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falscher-bekenner - Arne Höhne. Presse + Öffentlichkeit

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Constantin von Jascheroff (Armin)KurzinhaltZum FilmArmin hat gerade die Mittlere Reife hinter sich. Er stehteinigermaßen ratlos an der Schwelle zum Erwachsenenleben,bedrängt vom mütterlichen Wohlwollen, denväterlichen Erwartungen, dem leuchtenden Vorbild derälteren Brüder, vergeblichen Bewerbungsgesprächenund der endlosen Langeweile des Vorstadtlebens. Er beginnt,wahllos anonyme Bekennerbriefezu schreiben, zuerstzu einem Unfall, dessen Zeugeer war, dann zu Verbrechen, vondenen er in der Zeitung liest. EinSpiel, in dem sich die Grenzenzwischen Fantasie und Wirklichkeit immer mehr verschieben.Bald reicht es Armin nicht mehr, nur so zu tun, alssei er schuld.FALSCHERBEKENNERMit einem ebenso aufmerksamen wie liebevollen Blick fürdie Rituale familiärer Bande erzählt Christoph Hochhäuslervom Versuch einer Selbstfindung, in dem Wirklichkeitund Vorstellung sich immer mehr verwirren. Präzise, inwunderbar komponierten Bildern (Kamera: Bernhard Keller)und mit spürbarer Freude am Absurden im Normalenerkundet Falscher Bekenner diezugleich fremd und vertraut erscheinendeWelt bundesdeutscherVorstädte. HochhäuslersCharaktere haben Nöte, Geheimnisse,Sehnsüchte wie alleMenschen. Doch mit den Sinnfragen, die sich ihnen heutestellen, sah sich bislang keine Generation in ihrer Jugendkonfrontiert.Director’s Statement„Wirkung und Ursache, das sind für mich zwei getrennteWahrnehmungen, die verknüpft werden wollen. An dieserStelle treffen sich Thema und Medium – geht es doch inbeiden Fällen um den Zwischenraum: zwischen zwei Zuständen,zwischen zwei Bildern. Diesen Raum kann nurdie Fiktion durchqueren. Armin versucht, sich eine solcheFiktion zu schaffen. Er ist einsam, weil die Welt ihn nichtberührt, weil sie sich ihm unüberprüfbar entzieht. Auchdas Sexuelle, vermeintlich ein Reservoir des Authentischen,bringt ihn der Welt nicht näher. Und so beginnt er,um wenigstens in einer Wirklichkeit ‚vorzukommen‘, virtuelleVerbrechen zu begehen: in leichtsinniger Verzweiflungund ohne Gefühl. Er macht Schlagzeilen als <strong>falscher</strong>Bekenner, weil der Mantel einer Absicht – und sei er nochso lächerlich – leichter zu ertragen ist als das ‚sinnlose‘Unglück der Welt.“(Christoph Hochhäusler)MIT Constantin von Jascheroff, Manfred Zapatka,Victoria Trauttmansdorff, Nora von Waldstätten,Devid Striesow, Florian Panzner, Thomas Dannemann,Laura Tonke, Dennis Prinz, Martin Kiefer U.V.A.BUCH & REGIE: Christoph Hochhäusler,KAMERA: Bernhard Keller, Schnitt: Stefan Stabenow,SZENENBILD: Beatrice Schultz, KOSTÜM: SusanneSasserath, MUSIK: Benedikt Wolfgang Schiefer,TON: Wolfgang Vogl, CASTING: Ulrike Müller,PRODUZENTIN: Bettina BrokemperEINE PRODUKTION DER HEIMATFILM IN KOOPERATION MITPictorion Pictures, Embassy Of Dreams, Zentropa,Pictorion Das Werk, Herold + Besser. GEFÖRDERT VONDER Filmstiftung NRW. IM VERLEIH DER Piffl Medien.VERLEIH GEFÖRDERT VON DER Filmstiftung NRW und FFAD 2005, 94 min, 35 mm, Cinemascope, Dolby Digital


