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2005, Heft 12, S. 87–88 - PRuF

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Aufsätze Ulrich v. Alemann/Thelse Godewerth - Die Parteiorganisation der SPD MIP 2004/<strong>2005</strong> <strong>12</strong>. Jahrgang<br />

schaft gezeitigt haben (U. von Alemann 2003:<br />

148). Immerhin hatten die Jungsozialisten in den<br />

70er Jahren bereits die sogenannte „Doppelstrategie“<br />

erfunden, bei der es darum ging,<br />

gleichberechtigt in Partei und Gesellschaft aktiv<br />

zu werden.<br />

Wie alle etablierten Parteien verfügt auch die<br />

SPD mit der Friedrich-Ebert-Stiftung über eine<br />

bedeutende parteinahe Institution, zu deren Aufgaben<br />

unter anderem die Schulung des Nachwuchses,<br />

die politische Bildung, die Studienförderung<br />

und die internationale Arbeit mit<br />

befreundeten Organisationen zählen. Sie ist aber<br />

formal unabhängig von der Partei und finanziert<br />

sich zum größten Teil aus eigenen staatlichen<br />

Zuwendungen.<br />

Um über die vertikale und horizontale Parteiorganisation<br />

hinaus frühzeitig gesellschaftliche<br />

Probleme zu erkennen und die relevanten gesellschaftlichen<br />

Gruppen angemessen einzubinden,<br />

hat die SPD in den vergangenen Jahren verstärkt<br />

„Netzwerke“ aufgebaut. Mit diesem modischen<br />

Begriff wird nichts anderes als die alte Doppelstrategie<br />

wieder aufgegriffen, um sich in Partei<br />

und Gesellschaft gleichermaßen zu verankern.<br />

Wichtiges Expertenwissen rasch zu erlangen und<br />

es für die politische Arbeit nutzbar zu machen,<br />

sind die Charakteristika dieser eben nicht so<br />

ganz neuen Strategie. Netzwerke sind dadurch<br />

zu einem wichtigen Element in der SPD geworden,<br />

und sie geben der Partei die Chance, im<br />

Mittelpunkt eines breiten gesellschaftlichen<br />

Diskurses zu stehen, um dadurch die eigene Entscheidungsfindung<br />

und die Formulierung von<br />

Politik abzusichern. Die Integration von Netzwerken<br />

in die politische Arbeit hat unter Beteiligung<br />

der SPD zu einer Vielzahl von Ausprägungen<br />

geführt, die sich in Anlehnung an Machnig<br />

(M. Machnig 2001: 113) wie folgt zusammenfassen<br />

lassen:<br />

8<br />

- Kompetenznetzwerke beraten politische<br />

Entscheidungsträger in komplexen<br />

Sachfragen (z.B. Deutscher<br />

Ethikrat, Zuwanderungskommission);<br />

- Konsensnetzwerke haben die Aufgabe,<br />

miteinander konkurrierende<br />

Akteure zusammenzuführen (z.B.<br />

Bündnis für Arbeit);<br />

- Diskursnetzwerke organisieren das<br />

Interesse an einzelnen Themen (z.B.<br />

SPD-Foren zu Ostdeutschland,<br />

Kultur oder Familie);<br />

- Generationennetzwerke bündeln die<br />

Anliegen bestimmter Altersgruppen<br />

(z.B. Netzwerk 2010);<br />

- Multiplikatorennetzwerke integrieren<br />

bestimmte Zielgruppen in die Ausrichtung<br />

und Zielsetzung der SPD-<br />

Politik (z.B. Gesprächskreise bei Gewerkschaften<br />

und Arbeitgebern).<br />

(kritisch zur Netzwerktheorie vgl. von<br />

Alemann/Strünck/Wehrhöfer 2001)<br />

Sämtliche Netzwerke haben zur Aufgabe, die<br />

SPD in den Dialog mit den relevanten gesellschaftlichen<br />

Gruppen zu bringen und hierbei<br />

einerseits deren Probleme und Sichtweisen aufzunehmen,<br />

andererseits aber auch Optionen und<br />

Handlungsalternativen zu vermitteln. Somit hat<br />

die SPD ihre klassische vertikale und horizontale<br />

Organisationsstruktur in den vergangenen<br />

Jahren durch eine ambitionierte Netzwerk-<br />

Arbeit ergänzt, um auf unterschiedlichen Ebenen<br />

Kompetenzen von Nicht-Mitgliedern einzubinden<br />

und entsprechende Interessen- und Wählerkoalitionen<br />

organisieren zu können. Trotzdem<br />

sinkt die Migliederzahl scheinbar unaufhaltsam<br />

weiter und die Wahl- und Umfragedaten der<br />

SPD fallen ins Bodenlose – auch ein Beispiel für<br />

erfolgreiches Scheitern.<br />

4. Moderation des Willensbildungsprozesses<br />

Wie in anderen Parteien auch wird die Organisationsstruktur<br />

der SPD einerseits von ihrer mitgliedschaftlichen<br />

Basis geprägt und andererseits<br />

durch eine, im Vergleich zur Basis zahlenmäßig<br />

geringen Anzahl hauptberuflicher Funktionäre<br />

repräsentiert. Etwas stärker differenziert bedeutet<br />

dies, dass auch in der SPD eine Organisationspyramide<br />

existiert, die mindestens fünf<br />

Etagen aufweist:

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