24.11.2012 Aufrufe

Die Schlachten um Lissa Teil II

Die Schlachten um Lissa Teil II

Die Schlachten um Lissa Teil II

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Die</strong> <strong>Schlachten</strong> <strong>um</strong> <strong>Lissa</strong><br />

von Mjr Köll Joachim<br />

<strong>Teil</strong> <strong>II</strong><br />

1<br />

Der Zweifrontenkrieg, den Österreich durch den Bruch des deutschen Bundes durch Preußen und die Kriegserklärung<br />

Italiens aufgezwungen wurde, stellte sich die militärische Lage im Juli 1866 wie folgt dar:<br />

• Sieg der österreichischen Südarmee unter Erzherzog Albrecht bei CUSTOZA gegen Italien.<br />

• Niederlage der Österreicher unter Feldzeugmeister Benedek an der Nordfront (KÖNIGGRÄTZ) gegen Preußen und<br />

die Gefahr des Vorgehens preußischer Truppen Richtung Wien.<br />

• Neuerliche Kriegserklärung Italiens, aufgrund der Niederlage von KÖNIGGRÄTZ, gegen Österreich und die<br />

bevorstehende Seeschlacht zwischen Österreich und Italien in der Adria.<br />

Operationsbasis der italienischen Flotte war ANCONA. Admiral PERSANO<br />

befahl, dass diese sich <strong>um</strong>gehend dort sammle, <strong>um</strong> möglichst schnell<br />

operationsfähig werden. Ende Juni trafen immer mehr seiner Schiffe dort ein.<br />

Zur gleichen Zeit ließ TEGETTHOFF durch den Raddampfer STADIUM eine<br />

Rekognoszierungsfahrt (Aufklärung) entlang der italienischen Küste durchführen.<br />

STADIUM konnte keine feindliche Flotte ausmachen, vermutlich deshalb, da die<br />

Schiffe aus unterschiedlichen Richtungen auf dem<br />

Weg nach ANCONA waren. TEGETTHOFF zog die<br />

richtige Schlussfolgerung daraus nämlich, dass die<br />

italienische Flotte noch nicht vollzählig versammelt<br />

und somit auch noch nicht operationsfähig war.<br />

Am 26. Juni 1866 traf schließlich ein Telegramm<br />

folgenden Inhaltes bei der österreichischen Eskadre<br />

ein: „Der freien Aktion der Eskadre kein Hindernis im<br />

Wege, nur nicht über <strong>Lissa</strong> hinaus; Mündung des Po<br />

Contrèadmiral<br />

„ TEGETTHOFF“<br />

und die Küste Venedigs im Auge behalten.“<br />

Damit hatte TEGETTHOFF Bewegungsfreiheit. Er<br />

zog die schnellsten seiner Schiffe zu einer<br />

verkleinerten Eskadre (13 Schiffe) zusammen und lief<br />

noch am 26. Juni 8 Uhr abends von FASANA<br />

Admiral „PERSANO“<br />

Richtung Italien aus. Um 4 Uhr morgens sichtete TEGETTHOFF ein italienisches<br />

Aufklärungsschiff, das beim Erkennen der österreichischen Eskadre sofort Richtung ANCONA abdampfte. Um ½ 6<br />

Uhr früh befanden sich die Österreicher in Sichtweite von ANCONA und feuerte mit der Schiffsartillerie gegen den<br />

Hafen, ohne jedoch ernsthaften Schaden anzurichten.<br />

<strong>Die</strong> italienische Flotte nahm diese Herausforderung nicht an, sondern zog sich weiter an die <strong>um</strong>liegende Küste unter<br />

den Schutz der Küstenartillerie zurück. TEGETTHOFF war es daher unmöglich, aufgrund der Überlegenheit des<br />

Gegners, den Kampf aufzunehmen.<br />

<strong>Die</strong> österreichische Eskadre ereichte noch am selben Tag <strong>um</strong> 6 Uhr abends unbehelligt die Reede von FASANA.<br />

