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Das kleine 1x1 des Universums - WDR.de

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<strong>Das</strong> <strong>kleine</strong> <strong>1x1</strong><strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong>


<strong>Das</strong> <strong>kleine</strong> <strong>1x1</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong>Wann haben Sie das letzte Mal in einermondlosen, klaren Nacht unter <strong>de</strong>n Sternengestan<strong>de</strong>n? Der Blick in <strong>de</strong>n Sternenhimmelkann ein unglaublich erhabener undfriedlicher Moment sein. Er lässt uns spüren,wie klein und verletzlich wir Menschen sindund wie groß und gewaltig das Universum.So ähnlich fühlen Menschen womöglich seittausen<strong>de</strong>n von Jahren.Diese Ehrfurcht ist geblieben, das Wissen hatsich gewan<strong>de</strong>lt. Noch vor einigen hun<strong>de</strong>rtJahren dachten die Menschen, die Er<strong>de</strong> seieine Scheibe und <strong>de</strong>r Himmel eine Kuppel, an<strong>de</strong>r die Sterne angebracht sind. Heute wissenwir: Wir leben in einem riesigen Universum,unvorstellbar groß, mit Abermilliar<strong>de</strong>n von Sternenund Galaxien. Und obwohl wir heute so viel mehrüber <strong>de</strong>n Kosmos wissen als unsere Vorfahren,steckt das Universum noch immer voller Rätsel:Schwarze Löcher, Dunkle Materie, Exoplaneten.Quarks & Co hat bereits viele Reisen zu <strong>de</strong>n Wun<strong>de</strong>rnunseres <strong>Universums</strong> unternommen.In diesem iBook wollen wir für Sie zusammentragen, was wir über unserUniversum wissen und welche Fragen noch offen sind …


Der Blick ins Universumund Philosophen Claudius Ptolemäus) entstan<strong>de</strong>n. Ptolemäuswar überzeugt, dass die Er<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mittelpunkt <strong><strong>de</strong>s</strong> Weltraums seiund dass alle an<strong>de</strong>ren Himmelskörper sich auf Bahnen um sieherumbewegten.Wir wissen heute, dass es an<strong>de</strong>rs ist. Die Beobachtung undVermessung <strong><strong>de</strong>s</strong> Weltraums ergibt je<strong>de</strong>n Tag gigantischeDatenmengen und mit neuen astronomischen Geräten wird <strong>de</strong>rBlick ins Universum immer weiter ausge<strong>de</strong>hnt.Film 1.1 Wie weit können wir sehen?Meistens haben wir nur einen Blick für das, was um uns herumauf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> passiert. Dabei gibt es auch über uns eine Menge zusehen. Schon mit bloßem Auge können wir ziemlich weit in <strong>de</strong>nWeltraum blicken. Undfrühere Generationen vonAstronomen mussten sichdarauf und auf einigemathematischeBerechnungen verlassen.Ptolemäus war überzeugt, dass die Er<strong>de</strong><strong>de</strong>r Mittelpunkt <strong><strong>de</strong>s</strong> Weltraums seiSo ist zum Beispiel dasPtolemäische Weltbild (nach<strong>de</strong>m griechischenMathematiker, AstronomenDer Mond ist rund 400.000Kilometer von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> entfernt –etwa eine Lichtsekun<strong>de</strong>: Vom Mondbis zur Er<strong>de</strong> braucht das Licht etwasmehr als eine Sekun<strong>de</strong>.Bei guten Bedingungen können wirmit bloßem Auge ungefähr 3.000Sterne ent<strong>de</strong>cken. Je dunkler die Umgebung, <strong><strong>de</strong>s</strong>to mehr Sternesehen wir. Zum Beispiel <strong>de</strong>n Doppelstern Alpha Centauri, vierLichtjahre entfernt. <strong>Das</strong> sind 40 Billionen Kilometer.<strong>Das</strong> weiteste Objekt, das wir ohneHilfsmittel sehen können, ist dieAndromeda-Galaxie – 2,5 MillionenLichtjahre entfernt!Mit einem Teleskop können wir nochtiefer ins Universum gucken undDer Mond ist etwa eine Lichtsekun<strong>de</strong> von<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> entferntMillionen Lichtjahre entfernt: DieAndromeda-Galaxie3


<strong>Das</strong> Paranal-Observatorium in <strong>de</strong>rchilenischen Atacama-WüsteDie Sombrero-Galaxie, eine Spiralgalaxieim Sternbild Jungfrauent<strong>de</strong>cken zum Beispiel <strong>de</strong>nKugel-Sternhaufen M 13, <strong>de</strong>r nurschwach leuchtet.Und es geht noch weiter: In <strong>de</strong>rAtacama-Wüste in Chile stehen diegrößten Teleskope <strong>de</strong>r Welt. Siearbeiten ferngesteuert und könnenso tief ins All blicken wie keinan<strong>de</strong>res Teleskop auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>.Damit ent<strong>de</strong>ckt man zum Beispiel<strong>de</strong>n Carina-Nebel und dieSombrero-Galaxie. Und auch dieAntennengalaxie können wirsehen. Bis ihr Licht bei uns auf <strong>de</strong>rEr<strong>de</strong> ankommt, vergehen 75Millionen Jahre.Galaxien aus <strong>de</strong>r Urzeit <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong>, rund 13 Milliar<strong>de</strong>nLichtjahre von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> entfernt.Auch wenn wir schon Vieles ent<strong>de</strong>ckt haben – <strong>de</strong>r allergrößte Teil<strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong> ist uns noch völlig unbekannt.Doch die Erdatmosphäre,Lichtverschmutzung undLuftverwirbelungenbeeinträchtigen die Aufnahmenvieler Teleskope auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>.Deshalb gibt es Teleskope direktim Weltall. <strong>Das</strong> Weltraumteleskop „Hubble“ macht Aufnahmen mitextrem langer Belichtungszeit. <strong>Das</strong> Ergebnis ist das Weiteste, waswir jemals gesehen haben: das „Ultra Deep Field“ – unzähligeEine junge Riesengalaxie, aufgenommenvom Weltraumteleskop Hubble4


Kapitel 2Der UrknallWie das Universum begannVor 13,7 Milliar<strong>de</strong>n Jahren entstan<strong>de</strong>n Raum undZeit. Der Urknall ist <strong>de</strong>r Beginn <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong> –so die Theorie <strong>de</strong>r Physiker. Was genau aber beimUrknall passierte und warum das Universumüberhaupt entstan<strong>de</strong>n ist, wissen sie bis heutenicht.


Der Urknall – wie das Universum begannBillionen-fach größer. Die Materie verteilte sich dabei imgesamten Raum. Danach wuchs das Universum wie<strong>de</strong>rlangsamer - und kühlt seit<strong>de</strong>m ständig ab.In seiner Frühphase war das Universum eine „Ursuppe“ ausTeilchen und Energie. Leichte Dichte-Schwankungen und dieExpansion <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong> haben dann dazu geführt, dass sichMaterie-Strukturen ausbil<strong>de</strong>n konnten.Film 2.1 Mit <strong>de</strong>m Urknall beginnt die Geschichte <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong>.Mit <strong>de</strong>m Urknall vor 14 Milliar<strong>de</strong>n Jahren beginnt die Geschichte<strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong>. Was ist beim Urknall passiert, was war vor <strong>de</strong>mUrknall und wo hat <strong>de</strong>r Urknall stattgefun<strong>de</strong>n? All das isteigentlich unbegreiflich: Es gibt kein „vor“ <strong>de</strong>m Urknall und auchkeinen Raum, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Urknall hätte stattfin<strong>de</strong>n können. Raumund Zeit sind erst mit <strong>de</strong>m Urknall entstan<strong>de</strong>n.Alles, was es heute im Universum gibt, war einmal in einemwinzigen Punkt zusammengepresst. Nach einer ganzen Sekun<strong>de</strong>hatte das Universum gera<strong>de</strong> mal einen Durchmesser so groß wiedie Entfernung von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zum Mond. Und die gesamteMaterie, aus <strong>de</strong>r heute unsere Milchstraße besteht, passte in eineKaffeetasse. Im Bruchteil einer Sekun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> es dann BillionenStrahlungskarte <strong><strong>de</strong>s</strong> jungen <strong>Universums</strong>Woher wissen wir das? Die erste Strahlung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong> – diesogenannte Hintergrundstrahlung – kann man messen und darausStrahlungskarten <strong><strong>de</strong>s</strong> jungen <strong>Universums</strong> errechnen. Dieverschie<strong>de</strong>nen Farben stehen für Temperatur-Unterschie<strong>de</strong>. Siezeigen, dass es nicht überall im Universum gleich heiß war. Aneinigen Stellen gab es mehr Energie und Materie als an an<strong>de</strong>ren.Als sich das Universum weiter ausge<strong>de</strong>hnt hat, konnte sich dieMaterie dort unter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>r Gravitationzusammenklumpen und Galaxien entstan<strong>de</strong>n.6


