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N aturwissenschaftlich- technische Bildung- Für Mädclten keine ...

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12 Ingrid Otto<br />

im Haus verbleiben konnte, so kamen dazu die Bestrebungen, sich über die<br />

Erwerbstätigkeit zu emanzipieren. Dieser Lern- und Entwicklungsprozeß<br />

zielte auf Selbstfindung und Persönlichkeitsbildung des weiblichen<br />

Geschlechts.<br />

Der Prozeß der Umorientierung hatte in der Kieler Kochschule begonnen,<br />

wenn auch die alten Verhaltensmuster nicht so schnell umzustrukturieren<br />

waren. Das zeigt sich auch an dem breiten Spektrum des Aufnahmenalters<br />

der Schülerinnen von 17 bis 28 Jahren, es verweist auf die fließend gewordene<br />

Norm. Das fortgeschrittene Alter ist Indiz für die Nachrangigkeit,<br />

daß es zunehmend Mädchen und Frauen gab, die mit der Verehelichung<br />

<strong>keine</strong>n Erfolg hatten. <strong>Für</strong> diese späten Mädchen sollte nun der Besuch der<br />

Kochschule - aufgrund der endlich abzusehenden Notwendigkeit - zu einer<br />

eigenen Erwerbstätigkeit führen. Der Erfolg des Instituts ist ablesbar an<br />

den steigenden Schülerinnenzahlen und -jahrgängen (von 1881 bis 1897<br />

besuchten 1063 Schülerinnen 65 Lehrgänge) und lag vor allem in seiner<br />

Ausrichtung auf die Vermittlung beruflich verwertbarer Qualifikationen.<br />

Die Kieler Kochschule konnte sich deshalb so erfolgreich auf dem<br />

Ausbildungsmarkt behaupten,<br />

- weil sie nach einem festen Lehrplan arbeitete, dessen Inhalte zeitentsprechend<br />

zusammengestellt waren;<br />

- weil sie mit der Spezialisierung der Hauswirtschaft auf das "Kochen"<br />

ein didaktisches Grundkonzept verfolgte;<br />

- weil sie aufgrund der hochwertigen Unterrichtung zu allgemein anerkannten<br />

Berechtigungen führte, die Voraussetzung für eine gehobene<br />

Erwerbstätigkeit waren.<br />

Die mit der Professionalität verbundene Verselbständigung der bürgerlichen<br />

Frauen war längst nicht allgemein erwünscht, denn sie stellte eine<br />

Rebellion gegen feste Normen dar. Die ersten Frauen im Beruf leisteten<br />

somit Pionierdienste, sie schafften die Hindernisse beiseite und trugen in<br />

hohem Maße zur Emanzipation bei. Schließlich wurde die Arbeitsmarktlage<br />

zu einem Bestimmungsfaktor der Ausbildung. Der Berliner Lette­<br />

Verein (gegründet 1865) wirkte in dieser Hinsicht beispielhaft.<br />

Der Unterricht erfolgte gründlich und praxisnah. Nachdem die ersten<br />

Absolventinnen von der Ausbildungsstätte in das Berufsleben eintraten,

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