TEGETTHOFF gelang es mit dieser offensiven Aktion, die man heute als kampfkräftige Aufklärung bezeichnen würde,<br />

zwar ein recht genaues Bild des Gegners in Bezug auf dessen Anzahl an Schiffen zu bekommen, jedoch konnte er nicht<br />

erkennen, dass einige dieser Schiffe noch nicht kriegstauglich waren.<br />

<strong>Die</strong> dramatische Situation der österreichischen Armee an der Nordfront verlangte, wie bereits im <strong>Teil</strong> I berichtet,<br />

massive Truppenverschiebungen. So wurden noch in der ersten Julihälfte 1866 insgesamt vier Bataillone von der<br />

dalmatinischen Küste, unter anderem auch aus LISSA, Richtung Norden abtransportiert. <strong>Die</strong>ser Truppenabzug<br />

bedeutete eine massive Schwächung der Küstenregion.


2<br />

Auf italienischer Seite geriet Admiral PERSANO immer mehr unter Druck gegen Österreich offensiv zu werden. Denn<br />

einerseits wollte Italien seine maritime Vorherrschaft gegenüber Österreich beweisen und auf die Provokation vor<br />

ANCONA antworten, andererseits verlangte Preußen immer stärker die Beschäftigung Österreichs durch Italien in der<br />

Adria und in Dalmatien, <strong>um</strong> die Truppenverschiebungen gegen Preußen endlich zu unterbinden.<br />

C <strong>Die</strong> italienischen Angriffe gegen <strong>Lissa</strong><br />

So unter Zugzwang gesetzt, hielt Admiral PERSANO am 16. Juli auf der<br />

RE D´ITALIA einen Kriegsrat ab, im Zuge dessen sich die Insel LISSA als vorrangiges Ziel herauskristallisierte.<br />

Außerdem nahmen die Italiener an, dass LISSA in puncto Verteidigung keine großen Probleme bereiten würde. Endlich<br />

<strong>um</strong> 3 Uhr nachmittags des 16. Juli 1866 verließ die italienische Flotte in beachtlicher Stärke (siehe tabellarische<br />

Aufstellung <strong>Teil</strong> I) die Reede von ANCONA.<br />

Um alle eventuellen Beobachter zu täuschen, befahl PERSANO einen nordwestlichen Kurs. Nach Einbruch der<br />

Dunkelheit ging die Flotte auf östlichen Kurs Richtung Insel LESINA.<br />

Am 17. Juli berief Admiral PERSANO abermals zu einer Besprechung ein, in der er den Plan des Angriffes auf die<br />

Insel LISSA erläuterte. Dabei sollten die Panzerschiffe den Hafen von SAN GIORGIO (Vis) und COMISA mit den<br />

verteidigenden Artilleriebatterien ausschalten, während die Holzeskadre in der Bucht von COMISA für die Landung der<br />

Truppen zuständig sein sollte.<br />

<strong>Die</strong> Insel LISSA war immer schon wegen ihrer wichtigen strategischen Lage relativ stark befestigt. 1815, als die Insel<br />

zu Österreich fiel, bauten die Österreicher die übernommenen Befestigungen der Engländer aus. 1866 waren insgesamt<br />

21 Verteidigungspositionen auf der Insel mit Artillerie bestückt worden.<br />

<strong>Die</strong> Besatzung der Insel setzte sich im Juli 1866, abgesehen vom Stabspersonal, wie folgt zusammen:<br />

5 Kompanien des k.k. Marineinfanterieregimentes 1200 Mann<br />

2 Kompanien des k.k. Küstenartillerieregimentes 562 Mann<br />

Genietruppe (Pioniere) 27 Mann<br />

Marine 44 Matrosen<br />

S<strong>um</strong>me: 1.833 Mann<br />

<strong>Die</strong> italienischen Angriffe gegen die Insel sollten bei Tagesanbruch des 18. Juli erfolgen.<br />

Jedoch erst <strong>um</strong> ½ 11 Uhr des befohlenen Angriffstages kamen die ersten drei Panzerschiffe der Italiener in die<br />

Reichweite der österreichischen Küstenartillerie bei COMISA, die <strong>um</strong>gehend den Kampf auf 7 ½ Kabel aufnahm.<br />

