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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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Parteienrecht im Spiegel der Rechtsprechung MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang<br />

6. Wahlrecht<br />

Das BVerfG 0 beschäftigte sich mit der Organklage,<br />

ob die Beibehaltung der 5-%-Klausel bei<br />

einer Kommunalwahl in Schleswig-Holstein<br />

gegen die Chancengleichheit verstoße. Die<br />

Klage wurde wegen Fristversäumung abgewiesen<br />

mit der Begrünung, dass die Frist auch<br />

dann eingreift, wenn ein Gebot fortdauernd nicht<br />

befolgt wird. Demnach wird eine Frist spätestens<br />

dadurch in Lauf gesetzt, dass der Gesetzgeber<br />

sich endgültig weigert tätig zu werden. Auch<br />

diesmal ließ es dabei offen, ob ein gesetzgeberisches<br />

Unterlassen ein zulässiger Antragsgegenstand<br />

eines Organstreits sein kann.<br />

Der BerlVerfGH 0 hatte die Frage zu entscheiden,<br />

ob durch das Festhalten an einem<br />

Stimmenquorum bei verkürzten Fristen die<br />

Chancengleichheit verletzt wird. Dies lehnte es<br />

ab, da nur die faktische Möglichkeit zähle<br />

Stimmen zu sammeln und diese Möglichkeit im<br />

vorliegenden Fall durch die Verkürzung der Frist<br />

nicht beeinträchtigt war. Der Einwand der Klägerin,<br />

sie sei bis 3 Tage vor dem Einreichungstermin<br />

keine Partei gewesen greift nicht durch,<br />

da sie trotzdem die faktische Möglichkeit hatte<br />

die nötigen Stimmen für das Erreichen des<br />

Quorums zu sammeln.<br />

Das BVerwG 0 entschied, dass es unzulässig sei<br />

gemeinsame, fraktionsübergreifende Listen zum<br />

Nachteil anderer Fraktionen bei der Besetzung<br />

von Ausschüssen zu bilden. Zur Begründung<br />

führte es aus, dass durch dieses Verhalten<br />

Bundesrecht in Form des Art. 28 I GG verletzt<br />

worden sei. Diese Norm erfordere, dass jeder<br />

Ausschuss das Abbild des Plenums wiedergeben<br />

müsse und nicht ein Bild von rechnerischen Zahlenverhältnissen.<br />

Eine gemeinsame Liste sei<br />

auch nicht Ausdruck eines freien Mandats. Weiterhin<br />

habe jede Fraktion Anspruch auf Berücksichtigung<br />

nach ihrer Mitgliederzahl. Eine Überrepräsentation<br />

der Kleinen werde dabei schon<br />

0 Beschluss vom 11.03.2003 – 2 BvK ½ - in: NVwZ<br />

2003, S. 1372.<br />

0 Beschluss vom 24.01.2003 – VerfGH 155/01 – in:<br />

NVwZ-RR 2003, S. 466-468.<br />

0 Urteil vom 10.<strong>12</strong>.2003 – 6 B 68/02 – in: NVwZ 2004,<br />

100<br />

S. 621.<br />

dadurch ausgeschlossen, dass der Landesgesetzgeber<br />

mathematische Verfahren für die Verteilung<br />

festsetzen dürfe. Der Einwand der Berufung,<br />

dass die Norm eine solche Listenverbindung<br />

nicht ausdrücklich ausschließe kann<br />

nicht durchgreifen, da eine verfassungskonforme<br />

Auslegung geboten ist, die eine solche Verbindung<br />

verbietet. Eine Anrufung des BVerfG<br />

wurde ausgeschlossen.<br />

In einem anderen Verfahren wies das BVerwG 0<br />

eine Klage mit dem Hinweis, dass das Urteil des<br />

VGH Kassel zur Gültigkeit einer Oberbürgermeisterwahl<br />

nicht gegen Bundesrecht verstoße,<br />

ab. Das Urteil sei mit dem Bundesrecht<br />

vereinbar, da dieses die Freiheit und Gleichheit<br />

der Wahl schütze. Die Entscheidung des<br />

BVerfG 0 stelle keinen allgemeinen bundesrechtlichen<br />

Wahlgrundsatz mit dem Inhalt auf, dass<br />

eine Wahl nur ungültig sei, wenn die Weiterführung<br />

unerträglich wäre. Der Landesgesetzgeber<br />

habe insoweit bei der Beurteilung im kommunalen<br />

Wahlprüfungsverfahren Spielräume. Eine<br />

niedrigere Schwelle der Ungültigkeit sei durchaus<br />

gerechtfertigt, da der Bestandsschutz des<br />

Parlamentes höher sei als der eines Oberbürgermeisters.<br />

Das VGH Kassel 0 entschied zum diesem Thema,<br />

dass eine Wahl trotz Unregelmäßigkeiten<br />

gültig sei, wenn die Unregelmäßigkeiten nicht<br />

Mandatsrelevant seien. Weiterhin führte es aus,<br />

dass die Beteiligung eines Oberbürgermeisters<br />

an Wahlveranstaltungen in nicht-amtlicher<br />

Eigenschaft keine unzulässige Wahlbeeinflussung<br />

darstelle.<br />

Das VG Weimar 0 entschied mit nicht<br />

rechtskräftigem Urteil, dass die ehemalige MfS-<br />

Tätigkeit eines Bürgermeisters keinen<br />

zwingenden Grund für die Ungültigkeitserklärung<br />

einer Wahl darstellt. Insoweit fehle es an<br />

einer Rechtsgrundlage. Eine Anwendung von<br />

0 Urteil vom 08.04.2003 – 8 C 14/02 – in: NVwZ 2003,<br />

S. 983.<br />

0 BVerfGE 103, 111.<br />

0 Urteil vom 10.07.2003 – 8 UE 2947/01 – in: NVwZ-<br />

RR 2004, S. 58 = KommJur 2004, S. 21-24 = DVBl<br />

2004, S. 451.<br />

0 Urteil vom 26. 3. 2003 - 6 K 654/02 – in: LKV 2004,<br />

S. 94 ff.

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