Wahnsinn als Besessenheit - Weißensee-Verlag GbR

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11.07.2015 Aufrufe

4.4 Die untersuchten Zentren 724.4.1 Der Candomblé- und Umbanda-Tempel 724.4.2 Candomblé und Psychiatrie 794.4.3 Das kardecistische Zentrum 814.4.4 Das parapsychologische Institut 854.5 Krankheitskonzepte 854.5.1 Hintergrund 854.5.2 Bezug zur Psychiatrie 864.5.3 Spirituelle Probleme 904.5.4 Besessenheit als Kontinuum 954.5.5 Medien 1024.5.6 Relationale Offenheit 1074.6 Der Umgang mit Menschen, die spirituelleProbleme haben 1154.6.1 Einführung 1154.6.2 Liminalität 1174.6.3 Heilungsprozess 1204.6.4 Soziale Integration 1255 Diskussion der Ergebnisse 1415.1 Selbstreflexion 1415.1.1 Kontaktaufnahme und Beziehungsaufbau 1435.1.2 Projektion und Rollenzuschreibung 1465.2 Bewertung der Ergebnisse 1485.2.1 Theoriebildung 1485.2.2 Stärken und Schwächen der spiritistischenKonzeption 1495.2.3 Hilfreiche psychologische Ansätze 1566 Schlussbemerkungen 1597 Glossar 1618 Literaturverzeichnis 165

7VorwortDas, was es als Wahnsinn oder Geisteskrankheit – oder wie immer es benanntwurde und in Erscheinung trat – schon immer gab, wurde in Westeuropazur Schizophrenie mit den spezifischen Bedeutungen und Bewertungen,die auf die so Identifizierten zurückwirken. Schizophrenie als inzwischenin der euroamerikanisch dominierten psychiatrischen Wissenschaftdefiniertes Phänomen ist relativ spät zusammen mit der westlichen Moderneentstanden und teilweise als Gegenbild der darin ausgearbeiteten Konzeptioneines spezifischen Verständnisses der Person herausgearbeitet worden.Die biologischen Wurzeln des Modells der Schizophrenie verknüpfenden Wahnsinn mit der Natur des Menschen, wobei in der euroamerikanischenTradition Natur und Kultur meist als Gegensätze gesehen werdenund der Körper der Natur zugerechnet wird. Folgenreich war die Vorstellungeiner der Schizophrenie innewohnenden Chronizität mit lebenslangemDefekt, progressiver Verschlechterung und schwerer Behinderung. Im Austauschmit solchen Vorstellungen kam es zu teilweise stigmatisierendenPraktiken im Umgang mit psychisch Kranken, materialisiert in stabil gebautenpsychiatrischen Einrichtungen und eingelassen in kulturspezifischeVorstellungen über Geisteskranke. Gegenwärtig kann man im euroamerikanischenBereich widersprüchliche Tendenzen beobachten. Nach einerPhase der Enthospitalisierung und Anstrengungen der sozialen Integrationkommt es zu einer zunehmenden Medikalisierung der Schizophrenie, wiederzunehmender sozialer Exklusion, aber auch zunehmender Befähigungund wachsenden Partizipations- und Selbstbestimmungsansprüchen derLaien. Es gibt gute Gründe davon auszugehen, dass das Verständnis vonpsychischem Kranksein, der Umgang mit psychisch Kranken, das Ausmaßvon Integration oder Exklusion und das Ausmaß der Gewährung von Hilfeein stark kulturell bestimmter Vorgang sind.Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass wir mit unseren Vorstellungenund Praktiken eine kulturell spezifische Wirklichkeit im Umgang mit psychischemKranksein schaffen, die sehr folgenreich für psychisch Krankeist, und die Untersuchung radikal anderer Verständnisse von Geisteskrankheitund ganz anderer Praktiken des Umgangs damit wird interessant und

7VorwortDas, was es <strong>als</strong> <strong>Wahnsinn</strong> oder Geisteskrankheit – oder wie immer es benanntwurde und in Erscheinung trat – schon immer gab, wurde in Westeuropazur Schizophrenie mit den spezifischen Bedeutungen und Bewertungen,die auf die so Identifizierten zurückwirken. Schizophrenie <strong>als</strong> inzwischenin der euroamerikanisch dominierten psychiatrischen Wissenschaftdefiniertes Phänomen ist relativ spät zusammen mit der westlichen Moderneentstanden und teilweise <strong>als</strong> Gegenbild der darin ausgearbeiteten Konzeptioneines spezifischen Verständnisses der Person herausgearbeitet worden.Die biologischen Wurzeln des Modells der Schizophrenie verknüpfenden <strong>Wahnsinn</strong> mit der Natur des Menschen, wobei in der euroamerikanischenTradition Natur und Kultur meist <strong>als</strong> Gegensätze gesehen werdenund der Körper der Natur zugerechnet wird. Folgenreich war die Vorstellungeiner der Schizophrenie innewohnenden Chronizität mit lebenslangemDefekt, progressiver Verschlechterung und schwerer Behinderung. Im Austauschmit solchen Vorstellungen kam es zu teilweise stigmatisierendenPraktiken im Umgang mit psychisch Kranken, materialisiert in stabil gebautenpsychiatrischen Einrichtungen und eingelassen in kulturspezifischeVorstellungen über Geisteskranke. Gegenwärtig kann man im euroamerikanischenBereich widersprüchliche Tendenzen beobachten. Nach einerPhase der Enthospitalisierung und Anstrengungen der sozialen Integrationkommt es zu einer zunehmenden Medikalisierung der Schizophrenie, wiederzunehmender sozialer Exklusion, aber auch zunehmender Befähigungund wachsenden Partizipations- und Selbstbestimmungsansprüchen derLaien. Es gibt gute Gründe davon auszugehen, dass das Verständnis vonpsychischem Kranksein, der Umgang mit psychisch Kranken, das Ausmaßvon Integration oder Exklusion und das Ausmaß der Gewährung von Hilfeein stark kulturell bestimmter Vorgang sind.Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass wir mit unseren Vorstellungenund Praktiken eine kulturell spezifische Wirklichkeit im Umgang mit psychischemKranksein schaffen, die sehr folgenreich für psychisch Krankeist, und die Untersuchung radikal anderer Verständnisse von Geisteskrankheitund ganz anderer Praktiken des Umgangs damit wird interessant und

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