Es ist Nacht, die Autobahn leer. Armin ist allein unterwegs,zu Fuß, immer an der Leitplanke entlang. Ein Jaguar,zerschellt an einem Brückenpfeiler, das Gesicht desFahrers leblos. Was Armin bewegt, eines der Trümmerteilean sich zu nehmen, weiß er nicht.Jeden Tag eine Bewerbung, das haben seine Eltern mitihm ausgemacht, seit er die Mittlere Reife in der Taschehat. Armin weiß nicht recht, waser werden will. Das Jugendzimmerbei den Eltern, das familäreWohlwollen, die Brüder, die ihrenWeg längst gemacht haben– all das scheint Armin zu bedrängenund zu lähmen. Nun sitzt er an seinem Schreibtisch,die Spurstange, das Relikt der letzten Nacht, vorsich. Aus dem Bewerbungsschreiben wird ein Bekennerbrief:‚Dieser Unfall war mein Werk...‘.Im Bus Katja, die hübsche, unerreichbare Nachbarstochter.Armin steigt aus. Die <strong>Presse</strong> berichtet über den Unfalltoten,einen Bankier. Der Brief des Bekenners wirdgeprüft, man nimmt ihn ernst.Wieder ist es dunkel, der Verkehr rauscht in der Fernevorbei. Armin in einer Toilette an der Autobahn, sehnsüchtige,obszöne Sprüche auf abwaschbaren Fliesen, er ineiner Gruppe von Männern auf schweren Maschinen, diewilde, nächtliche, berauschende Fahrt.Armin absolviert seine Bewerbungsgespräche. Was istIhre Lieblingsfarbe? Sind Sie ein Teamplayer? Was interessiertSie am Beruf des Reisekaufmanns? Es gehtnicht recht voran. Den nächsten Bekennerbrief schreibtArmin nach einem Brand in der Innenstadt. Die Zeitungenberichten groß. Langsam wird deutlich, dass hier ein<strong>falscher</strong> Bekenner am Werk ist. Was er denn so mache,fragt Katja beim Pommes-Essen. Das willst du lieber nichtwissen, sagt Armin. Und lächelt.Zur EntstehungSYNOPSIS /ZUM FILMAm Anfang des Projekts stand der Wunsch von RegisseurChristoph Hochhäusler und der Produzentin BettinaBrokemper, die gerade ihre eigene Fimlproduktion Heimatfilmgegründet hatte, einen gemeinsamen Film zu machen.Es sollte ein „schneller Film“ werden, der inhaltlichund ästhetisch keine Kompromisse eingeht. „Natürlichhaben wir auf Sender und Fördergeldergehofft, aber wir wolltenuns davon nicht abhängigmachen“, sagt Bettina Brokemper.„Nach einigen Neins habenwir uns spontan entschlossen,den Film trotzdem zu machen, für ein Minimalbudget.“Dann ging alles sehr schnell: 30 Tage Vorbereitung, 20Tage drehen, zwei Monate schneiden. „Die ganze Produktionwar sehr anstrengend, aber überraschend gutgelaunt. Das Team war unglaublich motiviert, die Schauspielerspielfreudig“, meint Christoph Hochhäusler. Einbesonderes Augenmerk galt der Besetzung, für die u.a.mit Manfred Zapatka, Victoria Trauttmansdorf, DevidStriesow und Florian Panzner hervorragende Schauspielergefunden wurden. „ Als wir Constantin von Jascheroffschließlich unseren Armin gefunden hatten, war ich unendlicherleichtert“, sagt Hochhäusler. „Er ist ein überragendesTalent, ein Geschenk für jeden Regisseur.“Möglich wurde die Produktion durch Unterstützung undBeistellungen der Münchner Werbefilmproduktion Embassyof Dreams, Zentropa aus Dänemark und der Pictorion/DasWerk aus Düsseldorf. Trust Sales stieg alsWeltvertrieb ein, nach Rohschnitt-Sichtung kam einePostproduktionsförderung der Filmstiftung NRW hinzu.Falscher Bekenner wurde in der Reihe Un CertainRegard in Cannes 2005 uraufgeführt. Auf dem FilmfestMünchen wurde Constantin von Jascheroff als besterHauptdarsteller ausgezeichnet.


