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"Identität bauen" (pdf/3180-KB) - Initiative Architektur und Baukultur

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Identität bauenPositionen zum Wesen unserer gebauten <strong>und</strong> gelebten Umwelt


<strong>Baukultur</strong> im DialogDr. Ulrich HatzfeldLeiter der Unterabteilung Stadtentwicklung imB<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> StadtentwicklungStädte sind ein soziales <strong>und</strong> kulturelles Projekt. Deshalbsind sie immer auch Experimentierfelder: Fabriken werdenzu Museen umgebaut, der Stadtraum dient als Bühnefür Events, an zahlreichen Orten wird der Wiederaufbauverlorener Bauten <strong>und</strong> Räume diskutiert. Diedabei einsetzende <strong>Architektur</strong>diskussion ist Teil einervielschichtigen Wertedebatte, die unter anderem umemotionale Themen wie Heimat, Schönheit <strong>und</strong>Identität kreist.Die <strong>Initiative</strong> <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> <strong>Baukultur</strong> (IAB) widmetsich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 dem Dialog übergestaltete <strong>und</strong> gebaute Umwelt. In diesem Netzwerkversteht sich das B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau<strong>und</strong> Stadtentwicklung (BMVBS) als Partner <strong>und</strong> Impulsgeber.Die „<strong>Baukultur</strong>werkstätten“ sind offene Foren.Sie fragen fachübergreifend nach dem Wesen unserergebauten Umwelt <strong>und</strong> nach der Funktion von <strong>Architektur</strong><strong>und</strong> Stadt als Projektionsfläche gesellschaftlicher Realitäten<strong>und</strong> Wunschvorstellungen. Im Mittelpunkt stehtimmer die Frage nach der sozialen <strong>und</strong> politischenRelevanz von <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Planung: Es geht um„mehr“ <strong>Baukultur</strong>.Das B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklungstellt in einer Folge von öffentlichenDiskussionsr<strong>und</strong>en zentrale Aspekte der „<strong>Baukultur</strong>in der Gesellschaft“ zur Diskussion. Aktuelle Begriffesind dabei Identität, die kreative Stadt, Heimat <strong>und</strong>Schönheit.Den Auftakt für die Gesprächsreihe bildet der Begriff„Identität“. Identität ist derzeit in aller M<strong>und</strong>e. Der Begriffwird so häufig genutzt, dass er sich von seinem ursprünglichenWortsinn zu lösen beginnt. Identität im urbanistischenZusammenhang meint, sich selbst – als Individuum,als Gemeinschaft oder als Stadtgesellschaft – in einerStadt wiederzufinden, sie als das Eigene zu verstehen,anzuerkennen <strong>und</strong> sich anzueignen <strong>und</strong> sich in denbaulichen Strukturen selbst zu erkennen. In der Nutzungwird aus dem Begriff Identität, der ein komplexes gedanklichesKonstrukt darstellt, ein politischer Begriff, ausdem ein fachpolitisches Programm für unsere Städte,ihre Er-neuerung, ihren Umbau, ihre Entwicklungerwachsen könnte.Doch kann man Identität bauen, sie also materiell herstellen?Kann man gar Identität konstruieren, indemman Versatzstücke der Vergangenheit rekonstruiert?Welche Rolle spielt das Bauen für die Identität einerBürgerschaft? Eine weitere Frage ist essentiell fürunseren <strong>Baukultur</strong>diskurs gerade im Spannungsfeldvon alter Stadt <strong>und</strong> neuer <strong>Architektur</strong>, von Wiederaufbaulösungen<strong>und</strong> zeitgenössischen Gestaltungen: Wiemuss zeitgenössische <strong>Architektur</strong> aussehen, die dennach Gestaltungs-qualität <strong>und</strong> Orientierung SuchendenAngebote unterbreitet? Wie soll die <strong>Baukultur</strong>politikdes B<strong>und</strong>es die Stadtentwicklungspolitik <strong>und</strong> dieFörderpolitik im Hinblick auf die Stärkung von Identitätenin der Stadt beeinflussen?Mit Identität sind wohl in einfachster Lesung gemeint:Städte mit Eigenschaften, eine gebaute Umwelt mitQualitäten, ein Stadtbild, das sich von anderen unterscheidet,ein Image, das sich im Wettbewerb der Städte<strong>und</strong> Regionen gebrauchen lässt. Wie kommen wirdiesen Qualitäten näher?Um diese Fragen zu klären, veranstalten wir die <strong>Baukultur</strong>werkstätten<strong>und</strong> treten in einen aktiven, fachübergreifenden<strong>und</strong> nutzungsorientierten Dialog.3


