1 Gr<strong>und</strong>lagen1.1 Definitionen <strong>und</strong> Beispiele für <strong>Algebren</strong>Definition 1.1.1 (Algebra). Ein komplexer Vektorraum A mit einer bilinearen AbbildungA × A → A, (a, b) → ab (1.1.1)heißt Algebra, wenn(ab)c = a(bc)für alle a, b, c ∈ A• Wir nennen die Abbildung (1.1.1) Multiplikation <strong>und</strong> ab das Produkt der Elemente a, b ∈ A.• Eine Teilmenge einer Algebra A heißt Unteralgebra von A, wenn sie bezüglich der in A erklärten Operationenebenfalls eine Algebra ist.• Eine Algebra A heißt kommutativ, wenn ab = ba für alle a, b ∈ A.• Eine Algebra heißt unital (oder Algebra mit Einselement), wenn es ein Element e ∈ A gibt, mit ae = ea = afür alle a ∈ A. Wenn es ein solches Element gibt, so ist es eindeutig bestimmt <strong>und</strong> heißt Einselement von A.Definition 1.1.2 (<strong>Banach</strong>algebra). Eine Algebra A heißt normiert, wenn auf dem unterliegenden Vektorraum eine Normgegeben ist, die folgende Eigenschaft erfüllt:‖ab‖ ≤ ‖a‖ ‖b‖für alle a, b ∈ AIst A bezüglich dieser Norm vollständig, heißt A <strong>Banach</strong>algebra.Lemma 1.1.3. In einer normierten Algebra ist die Multiplikation stetig.Beweis. Aus a n → a <strong>und</strong> b n → b folgt an b n − ab = an b n − ab n + ab n − ab ≤ an − a bn + ‖a‖ bn − b Da die Folge bn beschränkt ist, folgt die Behauptung.Definition 1.1.4. Eine Algebra A heißt Algebra mit Involution, wenn sie mit einer Abbildung A → A, a → a ∗ versehenist, so dass gilt:• (a ∗ ) ∗ = a• (λa + µb) ∗ = λa ∗ + µb ∗• (ab) ∗ = b ∗ a ∗für alle a ∈ Afür alle a, b ∈ A <strong>und</strong> λ, µ ∈ für alle a, b ∈ AIn einer involutiven Algebra gilt 0 ∗ = 0, in einer involutiven Algebra mit Eins e gilt e = e ∗ .Eine <strong>Banach</strong>algebra A mit Involution heißt <strong>Banach</strong>-∗-Algebra, wenn a∗ = ‖a‖ für alle a ∈ A (1.1.2)Gilt in einer <strong>Banach</strong>algebra mit Involution sogar aa∗ = ‖a‖2für alle a ∈ Aso heißt A C ∗ -Algebra. Das C ∗ -Axiom impliziert die Aussage (1.1.2).3
Beispiel 1.1.5. Ist X ein normierter linearer Raum über , so ist die Menge L(X ) der linearen beschränkten Operatorenauf X eine normierte Algebra bzgl. der üblichen Operationen <strong>und</strong> der durch die Norm auf X induzierten Operatornorm.Das Einselement von L(X ) ist die identische Abbildung I. Ist X ein <strong>Banach</strong>raum, so ist L(X ) eine <strong>Banach</strong>algebra.Im Falle X = H eines Hilbertraums ist auf L(H) eine Involution A → A ∗ durch〈Ax, y〉 = 〈x, A ∗ y〉für alle x, y ∈ Hdefiniert, die L(H) zu einer <strong>Banach</strong>-∗-Algebra macht. Wir überlegen uns, dass L(H) sogar eine C ∗ -Algebra ist. Fürbeliebiges A ∈ L(H) gilt:‖A‖ 2 = sup {〈Ax, Ax〉 : x ∈ H, ‖x‖ = 1}= sup 〈x, A ∗ Ax〉 : x ∈ H, ‖x‖ = 1 ≤sup A ∗ Ax : x ∈ H, ‖x‖ = 1= A ∗ A <strong>und</strong> die umgekehrte Ungleichung ‖A ∗ A‖ ≤ ‖A ∗ ‖ ‖A‖ = ‖A‖ 2 gilt offenbar ebenso. Aus ‖A‖ = ‖A ∗ ‖ folgt somit dasC ∗ -Axiom.Ist X ein <strong>Banach</strong>raum, so ist mit L(X ) auch jede abgeschlossene Unteralgebra von L(X ) eine <strong>Banach</strong>algebra. Ist H einHilbertraum, so ist mit L(H) auch jede abgeschlossene <strong>und</strong> symmetrische Unteralgebra B von L(H) eine C ∗ -Algebra(symmetrisch heißt: b ∈ B ⇒ b ∗ ∈ B). Wir werden später einen zentralen Satz beweisen, der besagt, dass auch dieUmkehrung dieser Aussage richtig ist:Jede C ∗ -Algebra ist im wesentlichen von dieser Gestalt.Insbesondere bildet die Menge K(X ) der kompakten Operatoren auf einem <strong>Banach</strong>- bzw- Hilbertraum X eine <strong>Banach</strong>bzw.C ∗ -Algebra. Falls X unendlich-dimensional ist, besitzt K(X ) kein Einselement.Beispiel 1.1.6. Sei X ein kompakter Hausdorff-Raum (zur Erinnerung: ein topologischer Raum X heißt kompakt,wenn sich aus jeder Überdeckung von X durch offene Mengen eine endliche überdeckung auswählen lässt. X heißtHausdorffsch (oder T 2 -Raum), wenn es zu je zwei verschiedenen Punkten x, y ∈ X offene Umgebungen U x , U y vonx bzw. y mit U x ∩ U y = gibt). Jede stetige komplexwertige Funktion f auf X ist beschränkt (<strong>und</strong> die Funktionx → f (x) nimmt sogar ihr Supremum auf X an). Die Menge C(X ) aller stetigen komplexwertigen Funktionen,versehen mit punktweisen Operationen, der Supremumsnorm (Maximumsnorm) <strong>und</strong> der Involutionf ∗ (x) := f (x), x ∈ X (1.1.3)bildet eine kommutative C ∗ -Algebra mit Einselement x → 1.Ist X ein lokal-kompakter (d.h. jeder Punkt besitzt eine Umgebung, deren Abschließung kompakt ist) Hausdorff-Raum,so bildet die Menge C 0 (x) der komplexwertigen stetigen Funktionen auf X , die im unendlichen verschwinden, bezüglichpunktweiser Operationen <strong>und</strong> der Norm (1.1.3) ebenfalls eine C ∗ -Algebra. Diese besitzt kein Einselement, falls X nichtkompakt ist. (Man sagt, dass eine Funktion f : X → im Unendlichen verschwindet, wenn es zu jedem ɛ > 0 einekompakte Menge K ⊆ X so gibt, dass f (x) < ɛ für alle x ∈ X \ K).Wir werden später sehen, dass jede kommutative C ∗ -Algebra von der Gestalt C 0 (X ) mit einem lokal-kompaktenHausdorff Raum X <strong>und</strong> jede kommutative C ∗ -Algebra mit Einselement von der Gestalt C(X ) mit einem kompaktenHausdorff-Raum X ist.Beispiel 1.1.7. Sei l 1 () die Menge aller Funktionen f : → mit f1:=∑ f (n) < ∞n∈Aus der Funktionalanalysis ist bekannt, dass l 1 (), versehen mit punktweise Addition <strong>und</strong> skalarer Multiplikation,sowie mit der Norm ‖·‖ 1 einen <strong>Banach</strong>raum bildet. Man kann l 1 () auf eine weniger offensichtliche Weise sogarzu einer <strong>Banach</strong>algebra machen. Dazu ordnen wir zwei Funktionen f , g ∈ l 1 () ihr Produkt zu, welches in diesemZusammenhang die Faltung von f auf g heißt <strong>und</strong> mit f ∗ g bezeichnet wird:(f ∗ g)(n) :=∞∑k=−∞f (n − k)g(k)4