Der Urknall – Schritt für Schritt10 -43 Sekun<strong>de</strong>n Die PlanckzeitDer früheste Zeitpunkt nach <strong>de</strong>m Urknall, über <strong>de</strong>n die Physikeine Aussage treffen kann, beginnt 10 -43 Sekun<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>mUrknall, also eine Zehnmillionstel Milliardstel MilliardstelMilliardstel Milliardstel Sekun<strong>de</strong>. Man bezeichnet sie auch alsPlanck-Zeit, nach <strong>de</strong>m Physiker Max Planck, einem Begrün<strong>de</strong>r<strong>de</strong>r Quantentheorie.Film 2.2 In Sekun<strong>de</strong>nbruchteilen zum riesigen UniversumDie Zeiträume, die beim Urknall eine Rolle spielen, unterschei<strong>de</strong>nsich zeitlich stark. Einige Prozesse haben sich über Milliar<strong>de</strong>n vonJahren hingezogen, an<strong>de</strong>re passierten in Bruchteilen einerSekun<strong>de</strong>. Daher geben wir in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Darstellung die Zeit inZehnerpotenzen einer Sekun<strong>de</strong> an: 10 0 Sekun<strong>de</strong>n entsprecheneiner Sekun<strong>de</strong>. 10 1 Sekun<strong>de</strong>n sind 10 Sekun<strong>de</strong>n. 10 2 sind 100Sekun<strong>de</strong>n und so weiter. Die nächste Stelle ist immer einZehnfaches <strong>de</strong>r vorherigen. Entsprechend steht 10 -1 Sekun<strong>de</strong> füreine zehntel Sekun<strong>de</strong>, 10 -2 für eine hun<strong>de</strong>rtstel Sekun<strong>de</strong> usw.Insgesamt umfasst die Zeit vom Urknall bis heute 10 61Zehnerpotenzen. Vorstellen können sich das auch die Physikernicht mehr. Aber sie können damit rechnen und die Geschichte<strong><strong>de</strong>s</strong> Urknalls entsprechend einteilen.Eine Aussage <strong>de</strong>r Quantentheorie ist, dass man die Eigenschafteneines Teilchens nicht beliebig genau messen kann, es bleibt einegewisse Unschärfe. Diese Unschärfe gilt auch für die Zeit. FürZeiträume, die kürzer sind als die Planckzeit, kann man Ursacheund Wirkung nicht mehr auseinan<strong>de</strong>rhalten. Ohne dieUnterscheidung von Ursache und Wirkung ist jedoch keine Physikmöglich. Daher kommen die Physiker nicht näher an <strong>de</strong>n Urknallheran und schon gar nicht in eine Zeit vor <strong>de</strong>n Urknall.Temperatur: 10 32 Grad Celsius10 -37 Sekun<strong>de</strong>n<strong>Das</strong> Universum als ErbseSobald das Universum entstan<strong>de</strong>n ist, hat es sich auchausge<strong>de</strong>hnt, <strong>de</strong>nn die Temperatur und damit <strong>de</strong>r Druck warenunvorstellbar hoch. Hatte das Universum quasi punktförmigbegonnen, ist es nach 10 -37 Sekun<strong>de</strong>n immerhin schon so groß7


wie eine Erbse. Bei dieser Größenangabe stellt sich natürlich dieFrage: Was war außerhalb? Die Antwort <strong>de</strong>r Physiker istein<strong>de</strong>utig, aber schwer vorstellbar. Der Urknall ist keine Explosionin einem bestehen<strong>de</strong>n Raum, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Raum als solcher isterst mit <strong>de</strong>m Urknall entstan<strong>de</strong>n. Folglich gibt es kein Außerhalb.<strong>Das</strong> gleiche gilt für die Zeit, auch sie ist erst mit <strong>de</strong>m Urknallentstan<strong>de</strong>n. In dieser Logik kann es also gar kein „vor <strong>de</strong>mUrknall“ geben. Temperatur: 10 27 Grad Celsius10 -36 bis 10 -32 Sekun<strong>de</strong>nDie Phase <strong>de</strong>r Inflation<strong>Das</strong> Universum hat sich in einemwinzigen Augenblick um mehr als das10 26 -fache ausge<strong>de</strong>hntObwohl sich das Universum vonAnfang an ausge<strong>de</strong>hnt hat, kommtes kurzfristig zu einer sehr starkbeschleunigten Aus<strong>de</strong>hnung. DiePhysiker nennen dies die Phase<strong>de</strong>r Inflation. <strong>Das</strong> Universum hatsich in <strong>de</strong>m winzigen Augenblickzwischen 10 -36 bis 10 -32 Sekun<strong>de</strong>num mehr als das 10 26 -facheausge<strong>de</strong>hnt. <strong>Das</strong> be<strong>de</strong>utet, je<strong><strong>de</strong>s</strong> Stückchen Raum, das vor <strong>de</strong>rInflation so groß war wie ein Atomkern, ist danach größer alsunsere komplette Milchstraße. Es ist bereits zu diesem frühenZeitpunkt größer als das heute sichtbare Universum und das hatimmerhin einen Durchmesser von fast 80 Milliar<strong>de</strong>n Lichtjahren.Temperatur: 10 25 Grad Celsius10 -12 Sekun<strong>de</strong>n„Urknall“ im LaborAm Teilchenbeschleuniger CERN im schweizerischen Genfwer<strong>de</strong>n in einer 27 Kilometer langen Röhre Atomkerne auf fastLichtgeschwindigkeit beschleunigt. Nach mehrerenBeschleunigungsrun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n sie dann an bestimmten Stellenaufeinan<strong>de</strong>r geschossen. Dort stehen riesige Messgeräte,sogenannte Detektoren. Mit ihnen versuchen die Physiker, <strong>de</strong>nZusammenprall so genau wie möglich zu analysieren. Anhand <strong>de</strong>rTeilchen, die sie dabei beobachten, bekommen sie Erkenntnissedarüber, wie die Materie aufgebaut ist und welche Kräftezwischen ihnen wirken. Die Energien, die im CERN-Beschleunigererzeugt wer<strong>de</strong>n, entsprechen <strong>de</strong>n Bedingungen, die die zumZeitpunkt 10 -12 Sekun<strong>de</strong>n (eine Millionstel Millionstel Sekun<strong>de</strong>)geherrscht haben müssen. Temperatur: 10 17 Grad Celsius10 -5 Sekun<strong>de</strong>nProtonen und Neutronen bil<strong>de</strong>n sich<strong>Das</strong> Universum hat sich inzwischenso weit abgekühlt, dass sich dieelementaren Quarks-Teilchen zugrößeren Teilchen zusammensetzenkönnen. Die stabilsten undbekanntesten dieser Teilchen sinddas Proton und das Neutron. Bei<strong>de</strong>bestehen aus jeweils drei Quarks,Protonen und Neutronen, die Bausteine <strong>de</strong>rAtomkerne8


die durch die starke Kernkraft zusammengehalten wer<strong>de</strong>n. <strong>Das</strong>Proton setzt sich aus zwei sogenannten up-Quarks und einemdown-Quarks zusammen. <strong>Das</strong> Neutron aus zwei down-Quarksund einem up-Quarks. Temperatur: 1.000 Milliar<strong>de</strong>n Grad CelsiusEine Sekun<strong>de</strong> (10 0 Sekun<strong>de</strong>n)Geburt <strong>de</strong>r AtomkerneProtonen und Neutronen bil<strong>de</strong>ten im frühenUniversum vor allem HeliumkerneDie Temperatur ist mit rund einerMilliar<strong>de</strong> Grad Celsius inzwischenso „niedrig“, dass sich Protonenund Neutronen zu leichtenAtomkernen zusammenschließenkönnen. Am Anfang sind es nurDeuterium- und Helium-Kerne.Nach wenigen Minuten bil<strong>de</strong>n sichauch Tritium-, Beryllium- und Lithium-Atomkerne, also Atomkernemit immer mehr Protonen und Neutronen. Allerdings nur ingeringen Mengen. Rund ein Viertel <strong>de</strong>r Masse <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong>besteht zu diesem Zeitpunkt aus Heliumkernen, und fast dreiViertel aus Wasserstoffkernen. Schwerere Elemente mit nochmehr Protonen und Neutronen, wie zum Beispiel Eisen, bil<strong>de</strong>nsich erst viel später durch Verbrennungsprozesse in <strong>de</strong>n Sternenund schließlich durch die Explosion von Sternen, sogenanntenSupernovae. Temperatur: 1 Milliar<strong>de</strong> Grad Celsius400.000 Jahre (10 13 Sekun<strong>de</strong>n)<strong>Das</strong> Universum wird durchsichtig<strong>Das</strong> Universum ist auf rund 3.000 Grad Celsius abgekühlt. Diethermische Energie ist damit so gering, dass die bisher frei imRaum fliegen<strong>de</strong>n negativ gela<strong>de</strong>nenElektronen von <strong>de</strong>n positivgela<strong>de</strong>nen Atomkernen eingefangenwer<strong>de</strong>n. Ursache dafür ist dieelektromagnetische Anziehungskraftzwischen <strong>de</strong>n unterschiedlichenLadungen. Auf diese Weise gibt esjetzt erstmals vollständige Atome.Dies führt zu einem erstaunlichen Nebeneffekt. <strong>Das</strong> Universumwird durchsichtig. Um das zu verstehen, muss man sich klarmachen, wie wir überhaupt etwas sehen können. Wir erblickeneinen Gegenstand, wenn von ihm Licht ausgesen<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>rreflektiert wird und dieses Licht in unser Auge gelangt. Statt vonLicht kann man auch etwas genauer von Photonen sprechen.Damit man also etwas sehen kann, müssen Photonenungehin<strong>de</strong>rt von einem Ort zu einem an<strong>de</strong>ren gelangen können.Kurz nach <strong>de</strong>m Urknall war es jedoch so heiß und dievorhan<strong>de</strong>nen Teilchen waren so dicht gepackt, dass ein Photonnicht weit gekommen ist. Ständig wur<strong>de</strong> es von einem freienElektron aufgenommen o<strong>de</strong>r abgelenkt. An<strong>de</strong>rs ist es bei <strong>de</strong>nnach 400.000 Jahren entstan<strong>de</strong>nen Atomen. Jetzt sind dieElektronen an die Atomkerne gebun<strong>de</strong>n und können nicht mehrmit je<strong>de</strong>m Photon reagieren, son<strong>de</strong>rn nur noch mit einigenDurch das Einfangen von Elektronenentstehen erstmals vollständige Atome9


