Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
70<br />
Abb. 32: Gußteil aus GGL. Großflächiges Auftreten von Oberflächenblasen.<br />
Vergrößerung: 10 mm Bild = 4 mm<br />
Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
71 Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
<strong>Pinholes</strong><br />
Entscheidungshilfe ➝ S. 154<br />
Sandsteuerung ➝ S. 181<br />
Nadelstichporosität – Randblasen<br />
Man unterscheidet zwischen Wasserstoffpinholes, Wasserstoff-<br />
Stickstoff-<strong>Pinholes</strong> sowie CO-Schlackenreaktions-<strong>Pinholes</strong>.<br />
Beschreibung der Merkmale<br />
Poren oder kleine Gasblasen mit glatter Oberfläche. Die nicht<br />
mit der Oberfläche in Verbindung stehenden Bläschen enthalten<br />
häufig einen dünnen Graphitfilm. Wasserstoff- und Wasserstoff-<br />
Stickstoff-<strong>Pinholes</strong> lassen sich nicht unterscheiden.<br />
Die CO-Schlackenreaktions-<strong>Pinholes</strong> haben ebenfalls glatte<br />
Oberflächen. Die Größe der unter der Oberfläche liegenden Blasen<br />
kann recht unterschiedlich sein. Die Gasblasen treten zusammen<br />
mit sauerstoffreicher Schlacke auf.<br />
Vorkommen des Fehlers<br />
<strong>Pinholes</strong> können vereinzelt, aber auch flächig auftreten. Alle<br />
Gußstückbereiche können befallen sein. Gußstückbereiche, die<br />
entfernter vom Einguß liegen, können allerdings häufiger <strong>Pinholes</strong><br />
aufweisen. Wasserstoff und Wasserstoff-Stickstoff <strong>Pinholes</strong><br />
treten bei GGL und GGG gleichermaßen auf. Die CO-Schlackenreaktionspinholes<br />
treten nur bei GGL auf.<br />
Erläuterungen<br />
Wasserstoff- und Wasserstoff-Stickstoff-<strong>Pinholes</strong><br />
Die <strong>Pinholes</strong>bildung verläuft in mehreren Stufen:<br />
1. Reaktion des Wasserdampfes mit Eisenbegleitern an der<br />
Oberfläche unter Bildung von Metalloxiden und atomarem<br />
Wasserstoff, der in das flüssige Metall diffundiert.<br />
Ähnlich werden Stickstoff-Wasserstoff-Verbindungen an der<br />
heißen Metalloberfläche aufgespalten und diffundieren in<br />
das flüssige Metall. Eine Dissoziation von molekularem Stickstoff<br />
und Wasserstoff erfolgt bei den vorliegenden Gießtemperaturen<br />
nicht.<br />
2. Die Metalloxide reagieren auf Grund von Anreicherungen in<br />
der Schlacke mit dem Kohlenstoff der Schmelze zu CO-Molekülen,<br />
die aus der Schmelze ausgeschieden werden und<br />
Mikrogasblasen bilden.<br />
3. In die gebildeten CO-Mikroblasen diffundiert Wasserstoff<br />
und ggf. Stickstoff aus der Umgebung ein und vergrößert die<br />
Blase.<br />
CO-Schlackenreaktions-<strong>Pinholes</strong><br />
CO-Schlackenreaktions-<strong>Pinholes</strong> entstehen durch Reaktion<br />
stark oxidierender und flüssiger Schlacken – meist MnO-MnS<br />
reiche Schlacken – mit dem Kohlenstoff der Schmelze unter<br />
CO-Bildung. Im weiteren Verlauf kann auch in diese Blasen<br />
Wasserstoff eindiffundieren.