Constantin von Jascheroff (Armin) und Dennis Prinz (Ulrich)Wie ist die Idee zu Falscher Bekenner entstanden?CHRISTOPH HOCHHÄUSLER: Ein Film hat natürlich vieleQuellen. Nach Milchwald wollte ich einen Film machen,der intuitiver ist, der direkter mit meiner Fantasie verbundenist und gleichzeitig realer wirkt, der schneller undwitziger ist. Das Buch ist sehr intuitiv entstanden, dassoll heißen, ich bin traumartig einer Vorstellung gefolgt,ohne zu wissen – oder wissenzu wollen –, wohin sie mich führenwürde. Das erste Bild warein junger Mann zu Fuß auf derAutobahn, wie ein Schatten. DieFrage war: Wer ist das? Davonging alles aus.INTERVIEWMIT CHRISTOPH HOCHHÄUSLEREinserseits hat mich meine Familie sehr geprägt, insofernspielen gerade bei diesem Film biographische Motiveeine Rolle, andererseits interessiert mich Familie alsMikrogesellschaft. Das Interessante ist ja, daß man sichseine Familie nicht aussuchen kann. Man ist in die eigeneFamilie ‚hineingeworfen‘ und kämpft die unvermeidlichenVerteilungskämpfe. Eine Familie hat also von vornehereinein hohes dramatisches Potential, an das beinahe jederemotional anknüpfen kann, weil die Erfahrungen letztlichähnlich sind. In diesem Sinn ist mir diese Familie Steebsehr vertraut. Ich bin in Münchenaufgewachsen, mit vier Geschwistern,zwei Brüdern undzwei Schwestern. Ich bin dieNummer vier. Die Unterschiedezur Familie Steeb sind zahllos,aber die Grundkonstellation ist vergleichbar.Der Film ist dann in sehr kurzer Zeit entstanden, schnellgeschrieben, gedreht und geschnitten. Wichtig war mirvor allem, einen engeren Zusammenhang von Neugierund Herstellung zu verwirklichen – in den üblichen Produktionszyklenvergisst man unterwegs oft, was man ursprünglichwollte. Das ganze Projekt ging leicht von derHand, was ein befreiendes Erlebnis war nach meinemeher langwierigen Erstling.Nach Milchwald überrascht Falscher Bekenner mitseinem Humor, mit fast komödiantischen Zügen.Ja, das stimmt. Ich bin sicher jemand, der sich in der Arbeitdurch Kontraste erfrischen will. Ich weiß nicht, ob icheine Komödie machen könnte, aber in meinem Leben gibtes viel zu lachen, und ich wollte, dass das auch im FilmPlatz hat.In beiden Filmen geht es um Familie. Was interessiertSie daran?Die Schwestern haben Sie eingespart?(lacht) Kann man so sagen. Aber es geht ja nicht um meineFamilie, sondern um Erfahrungen, die ich mit Familiegemacht habe. Ein konservatives Mantra ist ja, dass dasÜbel der Gegenwart mit der „disfunktionalen Familie“ verknüpftsei. Die Patchworkfamilie, bei der man durch dielosen Nähte fällt, wird der heilen, ganzen Familie gegenübergestellt. Das halte ich für Unfug.Die „funktionierende Familie“ früherer Zeiten ist eine Erfindung.In jeder Gruppe von Menschen, in der die Machtund die Liebe ungleich verteilt sind, gibt es Konflikte, gibtes Konkurrenz. Wie dieser Kampf ausgetragen wird, istdann eine Frage des Temperaments – und der Möglichkeiten.Die Familie, selbst die netteste, ist immer auch eingrausamer Ort. Ich wollte zeigen, dass es keine einfacheAntwort gibt für das „Versagen”. Warum passiert, waspassiert? Im Nebel des Möglichen schreibt sich jeder seineGeschichte selbst – die eigene Hauptrolle inklusive.Man hat den Eindruck, dass Armin sich nicht unbedingtgegen die Welt stemmt, die ihn begrenzt.


Nora von Waldstätten (Katja) und Constantin von Jascheroff (Armin)Der Colt sitzt bei ihm nicht so locker, das stimmt. Aber esist sehr wohl so, dass er kämpft: um Anerkennung, umSichtbarkeit. Letztlich kreist der ganze Film um Sichtbarkeit.Armin will in der Welt vorkommen, er will gesehenwerden. Es stehen ihm nur nicht die Mittel zur Verfügung,die seine Brüder in der Welt so erfolgreich machen. Erkann einfach nicht wie sie funktionieren. Sein Vehikel istdas Bekennen von Schuld. Und siehe da, es trägt ihmzum Ziel.Ich empfinde sein Leben im übrigengar nicht als so katastrophal.So weit