An<strong>de</strong>rs als alle Physiker vor ihm geht Einstein nicht mehr davonaus, dass <strong>de</strong>r Raum, in <strong>de</strong>m sich Sonne und Planeten bewegen,absolut und unverän<strong>de</strong>rlich ist. In seiner Relativitätstheoriepostuliert Einstein Raum und Zeit als relativ. Die Zeit vergeht nichtüberall gleich schnell, son<strong>de</strong>rn ist abhängig davon, mit welcherGeschwindigkeit man sich bewegt und wo man sich befin<strong>de</strong>t.Eine Revolution in <strong>de</strong>r Physik, <strong>de</strong>nn bis dahin galten Raum undZeit als feststehen<strong>de</strong>, nicht zubeeinflussen<strong>de</strong> Größen. Einsteinaber fasst Raum und Zeit zur„Raum-Zeit“ zusammen. Und ersagt, dass Masse diese Raum-Zeitkrümmt:Einsteins Erklärung: Massen krümmen dieRaumzeitRaum und Zeit, so Einstein, kannman sich vorstellen wie eine Fläche– wie ein aufgespanntes Tuch. Wenn keine Masse da ist, dann istdie Raum-Zeit flach – das Tuch bleibt gespannt. Die Sonne aberbeispielsweise krümmt durch ihre Masse die Raum-Zeit, so alswür<strong>de</strong> man eine schwere Kugel auf das gespannte Tuch legen:das Tuch wölbt sich nach unten. <strong>Das</strong> Tuch, also die Raum-Zeit istnicht mehr flach, son<strong>de</strong>rn gekrümmt. Lässt man jetzt eine <strong>kleine</strong>reKugel über das Tuch rollen, so wird diese sich durch die Wölbungauf einer Kreisbahn um die große Kugel herum bewegen – genauwie die Er<strong>de</strong> um die Sonne. Die Gravitation ist nach Einstein alsodie Krümmung <strong>de</strong>r Raum-Zeit durch Massen. Die gekrümmteRaum-Zeit sorgt für die Umlaufbahnen <strong>de</strong>r Planeten um dieSonne.<strong>Das</strong>s seine Theorie funktioniert, will Einstein schon wenige Jahrespäter beweisen. Die Überlegung: Wenn Masse die Raum-Zeitkrümmt, dann müsste sie auch Licht ablenken. Für eineSonnenfinsternis berechnet Einstein, wie die Masse <strong>de</strong>r Sonnedas Licht von dahinterliegen<strong>de</strong>n Sternen ablenkt. SeineBeobachtungen zeigen: die Sonne krümmt tatsächlich <strong>de</strong>n Raumund verän<strong>de</strong>rt so <strong>de</strong>n Lauf <strong>de</strong>r Lichtstrahlen.Doch warum Körper überhaupteine Masse haben, die <strong>de</strong>n Raumkrümmt, bleibt unbeantwortet –bis ins Jahr 1964. Peter Higgs, einfrisch gebackener Physik-Professor vom King’s College inLondon, veröffentlicht eine kühneThese: Neben <strong>de</strong>n zwölf bekanntenHiggs-Bosonen heften sich an ein QuarkElementarteilchen führt er ein dreizehntes, letztes ein: <strong>Das</strong> Higgs-Teilchen. Higgs-Teilchen erfüllen <strong>de</strong>n ganzen Raum, behauptetHiggs. Sie seien <strong>de</strong>r kosmische Klebstoff, <strong>de</strong>r sich an die Materieheftet. Ein Teilchen wie das Elektron zum Beispiel bin<strong>de</strong>t nurwenige dieser Higgs-Teilchen. <strong>Das</strong> Elektron ist daher leicht.An<strong>de</strong>re Elementarteilchen wie Quarks dagegen bin<strong>de</strong>n viel mehrHiggs-Teilchen. Sie sind also schwerer. Fast 50 Jahre lang bleibtdas Theorie – bis man 2012 am Teilchenbeschleuniger CERN inGenf bekanntgibt, man habe das seit Jahrzehnten gesuchteHiggs-Boson höchstwahrscheinlich gefun<strong>de</strong>n.Doch ob das die letzte Erklärung <strong>de</strong>r Gravitation sein wird?21
Drehen an <strong>de</strong>r GravitationskonstanteWas sind Schwarze Löcher?Obwohl wir sie als einzige physikalische Kraft im Alltag spüren, istdie Gravitation doch die schwächste von ihnen. <strong>Das</strong> erkenntman, wenn man die Schwerkraft mit <strong>de</strong>r elektromagnetischenKraft vergleicht: Eine Eisenkugel wird von <strong>de</strong>r Gravitation nachunten gezogen. Doch schon ein <strong>kleine</strong>r Magnet wirkt <strong>de</strong>rSchwerkraft entgegen und hält die Kugel zurück.Film 4.2 Drehen an <strong>de</strong>r GravitationskonstanteWäre es möglich, an <strong>de</strong>r Gravitationskonstante zu drehen und sie<strong>kleine</strong>r zu machen, wür<strong>de</strong> sich die Welt verän<strong>de</strong>rn. AlleGegenstän<strong>de</strong> wür<strong>de</strong>n an Gewicht verlieren. Man könnte höherspringen und sich leichter fortbewegen. Pflanzen und Tierewür<strong>de</strong>n im Laufe <strong>de</strong>r Zeit filigraner wer<strong>de</strong>n. Bei zunehmen<strong>de</strong>rGravitation hingegen wür<strong>de</strong> alles schwerer. Tiere und Pflanzenmüssten stabiler gebaut sein.Der Film zeigt, warum we<strong>de</strong>r eine geringere noch einezunehmen<strong>de</strong> Gravitation beson<strong>de</strong>rs hilfreich wäre und warum esin bei<strong>de</strong>n Fällen das Leben auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> vernichten wür<strong>de</strong>.Aber bei großen Massen erkennt man die Macht <strong>de</strong>r Gravitation.Diese Macht sehen wir, wenn wir uns weiter von unseremSonnensystem entfernen und weiter ins All reisen. Dort begegnenuns Sterne, die mehr als zehn mal so schwer sind wie unsereSonne. Wenn ein solcher Stern seinen Brennstoff verbraucht hat,bläht er sich zu einem roten Riesen auf.In seinem Inneren verschmelzen die Atome zu immer schwererenElementen, bis hin zum Eisen. Hier stoppt die Fusionskette, weilaus <strong>de</strong>r Verschmelzung zweier Eisenkerne keine Energie mehrgewonnen wer<strong>de</strong>n kann. Der Eisenkern <strong><strong>de</strong>s</strong> Sterns ist schließlichso schwer, dass er unter seinem eigenen Gewicht in sichzusammen fällt.Die gesamte Gashülle <strong><strong>de</strong>s</strong> aufgeblähten Sterns stürzt daraufhin inRichtung <strong><strong>de</strong>s</strong> kollabierten Eisenkerns. Dort prallen die Gase ab,und <strong>de</strong>r Stern wird in einer gewaltigen Detonation zerrissen, dieseine Materie in <strong>de</strong>n Weltraum schleu<strong>de</strong>rt. Astronomen nennendas eine Supernova-Explosion.22