72 Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
73<br />
Abb. 33: Schnitt durch die Oberfläche eines Gußstücks aus GGL im Bereich von <strong>Pinholes</strong>bildung.<br />
Pineholesbildung wurde durch Oberflächenoxidation, erkennbar an Ferritausbildung, begünstigt.<br />
Vergrößerung: 10 mm Bild = 0,08 mm<br />
Mögliche Ursachen<br />
Metallurgie<br />
Eisenmetalle<br />
• zu hoher Stickstoffgehalt der Schmelze auf Grund der Gattierung<br />
• zu hohe Anteile an Oxiden, Hydroxiden (Rost) u.a. Verunreinigungen<br />
der Einsatzmaterialien<br />
• zu hoher Aluminiumgehalt der Schmelze<br />
• zu hoher Titangehalt der Schmelze<br />
• zu hohe Mangan- und Schwefelgehalte der Schmelze<br />
Tongebundener Formsand<br />
• zu hohe Stickstoffgehalte im Formsand<br />
• zu hohe Feuchtigkeit des Sandes<br />
• zu geringe Glanzkohlenstoffbildung im Formsand<br />
Kunstharzgebundene Formstoffe<br />
• zu hohe Stickstoffgehalte im Kernsand<br />
• zu hohe Gehalte an Stickstoff / Wasserstoff-Verbindungen<br />
im Kernbinder<br />
Anschnitt- und Gießtechnik<br />
• zu lange Gießwege<br />
• zu große Turbulenzen u. Schlackenbildung beim Gießen<br />
Abhilfen<br />
Metallurgie<br />
• Bei der Gattierung Materialien mit niedrigem Stickstoffgehalt<br />
einsetzen, z. B. Menge an Stahlschrott vermindern.<br />
• Schrott und Rücklauf ohne Verunreinigungen an Rost, Wasser<br />
und Öl einsetzen. Kreislaufmaterial ohne Anhaftungen<br />
an Sand und Speiserhilfsstoffen benutzen.<br />
• Einsatzstoffe, vor allem Impfmittel und Kreislaufmaterial mit<br />
niedrigen Aluminium- und Titan-Gehalten verwenden<br />
• Schmelze optimal desoxidieren. Überangebot an Titan oder<br />
Aluminium vermeiden.<br />
• Schlackenbildung, vor allem Bildung von mangansulfidhaltigen<br />
Schlacken, durch Einstellen des Magan- und Schwefelgehaltes<br />
reduzieren.<br />
Tongebundener Formsand<br />
• Stickstoffgehalte im Sand reduzieren. Menge an einlaufendem<br />
stickstoffhaltigem Kernsand vermindern. Evtl. Neusand<br />
zum Umlaufsand zusetzen.<br />
• Feuchtigkeit des Sandes reduzieren.<br />
• Bentonitgehalt erniedrigen. Formsand besser aufschließen.<br />
Ggf. Inertstaubanteile reduzieren. Glanzkohlenstoffträgermenge<br />
so niedrig wie notwendig halten.<br />
• Ggf. bei oxidierender Atmosphäre im Formhohlraum Menge<br />
an Glanzkohlenstoffbildner im Formsand erhöhen. Zu hohe<br />
Zugaben vermeiden.<br />
Kunstharzgebundene Formstoffe<br />
• Menge an Bindemittel reduzieren. Binder mit geringem<br />
Stickstoffgehalt einsetzen.<br />
• bessere Kernentlüftung durchführen, ggf. Kerne schlichten.<br />
• Eisenoxide den Kernsandmischungen zusetzen.<br />
Anschnitt- und Gießtechnik<br />
• Gießtemperatur erhöhen<br />
• Fließmenge in der Form verkürzen<br />
• Turbulenzen beim Gießen vermeiden<br />
Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong>
74 Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