wenigen. Dadurch kann ein Photon jetzt tatsächlich eine weiteStrecke zurücklegen. Die Folge: <strong>Das</strong> Universum wird durchsichtig.Temperatur: 3.000 Grad Celsius50 Millionen Jahre (10 14 Sekun<strong>de</strong>n)Inmitten von Gaswolken<strong>Das</strong> Universum hat inzwischen eine angenehme Temperatur von25 Grad Celsius. Allerdings gibt es kein sonniges Plätzchen, <strong>de</strong>nnnoch besteht das Universum nur aus riesigen Gaswolken. Sternegibt es noch keine. Erst langsam bil<strong>de</strong>n sich aus lokalenSchwankungen in <strong>de</strong>r Gasdichte die Geburtsorte für die erstenSterne. Temperatur: 25 Grad Celsius100 Millionen Jahre (10 15 Sekun<strong>de</strong>n)SternenleuchtenDie Wasserstoff-Gaswolken wer<strong>de</strong>n an einigen Stellen so dicht,In <strong>de</strong>n Sternen entsteht aus WasserstoffHelium. <strong>Das</strong> setzt Energie frei; sie leuchtendass sich die einzelnenGasteilchen aufgrund ihrer Massestark anziehen und alle zu einemriesigen Gasballzusammenstürzen. Dadurch steigtdie Temperatur rasant an.Irgendwann wird es so heiß und<strong>de</strong>r Druck so hoch, dass die Kernfusion einsetzt: Wasserstoffverbin<strong>de</strong>t sich zu Helium und setzt dabei Energie frei. Die erstenSterne beginnen zu leuchten.Temperatur: 22 Grad Celsius500 Millionen Jahre (10 16 Sekun<strong>de</strong>n)GalaxienImmer mehr Sterne entstehen und schließen sich aufgrund ihrerAnziehungskraft zu Galaxien zusammen. <strong>Das</strong> WeltraumteleskopHubble hat im Jahr 1996 lange Zeit einen ganz bestimmtenAusschnitt am Himmel beobachtet und dabei einen Blick ganzweit zurück in die Vergangenheit geworfen. <strong>Das</strong> sogenannteHubble Deep Field zeigt einen Ausschnitt <strong><strong>de</strong>s</strong> frühen <strong>Universums</strong>,in <strong>de</strong>m bereits hun<strong>de</strong>rte von Galaxien zu sehen sind. Temperatur: 20 Grad Celsius9,5 Milliar<strong>de</strong>n Jahre (10 17 Sekun<strong>de</strong>n)Unsere Er<strong>de</strong>Nach<strong>de</strong>m bereits vieleGenerationen von Sternenentstan<strong>de</strong>n und wie<strong>de</strong>r vergangensind, leuchtet vor rund 4,5Milliar<strong>de</strong>n Jahren unsere Sonne auf.Kurz darauf entstehen auch unsereVor rund 4,5 Milliar<strong>de</strong>n Jahren leuchtetunsere Sonne auf10


Er<strong>de</strong> und die an<strong>de</strong>ren Planeten in unserem Sonnensystem.Zufällig liegt die Er<strong>de</strong> in einem Abstand zur Sonne, <strong>de</strong>r esermöglicht, dass sich Wasser bil<strong>de</strong>t. Und er ist groß genug, sodass sich eine schützen<strong>de</strong> Atmosphäre bil<strong>de</strong>n kann.Temperatur: minus 265 Grad CelsiusBeweise für <strong>de</strong>n Urknall: die Hintergrundstrahlung14 Milliar<strong>de</strong>n Jahre (10 17 Sekun<strong>de</strong>n)HeuteNach fast 14 Milliar<strong>de</strong>n Jahren hat sich aus <strong>de</strong>m Universum, das<strong>kleine</strong>r als eine Erbse begonnen hat, ein riesiges Sternenmeerentwickelt. Alleine <strong>de</strong>r für uns sichtbare Teil <strong><strong>de</strong>s</strong> Weltalls hat einenDurchmesser von fast 80 Milliar<strong>de</strong>n Lichtjahren. Und nach wie vor<strong>de</strong>hnt es sich weiter aus, wenn auch viel langsamer als amAnfang. Neue Sterne beginnen zu leuchten und alte verglühen inriesigen Sternenexplosionen. Es vollzieht sich ein ständigerWan<strong>de</strong>l. Lange Zeit dachte man, das Universum sei schon immerda gewesen und wer<strong>de</strong> auch immer so fortbestehen. Doch dannent<strong>de</strong>ckte Edwin Hubble 1929, dass sich das Universumaus<strong>de</strong>hnt und das offenbar auch schon früher getan hat. Verfolgtman diese Entwicklung in <strong>de</strong>r Zeit immer weiter zurück, dannmuss das Universum irgendwann einmal in einem gewaltigenUrknall entstan<strong>de</strong>n sein. Auch wenn heute noch nicht alle Fragenzum Urknall geklärt sind – zurzeit ist es das beste Mo<strong>de</strong>ll, das esgibt.Temperatur: minus 270 Grad CelsiusFilm 2.3 Die HintergrundstrahlungHintergrundstrahlung ist das Licht, das vom Urknall übrig gebliebenist. Es ist Strahlung, <strong>de</strong>ren Ursprung hinter <strong>de</strong>n Galaxien liegt.Astrophysiker können damit in die Vergangenheit schauen. DieHintergrundstrahlung ist älter als je<strong><strong>de</strong>s</strong> Licht, das wir kennen. MitHilfe <strong><strong>de</strong>s</strong> Satelliten Planck wird sie sichtbar und das früheUniversum wie bei einer Fotografie darstellbar.Erfahren Sie im Film, was Astrophysiker im Urkosmos sehenkönnen und warum Sie hoffen, neue Hinweise zu erhalten, ob dasUniversum unendlich expandiert o<strong>de</strong>r ob die Welt kollabiert.11


Kapitel 3Sonne, Mond undSchwarze LöcherWoraus das Universum bestehtEtwa 100 Milliar<strong>de</strong>n Galaxien gibt es im Universum,je<strong>de</strong> davon mit Milliar<strong>de</strong>n von Sternen. <strong>Das</strong> Allscheint voller leuchten<strong>de</strong>r Objekte zu sein. DochGalaxien und Sterne machen gera<strong>de</strong> einmal fünfProzent <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong> aus. Die restlichen 95Prozent kennen wir nicht.


Was wir wissen: Sterne und PlanetenFilm 3.1 Die kosmische SternenkücheAls mit <strong>de</strong>m Urknall alles begann, gab es nur eine Art Grundteig.Wasserstoff und Helium waren die ersten Elemente im jungenUniversum. An<strong>de</strong>re Zutaten gab es noch nicht.Erst 200 Millionen Jahre nach <strong>de</strong>m Urknall entstan<strong>de</strong>n die erstenBacköfen unseres <strong>Universums</strong> – die Sterne. Sie entwickelten sichaus <strong>de</strong>m kosmischen Grundteig: Durch die Schwerkraftverklumpten die Wasserstoff- undHeliumteilchen zu Gasbällen. DieseGasbälle wur<strong>de</strong>n immer dichter undheißer – so heiß, dass die Teilchenmiteinan<strong>de</strong>r verschmolzen. Die erstenSterne waren geboren.Die Geburt eines SternsIn ihrem Inneren begannen die Sterne nun, <strong>de</strong>n Grundteig <strong><strong>de</strong>s</strong><strong>Universums</strong> in neue Elemente umzuwan<strong>de</strong>ln. Am Anfangverschmolzen Wasserstoff-Teilchen zu noch mehr Helium. Undaus Helium konnten Elemente entstehen, die es beim Urknallnoch nicht gab.Nach und nach bekam ein Stern soeine Zwiebelstruktur ausunterschiedlichen Elementen. Jeschwerer <strong>de</strong>r Stern war, <strong><strong>de</strong>s</strong>tomehr Elemente konnte ererzeugen. Zum Beispiel Sauerstoffund Kohlenstoff – die Elemente, diefür das Leben auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> wichtigwur<strong>de</strong>n.Eisen ist das schwerste Element, das die Sternen-Öfen backenkonnten. Noch schwerere – wie zum Beispiel Silber – entstan<strong>de</strong>nauf dramatischere Weise: Wenn alte Sterne in einer Supernovaexplodieren, erzeugen manche von ihnen genug Energie, um auchschwere Elemente herzustellen.Wissenschaftler vermuten: Auchdie ausgebrannten Sternenleichen– Neutronensterne – könnten beieiner Kollision Elemente wie Silberund Gold erzeugen und sie ins Allschleu<strong>de</strong>rn.Zwiebelstruktur eines SternsEin Stern explodiert in einer Supernova13


Aber wie kamen die fertig gebackenen Elemente auf die Er<strong>de</strong>?Unser Sonnensystem entstand vor etwa viereinhalb Milliar<strong>de</strong>nJahren in einer großen Gas- und Staubwolke – <strong>de</strong>n Überrestenvergangener, explodierter Sterne. In dieser Wolke sammelten sichdie Staub- und Gasteilchen (darunter auch die verschie<strong>de</strong>nenElemente) durch die Gravitation zu einer riesigen rotieren<strong>de</strong>nScheibe. Im Zentrum <strong>de</strong>r Scheibe entstand durch dieAnziehungskraft die Sonne. In <strong>de</strong>n äußeren Bereichenverklumpten die Staubteilchen zu immer größeren Körpern undformten die Planeten.Was wir nicht wissen: Dunkle MaterieFilm 3.2 Die Jagd nach <strong>de</strong>r Dunklen MaterieEin direkter Beweis für ihre Existenz fehlt noch, aber die Indiziensind erdrückend: In unserem Universum gibt es viel mehr Materie,als wir sehen können – die so genannte Dunkle Materie.Gesteinsbrocken verklumpen zu PlanetenAuch das Leben auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> hat sich aus diesenSternenüberresten entwickelt. Wir sind aus kosmischem Staubgemacht – gebacken vor Jahrmilliar<strong>de</strong>n im Inneren <strong>de</strong>r Sterne.<strong>Das</strong> Rätselraten über Dunkle Materie begann Anfang <strong>de</strong>r 30er-Jahre <strong><strong>de</strong>s</strong> letzten Jahrhun<strong>de</strong>rts.Damals forschte auf <strong>de</strong>m MountWilson bei Los Angeles am damalsgrößten Teleskop <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> <strong>de</strong>rStar-Astronom Edwin Hubble. AlsErster ent<strong>de</strong>ckte er, dass es vieleGalaxien außerhalb unsererMilchstraße gibt und dass sich dasUniversum kontinuierlich aus<strong>de</strong>hnt.Computersimulation <strong><strong>de</strong>s</strong> Max-Planck-Instituts für Astrophysik zur Verteilung <strong>de</strong>rDunklen Materie im Universum14


