AKTUELLE THEMENNovelle ÖPNV-Gesetz – Landkreise sehen KorrekturbedarfDer Hessische <strong>Landkreistag</strong> begrüßt grundsätzlich dielaufende Novellierung des ÖPNV-Gesetzes. Die Diskussionüber die Bewältigung der künftigen Herausforderungenim ÖPNV wird damit in den Fokus gerückt, denninsbesondere der ÖPNV im ländlichen Raum steht vortiefgreifenden Veränderungen. Es drohen erheblicheVersorgungslücken, beziehungsweise massive Preiserhöhungen,sofern keine Lösung für die Finanzierung desÖPNV-Angebotes gefunden wird. Die Landkreise als Aufgabenträgersind im Rahmen ihrer Möglichkeiten zwarbereit, sich den Herausforderungen zu stellen. Ohne finanzielleBeteiligung des Landes Hessen am ÖPNV stehtdie kommunale Ebene aber vor Mehrbelastungen, dienur noch durch Streichungen in anderen Bereichen ausgeglichenwerden können.Insofern schafft der aktuelle Gesetzesentwurf einen Rahmen,um Alternativen zum klassischen Busverkehr in denLinienverkehr aufnehmen und somit auch in Zukunft demMobilitätsbedarf der Menschen gerecht werden zu können.Zu kritisieren ist allerdings, dass der Gesetzesentwurfkeine ausreichenden Maßnahmen aufzeigt, wie dem strukturellenDefizit im ÖPNV begegnet werden kann. So sindoriginäre Landesmittel zur Finanzierung des ÖPNV auchkünftig nicht vorgesehen. Im Ergebnis versucht das Landdamit, den Ausgleich von Fehlbeträgen einseitig den Kommunenanzulasten. Hinzu kommen weitgehende Auflagen,die in die kommunale Selbstverwaltung eingreifen.Als ersten kurzfristig tragenden Schritt zur Abfederungdes Finanzierungsengpasses fordert der Hessische <strong>Landkreistag</strong>eine Umschichtung von 20 Millionen Euro innerhalbdes Kommunalen Finanzausgleichs (aus demLandesausgleichsstock) zur Finanzierung des ÖPNV. Nachteildieser Lösung ist, dass es sich um eine rein kommunaleFinanzierung handelt, denn die Kommunen könnendieses Geld dann nicht mehr für andere Zwecke einsetzen.Streichungen an anderer Stelle sind die Folge. Es istein Zeichen der besonderen Bedeutung, welche die Kommunendem öffentlichen Personennahverkehr beimessen,wenn sie sich ausnahmsweise für die Umschichtungvon kommunalen Ausgleichsmitteln aussprechen.Ergebnisse der Haushaltsumfrage 2011/2012Die Ergebnisse der Haushaltsumfrage 2011/12 belegenabermals die tief greifenden Finanzprobleme der hessischenLandkreise:Alle 21 Kreise haben das Haushaltsjahr 2011 defizitär abgeschlossen.Die Gesamtergebnisrechnung der hessischen Landkreiseweist zum Jahresende 2011 ein negatives Ergebnis vonrund 572 Mio. Euro aus. Auch für das laufende Haushaltsjahr2012 rechnen die hessischen Landkreise miteinem negativen Gesamtergebnis in Höhe von ca. 505,5Mio. Euro. Um diese Deckungslücke zu schließen sind dieLandkreise auch in 2012 gezwungen, ihre Kassenverstärkungskrediteweiter auszuweiten. Die Verbindlichkeitenaus Kassenverstärkungskrediten werden somit zum Jahresende2012 vermutlich auf 3,8 Mrd. Euro ansteigen.Als besonders belastend für die Kreishaushalte stellensich die Ausgaben für soziale Leistungen dar. Der Zuschussbedarffür diesen Produktbereich wird sich in 2012vermutlich um weitere 76 Mio. Euro erhöhen und zumJahresende 2012 rund 1.699 Mio. Euro betragen. Weiterhinwird auch der Zuschussbedarf für Kinder-, JugendundFamilienhilfe um etwa 34 Mio. Euro wachsen undsich infolgedessen im Haushaltsjahr 2012 auf rund 458Mio. Euro belaufen.Acht Landkreise erheben bereits von ihren Städten und Gemeindenmit einem Gesamthebesatz von 58 Prozentpunktendie höchst zulässige Kreis- und Schulumlage. DieBandbreite der Gesamthebesätze beträgt 53,08 bis 58 Prozentpunkte.Um den Gesamtergebnishaushalt 2012 auszugleichen,müssten die Kreise ihren Kreisumlagehebesatzim Landesdurchschnitt um 11,37 Prozentpunkte anheben.23LANDKREISTAG KOMPAKT
