Ankern
Ankern
Ankern
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Serie SEEMANNSCHAFT von Skippi GÜ<br />
ANKERN, ein einfaches Manöver, bei dem man aber sehr viel falsch machen kann!<br />
Ein gemütlicher Segeltag neigt sich dem Ende zu. Heute hat der Skipper beschlossen, in einer idyllischen Bucht zu <strong>Ankern</strong>.<br />
Ein Blick in die Karte (der Skipper sucht die blauen Wassertiefen), und schon ist eine Bucht gefunden. Herrlich kein Mensch<br />
in dieser Bucht, was einen schon zum Denken anregen müßte.<br />
Wassertiefe 15Meter, also 45Meter Kette mit der elektrischen Winsch runter, Kühlschrank aus, Motor aus, Baden, Sonnen,<br />
Kochen und Schlafen. Leider kommt am Abend etwas Wind auf. Das Schiff spannt die Kette und immer wieder hört man ein<br />
Rumpeln an der Ankerwinsch. Nicht tragisch, beruhigt der Skipper. Das ist nur die Kette, die in der Ankerwinsch ruckt weil<br />
die Dünung zugenommen hat, und schenkt sich noch ein Achterl Rot ein. Beim Pinkeln am Vorschiff wundert sich ein BM<br />
nur, warum das Licht vom Restaurant am Ufer sich plötzlich bewegt, und teilt das dem Skipper mit. „Der Anker hält nicht -<br />
Anker lichten“- schallt es durch die finstere, ruhige Bucht. Ein neuerlicher Ankerversuch geht ebenfalls in die Binsen, und so<br />
entschließt sich der Skipper aus der Bucht auszulaufen, um in einer Nachtfahrt einen anderen sicheren Hafen zu finden.<br />
Natürlich war die „schei... Bucht, der tep..... Anker, der gsch..... Ankergrund und der hur..... Wind schuld daran, daß aus einer<br />
idyllischen Nacht vor Anker eine stressige Nachtfahrt wurde. Das muß nicht sein wenn man folgende Punkte beachtet.<br />
1. Auswahl der Ankerbucht<br />
Hierbei sollte der erste Blick des Skippers in seine Bibel (= Das Hafenhandbuch) fallen. Die meisten Ankerbuchten sind in den<br />
Hafenhandbüchern ausführlich beschrieben. Man findet dort:<br />
a) Die Ansteuerung der Bucht.<br />
b) Gegen Wind aus welchem Quadranten bietet die Bucht Schutz.<br />
c) Wie ist die Wassertiefe, und welcher Ankergrund ist vorhanden.<br />
d) Gibt es Hindernisse (Felsen, Kabel u.s.w) unter Wasser.<br />
e) Wie ist die Strömung in der Bucht<br />
Der zweite Blick sollte auf die Seekarte fallen, denn auch dort finden wir viele Informationen über Ankerbuchten wie:<br />
a) <strong>Ankern</strong> erlaubt oder <strong>Ankern</strong> verboten<br />
b) Wassertiefe und wie steil fällt das Ufer ab (Abstand der Schichtenlinien)<br />
c) Ankergrund und Hindernisse<br />
d) Strömungsrichtungen und -Stärken<br />
Zu guter letzt sollten wir uns noch mit dem Wetter und der Strömung beschäftigen, bevor die Wahl auf eine Ankerbucht fällt.<br />
Grundlagen für Strömungsänderungen und -Geschwindigkeiten finden wir auf Seekarten und im Strömungs- und<br />
Gezeitenatlas. Grundlagen für das Wetter finden wir durch Wetterkarten (vom Hafenamt oder über GPRS am Laptop),<br />
Wetterberichte (über Funk oder Navtex) und eigene Wetterbeobachtungen. Hierbei ist zu beachten:<br />
a) Bleibt die Windrichtung und Windstärke<br />
b) Windstärke in der Nacht zunehmend – dann: Mehr Kette stecken und/oder Verkatten, Ankerwache<br />
c) Ist mit einer Winddrehung zu rechnen – dann: andere Bucht oder Vermuren, Heckanker oder Landfeste, Ankerwache<br />
d) Ändert sich die Strömung – dann: Vermuren, Heckanker oder Landfeste, Ankerwache<br />
Wenn wir all das berücksichtigt haben, laufen wir in unsere Ankerbucht ein. Meistens liegen dort schon andere Schiffe und wir<br />
müssen uns einen Ankerplatz suchen.<br />
2. Auswahl des Ankerplatzes<br />
In erster Linie bestimmen Wassertiefe und Ankergrund die Platzwahl, da wir bei diesen beiden Faktoren von der Natur und<br />