Doch zur selben Zeit machte dort ein viel weniger prominenterAstronom eine beunruhigen<strong>de</strong> Ent<strong>de</strong>ckung. Fritz Zwickyuntersuchte die Bewegung <strong>de</strong>r Galaxien im sogenannten Coma-Haufen. Er kam zu <strong>de</strong>m Schluss, dass die gegenseitigeAnziehung <strong>de</strong>r Galaxien durch ihre Schwerkraft eigentlich nichtausreichen dürfte, um <strong>de</strong>n Haufen beieinan<strong>de</strong>r zu halten. SeineFolgerung: Es musste in <strong>de</strong>m Haufen eine große Mengeunsichtbarer Materie geben – Dunkle Materie. Doch diese I<strong>de</strong>efand wenig Resonanz bei <strong>de</strong>n Kollegen – vielleicht auch, weilZwicky als schwieriger Charakter galt. Die Dunkle Materie gerietin Vergessenheit.Erst Anfang <strong>de</strong>r 1970er-Jahrerückte die Dunkle Materie wie<strong>de</strong>r in<strong>de</strong>n Fokus <strong>de</strong>r Wissenschaft. Diejunge Astronomin Vera Rubinuntersuchte, wie schnell sich dieSterne in Galaxien um das Zentrumdrehen. Sie erwartete eigentlich,das Gleiche zu fin<strong>de</strong>n wie bei <strong>de</strong>rBewegung <strong>de</strong>r Planeten inunserem Sonnensystem: Je weiter weg die Sterne vom Zentrum<strong>de</strong>r Anziehungskraft sind, <strong><strong>de</strong>s</strong>to langsamer sollten sie unterwegssein. Doch zu ihrer Überraschung stellte Rubin etwas an<strong>de</strong>resfest: In <strong>de</strong>n Außenbereichen <strong>de</strong>r Galaxien waren die Sterne fastgenauso schnell wie im Zentrum. Eigentlich müsste das dazuführen, dass die Galaxien auseinan<strong>de</strong>rfliegen, die äußeren SterneDie Amerikanerin Vera Rubin fin<strong>de</strong>t in<strong>de</strong>n 1970er-Jahren Hinweise auf dieDunkle Materieweggeschleu<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Doch die Galaxien blieben stabil.Rubins Ent<strong>de</strong>ckung warf tiefgreifen<strong>de</strong> Fragen auf – und belebteZwickys These neu: Es musste viel mehr Masse geben als die <strong>de</strong>rleuchten<strong>de</strong>n Sterne. Die rätselhafte Dunkle Materie – es schiensie wirklich zu geben!Wie viel Dunkle Materie gibt es?Weltweit machten sich jetzt Astronomen auf die Jagd nach <strong>de</strong>rfehlen<strong>de</strong>n Masse im Universum. Zunächst versuchten sie, dieDunkle Materie durch herkömmliche astronomische Objekte zuerklären, die nur sehr schlecht zu beobachten sind: erkalteteSonnen, Planeten, dunkle Gaswolken. Astronomen bezeichnendiese Objekte auch als MACHOs (engl.: Massive Compact HaloObjects). Sogar die damals gera<strong>de</strong> erst indirekt beobachtetenSchwarzen Löcher bezogen sie in die Überschlagsrechnung ein.Doch unter <strong>de</strong>m Strich war das alles zu wenig. Es blieb einDefizit. Die Dunkle Materie bestand offenbar aus einem an<strong>de</strong>ren,noch unbekannten Stoff.Während die Beschaffenheit <strong>de</strong>r Dunklen Materie unklar bleibt,gelingt es <strong>de</strong>n Astronomen immer besser, ihre Mengeabzuschätzen. <strong>Das</strong> liegt auch an besseren Teleskopen. Seit <strong>de</strong>n1990er-Jahren liefert zum Beispiel das HubbleWeltraumobservatorium immer genauere Messdaten. Esvereinfacht das Auffin<strong>de</strong>n sogenannter Gravitationslinsen, in<strong>de</strong>nen große Massen-Ansammlungen – wie zum Beispiel15


Galaxienhaufen – <strong>de</strong>n Raumverbiegen und das Licht vondahinter liegen<strong>de</strong>n Objektenverformen. Je mehr Masse in <strong>de</strong>rLinse ist, <strong><strong>de</strong>s</strong>to stärker wird dasLicht abgelenkt. Auch hier ist dasErgebnis ein<strong>de</strong>utig: In <strong>de</strong>nGalaxienhaufen ist viel mehr dunkleals leuchten<strong>de</strong> Materie. Für einen<strong>kleine</strong>n Abschnitt <strong><strong>de</strong>s</strong> Himmels können die Astronomen auf dieseWeise sogar die Verteilung <strong>de</strong>r Dunklen Materie berechnen. <strong>Das</strong>Ergebnis: Es gibt fünfmal mehr Dunkle Materie als sichtbare.In einer Gravitationslinse verzerren großeMassen das Licht dahinter liegen<strong>de</strong>rGalaxien.Woraus besteht Dunkle Materie?Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r Beschaffenheit <strong>de</strong>r Dunklen Materiebekommen die Kosmologen Hilfe aus einer unerwartetenRichtung. Schon seit <strong>de</strong>n 1970er-Jahren postulierenTeilchenphysiker, dass es eine ganze Reihe von nochunent<strong>de</strong>ckten Elementarteilchen geben könnte. Diese WIMPs(engl.: Weakly Interacting Massive Particles) sollten nicht mitelektromagnetischer Strahlung - also Licht, Röntgenstrahlen,Radiowellen - wechselwirken und <strong><strong>de</strong>s</strong>halb für Teleskopeunsichtbar sein. Die Prognosen <strong>de</strong>r Physiker, was die Massen undHäufigkeit dieser Teilchen betrifft, passen erstaunlich gut zu <strong>de</strong>nastronomischen Daten. Doch we<strong>de</strong>r Kosmologen nochTeilchenphysiker haben bis jetzt WIMPs beobachten können.Rund um <strong>de</strong>n Globus laufen zur Zeit etliche Experimente, um dieDunkle Materie direkt nachzuweisen. Hauptansatzpunkt dabei istdie Vorhersage, dass die WIMPs neben <strong>de</strong>r Schwerkraft auch fürdie sogenannte schwache Kernkraft empfänglich sind.Hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong> Teilchen <strong>de</strong>r Dunklen Materie strömen Sekun<strong>de</strong>für Sekun<strong>de</strong> durch je<strong>de</strong>n Quadratzentimeter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Statistischgesehen sollte einmal pro Jahr eines von ihnen über dieschwache Kernkraft an einem Atomkern hängenbleiben. Diemeisten Experimente versuchen, genau diese Kollisionen zumessen.Allein unter <strong>de</strong>m Gran SassoMassiv in <strong>de</strong>n italienischenAbruzzen laufen dreiunterschiedliche Experimente. DieMessgeräte sind durch 1.400Meter Fels von <strong>de</strong>r stören<strong>de</strong>nkosmischen Strahlungabgeschirmt. Eines <strong>de</strong>rExperimente dort sowie eines in<strong>de</strong>n USA und eines auf <strong>de</strong>r internationalen Raumstation ISSgeben Hinweise auf mögliche Zusammenstöße von WIMPs mitAtomkernen. Lei<strong>de</strong>r passen die Ergebnisse <strong>de</strong>r unterschiedlichenExperimente nicht zusammen, so dass weitere Untersuchungenzeigen müssen, ob wirklich WIMPs die Dunkle Materieausmachen. An<strong>de</strong>rnfalls müssen die Astronomen nach eineran<strong>de</strong>ren Erklärung für die fehlen<strong>de</strong> Masse im Universum suchen.Auch <strong>de</strong>r AMS-Detektor an <strong>de</strong>rinternationalen Raumstation sucht nach<strong>de</strong>r Dunklen Materie16