75<br />
Abb. 34: Schnitt durch eine Oberflächenblase in einem Gußteil aus GGL, Wasserstoff / Stickstofffehler.<br />
Erkennbar am Graphitfilm und der teilweisen Entkohlung der Randzonen. Vergrößerung: 10 mm Bild = 0,05 mm<br />
Hintergrundinformationen<br />
Bei der <strong>Pinholes</strong>bildung (Randblasenbildung) werden Wasserstoff-,<br />
Stickstoff-Wasserstoff-<strong>Pinholes</strong> sowie Schlacken / CO-<br />
Randblasen unterschieden.<br />
Mechanismus der <strong>Pinholes</strong>bildung<br />
Gasblasen entstehen in einer Schmelze unter nachfolgenden Bedingungen:<br />
P = P 0 + 2σ<br />
r<br />
P notwendiger Gasdruck in einer<br />
entstehenden Gasblase<br />
P 0<br />
atmosphärischer + ferrostatischer Druck<br />
s Oberflächenspannung der Schmelze<br />
r Radius der Gasblase<br />
Berechnungen des Gasdrucks, bei dem Gasblasen entstehen<br />
können, zeigen, daß bei der Entstehung eine erhebliche Übersättigung<br />
mit Gasen wie Stickstoff und / oder Wasserstoff der<br />
Schmelze notwendig ist.<br />
Randblasen können bei erheblich niedrigeren Gasdrucken an<br />
festen Reaktionsprodukten in der Schmelze entstehen (Phasengrenzen).<br />
Ebenso können bei der Bildung von CO-Bläschen durch<br />
Reaktion von Oxiden mit dem Kohlenstoff der Schmelze gelöste<br />
Gase (Stickstoff, Wasserstoff) in die molekulare Gasblase eindiffundieren<br />
und <strong>Pinholes</strong> bilden.<br />
Zur Ausbildung von CO-Bläschen ist eine ausreichende Sauerstoffanreicherung<br />
am Rand der Schmelze notwendig.<br />
Die Bildung der molekularen CO-Blasen wird nach Gibbs durch die<br />
aufzuwendene Arbeit bestimmt:<br />
A k = 4<br />
3 σr²<br />
Bei der CO-Bläschenbildung ist die Oberflächenspannung der<br />
Schmelze proportional zur aufzuwendenden Arbeit.<br />
Die Intensität I der Bläschenbildung wird nach Frenkel und<br />
Thomson durch nachfolgende Gleichung beschrieben:<br />
I = A · e<br />
Der Einfluß der Oberflächenspannung auf die Entstehung von <strong>Pinholes</strong><br />
wurde untersucht. Bei höherer Oberflächenspannung wird<br />
die <strong>Pinholes</strong>bildung unterdrückt. 1<br />
Oberflächenspannung bei 1.400°C<br />
Oberflächenspannung [μN / cm]<br />
10.000<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
0<br />
0<br />
0,1<br />
keine <strong>Pinholes</strong><br />
<strong>Pinholes</strong><br />
0,2<br />
Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
A k<br />
kT<br />
Abb. 35: Einfluß des Aluminiumgehaltes auf die Oberflächenspannung<br />
und <strong>Pinholes</strong>empfindlichkeit bei Gußeisen<br />
mit Lamellengraphit (GGL)<br />
0,3<br />
Aluminiumgehalt [%]<br />
keine <strong>Pinholes</strong><br />
<strong>Pinholes</strong><br />
0,4
76 Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
77<br />
Abb. 36: Schliffbild eines Schlacken / Gasfehlers in einem Gußteil aus GGL.<br />