Obwohl diese Küstenbatterie nur mit 24Pfündern ausgerüstet war, waren die Italiener ob dieser Feuerkraft überrascht<br />

und versuchten immer wieder unter Anwendung verschiedener Formationen in die Bucht einzudringen. Schließlich<br />

gelang es den Italienern doch in der Bucht von COMISA zu landen, ohne jedoch die an den angrenzenden steilen<br />

Bergen befindlichen Küstenbatterien ausschalten zu können und somit den westlichen <strong>Teil</strong> von LISSA in Besitz<br />

nehmen zu können.<br />

Ähnliche Erfahrungen gegen die österreichischen Küstenbatterien machte die Gruppe der italienischen Panzerschiffe<br />

unter Linienschiffskapitän RIBOTY bei PORTO MANEGO (Südostküste von <strong>Lissa</strong>).<br />

Da sie die Angriffsziele nicht nehmen und somit ihre Aufträge nicht erfüllen konnten, begaben sich die Schiffsgruppen<br />

von Linienschiffskapitän RIBOTY, Kontreadmiral VACCA und Vizeadmiral ALBINI unverrichteter Dinge Richtung<br />

SAN GIORGIO(Vis).<br />

Admiral PERSANO war damit überhaupt nicht zufrieden und machte seinen Schiffsführern schwere Vorwürfe.<br />

Vor SAN GIORGIO hatte PERSANO die Lage besser im Griff. Er befahl, dass die Gruppe RIBOTY die Befestigungen<br />

an der östlichen Hafeneinfahrt und er, PERSANO, die Befestigungen an der westlichen Hafeneinfahrt unter Beschuss<br />

nehmen. RIBOTY gelang es dann auch mit seiner Schiffsgruppe eine der beiden Batterien (die Batterie SCHMIDT)<br />

auszuschalten. Gelungen war dies dadurch, da ein Treffer vom RE DI PORTOGALLO die Pulverkammer traf und<br />

durch die gewaltige Explosion die gesamte Mannschaft bis auf fünf Mann entweder tötete oder verletzte.<br />

Nach diesem Erfolg wandte sich RIBOTY mit seiner Gruppe der rechten – PERSANOS – Hafeneinfahrt zu und<br />

konzentrierte sein Feuer auf FORT GEORG. Eine Granate der Italiener ließ dort einige Wallkästen explodieren,<br />

wodurch eine Menge der Bedienungsmannschaft verletzt wurde und das Artilleriefeuer von FORT GEORG nachließ.<br />

Durch diesen Erfolg motiviert, ließ RIBOTY die kleine Flaggengala setzen, die PERSANO anzeigte, dass auch hier<br />

„.der Erfolg“ gelungen sei.<br />

Durch RIBOTYS Erfolg bestärkt, befahl PERSANO die erste Forcierung des Hafens LISSA. <strong>Die</strong> Panzerfregatten<br />

MARIA PIA und SAN MARTINO wurden dafür ausgewählt.<br />

Als die beiden Panzerschiffe in den Hafen einfuhren, richteten sich alle in Reichweite stehenden Geschütze auf diese<br />

und es entwickelte sich ein heftiges Artilleriegefecht das teilweise auf eine Entfernung von lediglich ½ Kabel geführt<br />

wurde. Sowohl die Verteidiger als auch die beiden Panzerfregatten erhielten Treffer. Nachdem diese beiden Schiffe den<br />

Hafen wieder verlassen hatten, ließ PERSANO die Gruppe VACCA das Feuer auf die Türme BENTINK und<br />

WELLINGTON richten.<br />

240 Geschütze hatten die italienischen Panzerschiffe im Gefecht. Gegen 5 Uhr nachmittags schwiegen die Geschütze<br />

der Verteidiger von FORT GEORG.