Was ist Dunkle Energie?Wohlgemerkt: <strong>de</strong>r Raum selber <strong>de</strong>hnt sich aus, es sind nicht dieSterne, die auseinan<strong>de</strong>rfliegen. Diese Aus<strong>de</strong>hnung <strong><strong>de</strong>s</strong> Raums istvergleichbar mit einem Hefeteig, in <strong>de</strong>m Rosinen <strong>de</strong>n Galaxienentsprechen. Geht <strong>de</strong>r Hefeteig auf – das ist die Aus<strong>de</strong>hnung <strong><strong>de</strong>s</strong>Raumes – so bewegen sich alle Galaxien voneinan<strong>de</strong>r weg, <strong>de</strong>nn<strong>de</strong>r Teig zwischen ihnen <strong>de</strong>hnt sich aus.Film 3.3 Was ist Dunkle Energie? Ranga erklärt‘sAuch wenn die Natur <strong>de</strong>r Dunklen Materie noch unklar ist: Diesichtbare Materie macht nur 4,6 Prozent <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong> aus,haben Astrophysiker errechnet. Die Dunkle Materie veranschlagensie mit 24 Prozent. Damit ist klar: Es gibt ein noch viel größeresRätsel als die Dunkle Materie – die „Dunkle Energie“. Sie macht<strong>de</strong>n größten Teil unseres <strong>Universums</strong> aus – über 70 Prozent.Wir haben keine Ahnung, woraus sie besteht. Wir wissen nur: DieDunkle Energie sorgt dafür, dass sich das Universum bzw. <strong>de</strong>rRaum an sich immer schneller ausbreitet.Alle astronomischen Beobachtungen <strong>de</strong>uten darauf hin, dass sichdas Universum seit seiner Entstehung kontinuierlich aus<strong>de</strong>hnt.Je weiter zwei Galaxien voneinan<strong>de</strong>r entfernt, <strong><strong>de</strong>s</strong>to mehr Teigdazwischen, <strong><strong>de</strong>s</strong>to schneller bewegen sie sich auseinan<strong>de</strong>r. <strong>Das</strong>lässt sich direkt am Licht <strong>de</strong>r Galaxien beobachten. Durch dieAus<strong>de</strong>hnung <strong><strong>de</strong>s</strong> Raume wird auf <strong>de</strong>r Reise zu uns auch dieWellenlänge <strong><strong>de</strong>s</strong> Lichtes gestreckt, sie wird röter. <strong>Das</strong> nennt mandie Rotverschiebung. Je weiter eine Galaxie entfernt, <strong><strong>de</strong>s</strong>to mehrsich aus<strong>de</strong>hnen<strong>de</strong>r Raum dazwischen, <strong><strong>de</strong>s</strong>to röter wird das Licht.Doch wie schnell geht <strong>de</strong>r Teig auf, also wie schnell <strong>de</strong>hnt sichdas Universum aus? Physiker haben es gemessen und eineerstaunliche Ent<strong>de</strong>ckung gemacht: Die Aus<strong>de</strong>hnung <strong><strong>de</strong>s</strong><strong>Universums</strong> beschleunigt sich. Es gibt anscheinend eine Kraft, diealles immer schneller auseinan<strong>de</strong>r treibt. <strong>Das</strong> ist die DunkleEnergie.Über die Dunkle Energie wissen wir noch weniger als über DunkleMaterie – es gibt nur Vermutungen. Doch man braucht diemysteriösen Bausteine, um zu erklären, wie das Universum zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>, wie wir es heute sehen.17


Wir bauen uns ein UniversumMaking-of ...„Inventur <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong>“Film 3.4 Inventur <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong><strong>Das</strong> Universum besteht aus 100 Milliar<strong>de</strong>n Galaxien, je<strong>de</strong> davonmit Milliar<strong>de</strong>n von Sternen, Planeten und Asteroi<strong>de</strong>n. Zwischen<strong>de</strong>n Galaxien befin<strong>de</strong>n sich gigantische Mengen von freienGasnebeln. Und das ist nur ein Bruchteil <strong>de</strong>r Materie im Kosmos.Damit das Universum so funktioniert, wie wir es kennen, benötigtman die noch viel größere Mengen von Dunkler Materie undDunkler Energie – unvorstellbar eigentlich. „Quarks & Co“ möchte<strong>de</strong>nnoch eine Vorstellung davon vermitteln und hat dasUniversum nachgebaut – maßstabsgetreu und mit <strong>de</strong>n richtigenAbstän<strong>de</strong>n.Um die Größenverhältnisse zeigen zu können, braucht das Teameine riesige Halle – die Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord.Unser Film vermittelt ein Gefühl für die gigantische Größe unseres<strong>Universums</strong> und für die unvorstellbare Leere, aus <strong>de</strong>r es zumgrößten Teil besteht.18


Kapitel 4Der kosmischeKlebstoffWas das Universum zusammenhältOhne die Gravitation – eine Grundkraft <strong>de</strong>r Physik –geht gar nichts im Kosmos. Ohne die Gravitationhätten sich niemals Sterne und Planeten bil<strong>de</strong>nkönnen. Ohne Gravitation kein Leben. Und obwohldie Gravitation so wichtig ist, wissen wir immernoch nicht ganz genau, wie sie funktioniert.


Was ist Gravitation?Film 4.1 Gravitation – <strong>de</strong>r kosmische KlebstoffWas hält Sonne und Planeten, was hält das Universumzusammen? Ohne die Gravitation – eine Grundkraft <strong>de</strong>r Physik –geht gar nichts im Kosmos. Ohne die Gravitation hätten sichniemals größere Strukturen wie Sterne, Planeten und Galaxienbil<strong>de</strong>n können. Ohne Gravitation kein Leben. Und obwohl dieGravitation so wichtig ist, wissen wir immer noch nicht ganzgenau, wie sie funktioniert.Die Geschichte <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Schwerkraft beginnt in Pragim Jahre 1600. Am dortigen kaiserlichen Hof studierte JohannesKepler die Planeten und ihre Bewegung genauer als je zuvor. Alserster Wissenschaftler ahnte er eine Kraft, die von <strong>de</strong>r Sonneausgeht und die Planeten um sie kreisen lässt. Er nannte sieAnima motrix - Seele <strong><strong>de</strong>s</strong> Bewegers.Erst über sechzig Jahre später wird sie ent<strong>de</strong>ckt, im Jahre 1666am Trinity College im britischen Cambridge. Dort lehrte IsaacNewton, <strong>de</strong>r jüngste Physikprofessor Englands – gera<strong>de</strong> mal 23Jahre alt. In seinem Garten beobachtete er, wie ein Apfel vomBaum fiel. Warum muss ein Apfel immer senkrecht zu Bo<strong>de</strong>nfallen? Warum nicht zur Seite o<strong>de</strong>r senkrecht dazu? Und warumist <strong>de</strong>r Mond „oben“ und fällt nicht auf die Er<strong>de</strong>? NewtonsAntwort: Er<strong>de</strong> und Apfel bewegensich geradlinig aufeinan<strong>de</strong>r zu. Weildie Er<strong>de</strong> so unendlich viel schwererist, <strong>de</strong>nkt man, nur <strong>de</strong>r Apfelbewege sich. In Wirklichkeit aberfliegt auch die Er<strong>de</strong> ein <strong>kleine</strong>sStück auf <strong>de</strong>n Apfel zu – allerdingsso wenig, dass man es nichtmessen kann.Newtons Erklärung: Massen ziehen sichgegenseitig anNewton erkannte, dass sich Körper gegenseitig anziehen. Dabeiist die Anziehungskraft <strong>de</strong>m Quadrat <strong>de</strong>r Entfernung umgekehrtproportional. Der Mond fällt nicht herab und bleibt in einerErdumlaufbahn, weil sich die Zentrifugalkraft mit <strong>de</strong>rMassenanziehung (Gravitation) die Waage hält. Dennoch fällt <strong>de</strong>rMond: aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit „fällt“ er aberquasi permanent um die Er<strong>de</strong> herum.Über 200 Jahre bleiben Newton’s Arbeiten zur Schwerkraftunangefochten. Doch im Berlin von 1915 arbeitet ein jungerPhysiker namens Albert Einstein an einer ganz neuen Erklärung:20


An<strong>de</strong>rs als alle Physiker vor ihm geht Einstein nicht mehr davonaus, dass <strong>de</strong>r Raum, in <strong>de</strong>m sich Sonne und Planeten bewegen,absolut und unverän<strong>de</strong>rlich ist. In seiner Relativitätstheoriepostuliert Einstein Raum und Zeit als relativ. Die Zeit vergeht nichtüberall gleich schnell, son<strong>de</strong>rn ist abhängig davon, mit welcherGeschwindigkeit man sich bewegt und wo man sich befin<strong>de</strong>t.Eine Revolution in <strong>de</strong>r Physik, <strong>de</strong>nn bis dahin galten Raum undZeit als feststehen<strong>de</strong>, nicht zubeeinflussen<strong>de</strong> Größen. Einsteinaber fasst Raum und Zeit zur„Raum-Zeit“ zusammen. Und ersagt, dass Masse diese Raum-Zeitkrümmt:Einsteins Erklärung: Massen krümmen dieRaumzeitRaum und Zeit, so Einstein, kannman sich vorstellen wie eine Fläche– wie ein aufgespanntes Tuch. Wenn keine Masse da ist, dann istdie Raum-Zeit flach – das Tuch bleibt gespannt. Die Sonne aberbeispielsweise krümmt durch ihre Masse die Raum-Zeit, so alswür<strong>de</strong> man eine schwere Kugel auf das gespannte Tuch legen:das Tuch wölbt sich nach unten. <strong>Das</strong> Tuch, also die Raum-Zeit istnicht mehr flach, son<strong>de</strong>rn gekrümmt. Lässt man jetzt eine <strong>kleine</strong>reKugel über das Tuch rollen, so wird diese sich durch die Wölbungauf einer Kreisbahn um die große Kugel herum bewegen – genauwie die Er<strong>de</strong> um die Sonne. Die Gravitation ist nach Einstein alsodie Krümmung <strong>de</strong>r Raum-Zeit durch Massen. Die gekrümmteRaum-Zeit sorgt für die Umlaufbahnen <strong>de</strong>r Planeten um dieSonne.<strong>Das</strong>s seine Theorie funktioniert, will Einstein schon wenige Jahrespäter beweisen. Die Überlegung: Wenn Masse die Raum-Zeitkrümmt, dann müsste sie auch Licht ablenken. Für eineSonnenfinsternis berechnet Einstein, wie die Masse <strong>de</strong>r Sonnedas Licht von dahinterliegen<strong>de</strong>n Sternen ablenkt. SeineBeobachtungen zeigen: die Sonne krümmt tatsächlich <strong>de</strong>n Raumund verän<strong>de</strong>rt so <strong>de</strong>n Lauf <strong>de</strong>r Lichtstrahlen.Doch warum Körper überhaupteine Masse haben, die <strong>de</strong>n Raumkrümmt, bleibt unbeantwortet –bis ins Jahr 1964. Peter Higgs, einfrisch gebackener Physik-Professor vom King’s College inLondon, veröffentlicht eine kühneThese: Neben <strong>de</strong>n zwölf bekanntenHiggs-Bosonen heften sich an ein QuarkElementarteilchen führt er ein dreizehntes, letztes ein: <strong>Das</strong> Higgs-Teilchen. Higgs-Teilchen erfüllen <strong>de</strong>n ganzen Raum, behauptetHiggs. Sie seien <strong>de</strong>r kosmische Klebstoff, <strong>de</strong>r sich an die Materieheftet. Ein Teilchen wie das Elektron zum Beispiel bin<strong>de</strong>t nurwenige dieser Higgs-Teilchen. <strong>Das</strong> Elektron ist daher leicht.An<strong>de</strong>re Elementarteilchen wie Quarks dagegen bin<strong>de</strong>n viel mehrHiggs-Teilchen. Sie sind also schwerer. Fast 50 Jahre lang bleibtdas Theorie – bis man 2012 am Teilchenbeschleuniger CERN inGenf bekanntgibt, man habe das seit Jahrzehnten gesuchteHiggs-Boson höchstwahrscheinlich gefun<strong>de</strong>n.Doch ob das die letzte Erklärung <strong>de</strong>r Gravitation sein wird?21


