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Heft 2 Zeitschrift des Heimatkundekreises Nov. 88

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Weizenschnitt mit Schnidarles Rudolf und seinen Helfern 1940 im Ried<br />

Ein weiterer Hinweis findet sich in den Erinnerungen <strong>des</strong> Malers Engelbert Köb, der<br />

über seine Jugendzeit berichtet. 3 Für die Zeit 1870-80 gibt er an, daß die Felder zwischen<br />

Wolfurt und Lauterach, auf denenjetzt geheut wird, mit Hanf, Hafer, Weizen,<br />

Gerste und Türken bebaut waren. Er berichtet, daß man im Spätsommer vor lauter<br />

Türken in den Feldern den Himmel nicht mehr gesehen habe. Köb gibt also selbst<br />

den Hinweis, daß sich ab 1870 die Landwirtschaft von Getreideanbau zu reiner Viehzucht<br />

gewandelt habe. Diese Umwandlung dürfte mit der Einfuhr billigen Getrei<strong>des</strong><br />

nach Eröffnung der Vorarlbergbahn und der Arlbergbahn in engem Zusammenhang<br />

stehen. Gegen diese billigen Importe war der Anbau in Vorarlberg nicht mehr konkurrenzfähig,<br />

während die Nachfrage nach gutem Vieh und Milchprodukten gestiegen<br />

sein dürfte.<br />

Neben dem Ackerbau waren die Viehzucht und die Milcherzeugung eine wichtige<br />

Einnahmequelle und Ernährungsgrundlage der bäuerlichen Bevölkerung. Es wäre<br />

aber verfehlt, die heutige Viehzucht mit Hochleistungsrindern als Bezugsrahmen für<br />

die Landwirtschaft <strong>des</strong> 18. und 19. Jahrhunderts zu nehmen. Kleinbäuerliche Substinenzwirtschaft<br />

dominierte die Landwirtschaft, da die Erträge aus der Milcherzeugung<br />

in der Selbstversorgung der Bauernfamilien aufgegangen sein dürfte.<br />

Die Bauern verfügten in der Regel nur über ein bis zwei Kühe, sodaß ein Verkauf der<br />

Milcherträge bzw. <strong>des</strong> Tieres kaum möglich war.<br />

Anhand der Angaben in den Vermögenssteuerbüchern von 1785, 1794 und 1846<br />

können folgende Angaben über die Betriebsgrößen nach Kuhbesitz gemacht<br />

werden: 4<br />

4<br />

Besitzer von n-Kühen<br />

Jahr<br />

Besitzer<br />

Total<br />

Kühe<br />

Total 1 2 3 4 5 6 7<br />

Durchschnittliche<br />

Zahl pro Besitzer<br />

1785 148 317 28 86 28 11 3 1 2,26<br />

1794 139 343 27 61 28 11 8 2 2 2,10<br />

1846 2<strong>88</strong> 358 98 82 22 2 2 2 1,70<br />

1<strong>88</strong>8 213 426 2,00<br />

Prozentzahlen<br />

Kühe 1 2 3 4 5 6<br />

1785 14,2 61,4 14,2 7,8 2,1 0,7<br />

1794 19,4 43,8 20,1 7,9 5,7 1,4<br />

1846 47,1 39,4 10,5 0,9 0,9. 0,9<br />

1<strong>88</strong>0<br />

Interessanterweise ändern sich die Betriebsgrößen und die durchschnittliche Zahl der<br />

Kühe pro Besitzer in diesen knapp 100 Jahren kaum. Einen kleinen Einbruch gibt es<br />

nur im Jahre 1846 als der Durchschnitt auf 1,7 Stück pro Besitzer abfiel. Bei einer<br />

genaueren Durchsicht der Steuerbücher fällt unter der Bauernschaft eine kleine<br />

Gruppe von «Mittelbauern» auf, die über 4 bis 5 Stück verfügen. Im Dorf gab es aber<br />

nur wenige «Großbauern», die neben einem sehr großen Viehbestand auch über<br />

beachtlichen Grundbesitz verfügten. Die wenigen bedeutenden Bauern hatten auch<br />

Alprechte im Bregenzerwald für die Sommerung ihres Viehs. Während 1785 nur die<br />

zwei reichsten Bauern im Dorf Weiderechte am Hirschberg hatten, werden 1794<br />

bereits 8 Bauern genannt, die über Alpweiderechte verfügten, wobei 3 auf die Alpe<br />

Hirschberg, 4 auf die Alpe Ries und 1 auf die Alpe Kreyen (Egg) fallen. Auch die<br />

Handwerker besaßen Vieh und landwirtschaftliche Fläche. Neben den Kühen gab es<br />

in der Landwirtschaft natürlich weiteren Viehbesitz, der sich im ausgehenden 19. und<br />

Anfang <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts stark vermehrte. Dazu einige Zahlen: 5<br />

Jahr Pferde Rinder Kälber Schafe Ziegen Schweine Stiere<br />

1807 46 49 36 2 1<br />

1869 56 178 20 113 209 5<br />

1<strong>88</strong>0 38 249 406 192 1<br />

1910 <strong>88</strong> 314 35 12 427 19<br />

1923 56 235 248 206<br />

5

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