Urbane Identitäten: Wirklichkeitoder WunschvorstellungRegina BittnerLässt sich Identität bauen? Zweifellos hat die gebauteStadt <strong>und</strong> deren urbane Struktur einen manifestenEinfluss auf die Identifikation der StadtbewohnerInnen<strong>und</strong> auf die Vorstellungen, die mit dieser Stadt verb<strong>und</strong>enwerden. Die materielle Qualität von Städtenstrukturiert die Verhaltensweisen <strong>und</strong> Praktiken derBewohner, sie fungiert zugleich als Gedächtnisspeicherhistorisch gewachsener Besonderheiten. Der Identitätsbegriffhat schon seit einigen Jahren Konjunktur. EinBlick in das Forschungsprogramm des B<strong>und</strong>esministeriumsfür Bildung <strong>und</strong> Forschung „Stadt 2030“ machtdeutlich, welche Bedeutung heute dem Begriff der„Identität“ in Sachen Stadtentwicklung zugedacht wird.„Den Charakter einer Stadt, ihre Atmosphäre, diebestimmenden Lebensstile, ihre Wahrzeichen <strong>und</strong>Symbole des Alltags wie der besonderen Festtage, dieUnverwechselbarkeit eines Ortes, das ist es, was wir alsIdentität einer Stadt […] bezeichnen. Diese Elementeverlieren ihre Selbstverständlichkeit <strong>und</strong> Gewissheit<strong>und</strong> werden Gegenstand des Nachdenkens von Öffentlichkeit,Politik <strong>und</strong> Planung, wenn sie durch Wandelin Frage gestellt werden.“ 1Trotz des offensichtlichen politischen Interesses streitensich Stadt- <strong>und</strong> Regionalforscher, ob der Begriff aufstadtregionale Zusammenhänge angewandt werdenkann. Gr<strong>und</strong> des Unbehagens ist die Gefahr der Substanzialisierungsozialer Realitäten, die mit demIdentitätsbegriff mitschwingt. Schließlich lege dieserBegriff die Vorstellung nahe, kollektive räumlicheIdentitäten existieren als Wesenheit eigenständig <strong>und</strong>abgekoppelt von den jeweiligen Akteuren.Wenn Städte heute gezwungen sind, aus Angst vorInvestitions- <strong>und</strong> Bevölkerungsverlusten das jeweilsBesondere ihrer Stadt herausstellen, also an ihrerIdentität zu arbeiten, dann, folgt man den Kritikmustern,handelt es sich vor allem um an zu kurzfristigenpolitischen Zielen der Standortpositionierung ausgerichteteVerfahren. Historische Rekonstruktionen,ikonische <strong>Architektur</strong>en, Festivalisierungen, Citybrandingssind Strategien, um Städte als besondere Orte zumarkieren <strong>und</strong> nach innen wie nach außen zu profilieren.Warum aber sind einige Städte mit solchen Verfahren,die zunächst dem Schema der Kritik entsprechen,dennoch erfolgreich? Neuere stadtethnografischinspirierte Forschungsperspektiven schlagen für dieVerhandlung des Identitätsbegriffs eine Unterscheidungzwischen unterschiedlichen Ebenen vor: zwischen demSelbstbild, das die Binnensicht der Stadt <strong>und</strong> ihrerBürgerschaft auf sich selbst beinhaltet, in der sich dieStadt als alltagskultureller gelebter Erfahrungsraumabbildet, <strong>und</strong> dem Image, dem Bild, das eine Stadtstrategisch von sich entwirft <strong>und</strong> gezielt medial nachaußen transportiert.Unter dem Druck der Standortkonkurrenz kommt eszunehmend zu Konflikten zwischen Selbstbildern <strong>und</strong>Images von Städten. Wollen also Prozesse des Imagewandelsz. B. mittels baulicher Aufwertung in Städtenerfolgreich sein, so scheint es geboten, dem Zusammenwirkendieser Ebenen, dem Imaginären, dem ErfahrungsraumStadt <strong>und</strong> dem Image, dem auf kurzfristigestrategische Ziele ausgerichteten Bild, was die Stadtvon sich entwirft, Aufmerksamkeit zu widmen.Stadtethnologen schlagen für das Feld des Zusammenspielszwischen Image <strong>und</strong> Imaginärem den Begriff derstädtischen Bildproduktion vor: Auch <strong>Baukultur</strong> ist hiersituiert. Bilder <strong>und</strong> Wunschvorstellungen werden hierräumlich materialisiert, die dann erfolgreich sind,wenn sie mit dem Erfahrungsraum, dem praktischenWissen, das durch die gebaute Ordnung der Stadt dasHandeln der Bewohner strukturiert, korrespondieren.<strong>Baukultur</strong> einer Stadt ist insofern ein Konglomerat anspezifischen Erfahrungs- <strong>und</strong> Wissensbeständen, einGedächtnisspeicher kollektiver Erinnerung, eine diestädtische Praxis „strukturierende Struktur“, einVerhandlungsraum unterschiedlicher Ansprüche <strong>und</strong>Vorstellungen, was die Stadt darstellt <strong>und</strong> was sie ihrenBewohnern <strong>und</strong> Besuchern bietet.1. B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung, Auf dem Weg zur Stadt 2030.Leitbilder, Szenarien <strong>und</strong> Konzepte für die Zukunft der Stadt, S. 204


Identitätsbildung alsEntwicklungsprozessJörg SpringerSelbstverständlich denke ich als Architekt, dass sich einestädtische Gesellschaft vermittels ihrer Bauwerke selbstbeschreibt, dass sich also eine städtische Identität auchan ihren Bauwerken entwickeln kann. Für unser Handelninteressant ist die Frage, wie dies geschieht <strong>und</strong> was sichdaraus für Konsequenzen ableiten lassen.Identität wird nicht durch ein Bauwerk selbst gestiftet– Identität entsteht erst, indem das Bauwerk durch dieMenschen, durch die Bürger einer Stadt als etwas Eigenesangenommen wird. Dazu bedarf es in der Regel einer gewissenZeit. Bedeutung gewinnt der Prozess des Identität-Erkennens erst, wenn ein relevanter Teil einer städtischenGesellschaft in einem Bauwerk tatsächlich etwas Eigeneszu sehen vermag. Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert,welchem Wandel ihrer Bedeutung Bauwerkeunterworfen sein können. Man denke zum Beispiel andie aktuelle Diskussion über Dieter Oesterlens Landtagsgebäudein Hannover, dessen Wertschätzung in einerbreiteren Öffentlichkeit erst in der gegenwärtigen Abbruchdebattedeutlich wird.Dieses „Eigene“ führt mich zu dem für uns Architekteninteressanten Aspekt: Es geht einerseits darum, ein hinreichendesMaß an „Eigenheit“ oder „Anders-Sein“ zuschaffen, so dass überhaupt erst die Möglichkeit eröffnetwird, sich ein Bauwerk zu eigen zu machen (also einenUnterschied zu dem Anderen zu erkennen, was das Eigenenicht ist). Es darf aber andererseits das Werk auch nichtzu fremd geraten, so dass Aneignung erst gar nicht möglichwird.Mit anderen Worten: Identität kann nicht geschaffenwerden, wenn wir alle Erwartungen erfüllen, wenn nurdas Gewohnte <strong>und</strong> Vertraute wiederholt wird. Das Ergebniswird dann im besten Fall unauffällig <strong>und</strong> belanglossein. Man verstehe mich hier nicht falsch: Angesichts derüberwiegenden Mehrheit des heute Gebauten ist auchdas Unauffällige schon ein Wert an sich. Identität neu zubauen setzt voraus, das Nicht-Erwartete zu tun, etwasanderes, als das Bekannte zu schaffen. Für den Bürger derStadt wird dann das Überwinden der spontanen „Fremdheitserfahrung“zum F<strong>und</strong>ament der Aneignung, alsoder Annahme des Bauwerkes als etwas Eigenem – Identitätentsteht.Immer aber muss für eine derartige Aneignung ein gewisserSchatz an Erfahrungen vorausgesetzt werden. Genauhier setzt heute ein ganz erhebliches Problem ein: DieErfahrungen der Menschen, die in einer Stadt zusammenleben,sind so verschieden, dass die Rückbindung desNeuen an das Bekannte oft nur für bestimmte Gruppengelingt. Das Wissen um diese Erfahrungen, man kannauch sagen: um die Geschichte eines Ortes <strong>und</strong> seinerIdeen, ermöglicht es uns als Architekten, das Neue <strong>und</strong>Fremde an das schon Bekannte zu binden. Wir könnendieses Erarbeiten von Identität auch als ein gemeinschaftlichesLernen beschreiben. Tatsächlich geht es um nichtsanderes, als einst um die kindliche Erk<strong>und</strong>ung einer Welt,die uns mit jedem weiteren Schritt ins Unbekannte zu einerHeimat wurde. Nur müssen wir Architekten uns hüten,in diesem Lernprozess als die Wissenden, als die Lehrmeisteraufzutreten. Umgekehrt sollte man uns nachsehen,wenn nicht jeder Tritt auf der Gratwanderung zwischendem Fremden <strong>und</strong> dem allzu Gewohnten mit der notwendigenFestigkeit gelingt. Erst der immer wieder neugewagte Schritt in das Unbekannte erschließt uns dieWelt als unsere eigene.5


