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Schönheitsoperationen - BMELV

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lich akzeptierte Behandlungsfehler nach den Auswertungen der ÄkNo sehr selten<br />

auftreten.<br />

Vor dem Hintergrund eines dynamischen Identitätsbegriffs 78 kann „Schönheitschirurgie“<br />

von den Patienten als Vorgang verstanden werden, das eigene Selbst-Bild aktiv<br />

zu modellieren. Demnach werden überwiegend nur eng begrenzte Körperpartien als<br />

defizitär empfunden. Ästhetische Operationen zur Behebung dieser empfundenen<br />

Defizite können deshalb als konsequente, selbstbestimmte Identitätsarbeit verstanden<br />

werden, um die Übereinstimmung mit dem eigenen Selbstbild zu erreichen.<br />

Von anderer Seite werden jedoch Zweifel daran angemeldet, dass Frauen mittels<br />

einer „Schönheitsoperation“ zu einer neuen Identität verholfen werden kann. Es wird<br />

vielmehr betont, dass es um die Vereinbarkeit von Selbstbild und körperlicher Erscheinung<br />

geht, der Körper soll das repräsentieren, was für das ‚eigentliche Selbst’<br />

gehalten wird. Auch in unserer Patientenstichprobe äußern 46% der Patienten und<br />

Patientinnen, dass sie einen Widerspruch zwischen ihrer inneren Befindlichkeit und<br />

ihrem äußeren Erscheinungsbild empfunden haben. Dies legt den Schluss nahe,<br />

dass der Körper dann entsprechend manipuliert werden darf oder sogar muss, wenn<br />

sich das personale Selbstbild nicht in der körperlichen Gestalt widerspiegelt:<br />

„Eine solche Sichtweise kann als Reflex auf eine Kultur interpretiert werden, in der<br />

körperliche Attribute als Indikatoren für Persönlichkeitsmerkmale dienen und somit<br />

wesentlich über Erfolg oder Misserfolg im gesellschaftlichen Leben entscheiden.“ 79<br />

Die folgenden zwei Fragen stellen sich daraus zwangsläufig:<br />

- Werden ästhetische Operationen durchgeführt, um externen Schönheitsstandards<br />

zu genügen oder um die persönliche Einzigartigkeit zu unterstreichen?<br />

- Kann der Körper als ‚Rohmaterial’ betrachtet werden, das geformt werden kann und<br />

darf?<br />

Für Herrmann (2006) können ästhetische Operationen dann autonomiefördernd sein,<br />

wenn durch sie der Weg für andere Lebensziele frei gemacht wird, denen zuvor ein<br />

körperliches Defizit im Wege stand. Wesentlich sei außerdem, dass ästhetische Körperkorrekturen<br />

innerhalb einer sozialen Kontextualisierung stattfinden sollten, die<br />

keine Stigmatisierung von nicht der Norm entsprechenden Personen bewirkt.<br />

Borkenhagen befürwortet ästhetische Operationen,<br />

„wenn der Patient sich durch sein Aussehen stigmatisiert fühlt und in seiner Lebensqualität<br />

sehr beeinträchtigt ist, wenn der körperliche Mangel auch von anderen (z.B.<br />

Freunden, Eltern oder einem Facharzt) geteilt wird, also intersubjektiv nachvollziehbar<br />

ist, und wenn dem Operationswunsch nicht eine schwerwiegende Störung des<br />

Selbstwertgefühls zugrunde liegt.“ 80<br />

Auch bei der Analyse der Patientenbedürfnisse zeigt sich somit, dass Aufklärung ein<br />

wesentliches Ziel des Verbraucherschutzes im Kontext von Angebot und Nachfrage<br />

nach ästhetischen Operationen ist und dass bei Patienten und Patientinnen immer<br />

78 siehe dazu Borkenhagen 2004<br />

79 Herrmann 2006:75<br />

80 Statement der Diplom-Psychologin und Psychoanalytikerin Ada Borkenhagen in einem Interview<br />

des Magazins Alexianer vom September 2005, Seite 15<br />

Dieter Korczak GP Forschungsgruppe Bericht <strong>Schönheitsoperationen</strong> 96

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