Drehen an <strong>de</strong>r GravitationskonstanteWas sind Schwarze Löcher?Obwohl wir sie als einzige physikalische Kraft im Alltag spüren, istdie Gravitation doch die schwächste von ihnen. <strong>Das</strong> erkenntman, wenn man die Schwerkraft mit <strong>de</strong>r elektromagnetischenKraft vergleicht: Eine Eisenkugel wird von <strong>de</strong>r Gravitation nachunten gezogen. Doch schon ein <strong>kleine</strong>r Magnet wirkt <strong>de</strong>rSchwerkraft entgegen und hält die Kugel zurück.Film 4.2 Drehen an <strong>de</strong>r GravitationskonstanteWäre es möglich, an <strong>de</strong>r Gravitationskonstante zu drehen und sie<strong>kleine</strong>r zu machen, wür<strong>de</strong> sich die Welt verän<strong>de</strong>rn. AlleGegenstän<strong>de</strong> wür<strong>de</strong>n an Gewicht verlieren. Man könnte höherspringen und sich leichter fortbewegen. Pflanzen und Tierewür<strong>de</strong>n im Laufe <strong>de</strong>r Zeit filigraner wer<strong>de</strong>n. Bei zunehmen<strong>de</strong>rGravitation hingegen wür<strong>de</strong> alles schwerer. Tiere und Pflanzenmüssten stabiler gebaut sein.Der Film zeigt, warum we<strong>de</strong>r eine geringere noch einezunehmen<strong>de</strong> Gravitation beson<strong>de</strong>rs hilfreich wäre und warum esin bei<strong>de</strong>n Fällen das Leben auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> vernichten wür<strong>de</strong>.Aber bei großen Massen erkennt man die Macht <strong>de</strong>r Gravitation.Diese Macht sehen wir, wenn wir uns weiter von unseremSonnensystem entfernen und weiter ins All reisen. Dort begegnenuns Sterne, die mehr als zehn mal so schwer sind wie unsereSonne. Wenn ein solcher Stern seinen Brennstoff verbraucht hat,bläht er sich zu einem roten Riesen auf.In seinem Inneren verschmelzen die Atome zu immer schwererenElementen, bis hin zum Eisen. Hier stoppt die Fusionskette, weilaus <strong>de</strong>r Verschmelzung zweier Eisenkerne keine Energie mehrgewonnen wer<strong>de</strong>n kann. Der Eisenkern <strong><strong>de</strong>s</strong> Sterns ist schließlichso schwer, dass er unter seinem eigenen Gewicht in sichzusammen fällt.Die gesamte Gashülle <strong><strong>de</strong>s</strong> aufgeblähten Sterns stürzt daraufhin inRichtung <strong><strong>de</strong>s</strong> kollabierten Eisenkerns. Dort prallen die Gase ab,und <strong>de</strong>r Stern wird in einer gewaltigen Detonation zerrissen, dieseine Materie in <strong>de</strong>n Weltraum schleu<strong>de</strong>rt. Astronomen nennendas eine Supernova-Explosion.22


muss <strong>de</strong>r zurückbleiben<strong>de</strong> Sternen-Kern noch min<strong><strong>de</strong>s</strong>tens 2,5mal so schwer wie die Sonne sein – dann formt sich einSchwarzes Loch. Beste Chancen haben Sterne mit einerAnfangsmasse von nicht weniger als 25 bis 40 Sonnenmassen.Ein <strong>kleine</strong>s „Making-of“ <strong>de</strong>r Universum-SendungFilm 4.3 Wie entsteht ein Schwarzes Loch?Zurück bleibt ein extrem kompakter Rest. Wenn <strong>de</strong>r schwergenug ist, dann presst die Schwerkraft diese Masse zu einemHimmelskörper zusammen, <strong>de</strong>n Astronomen „Schwarzes Loch“nennen.Die Dichte dieses Schwarzen Loches ist unendlich hoch. Und dieAnziehungskraft – die Raumzeitkrümmung – ist so groß, dasssogar Lichtstrahlen ihr nicht mehr entkommen können. Materieund Licht in <strong>de</strong>r Umgebung wer<strong>de</strong>n in das Schwarze Lochgerissen.Schwarze Löcher sind spektakulär, doch nur wenige Sternewer<strong>de</strong>n am En<strong>de</strong> ihres Lebens zu einem Schwarzen Lochkollabieren. Unsere Sonne wird nicht als Schwarzes Loch en<strong>de</strong>n.Damit es entstehen kann, muss ein Stern min<strong><strong>de</strong>s</strong>tens drei mal soschwer sein, wie unsere Sonne. Nach <strong>de</strong>r Supernova-Explosion„Quarks & Co“ ist Team-Arbeit: Was Ranga zeigt, ist von vielen vorbereitetund richtig in Szene gesetzt.23


Kapitel 5ExoplanetenDie Suche nachaußerirdischem LebenSeit<strong>de</strong>m wir um die Größe unseres <strong>Universums</strong>wissen, fragen sich Menschen, ob es noch an<strong>de</strong>resintelligentes Leben im All gibt. Signale vonAußerirdischen haben wir bis heute nichtempfangen. Einige Astrophysiker gehen daher einenneuen Weg: Sie suchen nach Planeten außerhalbunseres Sonnensystems, auf <strong>de</strong>nen theoretischLeben existieren könnte.


Ist da jemand?Film 5.1 Gibt es außerirdisches Leben im All?Die Suche nach einer zweiten Er<strong>de</strong>Kaum eine Frage fasziniert uns Menschen so wie die nachaußerirdischem Leben im Weltall. Eine Frau, die diese Fragebeantworten will, ist die Astronomin Lisa Kaltenegger. Sie begannihr Studium 1995, <strong>de</strong>m Jahr, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r erste Planet außerhalbunseres Sonnensystems ent<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>. Der Planet 51 Pegasi bist 40 Lichtjahre von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> entfernt, ein sogenannterExoplanet. Um seinen Stern zu umkreisen, benötigt er etwa vierTage.Kaltenegger arbeitet heute am Max-Planck-Institut für Astronomiein Hei<strong>de</strong>lberg und lehrt an <strong>de</strong>r US-amerikanischen EliteuniversitätHarvard. Sie gehört zu <strong>de</strong>n internationalen Experten, die im Allnach Exoplaneten suchen und herausfin<strong>de</strong>n wollen ob es aufihnen Leben geben kann. „Die Suche ist wahnsinnig schwierig,“erklärt sie. „Wenn Sie in <strong>de</strong>n Himmel schauen, sehen Sie dieSterne. Aber ein Planet ist viel, viel<strong>kleine</strong>r. Und er reflektiert das Lichtvom Stern ja nur. Es ist wie ein<strong>kleine</strong>s Glühwürmchen neben einemriesigen Suchscheinwerfer.“Heute wissen Astronomen schonvon hun<strong>de</strong>rten Exoplaneten,mehrere tausend scheinen ent<strong>de</strong>cktund warten auf eine Bestätigung – und das allein im Sternbild„Schwan“ in unserer Milchstraße. Den allergrößten Teil <strong><strong>de</strong>s</strong>Nachthimmels hat man noch gar nicht nach Exoplanetenabgesucht.<strong>Das</strong> Sternenlicht verrät die PlanetenLisa Kaltenegger gehört zu <strong>de</strong>ninternationalen Experten bei <strong>de</strong>rPlanetensucheUm Exoplaneten aufzuspüren, nutzen Astronomen hauptsächlichzwei Metho<strong>de</strong>n: Bei <strong>de</strong>r „Wobbelmetho<strong>de</strong>“ beobachten sie, obsich ein Stern bewegt, ob er sozusagen wackelt. Dieses„Wobbeln“ entsteht, wenn ein o<strong>de</strong>r mehrere Planeten um einenStern kreisen, weil Massen gegenseitig Kraft aufeinan<strong>de</strong>rausüben. Selbst ein vergleichsweise winziger Planet bewirktdurch seine Umrundung, dass sich ein Stern bewegt.25


