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MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang Ulrich v. Alemann/Thelse Godewerth – Die Parteiorganisation der SPD Aufsätze<br />
Abb. 1: Mitgliederpyramide der SPD<br />
Parteispitze<br />
Mandatsträger<br />
Hauptamtlich Aktive<br />
Ehrenamtlich Aktive<br />
Einfache Mitglieder<br />
(Abb. Ulrich von Alemann/Thelse Godewerth)<br />
Die einfachen Mitglieder machen die große<br />
Mehrheit der Gesamtmitglieder aus. Ihr Aktivitätsniveau<br />
ist sehr gering und geht zumeist über<br />
die Beitragsentrichtung nicht hinaus. Aber auch<br />
das Bekenntnis zu einer Partei, das Zahlen von<br />
Beiträgen und damit die Wirkung als Multiplikatoren<br />
und Motivatoren in der Öffentlichkeit sind<br />
nicht zu unterschätzen. Die ehrenamtlich Aktiven<br />
organisieren die „Basisarbeit“ in den ca.<br />
<strong>12</strong>.500 Ortsvereinen der SPD, d.h. sie sind<br />
verantwortlich für die Parteiveranstaltungen vor<br />
Ort und wählen die Delegierten aus ihren Reihen<br />
für die nächsthöheren Parteiebenen. Diese ehrenamtlich<br />
Aktiven machen ca. 10 bis 20 Prozent<br />
der gesamten Mitglieder aus. Sie sind der harte<br />
Kern der eigentlichen Parteibasis. Demgegenüber<br />
beginnt mit den hauptamtlich Aktiven der<br />
Kreis der eigentlichen Parteifunktionäre, und<br />
zwar auf Unterbezirksebene und insbesondere in<br />
den 27 Bezirken, die in der SPD bedeutende<br />
Arenen für den innerparteilichen Willensbildungsprozess<br />
darstellen. Diese Funktionsträger<br />
gehören zum harten Kern des eigentlichen<br />
Parteiapparates. Die vierte Gruppe schließlich<br />
bilden die Personen, die für ein öffentliches Amt<br />
gewählt worden sind. Diese Mandatsträger unterscheiden<br />
sich in die Gruppe der nebenamtlichen<br />
Abgeordneten und in die professionell tätigen<br />
Parlamentarier in den Landesparlamenten,<br />
im Bundestag oder auf europäischer Ebene (U.<br />
von Alemann 2003: 144). Schließlich muss noch<br />
die eigentliche Parteispitze ergänzt werden, die<br />
sich im Parteipräsidium, im Parteivorstand und<br />
in den Spitzen der Landesvorstände sammelt.<br />
Vor dem Hintergrund einer derartigen Organisationsstruktur<br />
stellte und stellt sich nach wie vor<br />
auch für die SPD die Frage nach der Art und<br />
Weise des innerparteilichen Willensbildungsprozesses,<br />
damit also auch nach Wegen, die<br />
Spannung zwischen Mitgliedschaft und Parteielite<br />
zu organisieren und konstruktiv zu gestalten.<br />
Die SPD-Mitgliederbefragung im Sommer<br />
2000 untermauert dieses Ansinnen: Fast die<br />
Hälfte der Parteimitglieder wollen aktiv in der<br />
Partei mitarbeiten und vier von fünf SPD-Mitgliedern<br />
wollen über die Auswahl der politischen<br />
Mandatsträger mitbestimmen (A. Kießling<br />
2001: 32). Zu den Beispielen neueren Datums<br />
für die Gestaltung innerparteilicher<br />
Willensbildung zählen die vier Regionalkonferenzen<br />
im Zusammenhang mit der Agenda 2010,<br />
die der SPD-Basis im Jahr 2003 Gelegenheit geben<br />
sollten, die Vorschläge kritisch zu diskutieren.<br />
5. SPD im Netz<br />
Neben der bereits geschilderten Integration direkt-demokratischer<br />
Elemente, wie z.B. der Mitgliederbefragung<br />
in die innerparteiliche Willensbildung<br />
der SPD, sowie der Öffnung und Flexibilisierung<br />
der Parteistrukturen, z.B. über verstärkte<br />
Netzwerk-Arbeit, galt ein weiteres<br />
Hauptaugenmerk bei der organisatorischen Neuausrichtung<br />
einer Weiterentwicklung der innerparteilichen<br />
Kommunikation durch den Einsatz<br />
elektronischer Kommunikationsmedien. Der jetzige<br />
SPD-Vorsitzende Franz Müntefering bezog<br />
im Jahr 2000 klar Stellung, indem er die Verbreitung<br />
des Internet als Massenmedium herausstellte<br />
und betonte, dass die SPD ihre Außen-<br />
und insbesondere ihre Binnenkommunikation<br />
zukünftig über dieses Medium organisieren<br />
werde: „Wir werden das Internet als den zentralen<br />
Weg der innerparteilichen Kommunikation<br />
aufbauen“ (F. Müntefering 2000).<br />
Tatsächlich avancierte das Internet zu einem<br />
neuen Element bei der Gestaltung des Willensbildungsprozesses<br />
in der SPD. Zu nennen sind<br />
hier online-Informations- und Diskussions<br />
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