entfernt von Arminlebe ich zum Beispiel nicht.Man kann natürlich finden, daßder Film eine Hölle beschreibt,aber das liegt an der Perspektive,glaube ich. Das ist ja dasTolle am Kino, daß man die Weltvon Außen betrachten kann. ImLeben ist das schwierig. Wirhaben alle die Sehnsucht, in der großen Welterzählungvorzukommen, und die Verknüpfung ist sehr oft fiktiv. Wirmüssen an unsere Wirkung glauben.Was hat Sie an den Orten in Falscher Bekenner interessiert,dem Kontrast zwischen der Vorstadtwelt undden verwilderten Welten am Rand der Autobahn?Mich interessiert der Raum grundsätzlich sehr. Ich glaube,dass er ein Element ist, den der Film gut als erzählerischesMittel ausnutzen kann. Ich beobachte im Alltag,dass sich psychische Zustände, Ängste, Gefühle überhauptsehr stark darin ausdrücken, wo sich jemand hinstellt,in welchen Raum er geht, wie er sich zu dem Raumverhält. Das versuche ich, in meine Filme einzubauen.Das erste Bild war einjunger Mann zu Fuß auf derAutobahn, wie ein Schatten.Die Frage war: Wer ist das?Davon ging alles aus.In Falscher Bekenner sind es die Nicht-Orte, wie die Autobahn,die Autobahntoilette oder das Brachland, die ArminRaum geben. Da fühlt er sich freier. Die Perspektiveauf diese Orte lässt sich vielleicht so beschreiben, dassda das neue Deutschland auf den alten Westen blickt.Was da zu Tage kommt, ist porös geworden. VerblassteErrungenschaften, die viel mit Infrastruktur zu tun haben.Das ist ja so faszinierend an Westdeutschland. Dieses„unsichtbare“ Bauwerk, die Autobahn. Man merkt sehrschnell, wenn man mal versucht, eine Autobahn zu fotografieren,dass man sie kaum sieht, es sei denn, manbenutzt sie. Fußgänger sind imkreuzungsfreien Verkehr illegal.Man darf die Autobahn nur imRaumanzug des Autos betreten,dessen Bewegung einem gleicheine sehr begrenzte Perspektiveaufzwingt. Armin verhält sich anderszu diesem Ort. Er geht indieser Welt zu Fuß und ist damitganz allein, aber auch frei.Diese räumliche Situation istauch einer der Hauptgründe, warum wir in Mönchengladbachgedreht haben. Das Ruhrgebiet oder, besser gesagt,der Niederrhein sind ja in dieser Beziehung derWahnsinn, eine Arterienkathedrale, ein unvollendetes,unvollendbares Riesenbauwerk. Im Kontrast dazu stehtdie andere Welt, die einer gutbürgerlichen Kleinstadt, inder das eigene Haus der Fokus ist: Diese immer nochlebendige, letzte Utopie, dass man ein eigenes Hausbraucht, um glücklich zu werden.Im Film heißt es an einer Stelle, der Ort sei deshalbso attraktiv, weil man ihn schnell verlassen könne..Mich hat immer sehr fasziniert, dass die Terroristen derRAF ihre Stützpunkte danach ausgesucht haben, obman sie schnell verlassen kann. Insofern ist das erweiterteRuhrgebiet unbedingt terrortauglich. Da sind, sowar mein Gefühl, keine Orte um anzukommen. Man fährt


Manfred Zapatka (Martin Steeb)eher durch eine gleichförmige Welt, die das Ideal derVerkehrsplanung der 60er Jahre geschafft hat, nämlich inwenigen Minuten die nächste Autobahn zu erreichen. InDeutschland hat die Sehnsucht nach der Ferne ja schonimmer eine Rolle gespielt, nicht nur in der Romantik. Wirsind Reiseweltmeister! Das Wegkommen ist ein großesThema für die Deutschen, aber es ist weniger eine Utopedes Aufbruchs als ein Ventilieren von Frustration. Manverreist, weil man erholt zurückkommen will.Wie stark geben Sie im Drehbuchdie Szenen und dieDialoge vor?Einige Szenen waren im Drehbucheher skizzenhaft angelegt.Es gibt einfach Momente, in denendie Situation intelligenter istals der Autor. Das betrifft vor allemGruppenszenen, bei denenim Spiel eine Dynamik entsteht,die man vorausahnen kann, aber nicht im Detail festlegenmuss. Im Großen und Ganzen ist der Film aber sogedreht, wie er geschrieben und visuell geplant war. Daswäre in der knappen Drehzeit von 20 Tagen anders nurschwer machbar gewesen. Trotzdem gibt es vieles, wasdie Schauspieler eingebracht haben. Ich bin