Die Mengen hull M, wobei M die Teilmengen von Prim A durchläuft, bilden also die abgeschlossenen Mengen einerTopologie auf Prim A, die sogennante Hülle-Kern-Topologie oder Jacobson-Topologie. Sie wurde ursprünglich vonZariski in der Algebra eingeführt. Wir vermerken - ohne Beweis - noch einige Eigenschaften des topologischen RaumsPrim A mit der Jacobson-Topologie.• Falls A ein Einselement besitzt, so ist Prim A kompakt.• Der Raum Prim A ist i.a. nicht Hausdorff’sch, jedoch ein T 0 -Raum, d.h. für zwei beliebige Punkte aus Prim Abesitzt wenigstens einer eine Umgebung, die den anderen Punkt nicht enthält.• Für jedes a ∈ A ist die Abbildung Prim A → + , p → a + p unterhalbstetig (dies ist ein recht schwacher Ersatzdafür, dass bei kommutativen C ∗ -<strong>Algebren</strong> die Abbildung p → a + p stetig ist).• Falls A kommutative C ∗ -Algebra, so ist Prim A = M(A), <strong>und</strong> die Jacobson-Topologie stimmt mit der Gelfand-Topologie überein. (Dies ist wieder ein typischer C ∗ -Effekt. Für beliebige kommutative <strong>Banach</strong>algebren gilt diesi.a. nicht mehr.)Beispiel. Sei A die Menge aller stetigen Funktionen von [0, 1] in 2×2 , deren Wert im Punkt 0 eine Diagonalmatrixist. Versehen mit punktweisen Operationen, einer punktweisen Involution <strong>und</strong> der Supremumsnorm wird A zu einer(nichtkommutativen) C ∗ -Algebra. Fassen wir 2×2 als L( 2 ) auf, so haben wir für jedes t ∈ (0, 1] eine zweidimensionaleDarstellung f → f (t) von A <strong>und</strong> diese ist irreduzibel, da ′ f (t) : f ∈ A = 2×2 ′ 1 0 = .0 1Ist weiter f (0) = diag(f 1 (0), f 2 (0)), so haben wir die zwei eindimensionalen Darstellungen (Charaktere)f → f 1 (0) <strong>und</strong> f → f 2 (0),welche ebenfalls irreduzibel sind. Man kann sich überlegen, dass damit alle irreduziblen Darstellungen (bis auf unitäreÄquivalenz) von A beschrieben sind. Man kann also Prim A identifizieren mit der Vereinigung f 1 , f 2 ∪ (0, 1] desIntervalls (0, 1] mit zwei zusätzlichen Punkten f 1 , f 2 an Stelle der Null. Die Einschränkung der Hülle-Kern-Topologieauf (0, 1] fällt zusammen mit der üblichen (Euklidischen) Topologie auf (0, 1]. Ein Umgebungssystem des Punktes f 1(bzw. f 2 ) wird dagegen durch alle Mengen f 1 ∪(0, ε) (bzwf2 ∪(0, ε)) mit 0 < ε < 1 gegeben. Insbesondere hat jedeUmgebung von f 1 mit jeder Umgebung von f 2 einen nichtleeren Durchschnitt. Prim A ist also kein Hausdorff-Raum.01Wir hatten oben (Lemma 3.8.2 <strong>und</strong> Lemma 3.8.4) einige Beziehungen zwischen irreduziblen Darstellungen von A, A/J<strong>und</strong> J festgestellt. Lemma 3.8.4 können wir noch wie folgt ergänzen:Satz 3.8.8. Sei A eine C ∗ -Algebra <strong>und</strong> J abgeschlossenes Ideal von A. Sei ( , π) eine irreduzible Darstellung von J.Dann gibt es genau eine Darstellung ( , ˜π) von A mit ˜π| J = π, <strong>und</strong> diese Darstellung ist irreduzibel.Beweisidee. Sei x zyklischer Vektor von ( , π). Man definiert für a ∈ A einen Operator ˜π)a = auf dem in H dichtenTeilraum π(j)x : j ∈ J durch˜π(a)(π(j)x) := π(a j)x.59