<strong>Baukultur</strong> als Instrument zurBildung städtischer IdentitätUwe AltrockEine zentrale Frage im Zusammenhang mit Identitätbzw. Identifikation ist die nach den Möglichkeiten <strong>und</strong>der Rolle einer überindividuellen, kollektiven Identität.Eine städtische Identität, die durch einzelne herausragendeBauten geschaffen wird, stellt lediglich einen kleinenBaustein im Rahmen der Selbstverortung einer Persondar <strong>und</strong> setzt dabei auf individuelle, familienbezogene,stadtteilbezogene <strong>und</strong> andere Identifikationsangebote<strong>und</strong> Elemente. Soll <strong>Baukultur</strong> eine wichtige Rolle beider Schaffung von Identität spielen, muss sie diese Vielschichtigkeitder Selbstverortungen ernst nehmen.Daraus ergibt sich ein mehrdimensionales Verständnisvon <strong>Baukultur</strong>, das sowohl prozessual als auch gestalterischausgerichtet ist. Im unmittelbaren Wohnumfeldkommt ihm nicht zuletzt die Rolle zu, aneignungsfähigeRäume bereitzustellen oder zu bewahren. Damit ist aufQuartiersebene „Identität bauen“ bis zu einem gewissenGrad möglich, aber weder durch das Qualitätsversprecheneines Wettbewerbsverfahrens für den Quartiersplatznoch durch das spektakuläre architektonische Experiment,als eher durch die Gewinnung von Aufenthaltsflächen imöffentlichen Raum, die Gestaltung neuer Parks mit denBürgern <strong>und</strong> die Herstellung eines Netzes gefahrlos erreichbarer,differenziert nutzbarer, wenig durch Autoverkehrbeeinträchtigter unterschiedlich großer Orte,vom Kinderspielplatz bis zur Außengastronomie, ergänztdurch vielfältige, möglichst öffentlichkeitswirksameNichtwohnnutzungen in Erdgeschossen. Sie begründenden Erfolg von Sanierungsmaßnahmen, wie in der BerlinerSpandauer Vorstadt, wesentlich mit, <strong>und</strong> vermutlich stärkerals die <strong>Architektur</strong> der Neubaumaßnahmen, die in derartigenAltbauquartieren eingestreut werden. Doch auch fürsie gelten die Anforderungen an Benutzbarkeit <strong>und</strong> Aneignungsfähigkeitim Detail, die zwar nicht gegen moderne<strong>Architektur</strong> sprechen, aber auch keinen Freibrief fürSichtbeton-Exzesse darstellen.Fragt man sich, wie Identität im Neubauquartier gebautwerden kann, das nicht auf die bewährten, durch langeGewöhnung vertrauten städtebaulich-architektonischenFormen der Vormoderne setzen kann, wie im Fall der behutsamenStadterneuerung, so bleiben die Anforderungendennoch ähnlich. Zusätzlich besteht die Chance, über individuelle,familiäre <strong>und</strong> gemeinschaftliche Identifikationauf der Ebene des Einzelgebäudes Stabilität herzustellen.Hieraus lässt sich der Erfolg von stark neubaugeprägtenKonversions- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekten, wie in Tübingenoder Freiburg, teilweise erklären. Auch hier wird Identitätnicht durch das spektakuläre Einzelbauwerk hergestellt,<strong>und</strong> interessanterweise ist sie nicht einmal auf eine konsequenteEnsemblewirkung angewiesen. Erreicht wird sienicht zuletzt durch Baugruppenansätze oder ähnlicheInstrumente einer intensiven Einbeziehung von Bewohnernin den Bau von Identität, der gar nicht so zentral mitkonventionellen Beteiligungsverfahren verknüpft ist. InStadtzentren oder an Orten der Arbeit müssen wiederumandere Ziele verfolgt werden. Bauten können dort derOrientierung dienen oder zur kollektiven Identität aufder Ebene einer Stadt beitragen. Es kommt bei ihnen offenbarweniger darauf an, wer in welchem Stil baut.Dennoch erlauben Monotonie <strong>und</strong> Sterilität nur selteneine Form der Aneignung. Das Ensemble der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche kann nur durch Brechung<strong>und</strong> Nebeneinander von Alt <strong>und</strong> Neu zur Identifikationführen, ein Eiermann-Bau allein wäre über Gesichtslosigkeitnicht hinausgekommen. Ein vermeintlich subtilerAnbau an die Schweizer Botschaft gibt für die Identifikationnichts her. Ein monumentales Kanzleramt bewegt sichnicht zufällig auf der Schwelle zwischen Ablehnung alsSymbol von Fremdbestimmung, spröder Beton-Ästhetik<strong>und</strong> übermäßiger Wuchtigkeit, erlaubt aber auch eineambivalente Aneignung durch den Spitznamen „Waschmaschine“<strong>und</strong> die Einzigartigkeit bestimmter formalerElemente. Serielle Lochfassaden bieten kaum Anknüpfungspunktefür die Einordnung in ein aneignungsorientiertesIdentifikationsraster des mit Spektakularität aufgeladenenVertrauten. Gehry, Herzog <strong>und</strong> de Meuron, Libeskind<strong>und</strong> andere bedienen dagegen zwanglos das Bedürfnisnach kecker spektakulärer Form <strong>und</strong> laden sie bisweilensymbolisch auf, um zusätzliche Anknüpfungspunkte füreine symbolische Aneignung zu bieten. Nur durch dashinreichende Maß an Einzigartigkeit erlangen sie aberihre Wirkung.6