kein Regisseur,der sein Drehbuch Wort für Wort umsetzen will. Ichfreue mich, wenn ein Darsteller sich einen Satz einverleibtund ihn so sagt, wie er selbst ihn sagen würde. Manmuss ja mit den Erfahrungen seiner Schauspieler undseiner Mitarbeiter arbeiten, sonst führt das zu einer fürchterlichenSklaverei. Ich hatte da viel Glück. Die Arbeit hatsehr viel Spaß gemacht.Was die Schauspielführung betrifft, so habe ich nach zweiFilmen noch keine Methode entwickelt. Vielleicht werdeich es auch nie. Ich benütze alles, was mir einfällt. JederSchauspieler braucht etwas anderes. Ganz allgemein istIch weiß nicht, ob ich eineKomödie machen könnte.Aber in meinem Leben gibtes viel zu lachen, und ichwollte, dass das auch imFilm Platz hat.meine Regie aber eher „kalt”, will heißen, äußerlich. Esgeht in meinen Korrekturen meistens um Gesten, Positionen,Stimmlagen. Es gibt kein Schreien, kein Drohen,kein Flehen.Sie haben zum ersten Mal mit einer High-DefinitionKamera gedreht, dazu in Cinemascope. Was hat zudieser Entscheidung geführt?Ich wollte etwas anderes machenals in Milchwald. Der Filmsollte, wie eingangs erwähnt,realer, schneller, witziger sein.Entsprechend ist er anders fotografiert,beweglicher, wenigerstatisch. HD bringt, wie jedesWerkzeug, eine bestimmte Eigenartein. Der Kontrastumfangist begrenzt, gerade mit hellemTageslicht kann die Kameranicht viel anfangen. Im Grau dagegenlässt sich sehr differenziert arbeiten. Das kam unsentgegen.Daneben ist Videoband geduldiger als Film, der in Rollengrößenà 10 Minuten konfektioniert wird. Für langeSzenen ist das ein Vorteil, weil man sie ohne die Unterbrechungdes Nachladens durchspielen oder nach Korrekturenwiederholen kann. Insgesamt war die Arbeit mitder High Definition-Kamera eine überraschend positiveErfahrung. Und die Zusammenarbeit mit dem KameramannBernhard Keller war begeisternd.Für Cinemascope haben wir uns entschieden, weil sicheinerseits die klaustrophobische Stimmung mit dem Kontrastdieses Formats gut erzählen lässt; andererseits, weildieses Format ein Schauwert an sich ist: Der Blick kannvon links nach rechts schweifen, muss sich bewegen– und ist dem Kino also näher als der Kiste.


Constantin von Jascheroff (Armin)Warum haben Sie sich für die Perspektive einesjugendlichen Helden entschieden?Weil in der Pubertät das Werden offenbar wird, eignet siesich für die Erzählung – die ja auf das Sichtbare angewiesenist. Aber mich interessiert „Coming of age“ genau sowenig, wie ich mich in einem sozialrealistischen Sinn fürJugendliche interessiere. Ich will keine Problemfilme machen– auch wenn ich glaube, dass Armins Thema ein allgemeinesist. Er sehnt sich nach einer Rolle, die ihn sichtbarmacht. In einer Gesellschaft, die so fixiert ist auf dasSehen, ist Unsichtbarkeit, medial und real, eine schlimmeStrafe. Das Gesehen-Werden und das Gebraucht-Werdenfallen zusammen. Narzisstisch, wie wir funktionieren,ergibt sich daraus ein Problem. Alles zerfällt entlang dieserLinie: Identität, Selbstbewusstsein, auch die Moral.Was mich interessiert hat an der Figur, ist die Auflösungvon Realität. Armin ist ständig konfrontiert mit den Wünschender anderen. Und er kann sich so wenig da wiederfinden, dass er fast gezwungen ist, sich seine eigene Weltzusammen zu bauen. Er fängt an, was er tut und was ersein will, zu verwechseln. Die Realität löst sich für ihn undauch für den Zuschauer auf. Für die Erzählweise bedeutetdas, dass sie ausschnitthaft ist. Das Wesentliche scheintimmer schon passiert zu sein. Der Zuschauer ist in einerLage, die der der Hauptfigur ähnelt.In den Kritiken nach der Uraufführung von FalscherBekenner in Cannes war oft die Rede von „großerPräzision“ und „Strenge“. Muss man da als Zuschauernicht Angst bekommen?Man muss nicht. Man kann auch lachen. Zum Beispiel.Wie ich überhaupt auf ein selbstbewusstes Publikum hoffe,das dialektisch und lustvoll mit meinem Film umgeht.