von unserer Kettenlänge abhängig sind.. In zweiter Linie der Schwojradius anderer und des eigenen Schiffes.<br />
In langsamer Fahrt nähern wir uns dem geplanten Ankerplatz und lassen das Echolot nicht aus den Augen. Die Wassertiefe auf<br />
der wir <strong>Ankern</strong> wollen wird bestimmt durch unsere Kettenlänge und der Faustformel für Wassertiefe – Kettenlänge – Wetter:<br />
Sollten wir eine Ankertrosse mit mindestens 5Meter Kettenvorlauf haben so erhöht sich der Faktor auf das 5 bis 7-fache.<br />
Dass das Gewicht des Ankers, und der Querschnitt der Ankerkette den Vorschrift entsprechen, wollen wir einmal annehmen,<br />
außerdem können wir es nicht Ändern. .<br />
Kettenlänge bei keiner Wetteränderung = 3 X Wassertiefe<br />
Kettenlänge bei Wetteränderung = 5 X Wassertief<br />
Im Mittelmeer haben die meisten Schiffe 50Meter Ankerkette, was bedeutet, daß wir uns einen Ankerplatz mit ca. 10Meter<br />
Wassertiefe suchen sollten. Weniger ist besser, mehr ist schlecht, da wir ja maximal das fünffache der Wassertiefe stecken<br />
wollen (=50Meter). In der Südsee, mit den steil abfallenden Ufern zwischen Inseln und Atoll, kann es schon vorkommen dass<br />
wir auf einer Wassertiefe von 20Meter <strong>Ankern</strong> müssen. Dafür haben die Schiffe aber auch 100Meter Kette an Bord.<br />
Der Schwojradius ist ebenfalls maßgebend für die Auswahl des Ankerplatzes. Hier haben wir zumindest auf unserem Schiff<br />
Möglichkeiten, diesen bei Bedarf zu beeinflussen. Vermuren oder das Ausbringen eines Spreizankers verringern unseren<br />
Schwojradius.<br />
Bevor wir uns jetzt für einen Platz entschließen sollten wir noch beachten: Wo liegen VERMUTLICH die Anker der anderen<br />
Schiffe, damit wir keinen Kettensalat machen. Nachdem man auf Charterschiffen kaum geeignete Leinen zum Anbringen einer<br />
Trippleine findet, findet man auch kaum Ankerbojen. Es bleibt daher nur die Vermutung wo die anderen Anker liegen könnten,<br />
oder ein durch unser Motorgeräusch, aus dem Mittagsschlaf gestörter Skipper, einer vor Anker liegenden Jacht, zeigt uns grob<br />
die Richtung wo sein Anker liegt.<br />
Während der Suche nach einem Ankerplatz haben zwei BM (= Bordmitglieder = geschlechtsneutral) das Kommando erhalten:<br />
„ Klar machen zum <strong>Ankern</strong>“. Zwei BM benötigt man nicht zur Bedienung des Ankers, da tut´s auch Einer. Wer aber schon<br />
einmal vorne beim Ankerkasten war, weiß wie laut es dort ist. Das zweite BM hat daher die Verbindung zwischen BM am
Anker und dem Rudergänger sicherzustellen. Das Verbindungs-BM soll nicht auf die Knöpfe UP und DOWN drücken, und<br />
nicht in den Ankerkasten und auf die verdreckten Hände des BM am Anker starren.<br />
Die Winsch ist eingeschaltet falls wir den Anker wieder lichten müssen. (zum Fallen des Ankers benötigen wir keine<br />
elektrische Winsch). Die Fernbedienung liegt bereit (zum Anker lichten). Die Sicherung am Anker ist entfernt. Die Winsch<br />
wurde geöffnet (noch bevor der Anker über die Bugrolle gelegt wurde) und wieder von Hand geschlossen Die Teufelskralle ist<br />
zurück geklappt und kann nicht unbeabsichtigt in die Winsch eingreifen. Der Schaft liegt noch in der vordersten Rolle des<br />
Ankerspills, und die Flunken schlagen daher nicht an den Schiffsrumpf.<br />
Jetzt erfolgt die Rückmeldung: „Klar bei Anker“<br />
3. Das Manöver<br />
In langsamer Fahrt, gegen den Wind, nähern wir uns unserem geplanten Ankerplatz. Haben wir die 10Meter Linie erreicht,<br />
nimmt der Rudergänger durch kurze Gasschübe RETOUR die Fahrt aus dem Schiff. Kurze Gasschübe deshalb, da die meisten<br />