Konstruktionen von Identität <strong>und</strong>Produktion von RaumStefanie Bürkle„Kann die Identität einer Gesellschaft oder einer Stadtbevölkerungin Beton gegossen werden?“, so fragte ich 1995im Rahmen einer künstlerischen Bestandsaufnahme zweierStädte: Beirut <strong>und</strong> Berlin. Beiden fehlte durch Krieg <strong>und</strong>Teilung das Zentrum, beide befanden sich 1995 im Wiederaufbau,in dem maßgebliche städtebauliche, architektonische,Nationalidentitäten stiftende oder veränderndeKonzepte, Pläne <strong>und</strong> Maßnahmen in die Wege geleitetwurden. Nach einem fast zwanzigjährigen Bürgerkriegsollte privatwirtschaftlich das Herz der Stadt Beirut, dasehemalige Zentrum, neu entwickelt, geplant <strong>und</strong> bebautwerden. Ähnliche Überlegungen gab es für die leere Mittezwischen Ost <strong>und</strong> West am Potsdamer Platz. Obgleich inBerlin die üblichen kulturpessimistischen Thesen eineskünstlichen Herzens diskutiert wurden <strong>und</strong> in Beirut dasAlte abgeräumt wurde, um Neues im Gewand des Altenentstehen zu lassen, muss in Beirut angesichts der Shoppingmallstatt Souk <strong>und</strong> in Berlin angesichts der bereitsbröckelnden Fassaden einiger prestigereicher <strong>Architektur</strong>endie Frage relativiert werden, ob Identität gebautwerden kann. Sicher ist, dass wir unseren vorgef<strong>und</strong>enenStadtraum verändern.Wenn wir Künstler oder Architekten uns zu Raumspezialisten,also zu den Gestaltenden zählen, dann haben wireine große Verantwortung für das, was wir im Stadtraumentwickeln. Identität entwickelt sich als Konstruktion einesSelbst, als personale <strong>und</strong> soziale Identität. Identität wirdaus Mustern <strong>und</strong> Bestandteilen komponiert.Also ist Identität auch in seiner eigentlichen Anwendungauf das Individuum ein sich wandelnder Begriff. Einmalwird Identität polizeilich festgelegt, bedeutet aber individuellim Leben etwas ganz anderes <strong>und</strong> ist unterschiedlichstenVeränderungen ausgesetzt. Womit identifiziereich mich hinsichtlich meiner Stadt, meiner gebauten Umwelt,meines direkten Umfelds? Und wie wandelt sich dasim Laufe des Lebens? Die beliebtesten Spielplätze aus derKindheit sind generationsübergreifend die Ruinengr<strong>und</strong>stücke,die verwilderten Gärten, die alten Lagerhallenoder Industrieareale, weniger die kindgerecht angelegtenSpielplätze mit TÜV-geprüften Spiel- <strong>und</strong> Freizeitgeräten.Übertragen auf unser städtisches Umfeld sind somit gestalteteFußgängerzonen mit Straßenmöblierungen nurbedingt identitätsstiftend. Wie soll denn auch Identitätsbildungentstehen, wenn bei allem Pluralismus die immergleichen Muster städtebaulicher Problemlösungen sichim nahezu identischen Fußgängerzonendesign der Kommunenoder der gleichen Reihenfolge aus Flagshipstores,Filialisten <strong>und</strong> Discountern widerspiegeln? Nur noch seltenwird diese durchrationialisierte Phalanx austauschbarerInternationalität <strong>und</strong> Kommerzialität von örtlichen Ladengeschäftenunterbrochen, immer mehr gleichen die Stadtzentrenden Indoor-Shoppingmalls.Partizipatorische Ansätze von Kunst- <strong>und</strong> Kulturprojektenzeigen, dass das Ephemere von künstlerischen Interventionenmeist geeigneter erscheint, zumindest kurzzeitigIdentifikation <strong>und</strong> Wertschätzung des Stadtraums <strong>und</strong>der Stadtgesellschaft bei den Bewohnern zu bewirken,als langfristig angelegte Umbaumaßnahmen, die erstzur Wirkung kommen, wenn der eigentlich festgestellteHandlungsbedarf sich bereits wieder verändert hat.Identität wird durch eigene Erfahrung <strong>und</strong> Erkenntnisgestiftet, mehr als durch Erlebnis. Im Spiegel der glänzendenOberflächen einer durchgestalteten Umwelt sind die hinterBauzäunen versteckten Stadtbrachen, Baustellen <strong>und</strong>andere blindspots der vergangenen <strong>und</strong> noch werdendenStadt die eigentlichen Potenziale zur Unterscheidun vommainstream der globalisierten Stadtzentren. Sie sind dieNebenschauplätze realer, gelebter Identifizierung, diegenügend Bühne lassen für die effektvolle Selbstinszenierung,die letztendlich eine konsekutive Identitätsgeneseals multiple Persönlichkeitsentwicklung ablöst.Identität bauen? Vielleicht nicht durch Bauen, aber durchZulassen <strong>und</strong> Zeigen der Übergänge <strong>und</strong> Verwerfungendes Stadtraums als Spiegel unserer Gesellschaft.7


Podiumsgesprächder <strong>Baukultur</strong>werkstatt„Identität bauen“Am 20. Mai 2010 wurde in der Hörsaalruine des Medizinhistorischen Museums der Charité die Fragegestellt, ob sich Identität bauen lässt. Hierzu diskutierten Prof. Dr.-Ing. Uwe Altrock, Universität Kassel,Dr. Regina Bittner, Stiftung Bauhaus Dessau, Prof. Stefanie Bürkle, Technische Universität Berlin <strong>und</strong>Jörg Springer, Springer Architekten BDA, Berlin. Thies Schröder führte durch die Abendveranstaltung,zu der Architekten, Stadtplaner, Bauingenieure, Vertreter der Verwaltungen <strong>und</strong> Studierende derPlanungsprofession geladen waren. In kurzen medialen Präsentationen, die die Diskussionsr<strong>und</strong>eneinleiteten, spitzte Dr. Christian Welzbacher die Fragestellungen dreier Themenblöcke zu. Beimanschließenden Empfang wurden die Gespräche über die Funktion von <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Stadt alsProjektionsfläche gesellschaftlicher Realitäten <strong>und</strong> Wunschvorstellungen fortgesetzt.Identitätsfaktor<strong>Architektur</strong> –eine Annäherungin Beispielen„Bilbao-Effekt“: Das Schlagwortbezeichnet die geglückte Transformationder Stadt im Zeitalterder Postindustrialisierung. FrankGehrys <strong>Architektur</strong>ikone für dasGuggenheim-Museum ist Symboleines ganzen Prozesses: ein singuläresZeichen, so stark in seinerWirkung, dass oft vergessen wird,was hinter dem „Bilbao-Effekt“steht: ein komplexes System vonStadtplanung, Infrastruktur,Nutzungsverschiebung, Bürgerbeteiligung<strong>und</strong> Kunst – ein komplexesSystem, das man als „<strong>Baukultur</strong>“begreifen kann. Andersgesagt: Die Imitation der Geste<strong>und</strong> der Bau eines Eyecatchersreichen nicht aus, um Stadtwandelzu erzeugen. Eine Ikone alleinschafft noch keine neue Identität.Dies demonstriert Zaha HadidsWohnhaus an der Spittelauer Ländein Wien. Nach nur drei Jahren stehtder Bau komplett leer. Da hier niemandwohnen möchte, sollen nunStudenten einziehen. Dass der „Bilbao-Effekt“ausblieb, hat erneut etwasmit „<strong>Baukultur</strong>“ zu tun – genauer:mit dem Fehlen eines ganzheitlichenAnsatzes hinter demsymbolischen Sahnehäubchen.Kulturelle Nutzung als Zugankerurbaner Veränderungen ist einwichtiger Faktor der aktuellenEntwicklungen. So leitete dasjapanische Team Sanaa mit demNew Museum of ContemporaryArt die Veränderungen des Bowery-Viertels von New York ein: EinQuartier, bisher resistent gegendie so genannte „Gentrifizierung“,durchlebt aktuell einen rapidenWandlungsprozess.Neue Identität durch <strong>Baukultur</strong>:Auf dieser Idee beruhten die IBAEmscher Park <strong>und</strong> ihre Nachfolgerbis hin zur IBA Stadtumbau 2010<strong>und</strong> den Internationalen Bauausstellungender nächsten Jahre. Indiesem Zusammenhang entstandder zentrale Begriff „Industriekultur“:Gleichzeitig mit der Transformationzur Dienstleistungsgesellschaft sollteder prägende genius loci frühererEpochen konserviert, in erlebbareGeschichte verwandelt werden. Fabrikenwurden für das Publikum geöffnet,die Arbeitswelt unserer Vorfahrenerlangte Museumsstatus. Sowurde – im Rahmen der Veranstaltungenr<strong>und</strong> um die „Kulturhauptstadt2010“ – etwa das Bergbaumuseumin Bochum jüngst mit einemschwarzen Würfel erweitert (Architekten:Benthem Crouwel, Amsterdam).Ein bekanntes Beispiel privatwirtschaftlicherIdentitätsbildung durchKultur <strong>und</strong> <strong>Baukultur</strong>, das sich auchunter dem Begriff „Branding“ fassenlässt: das Vitra-Design-Museum, amStammsitz in Weil am Rhein repräsentiertdurch <strong>Architektur</strong>ikonenvon Zaha Hadid <strong>und</strong> Frank Gehry.Bis 2004 unterhielt das Unternehmenauch eine Museumsdependance inBerlin. In einem ehemaligen Umspann-8