Victoria Trauttmansdorff (Marianne Steeb)Christoph Hochhäusler | BUCH, REGIEArchitekturstudium an der TU Berlin, parallel dazu Tätigkeitenals Storyboardzeichner, Stadtführer und Illustrator.Studienabbruch, um sich ganz der filmischen Arbeitzu widmen. Nach diversen filmbezogenen Jobs, u.a. alsToncutter und Regieassistent in Philadelphia (USA), von1996-2004 Regiestudium an der Hochschule für Filmund Fernsehen, München. 1997Gründung der FilmzeitschriftRevolver, deren Mitherausgeberer seither ist. Zu ChristophHochhäuslers Filmen zählen dieKurzfilme Fieber (1999, ausgezeichnetauf den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen1999), Puls (2001) und der Kinospielfilm Milchwald,der auf der Berlinale 2003 uraufgeführt wurde.Bettina Brokemper | PRODUZENTINStudium der Produktion und Medienwirtschaft an derMünchner Filmhochschule, anschließend mit einem Stipendiumdes GWFF Awards in Los Angeles. Seit Mai2001 Produzentin für Neue Impuls Film und Pain Unlimited.Zu ihren Produktionen und Koproduktionen zählenLars von Triers Manderlay (2004) und Dogville (2003),Dear Wendy (2003, Regie: Thomas Vinterberg), Die syrischeBraut (2003, Regie: Eran Riklis; ausgezeichnetu.a. mit dem Publikumspreis in Locarno 2004 und demGrand Prix der Jury in Montreal) und Falling Into Paradise(2003, Regie: Milos Radovic). 2003 gründete BettinaBrokemper mit Helmut Hartl und Stefan Telegdy die ProduktionsfirmaHeimatfilm in Köln.FILMOGRAFIENRegie: Valeska Grisebach, ausgezeichnet u.a. mit demFirst Steps Award und dem Hauptpreis des Toronto FilmFestival 2001). Zu Bernhard Kellers Filmen gehören seineeigene Regiearbeit Lärm in Pern (2001, Dokumentation),Platzangst (2002, Regie: Heike Schober), Struggle(2003, Regie: Ruth Mader), Kanegra (2004, Regie: KatharinaCopony) und Valeska Grisebachs Sehnsucht, derim Wettbewerb der Berlinale 2006 uraufgeführt wurde.Benedikt Wolfgang Schiefer| MUSIKAbgeschlossenes Kompositionsstudiumam Richard-Strauss-Konservatorium in München. Neben klassischenKompositionen, Klanginstallationen und einer Taschenoperschrieb er die Filmmusiken u.a. zu Puls (2001, Regie:Christoph Hochhäusler), Am See (2001, Regie:Benjamin Heisenberg, Ulrike von Ribbeck), Nachtschicht(2002, Regie: Alexander Riedel) und Weihnachten aufEis (2004, Regie: Friederike Jehn). Seine Musik zu ChristophHochhäuslers Milchwald wurde 2004 auf dem Festivalin Anger ausgezeichnet.Beatrice Schultz | SZENENBILDNach Schneiderlehre und Diplom an der Berliner Hochschuleder Künste ist Beatrice Schultz seit 1998 als Kostüm-,Bühnen- und Szenenbildnerin für Theater, Film undFernsehen tätig. Zu ihren Filmarbeiten zählen Mein Stern(2001, Regie: Valeska Grisebach), Kleine Freiheit (2003,Regie: Yüksel Yavuz) und Sehnsucht (2004, Regie: ValeskaGrisebach).Bernhard Keller | KAMERANach einer Schauspielausbildung Kamerastudium an derHochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg,das er mit Mein Stern abschloss (2001,Stefan Stabenow | SCHNITTKamera und Regiestudium an der Filmakademie im polnischenLodz 1995–2001. Seit 2003 ist er als Filmeditorund Regisseur in Berlin tätig. Zu seinen Arbeiten als Edi-


