und Kiep im Jahre 1999/2000, ist die Parteienfinanzierung<br />

2002 erneut geändert worden. Auch<br />

das jetzt geltende Gesetz ist wieder kritisiert<br />

worden und wird nach aller Erfahrung wohl<br />

nicht ewig Bestand haben (Streit 2003).<br />

In einem Artikel von Spiegel Online vom 27.<br />

Mai 2004 lautet die Überschrift „Genossen sind<br />

die Meisten und die Reichsten“. Das ist zwar im<br />

Bezug auf das Reinvermögen der Parteien<br />

zweifelsfrei richtig, bei der Mitgliedsstärke ist es<br />

allerdings höchstens halb richtig: Denn die<br />

Unionsparteien CDU/CSU werden einzeln aufgeführt,<br />

sinnvoll ist aber eine Addition der<br />

jüngsten Mitgliedszahlen (CDU 587. 338, CSU<br />

175.230), die damit dann auf 762.568 Mitglieder<br />

kommen, im Gegensatz zur SPD, die bei<br />

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