3<br />

<strong>Die</strong> Schäden bei den Verteidigern waren schwer. FORT GEORG hatte 20% seiner Besatzung, 50% der Geschütze<br />

verloren und viele Steinbrustwehren waren zerstört. <strong>Die</strong> Batterie MAMULA verlor 30% der Bemannung und das<br />

Abwehrfeuer der Türme BENTNIK und WELLINGTON sowie der Batterie ZUPPARINA wurde immer schwächer.<br />

Gegen 6 Uhr abends konzentrierte PERSANO das Feuer gegen den Turm WELLINGTON, der dadurch schwer<br />

getroffen wurde. Das Schicksal der Verteidiger schien besiegelt, als zu diesem Zeitpunkt eine weitere Schiffsgruppe der<br />

Italiener aus Richtung PORTO MANEGO z<strong>um</strong> Gros der Flotte stießen. Jedoch an Stelle eines neuerlich entschlossenen<br />

Schlages gegen die Verteidiger, meinte PERSANO, seine Flotte habe heute genug geleistet und zog in zwei Kiellinien<br />

ab.<br />

Um 10 Uhr abends erhielt PERSANO die Nachricht, dass die k.k. Eskadre ca <strong>um</strong> 6 Uhr abends aus POLA bzw.<br />

FASANA Richtung LISSA ausgelaufen sei. Der Admiral rechnete, dass TEGETTHOFF für die 150 Seemeilen bei einer<br />

Durchschnittgeschwindigkeit von ca 6 Seemeilen nicht vor 25 Stunden vor LISSA auftauchen könne.<br />

In derselben Nacht sandte PERSANO eine Korvette nach Italien mit der Nachricht für den italienischen Marineminister,<br />

dass LISSA erobert sei, lediglich die Landung noch nicht erfolgt ist.<br />

Mit dieser Einschätzung der Lage machte der<br />

italienische Admiral eine folgenschwere<br />

Fehlbeurteilung, die sich wie ein roter Faden durch die<br />

entscheidenden nächsten zwei Tage ziehen sollte.<br />

PERSANO berief eine Besprechung auf der RE<br />

D´ITALIA ein, <strong>um</strong> die Angriffe des nächsten Tages zu<br />

befehlen. <strong>Die</strong> dabei anwesenden Offiziere drängten zu<br />

noch größerer Vorsicht als der Admiral bereits an den<br />

Tag legte und forderten das Eintreffen der Verstärkung<br />

an Landungstruppen als auch des Turmschiffes<br />

AFFONDATORE abzuwarten.<br />

Aus zeitlicher Distanz gesehen kann gesagt werden,<br />

dass PERSANO, der darauf einstieg, mit dieser<br />

zögerlichen Taktik, an Stelle von entschlossenen<br />

Angriffen, wohl die einzige realistische Chance, die Insel endgültig in Besitz zu nehmen verspielt hatte.<br />

AFFONDATORE<br />

<strong>Die</strong> Verteidiger waren zwar an manchen Stellen des ersten Angriffstages schwer unter Druck geraten, jedoch gelang es<br />

den Italienern lediglich die Batterie SCHMIDT völlig außer Gefecht zu setzen. <strong>Die</strong> Österreicher nutzten die Nacht, die<br />

Verteidigungsstellungen so gut wie möglich wieder herzurichten, was ihnen in Anbetracht der schwierigen Situation<br />

hervorragend gelang. Ebenso wurde die k.k. Marineinfanterie, in Erwartung der bevorstehenden italienischen<br />

Landungsversuche; an landungsgünstigen Stellen neu positioniert.<br />

Am Morgen des 19. Juli bis ca. 11 Uhr beschossen die Italiener die Werke entlang der Hafeneinfahrt wobei das FORT<br />

GEORG abermals unter schweren Beschuss kam.<br />

Als <strong>um</strong>10 Uhr vormittags die erwartete Verstärkung eintraf, gab Persano einen neuerlichen Befehl z<strong>um</strong> Angriff, <strong>um</strong><br />

LISSA endgültig einzunehmen. <strong>Die</strong> Übermittlung dieses Befehles dauerte jedoch so lange, dass die italienische Flotte<br />

erst gegen ½ 5 Uhr nachmittags aktiv werden konnte. Den Auftrag die Landung durchzuführen fiel Vizeadmiral<br />