Vergrößerung: 10 mm Bild = 0,1 mm<br />
Oberflächenspannung bei 1.400°C<br />
Oberflächenspannung [μN / cm]<br />
10.000<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
0<br />
0<br />
0,1<br />
S – keine <strong>Pinholes</strong><br />
S – <strong>Pinholes</strong><br />
Abb. 37: Einfluß von Schwefel-, Titan- und Tellurgehalten auf die<br />
Oberflächenspannung und die <strong>Pinholes</strong>bildung bei Gußeisen<br />
mit Lamellengraphit (GGL)<br />
CO-Schlacken-<strong>Pinholes</strong><br />
0,2<br />
Bei der Entstehung dieses Fehlers reagieren niedrigviskose, manganoxidreiche<br />
Silikatschlacken, die mit Mangansulfid angereichert<br />
sind, mit dem Kohlenstoff der Schmelze unter CO-Bildung.<br />
Bei hohen Mangan- und niedrigen Siliciumgehalten reduziert<br />
Mangan Kieselsäure aus Schlacken und dem Offenfutter. Es<br />
bilden sich dünnflüssige Manganoxidschlacken. Bei hohen Schwefelgehalten<br />
ist die Bildung von MnS möglich, das in den Schlakken<br />
angereichert wird und die Schlacken noch reaktiver macht. 2<br />
Schwefel [%]<br />
0,05 0,1 0,15 0,2<br />
0<br />
Tellur<br />
ohne Fehler<br />
Abb.38: Einfluß des Mangan- und Schwefelgehaltes sowie der<br />
Gießtemperatur auf die <strong>Pinholes</strong>bildung<br />
0,3<br />
Summe der vorhandenen Zusätze [%]<br />
Te – keine <strong>Pinholes</strong><br />
Te – <strong>Pinholes</strong><br />
Titan<br />
Schwefel<br />
<strong>Pinholes</strong><br />
1.200°C<br />
keine <strong>Pinholes</strong><br />
<strong>Pinholes</strong><br />
0,4<br />
Ti – keine <strong>Pinholes</strong><br />
Ti – <strong>Pinholes</strong><br />
1.350°C<br />
1.280°C<br />
0 0,4 0,8<br />
Mangan [%]<br />
1,2 1,6<br />
Neben reinen CO-<strong>Pinholes</strong> können auch molekulare CO-Bläschen<br />
als Keime für Wasserstoff-und Wasserstoff-Stickstoff-<strong>Pinholes</strong> angesehen<br />
werden.<br />
Wasserstoff-<strong>Pinholes</strong><br />
Wasserstoff wird in einer Schmelze vor allem durch Reaktionen<br />
von starken Sauerstoffbindemitteln wie Aluminium, Magnesium<br />
und Titan, die in der Schmelze vorliegen, mit Wasserdampf eingebracht:<br />
Me + H 2 O ➝ MeO + 2H<br />
Der atomare Wasserstoff wird unmittelbar von der Schmelze absorbiert.<br />
Wasserdampf entsteht aus feuchten Feuerstoffen, rosthaltigen<br />
Einsatzstoffen, Bindetonen der Formen und ist in der Luft des<br />
Formhohlraumes beim Gießen enthalten.<br />
Tab. 1 zeigt, wie lange Wasserstoff von einer Schmelze aus<br />
der Auskleidung eines Kupolofens aufgenommen wird.<br />
Abstichzeit Wasserstoffgehalt [ppm]<br />
7.00 5,6<br />
7.20 4,2<br />
7.40 3,0<br />
9.00 2,2<br />
11.00 1,8<br />
12.00 1,4<br />
14.15 1,6<br />
Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
Kaltwindversuchskupolofen, Abstichmenge jeweils 400 kg<br />
Kupolofendurchmesser 140 cm<br />
Auskleidung des Ofens sauer<br />
Der Ofen wurde 24 h vorher ausgekleidet.