Zeche Zollverein in Essen, IBA Emscher Parkwerk im Prenzlauer Berg präsentierteman Designerobjekte. Ein klassischerFall von kultureller Gentrifizierung– doch die Filiale wurde geschlossen.2008 kündigte Vitra an, auch amneuen Standort nicht bauen zuwollen: Die Transformation derfrüheren „Pfefferberg“-Brauereizum Kulturstandort kam allzuschleppend voran. Kein Bilbao inBerlin: Wo die richtige Mischungder Akteure <strong>und</strong> ihrer Absichtenfehlt, helfen weder Kultur noch Eyecatcher.Was aber ist das Geheimnis,wenn Identitätsbildung durch <strong>Architektur</strong>gelingt?Stefanie Bürkle: Die so genannten„Stararchitekturen“, also gebauteIkonen von bekannten Architekten,können nicht von ihrer Nutzung abgekoppeltwerden. Wenn eine Markewie das Vitra Design Museum platziertwird, dann muss man den kulturellenKontext des Umfelds sehr gut kennen.Der Architekt Jörg Springer hatbehauptet, dass er Identität schaffen<strong>und</strong> bauen könne.Uwe Altrock: Ein Architekt trägt beidem Thema Identität dazu bei, Identifikationsortezu bauen, um damitIdentitäten zu stiften oder einen Beitragdazu zu leisten. Der Architektmuss Angebote zur Aneignung machen.Aneignung ist eine Voraussetzungdafür, dass Identifikationenstattfinden <strong>und</strong> darüber der Eindruckvon kollektiver Identität in einerStadt entsteht.Wann beginnt bauhistorisch dieDiskussion um die Schaffung vonIdentitäten?Uwe Altrock: Die Zuordnung voneinzelnen herausragenden Orten<strong>und</strong> deren Einordnung in den städtischenKontext existiert seit langerZeit. Ich möchte dazu zwei Beispielegeben. Die Produktion eines kollektivenOrtes am Campo in Siena ist einaktiver Prozess, der nicht mit Einzelarchitekturen,sondern mit sehr bewusstenFormen verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong>damit zu Identitätsbildungsprozessenbeiträgt. Das zweite Beispiel istdie Entwicklung der Kupfergrabenlandschaftdurch Schinkel in Berlin,die weit über das staatliche Repräsentationsbedürfnishinaus geht <strong>und</strong>damit zumindest mittelbar Identifikationsorteschafft. Sobald Städte ineine Krise kommen, machen sie sichauf die Suche nach neuen Identitäten.Die Diskussion ist also heutzutageverb<strong>und</strong>en mit Umbruchsituationen.Frei nach Niklas Luhmann: „[Bau]kulturerklärt ein Problem der Identität,das sie selbst nicht lösen kann <strong>und</strong>eben deshalb problematisiert.“Welche Beispiele für eine solcheIdentitätsbildung gibt es?Regina Bittner: Im Zuge der Rekonstruktionsdebattehat sich gezeigt,dass Geschichte ein verhandelbarerGegenstand geworden ist. Vor diesemHintergr<strong>und</strong> sind baukulturelleProzesse erfolgreich, wenn sie sich inVerhandlungsprozesse <strong>und</strong> Auseinandersetzungeneinbinden. Als Beispielsei die Debatte um die Wiedererrichtungdes Gropiushauses inDessau genannt. Hier gab es vielfältigeAuseinandersetzungen. Gleichwohlist dieser lange Prozess der Auseinan-9


Feuerwache des Vitra Design Museum in Weil am Rhein, Zaha Hadiddersetzung ein Ausweis dafür, dasses ein neues Bewusstsein in der Stadtgibt.Identitätdurch GeschichteTradition <strong>und</strong> Historie bilden einbreites F<strong>und</strong>ament für die Identitätsbildungdurch Kultur – eine Möglichkeitder Auseinandersetzungmit Vergangenheit bietet das Thema„Rekonstruktion“. Seit dem Ende desZweiten Weltkriegs sind in Deutschlandwohl sämtliche erdenklicheMöglichkeiten <strong>und</strong> Modi des „Wiederaufbaus“erprobt worden: die „wörtliche“,detailgenaue Rekonstruktion,wie beim 1952 eingeweihten Goethehausin Frankfurt am Main; eine„unscharfe“, assoziative Rekonstruktionwie bei den Giebelfassadendes Münsteraner Prinzipalmarktes;eine „offene“, ergänzende Rekonstruktion,die Fehlstellen <strong>und</strong> Versehrungenthematisiert, wie beider Alten Pinakothek in Münchendurch Hans Döllgast; das „Weiterbauen“im neuen Stil, das Reste desVorhandenen pragmatisch einbezieht,Brüche aber bewusst in Kaufnimmt, wie beim Pellerhaus in Nürnberg;oder der vollständige Neubauanstelle des Verlorenen – im gezeigtenFalle eine Verkehrsbrücke amehemaligen Standort der Synagogein Wiesbaden, mittlerweile ihrerseitswieder abgerissen.Häufig ist von der „zweiten Zerstörung“durch die Nachkriegsmodernedie Rede, einer vermeintlich ahistorischenHaltung, deren verkehrsgerechtePlanung Geschichte verdrängthabe. Indes war die Nachkriegsmoderneangetreten, selbstIdentifikationsobjekte zu errichten:Kulturbauten wie die Philharmoniein Berlin, Parlamentsanlagen wiedas indische Chandigarh oder Brasilia,technikbegeisterte Bauwerke wiedie Fernsehtürme oder das BrüsselerAtomium sind Projekte, die mit Mittelnder Moderne einen eigenenWahrzeichencharakter entwickelten.Von den Ikonen der Nachkriegszeitführt auch ein direkter Weg zu denjüngst errichteten Eyecatchern –darunter etwa die UniversitätsbibliothekCottbus (Architekten: Herzog<strong>und</strong> de Meuron). Dass auch dasreduzierte Formenrepertoire derklassischen Moderne zur Symbolbildungdienen kann, zeigte RafaelMoneo mit dem Rathaus der spanischenStadt Murcia.Geschichte <strong>und</strong> Moderne – Weiterbauen<strong>und</strong> Rekonstruieren – Erhalten<strong>und</strong> Intervenieren. Haben wires mit widersprüchlichen Polen,gar mit Antipoden zu tun? Odersind diese Haltungen zwei Seiteneiner Medaille, von denen jede zurIdentitätsbildung beiträgt?Wie man an den Beispielen sehen kann,ist das Thema keineswegs neu. UweAltrock hat in einer Forschungsarbeitden Begriff „Rekonstruktion“ als eineStrategie zum Umgang mit historischenStadträumen bezeichnet, bei dertraditionalistische <strong>Architektur</strong> selektivvon Investoren eingesetzt wird (wennsie denn finanzierbar ist). Im öffentlichenBauen stehen der Wettbewerbsbetrieb<strong>und</strong> die öffentliche <strong>Baukultur</strong> tra-10