ALBINI zu. <strong>Die</strong>ser beurteilte jedoch, dass der für die Landung ausgewählte Küstenabschnitt zu steil sei und außerdem<br />

zu raue See herrsche. Er suchte sich einen neuen Abschnitt für die Landung und als er das Signal dafür gab, war es<br />

bereits ½ 8 Uhr abends. Als die ersten Landungsboote Richtung Küste unterwegs waren feuerte ein Schwarm der 4. k.k.<br />

Marineinfanterie unterstützt durch ein Raketengeschütz auf die Landungstruppen, worauf diese sofort <strong>um</strong>kehrten. Um 8<br />

Uhr abends des 19. Juli zog sich die italienische Marine zurück.<br />

Bei der Besprechung auf der RE D´ITALIA wurde für den nächsten Tag die Entscheidung ins Auge gefasst. Mit der<br />

Panzerflotte wollte man endgültig den Widerstand im Hafen von SAN GIORGIO brechen und danach dort die Landung<br />

durchführen.<br />

Für die italienische Flotte begann an diesem Abend die Lage sehr kritisch zu werden.<br />

Wenn PERSANOS Berechnungen stimmten, war am 20. Juli mit Aktionen der k.k. Eskadre zu rechnen. PERSANO<br />

hatte eine schwierige Entscheidung zu treffen. Entweder hob er die Belagerung der Insel auf und fuhr zurück nach<br />

ANCONA, <strong>um</strong> die langsam zu Ende gehenden Vorräte an Munition und Kohlen aufzufüllen oder er suchte am nächsten<br />

Tag die Entscheidung gegen die Verteidiger, <strong>um</strong> LISSA endgültig einzunehmen.<br />

<strong>Die</strong> erste Möglichkeit war für Persano politisch nicht vertretbar, weil er mit seiner Nachricht an den Marineminister,<br />

dass die Insel bereits gefallen sei, gebunden war. Daher beschloss er zu bleiben und die Entscheidung zu suchen.<br />

Am Morgen des 20. Juli begannen die Italiener neuerlich mit Angriffen und Landungsversuchen auf LISSA. In<br />

Anbetracht der geringen Anzahl an Geschützen, die den Verteidigern geblieben waren, hatten die Italiener sehr reale<br />

Chancen, in Kürze die Entscheidung zu finden.<br />

Gegen 8 Uhr morgens, also unmittelbar nach Operationsbeginn der Italiener, kam durch ein Aufklärungsschiff die<br />

Nachricht „Verdächtige Schiffe in Sicht“.


4<br />

In dieser Situation wird dem italienischen Admiral der Ausspruch zugeschrieben: „Ecco i Pescatori – Siehe da, die<br />

Fischer.“<br />

Persano reagierte sofort und gab den Befehl: „<strong>Die</strong> entdeckten Schiffe sind feindliche. Klar Schiff z<strong>um</strong> Gefecht.“<br />

Er sandte sofort einen Avisodampfer, <strong>um</strong> der verstreuten italienischen Flotte die Befehle z<strong>um</strong> Abbruch der<br />

Landungsoperation und z<strong>um</strong> Sammeln in Kiellinie zu geben.<br />

D Rammkurs <strong>Lissa</strong><br />

Bereits am 17. Juli erhielt TEGETTHOFF von LISSA über ZADAR die ersten Nachrichten, über gesichtete italienische<br />

Aufklärungsschiffe. Am 18. Juli erreichte ihm die Nachricht über einen Angriff auf LISSA.<br />

Zu diesem Zeitpunkt dachte TEGETTHOFF, trotz der sich häufenden Telegramme, dass der Angriff auf LISSA ein<br />

Ablenkungsmanöver sei, <strong>um</strong> die österreichische Eskadre zu der weit im Süden gelegenen Insel zu locken.<br />

Währenddessen könnten die Italiener relativ bequem Aktionen gegen das Küstenland und die Inbesitznahme von<br />