Man zeigt nun, dass diese Definition korrekt ist <strong>und</strong> einen auf einem dichten Teilraum von H stetigen Operator erklärt.Dieser wird zu einem auf ganz H stetigen Operator fortgesetzt. Nun zeigt man, dass ( , ˜π) Darstellung ist. Diese istirreduzibel, da˜π(A) ′ ⊆ π(J) ′ = I,<strong>und</strong> die Eindeutigkeit folgt daraus, dass jede Fortsetzung ˜π von π erfüllen muss, weswegen ˜π auf einer dichten Mengein H festgelegt ist.3.9 Irreduzible Darstellungen der Toeplitzalgebra T(C)In einem etwas längeren Beispiel sehen wir uns die irreduzible Darstellungen der Toeplitzalgebra T(C) =T(c) + k : c ∈ C(), k ∈ K(l 2 ) an. Wir wissen bereits, das K(l 2 ) in T(C) enthalten <strong>und</strong> damit ein abgeschlossenesIdeal von A ist. Folglich gibt es genau zwei Sorten irreduzibler Darstellungen ( , π) von T(C): solche mitK(l 2 ) ⊆ ker π <strong>und</strong> solche mit π(K(l 2 )) ≠ {0}.Fall 1: K(l 2 ) ⊆ ker πAus Beziehung (3.8.2) wissen wir, dass es eine Bijektion zwischen der Menge der irreduziblen Darstellungen vonT/K(l 2 ) <strong>und</strong> den irreduziblen Darstellungen von T(C), die auf K(l 2 ) verschwinden, gibt. Die irreduziblen Darstellungender kommutativen C ∗ -Algebra T/K(l 2 ) sind - bis auf unitäre Äquivalenz - gerade ihre Charaktere. Diese kennen wiraber aus Abschnitt 2.4, wo wir gezeigt haben, dass die Charaktere von T/K(l 2 ) genau die AbbildungenT(f ) + K(l 2 ) → f (t)mit einem t ∈ sind, so dass wir Spec(T/K(l 2 )) mit identifizieren können.Fall 2: π(K(l 2 )) ≠ {0}Aus Beziehung (3.8.3) <strong>und</strong> Satz 3.8.8 wissen wir, dass es eine Bijektion zwischen der Menge der irreduziblen Darstellungenvon K(l 2 ) <strong>und</strong> der Menge der irreduziblen Darstellungen von T(C), welche auf K(l 2 ) nicht verschwinden,gibt.Satz 3.9.1. Jede irreduzible Darstellung von K(l 2 ) ist unitär äquivalent zur identischen Darstellung (l 2 , id).Beweis. Sei ( , π) eine irreduzible Darstellung von K(l 2 ). Weiter sei (e 0 , e 1 , . . .) die ”Standartbasis” von l 2 , <strong>und</strong> S isei der Orthoprojektor von l 2 auf e i . Dann ist dim Im S i = 1 <strong>und</strong> S i kompakt. Offenbar ist dann auch π(S i ) für jedesi ein Orthoprojektor, <strong>und</strong> wir überlegen uns, dassdim Im π(S i ) = 1 für jedes i. (3.9.22)Ganz ähnlich wie im Beweis von Satz 2.4.4 kann man zeigen, dass K(l 2 ) das kleinste abgeschlossene Ideal von K(l 2 ) ist,welches den Operator S i enthält. Wäre nun π(S i ) = 0, so wäre folglich auch π(K(l 2 )) = 0. Dies steht im Widerspruchdazu, dass irreduzible Darstellungen per Definition nicht trivial sind. Also istdim Im π(S i ) ≥ 1 für jedes i.Für die umgekehrte Ungleichung nehmen wir an, dass x, ˜x ∈ Im π(S i ) mit x ≠ 0. Wählen Vektoren y(≠ 0) <strong>und</strong> ỹ aus mit π(S i )y = x, π(S i )ỹ = ˜x. Da x ≠ 0, ist π(k)x : k ∈ K(l 2 ) dicht in . Es gibt also eine Folge (k n ) ⊆ K(l 2 ) mitlim n→∞ π(k n )π(S i )y = π(S i )ỹ. Multiplikation von links mit π(S i ) liefert lim n→∞ π(S i k n S i )y = π(S i )ỹ. Nun ist aberoffenbar S i k n S i = k n S i mit komplexen Zahlen k n . Folglich ist lim k n π(S i )y = π(S i )ỹ bzw. lim k n x = ˜x. Dies zeigt, dass˜x ∈ spann {x} <strong>und</strong> folglich dim Im π(S i ) = 1 für jedes i ist.Wir wählen für jedes i einen Einheitsvektor E i aus Im π(S i ). Dann ist〈E i , E j 〉 = 〈π(S i )E i , π(S j )E j 〉 = 〈π(S j S i )E i , E j 〉 = δ i j ,d.h. die Menge E ii∈ bildet ein ONS in . Wir zeigen, dass dieses vollständig ist. Sei x⊥E i für jedes i. Dann istπ(S i )x = 0 (denn π(S i ) ist der Ortoprojektor von auf spann E i ). Sei Si j ∈ K(l 2 ) der Operator mit einer 1 an deri j. Stelle der Matrixdarstellung bzgl. der Basis (e i ) von l 2 <strong>und</strong> mit Nullen an allen übrigen Stellen. Aus S i j = S i j S jfolgt dannπ(S i j )x = π(S i j )π(S j )x ∀i, j ∈ .60