Schiffe dann kaum derrivieren. Wenn wir unseren Ankerplatz dabei ein wenig überlaufen, z.B. bis auf 8Meter Wassertiefe, ist<br />
das kein Malör, denn „Fallen Anker“ wollen wir sowieso erst wenn wir Fahrt Achteraus machen.<br />
Nachdem die Vorwärtsfahrt aus dem Schiff genommen wurde, legt der Rudergänger den Retourgang ein, und versucht in<br />
langsamer Achterausfahrt das Schiff im Wind zu halten. Erst wenn das Schiff Achterausfahrt macht erfolgt das Kommando des<br />
Rudergängers: „10Meter Wassertiefe – 30Meter Kette Stecken, Fallen Anker“! Das Verbindungs-BM gibt die<br />
Rückmeldung an den Rudergänger und gibt das Kommando an das Anker-BM mit folgendem Wortlaut weiter: „10Meter<br />
Wassertiefe – 30Meter Kette Stecken, Anker fällt“!<br />
Daraufhin wir die Winsch von Hand geöffnet und man läßt 10Meter Kette in einem Zug ausrauschen. Danach wird, wieder<br />
von Hand, während das Schiff langsam Achteraus fährt, Kette nachgesteckt. Nicht alle 20Meter auf ein mal, sondern auf zwei<br />
bis drei Mal (also immer zwischen 5 und 10Meter). Ein so gefahrenes Manöver verhindert, daß 20Meter Kette als Knäuel am<br />
Anker liegen, und die Kette immer leicht durchgesetzt bleibt. Ist die erforderliche Länge gesteckt, erfolgt die Rückmeldung an<br />
den Rudergänger. „30Meter Kette gesteckt“!<br />
Es wäre ein Irrglaube jetzt anzunehmen, daß der Anker hält. Derzeit liegt er irgendwie am Grund und 30Meter Kette liegen<br />
teils am Grund und hängen Teils vom Bug in Wasser. Der Anker muß jetzt festgefahren werden.. Mit dem Festfahren des<br />
Ankers sollte man erst dann beginnen, wenn Schiffsachse, und Kette ungefähr eine Linie bilden. Ist das nicht der Fall belasten<br />
wir das Bugspill in eine Richtung, für das es nicht gebaut wurde (z.B. 90° Winkel zwischen Kette und Schiffsachse). Ob Kette<br />
und Schiff sich in einer Linie befinden ist am Besten vom Vorschiff aus beurteilbar. Man läßt das Schiff in Ruhe ausschwojen,<br />
bei eingelegtem Retourgang. Wenn Kette und Schiff eine Linie bilden wir die Rückmeldung vom Vorschiff an den<br />
Rudergänger gegeben: „Kette ist gestreckt!“<br />
Jetzt gibt der Rudergänger, bei Ruder Mittschiffs, zumindest halbe Kraft zurück und gibt nach vorne das Kommando: „Fahre<br />
Anker fest!“ Dieses Kommando ist wichtig, damit das BM am Anker keine Hand und keinen Fuß zwischen Ankerkette und<br />
Schiff hat Schließlich wollen wir jetzt mit 8-10Tonnen retourfahren, während der Anker und die Kette das verhindern sollen.<br />
Jetzt GEDULD! Natürlich machen wir vorerst etwas Fahrt achteraus, bis die Kette wirklich gestreckt ist. Dadurch daß wir<br />
mindestens halbe Kraft zurück die Maschine laufen haben, entsteht auch eine Strömung am Vorschiff. Diese Strömung<br />
erweckt an der Ankerkette den Eindruck, daß der Anker durchs Wasser fährt. Am Besten beurteilt der Rudergänger selbst ob<br />
der Anker hält, und zwar durch Deckspeilungen. Wenn nach anfänglicher achterausfahrt das Schiff ein Knickserl macht, und<br />
das Land sich nicht mehr bewegt – hält der Anker. Es ist fast immer so, daß der Anker sich nicht an der Stelle eingräbt, wo er<br />
hingefallen ist, und meistens einige Meter über den Grund gezogen werden muß bis er hält.<br />
Wenn der Anker hält, läßt der Rudergänger weiterhin die Maschine mit halber Kraft zurück laufen, und überprüft den Anker.<br />
Hierzu legt er die flache Hand auf die Ankerkette. Ruckt die gespannte Kette, schliert der Anker. Der Anker muß dann<br />
gelichtet und das Manöver neu gefahren werden.<br />
Hält der Anker, so können wir die Maschine abstellen und den Kühlschrank ausschalten.<br />