Constantin von Jascheroff (Armin)tor zählen die Dokumentarfilme Spurwechsel (2003, Regie:G. Leupold u.a.), Westernstadt (2004, Regie: NicolasWackerbarth), Das verlorene Festland (2004; Regie:Nana Ekvtimishvili) und Benjamin Heisenbergs SpielfilmSchläfer (2004).Wolfgang Vogl | TONGelernter Elektriker und Maschinenbauingenieur.Nach Arbeitenfür TV-Produktionen und Musikaufnahmengab Wolfgang Voglbei dem österreichisch-amerikanischenSpielfilm Die Spur imSchnee (2004, Regie: Robert Narholz) sein Debüt alsTonmeister im Kinobereich.FILMOGRAFIENSeit den siebziger Jahren zahlreiche Engagements fürTheater, Fernsehen und Kino. Zu seinen Filmrollen in derjüngeren Vergangenheit gehören Romuald KarmakarsFrankfurter Kreuz (1998), Das Himmler-Projekt (2000),Manila (1999) und Die Nacht singt ihre Lieder (2004),Erkan und Stefan (2000, Regie: Michael Herbig), Elefantenherz(2002, Regie: Züli Aladag), Der Puppengräber(2002, Regie: Peter Henning, Claudia Prietzel), Offset(2006, Regie: Didi Danquart) und Der freie Wille (2006,Regie: Matthias Glasner)Victoria Trauttmansdorff | MARIANNE STEEBVorzeitig beendetes Schauspielstudium, um Engagementsanzunehmen. Seit 1993im Ensemble des HamburgerThalia Theaters, daneben zahlreicheRollen für Film und Fernsehen,u.a. in Bella Martha(2001, Regie: Sandra Nettelbeck),Adam & Eva (2002, Regie: Paul Harather) und inChristian Petzolds Gespenster (2005).Constantin von Jascheroff | ARMIN STEEBGeboren 1986, erste Kinorolle bereits 1995 in PeterTimms Rennschwein Rudi Rüssel. Seitdem zahlreicheFernsehproduktionen – u.a. als Titelheld in der Titus-Serie,in Sperling und der Mann im Abseits (2003, Regie:Markus Rosenmüller), Solo für Schwarz (2006, Regie:Martin Eigler) – und Synchron-Rollen. 2003 spielte er imKinofilm Jargo (Regie: Maria Solrun Sigurdadottir) an derSeite von Nora von Waldstätten, der Katja in FalscherBekenner. Für seine Rolle des Armin Steeb wurde Constantinvon Jascheroff als Bester Hauptdarsteller auf demFilmfest München 2005 ausgezeichnet.Manfred Zapatka | MARTIN STEEBDevid Striesow | STEFAN STEEBGeboren 1973. Zu seinen Kinorollen zählen Amerika(2000, Regie: Jens Jenson), Angela Schanelecs Meinlangsames Leben (2001) und Marseille (2004), Sie habenKnut (2003, Regie: Stefan Krohmer), Napola (2004,Regie: Dennos Gansel), Der Untergang (2004, Regie:Oliver Hirschbiegel) und Der rote Kakadu (2006, Regie:Dominik Graf). 2004 wurde er für seine Rolle in Hans-Christian Schmids Lichter zum Deutschen Filmpreis nominiertund für Ulrich Köhlers Bungalow mit dem Preisder Deutschen Filmkritik ausgezeichnet.Florian Panzner | MARTIN STEEB JR.Geboren 1976. Florian Panzner spielte u.a. in Wegein die Nacht (1999, Regie: Andreas Kleinert), Die Stillenach dem Schuss (2001, Regie: Volker Schlöndorff),Der Tunnel (2001, Regie: Roland Suso Richter), Lichter(2004, Hans-Christian Schmid), Kleinruppin Forever(2004, Regie: Carsten Fiebeler) und Wolfsburg (2004,Regie: Christoph Petzold).


BesetzungARMIN STEEB … Constantin von JascheroffMARTIN STEEB … Manfred ZapatkaMARIANNE STEEB … Victoria TrauttmansdorffKATJA FICHTNER … Nora von WaldstättenMARTIN STEEB JR. … Devid StriesowSTEFAN STEEB … Florian PanznerHERR KLEINE … Thomas DannemannCHRISTIANE STEEB … Laura TonkeULRICH WENDT … Dennis PrinzRICHARD GASSNER … Martin KieferHERR HÜLSMANN … Walter GontermannHERR ESKEN … Jörg PoseERNST MATUSCHECK … Thomas MeinhardJOSY MATUSCHECK … Wieslawa WesolowskaLEDERBOY … Max LimperGANGLEADER … Klaus ZmorekHERR TSCHENKO … Jürgen HaugGROSSMUTTER STEEB … Gisela E. MarxPOLIZISTEN … Meinhard Leuchtenberg, Markus Ritter,Andreas Schindlmayr, Meike To Baben, Daniela LuppusKATJAS FREUNDINNEN … Luana Bellinghausen,Diane