Schönheitsoperationen - BMELV
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1. Ziele und Aufgabenstellung des Projektes<br />
„<strong>Schönheitsoperationen</strong>“ sind in den letzten Jahren verstärkt Gegenstand des medialen<br />
Interesses geworden. Spektakuläre Sendungen wie „The Swan“ und die Live-<br />
Übertragung einer Brustvergrößerung bei einer jungen Frau in einem privaten Fernsehsender<br />
hatten einen deutlichen gesellschaftlichen Nachhall, der beispielsweise<br />
dazu führte, dass der Landesfrauenrat Niedersachsen im Jahr 2005 über 5.000 Unterschriften<br />
gegen „<strong>Schönheitsoperationen</strong>“ im Fernsehen gesammelt hat. Mit dieser<br />
Aktion wurde die Aufforderung an die Programmverantwortlichen von Fernsehsendern<br />
verbunden, in Zukunft vor allem solche Sendungen zu unterlassen, die wegen<br />
ihres Show-Charakters falsche Hoffnungen wecken, unrealistische Schönheitsideale<br />
propagieren, die Risiken medizinischer Eingriffe und Operationen verharmlosen sowie<br />
nicht ausreichend auf mögliche Folgen oder Komplikationen hinweisen. Auch die<br />
Bundesärztekammer wurde initiativ und bildete im Oktober 2004 eine breit angelegte<br />
„Koalition gegen den Schönheitswahn“. 1<br />
Der Koalition ist es ein Anliegen, den Trend zu „<strong>Schönheitsoperationen</strong>“ besonders<br />
bei Jugendlichen und Heranwachsenden zu stoppen. Sie will deshalb Kinder und<br />
Jugendliche dabei unterstützen, ein stärkeres Selbstwertgefühl zu entwickeln. Dies<br />
soll u.a. dadurch geschehen, dass der Lehrerverband zusammen mit den Fachgesellschaften<br />
Unterrichtsbausteine zum Thema „<strong>Schönheitsoperationen</strong>“ entwickeln<br />
will. Die BÄK kündigte an, einen Verhaltenskodex für ästhetische Chirurgie zu entwickeln.<br />
2<br />
Das Bundesgesundheitsministerium und der Deutsche Ärztetag sind zusätzlich bei<br />
Ärzten aktiv geworden. „<strong>Schönheitsoperationen</strong>“ wurden in die Änderung des Heilmittelwerbegesetzes<br />
vom April 2005 aufgenommen. Dort wird irreführende und ethisch<br />
bedenkliche Werbung untersagt.<br />
Vor allem von der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC, jetzt:<br />
DGPRÄC) und der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen<br />
(VDÄPC) wurde verstärkt darauf hingewiesen, dass zunehmend ästhetische oder<br />
kosmetische Eingriffe durch Ärzte ohne offizielle Qualifizierung durchgeführt sowie<br />
von gewerblichen Instituten angeboten werden. 3 Zur Qualitätssicherung beim Angebot<br />
von „<strong>Schönheitsoperationen</strong>“ hat daher der 108. Deutsche Ärztetag im Mai 2005<br />
beschlossen, die Facharztbezeichnung „Plastische Chirurgie“ um den Zusatz „Ästhetische“<br />
zu erweitern. Es ist Aufgabe der Landesärztekammern, dies in den Weiterbildungsordnungen<br />
umzusetzen.<br />
Trotz der öffentlichen Aufmerksamkeit fehlen bislang jedoch objektive und valide Daten<br />
zur Situation von Angebot und Nachfrage von „<strong>Schönheitsoperationen</strong>“. Über<br />
beides liegen in Deutschland nur Schätzungen vor. In der Antwort der Bundesregierung<br />
auf die Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktionen vom 29.12.2003 (BT-Drs.<br />
15/2289) bleibt die Anzahl der als „Schönheitschirurgen“ tätigen Ärzte in Deutschland<br />
1<br />
Der Koalition gehören an: BÄK, Bundesministerin für Gesundheit und Soziale Sicherung, Patientenbeauftragte<br />
der Bundesregierung, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, die Evangelische<br />
Kirche in Deutschland, VDPC und VDÄPC, die Barmer Ersatzkasse, der Deutsche Lehrerverband, die<br />
Kommission für Jugendmedienschutz, der Vorsitzende der zentralen Kommission zur Wahrung ethischer<br />
Grundsätze in der Medizin und in ihren Grenzgebieten, die Vorsitzende der Enquete-<br />
Kommission „Kultur in Deutschland“, das ZDF sowie die Deutsche Sportjugend.<br />
2<br />
Ärzte-Zeitung vom 1.2.2005: „Wider den Schönheitswahn“<br />
3<br />
z.B. im Artikel „Ästhetische OPs: Zahl hat sich in zwölf Jahren versechsfacht“ der Ärzte-Zeitung vom<br />
27.10.2004<br />
Dieter Korczak GP Forschungsgruppe Bericht <strong>Schönheitsoperationen</strong> 7