Eine Tätigkeit beim Anker ist jetzt noch zu tun. Das Entlasten des Ankerspills. Das Ankerspill ist nicht dafür gebaut, das<br />
Rucken des Schiffes an der Ankerkette ständig aufzunehmen. Zur Entlastung benötigen wir eine Leine oder ein stärkeres<br />
Bändsel. Das eine Ende der Leine wird an einer Vorschiffklampe belegt, das freie Ende durch ein Kettenglied durchgeschoren,<br />
und unter Spannung ebenfalls auf der Vorschiffklampe belegt. Ist die Leine zu dick und geht durch die Kette nicht durch,<br />
verwendet man einen Schäckel. Jetzt sollte die Kette zwischen Winsch und jenem Kettenglied, wo die Leine eingeschoren<br />
wurde frei Durchhängen. Die Teufelskralle benötigt man jetzt auch nicht mehr, und vergisst daher beim Ankerlichten auch<br />
nicht sie wegzuklappen.<br />
Jetzt gehört nur mehr der Ankerball gesetzt. Ist keiner vorhanden eignet sich ein schwarzes Plastiksackerl mit Schutzwäsche<br />
gefüllt, als improvisierte Lösung.<br />
Dass wir bei einbrechender Dunkelheit das Ankerlicht einschalten ist ja selbstverständlich.<br />
Daß wir bei bevorstehender Wetteränderung eine Ankerwache einteilen ist auch selbstverständlich.<br />
Eine gemütliche Nacht vor Anker wünscht Euch – Skippi GÜ
TÄTIGKEIT<br />
RUDERGÄNGER<br />
Auswahl des Ankerplatzes<br />
nach : Wassertiefe , Grund,<br />
Schwojradius,Windrichtung,<br />
Strömung<br />
Platzwahl getroffen , langsame<br />
Fahrt 1-2 Kt gegen den Wind<br />
Richtung Ankerplatz, wenn Bug<br />
ausbricht – Bug mit kurzen<br />
Gasschub voraus ausrichten<br />
1 - 2 Schiffslängen vor<br />
geplanten Ankerplatz , Maschine<br />
Leerlauf. Schiff auslaufen<br />
lassen, Fahrt durch<br />
Retourschübe aus dem Schiff<br />
nehmen<br />
Retourgang eingelegt lassen,<br />
Schiff soll langsame Fahrt<br />
achteraus machen, Schiff im<br />
Wind halten<br />
langsame Fahrt achteraus, Schiff<br />
im Wind halten<br />
weiterhin Retourgang eingelegt<br />
lassen und versuchen Schiff im<br />
Wind zu halten, bis Meldung<br />
„Kette gestreckt“<br />
Halbe- Volle Kraft retour gegen<br />
den Anker Fahren ,<br />
Deckspeilung ob Schiff fährt<br />
Maschine Aus, Schwojradius<br />
beobachten , Ankerspill<br />
entlasten<br />
Ankerball / Ankerlicht /<br />
Ankerwache<br />
KOMMANDO TÄTIGKEIT<br />
CREW ( = 2 Mann )<br />
KLARMACHEN<br />
ZUM<br />
ANKERN<br />
Einteilung : "...."<br />
WASSERTIEFE<br />
5 METER<br />
25 METER<br />
KETTE<br />
STECKEN<br />
FALLEN<br />
ANKER<br />
FAHRE ANKER<br />
FEST<br />
SPILL<br />
ENTLASTEN<br />
Ankerwinsch einschalten , Anker<br />
angeschäkelt , Zurrung / Sicherung<br />
entfernt,<br />
Anker über die Bugrolle<br />
hinausgehoben an kurzer Kette<br />
Achtung Anker soll nicht<br />
schwingen = Beschädigung Bug.<br />
Ankerspill entsichert , klar zum<br />
händischen Fallen lassen<br />
1 Mann bedient Anker , 1 Mann<br />
übermittelt Kommandos zwischen<br />
Mann am Anker und Skipper<br />
5 Meter Kette in einem ausrauschen<br />
lassen, dann Kette langsam<br />
nachstecken, " Aussingen " der<br />
Kettenlänge<br />
bei befohlener Kettenlänge<br />
Ankerspill so fest anziehen , daß<br />
Kette unter Last nicht ausrauschen<br />
kann (Teufelskralle)<br />
wenn Kette und Längsachse des<br />
Schiffes ca. eine Linie bilden,<br />
Meldung<br />
Beobachten , wenn hält - Fühlen der<br />
Kette ob sie RUCKT - Meldung<br />
Winsch entlasten : mit Leine auf<br />
Klampe, Winsch ausschalten<br />
RÜCKMELDUNG<br />
ANKER IST KLAR<br />
WASSERTIEFE<br />
5 METER,<br />
25 METER KETTE<br />
STECKEN -ANKER<br />
FÄLLT<br />
10 METER , 15<br />
METER u.s.w.<br />
25 METER<br />
GESTECKT<br />
KETTE GESTRECKT<br />
ANKER HÄLT<br />
ANKER GESICHERT<br />
WINSCH AUS