78 Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
79<br />
Abb. 39: Gußteil aus GGL. Auf der gesamten Gußstückoberfläche Blasenbildung.<br />
Vergrößerung: 10 mm Bild = 8 mm<br />
Die Ausscheidung von Wasserstoff in einer homogenen Schmelze<br />
ist wenig wahrscheinlich. Bei der Bildung von Oxidkeimen oder<br />
CO-Bläschen ist die Ausscheidung auf Grund des geringeren notwendigen<br />
Drucks wahrscheinlicher.<br />
Der gebildetet Wasserstoff reagiert bei den hohen Temperaturen<br />
und Drücken mit dem Kohlenstoff der Schmelze unter Methanbildung.<br />
Das Methan zerfällt unter Bildung von Graphit und Wasserstoff:<br />
C gelöst + 2H 2 ➝ CH 4<br />
CH 4 ➝ C Graphit + 2H 2<br />
Während der gelöste Kohlenstoff mit Wasserstoff reagiert, wird<br />
der ausgeschiedene Graphit nicht vom hocherhitzten Wasserstoff<br />
unter Methanbildung gelöst.<br />
Auf Grund dieser Vorgänge enthalten Wasserstoffpinholes fast<br />
immer einen dünnen Graphitfilm. Die Bläschen sind von einer<br />
perlitfreien Ferritschicht umgeben.<br />
Wasserstoffpinholes sind normalerweise rundlich. Zum Vergleich<br />
sind Stickstoffgasblasen dendritisch ausgebildet. Die Erklärung<br />
liegt in der unterschiedlichen Diffusionsgeschwindigkeit der<br />
Gase. Reine Stickstoffblasen enthalten keinen Graphitfilm.<br />
Vermeiden von Wasserstoffpinholes<br />
Wasserstoff wird von einer Eisenschmelze aufgenommen, wenn<br />
zu hohe Mengen an reaktiven Elementen vorhanden sind. Gußeisen-Schmelzen<br />
sollten frei von Magnesium und vor allem<br />
Aluminium sein. Aluminiumgehalte von 0,01 % – 0,1 % können<br />
bereits zu gefährlicher Wasserstoffaufnahme führen.<br />
Auch zu hohe Titangehalte, vor allem in Kreislaufmaterialien,<br />
fördern die <strong>Pinholes</strong>bildung.<br />
Da die Wasseraufnahme hauptsächlich über Wasserdampf<br />
erfolgt, sollten die Gehalte an Hydroxiden, Rost, Feuchtigkeit in<br />
der Form, Kristallwasser im Ton etc. so gering wie möglich gehalten<br />
werden.<br />
Die Bildung von <strong>Pinholes</strong> läßt sich auch vermeiden, wenn genügend<br />
Glanzkohlenstoffbildner in der Form vorhanden ist. Die reduzierende<br />
Atmosphäre verhindert die Bildung von CO-Bläschen.<br />
Verschiedene Autoren haben auf die Vermeidung von <strong>Pinholes</strong><br />
durch Steinkohlenstaubzusatz und anderen Glanzkohlenstoffbildnern<br />
hingewiesen. 3 – 5<br />
Stickstoff-Wasserstoff-<strong>Pinholes</strong><br />
Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
Neben den Wasserstoff-<strong>Pinholes</strong> treten beim Einsatz stickstoffhaltiger<br />
Bindemittel Stickstoff-Wasserstoff-<strong>Pinholes</strong> auf. Vor allem<br />
bei Einsatz von harnstoffhaltigen Bindern sind solche Fehler erzeugt<br />
worden.<br />
Die Stickstoff-Wasserstoffradikale werden an der Oberfläche<br />
der Schmelze zersetzt und im atomaren Zustand unmittelbar von<br />
der Schmelze aufgenommen.<br />
Diese Randblasen haben wie die Wasserstoffpinholes häufig<br />
einen Graphitfilm und einen Ferritsaum. Für die Entstehung gilt<br />
das unter Wasserstoffpinholes beschriebene.<br />
Über diese <strong>Pinholes</strong>erscheinungen ist häufig, auch in der<br />
deutschsprachigen Literatur, berichtet worden.<br />
Vermeiden von Stickstoff-Wasserstoff-<strong>Pinholes</strong><br />
Diese <strong>Pinholes</strong> können bei hohen Stickstoffgehalten der Schmelze,<br />
bedingt durch Einsatzstoffe wie Stahlschrott oder stickstoffhaltige<br />
Aufkohlungsmittel, auftreten. Auch hier ist ein Mitwirken<br />
der Gase aus dem Formhohlraum und aus der Form mitentscheidend.<br />
Hohe Stickstoffgehalte der Schmelze (über 100 ppm), der<br />
Aufkohlungsmittel, der Kernbinder und der bentonitgebundenen<br />
Sande sollten vermieden werden.<br />
Auch bei diesen Randblasen hat sich der Einsatz erhöhter<br />
Gehalte an Glanzkohlenstoffbildnern im Formsand zur Schaffung<br />
einer reduzierenden Atmosphäre bewährt.<br />
Bei Kernen führt der Zusatz von Eisenoxiden und Bariumsulfat<br />
zur Vermeidung dieser Fehler.
