N aturwissenschaftlich- technische Bildung- Für Mädclten keine ...
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26 Ingrid Otto<br />
zu deren Begrifflichkeit auch die programmatische Vorstellung von der<br />
Koedukation gehörte. -<br />
Einerseits mag hier das gemeinsame Turnen die Emanzipationsbestrebungen<br />
gefördert haben, andererseits ist aber auch durch die Anwesenheit<br />
staatlicher Repräsentanten, wie etwa der Sanitätsräte (Illustriertentext) ein<br />
allgemeines nationales Interesse an der Volksgesundheit deutlich erkennbar.<br />
Die koedukativen Leibesübungen waren Teil der volkshygienisch<br />
orientierten Bestrebungen. Nicht zuletzt waren die Zielsetzungen der Leibesertüchtigung<br />
implizit auch auf eine positive Auswirkung des Bevölkerungswachstums<br />
gerichtet.<br />
Reichsschulinspektor Friedrich Gleim sprach sich in seinem 1912 veröffentlichten<br />
Vortrag über "Mädchenturnen, seine Geschichte und seine<br />
Einführung in allen Landschulen " aus diesem Grunde für das koedukative<br />
Turnen aus. Er forderte einen breiten Ausbau des Turnunterrichts, damit<br />
die Schule dazu beitrüge, " .. . daß ein gesundes und wehrkräftiges<br />
Geschlecht in unserem Vaterlande heranwächst." (Gleim, ebd., Hof, 1912,<br />
S.20).<br />
Sport ist Emanzipationsfaktor , denn meßbare Ergebnisse bringen objektive<br />
Erfolgserlebnisse. Beides bewirkt den Ansporn zu weiterer Leistungssteigerung.<br />
Leistung wurde in den Anfängen des Frauensports nach der Überwindung<br />
der "Schicklichkeitsbarrieren" als Maßstab anerkannt und in Vorführungen<br />
der Öffentlichkeit präsentiert; vor allem aber wurde die Distanz<br />
zur Leistung der Männer geringer. Frauen erhielten jedoch erstmals 1928<br />
in Amsterdam (anfangs in einigen, später in weiteren Disziplinen) den<br />
Zugang zu den Olympischen Spielen.<br />
Einen Einschnitt der weiblichen Leistungsfähigkeit und deren öffentliche<br />
Präsentation brachte die gegen Ende des 19. Jahrhunderts sich durchsetzende<br />
Fahrradbewegung. Das Rad verhalf den Menschen zu neuer Mobilität.<br />
Die Beherrschung der Radfahrtechnik bedurfte der Erlernung. In<br />
Großstädten wurden daher spezielle "Fahrschulen" eingerichtet. Die "Illustrirte<br />
Zeitung" berichtete 1896 über "Eine berliner Radfahrschule" .<br />
Aus heutiger Sicht betrachtet, wirkt dieses Bild nicht ohne Witz. Heutzutage<br />
erlernt jedes drei- bis füntjährige Kind, Rad zu fahren. Die Porträtierung<br />
von Zehme vermittelt fast hundert Jahre nach seiner Entstehung