N aturwissenschaftlich- technische Bildung- Für Mädclten keine ...
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78 Heidy Wienekamp-Suhr<br />
n<strong>aturwissenschaftlich</strong>/<strong>technische</strong>n Sektor, für den sich auch heute noch<br />
viele Mädchen nicht berufen bzw. talentiert fühlen. Mädchen und<br />
Jungen müssen deshalb gleichermaßen auf die <strong>technische</strong> Berufswelt<br />
durch die Schule vorbereitet werden. Erziehungsbedingte Barrieren<br />
bei den Mädchen dürfen nicht verstärkt, sondern müssen, insbesondere<br />
auch durch den n<strong>aturwissenschaftlich</strong>en Unterricht, abgebaut<br />
werden.<br />
Die Grunde für das Desinteresse an und den geringeren Erfolg der<br />
Mädchen in n<strong>aturwissenschaftlich</strong>en und <strong>technische</strong>n Fächern sind<br />
vielschichtig. Die Wurzeln sind sicherlich darin zu finden, daß den<br />
Frauen in der neuzeitlichen Geschichte unseres Kulturkreises der<br />
Zugang zu den Wissenschaften verwehrt wurde. Frauen, so die<br />
Ansicht vieler bedeutender Persönlichkeiten - sogar in der jüngeren<br />
Vergangenheit - seien für wissenschaftliche Arbeiten nicht geeignet.<br />
So behauptete z.B. Wilhelm Ostwald (1919, S. 418):<br />
"Es muß also rein objektiv der Schluß gezogen werden, daß die<br />
Frauen unserer Zeit, unabhllngig von Rasse und Nationalitllt,<br />
sich nicht ftir grundlegende wissenschaftliche Arbeiten eignen. "<br />
Den wesentlichen Grund hierfür sah er in der biologischen Funktion<br />
der Frau. Da sie Kinder gebären soll, bleibt <strong>keine</strong> Energie mehr übrig,<br />
um Großes in der Wissenschaft zu leisten. Friedrich Nietzsehe war<br />
sogar der Ansicht, daß<br />
"wenn ein Weib gelehne Neigungen hat, so ist gewlJhnlich etwas<br />
an ihrer Geschlechtlichkeit nicht in Ordnung. H<br />
Max Planck schloß sich dem Urteil an:<br />
"Amazonen sind auch auf geistigem Gebiet naturwidrig. nJ<br />
Wenn man die geschichtliche Entwicklung des Frauenstudiums in<br />
Deutschland betrachtet, muß man zu· der Erkenntnis gelangen, daß<br />
wohl kaum die biologische Funktion der Frau die Ursache für mangelnde<br />
n<strong>aturwissenschaftlich</strong>e <strong>Bildung</strong> der Frauen war. Ihnen ist erst<br />
seit Beginn dieses Jahrhunderts das Studium an einer Hochschule<br />
erlaubt. Lise Meitner, die 1907 ihre Zusammenarbeit mit Otto Hahn<br />
begann, durfte zu Beginn ihrer Tätigkeit das Gebäude nur über einen<br />
3 Zitiert nach: Millionen geborener Feinde. In: Der SPIEGEL Nr.20/1986,<br />
S.222