80 Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
81 Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
Schlacken-CO-<strong>Pinholes</strong><br />
Unter gewissen Bedingungen können sauerstoffreiche Schlacken<br />
mit dem Kohlenstoff der Schmelze unter CO-Bildung reagieren.<br />
Auch flüssige eisenoxidreiche Schlacken zeigen diese Reaktion:<br />
FeO + C ➝ Fe + CO<br />
Die Blasen können auf der Gußoberfläche erkennbar sein, sie werden<br />
aber auch z. T. erst bei der Bearbeitung sichtbar. Alle Schlakken,<br />
die beim Schmelzen und Gießen gebildet werden, können<br />
durch Anreicherung mit FeO oder MnO dünnflüssig werden und<br />
dann mit dem Kohlenstoff unter Gasblasenbildung reagieren.<br />
<strong>Pinholes</strong> dieser Art zeigen meist Schlackeneinschlüsse in den<br />
Blasen. In den Schlackeneinschlüssen liegen häufig MnS-Ausscheidungen<br />
vor. Der starke Einfluß von MnS auf eine Pinholebildung<br />
wird auf die Verflüssigung der Schlacke und damit deren<br />
erhöhte Reaktivität zurückgeführt.<br />
Wasserdampf hat ebenfalls einen negativen Einfluß auf diesen<br />
Fehler.<br />
Vermeiden von Schlacken-CO-Randblasen<br />
Zur Vermeidung dieser Oberflächenfehler ist eine Anhebung der<br />
Gießtemperatur, ein Senken des Schwefelgehaltes und eine<br />
Begrenzung des Mangangehaltes notwendig.<br />
BCIRA empfiehlt den Gießereien die Einhaltung eines Mangangehaltes<br />
von 0,7 %.<br />
Andere Autoren empfehlern, den Mangangehalt nicht höher als<br />
0,4 % Si einzustellen.<br />
Weiter wird empfohlen, der Schmelze nur wenig Gelegenheit<br />
zur Oxidation zu geben. Turbulenzen beim Einfüllen sind zu<br />
vermeiden. Fließwege müssen kurz sein. Da der Einfluß von<br />
Wasserdampf stark negativ ist, sollen Bentonitgehalte im Formsand<br />
so niedrig wie möglich sein.<br />
Literatur<br />
1 Hernandesz, B.; Wallace, J. F.<br />
Mechanismus der Randblasenbildung in Gußeisen mit Lamellengraphit<br />
AFS 1979 Research reports Des Plaines / Il 1979,<br />
S. 39 – 52 (engl.)<br />
2 Henke, F.<br />
Mangan im Gußeisen<br />
Giess.-Prax. 1970, S. 281 – 294<br />
3 Dawson, J. V.; Kilshaw, J. A.; Morgan, A. D.<br />
Art und Entstehung von Gasblasen in Gußeisenteilen<br />
Mod. Cast. 47, 1965, S. 144 – 160<br />
4 Bauer, W.<br />
Einfluß der chemischen Zusammensetzung und der Formstoffe<br />
auf Gasblasenfehler im Gußeisen<br />
Gießerei-Rundschau 31, 1984, S. 7 – 13<br />
Giess.-Prax. 1984, S. 198 – 205<br />
5 Fujio, S.; Yamada, J.; Mizuno, K.; Yamauchi, Y.; Tanimura, H.<br />
Vermeidung von Pinhole-Bildung bei Gußeisen mit Kugelgraphit<br />
Imono 56, 1984, S. 212 – 218 (jap. m. engl. Zusammenfassung)<br />
Weitere Literatur<br />
➝ Orths K.; Weis W.; Lampic, M.<br />
Verdeckte Fehler bei Gußstücken aus Gußeisen<br />