KURZ NOTIERTZusammenkunft mit den„Ehemaligen” bei der HelabaBereits zum zweiten Mal hat der Hessische <strong>Landkreistag</strong>alle Landräte, Kreistagsvorsitzende und Direktoren derGeschäftsstelle, die seit dem Jahr 2000 aus dem Amt ausgeschiedensind, zu einem gemeinschaftlichen Treffeneingeladen. In Fortführung der Vorjahreszusammenkunftbei der Fraport AG war am 29. Mai 2012 die LandesbankHessen-Thüringen in Frankfurt das Ziel. Gemeinsamwurden die aktuellen Entwicklungen im Hessischen<strong>Landkreistag</strong> beraten sowie mit dem Vorstandsvorsitzendender Helaba, Herrn Hans-Dieter Brenner, wichtigeThemen des Banken- und Sparkassenwesens erörtert.Beratungen in den Räumlichkeiten der HelabaHessische Landkreise fürElektromobilitätDie Landkreise spielen bei der Energiepolitik eine bedeutsameRolle. Viele Kreise engagieren sich bei der Erzeugungerneuerbarer Energien. Sie sind an einer Reihe von Schaltstellenmit der Umsetzung von Energiekonzepten befasst.Außerdem übernehmen sie bei der Genehmigung vonWind-, Biogas- und anderen Anlagen sowie in der Regionalplanungeine wichtige Bündelungsfunktion und Moderatorenrolle.Bei der gesteigerten Nutzung erneuerbarerEnergien sowie dem Ausbau der Stromnetze bietet Elektromobilitätaus Kreissicht ein immenses Potenzial, besondersfür den ländlichen Raum.Dies betonte der Wirtschafts- und Planungsausschuss am30. Mai 2012. Das Engagement des Landes im Bereich derElektromobilität wurde begrüßt. Es wurde bedauert, dassdie Bewerbung als „Schaufensterregion Hessen“ nicht erfolgreichwar. Hervor gehoben wurde dennoch die Forderung,von Anfang an Anstrengungen zur Förderung undErprobung der Elektromobilität gerade auch in ländlichenRäumen zu unternehmen. Hier bestehen besondere Chancenfür Elektro- mobilität, speziell auch im Pendlerverkehr,da Strom aus erneuerbaren Energien vornehmlich im ländlichenRaum erzeugt wird und ohne verlustreiche Energietransportegenutzt werden kann. Der Verband sieht inder Elektromobilität ein zentrales Zukunftsthema.Fachtag zum neuen Vormundschaftsrechtfindet große ResonanzAm 23. Mai 2012 wurde vom Hessischen <strong>Landkreistag</strong> inMarburg der Fachtag "Das neue Vormundschaftsrecht"ausgerichtet. Auf der gut besuchten, ganztägigen Veranstaltungwurden die Vertreter der hessischen Jugendämterumfassend über die Neuregelungen des Gesetzes zur Änderungdes Vormundschafts- und Betreuungsrecht desBundes informiert. Bei Fachvorträgen und dem gemeinsamenAustausch bot sich die Gelegenheit, die neuen Herausforderungenfür die Praxis zu erörtern und damit neueImpulse für die Arbeit in den Jugendämtern zu erhalten.Darüber hinaus ist der Hessische <strong>Landkreistag</strong> hierzu auchauf politischer Ebene aktiv geworden. Denn bis zu 3 MillionenEuro Mehrkosten jährlich verursacht die Umsetzungder Neuregelungen im Vormundschafts- und Betreuungsrechtbei den hessischen Landkreisen. Durch diesukzessiv in Kraft tretenden Änderungen mussten in denJugendämtern die personellen Voraussetzungen geschaffenwerden, damit künftig das Mündel – eine unterVormundschaft stehende Person – einmal im Monat aufgesuchtwerden kann und die Fallzahl des Vormundesnunmehr nur noch 50 beträgt. Die hierfür notwendigenFinanzmittel wurden dagegen vom Bund nicht bereitgestellt.Deshalb hat der <strong>Landkreistag</strong> den hessischen Sozialministeraufgefordert, künftig auf Bundesebene mitgrößerer Wachsamkeit auf solche Entwicklungen im Sozial-und Jugendbereich zu achten.Breitbandausbau und LandkreiseAm 6. Juni 2012 fand in Frankfurt der von der Landesregierungveranstaltete 3. Hessische Breitbandgipfel statt.Schwerpunkt der Beratungen bildete der Aus- und Aufbauvon Hochgeschwindigkeitsnetzen (NGA – Next GenerationAccess) und der damit einher gehenden Fragestellungen,von den rechtlichen Rahmenbedingungen über die Finanzierungbis zur kommunalen Bauplanung. Zudem wurdeüber den Stand der Projekte in den Regionen informiert.Insbesondere der Präsident des Hessischen <strong>Landkreistag</strong>esLandrat Robert Fischbach (Marburg-Biedenkopf) , LandratDr. Kubat (Waldeck-Frankenberg), Landrat Kübler (Odenwaldkreis)und Landrat Woide (Landkreis Fulda) bestritteneine Podiumsdiskussion zum NGA. Im Vordergrund standendabei Fragen zur praktischen Umsetzung des Ausbaus vonBreitbandverbindungen: Wie gehen Kommunen beimNGA-Ausbau vor, wie erfolgt die Verwaltung der Netz-Infrastruktur?Wer kann Synergien in der Planung oder beimBau der Netze identifizieren und heben? Welche Technikengibt es für die Verkabelung hin zum Kunden und innerhalbeines Gebäudes? Der Gipfel soll den Weg für den zügigenAusbau der Netze in den Kommunen ebnen.Durch die Präsenz der Landräte wurde einmal mehr deutlich,dass gerade den Landkreisen eine besondere Rollebeim Breitbandausbau zukommt.LANDKREISTAG KOMPAKT3