TRIEST betreiben.<br />

Am Vormittag des 19. Juli trafen beim<br />

Eskadrekommandanten in POLA u. a. zwei weitere<br />

Nachrichten ein, die endgültig Klarheit schafften, dass der<br />

Angriff auf LISSA kein Scheinangriff war.<br />

Um ½ 11 Uhr a. m. berief TEGETTHOFF sämtliche<br />

Schiffskommandanten an Bord seines Flaggschiffes und teilte<br />

ihnen den Entschluss mit, LISSA zu Hilfe zu kommen.<br />

Zitat: „….Nun, meine Herren,…..Ihr Wunsch vor den Feind<br />

zu kommen, geht also in Erfüllung und ich glaube, es wird<br />

heiß zugehen. Ob wir zurückkommen oder wie wir<br />

<strong>Die</strong> Eskadre in POLA<br />

Mitte: Fregatte „Schwarzenberg,<br />

Links: „Ferdinad Max“<br />

Hinten: „Kaiser“<br />

zurückkommen, darüber lässt sich unter diesen Verhältnissen<br />

nichts sagen; aber von dem einen bin ich fest überzeugt, dass,<br />

wenn es uns schlecht gehen sollte, wir die Italiener doch so<br />

zudecken wollen, dass auch sie genug haben werden…..“<br />

Am 19. Juli <strong>um</strong> 11 Uhr a. m. lief die österreichische Eskadre aus PULA Richtung LISSA aus. <strong>Die</strong> drei Divisionen,<br />

angeführt von der I. Division der Panzerfregatten, bildeten jeweils einen Angriffswinkel, der die k.k. Eskadre in der<br />

Seeschlacht berühmt machen sollte.<br />

Der Morgen des 20. Juli stellte sich für die Österreicher denkbar schlecht dar. <strong>Die</strong> Sichtverhältnisse ließen keine<br />

Aufklärung der Küste von LISSA zu und der Wind verursachte einen so starken Seegang, dass die tief liegenden<br />

Panzerfregatten die Stückpforten dicht machen mussten und zu befürchten war, dass die leichten Kanonenboote die<br />

Artillerie gar nicht einsetzen konnten.<br />

TEGETTHOFF hatte mit der Jahreszeit Sommer gerechnet und aufklarende Wetterbedingungen erhofft. Er sollte damit<br />

recht behalten, denn gegen 9 Uhr begann sich der Himmel aufzuheitern.<br />

Um 10 Uhr erfolgte das Signal an die Schiffe die Mannschaften „schaffen“ zu lassen, was bedeutete, Essen und Wein<br />

auszugeben bevor die Schlacht begann. Ebenso wurden die Signale „Ausluger auf ihre Posten“, „Klar Schiff z<strong>um</strong><br />

Gefecht“ und „Distanz schließen“ gesetzt. Somit war die k.k. Eskadre gefechtsbereit.<br />

Um die gleiche Zeit beging auf der anderen Seite Admiral PERSANO den vermutlich schlachtentscheidenden Fehler.<br />

Er wechselte im letzten Augenblick sein Flaggschiff RE D`ITALIA mit dem nagelneuen Wunderschiff<br />

AFFONDATORE. War<strong>um</strong> PERSANO diese Entscheidung traf lässt sich nicht nachvollziehen. Vielleicht befahl ihm die<br />

Eitelkeit oder das Gefühl nach mehr Sicherheit auf dem modernsten Schiff seiner Flotte zu sein.<br />

Ein weiterer schwerer Fehler, der sich in die Reihe der Fehlentscheidungen aufnehmen lässt ist, dass der Admiral; und<br />

offensichtlich auch seine ganze verwunderte Umgebung ob dieser Entscheidung; vergaß, die Admiralsflagge auf den<br />

AFFONDATORE mitzunehmen. An Stelle dessen hisste man dort die Vizeadmiralsflagge.<br />

Nachdem die beiden Flotten sich in voller Fahrt auf 1 ½ Seemeilen genähert hatten, eröffneten die Italiener <strong>um</strong> ½ 11 a.<br />

m. Uhr das Feuer, welches erst Minuten später vom österreichischen Admiralsschiff erwidert wurde.<br />