Um die Bewegung eines Sterns zu messen, nutzen Astronomen<strong>de</strong>n sogenannten Dopplereffekt, eine physikalische Eigenschaft,die für alle elektromagnetischen Wellen gilt: Bewegt sich <strong>de</strong>rStern auf <strong>de</strong>n Beobachter zu, ist die Wellenlänge seines Lichtskürzer, als wenn <strong>de</strong>r Stern sich vom Beobachter weg bewegt. Mitdieser Metho<strong>de</strong> können Astronomen messen, ob ein Stern voneinem Planeten umkreist wird, wie weit dieser vom Stern entferntist und welche Masse er hat. „<strong>Das</strong> Problem bei <strong>de</strong>r„Wobbelmetho<strong>de</strong>“, so Kaltenegger: „Die Masse allein sagt unsnoch nicht, ob das ein Felsbrocken ist o<strong>de</strong>r ein Gasplanet wie ein<strong>kleine</strong>r Saturn o<strong>de</strong>r ein <strong>kleine</strong>r Neptun.“Um mehr über <strong>de</strong>n Planeten zuerfahren, benötigen dieWissenschaftler ein weiteresInstrument: die „Transit-Metho<strong>de</strong>“.„Transit“ be<strong>de</strong>utet, dass ein Planetvor einem Stern vorbeizieht.Dadurch verän<strong>de</strong>rt sich das Licht<strong><strong>de</strong>s</strong> Sterns, es wird dunkler.Anhand solcherLichtschwankungen können Astronomen die Größe <strong><strong>de</strong>s</strong>Exoplaneten errechnen. Seit 2009 sucht das NASA-Weltraumteleskop Kepler mit dieser Metho<strong>de</strong> nach frem<strong>de</strong>nWelten. Kepler beobachtet über 150.000 Sterne im Sternbild„Schwan“. Die aus diesen Beobachtungen gewonnenen Datenzeigen, dass um min<strong><strong>de</strong>s</strong>tens je<strong>de</strong>n zweiten Stern ein Planet kreist.Für die Transitmetho<strong>de</strong> muss <strong>de</strong>r Planetvon <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> aus gesehen vor <strong>de</strong>m Sternvorbei ziehenVoraussetzungen für LebenDie ersten fernen Planeten, die ent<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>n, warenGasriesen in <strong>de</strong>r Größe Jupiters, <strong>de</strong>m größten Planet unseresSonnensystems. Doch in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren habenAstronomen sogenannteSuperer<strong>de</strong>n nachgewiesen. <strong>Das</strong>sind Planeten mit bis zuzehnfacher Erdmasse. Könnte aufeinem solchen Planeten tatsächlichLeben existieren, so wie wir eskennen? Dazu müssenverschie<strong>de</strong>ne Voraussetzungenerfüllt sein. Erstens muss <strong>de</strong>rPlanet aus Gestein sein. Gesteinkann sich nur im Massebereich <strong>de</strong>rSuperer<strong>de</strong>n bil<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m ist die Entfernung zum jeweiligenStern entschei<strong>de</strong>nd. Die sogenannte habitable Zone, in <strong>de</strong>r Lebenauf einem Planeten möglich ist, variiert nach Größe undLeuchtkraft <strong><strong>de</strong>s</strong> Sterns. Wie bei einem Lagerfeuer nimmt dieausgestrahlte Hitze <strong><strong>de</strong>s</strong> Sterns mit zunehmen<strong>de</strong>r Entfernung ab.Wichtig ist, dass die Temperatur auf <strong>de</strong>m Planeten zwischen nullund einhun<strong>de</strong>rt Grad liegt. Nur dann kann es dort Wasser geben.Einer <strong>de</strong>r ersten Exoplaneten aus Gestein, <strong>de</strong>n Astronomenent<strong>de</strong>ckt haben, heißt Kepler 10b. Er kreist allerdings so nah umseinem Stern, dass auf ihm Temperaturen bis zu 1.400 GradCelsius herrschen.Der Planet Kepler 10b befin<strong>de</strong>t sich imSternbild Drache in 560 LichtjahrenEntfernung. Er ist um die Hälfte größer alsdie Er<strong>de</strong> und fast fünf Mal schwerer. Er istallerdings so nah an seinem Stern, dass erihn in weniger als einem Tag umrun<strong>de</strong>t26


Ist Leben möglich?Die Entfernung <strong><strong>de</strong>s</strong> Planeten zu seinem Stern, sowie seine Masseund seine Größe lassen sich inzwischen zuverlässig messen.Doch eine ein<strong>de</strong>utige Aussage über die Beschaffenheit <strong><strong>de</strong>s</strong>Planeten erlauben die bisherigen Messungen nicht. Genau hiersetzt Kalteneggers Forschung an. Sie analysiert die Planetenmithilfe <strong><strong>de</strong>s</strong> Sternenlichts, <strong>de</strong>nn Sternenlicht besteht aus einemLichtspektrum mit unterschiedlichen Wellenlängen. Hat ein Planeteine bestimmte Atmosphäre, absorbieren die Moleküle in <strong>de</strong>rAtmosphäre Lichtwellen <strong><strong>de</strong>s</strong> Sterns. Zieht also ein Planet voreinem Stern vorbei, filtert seine Atmosphäre einzelneWellenlängen aus <strong>de</strong>m Sternenlicht heraus. Es entsteht einindividueller spektraler Fingerabdruck <strong>de</strong>r Planetenatmosphäre.Lisa Kaltenegger entwickeltAnalysemo<strong>de</strong>lle für dieAtmosphären ferner Exoplaneten.„<strong>Das</strong> Licht, das durch einePlaneten-Atmosphäre gefiltert wirdo<strong>de</strong>r vom Planeten reflektiert wird,sagt uns, welche Chemikalien -Wasser, Sauerstoff, Methan,Kohlendioxid - es in <strong>de</strong>rAtmosphäre eines solchenPlaneten gibt, und sagt uns, ob es ähnlich ist wie bei <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>o<strong>de</strong>r ganz an<strong>de</strong>rs.“ Die Atmosphäre eines Exoplaneten gibt alsodarüber Auskunft, ob auf diesem Himmelskörper Leben möglichwäre o<strong>de</strong>r nicht.Der spektrale Fingerabdruck einesPlaneten lässt durch die Bestimmung <strong>de</strong>rAtmosphäre Rückschlüsse auf seinegesamte Beschaffenheit zuEine Frage <strong>de</strong>r Zeit?Bisher haben Astronomen aber nur die Atmosphären von riesigenGasplaneten messen können. <strong>Das</strong> Problem liegt in <strong>de</strong>nGrößenverhältnissen von Atmosphäre und Planet, erklärt LisaKaltenegger: „Die Atmosphäre <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> ist etwa einhun<strong>de</strong>rtKilometer hoch, <strong>de</strong>r Radius <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> beträgt über 6.000 Kilometer.Diese dünne Schale, die dünne Atmosphäre, ist vergleichbar mit<strong>de</strong>r Schale eines Apfels. Und in dieser dünnen Schale ist dieganze Information über die Atmosphäre enthalten. Und die istLichtjahre weit weg. Man braucht ein großes Teleskop, um so vielLicht wie möglich einzufangen. Nur dann funktioniert dieSpurensuche.“ Wie es auf <strong>de</strong>n <strong>kleine</strong>n Planeten aussieht, sollspätestens das geplante „European Extra Large Telescope“ (E-ELT) in Chile in Erfahrung bringeno<strong>de</strong>r das Weltraumteleskop „JamesWebb“, das 2018 starten soll. DieErwartungen sind hoch. Auch LisaKaltenegger hat große Hoffnungen:„In unserer Galaxie gibt esMilliar<strong>de</strong>n von Sternen. Und wennjetzt je<strong>de</strong>r Stern, je<strong>de</strong>r zweite,min<strong><strong>de</strong>s</strong>tens einen Planeten hat,dann haben Sie schon Milliar<strong>de</strong>nvon Planeten allein in unserer Milchstraße, in unserer Galaxie. Undwir wissen ja, da draußen gibt es Milliar<strong>de</strong>n von Galaxien. <strong>Das</strong>heißt, wenn man es hochrechnet, sollte es ziemlich spannendwer<strong>de</strong>n in nächster Zeit.“<strong>Das</strong> E-ELT soll mit knapp 40 MeternHauptspiegeldurchmesser vier- bis fünfmalgrößer als heutige Spitzenteleskopewer<strong>de</strong>n und 15-mal mehr Licht auffangen27


Kapitel 6Big Crunch, Big Freezeo<strong>de</strong>r Big Rip?Wie das Universum en<strong>de</strong>n wirdMit <strong>de</strong>m Urknall ist das Universum entstan<strong>de</strong>n, dasind sich die meisten Astrophysiker ziemlich sicher.Aber wie wird es zu En<strong>de</strong> gehen? Hier gibt esrivalisieren<strong>de</strong> Theorien: die einen glauben, dasUniversum stürzt in sich zusammen, die an<strong>de</strong>renvermuten, dass das Universum eines Tages inStücke reißt.