ditionalistischen Neuschöpfungenentgegen. Würden Sie, Herr Altrock,diese Haltung angesichts der Entwicklungder letzten zwei Jahre auch heutenoch so formulieren?Uwe Altrock: Ich würde die Aussageweiterhin so aufrecht erhalten <strong>und</strong>zwar für den Regelbetrieb des Wettbewerbs.Man kann in der Vergangenheitan vielen Stellen beobachten,dass Wettbewerbsverfahren Fachlichkeitherstellen. Ein Beispiel dafürist der Wettbewerb zum BerlinerSchloss. Hier ist man nicht als Ergebnisdes Wettbewerbs zur Rekonstruktionserkenntnisgekommen, sondernes war ein langer Prozess der Entfachlichungvorausgegangen, der in einenWettbewerb mündete, in dem die Rekonstruktionvorgegeben war.Es gibt also offensichtlich eine entfachlichteBekenntnis zur Schönheit <strong>und</strong> esgibt eine fachliche Diskussion, die sichnicht dem Bekenntnis zur Schönheitentzieht, aber möglicherweise eine differenziertePosition dazu einnimmt.Ist das gleichzusetzen mit einer Wertschätzungvon moderner Vorkriegs-,Nachkriegs- oder vormoderner <strong>Architektur</strong>?Ist diese Rekonstruktion, dieseentfachlichte Rekonstruktionsinteressenlagegleichzeitig eine Abrechnung mitder <strong>Architektur</strong> der Moderne?Regina Bittner: In Dessau handelt essich z. B. um ganz unterschiedlicheEbenen, die mit dem Prozess der kulturellen,politischen <strong>und</strong> ökonomischenWiedervereinigung nach 1990zu tun haben. Die Bauhausbauten einschließlichder Meisterhäuser hatteneinen massiven Bedeutungswandel erfahren.Das Bauhausgebäude war bis1976 ein Haus, das vielfach genutztwurde. Es stand unter Denkmalschutz,hatte aber bei weitem nicht die Reputation.Es war für die meisten Dessauereine Berufsschule. In der Wahrnehmungder Dessauer Bevölkerung hattedas Bauhausgebäude nicht denStellenwert, den wir heute vor demHintergr<strong>und</strong> der Aufwertung der klassischenModerne haben.Jörg Springer: In dem Moment, in demich ein modernes Gebäude voraussetzungslosdenke – das passiert mitikonographischen Bauten –, wird esRothenburg ob der Tauberisoliert bleiben. Deswegen war mir dasBeispiel aus Murcia sympathisch. RafaelMoneo entwickelte eine moderne <strong>Architektur</strong>spracheaus den Voraussetzungender Stadt Murcia <strong>und</strong> ihrer <strong>Architektur</strong>.Deswegen ist das Projekt inseinem Ergebnis erfolgreich. Es istschwierig, mit einem zeitgenössischenBild gegen ein historisches Bild anzutreten.Gegen ein Bild, das sich überJahrh<strong>und</strong>erte oder Jahrzehnte festgesetzthat. Ein Bild, das vertraut <strong>und</strong>sicherlich auch schon zu einemStück Identität geworden ist.Uwe Altrock: Moderne <strong>Architektur</strong>findet die ganze Zeit statt, denn derAlltag der Stadtproduktion ist daraufgestellt, dass sich moderne <strong>Architektur</strong>,zumindest bei öffentlichen Bauten,durchsetzt, zum Beispiel der Anbaudes Deutschen Historischen Museums.Der ist ein typisches Beispiel dafür, dassder Stadtproduktionsmodus, der innovative<strong>Architektur</strong> hervorbringt,gar nicht in Frage gestellt wird.Wir haben also die Position der <strong>Baukultur</strong>oder des Kulturschaffens, diedarin besteht, nicht mit sich selbstidentisch zu sein. Und wir haben denbaukulturellen Identitätsdiskurs, derim Sinne der Konstruktion von Vertrauenstatbeständenauf historische Identitätenabzielt. Im Moment befindenwir uns in einem Prozess der Beschleunigung,der Wiederholungsversuche.Das Stichwort dazu lautet Festivalisierung.Also der Versuch, auf kurzemWege den unmittelbaren Marketingerfolgzu erzielen. Bauen dauert im Zweifelsfalllänger <strong>und</strong> bedarf auch erheblicherfinanzwirtschaftlicher Aufwendungen.Was schneller geht, ist dieHoffnung der Identitätsstiftung durcheine Aufmerksamkeitsstiftung. Ist Identitätgleichzusetzen mit Aufmerksamkeit?11


