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D ienstag, 9. Septem ber - Hoforgel Luzern

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6<br />

WO<br />

Musikerinnen<br />

Also doch ein Wunderwerk? Nun, nicht zu hastig! Weiteres an Seltsamkeiten<br />

ist zu vermerken. 1650 erstellte also der schon erwähnte Salzburger<br />

Johann Geissler in der <strong>Luzern</strong>er Hofkirche sein ungewöhnliches Orgelwerk<br />

mit den mächtigsten Prospektpfeifen auf – das so genannte «grosse» C hat<br />

mehr als einen halben Meter Durchmesser! So etwas hatte man ehedem in<br />

diesen Breiten noch nirgendwo gesehen. Den Historiographen zufolge<br />

besass dieses Instrument damals immerhin 48 Register und zwei Manualwerke.<br />

Es mag ein Zufall sein, dass zur selben Zeit die grosse «Musurgia<br />

universalis» des gelehrten Jesuiten und Polyhistors Athanasius Kircher<br />

erschienen ist, in der das Instrument Orgel eine besondere Wertschätzung<br />

erfährt, wird doch die ganze Weltschöpfung mit einer Orgel verglichen, und<br />

Gott sel<strong>ber</strong> sei es, der «die grosse Welt-Orgel und derselben Wunderbau»<br />

durch «seine unnachthunliche Geschickligkeit im Orgelschlagen» zum<br />

Tönen bringt.<br />

Im Kommen und Gehen der Generationen forderten freilich die Zeitläufe<br />

ihren Tribut, und manches tönte in der Hofkirche irgendeinmal nicht mehr<br />

so, wie es sich der Meister einst ausgedacht hatte. Auch wurde durch ein<br />

(in der Schweiz sicher eher seltenes) Erdbeben einiges am Kirchenbau<br />

beschädigt.<br />

A<strong>ber</strong>, um es zu gestehen: nach und nach hatten auch geänderte Klang-Moden<br />

neue musikalische Begehrlichkeiten geweckt. 1862 stellte nun der Orgelmacher<br />

Friedrich Haas, betörender romantischer Klangsinnlichkeit entsprechend,<br />

zusätzlich etliches an schönen Registern hinter den mächtigen Prospekt. Und<br />

als man später im Lauf der Zeit so nach und nach weiteres an Wünschenswertem<br />

in die Orgel einbaute, waren die Probleme schliesslich bei der letzten<br />

umfassenden Restaurierung evident: Konnte Pfeifenwerk aus der Barockzeit<br />

zusammen mit Klangwerk aus der echtesten Orgelromantik und der Neosachlichkeit<br />

des 20. Jahrhunderts in einem einzigen Instrument zu einer musikalischen<br />

Einheit verschmelzen? Oder war zu befürchten, dass man eine jener<br />

mitunter gesichtslosen registerreichen Universalorgeln erhielte, auf denen<br />

man Musik aus unterschiedlichen Stil<strong>ber</strong>eichen «irgendwie», nicht a<strong>ber</strong><br />

«eigentlich» darstellen könne?<br />

Nun, man sollte es dem Postschrei<strong>ber</strong> aus Hof mitteilen können: in der Hofkirche<br />

von <strong>Luzern</strong> steht in jetziger Zeit eine recht grosse Orgel, und sie ist nicht

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