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Heft 2 Zeitschrift des Heimatkundekreises Nov. 88

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Siegfried Heim<br />

So heo s i ghört! (2)<br />

Du volicht ou deowag, volicht abor a klä andorst.<br />

Letztes Mal schrieb ich als Ortsangabe «abe gi Nuschlou». Prompt verbesserte mich eine<br />

Tageszeitung mit «gi Luschnou». Sie hat aber unrecht. Unsere Großeltern gingen wirklich<br />

noch «gi Nuschlou» (siehe Jutz, Vorarlbergisches Wörterbuch, 11/316!).<br />

Genau hingehört und einen Fehler entdeckt hat dagegegen Frau Sieber in Kennelbach,<br />

eine Tochter von Kalbs Katherina im Tobel:<br />

«Vorerst: die Gründung <strong>des</strong> <strong>Heimatkundekreises</strong> Wolfurt mit seinen Zielen war eine großartige<br />

Idee! Als Halb-Wolfurterin habe ich mich sehr über die Zusendung <strong>des</strong> <strong>Heft</strong>es 1 gefreut<br />

und hoffe, daß weitere <strong>Heft</strong>e folgen (mit Erlagschein). So kann ich mein Geschichtewissen<br />

über unsere engere Heimat auffrischen und erfahre viel Neues dazu. Die Reime<br />

lockern auf und machen gemütlich.<br />

Zum Gedicht «So heo s ighört!» möchte ich sagen, daß die Wolfurter «umme gi Kengolba»<br />

gehen.<br />

Vor ein paar Tagen während unseres Sonntagspazierganges traf ich mit Hintereggers<br />

Martha und etwas später aus geschäftlichen Interessen mit Giegers Paul zusammen. In<br />

beiden Gesprächen fiel der Name unserer Gemeinde als Kengolba, beide nicht ahnend,<br />

daß sie mir meine Annahme, ja Überzeugung bestätigten.<br />

Bitte, weitermachen! Es ist so interessant, ja spannend. Luise Sieber»<br />

Danke für die Richtigstellung! Auch Ammann Schneider verwendete in seinen Amtsschriften<br />

von 1808 die Schreibweise «Kengelbach».<br />

Das ist wieder ein Beispiel, wie sich unser Dialekt wandelt, in den letzten Jahrzehnten<br />

immer schneller. Dazu nimmt er Schriftsprachewörter, ortsfremden Dialekt und sogar die<br />

früher unbekannte Mitvergangenheit («war») auf. Deshalb will ich in dieser Serie ein paar<br />

Wolfurter Eigenheiten aufschreiben.<br />

Diesmal geht es um das Geschlecht der Hauptwörter.<br />

an Ma a Frou a Kind<br />

zwä Mä zwo Froua zwoa Kind<br />

dre-i Mä dre-i Froua drü Kind<br />

wela(r) Ma? wele Frou? welas Kind?<br />

deo(r) do! dio do! <strong>des</strong> do!<br />

min Dät mine Mam mi Kind<br />

do Vettor d Bäsa s Bäsle<br />

üson Näne üsore Nana<br />

Do Gugg-Ähne und d Gugg-Ahna selig, dio sind scho lang tot.<br />

Längst hören wir Papa und Großpapa oder gar Opa und Oma.<br />

Ganz auffallend oft verwenden wir Alemannen das männliche Geschlecht bei Wörtern,<br />

denen die Schriftsprache weibliche Formen gegeben hat. Am bekanntesten sind «do<br />

Bank» und «do Buttor» (die Bank, die Butter).<br />

Wir hören auch noch<br />

an Schneogg, an Zeock, an Weops, an Imb (die Biene), an Schnog (die Schnake), an<br />

Schwalb, an Zeho, an Ferso, an Wädol (die Wade), an Baggo, an Zübolo (die Zwiebel),<br />

an Semmol, an Rodol.<br />

Schon fast vergessen sind<br />

an Garns, an Hurnuß (die Hornisse, a Hurnussol), an Sul (die Säule, a Sülo)<br />

Auch andere Geschlechtsdifferenzen machen uns in der Schriftsprache zu schaffen:<br />

s Tuonell (der Tunnel), s Kämme (der Kamin),<br />

s Rorate (die Rorate), s Kappele (die Kapelle).<br />

Solche Eigenheiten machen den Dialekt als Sprache der Einheimischen reizvoll und farbig.<br />

Schlimm ist nur ihre Einmischung in die Schriftsprache.<br />

Zum Schluß noch ein altes Sprüchlein:<br />

Z wit gfrogot!<br />

Annele, Annele. wo bist gsi?<br />

Hindorom Hus im Gärtle.<br />

Weor ist gär alls be-i dor gsi?<br />

A Männdle mit am spitzogo Bärtle.<br />

Was heat as be-i dor to?<br />

— A spitzigs, spitzigs Füorzle glo!<br />

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