Über die erste Gefechtshandlung ist im Kommandantenbericht der S.M. Panzerfregatte „KAISER MAX“ zu lesen:<br />

„….<strong>Die</strong> Feinde schossen zu früh und zu hoch, so dass, obwohl Kamin, Takelwerk, Boote, Deckschanzen und die<br />

Kajüten auf Deck beschädigt wurden, die Batterie doch unversehrt blieb… “<br />

TEGETTHOFF ließ das Signal „Den Feind rammen und z<strong>um</strong> Sinken bringen“ setzen und wählte genau jene Lücke als<br />

geeigneten Durchbruch in die feindlichen Linien, die durch den Wechsel PERSANOS auf den AFFONDATORE<br />

entstanden ist.<br />

Geführt vom Flaggenschiff ERZHERZOG FERDINAND MAX, brach die I. österreichische Division genau in diese<br />

Lücke und zwang damit der italienischen Seite die Initiative auf.<br />

Nach dem Durchbruch ließ TEGETTHOFF die Panzerdivision eilig nach Backbord drehen, <strong>um</strong> sie wieder ins Gefecht,<br />

in den Nahkampf, zu bringen. Bei dieser Art des Kampfes war es von Beginn an der Initiative der einzelnen<br />

Schiffskommandanten überlassen, den best möglichen Erfolg aus der Situation für das jeweilige Schiff herauszuholen.<br />

Denn eine klassische Führungsmöglichkeit wie bei im Fernkampf stattfindenden Gefechten gab es im Nahkampf nicht.


5<br />

Der erste Rammversuch wurde vom österreichischen<br />

Admiralsschiff, das von Linienschiffskapitän Max Freiherr von<br />

STERNECK kommandiert wurde, gegen die RE D `ITALIA<br />

durchgeführt, der aber ohne den gewünschten Erfolg blieb. Kurz<br />

darauf erfolgte der zweite Rammversuch gegen das italienische<br />

Panzerkanonenboot PALESTRO. Obwohl auch dieser Rammstoß<br />

nicht voll traf, war er derart heftig, dass von PALESTRO <strong>Teil</strong>e der<br />

Takelage mit einer riesigen Trikolore auf das Vorkastell der<br />

ERZHERZOG FERDINAND MAX vielen. Trotz Beschuss von<br />

PALESTRO stürzte der Steuermann NICOLO CARCOVICH auf<br />

das Vorkastell und barg diese italienische Trophäe.<br />

Gegen ½ 12 Uhr sollte dem österreichischen Admiralschiff<br />

schließlich der schlachtentscheidende „Stoß“ gelingen. Als plötzlich<br />

die Breitseite der RE D´ITALIA sich im rechten Winkel vor<br />

ERZHERZOG FERDINAND MAX befand reagierte von STERNECK sofort und befahl mit größtmöglicher<br />

Maschinenleistung auf die Mitte des Gegners zuzuhalten. Der Kommandant des RE D´ITALIA, der auf Grund eines<br />

Ruderschadens nur vor oder zurück konnte regierte in dieser Situation auch noch zu unentschlossen und so versetzte<br />

ihm das österreichische Admiralsschiff mit 4500t und 11 ½ Knoten den tödlichen Stoß. Das italienische Flaggschiff<br />

sank innerhalb von 2 ½ Minuten.<br />

<strong>Die</strong> Auswirkungen waren enorm. So wie sie auf österreichischer Seite Jubel und Begeisterung hervorriefen, bedeuteten<br />

sie auf italienischer Seite Schock, Verwirrung und Demotivation.<br />

Um 12 Uhr und 10 Minuten signalisierte TEGETTHOFF der Panzerdivision „Sammeln“. Als Admiral PERSANO, an<br />

Bord des AFFONDATORE, was jedoch auf Grund der fehlenden Admiralsflagge viele seiner Schiffskommandanten<br />

nicht wussten, dies verhindern wollte und das Signal z<strong>um</strong> neuerlichen Angriff gab, wurde diesem einfach nicht Folge<br />

geleistet. Erst als auf AFFONDATORE unaufhörlich weiter Signale hochgingen, begann man allmählich die Tatsache<br />

des kommandierenden Admirals auf diesem Schiff zu realisieren. Daraufhin begannen zwei!! Panzerfregatten (RE DI<br />

