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Nr. 27. Januar 2010Fr. 4.80 € 3.50Marco <strong>Bligg</strong>ensdorferalias <strong>Bligg</strong>ABENTEUERLAOSReisen Sie mit einerLuxus-Dschunkeauf dem MekongSeite 56Rapper,Büezer,VolksmusikantSeite 12Daniel AlbrechtWie der Ski-Star nachseinem Sturz Gedächtnisund Gefühle verlorSeite 70Von Alp zu AlpDas Nomadenleben derBauernfamilie Imholz ausdem SchächentalSeite 18DER TAPIR-FANWarum André Maerz ausEnnenda das geheimnisvolleRüsseltier verehrtSeite 26


MenschenVon einem Millionenpublikumgewählt:In der Sendung «Diegrössten Schweizer Hits»erklomm <strong>Bligg</strong> denzweiten Platz.BLIGGmacht Volksmusigg«Es rührt mich, wennich Grosis im Publikumentdecke»: <strong>Bligg</strong>sMusik kommt bei allenGenerationen an.Sprechgesang, kombiniert mit Jodel und Hackbrett: Mit seinemStilmix begeistert Marco <strong>Bligg</strong>ensdorfer Jung und Alt.Weil der ehemalige Büezer ureigen geblieben ist. Und echt.Text Pia Seiler Fotos Lena ThüringFoto: SFAm Vorabend noch hat er in derStadthalle Chur Dampf abgelassen,aus voller Kehle gerappt und gerocktund getanzt bei seinem Ohrwurm«Musigg i dä Schwiiz» – <strong>Bligg</strong> inHöchstform, in kariertem Hemd und tiefsitzenden Jeans, witzig und ernst zugleichund präsent bis in die hinterste Reihe.Derselbe <strong>Bligg</strong> hat morgens um zehneine erstaunlich leise Stimme. Galant führter in sein Büro im Industriequartier vonZürich-West, ein paar Autominuten vonseiner Wohnung entfernt. Pünktlich ist ererschienen, wie schon auf der Konzertbühne.Marco <strong>Bligg</strong>ensdorfer, so sein bürgerlicherName, weiss, was er seinem Publikumschuldet – in Chur waren darunterHiphopper mit Dächlikappen, Göttis mitPatenkindern und ein paar Grossmüttermit Enkeln. Der Stilmix von schnellemMundart-Sprechgesang und Volksmusikmit Jodel, Hackbrett und Akkordeon kommtselbst bei Senioren an.«Es rührt mich, wenn ich Grosis imPublikum entdecke», sagt <strong>Bligg</strong>, der eininniges Verhältnis zu seinem neapolitanischenGrossvater Antonio hat und heutenoch manchmal in dessen Schrebergartenin Zürich zum Znacht vorbeischaut. «Auchwenn ich wenig Zeit habe für meine Familieund Freunde – sie sind es, die mich amBoden halten», sagt <strong>Bligg</strong>, bei dem zurzeitdie Post abgeht.Leise TöneDer 33-jährige gelernte Sanitär-Installateurist ganz oben am Schweizer Musikhimmelangelangt. Nach sechs CDs hatseine siebte Scheibe voll eingeschlagen:«0816» wurde 120 000 Mal verkauft undmacht <strong>Bligg</strong> zum erfolgreichsten SchweizerMusiker der letzten Jahre. «VierfachPlatin für eine CD», sagt er, «das ist achtmalso viel, wie ich mir erträumt habe.» Inder TV-Musiksendung «Die grösstenSchweizer Hits» erklomm <strong>Bligg</strong> zudemvor kurzem den zweiten Platz – von einemMillionenpublikum gewählt für seinenMundarthit «Rosalie».Auch diesen Erfolg vermeldet <strong>Bligg</strong> inleisen Sätzen. Laute Töne sind nicht seinDing. Zu gut erinnert er sich an seine bescheidenenAnfänge. «Zu dritt haben wirin einem muffigen Kellerraum angefangen,Geld mit Arbeit auf dem Bau zusammengespartund unsere erste Scheibe inTschechien pressen lassen.» Zu gross istzudem die Verantwortung für sein heutigesTeam – 20 Leute, darunter sein BruderSam und immer noch die Pioniere DJCutmando und Sängerin Lesley Bogaert.«Ich muss die Löhne dieser Leute zahlen,die Grafik, die Produktion, die Bühnenshowim Griff haben», sagt Marco <strong>Bligg</strong>ensdorfer,bis vor kurzem Bewohner einerEinzimmerwohnung in Horgen ZH undnun Mieter einer Viereinhalbzimmerwohnungin der Stadt. «Allesnoch im Rahmen», fügt er an, «dieRech nung muss aufgehen. Sonsthat man ein Problem.»<strong>Bligg</strong> hat keines. Nach seiner Sanitärlehreging er auf Montage, warTeamleiter, hat verschiedene Baustellenmitgeleitet, «mir muss niemandsagen, was büezen heisst.» Aussersein Vater, nur zwanzig Jahre älterals <strong>Bligg</strong>: Als Maler auf dem Bau hat erdie sechsköpfige Familie durchgebracht.<strong>Bligg</strong> ist der Arbeitertradition treu geblieben.Seit letztem Jahr ist er Botschafterder Gewerkschaft Metall-Union und rätjungen Leuten, durchaus zu träumen, «dasist wichtig.» Aber ebenso wichtig sei es, 12 Schweizer Familie 2/2010 Schweizer Familie 2/2010 13