Wann und wie wird das Leben auf <strong>de</strong>rEr<strong>de</strong> en<strong>de</strong>n?Ohne Wurzeln fehlt <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n jedoch <strong>de</strong>r Halt. Wind und Regenkönnen ihn einfach forttragen und verwan<strong>de</strong>ln die Erdoberflächein eine trostlose Mondlandschaft. Und die Temperatur steigtweiter. <strong>Das</strong> Wasser in Flüssen,Seen und Ozeanen verdampft.Zurück bleiben riesige Salzseen.In etwa 3,5 Milliar<strong>de</strong>n Jahren gibtes dann überhaupt kein flüssigesWasser mehr auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. DieTemperatur liegt dann bei über 100Grad Celsius. Organisches Lebenhat keine Chance mehr.In etwa 3,5 Milliar<strong>de</strong>n Jahren gibt es keinflüssiges Wasser mehr auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>Film 6.1 Wann es wirklich dunkel wirdNoch herrschen auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> lebensfreundliche Bedingungen. DieSonne spen<strong>de</strong>t Licht und Wärme – doch eines Tages wird sie unszum Verhängnis. Denn in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>n Jahren gehtihr <strong>de</strong>r Brennstoff aus.Immer weniger Wasserstoff ist für die Kernfusion verfügbar.Dadurch wird die Sonne nicht etwa <strong>kleine</strong>r. Sie bäumt sich nocheinmal auf, <strong>de</strong>hnt sich aus und strahlt dabei mehr Energie ab alszuvor – und verwan<strong>de</strong>lt sich in einen Roten Riesen. Dadurch wir<strong><strong>de</strong>s</strong> auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> immer heißer. In 800 Millionen Jahren liegt dieDurchschnittstemperatur auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> bei über 45 Grad Celsius.<strong>Das</strong> ist mehr als doppelt so warm wie heute. Die Pflanzen sterbenab.In rund 7 Milliar<strong>de</strong>n Jahren hat dieSonne ihren größten Durchmessererreicht. Sie wird die Er<strong>de</strong> zwarnicht komplett verschlucken.Trotz<strong>de</strong>m ist es auf <strong>de</strong>rErdoberfläche so heiß, dassGestein schmilzt. Die Er<strong>de</strong> istbe<strong>de</strong>ckt von Ozeanen aus Magma.In rund 7 Milliar<strong>de</strong>n Jahren ist die Er<strong>de</strong>be<strong>de</strong>ckt von Ozeanen aus MagmaIn 8 Milliar<strong>de</strong>n Jahren ist die Sonne dann komplett ausgebranntund in sich zusammengefallen. Die verkohlten Überreste <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>drehen im Dunkeln ihre Bahn. So wie <strong>de</strong>r Sonne ergeht es frühero<strong>de</strong>r später allen Sternen im Universum: Ihnen geht <strong>de</strong>rBrennstoff aus.29


In etwa 100.000 Milliar<strong>de</strong>n Jahren wer<strong>de</strong>n die letzten Sterneausbrennen. Durch das kalte dunkle Universum fliegen nur nochSternenleichen, Planeten und Asteroi<strong>de</strong>n.In etwa 100.000 Milliar<strong>de</strong>n Jahren wer<strong>de</strong>ndie letzten Sterne ausbrennenNur ab und zu wird die trostloseDunkelheit erhellt, wenn zweiweiße Zwerge miteinan<strong>de</strong>rkollidieren. Lange Zeit bleibt dasUniversum in diesem Zustand.Doch selbst die traurigenÜberreste <strong><strong>de</strong>s</strong> einstmalsfunkeln<strong>de</strong>n <strong>Universums</strong> sind <strong>de</strong>mUntergang geweiht.In einer Milliar<strong>de</strong> Milliar<strong>de</strong> Milliar<strong>de</strong>Milliar<strong>de</strong> Jahren beginnt sich dieMaterie aufzulösen. Die innerenBausteine <strong>de</strong>r Atomkerne, dieProtonen, zerfallen.Ohne Protonen gibt es jedochkeine Atome, keine Moleküle, keineZellen und auch kein Leben. DieMaterie, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr.Irgendwann wird sich die Materie wie<strong>de</strong>rauflösen und die Atomkerne wer<strong>de</strong>nzerfallenWas bleibt ist eine unendliche Leere.Big Crunch, Big Freeze o<strong>de</strong>r Big Rip?Film 6.2 Die drei großen EndzeitszenarienMit <strong>de</strong>m Urknall ist das Universum entstan<strong>de</strong>n, da sind sich diemeisten Astrophysiker ziemlich sicher. Aber wie wird es zu En<strong>de</strong>gehen? Hier gibt es rivalisieren<strong>de</strong> Theorien: Wird es zu einem „BigCrunch“ kommen, bei <strong>de</strong>m das Universum wie<strong>de</strong>r in sichzusammenfällt und alles zermalmt?O<strong>de</strong>r eher zu einem „Big Freeze“,bei <strong>de</strong>m es immer weiterexpandiert und erkaltet? O<strong>de</strong>r wir<strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>de</strong>n „Big Rip“ geben, bei <strong>de</strong>mdas Universum, angetrieben durcheine unbekannte Energie, immerschneller expandiert, bis es inStücke reißt?Seit <strong>de</strong>m Urknall <strong>de</strong>hnt sich dasUniversum ständig aus. Die Galaxienentfernen sich immer weiter voneinan<strong>de</strong>r30


Wie Beobachtungen <strong>de</strong>r letzten Jahre gezeigt haben, lässt einebis heute nicht verstan<strong>de</strong>ne „Dunkle Energie“ das Universumimmer schneller expandieren.Lange gab es für die meisten Kosmologen nur die Frage, wiestark sich die Aus<strong>de</strong>hnung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong> mit <strong>de</strong>r Zeitverlangsamt. Die Anhänger <strong><strong>de</strong>s</strong> „Big Crunch“ sind überzeugt,dass die Gravitation <strong>de</strong>r Sterne und Galaxien die Aus<strong>de</strong>hnung<strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong> irgendwann komplett abbremst. Danach wür<strong>de</strong><strong>de</strong>r Kosmos erst langsam und dann immer schneller in sichzusammenstürzen – quasi <strong>de</strong>r Urknall im Rückwärtslauf.Ganz an<strong>de</strong>rs dagegen <strong>de</strong>r „Big Freeze“! Seine Anhänger meinen,dass es nicht genug Materie gibt, um die Aus<strong>de</strong>hnungabzubremsen. Die Folge: das Universum wür<strong>de</strong> immer weiterauseinan<strong>de</strong>rdriften, die Sterne wür<strong>de</strong>n ausbrennen und am En<strong>de</strong>alles Licht und Wärme erlöschen.Anhänger <strong><strong>de</strong>s</strong> „Big Freeze“ sind verunsichert. Was treibt dasUniversum immer schneller auseinan<strong>de</strong>r? Was ist die mysteriöseDunkle Energie? Wird sie auch in Zukunft <strong>de</strong>n Raum aus<strong>de</strong>hnen?Und wie stark? Die Kosmologen wissen darauf noch keineAntwort.Aber vielleicht kommen ja die Anhänger <strong>de</strong>r dritten Theorie zumZuge. Sie gehen davon aus, dass die dunkle Energie immerstärker wird. Demnach wird sich <strong>de</strong>r Raum auch in Zukunft immerschneller aus<strong>de</strong>hnen. Die Galaxien wer<strong>de</strong>n sich dabei immerweiter voneinan<strong>de</strong>r entfernen. Und in wenigen Milliar<strong>de</strong>n Jahrensoll die Dunkle Energie dann sogar Galaxien, Sterne, Planeten –sogar je<strong><strong>de</strong>s</strong> einzelne Atom in Stücke reißen – <strong>de</strong>r „Big Rip“.Die Astrophysiker messen und schätzen alle Massen im Weltraum– <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>ren Gravitation bremst die Expansion <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Universums</strong>.Zusätzlich beobachten die Astronomen sehr ferne Supernovas.Damit messen sie, wie stark sich die Aus<strong>de</strong>hnung schonverlangsamt hat. <strong>Das</strong> überraschen<strong>de</strong> Ergebnis: die Aus<strong>de</strong>hnung<strong><strong>de</strong>s</strong> Kosmos hat sich nicht verlangsamt – sie ist immer schnellergewor<strong>de</strong>n!Damit sind die Anhänger <strong><strong>de</strong>s</strong> „Big Crunch“ im Nachteil – ihreTheorie scheint jetzt sehr unwahrscheinlich. Aber auch dieDer „Big Rip“: <strong>Das</strong> Universum reißt auseinan<strong>de</strong>r31


Impressum:Herausgeber: West<strong>de</strong>utscher Rundfunk KölnVerantwortlich: Quarks & Co – Thomas HalletRedaktion: Jonathan FockeAutoren: Ilka aus <strong>de</strong>r Mark, Anna Behrend, Heinz Greuling, UlrichGrünewald, Philip Häusser, Ulf Kneiding, Daniel Münter, SilvioWenzel, Ranga YogeshwarGestaltung: Designbureau Kremer & Mahler, Köln© <strong>WDR</strong>, 2013Bildnachweis:Titel gr: ESO; kl., l.: ESO/José Francisco Salgado (http://www.josefrancisco.org); kl., m.: ESO/L. Calçada; kl., r.: MPA/Springel et. al.Kap. 1/Titel: ESO/José Francisco Salgado (http://www.josefrancisco.org)S. 3, u.l.: akg-images; m.r.: mauritius images, u.r.: dapd; S. 4, o.l.:ESO/S. Guisard (http://www.eso.org/~sguisard); m.l.: mauritiusimages; u.l.: ddp images; S.4, r.: alle: Ranga YogeshwarKap. 2/Titel: M. Alvarez (http://www.cita.utoronto.ca/~malvarez),R. Kaehler, T. AbelKap. 3/Titel: ESOS. 14, u.r.: MPA/Springel et. al.; S. 15: akg/ Science Photo Library;S. 16, l.: NASA/ESA; S. 16, r.: NASAKap. 4/Titel: ESO/L. Calçada/M.Kornmesser; S. 23, r.: alle: K.GörgenKap. 5/Titel: ESO/L. Calçada; S. 26, l.: ESA/Hubble/M.Kornmesser, L. L. Christensen; S. 26, r.: NASA/Kepler Mission/Dana Berry; S. 27, r.: ESO/L. CalçadaKap. 6/Titel: Klaus Dolag/VIMOS-VLT Deep Surveyalle an<strong>de</strong>ren Bil<strong>de</strong>r: <strong>WDR</strong>32

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