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Internationales Vertriebsmanagement für Industriegüter

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Kapitel 6<br />

che Probleme in der Abstimmung auftreten und der Einsatz von Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien keineswegs persönliche Kontakte und Treffen der Mitarbeiter<br />

ersetzen kann (Kutschker/Schmid 2002, S. 625). Dies ist insbesondere auf<br />

zwei Gründe zurückzuführen.<br />

• Erstens können implizite Wissensinhalte über elektronische Wege nur bedingt ausgetauscht<br />

werden. E-Mails besitzen eine geringere Kodifizierungsmöglichkeit im<br />

Vergleich zu Telefongesprächen, die wiederum gegenüber persönlichen Beratungen<br />

Defizite aufweisen (s. Abbildung 6-20, S. 237). Bei der Wahl des Mediums ist somit<br />

immer zu beachten, welche Rolle die impliziten Inhalte <strong>für</strong> die Zusammenarbeit<br />

besitzen. Dazu gehören z. B. Stimmungen, emotionale Beziehungsaspekte wie Ausdrücke<br />

von Sympathie und Vertrauen. In vielen Fällen ist deshalb einer E-Mail ein<br />

Telefonat vorzuziehen und einem Telefonat der persönliche Kontakt. Dem steht die<br />

Herausforderung entgegen, dass sich der Aufwand pro Adressat <strong>für</strong> den Absender<br />

der Information genau entgegengesetzt verhält. Hersteller neigen wegen des geringeren<br />

Aufwandes dazu, mit elektronischen Instrumenten wie Datenbanken und E-<br />

Mail Informationen an möglichst viele Adressaten zu kommunizieren (Explorative<br />

Interviews, s. Tabelle 2-3, S. 37). Hier liegen allerdings Gefahren <strong>für</strong> die persönliche<br />

Nähe der Beteiligten, die eine wichtige Voraussetzung der Zusammenarbeit<br />

darstellt. Es ist daher eine Balance zu finden zwischen dem Aufwand der Kommunikation<br />

und der Vermittlung impliziter Wissensinhalte.<br />

• Der zweite Grund <strong>für</strong> eingeschränkte Einsatzmöglichkeiten elektronischer Informationssysteme<br />

liegt gerade im geringen Aufwand, den die Erstellung pro Adressat<br />

verursacht. Hieraus resultiert nicht selten eine Informationsüberflutung der Adressaten.<br />

Es besteht die grosse Gefahr, dass unternehmensinterner „spam-artiger“ unpersönlicher<br />

E-Mailverkehr entsteht, der die Vorteile der Systeme reduziert. Empfänger<br />

der Nachrichten benötigen einen hohen Aufwand, um wichtige und unwichtige<br />

Nachrichten zu selektieren. Vertriebsleiter erhalten nicht selten zwischen 60 und 90<br />

E-Mails pro Tag (Explorative Interviews, s. Tabelle 2-3, S. 37). Einzelne Nachrichten<br />

können neben dem Tagegeschäft teilweise nicht mehr zur Kenntnis genommen,<br />

geschweige denn zeitgerecht beantwortet werden. In dieser Situation rückt das Telefon<br />

<strong>für</strong> Hersteller immer häufiger wieder in den Fokus, um überhaupt wahrgenommen<br />

zu werden, was die Voraussetzung darstellt, um Inhalte übermitteln zu können<br />

(Explorative Interviews, s. Tabelle 2-3, S. 37).<br />

Der Einsatz elektronischer Informationssysteme kann also neben kommunikationsunterstützenden<br />

Funktionen auch kommunikationshemmende Effekte hervorrufen. Aus

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