N aturwissenschaftlich- technische Bildung- Für Mädclten keine ...
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Vom Dilettantismus zur Emanzipation 29<br />
Wendepunkt der Mädchenerziehung von der Bewahrungs- zur Bewährungspädagogik.<br />
Gemessen daran, daß die bürgerlichen Töchter noch bis<br />
zum Ausgang des 19. Jahrhunderts in der Regel kaum über die Grenze<br />
ihres Wohnortes hinausgelangten, gingen diese Mädchen als gleichgesinnte<br />
Gruppe mit dem Rad auf "Entdeckungsreise". Sie wagten sich vor in bisher<br />
begrenzt gebliebene Räume, um sich dort zu bewähren.<br />
Ein Bericht über das Landerziehungsheim Gaienhofen kann die progressive<br />
Grundkonzeption verdeutlichen:<br />
"Weil wir es /Ur besonders wichtig halten, daß auch die, welche sich<br />
der großen Anstrengungen des Studiums unteniehen wollen, klJrperlieh<br />
krl1ftig bleiben oder werden, so wollen wir alles, was mlJglich<br />
ist, tun, ihnen die Ausbildung zum Abiturium im Landeniehungsheim<br />
zu ermlJglichen. Es wird dies auch zu eniehlicher Hinsicht von<br />
Wen sein, denn je charakterfester und reifer wir die Mlidchen in die<br />
HlJrsl1le entlassen, desto sicherer haben wir da/Ur Gewlihr, daß sie<br />
durch ihr Vertrauen beweisen, daß es eine berechtigte Forderung<br />
der Frauen ist, zu ernster wissenschaftlicher Arbeit zugelassen zu<br />
werden und daß sie nur dazu beitragen, den sittlichen Gehalt der<br />
studierenden Jugend zu heben. "5<br />
Ausgehend von der Kulturkritik und getragen von sozialem Gedankengut,<br />
blieb die Landerziehungsheimbewegung dennoch einer Elitenbildung verhaftet.<br />
Wie aus den Schülerinnenlisten bei den Berufsangaben der Väter zu<br />
entnehmen ist, kann ein Großteil der Mädchen dem gehobenen Bürgerstand<br />
zugerechnet werden, wo fortschrittliches Denken die Erziehung der<br />
aufwachsenden Generation bestimmte. Die Töchter kamen aus Arzt-,<br />
Anwalts-, Kaufmanns- und Gutsfamilien, wo die Schwächen des alten<br />
schulischen Paukbetriebes und Pennälertums erkannt und kritisiert worden<br />
sind. Diese bürgerlichen Familien strebten zu neuen Formen der Erziehung,<br />
die der Lebenswirklichkeit gemäß waren. Die bewußte Hinwendung<br />
zum Land und zum natürlichen Leben sollte ein Gegenpol sein zum dekadenten<br />
Großstadttreiben.<br />
Die Publikation der Fortschritte in der Mädchenbildung ist von enormer<br />
5 Hermann Lietz: Das 7. Jahr in Deutschen Landerziehungsheimen. Berlin 1905,<br />
S. 36