MenschenMit 7 bekam er seineerste Gitarre, mit 12schrieb er seinen erstenSong: Autodidakt <strong>Bligg</strong>im Aufnahmestudio.«Die Alders haben mir eine Welt erschlossen, die gar nicht so weit wegist von meiner»: Für <strong>Bligg</strong> ist Hiphop die Volksmusik der Jungen.einen soliden Beruf zu erlernen. «Oben istdie Luft dünn. Nur einer von tausend wirdProfifussballer, erfolgreicher Musiker odergefeierter Schauspieler.»Vater Waldemar <strong>Bligg</strong>ensdorfer hatteauch musikalisch grossen Einfluss aufseinen Ältesten. Trotz engen Platzverhältnissenwar stets ein Zimmer für die umfangreichePlattensammlung des Vatersreserviert. «Er hat alles, was zu jener Zeitangesagt war, aufgelegt – Rolling Stones,Beatles, Pink Floyd, Queen. Das ist meinmusikalisches Alphabet», sagt Autodidakt<strong>Bligg</strong>, der mit sieben eine Gitarre geschenktbekam und mit zwölf seinen ersten Songschrieb. Der Anlass war traurig. FamilienhundBruce, ein schwarzer Labrador,wurde vor seinen Augen von einem Autoüberfahren. Der Grundstein jedoch fürsmusikalische Selbstvertrauen war gelegt.Dass er einst ausgerechnet mit einemStilmix von Rap und Volksmusik dieCharts stürmen würde, hätte er sich damalsnie träumen lassen. Und als dasSchweizer Fernsehen vor zwei Jahren anfragte,ob er für «Die grössten SchweizerHits» seinen Hiphop-Song «Volksmusigg»mit einer traditionellen Formation bereichernkönnte, habe er zunächst leergeschluckt. «Ich hatte mit traditionellerMusik wirklich nichts am Hut.»Das ist mittlerweile anders. Nach intensiverZusammenarbeit mit der StreichmusikAlder aus Urnäsch sagt <strong>Bligg</strong>: «Die«<strong>Bligg</strong> hat einen ganz eigenen Stil. Er ist Musiker,kein Popstar – er kann wirklich etwas und blendet nichteinfach mit raffinierten Arrangements.» Beni ThurnheerAlders haben mir eine Welt erschlossen,die gar nicht so weit weg ist von meiner.Hiphop ist die Volksmusik der Jungen.»Ein Strahlen für KinderDas Resultat begeistert: Für die Sendung«Die grössten Schweizer Hits» rappt <strong>Bligg</strong>in frecher Mundart-Manier, während dieStreichmusik Alder mit Hackbrett, Akkordeon,Kontrabass und Violine kontert. BeniThurnheer, einer der drei Kommentatorender TV-Sendung, weiss über <strong>Bligg</strong> dennauch «nur Gutes» zu berichten und nenntihn im gleichen Atemzug wie Züri West,Polo Hofer und Patent Ochsner. «<strong>Bligg</strong> hateinen ganz eigenen Stil und bleibt sichauch bei Volksmusikausflügen treu», sagtThurnheer. «Er ist Musiker, kein Popstar– er kann wirklich etwas und blendet nichteinfach mit raffinierten Arrangements.»Wie lange <strong>Bligg</strong>s Volksmusikausflugnoch dauert, lässt der Rapper offen. Aufder aktuellen Tournee begleitet ihn jedenfallsHackbrettspieler Nicolas Senn, 20,ein Schüler des bekannten Töbi Toblerund mittlerweile selber ein Hackbrett-Virtuose– oder in <strong>Bligg</strong>s Worten: «Der JimmyHendrix der Schweiz auf dem Hackbrett.»So hat er den jungen Appenzeller amChurer Konzert vorgestellt, der nach seinenParts tobenden Applaus erntete.Nur einmal klatschten die Besuchernoch kräftiger: <strong>Bligg</strong> hievte einen Jungenauf die Bühne, der versucht hatte, einSongbuch des Rappers zu ergattern. Derneunjährige Silvan unterstützte <strong>Bligg</strong> einenSong lang mit wippenden Armbewegungen.Der Musiker liess den Kleinen keineSekunde aus den Augen. «Solche Interaktionensind relativ heikel. Ich kann niewissen, wie Kinder die Bühne verkraften»,sagt er, «aber Silvan war total cool. Erstrahlte mich die ganze Zeit an.»Nun ist es Marco <strong>Bligg</strong>ensdorfer, derstrahlt und der kein Geheimnis darausmacht, dass er selber gern Kinder hätte. Diepassende Frau fehlt noch. Nach langjährigenBeziehungen mit Soulsängerin Emelund Miriam Cani, Gewinnerin der Castingshow«Popstars», ist er seit längeremSingle. Die richtige Uhr aber hat er schon:Die edle IWC an seinem Handgelenk, dieer sich kürzlich leistete, soll dereinst seinSohn bekommen.■14 Schweizer Familie 2/2010

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