Giess.-Forsch. 27, 1975, S. 103 – 111<br />
➝ Orths K.; Weis, W.; Lampic, M.<br />
Gesetzmäßigkeiten und Zusammenwirken von Regelgrößen<br />
bei der Entstehung verdeckter Fehler bei Gußeisen<br />
Giess.-Forsch. 28, 1976 , S. 15 – 26<br />
➝ Greenhill, J. M.<br />
Fehlerdiagnose in Gußeisenstücken<br />
Foundry 99, 1971, S. 56 – 60 (engl.)<br />
➝ ohne Verfasser:<br />
Gußoberflächen – verdeckte Bläschen im Zusammenwirken<br />
mit MnS-Ausscheidungen<br />
Mod. Castings 1978, S. 53<br />
➝ Gittus, J.<br />
Randblasen im Gußeisen mit Kugelgraphit<br />
BCIRA. Journal 5, 1933, S. 394 u. 603<br />
➝ Dawson, J. V.; Smith, L. W. L.<br />
<strong>Pinholes</strong>-Bildung in Gusseisen und ihre Abhängigkeit von der<br />
Wasserstoffabgabe aus dem Formsand<br />
BCIRA. – Journal 6, 1956, S. 226<br />
➝ Dawson, J. V.<br />
Untersuchungen über die Randblasenbildung in Gußeisen<br />
BCIRA Journal 8, 1960, S. 805 – 811<br />
➝ Murray, W. G.<br />
Randblasen in Gußeisen mit Kugelgraphit<br />
Brit. Foundryman 55, 1962, S. 85 – 93<br />
➝ Pidgeon, C. L.<br />
Einfluß der Zusammensetzung von Grünsandformen auf die<br />
Bildung von <strong>Pinholes</strong><br />
BCIRA Journal 11, 1963, S. 319 – 335<br />
➝ Dawson, J. V.<br />
<strong>Pinholes</strong><br />
BCIRA Journal 10, 1962, S. 433 – 437<br />
➝ Vogel, D.<br />
Beabsichtigte Erzeugung von <strong>Pinholes</strong> im Gußeisen mit<br />
Kugelgraphit und seine Entstehung<br />
Staatl. Ing. Schule Duisburg 1964, Diplomarbeit<br />
➝ Berndt, H.<br />
Die Pinhole-Bildung von Gußeisen mit Lamellengraphit bei<br />
Verwendung von Hot-Box-Kernen<br />
Gießerei 52, 1965, S. 548 – 555<br />
➝ Berndt, H.; Unger, D.<br />
Prüfung von Formsandmischungen f. das Hot-Box-Verfahren<br />
Gießerei 53, 1966, S. 96 – 105<br />
➝ Nipper, H. A.; König, R.; Gries, H.<br />
Zur Begasung u. Entgasung von schmelzflüssigem Gußeisen<br />
Buderus techn. Bl., Febr. 62, 60 S.<br />
➝ Patterson, W; v. Gienanth<br />
Dipl.-Arbeit über Nadelstichporositäten im Gußeisen<br />
TH Aachen, Mai 1962<br />
➝ Verfasser nicht genannt<br />
<strong>Pinholes</strong> im Grauguß<br />
Foundry, 1965, S. 162
82 Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
83 Fehlerbeschreibungen: <strong>Pinholes</strong><br />
➝ Chen, F.; Keverian, J.<br />
Einfluß v. Stickstoff auf die Randblasenbildung bei Stahlguß<br />
Mod. Cast. 50, 1966, S. 95 – 103<br />
➝ Frommhagen, A.<br />
<strong>Pinholes</strong> in Graugußstücken<br />
Giess.-Prax. 1964, S. 123 – 126<br />
➝ Schitikow W. S.; Schulte G.; Gederewitsch, N. A.; Tschebotar<br />
L. K.<br />
Die <strong>Pinholes</strong>bildung in GGL<br />
Lit. Proisv. 1973, S. 18<br />
Gießereitechnik 22, 1974, S. 320<br />
➝ Kokonov, A. T.<br />
