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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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Aufsätze Ulrich v. Alemann/Thelse Godewerth - Die Parteiorganisation der SPD MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang<br />

möglichkeiten – entweder in Form frei zugänglicher<br />

Angebote, die auch für Nicht-Mitglieder<br />

und die politischen Wettbewerber einzusehen<br />

sind oder aber über exklusive und durch<br />

Zugangsbeschränkungen gesicherte Bereiche<br />

wie beispielsweise das Intranet. Neben diesen<br />

Möglichkeiten der Information und Diskussion<br />

ist die online-Mitgliedschaft ein weiterer Baustein<br />

in der neueren Struktur der innerparteilichen<br />

Willensbildung innerhalb der SPD. Als<br />

Beispiel sei der Virtuelle Ortsverein der SPD<br />

(VOV) genannt, der im Jahr 1995 gegründet<br />

wurde und ausschließlich als virtuelles Forum<br />

dient. Teilnehmer sind SPD-Mitglieder in der<br />

Bundesrepublik Deutschland sowie Sozialdemokraten<br />

im Ausland, die nicht an einem Ortsverein<br />

teilnehmen können. Darüberhinaus können<br />

an diesem Angebot auch Nicht-Mitglieder partizipieren,<br />

die sich mit den Zielen der SPD und<br />

des VOV identifizieren ( S. Marschall 2001: 43).<br />

In der SPD haben sich neben den bisherigen<br />

klassischen Wegen über die Ebenen der realen<br />

Organisationsstruktur neue, elektronisch-kommunikative<br />

Formen der innerparteilichen<br />

Diskussion und damit auch der Willensbildung<br />

herausgebildet. Personen, die bislang von der<br />

Möglichkeit zur aktiven Mitarbeit keinen Gebrauch<br />

gemacht haben, können sich unter<br />

veränderten Rahmenbedingungen in den<br />

Diskussionsprozess einbringen und ihn mitgestalten.<br />

Austausch und Diskurs in der SPD<br />

passiert auch auf der virtuellen Ebene. Inwiefern<br />

diese erweiterten Partizipationschancen für die<br />

Moderation zentraler Willensbildungsprozesse<br />

in der Zukunft eine Bedeutung haben und zur<br />

Verteilung von Machtpotenzialen innerhalb der<br />

SPD führen, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />

im Einzelnen nicht empirisch nachvollzogen<br />

werden.<br />

5. Nachwuchsrekrutierung<br />

Wie andere Parteien auch hat die SPD seit der<br />

Hochzeit der Mitgliederzahlen in den 70er und<br />

80er Jahren einen enormen Verlust von Mitgliedern<br />

zu verzeichnen. Hatte die SPD 1977 noch<br />

1.006.316 Mitglieder so liegt die Anzahl der<br />

Mitglieder 2004 nur noch bei 628.508 Diese<br />

10<br />

Zahlen, die zwar auf den ersten Blick dramatisch<br />

wirken, wären alleine noch nicht ausschlaggebend,<br />

um von einer Mitgliederkrise der SPD zu<br />

sprechen. Blickt man jedoch auf die innerparteilichen<br />

Folgen dieser Entwicklung, kann doch<br />

von ernsthaften Problemen gesprochen werden<br />

(O. Gabriel/O. Niedermayer 2001: 274). Seit der<br />

Hochkonjunktur der Parteieintritte in den 70er<br />

Jahren bleiben die neuen Mitglieder heute<br />

aus. 1975 bestand die SPD noch zur Hälfte aus<br />

Neumitgliedern, die erst seit 1969 eingetreten<br />

waren. Dieser Gesamtanteil ging aber im Zuge<br />

der in den 70er Jahren beginnenden Nachwuchsebbe<br />

stetig zurück (E. Wiesendahl 2003:<br />

30). Dies lässt auf einen Mangel an Organisations-<br />

und Rekrutierungsfähigkeit der SPD<br />

schließen.<br />

Die Partei hat sich von der Mitgliederschwemme<br />

blenden lassen und verpasst, nachhaltige Strategien<br />

für eine zukünftige Nachwuchsrekrutierung<br />

zu entwickeln. Die Folgen dieser verpassten<br />

Chance sind heute mehr als deutlich spürbar.<br />

Nimmt man die Entwicklung des sozialdemokratischen<br />

Jungmitgliederanteils zur Hand, so ist<br />

prozentual gesehen keine Partei bei den jungen<br />

Leuten so out wie die SPD. Dieser Trend macht<br />

unter anderem auch die stetige Verschiebung der<br />

Altersanteile in der Mitgliedschaft der SPD hin<br />

zu den älteren Jahrgängen ohne Gewinnung neuer<br />

junger Menschen für die Sozialdemokratie<br />

deutlich. Ein unausweichlicher Überalterungsprozess<br />

ist die Folge. Bei der SPD vermehrte<br />

sich zwischen 1975 und 2003 die Altersgruppe<br />

der über 60jährigen von 17,1 Prozent auf 42,23<br />

Prozent, während der Anteil der Mitglieder bis<br />

34 Jahre im gleichen Zeitraum von 30,3 Prozent<br />

auf 7,99 Prozent zurückging. 2<br />

Verlieren alle Parteien - mit Ausnahme der<br />

FDP bei der jungen Generation, hat doch die<br />

SPD die massivsten Verluste in dieser Gruppe<br />

zu verzeichnen. Der Mitgliederstamm der SPD<br />

besteht heute zum größten Teil aus der Generation,<br />

die in den 70er Jahren zu ihr fand und die<br />

dann aufgrund des fehlenden Nachwuchses geschlossen<br />

unter sich blieb (E. Wiesendahl 2003:<br />

33). Die SPD gilt heute als „Verein von<br />

2 Zahlen basieren auf Angeben der SPD.

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