(l.) Servicezentrum an der Münchener Theresienwiese, Staab Architekten(r.) Bühnenanlage am Spielbudenplatz Hamburg-St. Pauli, Lützow 7, Spengler WiescholckIdentitätsfaktorKultur –Die Festivalisierungder StadtDie Münchener Theresienwiese ausder Luft gesehen: ein betoniertesOval. Das Beispiel zeigt, dass Festkultur<strong>und</strong> <strong>Baukultur</strong> sich nichtimmer zum Gesamtkunstwerkergänzen – <strong>und</strong> dies, obwohl Feste,Festivals <strong>und</strong> Events erheblich zur(temporären) Identitätsbildungeines Sozialwesens beitragen können.Orte werden unverwechselbar durchihre Festtraditionen geprägt – <strong>und</strong>während das Fest nach wenigenTagen vorüber ist, bleiben Infrastruktur<strong>und</strong> Bauwerke zurück,manchmal ungenutzt bis zumnächsten Fest. So auch auf derTheresienwiese, wo Volker Staab2004 das vielbeachtete Servicezentrumerrichten konnte.Bereits in den achtziger Jahren bekamder Hauptmarkt der niederländischenStadt Almere eine flexible Festkulisse:eine mobile Bühne, deren Standortkreuz <strong>und</strong> quer über den Platz verschobenwerden kann, ganz nachAnforderungen an die auftretendenKünstler <strong>und</strong> das Publikum. Mit derNeugestaltung des Spielbudenplatzesin St. Pauli soll auch die Reeperbahneinen permanenten Festplatzerhalten. Die Bühnenanlage, festinstalliert an einem Ende des langenPlatzes, ist der erste Schritt zur komplettenNeufassung des gesamtenAreals.„Temporäre Eventisierung“ des Stadtraums:Während in Almere <strong>und</strong> Hamburgdie direkte Verknüpfung vonFestival <strong>und</strong> urbanem Raum zweitrangigbleibt, bietet Salzburg seit1920 eine andere Situation. Die Festspieleleben durch die Inszenierungder Stadt, sie machen ihre Bautenzur Kulisse. Berühmter Höhepunktist die alljährliche „Jedermann“-Aufführung:Die Bretterbühne vor demDom wird genauso bespielt wie dieFassade des Sakralbaus. Max Reinhardterfand mit den Festspieleneine „neue“ Tradition – ohne dengenius loci der Stadt direkt aufzugreifen.So ließ sich die Strategieauf andere Orte übertragen, selbstwenn sie außerhalb der Ballungsgebieteliegen. Erfolgreich sind dieKonzepte von „Rheingau-“ <strong>und</strong>„Schleswig-Holstein-Musikfestival“,die Klassik <strong>und</strong> Kulisse fusionieren,Menschen mobilisieren <strong>und</strong> dieFläche kultivieren. Erfolgreich sindauch die Theatertreffen, Biennalen<strong>und</strong> Triennalen an der Ruhr, dieungewöhnliche Veranstaltungsortebesetzen, Plätze transformieren,bekannte Perspektiven wandeln.Doch was geschieht, wenn dasFestival zu Ende ist? Was habendie Menschen vor Ort von derInszenierung ihrer Umwelt? Undwelche Möglichkeiten hat die„<strong>Baukultur</strong>“, um zwischen temporäremEvent <strong>und</strong> alltäglicherNutzung zu vermitteln?12


Kann das Erlebbarmachen von Stadtzur Identitätsbildung beitragen?Stefanie Bürkle: Geht es um Unterhaltungoder um Unterrichtung? Gehtes um Festivalisierung oder um Eventisierung?Salzburg ist in dieser Hinsichtvergleichbar mit Avignon. Dortspricht man von einem Festival. DieReeperbahn hingegen ist ein Handlungsbedarf,wo der Versuch unternommenwird, durch eine Bühnedas Viertel aufzuwerten.Frau Bürkle, Sie haben die Bedeutungdes Ephemeren dieses unmittelbarenEventerlebnisses unterstrichen, auchdie identitätsstiftende Bedeutung.Wie sieht es der Architekt? Fühlt sichder Architekt heute von den Szenografenbedroht in seiner Rolle als Identitätsstifter?Jörg Springer: Das Hamburger Beispielzeigt, wie versucht wird, <strong>Architektur</strong>enzu schaffen, die Voraussetzung fürein Event sein sollen. In Hamburg wiein Salzburg sind solche MaßnahmenStrukturen, die sich allenfalls aufkurze Momente richten können,aber dauerhaft wenig geeignet sind,Plätze ästhetisch zu gestalten. In solchenFällen hat Eventkultur als identitätsstiftendesKriterium für dasBauen seine Grenzen.Beeinflussen temporäre Erfahrungendie Erwartung an <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong><strong>Baukultur</strong>?Regina Bittner: In diesem Zusammenhangist der Begriff des Performativenviel geeigneter als Festivalisierung.Berlin ist diesbezüglich aufgr<strong>und</strong>der wiedervereinigungsbedingtenOffenheit der Stadtstruktur ein Vorreiter.In dieser bewegten Stadt, dieplötzlich im Konjunktiv erscheint,ist/war auf einmal vieles möglich.Die Stadt wird durch ganz unterschiedlicheAkteure aufgr<strong>und</strong> derZwischenräume, die entstanden sind,stärker genutzt. Das ergibt einenWechsel der Stadtvorstellung desArchitekten <strong>und</strong> Planers hin zu einerStadt der Bewohner, zu einer Stadtdes Alltags. Doch ist das <strong>Baukultur</strong>?So wird <strong>Baukultur</strong> auch zu einerpolitischen Definition.Uwe Altrock: Wir sollten das szenografischeElement des Performativennicht unterschätzen als Möglichkeitder Identitätssuche, auch der kollektivenIdentitätssuche in schwierigenSituationen. Nicht jedes Event jedochhat das Potenzial zur Identitätsstiftung.Jörg Springer: Als Architekt kann ichauf bestimmten Ebenen daran arbeiten,Voraussetzungen für Identitätenzu schaffen. Es gibt jedoch Grenzen.Das wird vor allem bei der Transformationvon Events in Bauwerke deutlich.Ist diese Position des Raumpraktikers,des Regisseurs von solchen Entwicklungsprozessendie Nachfolgeaufgabe von<strong>Baukultur</strong>?Jörg Springer: Nein, das ist nicht dieNachfolgeaufgabe von <strong>Baukultur</strong>.Das muss auch nicht als Teil der <strong>Baukultur</strong>begriffen werden. Aber es isteine Kultur im Umgang mit Stadt.Stefanie Bürkle: Man müsste denBegriff <strong>Baukultur</strong> noch einmal hinterfragen.Hat <strong>Baukultur</strong> jetzt wasmit materiell Gebautem oder mitder Kultur des Bauens zu tun?Für mich war es eigentlich ein offenerBegriff. Für mich ist <strong>Baukultur</strong> derUmgang mit Raum. Und Raum entstehtimmer nur dann, wenn etwasgebaut wird.Regina Bittner: Der Begriff <strong>Baukultur</strong>ist eine Aufforderung, sich mit demOrt auseinander zu setzen, seineGeschmackslandschaft aufzuspüren,den Erfahrungsraum dieser Stadtalso verstehen zu lernen.FazitUwe Altrock: Wir sollten uns auf dieSuche nach Identität machen, indemwir uns darüber bewusst werden, dasses nicht darum geht, Vereinheitlichendeszu produzieren, sondern Identifikationsangebotezu unterbreiten,die auf unterschiedlichen Ebenen,vom Quartier bis zur Gesamtstadt,unterschiedlich viele Leute erreichenkönnen <strong>und</strong> müssen <strong>und</strong> von daherauch unterschiedlich differenziertauf den jeweiligen Ort eingehen sollten.Regina Bittner: Wir sind jetzt jenseitsder regionalen Moderne <strong>und</strong> in demVersuch, Städte in ihrer Eigenlogik<strong>und</strong> in ihren spezifischen Charakterenernster nehmen zu können. <strong>Baukultur</strong>ist die materialisierte Gestalt diesesCharakters von Stadt. Deswegen solltenwir den Identitätsbegriff nichtaufgeben.Stefanie Bürkle: Szenografen <strong>und</strong>Künstler sollten häufiger in stadtplanerischeProzesse eingeb<strong>und</strong>en werden.Architekten verlieren ihre Raumkompetenzzunehmend an die Kulturwissenschaften.Deswegen solltenfrühzeitig mehr Disziplinen der Kunst<strong>und</strong> Kultur in Projekte eingeb<strong>und</strong>enwerden.Jörg Springer: Es geht um unterschiedlicheAspekte im Umgang mit Raum.Architekten müssen sich auf das Nachspürendessen einlassen, was an Voraussetzungdes Identitätsgewinnensbereits vorhanden ist. So können wirvielleicht dazu beitragen, Identitätenentstehen zu lassen.13