Einfluß der Desoxidation auf die <strong>Pinholes</strong>bildung bei Stahlgußstücken<br />
beim Gießen in kunstharzgebundene Formen<br />
Lit. proisv. 1979, S. 9<br />
➝ Carter, S. F.; Evans, W. J.; Harkness, J. C.; Wallace, J. F.<br />
Einflußgrößen bei der Pinhole-Bildung in Gußeisen mit<br />
Lamellengraphit und Gußeisen mit Kugelgraphit<br />
Amer. Foundrym. Soc. 87, 1979, S. 245 – 268 (engl.)<br />
Giess. Prax. 1980, S. 219 – 246<br />
➝ VDG Fachbibliographie Nr. 352<br />
Wasserstoffgehalte im Gußeisen (67 Literaturhinweise)<br />
➝ VDG Fachbibliographie Nr. 74<br />
Gase im Gußeisen (78 Literaturhinweise)<br />
➝ Berndt, H.; Unger, D.; Räde, D.<br />
Die Bedeutung der Eisenoxidzugabe zum Formstoff<br />
Gießerei 59, 1972, S. 61 – 71<br />
➝ Autor unbekannt<br />
Ein Fall von Randblasen (<strong>Pinholes</strong>) in der Oberfläche von GG<br />
Fonderie, Fondeur aujourd‘hui 1986, S. 27<br />
➝ Poyet, P.; Elsen, F.; Bollinger, E.<br />
Einfluß von Zusätzen an Eisenoxid zum Formsand in der<br />
Stahlgießerei<br />
Hommes et Fonderie 161, 1986, S. 11 – 22 (franz.)<br />
➝ Höner, K. E.<br />
Zum Einfluß des Stickstoffs auf die Gasblasenbildung im<br />
Stahlguß<br />
Gießerei 62, 1975, S. 6 – 12<br />
➝ Middleton, J. M.<br />
Einige Pros und Contras zu tongebundenen Formsanden<br />
Proc. Annu. Conf. Steel Cast. Res. & Trade Assoc. Harrogate<br />
1970, Vol. 1, 1970 Pap. 6, 8 S.<br />
➝ Habibullah, P.<br />
Allgemeine Betrachtungen über Blasenbildung bei Stahlgußstücken<br />
infolge der Metall-Formstoff-Reaktion<br />
43ème Congrès International de Fonderie, Bucuresti 1976<br />
Vortr. Nr. 13., 7 S. (engl.)<br />
➝ Yamauchi, Y.; Yamada, J.; Mizuno, K.; Fujio, S.; Tanimura, H.<br />
<strong>Pinholes</strong> bei Gußstücken aus Gußeisen mit Kugelgraphit<br />
(Naßgußsand) und Maßnahmen zu deren Vermeidung<br />
4. Internationale Tagung der Lizenzteilnehmer für das<br />
+GF+ -Konverterverfahren Schaffhausen 1981,<br />
Vortr. 7, 14 S.<br />
➝ Levi, L. I.; Grigor‘jan, S. A.; Dybenko, I. V.<br />
Einfluß von Mn auf den Stickstoffgehalt im Gußeisen und<br />
dessen Bestimmungsverfahren<br />
Izvestija vyssich. ucebnych. zavedenij, cernaja metallurgija<br />
1977, S. 155 – 157 (russ.)<br />
➝ Strong, G. R.<br />
Stickstoff in Temperguß – Ein Literaturüberblick<br />
Trans. Amer. Foundrym. Soc. 85, 1977, S. 29 – 36<br />
(engl.)<br />
➝ Winterhager, H.; Koch, M.<br />
Untersuchungen zur Vakuumentgasung von Aluminium-<br />
Schmelzen.<br />
Gießerei 65, 1978, S. 505 – 510<br />
➝ Stransky, K.<br />
Thermodynamische Bedingungen für die Pinhole-Bildung in<br />
Stahlguß<br />
Slevarenstvi 28, 1980, S. 373 – 377 (tschech.)<br />
➝ Mechanisms of Pinhole Formation in Gray Iron<br />
AFS Gray Iron Research Committee 5-C<br />
AFS Research Reports 1979 S. 37