Siemons WillemsFRAUEN IM BUS … Doris Plenert, Elisabeth JansenHERR SILOY … Matthias DrescherFRAU GASSNER … Helga PerrMANN IM KRANKENHAUS … Peter BockTENNISTRAINER … Wojtek BobryckiWERNER HEILMANN … Norbert WilmsMOTORRADFAHRER … Bernd Döpke, Armin Heller,Alexander Kirmse, Ingo Maassen,Christof NeumannStabBUCH UND REGIE … Christoph HochhäuslerPRODUZENTIN … Bettina BrokemperKAMERA … Bernhard KellerMUSIK … Benedikt SchieferSZENENBILD … Beatrice SchultzSCHNITT … Stefan StabenowKOSTÜM … Susanne SasserathTON … Wolfgang VoglCASTING … Ulrike MüllerGAFFER … Phillipp SchmitzLINE PRODUCER: Sascha VerheySCRIPT CONSULTANT: Burkhard AlthoffPRODUKTIONSASSISTENZ … Matthias Krause, Jessica PohlREGIEASSISTENZ … Friedemann RollPRODUCTION MANAGER … Georg TorwarthLOCATION MANAGER … Tina Bockeloh, Max HochLOCATION ASSISTANT … Nadja Tiefenbach, Henner BerningLOCATION-SCOUT … Rüdiger JordanTRAINEES … Erik Meurers, Luise Schröder,Jennifer SchnödewindFOCUS PULLER … Marco DreckmannBEST BOY … Jörg HartmannGRIP … Lars OstermannADDITIONAL ELECTRICIANS … Michael Hein,Sebastian SchmittSTEADICAM (MOTORRADUNFALL) … Thomas KordaSTEADICAM (SPAZIERGANG) … Jürgen HusungPROPERTY DRESSER … Christiane Knobloch,Melanie Ahlsdorf, Simon EmptBAUTEN … Georg Münker, Volker KaiserSFX-EFFECTS … Jan BonnySFX MAKE-UP … Nicola Pandel, Evelyn BookGRAPHIC „MG STADTBILD“ … Melanie PollackSTANDFOTOGRAFEN … Martin Lässig, Melanie PollackPREPRODUCTION TV-REPORT … Alexander StempellTV-IMAGES … City VisionPRODUCTION CONTROLLER … Claudia Coreen WolfsASSISTANT ACCOUNTANT … Franca BrokemperRECHTSANWALT … Marc OetzelSTEUERBERATUNG … Johannes LehmannCATERING … Thomas PfauSTUNTS … Ernst ReimannFAHRER … Eric ZumkleyPOSTPRODUKTION … Pictorion Das WerkPOSTPRODUCTION SUPERVISOR … Michael Brink,Joachim SturmesPOSTPRODUCTION COORDINATOR … Jörg BrümmerDIGITAL ARTISTS: Sebastian Locker, Florian Alt, Ute Engel,Philipp Eckel, Jörg BrümmerHEAD OF FILM DEPARTMENT … Bernd SchulzePOSTPRODUCTION COORDINATOR FILM … Ralf WackerSCANNING AND RECORDING … Gerhard SpringCOLORIST … Martina KiechlePOSTPRODUKTION TON … Herold + Besser StudiosSOUND SUPERVISOR: Wolfgang HeroldMISCHUNG … Jochen EngelkeMIX-EDITOR … Manuel KarakasSUPERVISING SOUND EDITOR …FALSCHERBEKENNERMax WankoSOUND EDITOR …Yumiko KonomiMUSIKER … Alexander Gilman(Violine), Marina Seltenreich (Piano), Thomas Hitzlberger(Piano)„UNIVERSAL PUSSY“Chicks On SpeedFrom The Album „99 Cents“By Courtesy OfChicks On Speed Records / Labels / EmiEdition Söder & Wacha / Warner Chappell„APPROXIMATE MUSIC“„Stille Nacht/Für Elise“Benedikt SchieferEINE PRODUKTION DER HEIMATFILM IN KOOPERATION MITPictorion Pictures, Embassy Of Dreams, Zentropa,Pictorion Das Werk, Herold + Besser. GEFÖRDERT VONDER Filmstiftung NRW.IM VERLEIH DER Piffl Medien.VERLEIH GEFÖRDERT VON DER Filmstiftung NRW und FFAD 2005, 94 min., 35mm, Cinemascope, Dolby Digitalwww.<strong>falscher</strong>–<strong>bekenner</strong>.de


Im Verleih der Piffl Medien, Boxhagener Str. 18, 10245 BerlinTel 030 29 36 16 0, Fax 030 29 36 16 22, info@pifflmedien.de, www.pifflmedien.de<strong>Presse</strong>betreuung: <strong>Arne</strong> Höhne <strong>Presse</strong>+Öffentlichkeit, Boxhagener Str. 18, 10245 BerlinTel 030 29 36 16 16, Fax 030 29 36 16 22, info@hoehnepresse.de, www.hoehnepresse.dewww.<strong>falscher</strong>-<strong>bekenner</strong>.de

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