Eine Herausforderung, sich dem gesellschaftlichenAnspruch zu stellen,dass gebauter Raum „F<strong>und</strong>amenteder Aneignung“ (Jörg Springer) <strong>und</strong>damit Gr<strong>und</strong>lagen der Gesellschaftsentwicklungbeinhaltet <strong>und</strong> bewusstbeinhalten sollte. Diese F<strong>und</strong>amentekönnen im Entwurf ebenso angelegtsein wie im Diskurs, in der Debatteüber die Verantwortung der <strong>Architektur</strong><strong>und</strong> des Städtebaus für dengebauten Raum als gesellschaftlichesInteraktionsfeld. Wichtig ist es,diesen potenziell identitätsstiftendenEntwicklungsprozess von Aufmerksamkeit,Ablehnung, Debatte, Aneignung<strong>und</strong> manchmal sogar zugesprochenerWahr-Zeichenhaftigkeiteines Bauwerks zu kennen, sich ihmzu stellen <strong>und</strong> den Prozess aktivbeeinflussen zu wollen. Dieses Wollenist Ausdruck der baukulturellenVerantwortung. Ob sich auf Gr<strong>und</strong>lageeiner so verstandenen <strong>Baukultur</strong>dann „Selbstbild“ <strong>und</strong> „Image“(Regina Bittner) einer Stadt, einesQuartiers so sehr überlagern oderaber voneinander entfernen, dasseine Glaubwürdigkeit entsteht oderverloren geht, kann dann getrostdem Stadtmarketing überlassenbleiben. Ein baukultureller Erfolglässt sich (allein) an diesem Maßstabder Stadtidentität als Markenidentitätnicht messen.Es diskutiertenProf. Dr.-Ing. Uwe AltrockJörg SpringerJahrgang 1965. Bauassessor. Studium der Stadt- <strong>und</strong>Regionalplanung sowie Mathematik an der TU Berlin <strong>und</strong>in Cape Girardeu, USA. 1994 bis 2002 WissenschaftlicherMitarbeiter an der TU Berlin. 2002 bis 2003 Vertretungsprofessoran der TU Hamburg-Harburg. 2003 bis März2006 Juniorprofessor für Stadterneuerung an der BTUCottbus. Seit April 2006 Professor für Stadtumbau <strong>und</strong>Stadterneuerung an der Universität Kassel.Dr. Regina BittnerJahrgang 1962. Kulturwissenschaftlerin, stellvertretendeDirektorin der Stiftung Bauhaus Dessau. Studium derKulturwissenschaften an der Karl-Marx-Universität inLeipzig. Seit 1992 Wissenschaftliche Mitarbeiterin derStiftung Bauhaus Dessau. Seit 2003 Koordinatorin desBauhaus Kolleg.Jahrgang 1964. Architekt. Studium der <strong>Architektur</strong> ander TU Berlin <strong>und</strong> an der ETSA Barcelona. 1990 bis 1991Mitarbeit bei Josep Lluis Mateo in Barcelona. Seit 1990Zusammenarbeit mit Klaus P. Springer in Hannover.Seit 1995 freischaffend in Berlin tätig.Thies SchröderJahrgang 1965. Studium der Landschaftsplanung an derTU Berlin. Seit 1986 selbständig tätig als Fachjournalist<strong>und</strong> Redakteur sowie Autor <strong>und</strong> Moderator. Leitet seit1999 ts redaktion (seit April 2009 ts|pk). Geschäftsführerder Ferropolis GmbH, betreibt in diesem Projekt ganzpraktisch eine Standortentwicklung per Kulturevents.Seit Herbst 2009 Gastwissenschaftler an der Leibniz-Universität Hannover.Prof. Stefanie BürkleJahrgang 1966. Professorin für bildende Kunst an derTU Berlin. Studium der Szenografie in Paris <strong>und</strong> freienKunst an der Universität der Künste in Berlin. Als Künstlerin<strong>und</strong> Stadtforscherin untersucht Sie mit Medien wieMalerei, Fotografie <strong>und</strong> Video die Wahrnehmung derStadt, ihrer Projektionsflächen <strong>und</strong> Zwischenräume.15


Dokumentation der <strong>Baukultur</strong>werkstatt „Identität bauen“vom 20. Mai 2010 in der Hörsaalruine des Berliner Medizinhistorischen Museums der CharitéHerausgeberB<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> StadtentwicklungInvalidenstraße 4410115 BerlinProjektbearbeitungts|pk thies schröder planungskommunikation, BerlinThies Schröder <strong>und</strong> Christoph RosenkranzDr. Christian Welzbacher, BerlinProjektkonzeption <strong>und</strong> -begleitungDr. Marta Doehler-Behzadi, Michael MartenB<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung, BerlinDr. Olaf Asendorf, Anca-Maria CârsteanB<strong>und</strong>esinstitut für Bau-, Stadt- <strong>und</strong> Raumforschung, BonnVeranstaltungsplanung <strong>und</strong> Realisationts|pk thies schröder planungskommunikation, BerlinThies Schröder <strong>und</strong> Christoph RosenkranzDr. Christian Welzbacher, BerlinGestaltung <strong>und</strong> Satzmilchhof : atelier, Hans Baltzer, BerlinDruckB<strong>und</strong>esamt für Bauwesen <strong>und</strong> Raumordnung, BonnFoto/BildnachweisBernd Hiepe, Berlin (Titel), Roger Freyer (Titelinnenseite, S. 1, 2, 3, 4, 5, 12),Thomas Willemsen / Stiftung Zollverein (S. 7), Marcus Kröger, www.hamburg-web.de(S. 10 rechts), Service Tourismus Rothenburg (S. 9), Thomas Dix, © Vitra, www.vitra.de (S. 8),Volker Staab Architekten (S. 10 links)BestellungenGeschäftsstelle der „<strong>Initiative</strong> <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> <strong>Baukultur</strong>“B<strong>und</strong>esinstitut für Bau-, Stadt- <strong>und</strong> Raumforschungarchitektur.baukultur@bbr.b<strong>und</strong>.dewww.architektur-baukultur.deNachdruck <strong>und</strong> VervielfältigungAlle Rechte vorbehaltenSeptember 2010Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der B<strong>und</strong>esregierung;sie wird kostenlos abgegeben <strong>und</strong> ist nicht zum Verkauf bestimmt.16

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