PORTOGALLO und PRINCIPE UMBERTO) diesem Befehl Folge zu leisten. Sie eröffneten ein heftiges aber<br />

ungefährliches Feuer auf die neu formierte k.k. Eskadre.<br />

Das SMS „Kaiser im Gefecht mit dem italienischem Schiff „ Re di Portogallo“<br />

PERSANO selbst schien gerade zu diesem Zeitpunkt nicht aufgeben zu wollen, obwohl er offensichtlich nicht ganz im<br />

Bilde über die Lage war. Seine Flotte schien ihn in Unordnung und er ließ diese neu Formieren, was bis ca 2 Uhr 15<br />

Minuten dauerte. Um 2 Uhr 30 Minuten erschütterte eine gewaltige Explosion die italienische Flotte. Das<br />

Panzerkanonenboot PALESTRO, das seit dem Nahkampf brannte, explodierte. Danach meldeten zwei weitere Schiffe<br />

durch Signal, dass sie ihren Posten nicht mehr halten können. Um 4 Uhr bemerkte PERSANO erst, dass RE D´ITALIA<br />

nicht mehr da war.<br />

<strong>Die</strong> italienische Flotte drehte in weiterer Folge und zeigte keine Ambition mehr, einen neuerlichen Kampf<br />

aufzunehmen.<br />

<strong>Die</strong> österreichische Eskadre blieb somit Herr des Schlachtfeldes.<br />

Um 6 Uhr abends lief auch die Panzerdivision TEGETTHOFFS in San GIORGIO di LISSA unter dem Jubel der<br />

Bevölkerung und der anderen Besatzungen ein.


6<br />

E <strong>Die</strong> politischen Konsequenzen aus der Seeschlacht bei <strong>Lissa</strong><br />

Mit der Seeschlacht bei LISSA wurde der Krieg mit Italien und Preußen beendet. Nach dem Waffenstillstand schloss<br />

Österreich am 23. August 1866 in PRAG den Frieden mit Preußen und am 3. Oktober 1866 in WIEN den Frieden mit<br />

Italien.<br />

Obwohl Österreich an der Südfront alle entscheidenden <strong>Schlachten</strong> gewonnen hatte (CUSTOZA und LISSA), war die<br />

Niederlage von KÖNIGGRÄTZ der, für die Friedensverhandlungen, bestimmende Faktor.<br />

Gegenüber Preußen musste der Kaiser der Auflösung des Deutschen Bundes zustimmen und für die Neugestaltung des<br />

Deutschen Reiches ohne Österreich sein Einverständnis geben. <strong>Die</strong>s bedeutete, dass deutsche Gebiete wie Holstein,<br />

Schleswig, Hanover, Hessen, Frankfurt, usw. an Preußen fielen und Österreich eine hohe Kriegsentschädigung zahlen<br />

musste.<br />

Das ursprüngliche politische Ziel der Italiener war, nach erfolgreichem Kampf gegen die österreichische Flotte eine der<br />

größeren eroberten dalmatinischen Inseln oder die Halbinsel Istrien gegen Südtirol einzutauschen. Da Italien diesen<br />

Erfolg aber nicht erreicht hatte, kann man es als unmittelbaren Erfolg der Seeschlacht von <strong>Lissa</strong> sehen, dass Südtirol bis<br />

1918 bei Österreich blieb.<br />

Dennoch musste Österreich an Italien Venedig und Venetien abtreten.<br />

Das Jahr 1866 kann durchaus als Schicksalsjahr für die Habsburgermonarchie genannt werden. Denn neben der<br />

militärischen Niederlage von KÖNIGGRÄTZ musste Österreich auch die politische Vorherrschaft in Mitteleuropa zu<br />

Gunsten von Preußen aufgeben.<br />

Bildmaterial: Militärhistorisches Muse<strong>um</strong> „Arsenal“ Wien, United States Naval Institut

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!