D ienstag, 9. Septem ber - Hoforgel Luzern
D ienstag, 9. Septem ber - Hoforgel Luzern
D ienstag, 9. Septem ber - Hoforgel Luzern
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4<br />
WOR<br />
Musiker<br />
Was ist eine Prahlsachte?<br />
...oder wenn man ü<strong>ber</strong> die <strong>Luzern</strong>er Hofkirchenorgel<br />
ins Sinnieren gerät.<br />
Von Hans Haselböck<br />
«Gedanken ü<strong>ber</strong> die grossen Orgeln, die a<strong>ber</strong> deswegen keine Wunderwerke<br />
sind» – unter diesem etwas ungewöhnlichen Titel gab anno 1762<br />
ein Herr Johann Adam Jakob Ludwig, seines Zeichens «Postschrei<strong>ber</strong> zu<br />
Hof», eine kleine Schrift in Druck, und dies immerhin bei Breitkopf in Leipzig.<br />
Der Anlass: Die Erstellung einer kleinen Orgel mit nur einem Manual in<br />
Nemmersdorf, einem offensichtlich unweit von Hof gelegenen Flecken,<br />
durch «Herrn Johann Nikolaus Rittern, Hochfürstl. Brandenb. Kulmbachis.<br />
privil. Orgelmacher».<br />
Herr Ludwig legt dabei a<strong>ber</strong> doch Wert darauf, dass er seine Betrachtungen<br />
angesichts des eher unbedeutenden Instruments in seinem Heimatort<br />
nicht etwa aus Neid anstelle: «Es hat einen starken Schein, als suchte ich<br />
durch diese Gedanken den Ruhm grosser Orgeln zu verdunkeln. Allein zu<br />
geschweigen, dass ich hierzu viel zu wenig bin, so bedinge ich mir hiermit<br />
auf das feyerlichste, meine Gedanken ja nicht auszudehnen. Denn wenn<br />
ich gleich sage, dass es keine Wunderwerke sind, so bleiben sie dennoch,<br />
wegen ihrer Kostbarkeit, Trefflichkeit und Stärke, allezeit etwas Wahres,<br />
Grosses und sehr Schätzbares, sind auch allen Liebha<strong>ber</strong>n der Orgelbaukunst<br />
ein wichtiges Kleinod.» Und an anderer Stelle im Text: «Nur Verächter<br />
dieser Kunst und tüchtiger guter Werke legen ihren Unverstand auch<br />
gegen Verfertiger derselben zu ihrer eigenen Schande an den Tag, verrathen<br />
a<strong>ber</strong> dabey, dass ihnen das Blöken ihres Mastochsens mehr Vergnügen<br />
schaffe als die lieblichsten Töne.»<br />
Zu den Wundern gehöre, so Johann Adam Ludwig, die Einmaligkeit. Und<br />
spätestens da jubilieren jetzt Orgelfexe allein schon beim blossen<br />
Anschauen der Hofkirchenorgel: So grosse Pfeifen, wie sie die Orgelfront<br />
in <strong>Luzern</strong> aufweist, gibt es weit und breit ü<strong>ber</strong>haupt nirgendwo bei historischen<br />
Instrumenten, nicht bei den Benediktinern im süddeutschen Weingarten<br />
und auch nicht im österreichischen St. Florian beim gewaltigen